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Sonntag, 29. März 2009

Unsere Reise geht zu Ende

Nachdem wir nun wieder in Ecuador sind, halten wir uns nicht mehr lange mit Besichtigungen auf, sondern fahren direkt bis Otavalo, auf den uns bekannten Stellplatz Viajero Americano. Hier haben wir alles, was wir für die nächsten zwei Tage brauchen: 220 Volt (was ja in Ecuador ansonsten unüblich ist), Wasser und viel Platz auf der Pferdewiese, sowie eine gerade noch erträgliche Höhe von 2.550 Metern. Nun heißt es Burro von Innen einer gründlichen Reinigung zu unterziehen und Koffer packen. Wir haben kaum noch einen Blick für die schöne Umgebung. Der Imbabura im Hintergrund ist leicht gezuckert und erinnert uns daran, dass jetzt hier so langsam der Herbst beginnt. Die Nächte werden empfindlich kalt und wir müssen seit langem mal wieder die Heizung anwerfen. Bevor wir dann nach Quito weiterreisen können, geht es wieder einmal kurz in eine Werkstatt. Eine Aufhängung des Auspuffes hat sich gelöst und muss befestigt werden. Dann steigen wir wieder in die Höhe, bis wir bei 2.850 Metern Quito erreicht haben. Es ist noch früher Vormittag und wir können unsere Wäsche zum Waschen bringen und auch Burro noch gründlich von Außen reinigen lassen. Dann sind wir und Burro bereit. Vielleicht habt ihr euch schon gewundert. Müssten wir denn nicht schon lange in Buenos Aires sein? Ja, wir müssten. Doch wir sind süchtig, süchtig nach Südamerika. Der Kontinent läßt uns nicht mehr aus seinen Fängen. Eine Reihe von glücklichen Zufällen hat uns Rei kennen lernen lassen. Das war nicht nur gut für unseren Abstecher nach Galápagos ( der ja auch sonst zeitlich nicht mehr möglich gewesen wäre), sondern ist auch gut für die nächsten Monate. Wir lassen Burro gut verwahrt in Quito an Rei's Haus. Hier kann er sich ein paar Monate erholen von dem, was wir ihm in den letzten 6 Monaten zugemutet haben. Oft bis an die Grenze seiner Belastbarkeit. Er hat zwar manchmal gemuckt, uns doch letztendlich nie im Stich gelassen. Es zahlt sich aus, dass Rei nur wenige Minuten vom Flughafen entfernt wohnt. So fährt er uns am Freitagmorgen in aller Frühe dorthin. Pünktlich um 9.10 Uhr fliegt unsere Maschine der Gesellschaft LAN nach Lima/Peru ab. Dort haben wir gerade mal soviel Aufenthalt, wie wir brauchen, um unser Anschlußflugzeug nach Buenos Aires zu erreichen. Auch jetzt hebt die Maschine auf die Minute pünktlich ab. Wir haben mittlerweile Hochachtung vor den südamerikanischen Fluglinien. Die Piloten fliegen wie die Weltmeister. Start und Landung immer sanft und unproblematisch und der Service ausgezeichnet. Um 18.50 (2 Stunden Zeitunterschied) landeten wir in Buenos Aires/Argentinien. An den Immigrationsschaltern bilden sich die bekannt langen Schlangen und bis wir durch sind, ist unser Gepäck schon auf dem Band. Hat also alles was für sich. Dann wieder anstehen. Jedes Gepäckstück wird vom Zoll durchleuchtet. Als Bernd den ersten Koffer aufs Band legt, fragt die Zöllnerin: Was sind sie für Landsleute? Wir sind Deutsche! Gepäck runter vom Band und am Schalter vorbei. Die von uns bereits ausgefüllte Zollerklärung können wir in die Mülltonne werfen. Willkommen in Argentinien! Im Flughafen wollen wir erst mal unser Ticket für den Heimflug bestätigen lassen. Es ist ja schließlich fast ein Jahr her, dass wir den Flug gebucht haben und sogar die Flugnummer hat sich zwischenzeitlich geändert, wie uns unsere liebe Freundin Maria per Mail mitgeteilt hat. Dazu müssen wir durch das ganze Gebäude , um in ein weiteres Gebäude zu gelangen und das mit vollem