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Mittwoch, 25. Januar 2017

IV.Von Bayamo über Santiago de Cuba und Baracoa hin zur Playa Guardalavaca

Bayamo ist die zweitälteste Stadt Kubas (gegründet 1513) und seit 1975 die Hauptstadt der Provinz Granma. Zunächst haben wir das Problem eine Unterkunft zu finden. Alle casas particulares sind irgendwie ausgebucht und selbst einige Telefonate seitens eines Vermieters helfen nicht wirklich weiter. Da kommt ein Motorradfahrer und bietet uns eine Unterkunft an. Zunächst sind wir etwas skeptisch, da wir vor einem Rohbau stehen. Das Zimmer allerdings ist super. Gestern erst fertig gestellt und wunderschön eingerichtet. Selbst das Badezimmer ist geradezu luxuriös. Wir sind die ersten Gäste die es bewohnen dürfen, erzählt uns der Besitzer voller Stolz. Wegen der absolut zentralen Lage machen wir uns zu Fuß auf den Weg zu den Sehenswürdigkeiten. Dreh- und Angelpunkt der Stadt ist der Parque Céspedes, oder auch Plaza de la Revolución genannt. Hier stehen das Geburtshaus, sowie eine Statue des Nationalhelden Carlos Manuel de Céspedes.
An der Nordseite des Platzes erkennen wir die Büste von Pedro Figueredo, dem Schöpfer der cubanischen Nationalhymne „La Bayamesa“
Am 11. Juni 1868 wurde „La Bayamesa“, während des Fronleichnamsfestes, an der Außenmauer der Catedral del Santísmo Salvador de Bayamo-Manzanillo erstmals intoniert. Was damals als Provokation aufgefasst wurde.
Außer historischen Gebäuden und Statuen findet im Parque auch noch das wirkliche Leben statt.
Es gibt eine hübsche Fußgängerzone und die an sich langweiligen Lichtmasten wurden zu Bäumchen umgestaltet. Das ist wirklich mal eine nette Idee.
Am Morgen werden wir durch klassische Musik geweckt und im Frühstücksraum wartet ein opulentes Essen auf uns. Hier kann man es aushalten. Nichts desto Trotz fahren wir weiter bis nach El Cobre. In dem kleinen Dorf befindet sich seit dem 17. Jahrhundert Kubas bedeutendster Wallfahrtsort, die Cachitas Regenwald Kathedrale
mit der wundertätigen Figur der Nuestra Señora de la Caridad del Cobre, vor der bereits Papst Johannes Paul II. gebetet hat.
Pilger die sich z. B. Heilung von ihren Leiden erhoffen.
18 Kilometer hinter El Cobre erreichen wir Santiago de Cuba, zweitgrößte Stadt Kubas nach Havanna und die Wiege der Revolution. Im barrio Santa Barbara finden wir eine Unterkunft in einer alten Kolonialvilla. Sie ist wunderhübsch, jedoch an allen Ecken und Enden herrscht Renovierungbedarf. Das können die Besitzer nicht mehr schultern und so steht sie zum Verkauf.
Die Zimmerwirtin bietet außer dem Frühstück keine Mahlzeit an, doch wir haben schnell unserer Lieblingsrestaurant gefunden.
Das Viertel Santa Barbara ist eine der besseren Wohngegenden von Santiago mit vielen Kolonialvillen. Doch wie bereits in Havanna sind viele dem Verfall preisgegeben. Es sei denn man hat bereits einen Investor gefunden.
Mit einem Oldtimer-Taxi
fahren wir ins Zentrum zum Parque Céspedes, dort schlägt das Herz der Altstadt. Er wird gesäumt von vielen geschichtsträchtigen Gebäuden, wie z. B. das Ayuntamiento (Rathaus), von dessen Balkon Fidel Castro am 1. Januar 1959 den Sieg der Revolution verkündete.
Die Catedral de Nuestra Señora de la Asunción (Maria Himmelfahrt). Sie wurde immer wieder durch Erdbeben, Hurrikans oder Piratenangriffe zerstört. Erst seit 1818 hat sie in der jetzigen Form die Zeit überdauert, obwohl es auch danach Erdbeben gegeben hat. Seit 1958 ist sie ein Nationaldenkmal.
Das ehemalige Wohnhaus des ersten Gouverneurs von Kuba, Diego Velázquez, erbaut von dem späteren Conquistador (Eroberer) Hernán Cortéz, zählt zu den fünf ältesten aus Stein errichteten Gebäuden des gesamten amerikanischen Kontinents und beherbergt heute das sehr sehenswerte Museo de Ambiente Histórico Cubano.
Wir genießen Live Musik in der Casa de la Trova.
