Follower

Mittwoch, 27. April 2011

Madagaskar V – Andasibe Parc National Périnet/Mantadia, Privatreservat Vakona, Tamatave/Toamasina, Soanierana-Ivongo -

112 Kilometer von Antananarivo entfernt haben wir Moramanga (wo es billige Mangos gibt), den Kreuzungsort für die Weiterfahrt in den Parc National Périnet/Mantadia erreicht. Hier hält uns nichts, denn im Umfeld wird Nickel, Kobald und Ammoniumsulfat abgebaut mit allen damit verbundenen negativen Einflüssen.

Unser Ziel ist der Winzlingsort Andasibe, der Ausgangspunkt für das Reservat von Périnet/Mantadia, dem am besten erschlossenen Nationalpark Madagaskars. Diesmal stehen wir nicht an einem Hotel, sondern auf einem etwas verkommenen Platz, direkt gegenüber des Eingangs von Mantadia. Was unbestritten den Vorteil hat ganz naturnah zu sein und versorgt sind wir ja sowieso.

Neben vielen Tieren und Pflanzenarten ist die Hauptattraktion des Parkes der Indri, die größte Lemurenart der Welt und leider fast nur noch hier auffindbar. Schon am frühen Morgen hören wir seine unheimlichen Schreie und können es kaum noch erwarten, bis wir endlich verstärkt durch zwei Nationalparkführer in den Urwald aufbrechen können. Jedoch bei 12.000 Hektar Fläche bedarf es schon einiger Mühe und dem Geschick der Führer die Tiere zu finden. Zumal sie sich jetzt natürlich wieder still verhalten. So müssen wir uns erst einmal mit Pflanzen, wie hier zum Beispiel dem wilden Ingwer zufrieden geben.

Chamäleons sind reichlich vorhanden und wegen ihrer Langsamkeit immer leicht zu fotografieren. Da ist es mit dem schwarzen Papagei schon schwieriger, weil er sich durch seiner Farbe kaum vom Blätterwerk unterscheidet und auch partout nicht an einer Stelle bleiben will. Wir sehen Sifakas und Braunlemuren in den Baumwipfeln. Endlich geben sich auch die Indris die Ehre.
Kaum befinden wir uns in unmittelbarer Nähe der Horde, beginnen sie mit ihrem ohrenbetäubenden Geschrei, dass uns regelrecht eine Gänsehaut beschert und mir einen neuen Klingelton auf meinem Handy.

An einem kleinen Gewässer wetteifern ein Eisvogel und eine Seerosenblüte darum, wer das schönere Blau aufzuweisen hat.

Unsere Führer entdecken in einem morschen Stamm eine riesige, schlafende Boa die wir aus respektvoller Entfernung eine Weile beobachten.

Obschon wir weit gelaufen sind und der Weg wie so oft mal wieder nicht einfach war, haben wir für heute noch nicht genug gesehen. Damit das Ganze aber etwas entspannter wird, fahren wir am Nachmittag zu dem Privatreservat der Vakona Lodge. Hier leben auf einer Insel die verschiedensten Lemurenarten in einer Art Verwöhnhaltung. Sie sind frei, können aber wegen des umfließenden Wassers die Insel nicht verlassen. Mit kleinen Booten werden wir hinüber gerudert

und direkt von Braunlemuren empfangen, die es auf unsere Bananen abgesehen haben und auch vor körperlichen Kontakten nicht zurückschrecken. Was uns helle Freude bereitet.
Wesentlich scheuer sind die da schon die Bambuslemuren, sie nehmen die Bananen erst, als wir auf Abstand gehen.
Die dreisten Braunlemuren verfolgen uns regelrecht und schmeicheln sich wegen der Bananen sofort wieder ein. Sie schrecken auch nicht davor zurück sie uns aus den Händen zu reißen und entwickeln dabei eine erstaunliche Kraft für so kleine Tiere.
Dieser Sifaka interessiert sich reichlich wenig für uns. Seiner Figur nach zu urteilen, waren heute wohl schon genug Touristen da.
Ganz anders dieser Vari. Er ist sehr scheu und nimmt erst nach einer Weile die Banane an, nur um sich dann direkt wieder zurück zu ziehen. Da wir in freier Natur bisher keine Varis zu Gesicht bekommen haben sind wir froh ihn hier anzutreffen.
Wir wechseln den Standort denn es gibt noch einen anderen 200 ha großen Teil, wo wir uns auf Dschungelpfaden bewegen und die Möglichkeit haben Krokodile, Lemuren, Chamäleons und Schlangen zu sehen.

