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Mittwoch, 25. Juli 2018

Nordamerika-Reise Teil Drei: Mit dem WoMo durchs Land der Bären von Barkerville bis Beaver Creek.


Wir führen unsere Reise auf dem Cariboo Hwy fort bis Quesnel. Dort biegen wir ab auf den Hwy 26, um einen Abstecher zur 76 Kilometer entfernten, ehemaligen Goldgräberstadt Barkerville zu unternehmen. Zu seiner Blütezeit war der Ort einst die größte Stadt im Westen Kanadas. Verlor nach Ende der Goldrauschzeit vollkommen an Bedeutung und ist heute eines der besten lebenden Museen Kanadas. Über 100 Häuser wurden im Tal des Williams Creek authentisch restauriert und mit zeitgenössisch gekleideten "Bewohnern" besetzt. Gleich beim Eingang sehen wir die St. Saviour´s Angelican Church ( Kirche), die noch gelegentlich für Messen genutzt wird.
Die Hälfte der Bevölkerung von Barkerville stammte aus Ostasien. Sie betrieben Garküchen, Wäschereien, Verkaufsläden und Spielhöllen. Das chinesische Restaurant ist in Betrieb und versorgt die hungrigen Touristen mit Mahlzeiten. In der Bäckerei gibt es Brot und Kuchen zu kaufen und in den verschiedenen Läden allerlei Krims Kram zu erwerben. Auch das Theater ist in Betrieb und Gold waschen kann man natürlich auch noch. Die Inneneinrichtungen der Wohnhäuser wurden liebevoll und bis ins Detail hergerichtet.
Im Post-Office kann man Briefe versenden und die "Kundinnen" sind stilecht gekleidet.
Erstaunlich auch wie gut die Apotheke zu ihrer Zeit bestückt war.
Wer Lust dazu hat fährt natürlich mit einem Pferdewagen durch das Gelände.
Die Eingänge zu den alten Stollen sind zugänglich.
Selbst die Kinder spielen mit, um das Stadtbild so originalgetreu wie möglich zu gestalten.
Wir verbringen viel Zeit hier und haben eine Menge Spaß dabei und natürlich machen wir auch mit, wenn wir von den "Bewohnern" dazu aufgefordert werden. Am späten Nachmittag fahren wir zurück bis Quesnel. Auf der Hälfte der Strecke beobachten wir eine Elchkuh, die in einem See Unterwasserpflanzen futtert.
Erst gegen 20.30 Uhr sind wir dann in Prince George auf dem Walmart-Parkplatz. Dort stehen schon einige RV´s und so brauchen wir uns wegen der Übernachtung keinen Kopf mehr zu machen. Wir bleiben einen weiteren Tag, denn es gibt Allerlei zu erledigen und dazu kommt uns Walmart WiFi gerade recht. Dafür müssen wir am Folgetag Strecke machen. Weit kommen wir erst mal nicht, es gibt auf dem Hwy 16 mal wieder eine Endlosbaustelle. Wir zählen 180 Autos im Gegenverkehr bis wir endlich weiter fahren dürfen. Im beschaulichen Ort Fraser Lake sehen wir einen Hinweis auf einen Farmers Markt. Gerade schauen wir uns nach einem Parkplatz um, da kommt tatsächlich ein junger Schwarzbär durch den Ort gerannt. Wir sind dermaßen verblüfft, dass es zu einem Foto nicht mehr reicht. So blitzartig wie er gekommen ist, ist er gleich wieder verschwunden. Im Visitor Center berichte ich der Mitarbeiterin davon. Für sie ist das nichts Besonderes. Schwarzbären tangieren den Ort öfter, nur im Herbst gibt es manchmal Ärger, wenn die Leute ihre Äpfel nicht rechtzeitig ernten, dann sitzen die Bären in den Bäumen und klauen das Obst und wir hadern zu Hause mit den Amseln, wenn die uns die Kirschen vom Baum stibitzen.Viel hat der Ort ansonsten nicht zu bieten, ein hölzernes Postgebäude und eine ehemalige Schmiede müssen nun anstatt des Bären für ein Foto herhalten.