Die Altstadt ist sehr sehenswert und wir laufen stundenlang umher. Es gibt so viele Musen und historische Gebäude, dass wir irgendwann den Überblick verlieren. Müde und von der Hitze geschafft sinken wir wieder in ein altes Taxi und lassen uns in unser Viertel zurück bringen.
Da kann Frau dann  bei einem Mojito entspannen.
Wir unternehmen einen Ausflug zum Castillo del Morro. Verpassen die Zufahrt und haben so einen ungeplanten aber schönen Blick auf die Insel Cayo Granma, die unterhalb der Festung liegt,
sowie auf das Castillo del Morro San Pedro de la Roca. Die Anlage wurde 1638 zum Schutz gegen Pirateneinfälle errichtet. Was auch auf Jahre seine Wirkung nicht verfehlte. Bis Henry Morgan 1662 vollkommen unbehelligt in die Bucht einlaufen konnte, da die Wachen schliefen.
Piraten gibt es heute hier keine mehr, aber auf dem Zuweg zur Burg ist es recht schwer den Andenkenhändlern zu entkommen.
Interessant die Eintrittspreisgestaltung (100 mal mehr als ein Einheimischer muss der Ausländer zahlen) und Filmaufnahmen sind geradezu unerschwinglich.
Dafür ist der Gesang der jungen Damen kostenlos (ein Trinkgeld wird aber gerne genommen). Ihre Lieder klingen in den Gewölben wunderschön und wir erstehen sogleich eine CD mit ihrer Musik.
Die Anlage ist wirklich imposant und seit 1997 UNESCO-Welterbe, mit Zugbrücke , tiefen Gräben und hohen Mauern.
Auf Schautafeln wird uns ein detaillierter Überblick vermittelt. Wir schlendern durch die Gänge und Räume und fühlen uns wie im Mittelalter.
Nachmittags führt uns unser Weg noch zum La Gran Piedra, dem drittgrößten Monoliten der Welt.Dazu müssen wir zunächst zurück nach Santiago und dann noch 25 Kilometer Richtung Osten fahren. Die Landschaft wird dschungelartig und bis zur Höhe von 1.100 m sind Wetter und Sicht noch gut. Über eine Stunde brauchen wir für 13 Kilometer schlechtester Wegstrecke, nur um urplötzlich durch Wolken zu fahren mit Null Sicht. Nicht einmal die Einfahrt zum Parkplatz können wir erkennen. So bleibt uns nur eine dunstige Sicht von der Terrasse des Ausflugslokals. Dort wartet bereits eine Gruppe Wanderer seit Stunden darauf, dass die Wolken sich verziehen. Wir machen uns lieber auf den Rückweg und ab 1.100 m abwärts ist gemeiner Weise dann das Wetter wieder sonnig und schön.
Zurück in Santiago kommen wir noch am Plaza de la Revolución vorbei. Er wurde konzipiert für politische Großkundgebungen und militärische Aufmärsche. Das gigantische Reiterstandbild stellt Antonio Maceo, den General der Unabhängigkeitskriege und bekanntesten Sohn der Stadt dar. 1991 wurde das Denkmal von Fidel Castro persönlich enthüllt.
Die Tagestemperaturen liegen derzeit bei mehr als 30° und unsere Lust auf Großstadtbesichtigung lässt merklich nach, so gut wir es in Santiago auch angetroffen haben. Bei der Weiterfahrt nach Baracoa durchfahren wir die 250.000 Einwohner zählende Stadt Guantánamo. Wegen des Schlagers Guantanamera und der US-Marinebasis ist sie weltbekannt, aber mehr oder weniger touristisches Niemandsland. Obschon es einige wenige Sehenswürdigkeiten sowie eine hübsche Fußgängerzone geben soll, hält uns hier nichts, zu gruselig ist der Gedanke an die US Militärbasis in der Bucht von Guántanamo. Wir zweigen ab auf die Passstraße La Farola, wo wir durch Hinweisschilder dazu aufgefordert werden unsere Bremsen zu überprüfen und nicht schneller als 30 Stundenkilometer zu fahren. Was auch nicht unbedingt erforderlich ist, denn die Landschaft um uns herum ist so schön, dass wir auf den 50 Kilometern über den Höhenzug der Cuchillas de Baracoa ständig anhalten und schauen. Allerdings hat das auch seine Tücken, denn Straßenverkäufer aller Art tauchen an den Haltestellen wie aus dem Nichts auf und versuchen ihre Waren an den Mann zu bringen. Besonders leid tut es mir um die vielen Ketten aus den Gehäusen der Polymita-Schnecken. Wegen ihrer bunten Farbe sind sie sehr begehrt und in der Natur immer seltener anzutreffen.
