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Mittwoch, 24. August 2011

Australien I: Von Darwin/Northern Territory bis Broome/Western Australia

Es ist mal wieder soweit: Australiens Westen, Neuseeland und ein bisschen Südsee stehen auf unserer Reisewunschliste. Wenn man mit dem Flugzeug unterwegs ist, dann sind 24 Stunden eine endlose Zeit. Selbst dann, wenn so ein Flug für 4 Stunden in Singapur zwecks Umsteigen unterbrochen wird. Doch alles hat einmal ein Ende und so kommen wir am 10.08. gegen 5.00 Uhr morgens in Australien, bzw. in Darwin, der 100.000 Einwohner zählenden Hauptstadt des Northern Territory an. Die Einreiseformalitäten gehen zügig voran und eine ¾ Stunde später sind alle Fluggäste abgefertigt und haben bereits ihr Gepäck. Die Wartehalle sieht aus wie ein einziger Schlafsaal und weil wir erst um 8.00 Uhr zur Mietstation können um den Camper abzuholen, würden wir uns am liebsten dazu legen.

Was wir natürlich nicht machen, wir schauen uns lieber die Aboriginal-Kunst direkt vor dem Flughafengebäude an und atmen so schon ein wenig australische Luft ein. Mit einem Frühstück können wir noch etwas Zeit verplempern und dann endlich ist es spät genug um mit einem Taxi zur Mietstation zu gelangen . Dort bekommen wir eine Einweisung in den Camper und fahren zum Grundeinkauf in einen Supermarkt. Da können wir uns dann gleich an die für uns unglaublich hohen Lebensmittelpreise gewöhnen. Ein Kilo Bananen 18,-- Dollar, ein hochwertiges Brot im Pfund 6,-- Dollar usw. (geteilt durch 1,3 ist der Europreis). Wir schlucken einmal kräftig und fahren dann sogleich die ersten 140 Kilometer auf dem Stuart Highway in den Mary River Nationalpark. Bernd hat sich schnell an den Linksverkehr gewöhnt, nur das Schalten mit der linken Hand will noch nicht so recht gelingen. Da ist es nur gut, dass der Verkehr schlagartig nachlässt, sobald das Stadtgebiet von Darwin hinter uns liegt. 40 Kilometer holprige Erdstraße sind noch zu bewältigen und dann haben wir unser Tagesziel, das Shady Camp am Mary River Dam erreicht, wo wir sogleich von dem lauten Geschnatter eines Blue-winged Kookaburras (Blauflügel - Liest) begrüßt werden. Was uns hierher lockt sind die Estuarine Crocodile (Leistenkrokodile), die in Australien auch Salties genannt werden. Sie können bis zu 10 Metern lang werden, sind die gefährlichsten Krokodile überhaupt und hier am Mary River soll es die größte Dichte der Welt geben. Wir werden nicht enttäuscht, bereits wenige Meter vom Camp entfernt weißt uns ein Warnschild darauf hin, dass hier Krokodile leben und dann sehen wir schon das erste, recht große Exemplar faul in der Sonne liegen. Auch im Wasser gleiten sie herum. Alleine dafür hat sich die Anreise heute schon gelohnt.

Herden von Wallabys (so werden hier alle kleineren Rassen der Kängurus genannt) grasen friedlich und gar nicht scheu auf den umliegenden Wiesen.

Den Sonnenuntergang genießen wir noch am Damm und dann machen wir uns schleunigst auf den Weg in den sicheren Camper, denn jetzt werden die Krokodile aktiv und wir wollen ja nicht zu Futter werden. Immer wieder fallen uns am Wegesrand die Kapokbäume (Baumwollbäume), die zwar noch ohne Blätter, aber schon voller gelber Blüten und grünen Fruchtkapseln sind auf. Wir besuchen den Fogg Dam, der im Moment wegen Krokodilwarnung nicht zu Fuß begangen werden darf. Vom Aussichtsturm aus sehen wir eine Menge Wasservögel der verschiedensten Arten, jedoch keine Krokodile. Schon sind wir wieder in Darwin, laden bei KEA überflüssigen Ballast aus dem Camper ab und suchen den Shady Glen Caravan Park auf. Dort erst räumen wir unseren Camper richtig ein. Da wir auf unserer Australienreise vor vier Jahren Darwin mehrmals tangiert haben und auch ausgiebig besichtigten, ist die Stadt diesmal einfach nur Übernachtungsort für uns.