Nach weiteren 160 Kilometern erreichen wir Smithers und quartieren uns auf dem Muncipal CP Riverside, mit direktem Blick auf den Bulkley River ein.
Ist das hier schön! Auf der einen Seite das Wasser und auf der anderen eine Fernsicht auf den Hudson Bay Mountain (2.560m) mit Gletscher.
Am Abend können wir am Flussufer noch White-tailes Deers (Weißwedelhirsche) beobachten.
Auch ein Pärchen Bohemian Waxwing (Seidenschwanz) leistet uns Gesellschaft.
Wir können uns nicht trennen und bleiben noch einen weiteren Tag. Jetzt kommen mal wieder die Fahrräder zum Einsatz. Im Ort ist heute Markt. Bernd interessiert sich für die Landschaft, ich für einen Stand mit Grünzeug, dass ich zunächst für Brunnenkresse halte. Auf meine Nachfrage hin sagt die Verkäuferin es sei Peagreen (Erbsengrün), man könne es roh essen oder dünsten. Sie reicht mir davon zum probieren, es schmeckt wirklich gut. Ich kaufe einen Beutel, doch bevor wir den Inhalt verputzen mache ich mich vorsichtshalber im Internet schlau, was wir da essen. Tatsächlich gibt es lange Abhandlungen darüber und auch Anleitungen, wie das Erbsengrün selber gezogen werden kann. Der daraus zubereitet Salat mundet uns und ich nehme mir vor, zu Hause mal auszuprobieren ob ich das auch hin bekomme.
Smithers gibt sich wegen der Lage zwischen den hohen Bergen gerne als alpine Stadt aus und hat dann auch gleich als Wahrzeichen einen Alphornbläser.
Beim zurück Radeln auf den CP kommen wir an einem kleinen metallverarbeitenden Betrieb vorbei. Obschon Samstag ist, hat der noch offen. Bernd fragt wegen den Halterungen der Radblenden nach. Er soll das zerbrochene Teil mal bringen. Da der Mitarbeiter sowieso eine Halterung anfertigen muss (die alte haben wir ja bekanntlich in Niagara in der Werkstatt zurück gelassen), möchte er die zweite nicht schweißen sondern lieber eine neue anfertigen. Soll uns auch recht sein. 2 1/2 Stunden später kann Bernd zwei weitaus stabilere Exemplare für 174,--CA$ abholen. Auf dem Bild ist zum Vergleich die alte und die neue Halterung zu sehen. Jetzt ist wirklich alles repariert was kaputt war. Mal sehen wie lange wir ohne weitere Schäden sind.
Wenn wir jetzt Urlaub und keine Reise machen würden, Smithers wäre der rechte Ort zum verweilen. Mit Bedauern verlassen wir den netten CP und weiter geht es auf dem Yellowhead Hwy bis Morice Town. Dort sehen wir am Bulkley River Canyon die ersten Fischtreppen.
Kaum halten wir und ein paar weitere Touristen an, kommt schon ein Fischer aus seiner Hütte und hat gleich einen großen Lachs im Netz. Damit wir alle zu unserem Foto kommen, hält er ihn auch brav in die Höhe. Merkwürdig ist nur, dass wir nur einen einzigen Lachs sehen, der sich bemüht die Stromschnellen zu überwinden. Mir kommt das Ganze ein wenig inszeniert vor.
