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Sonntag, 17. April 2011

Madagaskar Teil I - Von Antananarivo über das Dornenland bei Toliara zum Isalo Gebirge -

Es ist Freitag der 04.03.2011 und im Rheinland tritt der Karneval in seine Endphase. Da muss schon etwas ganz besonderes locken, wenn ein rheinisches „Mädchen“ sich lieber auf eine Reise begibt als die nächsten Tage durch zu feiern. Wir nehmen also die Aufforderung: Dann geht doch dahin wo der Pfeffer wächst wörtlich und machen uns auf den Weg nach Madagaskar.

Was aber erst mal mit etwas Umstand verbunden ist, denn zunächst einmal müssen wir nach Paris-Orly. Damit wir nicht in Zeitnöte kommen, übernachten wir dort und nehmen am folgenden Tag eine Maschine von Corsair-Fly um nach einem 13stündigen Flug Antananarivo, die Hauptstadt Madagaskars (viertgrößte Insel der Welt im Indischen Ozean gelegen, 587 041 km² groß, 20 Millionen Einwohner), zu erreichen. Um kurz nach 5.00 Uhr früh kommen wir dort an und trotz der Höhe von 1.245 m haben wir schon eine Temperatur von 18°. Obschon wir ein Visum haben, gestalten sich die Einreiseformalitäten etwas umständlich. Wenigstens unsere Koffer sind komplett und der Reiseveranstalter Georg Sch. holt uns und zwei weitere Mitreisende (Rosi und Helmut ) vereinbarungsgemäß ab um uns auf direktem Wege in die Auberge Sifaka in der Nähe des Flughafens zu bringen. Wo wir nach einer 2stündigen Pause noch unsere Freunde Barbara und Georg, sowie den madagassischen Reiseleiter Hasina treffend, der zu unserer Freude ganz ausgezeichnet Deutsch spricht. Zwar sind wir nach der langen Anreise total erschöpft, aber der Indianer kennt ja bekanntlich keinen Schmerz und so bekommen wir noch einen kurzen Überblick über das Programm der nächsten Tage vermittelt. Wobei der Madagaskar Kardinal uns schon die Freude seiner Anwesenheit macht. Damit uns auch nicht langweilig wird, werden wir in das zum Begleitbus umgebaute Wohnmobil von Georg Sch. verfrachtet und auf geht es zur Stadtbesichtigung. Die Zweimillionenstadt Antananarivo (Tana, Stadt der Tausend) zieht sich über einige Hügel hinauf und hinab, ist auf den ersten Blick recht unübersichtlicher und macht einen erstaunlich sauberen Eindruck. Es gibt sogar eine Art Müllabfuhr (allerdings unter primitivsten Bedingungen), was in einem der ärmsten Länder der Erde nicht gerade eine Selbstverständlichkeit ist. Auf der Avenue de l´Indépendance gehen wir ein paar Schritte und sehen den Bahnhof, das Hotel De Ville (Rathaus) hübsche Häuser und die Treppen zur Oberstadt. Der Präsidentenpalast Wir schlenderten durch die Oberstadt mit netten verwinkelten Gassen und einem Haus mit origineller Fassade. Wieder abwärts am Lac Anosy haben wir einen guten Blick auf die Häuser am Hang mit der Rova ( ehemaliger Königspalast). Der schöne Schein trügt ein wenig, denn 1995 ist der Palast abgebrannt und bis heute ist die Renovierung noch nicht abgeschlossen. Überhaupt scheint Feuer ein Thema zu sein. Überall in der Stadt sehen wir Brandruinen. Dazu gehört auch der örtliche Fernsehsender. 2009 hat es in Antananarivo einen unfreiwilligen Machtwechsel gegeben mit vielen Toten, Plünderungen und eben diesen Bränden. Wahlen sind angekündigt, werden aber immer wieder verschoben. Was dann in Folge auch zu einen dramatischen Rückgang in der Tourismusbranche geführt hat. Eines ist nicht zu übersehen, hier herrscht in weiten Teilen bittere Armut. Mangels Wasserleitung gibt es öffentliche Zapfstellen. Wir erfahren so einiges über die politischen Verhältnisse und das harte Leben der einfachen Leute hier. So zum Beispiel arbeiten viele Frauen in den Fabriken der Bekleidungsindustrie für einen Monatslohn von 30,-- Euro. Das reicht auch in Madagaskar gerade mal für den täglichen Reis und nichts dazu. So manch einer versucht sich mit Kleingewerbe über Wasser zu halten, allerdings ist das Angebot in diesem Laden eher kläglich. Das