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Samstag, 24. September 2016

Herbstreise nach Albanien (Shqipërisë) .



    I. Von Deutschland durch Österreich, Ungarn, Rumänien, Serbien und Mazedonien bis Germenj in Albanien.

Es ist mal wieder soweit: Der Spätsommer ist da und das Reisefieber hat uns gepackt. Nach einem sehr positiven Artikel über Albanien in unserer Tageszeitung sind wir neugierig auf dieses Land, werfen unsere ursprünglichen Reisepläne über Bord und machen uns auf den weiten Weg. Zunächst in einem Stück bis Österreich, genauer gesagt bis Ranshofen am Inn, wo wir bei der Jausenstation Puscher einen netten Stellplatz mit sehr gepflegten Sanitären Einrichtungen vorfinden. Hier könnte man schon viel Zeit verbringen, Rad- und Wanderwege gibt es in alle Richtungen.
Vor einiger Zeit habe ich mir einen sehr teuren Schirm geleistet, der dann promt kaputt ging. Die Schirmfabrik Doppler in Braunau liegt an der Strecke und dort bekomme ich tatsächlich innerhalb einer halben Stunde den Schirm repariert. Für die Reparaturkosten könnte ich mir beim Discounter 2 Schirme kaufen, aber als Katzenfreundin hänge ich nun mal an dem guten Stück.
Irgendwie endlos ziehen sich die Landstraßen über Hügel und Donaubrücken durch Österreich und so sind wir heilfroh, als wir bei Klingental die ungarische Grenze erreicht haben. Es gibt praktisch keinerlei Grenzkontrolle und schon sind wir in Ungarn eingereist. Sopron durchfahren wir ohne Aufenthalt und endlich, endlich nach weiteren 100 Kilometern sind wir in Pápa angekommen. Hier an der Therme waren wir schon mehrmals und immer wieder gefällt es uns gut. Der Campingplatz ist rappelvoll. Viel Auswahl für einen Stellplatz haben wir nicht mehr. Zwei Tage bleiben wir. Genießen die Therme und die nette Stadt, die irgendwie auch immer schöner wird.
Es ist immer noch über 30° heiß und am liebsten würden wir noch länger bleiben, aber unser Ziel ist ja noch weit entfernt. Also reißen wir uns los und durchqueren Ungarn, vorbei am Balaton, noch einmal bei Dunaföldvár über die Donau bis Szeged und kurz darauf sind wir in Makó und können uns auf dem Campingplatz Motel Makó am Fluß Maros entspannen.
Bis zur rumänischen Grenze in Nădlac sind es nur noch wenige Kilometer. Wir werden faktisch durch gewunken, Rumänien wir sind da. Nur will uns irgendwie keiner die Rovignette verkaufen. Es dauert eine Weile bis eine der Tankstellen vor Ort sie im Angebot hat und ein wenig Diskussion bedarf es diesmal auch, denn sie wollen die teure LKW Gebühr von uns. Das haben wir im letzten Jahr ja schon mal geklärt, da wir keine Güter transportieren gelten wir nach rumänischem Recht trotz unserer 6 Tonnen nicht als LKW. Irgendwann hat es auch der Tankstellenmensch verstanden. Im letzten Herbst haben wir ja Rumänien ausführlich bereist und in Mehadia den Campingplatz nicht gefunden. Außerdem war Băile Herculane dermaßen übervoll, dass wir keine Chance auf einen Parkplatz hatten. Diesmal klappt es besser, wenngleich der Camping Herculane einen verwaisten Eindruck macht. Kein Mensch vor Ort, wir stellen uns einfach mal hin. Stunden später kommt der deutsche Besitzer. Wir haben die Wahl 16,-- Euro Stellplatzgebühr zu zahlen oder für 30,-- Euro im Lokal (als einzige Gäste) zu essen. Da werden wir natürlich das Essen nehmen. Doch erst einmal setzen wir uns in ein Taxi und fahren die 2 1/2 Kilometer in die Stadt. Da treffen wir gleich auf einen WoMo Fahrer, der sich in den engen und holprigen Straßen des Ortes seine Ölwanne aufgerissen hat. Da sind wir doppelt froh, dass wir es nicht noch einmal versucht haben mit „El Gordo“ ins Zentrum zu kommen. Băile Herculane ist das älteste Heilbad Rumäniens. Von der einstigen Pracht ist wirklich nichts übrig geblieben. Die schönen alten Gebäude sind baufällig, die Bäder verkommen. Selbst der Hauptplatz mit der Herkuls-Säule hinterlässt einen eher traurigen Eindruck, da er umgeben ist von zugenagelten Hotels, die allesamt unter Denkmalschutz stehen. Da müsste man mal so langsam mit dem Schützen anfangen.