Da kaufen wir doch lieber die Plátanos manzanos (kleine, rote Bananen) und süße Mandarinen.
Baracoa, die östlichste Stadt Kubas war quasi lange Zeit nur auf dem Luft- oder Seeweg zu erreichen. Erst die Eröffnung der Passstraße in 1965 brachte den Tourismus hierher. Eingebettet in den Regenwald zieht sie heute Wanderfreunde und Naturliebhaber aus aller Welt an. Wir sehen auffallend viele junge Leute und Individualtouristen hier. Ein casa particular finden wir direkt am Malecón. Die Zufahrt ist nicht einfach, irgendwie sind alle Straßen Baustellen und so müssen wir etwas zickzack fahren um überhaupt dorthin zu gelangen.
Bei unserem ersten Spaziergang kommt uns die Uferpromenade und die umliegenden Häuser etwas verwahrlost vor. Später erfahren wir, dass das noch die Auswirkungen eines Hurrikans sind, von dem die Stadt sich immer noch nicht so recht erholt hat. (Inzwischen wissen wir, dass der Ort von einer weiteren Naturkatastrophe getroffen wurde. Hurrikan Matthew fegte mit 300 Stundenkilometern über ihn hinweg und 90 % aller Häuser verloren ihre Dächer oder stürzten gar ein. Zeitweise war die Stadt vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten. Dank der rechtzeitigen Evakuierung der Bevölkerung kam wohl keine Menschen zu Schaden.)
Am 28.Oktober 1492 ging Cristóbal Colón (Chritoph Kolumbus) in der Bucht von Bariay vor Anker und ein paar Wochen später, am 27. November 1492 kam er in Baracoa an. Dort stellte er ein aus Spanien mitgebrachtes Kreuz auf. Jedoch erst am 15. August 1511 gründete Velázquez im Namen der spanischen Krone und nach nahezu vollständiger Ausrottung der indianischen Urbevölkerung dort eine Siedlung. Somit ist Baracoa die erste Stadt Kubas. Kolumbus Denkmal am Ende des Malecón.
Das Zentrum von Baracoa ist recht malerisch, überall erklingt Musik und diesmal sogar in der Casa de la Trova.
Irgendwas Besonderes gibt es heute zu kaufen, die Menschen stehen Schlange vor einem Geschäft.
Bernd hat seit Tagen starke Schmerzen im rechten Unterarm. Da suchen wir mal wieder eine Klinik International auf.
Verständigen können wir uns nur auf Spanisch. Die Ärztin stellt die Diagnose Tendovaginitis (vom vielen Koffer schleppen), behandeln kann sie das hier nicht. Mit einer Krankenschwester als Begleitung fahren wir in das einige Kilometer entfernte Hospital. Dort warten bereits viele Leute auf den Gängen. Wir dürfen an allen vorbei und Bernd bekommt einen Gipsverband. Danach geht es zurück zur Klinik International. Wir werden gefragt, welche Medikamente wir dabei haben. Das richtige ist in unserem Reisegepäck. Gut so, denn leider ist es hier im Moment nicht verfügbar. Wir bekommen noch einen Kaffee gereicht, zahlen unsere Rechnung und sind entlassen.
Auf unserem weiteren Stadtrundgang kommen wir an einer Gedenktafel für den Taíno Häuptling Hatuey vorbei. Mit 400 Kriegern stellte er sich 1511 den Mannen Velázquez in den Weg. Innerhalb von vier Monaten waren sie geschlagen und Hatuey zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
Am Parque Independencia spielt ich das Leben der Stadt ab. Unvermittelt kommen wir in den Genuss einer Musikvorführung.
In der Catedral Nuestra Señora de la Asunción
wird der größte sakrale Schatz ganz Lateinamerikas aufbewahrt, das Santa Cruz de la Parra (das heilige Kreuz des Weinstocks). Das originale Kreuz (wissenschaftlich überprüft) das Kolumbus in der Bucht in den Sand gesteckt hatte. Da immer wieder Pilger Stücke davon abgeschnitten haben und es so im Laufe der Jahre immer kleiner wurde, hat man die Enden in Silber eingefasst und es unter Glas gesichert.
Das Ziel der meisten Besucher, jedoch nur recht beschwerlich zu erreichen, ist der 575 m hohe Tafelberg El Yunque mit seiner endemischen Pflanzenwelt und vielen seltenen Vögeln.
Zum Abschied bekommen wir von den Hauswirten ein wunderbares Essen mit Flusskrebsen serviert.