Der Fossa ist das einzige größere Raubtier in Madagaskar und im Normalfall in freier Natur so gut wie unmöglich zu entdecken. Angeblich greift er bei Gefahr sogar Menschen an, was wir uns bei diesen gerade mal etwas mehr als katzengroßen Exemplaren irgendwie aber nicht vorstellen können. Ein wenig traurig ist es schon, diese schönen Tiere hier im Käfig eingesperrt zu sehen.

Jetzt von der Brücke fallen ist ungesund da einigen Krokodilen schon das Wasser im Mund zusammen läuft bei unserem Anblick.

Alles in allem ist der Park dennoch sehr naturnah gestaltet und so kommt auch die heimische Flora nicht zu kurz.

Dieser Vogel ist auf jeden Fall freiwillig hier.

Zwar gibt es in einem Hotel in der Nähe des Stellplatzes eine Dusche für uns, doch da müssen wir mit dem Begleitbus hingebracht werden. Nach dem anstrengenden Tag sind wir dazu einfach zu faul und so wird mit einem Wasserschlauch und ein paar Decken ein Provisorium geschaffen. Es ist uns so heiß, dass wir warmes Wasser nicht vermissen und irgendwie sind wir mittlerweile ja auch pflegeleicht geworden.

Heute fahren wir mit dem Begleitbus und den Führern von gestern eine Stunde auf holprigen Wegen in einen anderen Teil des Périnet NP, da sich immer wieder neue Gesichtspunkte in solch einem Park ergeben. Kaum ein Stück in den Urwald gegangen tut sich ein unerwartetes Hindernis auf, die Brücke über den Bach ist weggeschwemmt. Mittlerweile an solche Unwägbarkeiten gewöhnt hätte es uns auch nichts ausgemacht durch das Wasser zugehen, doch diesmal waren unsere Führer wasserscheu.

Unser Begleitbus war mittlerweile weg doch wir hatten das Glück, dass just in diesem Moment ein PKW kam, der hinter dem Bus herfuhr und ihn zurückbeorderte. Während unserer Wartezeit konnten wir wenigstens noch ein paar Frösche beobachten.

Wir versuchten einen anderen Weg, doch heute wollte sich uns irgendwie kein Tier zeigen und so mussten wir uns nach einer Weile mit einigen Braunlemuren und einem einzelnen Sifaka zufrieden geben. Doch immerhin sah der wenigstens nicht so über ernährt wie sein Kumpel im Vakona Park aus.

Außer ein paar schönen Pflanzen

und einem kleinen Wasserfall gab es weiter nichts Besonderes zu sehen (Was sind wir mittlerweile doch verwöhnt!). Da es dann auch noch zu regnen anfing, beschlossen wir den Nachmittag ruhig angehen zu lassen, um für die noch anstehende Nachtwanderung gerüstet zu sein.

Seit einiger Zeit sind zum Schutz der Tiere Nachtwanderungen in den Nationalparks streng verboten. Allerdings führt hier eine Straße hindurch und nur dort ist es erlaubt im Dunkeln die nachtaktiven Tiere zu beobachten. Noch bevor wir uns auf den Weg machen konnten, huschten ein paar Wieselmakis im Gebälk des Unterstandes auf unserem Platz herum. Das war ja schon mal ein gelungener Auftakt.