Nichts desto Trotz wird das Heilwasser von der Bevölkerung genutzt, die maroden Badebecken sind gut besucht, selbst im Fluss wird gebadet und man kann das Wasser an vielen Brunnen in der Stadt kostenlos abzapfen. Wir haben es getrunken, es schmeckt scheußlich.
Das Bahnhofsgebäude ist auch mehr Schein als Sein und jetzt wissen wir, dass uns letztes Jahr nicht viel entgangen ist.
Über den Donau Staudamm, mit einer verwirrenden Verkehrsführung kommen wir zur serbischen Grenze. Hier ist man etwas weniger freundlich, aber immerhin folgt nach einem etwas harschem „Pässe“, nach kurzer Zeit noch ein Bitte. Diese Grenzen waren ja bisher eher gefürchtet, haben aber jetzt ihren Schrecken verloren. Also nun sind wir in Serbien. Großartig aufhalten werden wir uns hier nicht, allerdings müssen wir wohl doch übernachten, zu lange ist die Fahrstrecke. Bis Niš auf der Landsraße und danach Autobahn bis Leskovac. Langsam wird die Fahrweise der Autofahrer gewöhnungsbedürftig und so bekommen wir ab jetzt einen Vorgeschmack auf das, was uns in Albanien erwartet. Der Stellplatz Enigma ist eine Offenbarung. Wunderschön angelegt mit großen Parzellen, einem Pool (sogar noch mit Wasser gefüllt) und vielen Blumenrabatten, einfach eine Augenweide. Er hat mit 20,-- Euro dann auch seinen Preis und das erste Mal auf der Reise sind richtig viele WoMo´s aus allen möglichen Ländern hier. Uns treibt es weiter und dann sind wir auch schon in F.Y.R.O. Makedonien (vormalige Jugoslawische Republik Mazedonien) eingereist. Von der Autobahn aus um Skopje herum können wir noch die Folgen des verheerenden Unwetters vor ein paar Wochen erkennen. Hänge und Nebenstraßen sind weggespült. Es wird allerdings fleißig daran gearbeitet die Spuren zu beseitigen. Wir verlassen die Autobahn bei Gostivar und fahren auf einer schmalen Nebenstrecke (an der Zahlstelle hatte man uns aus welchem Grund auch immer davon abgeraten) Richtung Debar, immer hart an der Grenzlinie zum Kosovo vorbei. Immer wieder mit schönen Ausblicken Landschaft und Seen des Mavrovo Nationalparks. Wir erreichen eine Höhe von 1.300 m und die Straße wird immer schlechter. Ganze Teilstücke sind ohne Asphalt und grausam löcherig. „El Gordo“ kommt ganz schön ins Schwanken.
Immer bergab gelangen wir in Struga zum Ohrid See und kommen auf dem kleinen Campingplatz Rino unter. Für die 10,-- Euro Standgebühr bekommen wir gleich zur Begrüßung einen Espresso gereicht und stehen direkt am Wasser. Es ist immer noch sehr heiß und so kommen nach Ankunft unverzüglich unsere Liegen zum Einsatz.
Der Ohrid See grenzt an die Länder Mazedonien und Albanien. Er ist nach dem Baikal-See einer der ältesten der Erde und mit seiner Lage auf 850 m herrlich eingebettet in die umliegende Bergwelt. Er wird vom Prespa See gespeist und der Zulauf erfolgt unterirdisch durch Karstgestein. Daher ist sein Wasser ungewöhnlich sauber und soll sogar Trinkwasserqualität haben (wir haben es vorsichtshalber aber nicht versucht) . Auf jeden Fall ist das Wasser herrlich klar und warm und Bernd nimmt sogleich ein Bad.
