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Donnerstag, 28. April 2011

Madagaskar VI – Nosy Boraha (Ile -Ste. Marie), Nosy Nato -

Der indische Ozean meinte es gut mit uns, die Überfahrt nach Nosy Boraha oder Ile Ste. Marie, wie die Insel auch Jahre nach dem Ende der französischen Kolonialzeit (1960) immer noch genannt wird , war ruhig und nach gut einer Stunde legten wir im winzigen Hafen von Ambodifotatra (am Fuße des Baumes Fotatra), einem uninteressanten Nest das sich Inselhauptstadt nennt, an. Die Insel ist 200 km² groß und hat ungefähr 20.000 Einwohner, die sich Hauptsächlich aus den Stämmen der Merina und der Sakalava zusammensetzten.
Wir verteilten uns, auch schon wegen des vielen Gepäcks, auf drei Taxis und alleine die Taxifahrt war schon ein Erlebnis für sich. Im Innenraum unseres Taxis gab es keinerlei überflüssige Dinge, wie z. B. Türverkleidungen und ähnliches. Gestartet wurde mit kurzgeschlossenen Zündkabeln. Dann fuhren wir erst einmal zur Tankstelle, wo genau 3 Liter !!! Benzin getankt wurden. Dann gab unser Taxifahrer Gas, wollte er doch die vorausfahrenden wieder einholen, was nur unter Lebensgefahr für alle auf der Straße befindlichen Personen, Fahrräder, Tiere usw. möglich war und von uns reden wir erst gar nicht. Kaum aus dem Gewimmel der Hauptstadt heraus wurde der Fahrer nervös und schaute immer wieder nach hinten, offensichtlich hatte sich ein Hinterrad gelockert, was nun erst einmal angezogen werden musste. Um an den Schraubschlüssel zu kommen, warf er unser sämtliches Gepäck aus dem Kofferraum auf die Straße und insgeheim sagten wir dem Gepäck schon auf Wiedersehen. Unsere Bedenken waren aber unbegründet und der Schraubschlüssel nun sicherheitshalber griffbereit verstaut. Die Straße war nach einer Weile nicht mehr geteert, sondern recht unregelmäßig gepflastert. Was dem Hinterrad dann wiederum nicht gut tat und so gab es einen erneuten Stopp. Diesmal aber an leicht abschüssiger Strecke. Wegen der defekten Handbremse rollte das Auto nun rückwärts, doch man weiß sich ja zu helfen. Zwei Pflastersteine wurden aus der Straße gerissen (bei den vielen fehlenden kommt es ja auf einen mehr oder weniger sowieso nicht an) und hinter die Räder gelegt. Jetzt konnte das Hinterrad wieder angezogen werden und wir die Fahrt fortsetzen. Endlich war eines der vorausfahrenden Taxis in Sicht, aber nur deshalb weil es stand. Der Fahrer mit Barbara und Georg im Innenraum musste die Zündkerzen reinigen. Unser Fahrer freute sich wie ein Schneekönig und fuhr lachend und winkend am seinem Kollegen vorbei. Weit kamen wir aber nicht, denn an einer kleinen Anhöhe hatten wir zu wenig Schwung, also mussten wir rückwärts rollen und nochmals Anlauf nehmen und wirklich im Schritttempo wurde dann der Anstieg bewältigt. Wen wundert es also, dass für eine Fahrstrecke von 10 Kilometern eine ¾ Stunde wirklich nicht zu knapp berechnet ist und wir kaum noch einen Blick für unsere Umgebung übrig hatten, sondern nur noch hofften irgendwie anzukommen.
Ergeben in unser Schicksal erwarteten wir nicht mehr viel und waren um so überraschter als wir die Anlage La Crique am gleichnamigen Strand erreichten.
