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Mittwoch, 27. Februar 2013

Abenteuer Osten XIX – Zurück im Iran mit Isfahan, Pasargadae, Persepolis, Naqsh-e Rostam, Abarkuh und Yazd -

10 Tage war Bernd im Krankenhaus und weitere 5 Wochen mit absolutem Autofahrverbot zu Hause zur Untätigkeit verdammt. Reichlich Zeit also um Pläne zu schmieden und Organisatorisches zu regeln. Es erwies sich nämlich als so gut wie unmöglich, Burro im Iran zu verkaufen oder gar zu verschrotten, ohne persönlich anwesend zu sein. Da Bernd in seinem Freund Dieter einen heimlichen Verbündeten gefunden hatte, reifte der Plan zurück in den Iran zu fliegen, Burro heim zu holen und so nebenbei auch noch ein wenig vom entgangenen Besichtigungsprogramm nach zu holen. Zwar ging Bernds Gesundung nicht so schnell von statten wie wir es erhofft hatten, als jedoch alle Formalitäten erledigt und alle Ersatzteile besorgt waren (Telefon und Internet sei Dank), gab es kein Halten mehr. Mit jeweils 20 Kilo Übergepäck wegen der vielen Gerätschaften ( Bremsscheibe, Radlager, Werkzeuge usw.) machten Dieter und Bernd sich auf den Weg zum Flughafen, um dann etwas umständlich, dafür aber sehr preiswert, über Istanbul nach Teheran zu fliegen.
Pegasus Airlines erweist sich als äußerst zuvorkommend und gibt den beiden jeweils eine Dreierreihe zur alleinigen Verfügung. So kann Bernd während des Fluges sein Bein hoch lagern und ganz entspannt dem Ziel entgegen sehen.
In Teheran gibt es kurz eine Schrecksekunde beim Zoll. Dort wollen sie ganz genau wissen, für was all die Autoteile sind, die natürlich wegen der Schwere des Gepäcks gleich auffallen. Bernd kann anhand von Rechnungen, Fotos und seiner Schilderung glaubhaft versichern, dass er das alles für sein eigenes, im Iran verbliebenes WoMo benötigt. Wunderbar, kein Problem „Welcome to Iran“. Die letzte Hürde ist also geschafft, das neue Abenteuer kann beginnen. Wie nicht anders erwartet, harrt der immer zuverlässige und unermüdliche Mehdi schon am Ausgang, um die beiden die 450 Kilometer nach Isfahan zu fahren. Irgendwo an der Strecke machen sie einen Halt um ein ausgiebiges Frühstück zu genießen, schließlich sind sie jetzt schon fast 24 Stunden unterwegs.
Burro steht immer noch so da, wie wir ihn vor Wochen verlassen haben. Da ist die Freude groß und aus lauter Dankbarkeit springt er auch beim ersten Startversuch direkt und ohne zu murren an.
Obschon sie eigentlich bettreif wären, drängt Bernd darauf sogleich in eine Werkstatt zu fahren. Mehdi weiß wo sie suchen müssen und fährt mit seinem PKW vor. Tatsächlich finden sie in einem Industrieviertel eine LKW Werkstatt, in der man auch bereit ist sofort mit der Reparatur zu beginnen. Am Nachmittag ist Burro wieder fit und so können sie zurück zum Stellplatz am Hotel. Dort nehmen sie erst einmal ein Zimmer, denn Burro ist ja so gut wie leer ( An dieser Stelle nochmals einen herzlichen Dank an Sigrid und Manfred, In Sook und Peter, sowie Petra und Johann, die uns so viele unserer Sachen mit nach Deutschland gebracht haben und das, obwohl sie teilweise selber bis an ihre Grenzen beladen waren).
Lange Zeit zum Ausruhen haben D. und B. nicht. Am Abend sind sie mit Mehdi und seiner Ehefrau Nejar zum Essen verabredet. Ein besonders beliebter Treffpunkt bei den Einheimischen ist das Armenierviertel Jolfa auf der südlichen Seite des Flusses Zayandeh Rud mit guter Restaurant-Auswahl. Dort leben ein paar Tausend Armenier und es gibt auch noch einige armenische Kirchen. Hier sehen wir den Eingang zur ehemaligen Klosteranlage mit der Erlöserkirche in der Vank-Gasse.