                                    
Wir nutzen das schöne Wetter um eine Weile am Platz zu verweilen. Manch ein Camper aus Deutschland ist schon seit Wochen hier, für die meisten aber ist es um diese Jahreszeit eine Durchgangsstation nach Albanien oder Griechenland. Selbst ein WoMo aus der Ukraine ist hier. Morgens bekommen wir einen Espresso ans WoMo gebracht. Es wird wirklich nett für uns hier gesorgt.Wir holen die Klappräder (danke liebe Karla) hervor und radeln in den 3,5 Kilometer entfernten Ort Struga. Der ist an sich nichts besonderes, aber durch seine Lage am See ein beliebtes Urlaubsziel für Menschen aus den angrenzenden Ländern. Hier sehen wir alle Länderkennzeichen, die wir sonst nur von den LKW´s auf deutschen Autobahnen kennen. Am Folgetag verlassen wir den Platz und fahren mit dem WoMo in das 18 Kilometer entfernte Ohrid. Zu den Zeiten von Großjugoslawien wurde diese Stadt in einem Atemzug mit Dubrovnik genannt und ihre Altstadt ist UNESCO-Welterbe. Wir finden keinen Parkplatz! Noch vor der Altstadt sind die Straßen eng und jede freie Stelle zugeparkt. Kaum das wir mit „El Gordo“ noch manövrieren können. Wir sind einfach zu breit und zu lang für solche Städte. Nun ärgern wir uns doch, nicht mit dem Taxi hierher gefahren zu sein. Da kommen wir am Busbahnhof vorbei und Bernd stellt das WoMo frech und dreist einfach zwischen die parkenden Busse. Mal sehen ob das gut geht! Wir nehmen ein Taxi und lassen uns die 3 Kilometer bis hoch auf den Hügel zum antiken Theater befördern.
Die Häuser hoch zur Festung sind teils mit unglaublich vielen Blumen geschmückt und zeigen den osmanischen Baustil, für den diese Stadt berühmt ist.
Der Plaosnik ist ein Komplex aus mehrern Ausgrabungsstätten, der alten Hochschule und mehreren Kirchen. Die Sveti Klimenti Pantelejmon ist die Kirche des hier hoch verehrten Stadtheiligen. Hier überrascht uns ein heftiger Regenschauer und so bietet uns die Kirche einen willkommenen Unterschlupf.
Vorbei an geschützten Fußbodenmosaiken
steigen wir hoch zu den Mauerresten von Samul´s Fortess. Von wo wir einen atemberaubenden (im wahrsten Sinne des Wortes) Blick auf die Stadt und den See haben.
So sahen die osmanischen Häuser vor der Renovierung aus
und so schön sind sie jetzt anzusehen.
Viele kleine Kirchen und Kapellen verstecken sich im Stadtbild. Es sollen angeblich einmal 365 gewesen sein, für jeden Tag des Jahres eine.
Die älteste Kirche Mazedoniens ist die Sveta Sofija aus dem Jahre 1.056.
Wieder ganz unten am See führt ein Holzsteg an den Klippen entlang
bis hin zu der am meisten fotografierten Kapelle Ohrids, der Sveti Jovan Kaneo, die malerisch auf einem Hügel liegt.
Durch enge, hübsche Gassen gelangen wir zum Hafen und von dort
in die belebte Fußgängerzone. Wo sich ein Schmuck-Laden an den anderen reiht.
Schon sind wir am Bazar und erfreuen uns an dem reichlichen Angebot von Obst und Gemüse.