Gelegen in einer Art Parklandschaft mit direktem Zugang zum Meer und einem herrlichen Sandstrand standen unsere Bungalows. Wir waren nicht mehr zu halten und verstauten schnell unsere Sachen um dann in das wunderbar warme Wasser zu springen.
Auch von oben sah es immer noch traumhaft aus und so einsam blieb es auch die ganze Zeit während unseres 17-tägigen Aufenthaltes hier.
Lediglich mit den Hunden mussten wir uns unsere Liegestühle teilen.
Besuch von allerlei Getier hatten wir dann auch gleich. Diese Echse hat sich uns zwar nicht namentlich vorgestellt, aber doch immerhin fast jeden Tag Gesellschaft geleistet.
Wie wir es schon gewohnt sind, Strom gibt es nur zu bestimmten Zeiten über Generator und ab 22.00 Uhr sowieso nicht mehr. Das ist leider etwas ungünstig wenn man in der Nacht mal raus muss. Doch wir hatten ja eine Taschenlampe dabei und für alle Fälle stand eine Kerze und Streichhölzer auf dem Nachttisch. So konnten wir vereinzelte Kakerlaken durchs Zimmer flitzen sehen, gleich verfolgt von ihren Feinden den Geckos. Wohlgemerkt die Bungalows sind in traditioneller Bauweise errichtet, es gibt keine Fensterscheiben und es lässt sich überhaupt nicht vermeiden, dass noch weitere Bewohner die Räume nutzen. Wir sind da auch gar nicht empfindlich und unser Bett wird ja von einem gut schließenden Moskitonetz umhüllt. Welches uns darauf hoffen ließ die anderen Bewohner von unserem Schlaf fern zu halten.
Wir wünschten dem grünen (Abbildung stark vergrößert)
und braunen Gecko eine gute Nacht und viel Erfolg bei der Jagd.
Ein Gärtner rief uns und zeigte uns voller Stolz eine Leioheterodon madagascariensis (auf madagassisch Bibylàva, langes Tier), die seelenruhig in der Nähe eines der Bungaloweingänge lag und sich sonnte. Wer mein gespanntes Verhältnis zu Schlangen kennt, weiß dass es nun mit meiner Ruhe vorbei war. Obschon es in Madagaskar keine für den Menschen giftigen Schlangen gibt, das liebe Tierchen tagaktiv ist und nützlich bei der Schädlingsbekämpfung, blieben ab sofort in der Nacht, trotzt größter Hitze, alle Türen und Fenster fest verschlossen und beim abendlichen Gang zum Restaurant wurde erst mal gründlich mit der Taschenlampe der Weg ausgeleuchtet bevor ich dann schnellen Schrittes weiter eilte. Manchmal sahen wir die Bibylàva ein paar Tage nicht und dann war sie wieder da. Wir mussten uns mit ihrer Gesellschaft abfinden, zum Paradies gehört eben eine Schlange.
Nach drei Tagen war unsere Reise offiziell zu Ende. Rosi, Helmut, Knut und Georg Sch. verabschiedeten sich und Georg, Barbara, Bernd und ich hatten nun die nächsten 14 Tage (mal abgesehen von wechselweise 2 – 6 weiteren Gästen) die Anlage für uns. Es gab nichts zu tun und trotzdem hatten wir keinerlei Langeweile. Wir verbrachten unsere Zeit mit sonnen, schwimmen, schnorcheln, lesen, Tagebuch nachschreiben, Bilder auswerten, Massagen und warten auf das Abendessen. Was auch hier immer von besonderer Güte war. Avocados mit Zucker und viel Vanille ergeben einen köstlichen Nachtisch, von Papayas kann man Suppe kochen und endlich lernten wir auch die Vielfalt der Brotbaumfrucht kennen: Von Püree über Chips bis Kuchen für alles ist diese Frucht zu gebrauchen und immer wieder lecker.