Sind nun Lachse da oder nicht? Wir entschließen uns kurzfristig doch schon nach Hyder/Alaska zu reisen, denn wenn die Bären im Fish Creek sind ist das ein einmaliges Erlebnis. Dazu müssen wir in Kitwanga auf den Cassiar Hwy abbiegen. Hier hatten wir vor 20 Jahren unsere besonderen Tiererlebnisse. Doch jetzt ist auch diese Straße geteert, es sind eine Menge LKW´s unterwegs und die Tierausbeute ist gleich null. Dafür haben wir dann wieder das Vergnügen in einer langen Baustelle hinter einem Pilot Car her zu schleichen. Ich bin traurig, wahrscheinlich ist meine Erwartungshaltung einfach zu groß. Man kann eben einmal Erlebtes nicht wiederholen. Auf dem Meziadin Lake PP CP würden wir gerne für heute Schluss machen, doch an der Seeseite ist kein Platz mehr frei. Eine ausgesprochen unfreundliche Caretakerin weist uns einen winzigen, hässlichen Spot zu. Auf den haben wir dann auch keine Lust und fahren weiter. Ohne einen Blick für die schöne Umgebung fahren wir am Bear Glacier vorbei bis Stewart, wo der Pearse-Portland Canal die Grenze zwischen Kanada und Alaska markiert. Wir ergattern auf dem Bear River RV CP ein nettes Plätzchen. Nachdem wir zu Abend gegessen haben machen wir uns auf den Weg nach Hyder/Alaska. Die Grenze ist faktisch bedeutungslos, Kontrollen in die USA gibt es hier keine, von Hyder kommt man nicht weiter, es fehlt jegliche Verbindung zu anderen Orten in Alaska.
Hyder wirkt fast wie eine Geisterstadt und wäre sicherlich für den Tourismus vollkommen uninteressant, wenn es den Fish Creek nicht gäbe. Jedes Jahr in der Lachs-Saison finden sich hier die Bären ein, um sich für den Winterschlaf die nötigen Fettreserven an zu futtern. Mittlerweile gibt es eine große Plattform dort und man muss Eintritt zahlen. Wir lösen gleich ein Dreitages Ticket. Mit vielen anderen warten wir nun auf die Bären. Lachse sind noch keine da, doch seit drei Tagen kommen die Grizzlys ab und an vorbei um nachzusehen ob es nicht bald was zu futtern gibt. Im Moment herrscht gähnende Leere im Fish Creek. Um 20.30 Uhr wird es mir langweilig und ich wandere auf dem Steg umher um mich aufzuwärmen, denn tatsächlich ist heute Hyder Wetter. Will heißen an 5 von 7 Tagen regnet es und die Temperaturen sind auch mäßig. Ich höre ein Knacken im Gebüsch und lehne mich über das Geländer um nachzusehen was das ist. Da schaut mir aus zwei Meter Entfernung ein riesiger Grizzly direkt ins Gesicht. Bin ich froh, dass da die Brüstung dazwischen ist. Ich bekomme heute noch Herzklopfen wenn ich daran denke. Bernd steht am anderen Ende und bekommt nichts mit davon. Der Bär verschwindet im Gebüsch und taucht kurz darauf etwa 100 Meter weiter unten im Fish Creek wieder auf. Tapst durch das Wasser, kein Lachs da, macht ein langes Gesicht und ist schon wieder weg. Wenigstens sind die, die jetzt auf der Plattform stehen zu ihrem Foto gekommen. Die weiter weg sind haben das Nachsehen.
Wir warten noch eine Weile, dann geht es zurück nach Stewart. Wir werden von einem kanadischen Grenzposten angehalten und müssen die Pässe zeigen. Ob wir in Hyder etwas gekauft haben? Ja, Eintrittskarten für die Plattform. Er lacht und wir dürfen weiter fahren. Am nächsten Morgen sind wir schon um 6.00 Uhr in der Frühe auf dem Weg zum Fish Creek. Über dem Salmon River wabern Nebelschwaden.
Zwei Stunden stehen wir uns die Beine in den Bauch, kein Lachs da und folglich auch kein Bär. Jetzt mieten wir uns in Hyder auf dem Run-A-Muck CP ein, um uns die lästige Kontrolle durch die Kanadier zu ersparen. Nun wird erst einmal gefrühstückt und etwas Schlaf nach geholt. Gegen 16.30 fahren wir wieder zum Fish Creek zurück. Nichts los im Creek, im Pool und auf dem Steg.