Am Morgen sind noch ein paar organisatorische Dinge zu klären. So führt der erste Weg zum Zoll, denn D. und B. wollen den direkten Grenzübergang in die Türkei nehmen und nicht den nach Armenien, der ursprünglich für die Gruppenreise vorgeschrieben war. Die Beamten sehen kein Problem darin, dass von der Route abgewichen wird. Also heißt es jetzt den Schrauben- und Elektro-Bazar aufsuchen, denn es muss erst einmal eine Grundausstattung an Werkzeugen und Ausrüstungsgegenständen gekauft werden. Auswahl ist reichlich und preiswert vorhanden.
Die uralte Stadt Isfahan ist reich an Sehenswürdigkeiten und zählt wohl zu den schönsten Städten des Iran. Auf dem Rückweg vom Bazar zum Hotel führt Mehdi D. und B. zu einem Kabutar Khaneh (Taubenturm).
Einst waren diese Türme ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region und es soll mehr als 1.000 Stück davon in der Stadt gegeben haben. Bis zu 5.000 Tauben wurden hier gehalten und ihr massenhaft anfallender Kot als Dünger, zum Gerben von Leder oder zur Herstellung von Schwarzpulver verwendet.
Viele Sehenswürdigkeiten Isfahans liegen um den 524 x 160 m großen Platz Meydan-e Imam, so auch die Masdjed-e Imam (große Moschee), die als schönste Hallenmoschee aus der Safaviden-Zeit gilt.
Die rings herum verlaufenden Arkaden dienen in ihren Untergeschossen als Arbeitsstätten für Handwerker.
Wasserbecken und Fontänen erfreuen die einheimische Bevölkerung.
Wer mag kann sich gemütlich in einer Pferdekutsche chauffieren lassen.
Das Qeisarieh Tor aus 1617 an der Nordseite des Meydan-e Imam ist der Zugang zum Bazar mit seinen vielen Unterabteilungen (Teppichbazar, Bazar der Stoffdrucker usw.).
Hier kann man allen möglichen Handwerkern bei der Arbeit zusehen
oder Gewürze nach Farben kaufen.
Mehdi führt D. und B. in ein chaikhane (Teehaus). Da gehört der Genuss der qalian (Wasserpfeife) unbedingt auch dazu
sowie ein einfaches aber typisches Essen welches den gelungenen Tag abrundet.
Heute zieht es die Drei zu den Brücken über den Zayandeh Rud, die von je her eine besondere Rolle im Leben der Menschen der Flussoase Isfahan spielen. Die Si-o Se Pol mit ihren 33 Bögen und einer Länge von 290 Metern ist ein recht bemerkenswertes Bauwerk. Der Fluss ist derzeit ausgetrocknet. Laut Mehdi führt er nur im Frühjahr, während der Schneeschmelze Wasser.
Auf dem Weg liegt der Chehel-Sotun Palast (Palast der 40 Säulen)
mit seiner Spiegeldecke
und monumentalen Gemälden aus dem Leben des Shahs Isma´il.
Schon sind sie an der Pol-e Khadjou, welche die schönste der vier Brücken sein soll. Hier begegnen sie einer Gruppe von Reiseführern, die eine Fortbildungsmaßnahme machen und natürlich alle Mehdi kennen.
Unter den Brückenbögen treffen sich Menschen zum gemeinsamen Musizieren und Singen.
4 Kilometer außerhalb steht das Grabmal des Sufi-Scheichs Amu Abdollah aus dem 14. Jahrhundert mit seinen beiden „Schwingenden Minaretten“ (Menar Djonban). Ob sie wirklich schwingen, konnte heute nicht getestet werden, da das Mausoleum derzeit wegen Renovierung geschlossen ist.
Gleich ist man wieder am trockenen Bachbett des Zayandeh Rud, das von der Bevölkerung gerne als Picknickplatz genutzt wird.
Fliegende Händler bieten den Erholungssuchenden gleich die passenden Lebensmittel an und da greifen Bernd und Mehdi auch gerne zu.
Besichtigungen sind anstrengend, besonders wenn man auf Krücken laufen muss. Da kommt ein Teehaus und ein Pfeifchen gerade zur rechten Zeit.