Der Nationalparkführer hatte wieder ein gutes Auge für alles was da im Dunkeln so kreucht und fleucht und so konnten wir eine Menge Tiere sehen, aber wegen der Dunkelheit eben nicht fotografieren. Wir hatten sogar das große Glück einen Rufus Mausmaki zu sehen, der aufgeregt in einem Strauch umher huschte. Lediglich ein nachtaktives Chamäleon

und einen Nachtfalter können wir euch bieten. Ansonsten hatten wir einen Sternenhimmel der seinesgleichen sucht. Wegen der vollkommenen Dunkelheit und des Fehlens jeglichen elektrischen Lichtes waren die Sterne, das Kreuz des Südens sowie die Milchstraße absolut deutlich zu erkennen. Ein wirklich schöner Abschluss unseres Aufenthaltes in diesem Teil Madagaskars.

Wieder mal stand uns ein langer und heißer Fahrtag bevor. Wir kommen an den vielen Zuckerrohr- und Obstplantagen rund um den Fluss Rianila vorbei. Irgendwo an der Strecke steht auf einmal Hasina an der Seite und winkt uns auf einen kleinen, mit Korallen-Eibisch bewachsenen Parkplatz an einem winzigen Wasserfall.

Hier steht ein schönes Exemplar des Wahrzeichens von Madagaskar, der Ravenala madagascariensis (Baum des Reisenden) und heute will Hasina uns zeigen, wieso der Baum diesen Namen hat. In dem kahnförmigen Blattgrund sammelt sich nämlich Wasser an und das können durchaus bis zu 1,5 Liter sein. Hat man nun ein Messer und eine Behältnis zur Hand, kann man den Baum anzapfen und sich in Dürrezeiten so vor dem Verdursten retten. Das Wasser sah allerdings alles andere als appetitlich aus und so war keiner von uns bereit davon zu kosten. Na ja, wir waren ja auch nicht wirklich durstig und hatten noch ausreichend Wasservorräte an Bord, doch interessant war es allemal.

Da lockten uns schon um so mehr die vielen Obststände und wir kauften reichlich bekannte und unbekannte Früchte ein. Ist doch die Ostküste Madagaskars die Obstkammer des Landes.

Wir bewegten uns nun auf der sogenannten Lichistraße Richtung Tamatave (Toamasina), der einzigen großen Hafenstadt an der Ostküste. Kurz vor Tamatave trafen wir uns alle in einem Palmenhain um die Stadtdurchfahrt gemeinsam zu meistern.

Die 200.000 Einwohner Stadt Tamatave (Toamasina) wird regelmäßig von Zyklonen heimgesucht und schwer beschädigt. Trotzdem sind die alten Häuser und Alleen am Hafengelände sehenswert. Ansonsten hat die Stadt mit den Problemen vieler Hafenstädte zu kämpfen und war auf der ganzen Reise auch der einzige Ort wo ausgerechnet Gerorg Sch. am helllichten Tag und während des telefonierens das Handy aus der Hand entwendet wurde. Wir standen etwas außerhalb ruhig und sicher am Hotel Miramar und wie der Name schon sagt direkt am Meer. Georg Sch. hat seit ein paar Tagen Besuch von seinem alten Schulfreund Knut und der ist Hobbykoch. So kamen wir am Abend in den Genuss von Zebu-Filet a la Knut und das mit Meeresrauschen im Hintergrund. Herz was willst du mehr?

10 Kilometer nördlich von Tamatave befindet sich der botanische Garten von Ivoloina. Wo mit Unterstützung des WWF Tiere gesund gepflegt werden die Schmugglern oder illegalen Tierhändlern abgenommen wurden. Soweit es möglich ist, werden die wieder gesundeten Tiere dann in die Wildnis entlassen. Hier werden auch Bildungsmaßnahmen zum Thema Umwelt- und Naturschutz durchgeführt, was in Madagaskar ja leider noch immer in den Kinderschuhen steckt. So bot es sich also an zum Abschluss unserer Nationalparkbesuche in Ivoloina noch einmal alles ein wenig zu vertiefen.

Das weitläufige Gelände ist so natürlich wie möglich gestaltet und die Tiere werden nur wenn es erforderlich ist in Käfigen gehalten und kurz vor der Auswilderung können sie sich auf dem Gelände frei bewegen. Außer den Tieren gibt es viele Pflanzen, die oft auch mit Namensschildern versehen sind. Hier eine Etlingera elatior mit dem schönen deutschen Namen Kaiserzepter.