Am Fang des Tages

konnten wir schon am Nachmittag sehen, auf was wir uns des Abends freuen dürfen.

Nur dieser Geselle, der hochgiftige Steinfisch, gefangen noch im Flachwasserbereich und direkt vor unseren Augen , machte uns ein wenig Sorgen. Von da an wussten wir, ohne Badeschuhe gehen wir besser nicht mehr ins Wasser.

Die Unterwasserwelt war bunt

und Artenreich.
Wir brauchten kein Boot, sondern mit wenigen Schwimmzügen war das Riff erreicht und ließ uns teilhaben an seinem Leben.
Seeigel mit besonders langen Stacheln, große Muscheln und
gestreifte Fische waren eindeutig in der Überzahl
und sogar eine Seeschlange gab es zu entdecken.
Kurz vor Reiseende packte uns doch noch das schlechte Gewissen. Sollten wir so lange hier gewesen sein , ohne uns wenigstens noch ein wenig von der Insel angesehen zu haben? Also mieteten wir uns für einen Tag ein Taxi. Wir baten Mark, den Hotelbesitzer ausdrücklich um ein funktionierendes Exemplar. Wer wollte uns das verdenken? Mark zuckte nur mit den Schultern und versprach sein Bestes zu geben. Das Taxi war dann auch einigermaßen und allemal bequemer als der Familientransporter a la Madagaskar.
An einem kleinen Wasserfall machten wir den ersten Stopp. Auch auf Nosy Boraha sind die Dörfer nicht unbedingt mit Wasserleitungen versorgt und so muss der Wasserfall eben zur Körperpflege und zum Wäschewaschen herhalten.
Wir fuhren Richtung Süden, vorbei an Ambodifotatra (der Ort hat außer einem kleinen Supermarkt absolut nichts zu bieten, nicht einmal einen vernünftigen Obst- und Gemüsemarkt), über einen schon recht mitgenommenen Damm konnten wir noch einen Blick auf die Ilot Madame werfen, ehe wir an teuren Luxushotelanlagen vorüber fuhren und dann den winzigen Flughafen passierten.
Irgendwann war das Ende der Straße erreicht und wir mussten mit einem Boot die kurze Strecke nach Nosy Nato übersetzen. Das Wasser war klar und flach. Wir hätten genauso gut rüber laufen oder schwimmen können, wenn nicht unsere Rucksäcke gewesen wären.
Wir wanderten am Meer entlang bis wir den wahrscheinlich schönsten Strandabschnitt gefunden hatten um zu baden und Muscheln zu sammeln. Machen wir das eigentlich nicht schon die ganze Zeit?

Wir finden ein seltsames Gebilde und Barbara und Georg erklären uns, dass es sich um das Gerüst einer Seespinne handelt. Schade das wir es nicht mit nach Hause nehmen können!

Ein Harpunist mit seiner Beute kommt uns entgegen und für ihn sind die Papageienfische eben auch nur Nahrung.
Es soll hier irgendwo einen Leuchtturm geben und ein vorbei kommender Mann bietet sich an uns hin zu führen. Dazu müssen wir ein paar Reisfelder durchqueren und der Matsch quietscht nur so unter unseren Füßen, was ein ausgesprochen unangenehmes Gefühl ist. Wir erklettern pustend und schwitzend eine Anhöhe empor und befinden uns auf dem Gelände des Leuchtturms. Zugegeben die Anlage ist recht gepflegt, dafür der Leuchtturm weniger. Hatte ich schon erwähnt, dass Nosy Boraha eine Pirateninsel war? Und zwar der größte Piratenstützpunkt weltweit, mit teilweise bis zu 1.500 Piraten gleichzeitig. Viele der Piraten haben sich mit der einheimischen Bevölkerung vermischt und so einem Nachfahren der Piraten fallen wir gerade jetzt in die Hände. Er legt uns ein Buch vor in das wir uns eintragen sollen und dann will er 10.000 Ariarys je Paar Gebühr, für was auch immer. Für uns sind das 3,50 Euro, für die Madagassen der Lohn für 5 Tage Arbeit. Zuerst wollen wir debattieren, doch wie macht man das ohne ausreichende Sprachkenntnisse? Zähneknirschend zahlen wir, dafür dürften wir jetzt auch kostenfrei, wie der Mann betont, den Leuchtturm besteigen. Worauf wir dann großzügig verzichten.

Wir gehen zurück zum Strand und treffen an einer fast leeren Hotelanlage sogar noch auf ein paar zahme Varis, die wir hier gar nicht mehr erwartet hätten und die wahrscheinlich nur für die Touristen gehalten werden.

Der Bootsführer hat auf uns gewartet und rudert uns auf die andere Seite. Wir wecken unseren Taxifahrer auf und machen uns auf den Rückweg. Die Löcher in der Straße hat zwischenzeitlich auch keiner gefüllt und so fahren wir im Schritttempo voran. Bis wir wieder kurz vor dem Damm am Kassenhäuschen zum Piratenfriedhof stehen. Der Piratenfriedhof ist ein angebliches Muss beim Inselbesuch und so gehen wir mit einem Führer (er spricht ein ziemlich genuscheltes Englisch) die 800 Meter entlang einer Dorfstraße bis zu einem Steg aus wackeligen Steinen. Bei Flut bringt ein Kahn die Leute hinüber, doch im Moment ist Ebbe und so gehen wir vorsichtig Stein für Stein über den Damm. Der Führer hat sogar eine Sicherheitsnadel für mich, damit ich meinen Rock hochbinden kann, dass ist ja mal richtig weitsichtig gedacht. Er erklärt mir lachend, dass er eine Frau habe und somit das Problem mit den Röcken kennt. Der Piratenfriedhof gibt nicht viel her. Ein paar schiefe Grabsteine, ein paar verwitterte Inschriften. Laut unserem Führer sind die meisten hier an Malaria gestorben. Einer wurde umgebracht und auf seinem Grab steht wir sollen für ihn weinen. Zum Weinen ist uns auch zu Mute wenn wir in dieser Hitze an den Rückweg denken. Lediglich die schöne Aussicht von hier oben auf die Bucht entschädigt uns etwas.

Wir eilen unserem Taxi entgegen, froh den Wackeldamm hinter uns zu haben und um einige Mückenstiche reicher. Wie war das noch? Die meisten Piraten sind an Malaria gestorben. Gut das wir schon die ganze Zeit eine Prophylaxe einnehmen.

Zurück in La Crique wissen wir jetzt, dass wir bisher nichts verpasst haben und die ganze Zeit schon am schönsten Ort der Insel waren.

Stolz präsentiert die Tochter von Touristen aus Südafrika uns ihren in der Zwischenzeit geangelten Thunfisch, der morgen Abend dann wohl das Abendessen bereichern wird.

Bernd und ich hatten immer abwechselnd jeden Tag eine Massage und Julienne, die kleine aber überaus kräftige Masseurin war richtig traurig als wir abfuhren. Sie hatte wohl selten so viel zu tun und außerdem konnte sie noch die verschiedensten Gewürze an uns verkaufen, denn ohne Vanille und Co. können wir ja Madagaskar nicht verlassen.
Ein letzter Sonnenuntergang.
Dann war es soweit, denn auch die schönste Zeit geht einmal zu Ende und so brachen wir bei strömendem Regen auf zum Flughafen von Nosy Borah. Wir hatten ja schon einige Horrorgeschichten über die Unpünktlichkeit von Air Madagaskar gehört, aber wie um uns das Gegenteil zu beweisen, flogen wir nicht mit Verspätung sondern sage und schreibe 50 Minuten zu früh ab. So etwas haben wir auch noch nicht erlebt.
Bei unserer Ankunft in Antananarivo stand schon ein Fahrer bereit der uns ins Sifaka Hotel brachte, von wo am gleichen Abend noch Barbara und Georg zurück zum Flughafen und mit Air France nach Hause flogen. Unsere Maschine von Corsair flog erst am nächsten Morgen um 12.45 Uhr und nach 12 Stunden Flugzeit waren wir pünktlich um 22.45 in Paris-Orly. Wir übernachteten wieder im Ibis Hotel und nach dem Frühstück setzte sich Bernd mit ein wenig Herzklopfen in ein Taxi. Er hatte unser Auto einfach in einer Straße in Orly geparkt und hoffte nun, dass es nach 6 Wochen auch immer noch dastand. Welch eine Freude, das Auto war da und sprang auch direkt an. So stand dann unser Heimfahrt nichts mehr im Wege.
Zu Hause waren die Magnolien schon fast verblüht und unser Kater verlangte ausgiebige Schmuseeinheiten. Wobei wir ihm dann von dem schönen Land Madagaskar, unseren vielen Erlebnissen und den freundlichen Menschen dort berichten konnten. Wir hoffen, dass wir euch die Insel ein wenig näher gebracht haben und vielleicht hat der ein oder andere Lust bekommen selber einmal dorthin zu reisen. Wir können es nur empfehlen und ein wenig mehr Tourismus würde dort sicherlich auch nicht schaden.