Gepäck. Ein Taxifahrer, der die Fahrt in die Stadt nicht verlieren will, geht mit uns und fragt sich für uns durch. Im Büro von TAM bekommen wir einfach einen Ausdruck mit den neuen Angaben in die Hand gedrückt. Flugtickets gibt es nicht mehr, wir leben doch im Zeitalter des Computers. Zügig innerhalb einer Stunde kommen wir ins Zentrum und auch das telef. bestellte Zimmer im Hotel Diplomat ist für uns bereit. Wir werfen nur noch unsere Koffer ins Zimmer und gehen ohne weitere Zeitverzögerung ins Chacra. Denn Bernd quält die Fleischeslust. Seit Wochen träumt er von nichts anderem als von Filet und co. in Argentinien ( so geht es einem nach 33 Jahren Ehe) . Wir lassen uns das vorzügliche Essen munden und fühlen uns schon ein bisschen zu Hause. Schließlich sind wir jetzt das dritte Mal in Buenos Aires. Da wir eines der wenigen etwas ruhigeren Zimmern zum Hof bekommen haben, fallen wir in einen tiefen Schlaf. Es war ein langer und anstrengender Tag. Buenos Aires mit seinem 13 Millionen Einwohnern brummt Tag und Nacht. Im Reiseführer steht: Hier trifft die Raffinesse eines geschliffenen Diamanten auf den Charme eines unrasierten Casanovas. Der Geist eines durchgeknallten Wahnsinnigen paart sich mit der Attitüde eines berühmten Supermodels. Das ist eine super Beschreibung und wir lieben Buenos Aires. Samstags wollen wir nur noch ein bisschen bummeln. Wir lassen die Einkaufsstraßen Florida und Lavalle auf uns wirken. Wir kennen kaum eine Stadt, in der man so gut einkaufen kann wie Buenos Aires. Die Auswahl ist riesig und die Preise für uns moderat. Zu guter letzt landen wir doch an der Plaza de Mayo. Hier der Palacio de Gobierno de la Ciudad.
Der Palacio de la Legislatura.
Dann oh Wunder, der Zaun vor der Casa Rosada (Präsidentenpalast) ist offen und wir können das allererste Mal den Palast besichtigen.
Wir laufen einfach den Massen hinterher.
Das Präsidentinnenpult steht mir doch auch zu Gesicht, oder nicht? Doch ganz ehrlich gesagt, ich möchte nicht mit Frau Kirchner tauschen. Gerade ging mal wieder ein heftiger Streik im Lande zu Ende.
Ein Ort der Ruhe, der Innenhof.
Der kleine Junge ist schon ein richtiger Vertreter seiner Landsleute. Das Shirt der Fussballnationalmannschaft an, trinkt er mitten im Besichtigungstrubel in aller Ruhe seinen mitgebrachten Mate Tee. Ohne diesen gehen die meisten Argentinier hier keinen Schritt. Selbst auf den Galápagosinseln konnte man sie daran erkennen.
Der Sitzungssaal in all seiner Pracht.
Danach sind wir zum Puerto Madero geschlendert.
Am Río de la Plata kann man schön bummeln und Leute beobachten. Hier stehen teure Restaurants mit der entsprechenden Kundschaft.
Es war sonnig und fast schon zu heiß und so gelüstete es uns nach einem Eis von Freddo. Hier einen besonderen Gruß an die Teilnehmer der SA-Tour 2007/8.
Wir haben uns dann noch an einem Zeitungsstand ein Tagblatt gekauft. Die erste Zeitung in deutscher Sprache seit Beginn der Reise. Doch was wir das zu lesen bekamen, gefiel uns überhaupt nicht. Wir stellten fest, dass es kein Fehler war , nichts von der Welt außerhalb unseres kleinen Reiches zu wissen. Nur schlechte Nachrichten und davon wollen wir noch nichts hören, dass erreicht uns zu Hause alles noch früh genug.
Sonntag ist San Telmo Tag. Dieser Stadtteil von Buenos Aires ist Sonntags ein einziger Flohmarkt und alles was laufen oder tanzen (Tango) kann, ist Sonntags dort.
Life Musik an allen Ecken und Enden. Man beachte die älteren Damen am Bildrand. Sie warten nur darauf Tango tanzen zu können.
Hier gibt es alles was man so braucht oder nicht braucht.