Weiter auf dem Stuart Highway Richtung Süden sind die größten Erhebungen die Termitenhügel, die uns, besonders in der Nähe von Pine Creek, noch einmal aus dem Camper locken.

Wir erreichen den Nitmiluk Nationalpark und somit die Edith oder Leliyn Falls mit dem gleichnamigen Campingplatz. Obschon jetzt Winter (Trockenzeit) in Australien ist, wird es tagsüber sehr warm, denn noch sind wir ja oberhalb des Capricorns und somit in den Tropen. Die Wanderung zu dem oberen Fällen ist somit eine schweißtreibende Angelegenheit, wird jedoch mit schöner Aussicht belohnt.

Im Teich unterhalb der Fälle leben Süßwasserkrokodile (Freshies). Sie sollen für Menschen aber nicht gefährlich sein, da sie erstens viel kleiner als die Salties sind und zweitens eine längere und schmälere Schnauze haben und so kann man sich im Wasser erfrischen. Da uns aber schon auf dem Weg dorthin eine Babyschlange begegnet, ist unsere Lust auf schwimmen sehr gering (vielleicht ist Mutti ja nicht weit weg). Da schauen wir lieber den grünen Papageien in den Baumwipfeln zu.

In Katherine, die mit ca. 12.000 Einwohnern drittgrößte Stadt des Northern Territory, decken wir uns noch einmal mit Benzin und Lebensmitteln ein, da dies die letzte größere Stadt für Tage sein wird. Wir besuchen den Gregory NP und verkochen schon einmal unsere frischen Lebensmittel, da wir sie später nicht mit nach Western Australia nehmen dürfen.

Im Keep River NP fällt uns besonders die trotz der Trockenzeit in voller Blüte stehende Kimberley-Heide auf.

Die dann auch gleich Nahrungsgrundlage für irgendwelche Raupen ist.

Wir übernachten im Nationalpark, da wir von hier ein paar Wanderungen machen wollen. Wie so oft auf diesen Pfaden kriecht uns als erstes eine Schlange über den Weg, die sich aber sofort ins Grasland davonmacht. Irgendwie habe ich das gar nicht gern, denn die giftigsten Schlangen sind nun mal in Australien beheimatet. Nach dem ersten Schreck gehen wir beherzt weiter und genießen den Rundweg durch die bizarren Felsformationen.

Da im Sommer (Regenzeit) tieferliegende Gegenden oft überschwemmt sind, mussten sich die Aboriginals unter solchen Felsvorsprüngen Schutz suchen. Die Felsmalereien zeugen heute noch davon.

Die Jagdmethoden waren auch recht einfach. Man versteckte sich in solch einem Unterstand mit einem Lockmittel und wartete darauf, dass sich ein Greifvogel darauf nieder ließ um ihn dann nach unten zu ziehen.

An den Wasserstellen tummeln sich die Wasservögel. Hier zwei Jesus Birds (Kammblatthühnchen).

Nur wenige Monate nach unserer Madagaskar-Reise dürfen wir feststellen, dass es auch in Australien Baobab Bäume gibt, die denen in Madagaskar um nichts nachstehen. Nur das sie hier eben noch ohne Blätter sind.

Jetzt haben wir Western Australia, den mit 2,5 Millionen qkm größten Bundesstaat Australiens erreicht. Hier leben gerade mal 1,9 Millionen Einwohner und davon 1,4 Millionen in Perth. Es ist das Bundesland Australiens was wir als einziges noch nicht kennen, weil uns vor vier Jahren die Zeit dafür nicht mehr reichte. Damit Fruchtfliegen und andere Schädlinge den Staat nicht bevölkern ist es verboten Obst, Gemüse, Pflanzen, Samen, Honig und Nüsse mit sich zu führen. Am Kontrollpunkt kommen sie dann in den Camper, finden unsere kärglichen Reste an Knoblauch, Zwiebeln und Möhren. Das wandert dann alles in eine Mülltonne. Was uns bei den horrenden Preisen für Lebensmitteln in der Seele weh tut. Da ist die tolle Aussicht im Pool des Campingplatzes am Lake Argyle ein schwacher Trost dafür, dass wir nun für eine!! Tomate 1,20 Dollar zahlen sollen (da haben wir lieber gleich darauf verzichtet).