Schwer bepackt nehmen wir uns ein Taxi und lassen uns zum WoMo zurück bringen. Alles ok. keiner hat sich an uns gestört. Wir fahren Richtung Naum immer am See entlang bis wir das Restaurant Atlantik finden. Dort soll es einen Stellplatz geben. Leider ist das Restaurant geschlossen, die Saison ist vorüber. Man gestattet uns zwar auf dem Parkplatz stehen zu bleiben, aber weit und breit ist kein Haus und kein Mensch in Sicht. Das gefällt uns nicht und so fahren wir zurück bis Struga zum Camping Rino. Dort ist man erfreut uns wieder zu sehen. Kaum sind wir da, gibt es ein gewaltiges Gewitter. Blitz und Donner jagen einander förmlich. Der See ist hell erleuchtet. Da lassen wir uns unser Abendessen, die berühmten Ohrid-See Forellen ins WoMo bringen. Hier ist es einfach gemütlicher, denn es ist auch schwer abgekühlt nach der Hitze der letzten Tage. Am Morgen sind wir von Nebel umgeben. Hilft aber nichts, heute geht es nach Albanien. Immer in den Wolken kommen wir zur Grenzstation vor dem Thana Pass. Eine unendlich lange Schlange LKW´s steht hier kreuz und quer. Wir schlängeln uns trotz der schlechten Sicht durch. Die Albaner sind etwas genauer und vor uns haben wir zwei Reisebusse mit asiatischen Touristen. Bis da die Pässe geprüft sind, dauert eine Weile. Irgendwann sind auch wir dran und mehr als eine halbe Stunde hat das Ganze dann doch nicht gedauert. Von wegen 2 Stunden Wartezeit, wie uns von anderen Touristen erzählt wurde. Nun endlich also sind wir nach 2.200 Kilometern am Ziel Albanien angelangt. Mindestens 4 Wochen wollen wir uns hier aufhalten. Nach dem Pass sind wir aus den Wolken heraus und genießen die Sicht. Unser erstes Ziel sollte das Dorf Golik und später die Selca Felsengräber sein. Nichts ist ausgeschildert und auch das Navi lässt uns im Stich. Es kennt schlichtweg die Straßenführung dorthin nicht. Wir müssen mehrmals nachfragen um den richtigen Abzweig zu finden. Ein enges Sträßchen ist zu befahren und schon werden wir von einer Polizeikontrolle angehalten. Was sie wollen verstehen wir nicht, wir fragen einfach nach dem Weg und sie lassen uns ziehen. Wegen des Regens der vergangenen Nacht und einigen Baustellen ist die Straße verschlammt und zudem noch löchrig. So holpern wir bis zum Dorf Golik. Dort müssen wir über den Fluss. Die Brücke hat keine recht Zufahrt mehr und so rollen wir auf Schlamm abenteuerlich auf die Brücke zu. Bereits jetzt liegen meine Nerven blank, doch Bernd ist unbeirrbar und lässt sich durch nichts abschrecken. Da haben wir das erste Highlight des Tages, die Ura e Golikut (alte Steinbrücke von Golik) erreicht.
Wieder müssen wir uns nach dem weiteren Weg erkundigen. Es geht um eine scharfe Kurve, auf Schotter steil den Berg hinauf. Dann sehen wir die weitere Strecke vor uns. Wegen Bauarbeiten und Regen vollkommen verschlammt, eng und an ungesicherten Abhängen entlang. Jetzt wird es uns aber doch mulmig und wir beschließen schweren Herzens umzukehren. So interessant können die Felsengräber dann doch nicht sein, dass wir einen Schaden am WoMo oder noch Schlimmeres riskieren. Allein schon das Wendemanöver ist filmreif. Vielleicht wäre es bei anderem Wetter möglich gewesen, der Regen jedoch hat uns einen gründlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Also zurück auf dem Holperweg und an der Polizeikontrolle vorbei. Die schauen uns fragend an. Für Albaner wär der Weg wahrscheinlich kein Problem gewesen. Es geht in Serpentinen hoch Richtung Thana Pass und von oben haben wir jetzt freie Sicht auf Lin und den albanischen Teil des Ohrid-Sees.
Noch einmal werden wir auf eine harte Probe gestellt. Die gute Straße wird zur Baustelle, der Teer ist weg und kratertiefe mit Wasser gefüllte Löcher liegen vor uns. Albanische Fahrer sind ja berüchtigt für ihren Fahrstil und das lernen wir jetzt kennen. Jeder fährt wie er will, keiner will ins Wasser und alle halten aufeinander zu. Egal ob das Hindernis auf seiner Seite ist, wird eben die Gegenspur genutzt. Da kann dann keiner mehr weiter und es geht ein wildes Gehupe los. Da hilft nur sich die aggressive Fahrweise anzueignen und irgendwann ist dann einer zaghaft und der hat dann verloren. So sind wir heute gerade mal 50 Kilometer in Albanien voran gekommen und schon vollkommen platt. Hoffentlich geht das nicht so weiter. Wir müssen noch durch die Großstadt Podragec und dann sind wir in Drilon am Camping Arbi angelangt, wo wir für 12,50 Euro mit Strom und WiFi stehen können, wenn wir denn durch die enge Zufahrt passen. Es klappt gerade so und sogleich stürmen wir ins Restaurant. Stressfahrten machen immer großen Hunger. Es gibt ein leckeres, unglaublich preiswertes Essen. Für 7,50 Euro bekommen wir einen riesigen Salat, Fleisch, Fritten, Brot und Getränke. Das versöhnt uns für heute mit Albanien. Später unternehmen wir noch einen Spaziergang in den Ort. Albanien ist übersät mit Bunkern. Dieser hier wurde vom Campingplatzbesitzer etwas verschönert.