Wie diese Allee sehen viele Straßen in Isfahan aus.
Langsam wird es Zeit für den Rückweg und der führt wieder zum Hauptplatz. Geradewegs der Nase nach zu einem Bäcker und seinen frischen Broten.
Freitags wird der Meydane-e Imam zum Gemeinschaftsgebet genutzt. Gerade wurden die Gebetsteppiche eingerollt und der Platz ist wieder zur Besichtigung frei gegeben.
Die jungen Damen nutzen die letzten Sonnenstrahlen des Tages.
Jetzt noch schnell auf das Dach der königlichen Residenz, dem Ali Qapu (Hohe Pforte) mit schöner Aussicht
und einem letzten Überblick über den Meydane-e Imam.
Der Abschied von Nejar, Mehdi
und Isfahan wird mit einem guten Essen in einem sehenswerten alten Hotel gewürdigt.
Immer wieder faszinierend die Wüstenlandschaft mit den schneebedeckten Bakhtiari-Bergen.
Der Jahreszeit entsprechend findet sich mittlerweile vereinzelt Schnee am Wegesrand und in den Nächten ist es recht frisch. Die Tage aber sind immer noch sonnig und warm. Obwohl Persepolis circa 400 Kilometer in südlicher Richtung liegt, entscheiden D. und B. sich kurzfristig den Umweg dorthin doch noch zu machen, denn irgendwie kann man den Iran ja nicht verlassen ohne in Persepolis gewesen zu sein. Bereits 135 Kilometer nach Isfahan liegen auf 2.193 m Höhe die Überreste der Sasaniden-Festung Izadkhast, die zum UNESCO-Welterbe zählt
mit einer Karawanserei.
D. und B. besichtigen sie im Rahmen einer Führung, allerdings sieht sie aus der Ferne wesentlich besser aus.
Auch die Wohnanlagen sind nur noch bruchstückhaft erhalten. Was könnten sie wohl für Geschichten erzählen?
Die Steinbrücke wurde in der safawidischen Epoche errichtet (1501 – 1722).
Ein weiterer geschichtsträchtiger Ort im Zagrosgebirge auf 1.900 m Höhe ist Pasargadae. Hier befand sich die Residenzstadt der Achämeniden- Dynastie. Die Besichtigung beginnt am Grab von Kyos II oder dem Großen (559-530 v. Ch.).
Fragmente der einstigen Palastanlagen.
Dieses eindrucksvolle Relief stellt wohl Kyos II als ein geflügeltes Wesen mit einer ägyptischen Fischerkrone dar.
Nach einem langen Fahrtag mit vielen Besichtigungen kommen D. und B. erst gegen Abend in Persepolis an. Für eine Führung ist es jetzt schon zu spät, aber der gut ausgebaute Parkplatz vor der Anlage ist durchaus als Stellplatz für die Nacht geeignet.
Der Ursprung von Takht-e Jamshid (Thron des Jamshid) oder Persepolis (Stadt der Perser), UNESCO-Welterbe und wohl berühmteste Ausgrabungsstätte des Irans, am Auslauf des Berges Kuh-e Rahmt, war lange nicht bekannt. Erst 1930 konnte geklärt werden, dass es sich hier um eine Palastanlage achämenidischer Herrscher handelt. Sie geht zurück auf das Jahr 515 v. Chr. und zwar auf Darius dem Großen (auch Dareios I. genannt) und seine Nachfolger. Auf einem Gelände von 400 x 300 m wurden im Laufe von 60 Jahren verschiedene Paläste errichtet. Im Jahre 332 v. Ch. besetzte Alexander der Große Persepolis. Bei den anschließenden Siegesfeiern ging die Anlage in Flammen auf und verfiel nachdem Alexanders Heere weiter zogen. Lediglich einige Säulen und Portale überragten weiterhin das Trümmerfeld.
Hier sehen wir das sogenannte Tor der Nationen, durch das am 21. März das Sonnenlicht fällt. So wird vermutet, das es astronomischen Zwecken diente.
Blick über das Gelände mit mehreren doppelköpfigen Greif-Kapitellen.
Wunderschöne Reliefs haben die Zeit überdauert.
Der Stier gilt als das Symbol der Könige.
