Es ist Freitag der 04.03.2011 und im Rheinland tritt der Karneval in seine Endphase. Da muss schon etwas ganz besonderes locken, wenn ein rheinisches „Mädchen“ sich lieber auf eine Reise begibt als die nächsten Tage durch zu feiern. Wir nehmen also die Aufforderung: Dann geht doch dahin wo der Pfeffer wächst wörtlich und machen uns auf den Weg nach Madagaskar.
Was aber erst mal mit etwas Umstand verbunden ist, denn zunächst einmal müssen wir nach Paris-Orly. Damit wir nicht in Zeitnöte kommen, übernachten wir dort und nehmen am folgenden Tag eine Maschine von Corsair-Fly um nach einem 13stündigen Flug Antananarivo, die Hauptstadt Madagaskars (viertgrößte Insel der Welt im Indischen Ozean gelegen, 587 041 km² groß, 20 Millionen Einwohner), zu erreichen. Um kurz nach 5.00 Uhr früh kommen wir dort an und trotz der Höhe von 1.245 m haben wir schon eine Temperatur von 18°. Obschon wir ein Visum haben, gestalten sich die Einreiseformalitäten etwas umständlich. Wenigstens unsere Koffer sind komplett und der Reiseveranstalter Georg Sch. holt uns und zwei weitere Mitreisende (Rosi und Helmut ) vereinbarungsgemäß ab um uns auf direktem Wege in die Auberge Sifaka in der Nähe des Flughafens zu bringen. Wo wir nach einer 2stündigen Pause noch unsere Freunde Barbara und Georg, sowie den madagassischen Reiseleiter Hasina treffend, der zu unserer Freude ganz ausgezeichnet Deutsch spricht. Zwar sind wir nach der langen Anreise total erschöpft, aber der Indianer kennt ja bekanntlich keinen Schmerz und so bekommen wir noch einen kurzen Überblick über das Programm der nächsten Tage vermittelt. Wobei der Madagaskar Kardinal uns schon die Freude seiner Anwesenheit macht. Damit uns auch nicht langweilig wird, werden wir in das zum Begleitbus umgebaute Wohnmobil von Georg Sch. verfrachtet und auf geht es zur Stadtbesichtigung. Die Zweimillionenstadt Antananarivo (Tana, Stadt der Tausend) zieht sich über einige Hügel hinauf und hinab, ist auf den ersten Blick recht unübersichtlicher und macht einen erstaunlich sauberen Eindruck. Es gibt sogar eine Art Müllabfuhr (allerdings unter primitivsten Bedingungen), was in einem der ärmsten Länder der Erde nicht gerade eine Selbstverständlichkeit ist. Auf der Avenue de l´Indépendance gehen wir ein paar Schritte und sehen den Bahnhof, das Hotel De Ville (Rathaus) hübsche Häuser und die Treppen zur Oberstadt. Der Präsidentenpalast Wir schlenderten durch die Oberstadt mit netten verwinkelten Gassen und einem Haus mit origineller Fassade. Wieder abwärts am Lac Anosy haben wir einen guten Blick auf die Häuser am Hang mit der Rova ( ehemaliger Königspalast). Der schöne Schein trügt ein wenig, denn 1995 ist der Palast abgebrannt und bis heute ist die Renovierung noch nicht abgeschlossen. Überhaupt scheint Feuer ein Thema zu sein. Überall in der Stadt sehen wir Brandruinen. Dazu gehört auch der örtliche Fernsehsender. 2009 hat es in Antananarivo einen unfreiwilligen Machtwechsel gegeben mit vielen Toten, Plünderungen und eben diesen Bränden. Wahlen sind angekündigt, werden aber immer wieder verschoben. Was dann in Folge auch zu einen dramatischen Rückgang in der Tourismusbranche geführt hat. Eines ist nicht zu übersehen, hier herrscht in weiten Teilen bittere Armut. Mangels Wasserleitung gibt es öffentliche Zapfstellen. Wir erfahren so einiges über die politischen Verhältnisse und das harte Leben der einfachen Leute hier. So zum Beispiel arbeiten viele Frauen in den Fabriken der Bekleidungsindustrie für einen Monatslohn von 30,-- Euro. Das reicht auch in Madagaskar gerade mal für den täglichen Reis und nichts dazu. So manch einer versucht sich mit Kleingewerbe über Wasser zu halten, allerdings ist das Angebot in diesem Laden eher kläglich. Das einzige was es hier reichlich gibt sind junge Menschen und die Altersstruktur ist umgekehrt zu derjenigen in Deutschland. Die vielen Informationen können kaum verarbeitet werden und als wir zurück im Hotel sind, gibt es noch ein Abendessen und dann sind wir im Bett verschwunden. Wir schlafen schon bevor unsere Körper das Laken erreicht haben. Doch auch diese Nacht wird kurz. Um 