Unser alter Freund der Vari turnt schon frei in den Bäumen herum und erfreut sich an der köstlichen Jackfrucht. Da würden wir gerne mitessen.

Das Chamäleon ist auch schon wieder bei Kräften und zwickt mich ganz schön in die Arme. Viele Tiere die wir unterwegs gesehen haben begegnen uns hier wieder . Leider ist es mal heute sehr regnerisch mit wolkenbruchartigen Abschnitten und so wird aus der geplanten großen Wanderung um den See des Parkes nur ein Kurzspaziergang.

Außerdem heißt es am Nachmittag noch Abschied nehmen. Hasina, unser Reiseleiter, Entertainer und Vermittler zwischen den Kulturen fährt heute noch zurück nach Antananarivo. Er hat seinen Job wirklich sehr gut gemacht und wir werden ihn vermissen. Außerdem fragen wir uns: Wer sagt uns bloß ab morgen was wir zu tun haben?

Unsere Reise jedoch ist noch lange nicht zu Ende. Auf teilweise sehr schlechter, schmaler Straße, immer am Meer entlang, durch kleine Ortschaften fahren wir bis Mahambo, einem Badeort und Paradies für Wellenreiter. Es gibt mehrere Polizeikontrollen und einmal spricht einer der Polizisten sogar Deutsch mit uns.Wir verbringen den Tag bis zum späten Nachmittag am Strand,

dann fahren wir weiter bis Soanierana-Ivongo. An den gleichnamigen Hotel haben wir einen Stellplatz für die Nacht. Der Abend wird etwas hektisch, denn nun heißt es Koffer packen und unsere Sachen aus dem WoMo räumen. Morgen früh setzen wir nach Nosy Boraha ( Ile Ste. Marie) über und werden ab da im Hotel wohnen.
Unsere Crew ist uns mittlerweile ans Herz gewachsen, wenn es auch mangels Sprachkenntnissen nicht zu allzu viel Gedankenaustausch gekommen ist. Auch sie werden uns nun verlassen, lediglich Georg Sch. begleitet uns weiterhin. (Beim Abschiedsfoto fehlen Georg Sch. und Hary, da die mal wieder ganz schnell was zu organisieren haben). Wir fahren mit dem Begleitbus und zwei der WoMo´s bis zum Hafen. Die beiden WoMo´s werden an der Polizeistation abgestellt und in wenigen Tagen reisen Georg Sch. und Knut damit weiter in Madagaskar herum. Das Versorgungsfahrzeug und der Fiat werden von den Mechanikern zurück nach Antananarivo gebracht.
Um 9.30 Uhr sollten wir an der kleinen Fähre sein, die um 10.00 Uhr dann angeblich losfährt. Bis allerdings alle Waren verstaut sind und der verspätete Bus aus Tamatave eingetrudelt ist, ist es schon kurz nach 11.00 Uhr. Die Buspassagiere haben natürlich auch eine Menge Gepäck und so wird die kleine Fähre fast so voll gestopft wie der Zug nach Fianarantsoa. Selbst auf dem Dach werden noch Güter festgezurrt. Wir können nur hoffen, dass die Ladekapazität der Fähre nicht überschritten wird. Ungeduldig sind natürlich mal wieder nur die Vazaha, der Rest der Reisenden sitzt stoisch ruhig auf seinen Plätzen. Dann werden wir namentlich aufgerufen (unsere Reisepässe samt Passnummern wurden beim Ticketkauf registriert). Es sind nämlich ab und an ein paar der Fähren unter gegangen und so wissen sie wenigstens, dass wir an Bord waren. Welch eine Beruhigung!!! Dafür werden wir wie selbstverständlich und ohne dafür bezahlt zu haben in den VIP Raum geführt. Das ist eine winzige Kammer in der wir kaum Luft bekommen, aber immerhin sind die Sitze im Gegensatz zur restlichen Bestuhlung gepolstert. Wir werfen noch einen letzten Blick auf die Hafenhäuser und endlich geht es ab nach Nosy Boraha.

Keine Kommentare: