Follower

Dienstag, 27. Oktober 2009

Die Inkas und der Nabel der Welt (Cusco)

Von Nasca ging es auf enger, steiler Straße bergauf. Immer wieder musste die Hupe betätigt werden um den Gegenverkehr zu warnen. Nach 83 Kilometern waren wir bereits in einer Höhe von 3.800 Metern und auf der Pampa Galeras. Hier befindet sich ein Schutzgebiet und eine Forschungsstation für Vicuñas (von Deutschland gegründet und bezahlt, heute vom peruanischen Staat übernommen). Fast waren diese Tiere vom Aussterben bedroht. Sie können nicht in Gefangenschaft gehalten werden und wurden einfach abgeschossen, um an die kostbare Wolle zu kommen. Der Handel mit Vicuñawolle ist streng verboten. Lediglich ein paar vom Staat listzensierte Geschäfte dürfen sie verkaufen. Erfreulicherweise leben hier jetzt wieder 30.000 Exemplare.
Kaum ist das Schutzgebiet vorbei, sehen wir nur noch Lama- und Alpakaherden. Am Abra Condorcena überschreiten wir 4.330 Meter. Die Landschaft ist rau und nur noch wenige Menschen leben hier. Leider haben wir nun wieder die Baustellenfreude. Immer wieder kommt es zu Verzögerungen, weil die Straßen für kurze Zeit gesperrt werden. In einem kurvenreichen Abschnitt erkennen wir schon von weitem ein Wohnmobil. An einer Ausweichstelle warten Mercilene und Jeronymo aus Brasilien schon auf uns. Es wird eine lustige Unterhaltung in holprigem Spanisch, doch wir haben viel Freude daran. Wir tauschen Tipps aus und erhalten so ganz nebenbei eine Einladung auf ihre Fazenda in Porto Seguro, falls wir nach dem 15.01.2010 dort sein sollten. Dann wird es richtig hart. Eine ellenlange Baustelle liegt vor uns. Über eine halbe Stunde müssen wir warten, bis wir endlich weiterfahren können. Zwischen LKW an LKW schleichen wir durch Puquio. Der Ort hat keine asphaltierte Durchgangstraße und die schweren LKW´s kommen kaum um die engen Kurven, zumal es auch noch bergauf geht. Von uns wollen wir da gar nicht mehr reden. Es ist nur zu hoffen, das Puquio im Rahmen der Straßenbaumaßnahmen endlich einmal zu einer asphaltierten Ortsdurchfahrt kommt. Spätestens jetzt wird uns klar, dass wir unser Tagesziel nicht mehr erreichen können, zumal ab jetzt die Straße wieder nur bergauf führt. Vorbei an der Laguna Yaurihuri und über den Abra Huashuaccasa mit 4.300 Metern, dann wieder abwärts über Cotaruse bis Chalhuanca auf 2.900 Metern. Zu unserer Freude entdecken wir hier eine 24 Stunden Tankstelle und Bernd kann endlich das Steuer loslassen. Eine Stunde später ist es stockdunkel. Da kommen noch 12 riesige LKW´s auf den Platz gefahren. Sie haben ihren eigenen, schwer bewaffneten Wachdienst mitgebracht. Wir fragen uns, was diese LKW´s wohl geladen haben mögen? Uns kann es recht sein, so werden wir gleich mitbewacht und können umso besser schlafen. Am nächsten Morgen sieht die Welt wieder besser aus. Ausgeruht können wir die 135 km lange Fahrt durch das wunderschöne Tal des Río Pachachaca richtig genießen.
Allerdings nur bis zu dem Moment, als uns auf einer Brücke ein Reisebus in voller Bergabfahrt auf unserer Spur entgegen kommt. Bernd konnte uns nur durch eine Vollbremsung und Fahrt fast auf das Geländer retten. Um ein Haar wäre es das Ende unserer Reise gewesen. Der Reisebus hat ungerührt seine Fahrt fortgesetzt. Ab Abancay geht es wieder steil bergauf. Jetzt fahren wir im dicksten Nebel. Das fehlt uns heute auch noch zu unserem Glück. Bergfahrt und keinerlei Sicht. Nur noch im Schritttempo geht es weiter. Dann auf der Höhe von 4.300 Metern liegt der Nebel endlich unter uns, dafür fängt es leise an zu schneien. Doch bald kommt die Sonne durch und der Spuk ist vorbei. Selbst in dieser Höhe sehen wir noch die Campesions bei der Feldarbeit. Bei Curahuasi kurven wir in die Schlucht des Río Apuímac hinunter, nur um gleich darauf wieder in die Höhe zu steigen. In Limatambo bekommen wir den ersten Vorgeschmack auf die Inkas bei der Ruine Tarawasi.