einzige was es hier reichlich gibt sind junge Menschen und die Altersstruktur ist umgekehrt zu derjenigen in Deutschland. Die vielen Informationen können kaum verarbeitet werden und als wir zurück im Hotel sind, gibt es noch ein Abendessen und dann sind wir im Bett verschwunden. Wir schlafen schon bevor unsere Körper das Laken erreicht haben. Doch auch diese Nacht wird kurz. Um 3.15 Uhr sitzen wir bereits wieder im Bus und sind auf dem Weg zum Flughafen. Denn eigentlich sind wir immer noch auf der Anreise. Unser Etappenziel ist Toliara (Tuléar), eine Stadt im Südwesten des Landes. Nach 1 ½ Stunden Flugzeit landen wir und werden von Dolia, unserer dortigen Betreuerin in Empfang genommen, nur um wieder in einen Kleintransporter zu steigen und dann in weiteren 1 ½ Stunden 30 Kilometer auf einer Schotter- und Sandpiste, immer haarscharf an Fußgängern, Zebu-Karren und Bussen vorbei, unsere Knochen im Körper einzeln spürend, nach Ifaty zu gelangen. Unterwegs haben wir Zeit genug uns darüber Gedanken zu machen, ob wir uns Madagaskar so vorgestellt haben? So heiß, so trocken und so arm. Irgendwie spuken die Bilder von unendlichen Urwäldern in unseren Köpfen herum. Doch in der Realität liegt Madagaskar eben neben Afrika und auf dem Festland wären wir jetzt auf dieser Seite der Insel nun mal in der Höhe von Mosambik. Unsere Hütten in der Anlage des Vovotelo Hotels liegen direkt an einen wunderschönen Sandstrand und lassen uns sofort die Strapazen der letzten Tage vergessen. Hier haben wir Muße uns an das Land zu gewöhnen, denn unsere Wohnmobile werden inzwischen durch die Crew von Antananarivo nach Toliara überführt. Strom gibt es nur zu gewissen Stunden (produziert von einem Generator), von Internet wollen wir erst gar nicht reden und Wasser ist auch nicht immer da. So warten wir schon mal eingeseift unter der Dusche und kein Tropfen kommt aus der Leitung. Madagaskar ist eben das Land wo die Zeit stehen geblieben ist (Hasina) und mora, mora (langsam, langsam) ist das erste Wort in Madagassisch das wir schon beherrschen. Improvisieren ist angesagt und so genießen wir lieber die Sonne, den Strand und das Meer. Selbst die Fledermäuse in den Palmen lassen sich durch nichts in ihrer Ruhe stören. Eine Schnorcheltour ist angesagt und mit einer Pirogge geht es hinaus zum Riff. Wo die bunte Unterwasserwelt in Form von Fischen und Korallen auf Entdeckung wartet. Um in das Baobab Naturreservat Reniala zu gelangen, lernen wir eines der häufigsten Transport- und Fortbewegungsmittel der Einwohner kennen, den Zebu-Karren. Zunächst ist uns etwas mulmig zumute, denn wir müssen über die Räder in das schwankende Gefährt einsteigen. Die Säcke zum Sitzen sind nicht wirklich bequem, aber auf die Reling trauen wir uns erst recht nicht, die überlassen wir dann doch lieber Dolia und dem ortsansässigen Führer. Schnell haben wir uns an den gemächlichen Gang gewöhnt und welch andere Gefährt sollte auch auf diesen Wegen durchkommen? Zunächst geht es durch den Ort Ifaty wo die Bewohner, insbesondere die Kinder nun die Vazaha (Fremden, Weißen) ungläubig bestaunen. Wahrscheinlich glauben sie nicht so recht, dass wir die lange Fahrt auf dem Karren heil überstehen. Der Baobab (Affenbrotbaum) ist einer der berühmtesten Bäume Afrikas und kann in seinem Stamm Wasser speichern. Am Ende der Trockenzeit, wenn Futter und Wasser knapp werden, verfüttern die Hirten das wasserhaltige Holz an die Rinder ( hier Zebus). Was teilweise schon dazu führt, dass die Bäume gebietsweise selten werden und in speziellen Reservaten unter Schutz gestellt sind.
Im Reservat Reniala gibt es aber nicht nur Baobabs sondern eine weitaus reichere Flora und Faune ( z. B. über 40 Vogelarten ) zu entdecken. Hervorstechend sind die Didieraceen, auch Kompassbaum genannt, da die Äste immer in eine Richtung wachsen und somit der Orientierung dienen können. Da es gerade Ende der Regenzeit ist, haben wir das Glück sie mit Blättern bestückt zu sehen. Sie haben gemeine Dornen und werden gerne als Heckenpflanze verwendet, da sie fast undurchdringlich sind.