In Kununurra liegt der Campingplatz am gleichnamigen See.
In den Abendstunden sehen wir direkt am Bootssteg die Freshies auf Nahrungssuche. Bequemer geht es nicht mehr.

Wir kaufen uns einen Nationalparkpass für 30 Tage und besuchen den Mirima NP, der auch gerne klein Bungle Bungle genannt wird. Bungle Bungle ist für uns nicht erreichbar, da dort nur Vierradgetriebene-Fahrzeuge erlaubt sind oder man mit dem Flugzeug dorthin gelangt. So muss uns eben klein Bungle Bungle reichen. Doch das ist auch ganz nett.

Etwas merkwürdig finden wir dagegen die vielen bunten Plastikblumen auf den Gräbern.
Den Abstecher nach Wyndham, der nördlichsten Stadt Westaustraliens hätten wir uns getrost sparen können. Die einzige Sehenswürdigkeit des 800 Einwohner zählenden Hafenortes ist das 20 Meter lange Krokodil.
Wenn man mal von den Mudskippers (Schlammspringern) absieht. Der Crocodile Lookout, von dem man angeblich riesige Salties sehen soll, die in früheren Jahren mit den Abfällen einer mittlerweile geschlossenen Fleischfabrik gefüttert wurden, jedenfalls ist den Hafenanlagen zum Opfer gefallen und vom Five River Lookout sieht man auch nur noch noch genau die hässliche Umgebung, die wir vorher wegen des Crocodile Lookout rauf und runter durchkreist haben.
Da war es schon wesentlich netter an der Parry Lagoon Nature Reserve, auch wenn dahin ein grässlicher Staubweg führte, bei dem sogar unsere Gaswarnanlage im Camper verrückt spielte.
An der Lagune gibt es einen schattigen Beobachtungsstand von dem aus wir in aller Ruhe die bunte Wasservogelwelt bewundern können. Hier zu sehen sind Brolgakraniche.
Wir kommen nur noch 100 Kilometer auf dem Northern Highway weiter, dann übernachten wir wegen beginnender Dunkelheit auf einem namenlosen 24Stunden Parkplatz. Diese Parkplätze sind eine besondere Einrichtung in Westaustralien, da es bei den großen Entfernungen für die Reisenden oft keine anderen Möglichkeiten mehr gibt. Sie haben immer Toiletten und Grillstellen, ansonsten aber keine weiteren Einrichtungen.

Nach 320 weiteren Kilometern sind wir in Halls Creek. Dieses 1.300 Einwohner große Kaff hat drei Tankstellen (davon war bei Zweien der Diesel ausgegangen), eine Touristeninformation, Post und Supermarkt (oder was sich als solcher bezeichnet) und eine China Wall. Die 6 Meter hohe Mauer aus hellem Quarz, die durch Regen und Erosion entstanden ist, sieht von Ferne wirklich ein bisschen wie die Chinesische Mauer aus.

Weitere 190 Kilometer nur durch Landschaft übernachten wir auf dem schön gelegenen 24Stunden Parkplatz Ngumpan Cliff.