Hübsch angelegt ist der Park um einen der unterirdischen  Zuflüsse zum Ohrid-See, an dessen Ufer wir uns immer noch befinden.
Auf der Umgehungsstraße nach Korça kommen wir an unserem ersten albanischen Markt vorbei. Da müssen wir natürlich anhalten und Einkäufe tätigen. Wir verstehen kein Wort, Albanisch ist für uns ein Zungenbrecher. Aber irgendwie klappt es doch und wir sind wieder mal schwer bepackt. Der anschließende Plutenmarkt ist allerdings sehr speziell. Hier gibt es so ziemlich alles, was bei uns unter die Rubrik Müll fallen würde. So sind wir mit diesem Teil des Marktes schnell fertig.
Ein Erlebnis der besonderen Art ist unser erster Tankstopp. Die Tankstelle sieht nagelneu aus und der Dieselpreis ist günstig. Zuerst suchen zwei Mann den Tankwart. Als der kommt, muss er mehrmals fragen was wir wollen, obwohl Diesel auch auf Albanisch Diesel heißt. Nun wird umständlich getankt. Dann klappt es mit der Kartenzahlung nicht, der Abrechnungsautomat steht noch auf gestern. Die Programmierungssprache ist teils auf Englisch (spricht der Tankwart aber nicht), teils auf Albanisch (versteht Bernd nicht). So brauchen die zwei eine halbe Stunde um das Gerät auf den neusten Stand zu bringen. Dann endlich kann Bernd bezahlen. Mir gibt es die ganze Zeit zu denken, dass während der gesamten Aufenthalts außer uns kein Mensch hier getankt hat. Hoffentlich ist mit dem Diesel alles in Ordnung. Weiter geht es in die Berge bis auf 1.150 m Höhe und wir sind in Voskopoja, einem uralten geschichtsträchtigen Ort. 1.338 von Walachen gegründet, im 17. und 18. Jahrhundert ein bedeutendes wirtschaftliches und kulturelles Zentrum und heute nur noch ein Dorf. Übrig geblieben sind eine Menge Kirchen im und um den Ort, von denen viele allerdings nur noch Ruinen sind und die erhaltenen während der Zeit der Diktatur als Lagerräume missbraucht wurden. Erst jetzt erkennt man das touristische Potential. Allerdings ist in der Touristeninformation, die mit EU Mitteln gebaut wurde, eine Schulklasse untergebracht. Also von Information keine Spur. Wir parken am Hauptplatz und gleich bietet ich jemand als Führer an. Allerdings verstehen wir sein Englisch kaum und so verzichten wir lieber auf die Führung. Keines der Hinweisschilder stimmt mit unseren diversen Führern überein und so müssen wir uns irgendwie durchwurschteln. Als erstes kommen wir zur noch intakten und benutzten Hauptkirche des Ortes, der Shen Kolli, die auf einmal aber St. Nikolaus heißt.
Hinein kommen wir nicht, aber von der Seite aus können wir hinter dem Bogengang noch einige Fresken erkennen.
Auch die Shen Marise, einst die größte dreischiffige Kuppelbasilika Albaniens ist für uns verschlossen. Hätten wir doch den Führer nehmen sollen, vielleicht hätte der einen Schlüssel gehabt. Auf einem schmutzigen, von Kuhtritten beschädigtem und somit schlecht zu begehenden Steinpfad kommen wir zur Ruine der Shen Harallambit.