Von einer Anhöhe haben wir bereits einen schönen Blick auf Cusco.
Im uns bereits bekannten, unterwegs von anderen Reisenden empfohlenen Clubhotel, bekamen wir einen schönen Platz auf Rasen, direkt neben dem Pool. Auf Schritt und Tritt begleitet, selbst beim Gang zur Dusche, von den beiden schwer gefährlichen Wachhunden.
Am nächsten Tag stand Stadtbesichtigung auf dem Programm. Wie immer begann unser Rundgang an der Plaza de Armas. Wir rieben uns die Augen. War denn alle Welt in Cusco? So ein Gedränge und Gewimmel hatten wir gar nicht erwartet. Kaum konnten wir bis zur Kathedrale vordringen und hinein schon gar nicht. Sie war wegen eines Gottesdienstes bis auf den letzten Platz gefüllt.
Koloniale Häuser mit schönen Holzbalkonen, sowie die Iglesia La Compañia und der Eingang der Universidad San Antonio Abad dominieren den Platz.
Kurzerhand flüchteten wir aus dem Gedränge zum Mercado Central San Pedro. Hier waren wir dann fast nur noch unter den Einheimischen. Wie so oft faszinierte uns der Anblick der vielen verschiedenen Maissorten.
Zum X-ten Mal von einem Jungen angesprochen, ließen wir uns dann endlich unsere Schuhe putzen. Der kleine Kerl war 7 Jahre alt und seine Hände waren so schmutzig, dass er wohl nie mehr im Leben saubere Finger bekommen wird. Er hat noch vier weitere Geschwister und alle putzen Schuhe um die Familie über Wasser zu halten. Allerdings hat er Eltern und lebt nicht alleine auf der Straße, wie so viele andere Kinder hier. Wir haben natürlich den Gringopreis bezahlt. Als wir gingen und uns noch einmal umdrehten sahen wir, wie er lächelnd das 5 Soles Stück in den tiefen seiner Hose verschwinden ließ. Sein Essen für den heutigen Tag hatte er verdient. Danach gaben wenigstens die Schuhputzer Ruhe und so konnten wir uns noch den Inkastein mit den 12 Ecken ansehen. Die Inkas haben die Steinmetzkunst perfektioniert. Alle Steine passen haargenau aufeinander und halten ohne Mörtel und die Mauern sind erdbebensicher. Wir ließen uns dann nur noch durch die Straßen treiben. Eingekeilt zwischen Horden von Touristen. Gleich sahen wir auch, dass hier in Cusco die Zeiten der Niedrigpreise vorbei sind. Nichts desto Trotz ließen wir uns unser Abendessen mit Lamafleisch schmecken.
Am nächsten Tag besichtigten wir das Convento Santo Domingo. Die Iglesia wurde bei einem Erdbeben 1950 zerstört und es kamen die Mauern des Inkaheiligtums Qoricancha zum Vorschein. Wie immer hatten die Spanier, mit den Steinen des jeweiligen Bauwerkes, eine Kirche auf die Inkastätten gesetzt. Natürlich wurde die Kirche wieder aufgebaut, doch die Reste des Inkaheiligtums sind nun wieder zu erkennen.
Unser Führer entführte uns in Welt der Inkas. Wie muss es hier ausgesehen haben? Die Wände waren mit Goldplatten verkleidet. Hier war der Wohnsitz des gottgleichen Incas Manco Capac. Von hier wurde die Hauptstadt des Inkareiches mit seinen vier Vierteln regiert. Hier war der Nabel der Welt. Größer und reicher als Rom. Die perfekten Wände mit Nischen versehen, alle gefüllt mit goldenen Statuen. Die Fenster so angelegt, dass die Sonne zu bestimmten Zeiten alles zum Strahlen brachte. Im Garten standen Gold- und Silberfiguren von jeder Frucht, jedem Baum und jedem Tier die es im Reich gegeben hat.
Hier sehen wir die Nachbildung der einst massiven Goldplatte, auf der der Schöpfergott Wiracocha und die vielen anderen verehrten Götter dargestellt wurden. Alles was an Gold und Silber hier gefunden wurde, wurde von Pizarro und seinen Mannen geraubt und zu Goldbarren verschmolzen. Einmalige Kunstgegenstände von unvorstellbarem Wert. Uns würde wirklich einmal interessieren, was aus all dem Gold und Silber geworden ist, das die Spanier von hier verschleppt haben.
Im Museo de Arte Precolombino können wir uns noch einige wenige Funde der verschiedenen Kulturen ansehen. Interessant war es auch, den Weberinnen bei ihrer mühevollen Arbeit zu zusehen. In der Callejón de Siete Culebras wollten wir eigentlich nur die Mauer mit den sieben Schlangenmotiven fotografieren, doch die beiden Peruanerinnen mit ihren Lamas geben auch ein nettes Motiv ab (natürlich gegen einen kleinen Obolus).
Am Abend vergnügen wir uns noch im Centro Qosqo de Arte Nativ mit einer Folkloreschau.
Cusco ist wunderschön, das hat sich wohl mittlerweile herumgesprochen. Eine Million Touristen waren im letzten Jahr da und uns kommt es so vor, als wären die im Moment alle auf einmal hier. Wir beschließen weiter zu fahren und ein wenig mehr Zeit im Valle Sagrado, dem heiligen Tal der Inkas zu verbringen. Doch zunächst geht es wieder in die Höhe und die Festung Saqsaywamán steht auf dem Programm. Das inkaische Cuzco hatte die Form eines Pumas und die Festung bildete den Kopf. Niemand weiß heute, was Saqsaywamán einmal gewesen ist: Festung, Kultplatz oder einfach nur der Kopf des Pumas. Auf jeden Fall ist hier alles großartig. Die Größe, die Aussicht, die Mauern und die Sonnentore. Alles erdbebensicher errichtet. 20.000 Menschen sollen hier 70 Jahre lang gebaut haben.
Die Mauerecken werden von Steinen in unglaublichen Größen gehalten. Niemand weiß, wie Menschen die das Rad nicht kannten in der Lage waren 42 Tonnen schwere Steine zu bewegen. Es gab hier auch einmal Türme. Doch da sie aus kleineren Steinen gebaut waren, schleppten die Spanier diese weg um die vielen Kirchen Cuscos damit zu bauen.
Wir machten uns auf den in der dünnen Luft beschwerlichen Aufstieg, um den so genannten Thron des Inca von oben zu sehen.  
Ganz in der Nähe befindet sich der Qocha. Ein eigenartig modulierter monolithischer Block, der im Inneren ganz ausgehöhlt und mit zahlreichen Labyrinthen versehen ist. Wahrscheinlich war er eine Begräbnisstätte. Da sich schon Menschen in ihm verlaufen haben und dann verhungert sind, ist der Eingang für Besucher jetzt gesperrt.
Nach wenigen Kilometern stoßen wir auf den Kult- und Festplatz Q´engo. Auch hier sind die Steine ähnlich gestaltet wie in Qocha, nur dass diese Anlage noch viel größer ist.
Außerdem gibt es nur eine kleine unterirdische Kammer, mit einer Art Sitz für die Priester. Oberhalb ist eine gezackte Öffnung im Felsen, durch die Wasser oder Blut ins Innere der Kultstätte geschüttet werden konnte.
Was die Puppen an dem Baum zu bedeuten haben wissen wir nicht. Auf jeden Fall ist es ein nettes Fotomotiv und lenkt uns für den Moment von unserem Kulturprogramm ab. Vom Wasserheiligtum Tambomachay haben wir einen schönen Blick zurück auf die Festung Pukapukara, die wir soeben besichtigt haben. Das Wasserheiligtum war wahrscheinlich ein Landsitz des Inca Túpak Yupanki und wird wegen seiner immer mit Wasser gefüllten Becken, auch das Bad des Inca genannt. Eine Indígena hütet am Straßenrand ihre Tiere. Nun folgt eine kurvenreiche Abfahrt in das Tal des Urubamba, das Valle Sagrado de los Incas. Von oben haben wir schon einen schönen Blick auf den Ort Pisaq. Leider ist es für die Besichtigung der Ruine schon zu spät und da uns der Parkplatz davor zu steil (unsere Handbremse hat schon wieder ihren Geist aufgegeben) und zu unheimlich ist, fahren wir die 6 Kilometer zurück in den Ort um wieder einmal an einer Tankstelle zu übernachten. Was aber unbestritten den Vorteil hat, das wir frühmorgens die ganze Anlage für uns alleine haben. Zunächst einmal müssen wir 20 Minuten einen schmalen Pfad gehen (immer die steilen Terrassenfelder unter uns) um zu den ersten Gebäuderesten zu gelangen. Da es vor wenigen Tagen hier das erste Mal geregnet hat, blühen die Kakteen am Wegesrand.
Wieder können wir die für die Inkas so typische Bauweise mit den gut verarbeiteten Steinen und den Trapeznischen erkennen.
Ich kann die Abgründe unter mir nicht mehr ertragen und Bernd muss alleine weiter zum Sonnenheiligtum, dort wo die Sonne angebunden ist, hoch oben am Berg.
Es gibt noch einen höher gelegenen Parkplatz. Wir fahren mit Burro dorthin und können die Ruine von einer anderen Warte aus sehen. Hier sind die Wege auch nicht mehr ganz so nahe am Steilhang und wir gehen noch ein wenig in der Anlage umher bis zum Friedhof. Hier sind wieder geplünderte Gräber in den Bergwänden zu sehen.
Danach sind wir reif für den Ort um wieder einmal ebene Erde unter die Füße zu bekommen. Der Peruaner Lieblingsessen (Cuy) mal in einer luxuriösen Behausung. Da heute kein Markttag ist, sind nur wenige Straßen mit Andenkenständen voll gestellt und wir sehen diese schön gemachte Wasserabflussrinne mit dem Schlangenkopf. Weiter geht es durch das heilig Tal vorbei an den Orten Coya, Calca, Yucay und schließlich Urubamba. Hier sehen wir eine Unmenge von Indígenas, die dabei sind, die Ausrüstungen für die Wanderer auf dem Camino Inca zusammen zu stellen. 500 Leute gehen mittlerweile jeden Tag die vier Tage nach Machu Picchu. Was der Trail fast nicht mehr verkraften kann und obwohl es Wartezeiten von bis zu drei Monaten gibt, reißt der Strom der Wanderer nicht ab. Wir werden auf Machu Picchu verzichten. Es war vor zwei Jahren einfach wunderschön dort und das kann man nicht wiederholen. Außerdem sollen zur Zeit solche Massen von Touristen dort sein, dass die ersten sich schon mit Grausen abgewandt haben. Wenn das so weiter geht, kommt es auf dem Berg noch zu einem Kollaps. Ein kurzes Stück über eine holprige Pflasterstraße und wir sind in Ollanta, mit dem Heiligtum Ollantaytambo. Leider kommen wir nicht zu dem, von uns für unsere Übernachtung ausgesuchten Parkplatz. Aus irgendeinem Grund ist die Zufahrt vollkommen mit Bussen verstopft. Es geht nichts mehr vor oder zurück. Unsere Alternative, die Ollantaytambo Lodge liegt leider auf der Parallelstrasse (besserer Wiesenweg). Wir müssten 200 Meter zurück, das ist aber wegen der aufgelaufenen Fahrzeuge nicht möglich. Die Polizei versucht so gut es eben geht zu helfen, aber immer wenn mal wieder einer rückwärts fährt, kommt garantiert einer und zwängt sich dann in die Lücke. Doch irgendwann ist es geschafft und wir können in den schmalen Weg zur Lodge einbiegen. Sind wir froh aus dem Chaos heraus zu sein, wenn auch die Lodge einen unverschämten Preis für den Stellplatz nimmt. Dann machen wir uns zu Fuß auf den Weg zur Ruine. Auch hier staunen wir wieder über die große Anzahl von Touristen. Wie die Ameisen klettern wir in der Anlage herum. Manche, die noch nicht an die Höhe gewöhnt sind, machen schon nach den ersten Stufen schlapp. Die Reiseleiter treiben sie aber gnadenlos weiter. Wir können nur den Kopf schütteln und sind froh, unser eigenes Tempo halten zu können.
Von der halben Höhe haben wir einen guten Blick auf den Kopf des Incas (er soll den Boten Wiracochan darstellen) auf der gegenüberliegenden Bergseite, mit den in der Nähe liegenden Lagerhäusern. Uns wird schon schwindlig vom hinsehen, geschweige denn das wir in früheren Zeiten hier hätten Lasten schleppen müssen. Irgendwie müssen die Inka ein Gämsen-Gen gehabt haben. Endlich sind wir oben am Sonnenheiligtum. Wir erfahren, dass die Steine von einer der ältesten Kulturen der Tiwanaku-Kultur, lange vor der Inkazeit erstellt worden sind. Wieder unten gehen wir noch in die hinteren Anlagen und sehen das so genannte Baño de la Nusta, das Bad der erwählten Frauen. Für erwählte Frauen war das Wasser aber ganz schön kalt. Ich würde mich da beim Chef beschweren.
Auf dem Rückweg zum WoMo sehen wir auch den Grund für das Chaos im Ort. Die Durchgangsstraße ist eine Baustelle und daher für den Verkehr gesperrt. Die Reisebusse parken daher, wo sie eben eine Lücke finden und dann geht eben nichts mehr. Wir treffen Silke und Stefan (vor Wochen in Huanchaco kennen gelernt) hier wieder und sehen uns von der Terrasse eines Lokales das Treiben auf der Straße gemeinsam an, das dann seinen Höhepunkt erreicht, als die Polizei die Strecke für kurze Zeit öffnet um den aufgestauten Verkehr abfließen zu lassen. Was zu einem ungeahnten Tumult führt. Gut nur, dass Burro vor diesem Abschnitt steht. Am nächsten morgen ist schon um 6.00 Uhr Lärm im Hof. Die ersten Wanderer machen sich auf nach Machu Picchu und wir uns auf den Weg Richtung Maras. Kurz vor dem Ort geht eine Piste zu den 8 Kilometern entfernt liegenden Salzterrassen von Pichingote. Diese Terrassen wurden schon von den Inka angelegt und noch heute mit den gleichen Methoden zur Salzgewinnung genutzt.
Wir fahren die 8 Kilometer zurück und erreichen den Ort Maras. Hier müssen wir uns durch den Ort quälen. Die Aufnahme entstand zwischen Kirche und Wohnhäusern. Wieder auf staubiger, enger Straße erreichen wir Moray. Die Inkas hatten hier ein landwirtschaftliches Versuchszentrum. In Terrassen auf den verschiedensten Höhen erprobten sie Saatgut um heraus zu finden, was am besten in welcher Höhe gedeiht. Was bietet sich da an? Natürlich hat der peruanische Staat hier auch eine Landwirtschaftsschule. Leider müssen wir noch einmal durch Maras. Nur gut, das heute kein Sonntag ist, da ist hier nämlich Markt und dann gäbe es hier überhaupt kein Durchkommen mehr. Wir passieren die Laguna Huaypo und machen einen kurzen Stopp am Aussichtspunkt zur Ruine Machoqolca und schauen zu, wie Paraglider sich zum Absprung ins Urubambatal fertig machen. Ruinen haben wir genug gesehen, wir drücken uns vor dem Aufstieg zur Machoqolca.
Nach einigen weiteren Kilometern erreichen wir den romantischen Ort Chinchero, wo steile Treppen zum Hauptplatz führen. Die kleine Kirche wurde mal wieder auf die Inkaanlage gebaut. Es gibt nur noch ein wenig Mauerwerk mit Trapeznischen vom ehemaligen Palast des Incas Túpac Yupanki zu sehen. Dafür ist der Markt davor aber umso bunter. An einem gewebten Teppich komme ich nicht mehr vorbei und er und ein Paar Tonstiere treten den Weg ins WoMo an. Es gäbe auch sonst noch so einiges was man hier kaufen könnte. Wenn nur Bernd nicht so laut stöhnen würde. Er dreht seine leeren Hosentaschen nach außen und selbst die Marktfrauen müssen lachen. Die alte Frau mit ihrer Spindel hat es ihm dann doch noch angetan. Jetzt hält uns nichts mehr. Über Cachimayo und Poroy fahren wir wieder nach Cusco. Leider müssen wir durch die ganze Stadt um am anderen Ende wieder heraus zu kommen. Erst nach den Orten San Sebastian und San Jerónimo sind wir aus dem Gedrängel heraus und können gelassen weiter fahren. An den Ruinen von Pikillacta machen wir noch einen kurzen Stopp. Weniger