Mittwoch, 27. April 2011

Madagaskar V – Andasibe Parc National Périnet/Mantadia, Privatreservat Vakona, Tamatave/Toamasina, Soanierana-Ivongo -

112 Kilometer von Antananarivo entfernt haben wir Moramanga (wo es billige Mangos gibt), den Kreuzungsort für die Weiterfahrt in den Parc National Périnet/Mantadia erreicht. Hier hält uns nichts, denn im Umfeld wird Nickel, Kobald und Ammoniumsulfat abgebaut mit allen damit verbundenen negativen Einflüssen.

Unser Ziel ist der Winzlingsort Andasibe, der Ausgangspunkt für das Reservat von Périnet/Mantadia, dem am besten erschlossenen Nationalpark Madagaskars. Diesmal stehen wir nicht an einem Hotel, sondern auf einem etwas verkommenen Platz, direkt gegenüber des Eingangs von Mantadia. Was unbestritten den Vorteil hat ganz naturnah zu sein und versorgt sind wir ja sowieso.

Neben vielen Tieren und Pflanzenarten ist die Hauptattraktion des Parkes der Indri, die größte Lemurenart der Welt und leider fast nur noch hier auffindbar. Schon am frühen Morgen hören wir seine unheimlichen Schreie und können es kaum noch erwarten, bis wir endlich verstärkt durch zwei Nationalparkführer in den Urwald aufbrechen können. Jedoch bei 12.000 Hektar Fläche bedarf es schon einiger Mühe und dem Geschick der Führer die Tiere zu finden. Zumal sie sich jetzt natürlich wieder still verhalten. So müssen wir uns erst einmal mit Pflanzen, wie hier zum Beispiel dem wilden Ingwer zufrieden geben.

Chamäleons sind reichlich vorhanden und wegen ihrer Langsamkeit immer leicht zu fotografieren. Da ist es mit dem schwarzen Papagei schon schwieriger, weil er sich durch seiner Farbe kaum vom Blätterwerk unterscheidet und auch partout nicht an einer Stelle bleiben will. Wir sehen Sifakas und Braunlemuren in den Baumwipfeln. Endlich geben sich auch die Indris die Ehre.
Kaum befinden wir uns in unmittelbarer Nähe der Horde, beginnen sie mit ihrem ohrenbetäubenden Geschrei, dass uns regelrecht eine Gänsehaut beschert und mir einen neuen Klingelton auf meinem Handy.

An einem kleinen Gewässer wetteifern ein Eisvogel und eine Seerosenblüte darum, wer das schönere Blau aufzuweisen hat.

Unsere Führer entdecken in einem morschen Stamm eine riesige, schlafende Boa die wir aus respektvoller Entfernung eine Weile beobachten.

Obschon wir weit gelaufen sind und der Weg wie so oft mal wieder nicht einfach war, haben wir für heute noch nicht genug gesehen. Damit das Ganze aber etwas entspannter wird, fahren wir am Nachmittag zu dem Privatreservat der Vakona Lodge. Hier leben auf einer Insel die verschiedensten Lemurenarten in einer Art Verwöhnhaltung. Sie sind frei, können aber wegen des umfließenden Wassers die Insel nicht verlassen. Mit kleinen Booten werden wir hinüber gerudert

und direkt von Braunlemuren empfangen, die es auf unsere Bananen abgesehen haben und auch vor körperlichen Kontakten nicht zurückschrecken. Was uns helle Freude bereitet.
Wesentlich scheuer sind die da schon die Bambuslemuren, sie nehmen die Bananen erst, als wir auf Abstand gehen.
Die dreisten Braunlemuren verfolgen uns regelrecht und schmeicheln sich wegen der Bananen sofort wieder ein. Sie schrecken auch nicht davor zurück sie uns aus den Händen zu reißen und entwickeln dabei eine erstaunliche Kraft für so kleine Tiere.
Dieser Sifaka interessiert sich reichlich wenig für uns. Seiner Figur nach zu urteilen, waren heute wohl schon genug Touristen da.
Ganz anders dieser Vari. Er ist sehr scheu und nimmt erst nach einer Weile die Banane an, nur um sich dann direkt wieder zurück zu ziehen. Da wir in freier Natur bisher keine Varis zu Gesicht bekommen haben sind wir froh ihn hier anzutreffen.
Wir wechseln den Standort denn es gibt noch einen anderen 200 ha großen Teil, wo wir uns auf Dschungelpfaden bewegen und die Möglichkeit haben Krokodile, Lemuren, Chamäleons und Schlangen zu sehen.