Ganz langsam machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Hotel im Zentrum. Wir kommen noch einmal am Gebäude der Narval vorbei. Ganz besonders schön ist das Portal geschmückt. Vom Parkplatz am Hafen über den Río der la Plata gesehen liegt Uruguay (was natürlich wegen der riesigen Breite des Flusses von ca. 40 km nicht zu sehen ist). Dort hat vor 6 Monaten unserer Abenteuer begonnen. 23.500 Kilometer haben wir mit Burro zurück gelegt und einige tausend Kilometer sind wir geflogen. 8 Länder haben wir bereist und doch nicht ein Bruchteil von dem gesehen, was es hier an Schönem zu sehen gibt. Wir haben viele freundliche Menschen kennengelernt, Gastfreundschaft erlebt und auch Freunde gefunden. Niemals gab es für uns eine Gefahr oder eine Situation die nicht zu meistern gewesen wäre. Es war eine schöne und glückliche Zeit.
Witzigerweise sind heute auch die ersten WoMo's der SA-Tour 2008/09 hier eingetroffen. Auch für sie geht die Reise zu Ende. Sind uns doch auf der gesamten Tour so wenige WoMo's begegnet.
Morgen um 16.20 Uhr geht unser Flieger über Sao Paulo nach Frankfurt. Wenn alles gut geht, sind wir Übermorgen am späten Nachmittag wieder in Deutschland. Wie bereits versprochen, bringen wir etwas von dem Sonnenwetter hier mit.
Wir bedanken uns bei allen, die unsere Reise verfolgt und uns so viele positive Rückmeldungen gegeben haben.

Donnerstag, 19. März 2009

Über Cartagena und Medellin zurück nach Ecuador

Nach dem Besuch des Nationalparkes Tayrona sind wir 5 Kilometer nordöstlich von Santa Marta in dem Fischerdorf Taganga gelandet. Von einer Anhöhe aus gesehen sah der Ort recht nett aus. Laut Reiseführer ist er bei Tauchern und Einheimischen sehr beliebt. Im Patio des heruntergekommenen Hotels Delfin haben wir für eine Nacht eine Heimat gefunden. Also von oben hui und von unten pfui. Wir fanden es ausgesprochen häßlich und laut hier und sahen keinen Grund länger zu verweilen. Am nächsten Morgen, auf dem Weg nach Cartagena machten wir in Santa Marta einen kurzen Stopp. Schließlich sind wir nun das dritte Mal durch diesen Ort gekommen, zweimal ohne den Malecón überhaupt gesehen zu haben. Wegen der frühen Morgenstunde hat sich der Fischer gleich neben seinem Fang zum Schlafen gelegt.
Noch ist der Ort verschlafen und die wenigen Frühaufsteher haben den Strand für sich alleine.
Wir wollten uns auch nicht lange aufhalten, hatten wir doch noch ein gutes Stück Fahrstrecke vor uns.
Dann ein richtiger Schock. Wir fahren an den schlimmsten Armensiedlungen vorbei, die wir seit langem gesehen haben. Baufällige Hütten, Schlamm und Müll, Müll soweit das Auge reicht. Unzählige kleine Kinder stehen hier im Dreck und spielen im Unrat. Die wenigen Gewässer sind durch den Müll total verunreinigt und doch wird darin Wäsche gewaschen. Eselskarren mit klapprigen Tieren sind hier die Fortbewegungsmittel. Das alles ist ein Bild des Jammers.
Kurz darauf erreichen wir Cartagena. Cartagena de Indias, der Name zergeht einem schon auf der Zunge. Im Reiseführer steht: Eine legendenumwobene Märchenstadt, romantisch und unverfälscht schön, ein Ort der süchtig macht. Treffender kann man Cartagena nicht beschreiben. Hier glitzert alles, das Meer, der Himmel und die teuren Autos. Größer kann ein Gegensatz nicht mehr sein, hier liegen auf wenigen Kilometern Welten auseinander.
Alleine schon unser Stellplatz auf dem bewachten Parkplatz hinter dem Centro de Convenciones war einfach nur schön mit Blick auf die Bahía de las Ánimas und auf die Altstadt.
Die Altstadt, Weltkulturerbe der UNESCO , ist vollständig von einer Stadtmauer, den Las Murallas umgeben. Mit ihrem Bau wurde nach mehreren verheerenden Piratenangriffen Ende des 16. Jahrhundert begonnen und die Fertigstellung dauerte 200 Jahre.
Ein kurzer Fußweg führte uns an den Los Pegasos vorbei durch die Puerta del Reloj (Uhrenturm) direkt in die historischen Viertel.