Leider hat es die ganze Nacht geregnet und die 60 Kilometer lange Schotter-Schlagloch-Piste entlang der Küste bis Moa ist vollkommen aufgeweicht. Bizarre Felsgebilde am Wegesrand.
Wegen des Wetters verspüren wir auch keine Lust uns an der Playa Maguana lange aufzuhalten
und die Muscheln dürfen wir eh nicht mit nach Deutschland nehmen.
Wir passieren den Eingang zum Parque Nacional Alejandro de Humbold, UNESCO-Welterbe mit über 1.000 verschiedenen Pflanzen- und 100 Vogelarten. Selbst bei trockenem Wetter ist der Zugang schon eine Herausforderung und wird meist mit örtlichen Führern begangen. Kurz vor der häßlichen Industriestadt Moa wird es noch schlimmer, denn jetzt ist die Straße noch zusätzlich durch die Grubenfahrzeuge verschmutzt. Bei Guaro biegen wir auf endlich mal wieder guter Straße ab und halten uns immer Richtung Norden. Unvermittelt wird die Straße zur Schlaglochpiste. Es gibt keinerlei Richtungshinweise oder Ortschaften, geschweige den Menschen mehr, an denen wir uns orientieren bzw. fragen könnten und fast schon haben wir das Gefühl in die Irre gefahren zu sein. So sind wir dann doch erleichtert, als wir am späten Nachmittag Playa Guardalavaca (Pass auf die Kuh auf) in der Provinz Holguín erreichen. Unser Auto ist bis übers Dach verdreckt als wir endlich auf einem Parkplatz zum Stehen kommen. Gleich erscheint ein Wachmann und will uns verscheuchen. Fast alle Zugänge und Parkplätze in Strandnähe gehören zu irgendwelchen All-Inklusive-Hotelressorts. Kurzerhand beschließen wir, einmal in solch einem Ressort nachzufragen, ob wir für 5 Tage ein Zimmer bekommen. Da kann Bernd endlich mal seine Hand schonen. Gesagt getan, man hat ein Zimmer für uns und so sind wir gerade rechtzeitig, bevor es endgültig dunkel wird doch recht nett untergekommen
mit romantischen Sitzplätzen am Meer
und können uns direkt nach dem Abendessen eine Tanz-Show ansehen.
Blick am Morgen von unserer Etage über eine der vielen Poollandschaften auf dem riesigen Gelände der Hotelanlage.
Wir suchen uns lieber einen Platz am wunderschönen Sandstrand. Liegen und Sonnenschirme sind inbegriffen. Die Musikanten nicht, sie hoffen auf ein Trinkgeld.
Es gibt ein Büffet-Restaurant, mehrere a la Carte-Restaurants, sowie eine Unzahl von Cafés und Bars. Die braucht man auch bei mehr als 700 Zimmern bzw. Bungalows. Am späten Nachmittag sind die Pools wie ausgestorben und man kann in aller Ruhe seine Runden drehen.
Wir genießen das leckere Essen und vor allem die für uns seit langem ungewohnte Auswahl an Obst und Gemüse. Probieren sämtliche Restaurants aus und sind Stammgäste in den Cafés.Bernd Gips am Arm ist bereits gebrochen, es gibt eine Krankenschwester eigens für die Hotelgäste und die hat die Möglichkeit eine elastische Binde zu besorgen. Das Mittel zum Einreiben kann sie uns zwar empfehlen, aber liefern nicht (das Embargo greift auch bei Medikamenten) . Also muss unsere eigene Apotheke mal wieder herhalten. Trotz jeden Abend Live Musik und anschließender Show-Einlage fällt uns nach drei Tagen die Decke auf den Kopf, zumal uns die vielen, bereits am Mittag betrunkenen und grölenden Gäste irgendwie nerven. Wein, Bier und vor allem Rum ist eben auch inklusive. Das Hotel wird immer voller und manchmal kommt man kaum noch durch die Eingangshalle, weil die abreisenden Gäste noch auf ihren Bus warten und die ankommenden schon da sind und nicht in ihre Zimmer dürfen. Wir müssen unbedingt hier mal raus. Lassen unser Auto waschen und fahren zu der 6 Kilometer entfernten, in den Hügeln von Yaguajay liegenden Ausgrabungsstätte Chorro de Maíta. Ein Taíno Friedhof mit mehr als 108 Skeletten, der als größter und bedeutendster der Antillen gilt.
Gleich gegenüber befindet sich die Aldea Taína, ein nachgebautes Indiodorf mit Tonfiguren und Fotografien. Wo man auch etwas über das Leben der Indianer erfahren kann.
Mit einem Sonnenuntergang verabschieden wir uns von dem schönen Playa Guardalavaca und weiter geht die Fahrt Richtung Westen.