Die Galahs (Schnatterkakadus) machen ihrem Namen alle Ehre und wecken uns aus unserem Schlaf. + Über Fitzroy Crossing fahren wir in den Geikie Gorge NP. Dort werden Bootstouren auf dem Fitzroy River angeboten, damit man die dort lebenden Freshies zu Gesicht bekommt. Etwas anstrengender ist die Wanderung in die Schlucht, für die wir uns entscheiden. Außer den markanten Felswänden machen uns auch die Freshies viel Freude. Im Park selber dürfen wir nicht übernachten, deshalb müssen wir zurück nach Fitzroy Crossing und dort auf den Campingplatz.
Nun spielen wir ein bisschen verrückt. Irgendwie braucht Bernd jetzt eine besondere Herausforderung. Fast immer nur Asphaltstraße kann doch jeder. Wir fahren 74 Kilometer üble Piste Richtung Tunnel Creek NP. Ist ja alles auch ok. bis auf drei Furt-Durchfahrungen, bei denen wir weder die Tiefe noch die Beschaffenheit des Untergrundes abschätzen können. Das geht dann gerade noch mal gut, obwohl wir einmal Mittendrin fast steckenbleiben. War wohl doch nicht so eine gute Idee, es stand ja nicht umsonst auf dem Schild Allrad empfohlen. Wir sind heilfroh, als wir dann am Tunnel Creek ankommen. Bei der 750 Meter langen Durchschreitung des Tunnels, teils auf Sand, teils durch hüfthohes Wasser konnte Bernd dann wieder abkühlen.
Der Tunnel ist Heimat von Fledermäusen. In der Mitte ist die Decke eingestürzt und es kommt Tageslicht hinein. So kann man die Tropfsteine gut erkennen.
Nochmals 35 Kilometer weiter, diesmal ohne Furten sind wir im Windjana Gorge NP angelangt. Die Sonne wird bald untergehen und so machen wir uns direkt auf den Weg.
Wunderschön spiegeln sich die Felsen im Lennard River, der hier auf einer Länge von 3,5 Kilometern eine Schlucht mit Steilwänden von bis zu 100 Metern geschaffen hat.

Die Hauptattraktion aber sind natürlich die Freshies. Die gibt es hier reichlich und dieses Prachtexemplar liegt mal gerade 3 Meter von uns entfernt im Sand.

Schwärme von Little Corellas (Nacktaugenkakadus) fallen laut schreiend auf ihren Schlafbäumen ein. Auch wir begeben uns auf dem wunderschönen Naturcampingplatz zur Ruhe.

Die nächsten 150 Kilometer sind teils Erdstraße, teils Asphalt und ab und an sogar nur einspurig. Gut das es wenig Autoverkehr gibt. Manchmal kommt es uns so vor, als ob außer Touristen (meistens sogar Australier) keine anderen Fahrzeuge unterwegs sind. Wie auch bei der dünnen Besiedlung? In Derby gibt es eine denkwürdige Sehenswürdigkeit, den Prison Tree. Dabei handelt es sich um einen 1.000 Jahre alten Baobab Baum. Der ist von Innen hohl und hat einen Durchmesser von 14 Metern. In früheren Zeiten wurden dort die Aboriginal Gefangenen eingepfercht, wenn sie auf dem Weg ins Gefängnis nach Derby eine Übernachtungsstation brauchten. Heute ist der Baum Mahnmal zum Gedenken an das an den Ureinwohnern begangenen Unrecht.
Jetzt sind wir in Broome, der 14.000 Einwohner zählenden Hauptstadt des tropischen Nordwesten, multiethnisches Zentrum von Ureinwohnern, Chinesen, Japanern, Malaien, Indonesiern und Europäern angekommen. Broome ist bei den Australiern als Urlaubsort sehr beliebt und dementsprechend quirlig und voll. Wir bekommen gerade noch einen der letzten Stellplätze auf dem Roebuck Bay Caravan Park, der sehr schön an gleichnamigen Bucht gelegen ist. Trotz der vielen Camper marschiert ein kleiner Waran? in aller Seelenruhe über den Platz.

Am Cable Beach tummeln sich die Sonnenanbeter.

Broome hat seinen Reichtum durch Zuchtperlen erworben. 200 Millionen Dollar Umsatz sind schon eine stolze Summe. Wobei die Methoden sich natürlich verfeinert haben und diese Geräte nur noch Museumsstücke sind.

Die China-Town ist ein beliebter Touristentreffpunkt. Früher nur Umschlagplatz für Perlen und Heimat der Billardstuben, finden sich hier heute kleine Geschäfte und Restaurants.
Wir bleiben 2 Nächte in Broome um allerlei zu erledigen und endlich auch mal eine Internetverbindung zu bekommen. Dann ist uns auch irgendwie unser vorderes Nummernschild abhanden gekommen. Laut KEA braucht es 14 Tage bis wir ein neues haben und das können wir uns dann in Perth abholen. Mal sehen ob uns das nicht irgendwann mal Ärger einbringt.