Um 19.00 Uhr essen wir auf dem Parkplatz im WoMo Brote (kochen ist hier streng untersagt) und wärmen uns etwas auf. Um 21.00 Uhr tut mir der Rücken weh, mir ist kalt und ich will ins Bett. Viele der hier seit Stunden Ausharrenden haben schon aufgegeben und sich auf denn Heimweg gemacht. Doch der Steg ist bis 22.00 Uhr geöffnet und solange will Bernd bleiben. Um 21.20 Uhr steht ein Grizzly plötzlich weit unterhalb im Creek. Es ist auf jeden Fall ein anderer als gestern. Er hat dichteres, dunkleres Fell und ist etwas kleiner. Vielleicht handelt es sich um ein Weibchen? Ein Raunen geht durch die Menge, denn er ist bereits nach ein paar Sekunden wieder verschwunden. Dafür die ganze Warterei? Dann ganz langsam taucht er wieder auf und kommt den Creek hinauf in unsere Richtung. Er geht eine Weile durchs Wasser, immer auf der Suche nach Fischen.
Der Bauch muss gefüllt werden und so grast er die Uferböschung ab. Unentwegt wandert Grünzeug in sein Maul, auch Gras wird offensichtlich nicht verschmäht. Ganze 50 Minuten haben wir das Vergnügen ihm beim Futtern zu zusehen. Ich finde es schon erstaunlich, das so ein großes, muskulöses Tier von Pflanzen satt werden kann. Als kenne er die Öffnungszeiten verschwindet er um 22.05 Uhr wieder im Gebüsch und die Ranger haben endlich Feierabend.
Überglücklich fahren wir zum CP zurück und beschließen morgen weiter zu fahren. Unser Ticket gilt zwar noch einen Tag, aber da keine Lachse da sind, ist der heutige Abend wohl derzeit nicht zu toppen. Da kommen wir doch lieber in drei Wochen nochmal vorbei, vielleicht gibt es dann mehr Bären zu sehen. Gerne würden wir früh starten, doch der kanadische Grenzposten ist erst ab 8.00 Uhr besetzt. So trödeln wir noch etwas herum, fahren bester Laune los und da macht es auch nichts, dass der Grenzer wieder die gleichen Fragen stellt wie Vorgestern. Heute haben wir auch einen Blick für den Bear Glacier, der hier fast noch bis zum Bear Lake hinunter reicht.
Auf dem eiskalten Wasser schwimmt ein Pulk schwarzer Enten mit einer auffälligen Gesichtsfärbung, es handelt sich um Surf Scoter (Brillenenten).
Wieder zurück auf dem Cassiar Hwy läuft nach 80 Kilometern ein junger Schwarzbär über die Straße. Der Tag fängt ja richtig gut an. Etwas später trabt ein Elch des Weges, leider zu schnell fürs Foto. Einige Kilometer später können wir wieder einen jungen Schwarzbären beobachten, der friedlich am Straßenrand grast. Er kommt direkt zum WoMo und beschnüffelt ausgiebig den Vorderreifen.
Dann schaut er irgendwie fordernd zum Fenster hoch. Wir haben den Verdacht das er schon einmal gefüttert worden ist, dass wird ihm leider auf Dauer schlecht bekommen.
Die Landschaft wird Tundra artig und Hinweisschilder warnen vor CaribooXing. Es ist nicht die richtige Jahreszeit dafür, kein Karibu zu sehen. Dafür haben wir eine schöne Aussicht auf den Stikine River.
Wir werden es nicht mehr bis zu unserem geplanten Tagesziel Watson Lake schaffen. Immerhin haben wir schon 524 Kilometer zurück gelegt und die vielen Bärenstopps haben auch Zeit gekostet. Da kommt uns Jade City gerade recht. Man preist sich hier als größte Jade Mine der Welt an, ist aber mehr ein Gerümpel-Haufen als sonst etwas. Egal sie haben einen kostenlosen Stellplatz für uns. Alibi halber schauen wir uns noch an, was sie hier an Jade zu bieten haben.