3.15 Uhr sitzen wir bereits wieder im Bus und sind auf dem Weg zum Flughafen. Denn eigentlich sind wir immer noch auf der Anreise. Unser Etappenziel ist Toliara (Tuléar), eine Stadt im Südwesten des Landes. Nach 1 ½ Stunden Flugzeit landen wir und werden von Dolia, unserer dortigen Betreuerin in Empfang genommen, nur um wieder in einen Kleintransporter zu steigen und dann in weiteren 1 ½ Stunden 30 Kilometer auf einer Schotter- und Sandpiste, immer haarscharf an Fußgängern, Zebu-Karren und Bussen vorbei, unsere Knochen im Körper einzeln spürend, nach Ifaty zu gelangen. Unterwegs haben wir Zeit genug uns darüber Gedanken zu machen, ob wir uns Madagaskar so vorgestellt haben? So heiß, so trocken und so arm. Irgendwie spuken die Bilder von unendlichen Urwäldern in unseren Köpfen herum. Doch in der Realität liegt Madagaskar eben neben Afrika und auf dem Festland wären wir jetzt auf dieser Seite der Insel nun mal in der Höhe von Mosambik. Unsere Hütten in der Anlage des Vovotelo Hotels liegen direkt an einen wunderschönen Sandstrand und lassen uns sofort die Strapazen der letzten Tage vergessen. Hier haben wir Muße uns an das Land zu gewöhnen, denn unsere Wohnmobile werden inzwischen durch die Crew von Antananarivo nach Toliara überführt. Strom gibt es nur zu gewissen Stunden (produziert von einem Generator), von Internet wollen wir erst gar nicht reden und Wasser ist auch nicht immer da. So warten wir schon mal eingeseift unter der Dusche und kein Tropfen kommt aus der Leitung. Madagaskar ist eben das Land wo die Zeit stehen geblieben ist (Hasina) und mora, mora (langsam, langsam) ist das erste Wort in Madagassisch das wir schon beherrschen. Improvisieren ist angesagt und so genießen wir lieber die Sonne, den Strand und das Meer. Selbst die Fledermäuse in den Palmen lassen sich durch nichts in ihrer Ruhe stören. Eine Schnorcheltour ist angesagt und mit einer Pirogge geht es hinaus zum Riff. Wo die bunte Unterwasserwelt in Form von Fischen und Korallen auf Entdeckung wartet. Um in das Baobab Naturreservat Reniala zu gelangen, lernen wir eines der häufigsten Transport- und Fortbewegungsmittel der Einwohner kennen, den Zebu-Karren. Zunächst ist uns etwas mulmig zumute, denn wir müssen über die Räder in das schwankende Gefährt einsteigen. Die Säcke zum Sitzen sind nicht wirklich bequem, aber auf die Reling trauen wir uns erst recht nicht, die überlassen wir dann doch lieber Dolia und dem ortsansässigen Führer. Schnell haben wir uns an den gemächlichen Gang gewöhnt und welch andere Gefährt sollte auch auf diesen Wegen durchkommen? Zunächst geht es durch den Ort Ifaty wo die Bewohner, insbesondere die Kinder nun die Vazaha (Fremden, Weißen) ungläubig bestaunen. Wahrscheinlich glauben sie nicht so recht, dass wir die lange Fahrt auf dem Karren heil überstehen. Der Baobab (Affenbrotbaum) ist einer der berühmtesten Bäume Afrikas und kann in seinem Stamm Wasser speichern. Am Ende der Trockenzeit, wenn Futter und Wasser knapp werden, verfüttern die Hirten das wasserhaltige Holz an die Rinder ( hier Zebus). Was teilweise schon dazu führt, dass die Bäume gebietsweise selten werden und in speziellen Reservaten unter Schutz gestellt sind.So hatten wir genügend Zeit um uns die Schönheiten Madagaskars zu „erarbeiten“. Wie wir am nächsten Morgen gleich unter Beweis stellen konnten. Eine Halbtageswanderung im Isalo Nationalpark stand auf dem Programm. Dazu stieß noch zusätzlich zu Hasina der Nationalparkführer Gerome zur Gruppe. Soweit die Straßenverhältnisse es zuließen brachte uns der Begleitbus in die Nähe des Eingangs. Irgendwann aber konnten wir nur noch zu Fuß weiter kommen.
Wir sind alle heiß auf Lemuren und für den nächsten Tag sind uns im Rahmen einer Wanderung Kattas versprochen. Wiederum haben wir Gerome dabei und wieder wird es eine schweißtreibenden Angelegenheit. Geromes geschultem Auge entgeht nichts
und so können wir eine Baumschlange aus nächster Nähe beobachten. Gut zu wissen, dass es auf Madagaskar keine giftigen Schlang gibt. Allerdings bekommen wir doch ein wenig Gänsehaut.
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