um die Anlage zu besichtigen, uns steht einfach nicht mehr der Sinn nach Ruinen, sondern um endlich eine Pause einzulegen. Danach fühlen wir uns so fit um noch ein gutes Stück des Weges zurück zu legen. Wir fahren durch das schöne Vilcanota-Tal bis Urcos. Hier wurden wir vor zwei Jahren wegen eines Streikes stundenlang festgehalten. Heute ist nichts mehr zu merken von der damaligen aggressiven Haltung der Einwohner. Weiter durch kleinere Dörfer erreichen wir den Ort Combapata. Im Hostal Progreso finden wir mit Burro einen Platz für die Nacht. Am nächsten Morgen haben wir einen besonderen Ausflug vor. Wir mieten uns für die nächsten Stunden ein Taxi. Bevor wir starten können, müssen wir erst zur „Tankstelle“, denn der Taxifahrer hat mal wieder kein Geld fürs Benzin. Das Benzin ist übrigens Schmuggelware aus Bolivien. Es geht über die Orte Tungasuca mit der gleichnamigen Lagune bis Yanaoca. Ab hier endet der Asphalt und weiter geht es auf Schlaglochpiste. Aber immerhin entschädigt uns die reizvolle Landschaft. Nur noch vereinzelt sehen wir Bauerngehöfte. Alpakas und Lamas sind hier eindeutig in der Mehrzahl. Nach 2stündiger Fahrt haben wir unser Ziel erreicht. Bei dem Dorf Quehue kommen wir zur Queswachoca, einer der letzten noch intakten Inkahängebrücken über den Río Apurímac. Sie ist aus Pflanzenfasern gefertigt und wird alle zwei Jahre erneuert.
150 Meter müssen wir auf Treppen herabsteigen um zur Brücke zu gelangen. Doch Vertrauen haben wir keines in sie. Wir ersparen uns die Überquerung (was sind wir bloß für Feiglinge).
Unser Taxifahrer bringt uns wieder zurück nach Combapata. Wo uns nichts hält und es geht noch am frühen Nachmittag weiter zu den Ruinen von Raqchi. Im Reiseführer stand, dass diese Ruinen kaum besucht sind. Wenn wir die Mengen von Reisebussen sehen die hier stehen, möchten wir mal wissen was dann gut besucht ist. Zuerst machen wir uns auf den Weg zu der kleinen Kirche. Wieder einmal aus den Steinen der Anlage erbaut, was diesmal aber kaum Schaden angerichtet hat, da die Anlage wirklich riesig ist. Sie ist dem Schöpfergott Wiracocha gewidmet und weißt als einzigartige Besonderheit dieses Mauerwerk auf. Außerdem gibt es unzählige Türme und Bauten aus Lavagestein. Esotherikgruppen mit Schamanen scharren sich um das Wasserheiligtum, doch wegen der Größe verlaufen sich hier alle.
Ein Campesino gräbt noch mit denselben Werkzeugen wie zur Inkazeit sein Feld um, das sich unmittelbar an die Anlage anschließt. Selbst einen künstlichen See, dessen Boden mit Lavagestein gepflastert ist, zur Wasserversorgung hatte man damals hier angelegt. Wir fahren noch ein wenig weiter und finden in der lebhaften Stadt Sicuani einen Übernachtungsplatz in der offenen Halle einer Tankstelle. Tags darauf steigen wir langsam in die Höhe. Auf den Feldern arbeiten wieder eine Menge Kinder. Schon von weitem sehen wir die Dampfwolken von Aguas Calientes (selbst wir wissen nicht mehr, in wie vielen Orten mit diesem Namen wir schon waren). Diesmal lockt uns die Therme nicht, sie wird von den Einheimischen zum Baden und Wäsche waschen genutzt. Nach 40 Kilometern haben wir die Passhöhe La Raya auf 4.338 Metern erreicht. Hier ist die Wasserscheide zwischen Atlantik und Pazifik. In der Nähe befindet sich die Quelle des Río Santa Rosa, der zum Río Ayaviri wird, in den Titicacasee fließt und der uns ab jetzt begleiten wird. Wir befinden uns nun auf dem Altiplano und ständig in einer Höhe zwischen 3.500 und 4.000 Metern. Bei Kilometer 1183 entdecken wir in der Ferne eine Sensation. Eine Puya Raimondis. Sie ist fast ausgestorben und braucht 100 Jahre bis zur Blüte um dann zu sterben. Wir lassen Vorsicht Vorsicht sein, parken Burro am Straßenrand und marschieren querfeldein um sie uns aus der Nähe zu