Am Morgen müssen wir erst mal Heizen, es ist kalt und es regnet den dritten Tag in Folge. Zwar nicht andauernd, aber immer mal wieder. Außerdem streikt unser Kühlschrank, die Sachen im Tiefkühlfach sind aufgetaut. Kein Tag ohne neue Überraschungen. Nach mehrmaligem an und ausschalten funktioniert er wieder einwandfrei. Wieder läuft uns ein Schwarzbär über den Weg, die bärenlosen Zeiten scheinen vorbei zu sein. Erschreckend viele Tannen sind hier verbrannt und zwar so weit das Auge reicht. Später kommen wir an eine Hinweistafel, dort wird erklärt das Waldbrände dazu gehören und die Natur sich dadurch erneuern kann. Wieder mal stehen wir länger an einer Baustelle. Da lugt ein Schwarzbär aus dem Gebüsch, nur 10 m weiter steht der Flagman und hält den Verkehr auf.
Jetzt sind wir im Bundesland Yukon und überqueren den Liard River. Wir suchen den Watson Lake Gouverment CP auf, der liegt weit abseits der Straße und die Plätze sind unter hohen Tannen. Bei schönem Wetter ist das sicherlich nett hier, aber bei dem heutigen Regenwetter irgendwie ungemütlich. Wir fahren weiter nach Watson Lake. Die Hauptattraktion hier ist der sogenannte Schilderwald. Über 80.000 Schilder aus aller Welt hängen hier. Da müssen wir nicht auch noch dazu. Allerdings sehe ich unter all den vielen Exemplaren eines aus unserem Heimatort und die Leute kenne ich auch noch persönlich, dass ist fast unglaublich.
Jetzt sind wir wieder auf dem Alaska Hwy Richtung Whitehorse unterwegs. Bei den Rancheria Falls machen wir eine kurze Pause.
Schon nach kurzer Zeit sehen wir wieder einen Schwarzbären. Er ist einfach zu niedlich anzuschauen, wie er da mit seinem Löwenzahn im Maul verharrt und darauf wartet das wir weiter ziehen.
Wir sind 390 Kilometer gefahren und es wird langsam Zeit zum Ende zu kommen. Auf der Morley River Yucon Goverment Picknick Area sehen wir keinen Hinweis, dass hier übernachten verboten ist. Also machen wir heute den ersten Versuch des wilden Campens. Als wir am Morgen aufwachen stehen noch zwei weitere WoMo´s und ein PKW hier. Die müssen alle nach 22.00 Uhr gekommen sein. Mittlerweile haben wir 12.000 Kilometer zurück gelegt. Bei der Nisutin Bay überqueren wir auf einer langen Brücke den Teslin Lake. Kurz darauf sind wir in dem 500 Seelen zählenden Ort Teslin angelangt. Hier besuchen wir das George Johnston Museum. Ein eindrucksvoller Film berichtet über das Leben der Tlingit Indianer und obschon das Museum recht klein ist, brauchen wir über eine Stunde bis wir alles gesehen haben.
Heute begegnen uns Hasen, Erdhörnchen und ein Fuchs, Bären lassen sich diesmal keine blicken. An der Tagish Road Junction biegen wir auf die Atlin Road ab. Der erste Halt ist am Mount White, wo Mountain Goats (Schneeziegen) zu sehen sein sollen. Wir scannen mit dem Fernglas den gesamten Berg ab, keine Schneeziege in Sicht. Dafür liegt auf dem Parkplatz Bärenkot und die Hinweistafel ist auch ordentlich zerkratzt. Später erblicken wir noch ein Porcupine (Stachelschwein) am Straßenrand. Es will nicht aufs Foto und macht sich schnell davon.Die Landschaft ist wunderschön, immer begleiten uns hohe Berge und auf voller Länge der Atlin Lake.
In Atlin liegt am Seeufer die SS Tarahne, ein erstaunlich gut erhaltenes Dampfschiff aus der Goldrauschzeit.
Der Ort selber ist nett her gerichtet und setzt ganz auf Tourismus. 450 Menschen sollen hier leben, doch es wird auch viel neu gebaut. Die schöne Umgebung zieht bestimmt viele Sommergäste an.