Gleich am ersten Abend haben wir noch einen Stadtbummel gemacht und konnten uns garnicht sattsehen an all den wunderschönen alten und dennoch äußerst gepflegten Häusern. Glücklich derjenige der eines davon sein Eigen nennt.
Auf der Mauer befinden sich Cafes und Restaurants, die wegen der schönen Aussicht alle gut besucht sind.
Mehrere Festungen wurden an strategisch wichtigen Stellen außerhalb der Mauern errichtet. Die größte ist das Castillo de San Felipe de Baraja, welches am nächsten Morgen als erstes auf unserem Besichtigungsprogramm stand. In dem Tunnelsystem konnte man sich rechelrecht verlaufen. Da wir mal wieder am Führer gespart haben, konnten wir am eigenen Leib erleben, wie es ist, fast nicht mehr heraus zu kommen.
Von der Festung hatten wir einen sehr schönen Blick auf das moderne Cartagena mit seinen teuren und schicken Strandbädern Bocagrande und El Lanuito. Wobei uns diese überhaupt nicht reizen konnten, könnte das doch genau so gut Benidorm sein.
Uns zog es zurück in die Altstadt. Immer wieder gab es neue und schöne Plätze zu entdecken.
Wir könnten hunderte von diesen Bildern machen.
Natürlich hat Cartagena auch ein Goldmuseum.
Hier das Portal des Palacio de la Inquisición, in dem sich u. a. das Museum der Inquisición mit den grausigen Folterinstrumenten jener Zeit befindet.
Eine typische Obstverkäuferin.
Kirche und Plaza de Pedro de San Claver mit Metallskulpturen im Vordergrund.
Wir könnten noch wochenlang in Cartagena verweilen, doch leider drängt uns die Zeit und so müssen wir diesen Traumort leider wieder verlassen.
Nach einem langen Fahrtag von 370 km finden wir in der Nähe von Caucasia im Parador Chambacú einen Übernachtungsplatz und kommen auch noch zu einem Bad im Pool, was uns bei der Hitze eine willkommenen Erfrischung ist. Es wird auch in der Nacht nicht weniger als 33 Grad im WoMo. Auch der nächste Tag ist Fahrtag, unser Ziel Medellin. In Ermangelung eines besseren Platzes haben wir an einer Tankstelle nach einem Parqueadero gefragt und wurden von einem Mann zu einem hin geleitet. Der war zwar nicht schön, dafür aber teuer, jedoch nur 10 Minuten Fußweg vom Zentrum entfernt. Bevor wir dann am nächsten Morgen die Stadt besichtigen konnten, war mal wieder eine Reparatur angesagt. Die Batteriehalterung von Burro war auf diesen ewigen Rüttelstrecken gebrochen. Doch wie immer ist so was in Südamerika kein Problem. Der Schweißer von Nebenann kommt mit seinem Schweißgerät auf unseren Parkplatz und repariert an Ort und Stelle. Keine Stunde hat die Aktion gedauert.
Der Gerechtigkeithalber muss ich sagen , dass nach Cartagena jede andere Stadt nur verlieren kann. So erging es uns mit Medellin. Wir hatten von verschiedenen Einheimischen gehört, diese Stadt sei schön und modern.
Also wenn die hier nicht Botero gehabt hätten, von dem einige Plastiken auf der Plazoleta de las Esculturas aufgestellt sind und das Museo de Antioquia mit weiteren 92 seiner Werke, dann hätten wir nicht gewußt, warum wir überhaupt hier sind.
Europa mit dem Stier.
Nirgendwo haben wir mehr Armut und Dreck im Zentrum gesehen als in Medellin und Fußgängerzonen mit all den Konsumtempeln gibt es eben auch sonst überall.
Also haben wir uns die zweite Übernachtung verkniffen und sind nachmittags noch in das 70 Kilometer im Landesinneren gelegene Santa Fe de Antioquia gefahren. In diesem 12.500 Einwohner großen Städtchen haben wir uns dann wieder wohl gefühlt mit all seinen schmucken alten Häusern aus der Kolonialzeit.
Auch hier gab es viele Kirchen und heimelige Plätze. Wenn auch der Ort sich ganz gut vermarktet, was wir spätestens bei den Preisen von Hotelparkplätzen und dem Campingplatz zu spüren bekamen.
Zu all den eßbaren Früchten ( es gibt hier so viele verschieden Sorten von denen wir nicht mal die Namen kennen, geschweige denn die wir alle probieren konnten ) kommen manchmal auch nicht eßbare, aber dennoch atraktive hinzu.