Doch die Hauptattraktion bleiben natürlich die Baobabs, von denen hier einige eine stattliche Größe erreicht haben.
Mittlerweile mutig und an unser Gefährt gewöhnt fahren wir noch zu einer Schildkrötenaufzuchtstation. Zwar haben wir im Reservat Schleifspuren der Tiere gesehen, jedoch nicht die Schildkröten selber. Sie sind, da wohl schmackhaft in freier Natur sehr bedroht.
Schon sind die zwei Tage in Ifaty vorbei. Die Straße für die Rückfahrt nach Toliara ist zwischenzeitlich auch nicht besser geworden, nur unser Bus noch voller und genauso durchgerüttelt erreichen wir in Toliara das Haus von Dolias Eltern, in deren Hof wir endlich unsere Wohnmobile in Augenschein nehmen können.
Wir nehmen das Abendessen im Kreis der Familie ein und lernen so schon etwas die Mentalität der Menschen kennen. Ein Onkel Dolias hat in Deutschland studiert und gibt auf die Frage was ihm in Deutschland am meisten aufgefallen ist die Antwort: Ja ist ja und Nein ist nein. Was uns zunächst zum Lachen bringt, aber dann doch nachdenklich stimmt. In Madagaskar gehen die Menschen sehr freundlich und höflich miteinander um und niemals würde man jemanden vor den Kopf stoßen mit solch direkten Antworten. Da haben wir wohl noch was zu lernen, doch ehrlich gesagt es wird uns nicht gelingen.
Bevor wir nun endgültig auf die Reise gehen, wollen wir noch auf dem Markt von Ifaty etwas einkaufen. Das Angebot ist mehr als einfach, denn wir sind ja immer noch im sogenannten Dornenland und so suchen wir die Vielfalt der tropischen Früchte vergebens. Dafür lernen wir Sonnenschutz auf Madagassisch kennen. Eine Baumrinde die zerrieben und dann im Gesicht verteilt wird. Mal mit mal ohne Muster und Verzierungen.
Weil wir noch früh dran sind und Süßwasser hier etwas besonders Kostbares ist, fahren wir noch mit dem Begleitbus zu den Grottes de Sarodrano. Auf dem Weg dorthin können wir uns schon mal mit den chaotischen Verkehrsverhältnissen und dem Verhalten an Polizei- und Militärkontrollen vertraut machen. Wegen der großen Hitze ist uns ein Bad in dem kühlen Nass sehr willkommen.
Auch den Einheimischen machte die kühle Grotte sichtlich Freude.
Dann wurde es ernst und wir kletterten in die Wohnmobile. 230 Kilometer Fahrstrecke lagen jetzt vor uns. Wie zu erwarten gestaltete sich die Stadtausfahrt aus Toliara etwas stressig. Jedoch verliefen die vielen Polizei- und Militärkontrollen reibungslos und dann waren wir fast alleine auf der Straße. Allerdings braute sich nach einer Weile ein Gewitter vom Feinsten zusammen und im Nu stand die Straße unter Wasser.
Genauso schnell wie das Gewitter kam, war es schon wieder vorbei und in Sakaraha, dem einzig nennenswerten Ort an der Strecke war es schon wieder trocken und heiß. Gerne hätten wir hier angehalten, denn die Umgebung ist bekannt für Saphire. Überall konnten wir die Schürfspuren in der Landschaft erkennen. Allerdings drängte uns nun die Zeit, um 18.00 Uhr wird es ja bekanntlich dunkel und unser Tagesziel war noch ein gutes Stück entfernt. Schon mit der untergehenden Sonne erreichten wir das Isalo-Gebirge und unseren Stellplatz am Hotel Etoil bei Ranohira.
Hier waren wir dann auch komplett. Das größte Wohnmobil ist das Versorgungsfahrzeug, aus dessen Küche wir die nächsten Wochen verköstigt würden. Die Crew bestand aus einen Koch, einer Köchin, ein Mädchen für Alles, drei Mechaniker die notfalls auch als Fahrer fungieren, sowie natürlich dem Reiseveranstalter und dem Reiseleiter. Somit kamen wir gleich am Abend in den Genuss eines vorzüglichen Abendessens. Das war nämlich der besondere Service der Tour, wir brauchten uns weder um das Frühstück noch um das Abendessen zu kümmern und wenn wir an besonders einsamen und abgelegenen Stellen waren gab es auch noch einen Mittagsimbiss.