Wir fahren noch weiter auf der Warm Bay Road und dann 28 Kilometer Gravelroad bis zu einem Naturpool. Hier haben schon die Indianer in Vorzeiten im warmen Wasser gebadet.
Vor 20 Jahren haben wir ihn auch genutzt. Heute hat er viele grüne Algen und winzige rote Fische schwimmen darin herum. Vielleicht war das damals auch schon so? Wir können uns nicht mehr daran erinnern. Auf jeden Fall will ich nicht darin baden und Bernd traut sich auch nur mit den Füßen hinein. Wunderbar warm ist das Wasser jedoch immer noch.
Nun wird es Zeit für einen Übernachtungsplatz. An der Atlin Road hatten wir bei der Herfahrt die Hitchkok Creek Recreations Site gesehen und bis dorthin fahren wir jetzt zurück. Wir ergattern eines der drei Plätze mit Sicht auf den Atlin Lake und den Mount Minto.
Außer uns ist noch ein junges Schweizer Paar da, sie werden auch hier übernachten. Es soll heute Nachmittag ein Bär über den Platz gelaufen sein, da waren sie froh im WoMo gesessen zu haben. Ob Grizzly oder Schwarzbär konnten sie uns nicht sagen. Am Morgen sehen wir am Toilettenhaus die Pfoten Abdrücke. Der Größe nach wohl eher von einem Schwarzbären.
Jetzt in der frühen Morgenstunde lassen sich, bei der Rückfahrt zur Straßenkreuzung, doch so einige Wildtieren mehr blicken als gestern. Ein Schwarzbär strolcht am Weg entlang, Ptarmigans (Schneehühner) stehen auf der Straße herum und zwingen uns zum bremsen. Am Mount White klettern in großer Höhe zwei Mountain Goats herum. Gibt es sie hier also doch noch.
Am Nordende des Marsh Lakes fließt der M´Clintock River in den See. Hier ist eine wichtige Station für Zugvögel, insbesondere für Trompeterschwäne. Wir fahren den kurzen Abstecher zum Swan Haven Besucherzentrum. Es ist geschlossen, die Zugvögel sind weiter geflogen. Wir überfahren die Yucon River Brücke und biegen zum Miles Canyon ab.
Den können wir auf einer Hängebrücke überqueren und ein Stück entlang laufen. Der Anblick ist umwerfend, eine tiefe Schlucht unter uns, die Felswände bizarr geformt.
Zwergwacholder säumen den Wegesrand.
Kurz darauf sind wir in Whitehorse, der Hauptstadt des Yucons mit 29.000 Einwohnern (75% der Gesamtbevölkerung) angelangt. Der erste Weg führt uns zum Sternwehler (Raddampfer) SS Klondike II, der bis 1955 in Betrieb war und heute ein Museumsschiff ist.
Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen das Schiff ausgiebig zu besichtigen. Gut erhalten ist z.B. das Schaufelrad.
Unser Plan ist mal wieder auf dem Walmart zu übernachten, Vorräte aufzufüllen und Internet zu nutzen. Es ist ungewöhnlich heiß und auf dem Parkplatz stehen an die 30 RV´s. Also kaufen wir ein, erledigen im Internet was zu erledigen ist, kaufen in einer deutschen Bäckerei ein wirklich leckeres, aber mit 8,50 CA$ unverschämt teures Graubrot und machen, trotz der späten Stunde (17.15 Uhr) , dass wir fort kommen. Es geht auf dem Alaska Hwy immer geradeaus. Kaum noch Fahrzeuge sind unterwegs.
Leider gibt es an der Strecke keine schönen Rastplätze und so müssen wir noch 160 Kilometer fahren, bis wir endlich kurz vor Haines Junction den Pine Lake CP erreichen. Er ist bis auf den letzten Platz belegt, allerdings gibt es einen Doppelplatz, auf dem nur ein Fahrzeug steht. Wir quetschen uns dazu, ist zwar recht eng, muss für heute reichen denn wir können nicht mehr weiter. Nur zu einem kurzen Spaziergang zum See und durch den boralen Wald können wir uns noch aufraffen. Ein Schild warnt vor Bärenbesuch. Soll uns recht sein.