Krass ist im Übrigen der Gegensatz zu den vielen prachtvollen und offensichtlich neu gebauten Häusern. Sie sehen zwar meist noch unbewohnt aus, haben aber offensichtlich eine Menge Geld gekostet. Hier wird der Tourismus von der falschen Seite her aufgebaut. Wir haben genug gesehen und machen erst mal auf dem Dorfplatz Pause. Eigentlich war unser Plan hier zu übernachten. Irgendwie füllt sich der bisher menschenleere Platz mit lauter alten Männern, die lautstark Debattieren. Da es noch früher Nachmittag ist, beschließen wir doch noch bis Korça zu fahren, da die Stadt nur 18 Kilometer entfernt ist. Wir versuchen unser Glück am Hotel Kristal, dort soll es einen Stellplatz für uns geben. Jetzt ist die Auffahrt zum Hotel dermaßen steil und eng, zudem stehen auch noch kleinere Bäume am Wegesrand. „El Gordo“ bekommt eine Menge Schläge ab bis wir oben sind. Beide Außenspiegel sind verschoben und müssen erst einmal gerichtet werden. Dann bietet man uns einen Platz zwischen Schrott und Gerümpel an, der um es noch weiter auf die Spitze zu treiben 15,-- Euro ohne irgend etwas kosten soll. Damit sind wir nicht einverstanden und suchen jetzt das Hotel George. Leider ist es nun stockdunkel und wir müssen wieder durch die Stadt. Einige Baustellen und Umleitungen erschweren zudem die Zufahrt. Dafür ist aber der Parkplatz geräumig. Hoffentlich lassen sie uns hier stehen. Zuerst wollen sie 10,-- Euro von uns. Als wir im Restaurant zu Abend essen bringt uns der Kellner die 10,-- Euro zurück. Das Abendessen hat umgerechnet dann 10,-- Euro gekostet und so sind alle zufrieden. Am Morgen machen wir uns gleich auf zur Stadtbesichtigung. Hierzu benötigen wir ein Taxi, denn es sind gute 2 Kilometer bis zum Zentrum. An der örtlichen Brauerei
schauen wir uns suchend an der Straße um, promt hält ein Privatwagen und bietet uns eine Taxifahrt an.Wir sagen nicht nein und für umgerechnet 0,80 Euro kommen wir bequem an der Kathedralja Ngallja e Krishtit (neue Kathedrale) an. Die wir diesmal auch von Innen besichtigen können.
Zum ersten Mal werden wir von Kindern der der ärmsten Bevölkerungsgruppe der Stadt, den Arixhinjtë ( was soviel wie Zigeuner heißt) angebettelt. Wir schlendern durch die Fußgängerzone und entdecken das eine oder andere Kleinod. Wie dieses Haus im Zuckerbäckerstil aus den 1920 Jahren.
Am Bulevardi Republika steht ein weiteres Wahrzeichen der Stadt, der Sky Tower. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.
Das Bazarviertel soll laut Reiseführer der heruntergekommenste Teil der Stadt sein. Hier lebten in verkommenen Häusern die Arixhinjtë. Wir reiben uns die Augen was mittlerweile aus diesem Viertel wurde. Die kleinen Häuser wurden samt und sonders renoviert, stehen aber zur Zeit meistens wohl noch leer.
Aus einem noch nicht renovierten Haus werden Wagenladungen von Abfall und Dreck geschaufelt. Wir fragen uns wohin man die Arixhinjtë verbracht hat, die das Viertel noch bis vor kurzem bevölkerten
und wo ist denn der Bazar geblieben? Kurz darauf sehen wir ihn, die Halle mit Käse, Milchprodukten und Honig! macht einen sehr sauberen Eindruck.
Was man von den Fischständen nicht so direkt behaupten kann.
Natürlich gibt es auch Obst und Gemüse in unübersichtlichen Mengen, sowie Haushaltswaren und Kleidung. Eben alles was einen Bazar so ausmacht. Wieder können wir nicht widerstehen und sind zum Schluss reichlich bepackt. Dennoch machen wir uns noch auf den Weg zur Mirahor Moschee, um wenigstens noch einen Blick auf sie zu werfen.
Jetzt aber schnell ein Taxi (wieder eine Privatfahrt) und hin zum Hotel. Den Einkauf verstauen und nichts wie raus aus Korça. Diesmal fahren wir in nördlicher Richtung und werden mal wieder von der Polizei gestoppt. Sie sind nicht damit einverstanden das wir mit Tagfahrlicht fahren, wir müssen das Licht voll anschalten. Wenigstens belassen sie es bei einer Ermahnung und wir können ungeschoren weiter fahren. Unser Ziel ist der kleine Prespa See. Auf schmaler Straße, auf der uns wirklich keiner entgegen kommen darf, finden wir hin. Der See ist im Frühjahr Brutstätte von Pelikanen und zu Beginn vollkommen verlandet. Nur in der Ferne können wir noch Wasser schimmern sehen.