betrachten. Unglaubliche 10 Meter wird diese Pflanze groß und wir hatten großes Glück sie überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Das laut Reiseführer wichtige Handelszentrum Ayaviri besteht nur aus elenden Adobehüten und wir sehen keinen Grund für einen Besuch. Unser Ziel ist Pucara. Von dieser Kultur wissen wir sehr wenig, nur dass sie älter als die Inka ist. Im Ort selber keinerlei Hinweise auf die Anlage. Auf der Suche nach dem antropologischen Museum landen wir zunächst im falschen. Es ist ein kleines Privatmuseum eines Künstlers und direkt am Eingang sehen wir den Torso einer Kuh, der vormals als Getreidespeicher gedient hat. Das war eigentlich nicht das, was wir wollten, doch auch ein paar Tontöpfe sind noch da und die Gegenstände vom Großvater, der Stierkämpfer war. Geduldig lassen wir uns führen und machen dann, dass wir endlich zum richtigen Museum kommen. Das war dann auch keine Offenbarung. Keine Führung, keine Erklärung, dafür aber Fotografierverbot. Nun haben wir dennoch das Foto einer Steinfigur, was sie aber darstellen soll? Wer weiß, wer weiß? Doch wenigstens an der Ausgrabungsstätte stehen die Führer wie überall rum? Weit gefehlt, kein Mensch weit und breit und so waren wir hier und sind genauso schlau wie vorher. Die Reiselektüre hilft auch nicht wirklich weiter. Auf der weiteren Strecke sehen wir einen schlimmen Unfall. Ein Reisebus und ein LKW, beide total zertrümmert. Das musste ja mal so kommen bei dem Fahrstiel der Busfahrer. Dann endlich haben wir Juliaca erreicht. Eine extrem quirlige Großstadt und wir mal wieder mittendurch. Autofahrer, Busse, Fußgänger, Mototaxis, Radfahrer alle machen was sie wollen und jeder macht mit. Regeln gibt es keine. Wer schneller ist hat Recht. Einige Kilometer hinter der Stadt sind wir wieder in einer anderen Welt. Ruhig und gemütlich können wir bis zu den Grabtürmen von Sillustani fahren. Wir sehen schöne Bauernhäuser und blühende Kakteen am Wegesrand.
Schnell machen wir uns daran den Anstieg zu den Türmen zu bewältigen. Schon von weitem ist zu erkennen, dass es heute noch ein Unwetter geben wird. Der Anblick alleine ist schon phantastisch.
Sillustani war ein bedeutendes Zentrum der Colla-Kultur. Starb ein bedeutender Mann, wurden 20 – 30 Lamas verbrannt, Frauen und Kinder getötet und dann noch mit weiteren lebenden Personen in den Grabtürmen eingemauert. Das waren raue Sitten damals. Die Inkas haben dann die Anlage übernommen und weitere Grabtürme errichtet.
Dann konnten wir nur noch rennen. Das Unwetter mit Sturm und Regen kam auf uns zu. Der Hund mit seinem dicken Fell war es gewohnt. Erfreute sich aber einer Extraration Futter aus unseren Beständen.
Übernachten durften wir am Museum. Der Museumswächter machte für uns alleine eine Führung und gab uns sogar noch Strom fürs WoMo. Als wir uns über den Regen beklagten, hatte er dafür kein Verständnis. Es ist der erste, von allen erhoffte Regen und wir haben großes Glück das miterleben zu dürfen. Am nächsten Morgen war es eiskalt. Ganze 9° Grad im WoMo. Da musste erst mal die Heizung angeworfen werden bevor auch nur meine Nase unter der Bettdecke hervorschaute. Doch bald schon knallte die Sonne wieder vom Himmel und wir konnten die warme Kleidung wieder ausziehen. Kurz vor der Großstadt Puno kam der Titicacasee in Sicht. Puno hatte eine Ortsumfahrung und so kamen wir schneller als erwartet durch die Stadt. Da wir ja bereits eine Schifffahrt auf dem See und die Besichtigung der schwimmenden Inseln der Uru vor zwei Jahren gemacht hatten, brauchten wir uns in Puno nicht mehr aufzuhalten. Lange noch begleitet uns der höchstgelegene schiffbare See der Welt bis wir bei Pomata an den Abzweig nach Desaguadero kommen. Wir werden Peru dort verlassen und nach Bolivien gehen.