Der Fossa ist das einzige größere Raubtier in Madagaskar und im Normalfall in freier Natur so gut wie unmöglich zu entdecken. Angeblich greift er bei Gefahr sogar Menschen an, was wir uns bei diesen gerade mal etwas mehr als katzengroßen Exemplaren irgendwie aber nicht vorstellen können. Ein wenig traurig ist es schon, diese schönen Tiere hier im Käfig eingesperrt zu sehen.

Jetzt von der Brücke fallen ist ungesund da einigen Krokodilen schon das Wasser im Mund zusammen läuft bei unserem Anblick.

Alles in allem ist der Park dennoch sehr naturnah gestaltet und so kommt auch die heimische Flora nicht zu kurz.

Dieser Vogel ist auf jeden Fall freiwillig hier.

Zwar gibt es in einem Hotel in der Nähe des Stellplatzes eine Dusche für uns, doch da müssen wir mit dem Begleitbus hingebracht werden. Nach dem anstrengenden Tag sind wir dazu einfach zu faul und so wird mit einem Wasserschlauch und ein paar Decken ein Provisorium geschaffen. Es ist uns so heiß, dass wir warmes Wasser nicht vermissen und irgendwie sind wir mittlerweile ja auch pflegeleicht geworden.

Heute fahren wir mit dem Begleitbus und den Führern von gestern eine Stunde auf holprigen Wegen in einen anderen Teil des Périnet NP, da sich immer wieder neue Gesichtspunkte in solch einem Park ergeben. Kaum ein Stück in den Urwald gegangen tut sich ein unerwartetes Hindernis auf, die Brücke über den Bach ist weggeschwemmt. Mittlerweile an solche Unwägbarkeiten gewöhnt hätte es uns auch nichts ausgemacht durch das Wasser zugehen, doch diesmal waren unsere Führer wasserscheu.

Unser Begleitbus war mittlerweile weg doch wir hatten das Glück, dass just in diesem Moment ein PKW kam, der hinter dem Bus herfuhr und ihn zurückbeorderte. Während unserer Wartezeit konnten wir wenigstens noch ein paar Frösche beobachten.

Wir versuchten einen anderen Weg, doch heute wollte sich uns irgendwie kein Tier zeigen und so mussten wir uns nach einer Weile mit einigen Braunlemuren und einem einzelnen Sifaka zufrieden geben. Doch immerhin sah der wenigstens nicht so über ernährt wie sein Kumpel im Vakona Park aus.

Außer ein paar schönen Pflanzen

und einem kleinen Wasserfall gab es weiter nichts Besonderes zu sehen (Was sind wir mittlerweile doch verwöhnt!). Da es dann auch noch zu regnen anfing, beschlossen wir den Nachmittag ruhig angehen zu lassen, um für die noch anstehende Nachtwanderung gerüstet zu sein.

Seit einiger Zeit sind zum Schutz der Tiere Nachtwanderungen in den Nationalparks streng verboten. Allerdings führt hier eine Straße hindurch und nur dort ist es erlaubt im Dunkeln die nachtaktiven Tiere zu beobachten. Noch bevor wir uns auf den Weg machen konnten, huschten ein paar Wieselmakis im Gebälk des Unterstandes auf unserem Platz herum. Das war ja schon mal ein gelungener Auftakt.