Eine weitere Atraktion des Ortes ist die Puente de Occidente, eine 291 m lange Brücke über
den Río Cauca, 5 km östlich der Stadt. Für Autos bis zu 3 Tonnen befahrbar!!!!!
In Medellin hatte man uns gewarnt, ja nicht die Nebenstrecke am Río Cauca Richtung Santa Rosa fahren, dort gibt es Guerillas. Da waren wir nun reichlich verunsichert. Also haben wir uns beim Militärposten, der Polizei und der Touristeninformation erkundigt. Alle haben uns bestätigt, dass wir die Strecke gefahrlos fahren können, das Problem mit den Guerillas sei gelöst.
So haben wir dann diese Strecke genommen und es war eine gute Wahl. Erstens, weil wir immer am Río Cauca entlang einige hohe Berge umgangen haben und zweitens, weil wir fast alleine auf der Straße unterwegs waren. Es gab zwar einige Erdrutsche zu umfahren, doch im Großen und Ganzen ging es hier recht gut voran und die Landschaft war sehr reizvoll. Bananen-, Orangen- und Kaffeeplantagen bestimmten das Bild. Einer Bauersfrau haben wir dann 12 Avocados für umgerechnet 2 Euro abgekauft. Immer noch war es fast unerträglich heiß. Bei La Pintada waren wir nach 120 Kilometern wieder auf der Hauptroute.
Ab Irrá durften wir dann bis Santa Rosa de Cabal wieder von 600 Metern auf 1.800 Metern steigen. Schlagartig veränderte sich das Wetter, es regnete wie aus Kübeln gegossen und die Temperatur fiel. Auch mussten dann nochmals auf den 9 Kilometern bis zu den Termales 400 weitere Höhenmeter erklettert werden.
Zuerst haben wir unser Glück beim Hotel Termales versucht. Wir hätten zwar bis 24.00 Uhr die Thermen benutzen können, jedoch lehnte man es ab, uns auf dem Parkplatz übernachten zu lassen.
So blieb uns nur ein Blick auf die Anlage mit eigenem 170 m hohen Wasserfall.
Also fuhren wir die 2,5 km zurück zur Haupttherme. Dort hatten wir einen riesigen Parkplatz gesehen. Leider bekamen wir auch dort eine Absage. Es sei nicht gestattet bei den Thermen zu übernachten, da es sich um Privatgelände handelt.
Der Fahrer des Linienbusses hat zwar noch versucht für uns mit dem Wachpersonal zu verhandeln, doch auch er hatte keine Chance.
Also blieb uns nichts weiter übrig als noch mal einen Kilometer zurück zufahren. Dort waren die ersten Hostals außerhalb des Thermalparkes.
Die Hospedaje Cardisch hatte kein Problem uns übernachten zu lassen und so bekamen wir doch noch einen Platz mit schöner Umgebung, allerdings waren die Thermen für heute erledigt. Nur der Dauerregen und der reißende Bach machten uns etwas Sorgen. Kommen wir da morgen früh noch mal raus? Der Bach führte Wasser schon bis zum Rand und die Wiese war auch schon sehr feucht.
Am nächsten Morgen war der Regen vorbei und wir sind dann zur Hotelanlage zurück gefahren. Zwar hat uns der Besitzer der Hospedaje die öffentliche Anlage empfohlen, da diese größer und schöner sei, doch hatten wir gestern gesehen, dass es im Hotel WiFi gab und das wollten wir nutzen.
Wir konnten zwar eine Eintrittskarte für den Tag erstehen, bekamen aber mitgeilt, dass wir das Gelände nicht verlassen dürfen, da dann die Eintrittskarte ungültig sei. So war unser schöner Plan dahin, mittags eine Pause im WoMo einzulegen. Etwas säuerlich mußten wir es akzeptieren. Erst lassen sie uns hier nicht übernachten und dann stellen sie sich weiterhin so kleinlich an. Burro stand doch in Sichtweite auf dem Parkplatz, dass ist doch nicht das Gelände verlassen. Egal , wir wollten uns nicht den Tag verderben lassen. Zuerst haben wir einmal das wunderbar warme Wasser genossen. Danach gönnten wir uns eine ausgezeichnete Massage. Ich habe sie genossen und Bernd hat gestöhnt. Die Masseurin hat gleich seine bösen Stellen gefunden und ihn ordentlich gequält. Wenn wir nicht noch einmal Eintritt zahlen müssen, gönnen wir uns das morgen vor unserer Abfahrt noch einmal.