Am Morgen wird ein schöner und sehr großer Spot frei. Wir können uns umsetzen und beschließen einen weiteren Tag auf dem CP zu verbringen, auch weil mal wieder Großreinigung angesagt ist. Kaum liegen unsere Teppiche zum trocknen draußen, kommt ein Eichhörnchen und ruft sich Fäden heraus. Wahrscheinlich will es sein Nest damit auspolstern. Das können wir bei aller Tierliebe nicht zulassen. Das Wetter ist wunderbar warm und nach getaner Arbeit faulenzen wir oder machen kurze Sparziergänge um das wirklich große Gelände herum. Allerlei Pflanzen gibt es zu bestimmen,  hier z. B. das Marsh Grass-of-Parnassus (Sumpf-Herzblatt).
Am Strand erfreuen sich die Familien mit Kindern ihrer Ferientage. Yucon Gouverment tut wirklich viel für seine Einwohner. 12,-- CA$ kosten die Plätze für die Allgemeinheit. Wer Einwohner ist und einen Jahrespass hat, oder über 65 Jahre alt, oder Behinderter mit Ausweis ist, steht kostenlos und das bis zu 14 Tagen auf dem selben Platz.
Soviel Zeit haben wir nicht und es geht weiter. In Haines Junction besuchen wir das hochgelobte Da ku Cultural Centre (Kluane National Park Besucherzentrum). Viel gibt es uns nicht, immerhin bekommen wir ein paar sehr gute Prospekte zur Bestimmung der Tier und Pflanzenwelt. Am Sulphur Lake möchte ich mit den Wölfen heulen, wir verpassen ihn weil der im Prospekt angegebene Parkplatz fehlt. Auch das Tachäl Dhäl (Sheep Mountain) Besucherzentrum ist eine Enttäuschung. Wir können schauen so viel wir wollen, keine Schafe zu sehen. Laut Aushänge-Tafel sollen um 10.00 Uhr 7 Stück gesichtet worden sein. Das nutzt uns jetzt auch nichts.
Nur wenig später sind wir am Congdon Creek CP angekommen und können noch zwischen verschiedenen Spots auswählen. Hier gibt es einen wichtigen Futterplatz für Grizzlybären und die Aussichten sollen gut sein, welche zu entdecken. Schon am Eingang wird gewarnt und um besondere Vorsicht gebeten. Außerdem solle man Bärenspray mitnehmen, wenn man die 500 Meter bis zur Aussichtsplattform geht. Ich zumindest gehe den Weg mit sehr gemischten Gefühlen. Bernd lacht mich mal wieder aus. Von der Plattform haben wir eine gute Sicht über das Gelände, keine Bären zu sehen. Wirklich unglücklich darüber bin ich nicht.
Auf dem Rückweg sehen wir das erste mal auf dieser Reise, dass der Platz für die Zelte mit einem Elektrozaun gesichert ist. Außerdem wird der Platz ab und an für Zelte ganz gesperrt. Das gibt jetzt auch Bernd zu denken.
Am Abend suchen wir noch die Unterlagen für den Grenzübertritt nach Alaska/USA zusammen. Ein gutes Stück ist es noch bis zur Grenze. Unterwegs sitzt ein Rough-legged Hawk (Raufußhabicht) recht fotogen auf einer Baumspitze.
Die ganze Zeit fahren wir durch den Kluane Nationalpark mit Blick auf die Wrangell Mountains, die zum Weltkulturerbe zählen.
Ein großer, etwas struppiger Schwarzbär (der zweitgrößte bisher) entschädigt uns für die verpassten Grizzlys.
Dann sind wir in Beaver Creek. Im Visitor Center erkundigen wir uns noch einmal genau, was wir über die Grenze mitnehmen dürfen und was nicht. Die Liste ist lang und wird je nach Grenzbeamten wohl auch unterschiedlich ausgelegt. Trotzdem freuen wir uns jetzt schon auf Alaska!