Der Nationalparkführer hatte wieder ein gutes Auge für alles was da im Dunkeln so kreucht und fleucht und so konnten wir eine Menge Tiere sehen, aber wegen der Dunkelheit eben nicht fotografieren. Wir hatten sogar das große Glück einen Rufus Mausmaki zu sehen, der aufgeregt in einem Strauch umher huschte. Lediglich ein nachtaktives Chamäleon

und einen Nachtfalter können wir euch bieten. Ansonsten hatten wir einen Sternenhimmel der seinesgleichen sucht. Wegen der vollkommenen Dunkelheit und des Fehlens jeglichen elektrischen Lichtes waren die Sterne, das Kreuz des Südens sowie die Milchstraße absolut deutlich zu erkennen. Ein wirklich schöner Abschluss unseres Aufenthaltes in diesem Teil Madagaskars.

Wieder mal stand uns ein langer und heißer Fahrtag bevor. Wir kommen an den vielen Zuckerrohr- und Obstplantagen rund um den Fluss Rianila vorbei. Irgendwo an der Strecke steht auf einmal Hasina an der Seite und winkt uns auf einen kleinen, mit Korallen-Eibisch bewachsenen Parkplatz an einem winzigen Wasserfall.

Hier steht ein schönes Exemplar des Wahrzeichens von Madagaskar, der Ravenala madagascariensis (Baum des Reisenden) und heute will Hasina uns zeigen, wieso der Baum diesen Namen hat. In dem kahnförmigen Blattgrund sammelt sich nämlich Wasser an und das können durchaus bis zu 1,5 Liter sein. Hat man nun ein Messer und eine Behältnis zur Hand, kann man den Baum anzapfen und sich in Dürrezeiten so vor dem Verdursten retten. Das Wasser sah allerdings alles andere als appetitlich aus und so war keiner von uns bereit davon zu kosten. Na ja, wir waren ja auch nicht wirklich durstig und hatten noch ausreichend Wasservorräte an Bord, doch interessant war es allemal.

Da lockten uns schon um so mehr die vielen Obststände und wir kauften reichlich bekannte und unbekannte Früchte ein. Ist doch die Ostküste Madagaskars die Obstkammer des Landes.

Wir bewegten uns nun auf der sogenannten Lichistraße Richtung Tamatave (Toamasina), der einzigen großen Hafenstadt an der Ostküste. Kurz vor Tamatave trafen wir uns alle in einem Palmenhain um die Stadtdurchfahrt gemeinsam zu meistern.

Die 200.000 Einwohner Stadt Tamatave (Toamasina) wird regelmäßig von Zyklonen heimgesucht und schwer beschädigt. Trotzdem sind die alten Häuser und Alleen am Hafengelände sehenswert. Ansonsten hat die Stadt mit den Problemen vieler Hafenstädte zu kämpfen und war auf der ganzen Reise auch der einzige Ort wo ausgerechnet Gerorg Sch. am helllichten Tag und während des telefonierens das Handy aus der Hand entwendet wurde. Wir standen etwas außerhalb ruhig und sicher am Hotel Miramar und wie der Name schon sagt direkt am Meer. Georg Sch. hat seit ein paar Tagen Besuch von seinem alten Schulfreund Knut und der ist Hobbykoch. So kamen wir am Abend in den Genuss von Zebu-Filet a la Knut und das mit Meeresrauschen im Hintergrund. Herz was willst du mehr?

10 Kilometer nördlich von Tamatave befindet sich der botanische Garten von Ivoloina. Wo mit Unterstützung des WWF Tiere gesund gepflegt werden die Schmugglern oder illegalen Tierhändlern abgenommen wurden. Soweit es möglich ist, werden die wieder gesundeten Tiere dann in die Wildnis entlassen. Hier werden auch Bildungsmaßnahmen zum Thema Umwelt- und Naturschutz durchgeführt, was in Madagaskar ja leider noch immer in den Kinderschuhen steckt. So bot es sich also an zum Abschluss unserer Nationalparkbesuche in Ivoloina noch einmal alles ein wenig zu vertiefen.

Das weitläufige Gelände ist so natürlich wie möglich gestaltet und die Tiere werden nur wenn es erforderlich ist in Käfigen gehalten und kurz vor der Auswilderung können sie sich auf dem Gelände frei bewegen. Außer den Tieren gibt es viele Pflanzen, die oft auch mit Namensschildern versehen sind. Hier eine Etlingera elatior mit dem schönen deutschen Namen Kaiserzepter.