So hatten wir genügend Zeit um uns die Schönheiten Madagaskars zu „erarbeiten“. Wie wir am nächsten Morgen gleich unter Beweis stellen konnten. Eine Halbtageswanderung im Isalo Nationalpark stand auf dem Programm. Dazu stieß noch zusätzlich zu Hasina der Nationalparkführer Gerome zur Gruppe. Soweit die Straßenverhältnisse es zuließen brachte uns der Begleitbus in die Nähe des Eingangs. Irgendwann aber konnten wir nur noch zu Fuß weiter kommen.

Anfangs taten wir uns noch schwer mit dem vielen Wasser auf unseren Wegen. Wir machten uns noch die Mühe Schuhe und Strümpfe auszuziehen. Doch irgendwann war uns das gleichgültig und wir gingen drauflos, egal wie der Untergrund aussah.
Gerome hatte einen guten Blick für die Tierwelt und noch bevor wir den Parkeingang erreicht hatten, sahen wir das erste Hochlandchamäleon. Gleichgültig ließ das Tier unsere plumpen Annäherungsversuche über sich ergehen.
Wir bekamen die Heilpflanzen erläutert und sahen zum ersten Mal die speziellen Seidenraupen Madagaskars.
An diesem Strauch hielt die gesamte Gruppe 10 Minuten Ausschau nach den vier von Gerome entdeckten Tieren. Die Stabheuschrecken sind wirklich perfekt in ihrer Tarnung.
So manch hübsche Blume stand am Wegesrand
und auch die ersten Orchideen waren zu sehen.
Was man für einen Zwergbaobab halten könnte ist ein sogenannter Elefantenfuß.
Nach einem schweißtreibenden Aufstieg lag dann der Nationalpark zu unseren Füßen
Verschiedene Volksstämme der Madagassen betreiben einen umfangreichen Totenkult. Dies jetzt zu erläutern würde den Rahmen sprengen und so sei hier nur erwähnt, dass die Toten zu gewissen Anlässen umgebettet werden. Die Bewohner wurden aus dem Nationalpark ausgesiedelt, die Toten jedoch durften bleiben und so kommen wir an einer Stelle vorbei, wo gerade solch eine Umbettung stattgefunden hat.
Endlich haben wir den Picine Naturelle erreicht wo wir zu einem erfrischenden Bad und einer längeren Pause kommen.
Auf dem Rückweg erwischt uns ein Gewitter und wir werden klatschnass. Daran dürfen wir uns auch gewöhnen, denn eigentlich regnet es jeden Nachmittag so gegen 15.00 Uhr (man könnte die Uhr danach stellen). Es wird aber nicht kalt und die Kleidung trocknet am Körper noch bevor wir wieder auf dem Stellplatz sind.

Wir sind alle heiß auf Lemuren und für den nächsten Tag sind uns im Rahmen einer Wanderung Kattas versprochen. Wiederum haben wir Gerome dabei und wieder wird es eine schweißtreibenden Angelegenheit. Geromes geschultem Auge entgeht nichts

und so können wir eine Baumschlange aus nächster Nähe beobachten. Gut zu wissen, dass es auf Madagaskar keine giftigen Schlang gibt. Allerdings bekommen wir doch ein wenig Gänsehaut.
Dann raschelt es im Gebüsch und wir erkennen in den Baumwipfeln die ersten Kattas. Diese Lemuren sind mit ihren geringelten Schwänzen unverwechselbar.
Wir geraten regelrecht in Verzückung als sie ohne Scheu immer näher kommen.
Nachdem sie nun meinen wir hätten sie genug bewundert, marschieren sie einfach mit hoch erhobenen Schwänzen davon.
Lange brauchen wir nicht mehr zu warten und eine Horde Braunlemuren stellt sich ein.
Also wir können nicht entscheiden wer wohl hübscher ist.
Wieder aus dem Nationalparkgelände heraus bieten uns Kinder aus Lehm geformte Tierfiguren zum Kauf an. Die Figuren sind sehr naturgetreu gemacht, aber würden, da ja ungebrannt, den Transport nicht überstehen. Mit ein paar Plätzchen geben sich die Kleinen aber auch zufrieden.
Ein paar Stelen zeigen an, dass an diesem Platz ein Fady (Tabu) besteht und wir dürfen uns nicht weiter nähern. Fadys bestimmen sehr stark das Leben der Madagassen und so leiten sie ein Gespräch oft mit dem Wort Asafady ein. Das meint Entschuldigung, heißt aber wörtlich übersetzt: Lass es kein Tabu sein.
Natürlich bleiben unsere Füße auch heute nicht trocken.
Wir machen am Spätnachmittag mit dem Bus noch einen kurzen Abstecher in das eigentliche Isalo Gebirge, welches allerlei seltsame Felsformationen zu bieten hat.
Hier sehen wir die sogenannte Reine de l´Isalo (Königin von Isalo).
Bei Sonnenuntergang soll für kurze Zeit die Sonne durch das sogenannte „Fenster“ scheinen. Doch wir konnten leider nicht so lange warten, der nächste Wolkenbruch kündigte sich schon an und wir kamen gerade noch trockenen Fußes in den Bus. Dies war dann auch gleichzeitig unser Abschlussfoto vom Isalo-Gebirge.

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