Wir versuchen weiter an die Wasserfläche heran zu kommen, doch im Dorf Zagradec ist für uns Ende. Die befahrbare Straße geht nicht mehr weiter und dann beginnt sowieso Griechenland. Wir sehen in der Ferne ein Auto, lassen es passieren und machen uns auf den Rückweg. Am Seeanfang noch einmal ein kurzer Stopp, das schöne Panorama genießen.
Länger aufhalten können wir uns hier nicht, es fehlt eine geeignete Parkmöglichkeit.
Was aber nicht weiter schlimm ist, da es so gut wie keinen Verkehr gibt. Also wieder Richtung Korça und jetzt zum großen Prespa See. Der liegt im Dreiländereck Albanien, Mazedonien und Griechenland. Mit seinem Wasser wird der Ohrid See gespeist. Auf diesmal sehr gut ausgebauter Straße geht es mal wieder kurvenreich in die Höhe. Vom Pass aus können wir das Dorf Liqenas oder auch Pustec (je nach der Etnie), den See und die kleine Insel Malingrad gut erkennen.

Die Zufahrt zum Dorf Liqenas/Pustec ist dann wieder eng und holprig, mehr für Esel als für große WoMo´s geeignet. 

Doch wir müssen ganz hindurch um zum Restaurant Shen Thanassi zu gelangen, wo wir einen Stellplatz finden wollen. Nur um uns zu verwirren heißt das Restaurant jetzt Kristal. Einen Stellplatz bietet es uns trotzdem, zum Preis eines Abendessens. Mit 8,20 Euro sind wir dabei. Der Spaziergang zurück ins Dorf muss leider ausfallen, es gießt wie aus Kübeln

Am Morgen ist es recht kalt, aber die Sonne scheint schon wieder und wärmt uns bald auf. Wir fahren noch einmal an Korça vorbei und besichtigen in Kamenica die Tuma e Kamenices, ein erst vor wenigen Jahren entdecktes Hügelgrab, aus dem 13. bis 6. Jahrhundert vor Christus. Eine Siedlung, zu der dieses Grab gehört haben muss, hat man bis heute nicht gefunden. Außerdem war die Bevölkerung damals wohl genetisch nicht mit der heutigen Bevölkerung identisch.
Auffallend viele Kinderleichen gibt es hier. Auch Leichen von Personen an denen eine Kopfoperation vorgenommen wurde und die dann noch einige Monate überlebt haben wurden hier bestattet. Das herausragenste Skelett ist das einer schwangeren Frau.
Nun machen wir uns auf den Weg nach Süden. Bereits nach wenigen Kilometern geht die gute Straße ohne Vorwarnung in eine schmale und löchrige Bergstraße über. Wenigstens gibt es Leitplanken. Jedes Ausweichmanöver wird zum Abenteuer, doch der Verkehr hält sich in Grenzen. Wir kommen quasi nur im Schritttempo voran. Kurz hinter Erseka machen wir eine Rast in der Nähe des Restaurants Mejdis. Da dort Autos gewaschen werden, nutzen wir die Gelegenheit und lassen auch „El Gordo“ für umgerechnet 4,50 Euro einschließlich Trinkgeld gründlich säubern. Er hat auf den Schlammstrecken ordentlich Dreck abbekommen. Wir fragen nach den weiteren Straßenverhältnissen und bekommen ein so und so bis sehr schlecht zu hören. Das macht nicht wirklich Mut. Dennoch müssen wir feststellen, dass wir schon schlimmer Strecken gefahren sind. Immerhin ist es trocken, es gibt Leitplanken und auch wenig Verkehr. Es ist halt langsames Fahren angesagt. Am Nachmittag kommen wir nach Germenj und dort zur Farma Sotira. Es handelt sich um eine Forellenzucht mit Campingplatz und einem sehr beliebten Ausflugsrestaurant. 
Da stehen wir nun zwischen Enten, Gänsen und Schafen an einem Bach und fühlen uns so richtig wohl. 10,-- Euro kostet der Platz, Strom, WiFi und Frühstück inbegriffen. Die Forellen munden ausgezeichnet und über die Preise in Albanien verliere ich ab jetzt kein Wort mehr. Da lohnt es sich wirklich nicht selber zu kochen. Hier treffen wir auch mal wieder auf andere Reisende und es werden Erfahrungen ausgetauscht. Wir bleiben einen weiteren Tag.
 Morgen werden wir zu einer Naturtherme fahren, der Bericht folgt später.