Unser alter Freund der Vari turnt schon frei in den Bäumen herum und erfreut sich an der köstlichen Jackfrucht. Da würden wir gerne mitessen.

Das Chamäleon ist auch schon wieder bei Kräften und zwickt mich ganz schön in die Arme. Viele Tiere die wir unterwegs gesehen haben begegnen uns hier wieder . Leider ist es mal heute sehr regnerisch mit wolkenbruchartigen Abschnitten und so wird aus der geplanten großen Wanderung um den See des Parkes nur ein Kurzspaziergang.

Außerdem heißt es am Nachmittag noch Abschied nehmen. Hasina, unser Reiseleiter, Entertainer und Vermittler zwischen den Kulturen fährt heute noch zurück nach Antananarivo. Er hat seinen Job wirklich sehr gut gemacht und wir werden ihn vermissen. Außerdem fragen wir uns: Wer sagt uns bloß ab morgen was wir zu tun haben?

Unsere Reise jedoch ist noch lange nicht zu Ende. Auf teilweise sehr schlechter, schmaler Straße, immer am Meer entlang, durch kleine Ortschaften fahren wir bis Mahambo, einem Badeort und Paradies für Wellenreiter. Es gibt mehrere Polizeikontrollen und einmal spricht einer der Polizisten sogar Deutsch mit uns.Wir verbringen den Tag bis zum späten Nachmittag am Strand,

dann fahren wir weiter bis Soanierana-Ivongo. An den gleichnamigen Hotel haben wir einen Stellplatz für die Nacht. Der Abend wird etwas hektisch, denn nun heißt es Koffer packen und unsere Sachen aus dem WoMo räumen. Morgen früh setzen wir nach Nosy Boraha ( Ile Ste. Marie) über und werden ab da im Hotel wohnen.
Unsere Crew ist uns mittlerweile ans Herz gewachsen, wenn es auch mangels Sprachkenntnissen nicht zu allzu viel Gedankenaustausch gekommen ist. Auch sie werden uns nun verlassen, lediglich Georg Sch. begleitet uns weiterhin. (Beim Abschiedsfoto fehlen Georg Sch. und Hary, da die mal wieder ganz schnell was zu organisieren haben). Wir fahren mit dem Begleitbus und zwei der WoMo´s bis zum Hafen. Die beiden WoMo´s werden an der Polizeistation abgestellt und in wenigen Tagen reisen Georg Sch. und Knut damit weiter in Madagaskar herum. Das Versorgungsfahrzeug und der Fiat werden von den Mechanikern zurück nach Antananarivo gebracht.
Um 9.30 Uhr sollten wir an der kleinen Fähre sein, die um 10.00 Uhr dann angeblich losfährt. Bis allerdings alle Waren verstaut sind und der verspätete Bus aus Tamatave eingetrudelt ist, ist es schon kurz nach 11.00 Uhr. Die Buspassagiere haben natürlich auch eine Menge Gepäck und so wird die kleine Fähre fast so voll gestopft wie der Zug nach Fianarantsoa. Selbst auf dem Dach werden noch Güter festgezurrt. Wir können nur hoffen, dass die Ladekapazität der Fähre nicht überschritten wird. Ungeduldig sind natürlich mal wieder nur die Vazaha, der Rest der Reisenden sitzt stoisch ruhig auf seinen Plätzen. Dann werden wir namentlich aufgerufen (unsere Reisepässe samt Passnummern wurden beim Ticketkauf registriert). Es sind nämlich ab und an ein paar der Fähren unter gegangen und so wissen sie wenigstens, dass wir an Bord waren. Welch eine Beruhigung!!! Dafür werden wir wie selbstverständlich und ohne dafür bezahlt zu haben in den VIP Raum geführt. Das ist eine winzige Kammer in der wir kaum Luft bekommen, aber immerhin sind die Sitze im Gegensatz zur restlichen Bestuhlung gepolstert. Wir werfen noch einen letzten Blick auf die Hafenhäuser und endlich geht es ab nach Nosy Boraha.