Noch von der Terrassenanlage aus kann man zwei Felsengräber am Hang des Kuh-e Rahmat ausmachen, die wiederum von Reliefs umgeben sind. Es soll sich um die Gräber von Artaxeres II. und III. handeln.
Sieben Kilometer entfernt besuchen D. und B. noch die Felsengräber von Naqsh-e Rostam. Wegen einer Inschrift wird vermutet, dass in einem der Gräber Darius bestattet wurde.
Ein Shahpur-Relief als steinernes Geschichtsbuch (der römische Kaiser Valerian huldigt Shahpur I.).
Bei der Investitur (Amtseinweisung) von Narseh (293-302) handelt es sich um ein sasanidisches Motiv.
Rätsel gibt der Felswand gegenüberliegende Kabeh-ye Zartosht (Kaba´a des Zarathustra) auf. Der Meinung einiger Forscher, dass es sich um einen Feuertempel handeln könnte, widerspricht die Tatsache des fehlenden Rauchabzuges.
Also man könnte alleine hier in der Gegend Tage verbringen um sich alles anzusehen oder auch nur einen kleinen geschichtlichen Überblick zu bekommen. Überaus Beeindruckt von dem Gesehenen machen D. und B. sich dennoch heute noch auf den Weg nach Yazd. In der Umgebung von Abarkuh gibt es  ein paar verfallene Karawansereien. Hauptattraktion ist allerdings eine riesige Zypresse, die zu einem kurzen Fotostopp einlädt. Der Legende nach soll sie zwischen 4.000 und 4.500 Jahre alt sein und wurde von Zarathustra persönlich gepflanzt. Daher ist diese Stelle ein Wallfahrtsort der Zarathustrier.
Endlich ist Yazd erreicht und auch der bereits bekannte Stellplatz am Hotel steht zur Verfügung. Da Dieter Yazd nicht kennt, machen die beiden eine ausführliche Besichtigungstour. Die wieder einmal an den Türmen des Schweigens beginnt.
Diesmal besuchen sie  den aktuellen Friedhof der Zarathustrier.
Der Wächter des Friedhofs ist gerne behilflich.
Das Hotel vermittelt D. und B. einen Englisch sprechenden Taxifahrer, der auch gleichzeitig bereit ist den Touristenführer zu machen. So kommen sie zu einer sehr individuellen Stadtführung. Im Bag-e (Garten) Doulatabad steht ein Gebäude mit dem höchsten Windturm von Yazd. Durch den entstehenden Luftstrom werden die Räume kühl gehalten.
Ein Wasserbecken im Innenraum erhöht noch den Effekt.
Auch am öffentlichen Wasserbehälter sind die Türme von Nutzen, denn sie halten so das Trinkwasser frisch, wie der Taxifahrer zu berichten weiß.
Der Legende nach soll Alexander der Große im Zendan-e Iskandar (Alexander Gefängnis) einen achämenidischen Würdenträger gefangen gehalten haben. Tatsächlich aber war es ursprünglich ein Grabbau der später als Medrese genutzt wurde.
Das Hotel Malek ol-Tojjar in einem ehemaligen Herrenhaus ist ein rechtes Schmuckstück
mit liebevoll gestalteten Details
und altmodischem Inventar.
Jetzt ist aber mal wieder dringend eine Teepause fällig.
Der Ateshkadeh (Tempel der Zarathustrier) bei Nacht.
In einem kleinen Museum sind die typischen Trachten der Zarathustrier ausgestellt.
Kraftsportübungen haben eine große Tradition im Iran. In einem Zurkhaneh (Kraftraum) können D. und B. bei einer Vorstellung zusehen und auch gleich mit machen. Dieter weiß jetzt, die Keulen sind elend schwer. Seine Arme schmerzen noch nach Tagen.
Der Tekiyeh Mir Chaqmaq wirkt bei Nacht besonders eindrucksvoll.
Der Bazar ist und bleibt Anziehungspunkt Nummer eins und so schlendern D. und B. zum Abschluss noch einmal hindurch. Wann ziehen die iranischen Frauen wohl diese Kleider an?
Reparatur eines Reifens gefällig?
Die Zeit in Yazd ist leider um. Langweilig wird es einem hier wohl nie. Morgen geht es weiter Richtung türkische Grenze und ein paar Sehenswürdigkeiten liegen auch noch an der Strecke.