Nach dem Mittagessen wollten wir das WiFi nutzen. Irgendwie wollte es nicht klappen. Keiner vom Personal konnte helfen. So hatten wir das große Glück Luisa kennen zu lernen. Luisa ist die Enkelin der Hotelgründer, war gerade hier auf Urlaub und spricht ausgezeichnet Deutsch. Sie hat uns dann alle Türen geöffnet. Zuerst hat sie dafür gesorgt, dass wir auf dem Parkplatz übernachten können, damit wir morgen früh nur aus dem Bett fallen müssen um zur Massage zu gehen. Dann hat sie den Wachdienst veranlaßt, in der anderen Therme anzurufen, den dortigen Wachdienst zu informieren, dass wir mit unserer Eintrittskarte dort hinein können und natürlich dürfen wir auch jederzeit wieder in die Hotelanlage zurück. Hocherfreut haben wir uns auf den Weg zur Haupttherme gemacht.
Also Thermen in Südamerika die haben etwas. Das warme Wasser ist bei den meisten nur Grundausstattung. Immer gibt es ein besonders schönes Umfeld gratis dazu. Auch hier wieder ein Wasserfall.
Die Anlage ist mit ihren vier Becken sehr großzügig gestaltet. Man kann sogar einen kleinen Spaziergang an einem Bachlauf machen .
Bernd ganz Held setzt sich natürlich unter den eiskalten Wasserfall, damit seine Masseurin morgen wieder was an ihm zu quälen hat.
Danach fahren wir ins Hotel zurück und machen einen erneuten Versuch mit dem WiFi. Da es immer noch nicht klappt, erlaubt uns Luisa den Hotelcomputer zu benutzen.
Am nächsten Morgen wieder die wunderbare Massage, fast 1 1/2 Stunden hat sie gedauert. Danach verwöhnt uns Luisa mit Kaffee und Kuchen. So ganz nebenbei lernen wir noch Barbara kennen, eine Niederländerin die es auch nach Kolumbien verschlagen hat. Sie hat uns dann gleich auf ihre Hacienda eingeladen, doch das können wir aus Zeitgründen nicht mehr annehmen. Ach ja Zeit, es ist 11.00 Uhr und höchste Zeit als wir das Gelände verlassen, viel zu spät für unser Tagesziel Cali.
Also beschließen wir Cali zu umfahren , die Millionenstädte liegen uns im Moment sowieso nicht mehr und übernachten bei Anbruch der Dunkelheit irgendwo an einer Tankstelle in der Nähe von Pescadores.
Bis Popayán ist es dann nicht mehr weit und so sind wir schon Vormittags dort. Bei der Herfahrt sind wir ja im Dunkeln dort angekommen und hatten keine Möglichkeit mehr die Stadt zu besichtigen. Das wollen wir heute nachholen. Doch zuerst wie immer die leidige Suche nach einem sicheren Platz für die Nacht. Diesmal wollen wir nicht neben der Kirmes stehen und nach Möglichkeit auch etwas zentraler sein.
Auch nach fast vier Wochen Kolumbien haben wir immer noch unsere Schwierigkeiten mit der Unterteilung nach Calles und Carreras. Immer wieder müssen wir fragen um den Weg zu dem von uns ausgesuchten Hotel zu finden. Jetzt rächt sich, dass wir die Ordnungszahlen nur bis 5 beherrschen. Da werden wir wohl noch ein bisschen daran arbeiten müssen. Doch manchmal haben wir das Gefühl, dass die Einheimischen sich selber nicht so recht zurechtfinden. Nach einigem hin und her kamen wir an der Calle 3, zwischen der Carrera 2 u. 3 (alles verstanden?) an einem Parqueadero vorbei, der einen einzigen Platz für ein großes Fahrzeug hatte und der war uns.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es gleich an die Stadtbesichtigung.
Popayán wird auch die weiße Stadt genannt. In der 1537 gegründeten Stadt wurden am Gründonnerstag 1983 (kurz vor der Porzession), durch ein schweres Erdbeben, viele der historischen Gebäude zerstört. Doch in zwei Jahrzehnten wurde sie originalgetreu wieder aufgebaut.
Zuerst kamen wir an dieser noblen Privatschule vorbei. Hier das Eingangsportal der Iglesia de Santo Domingo mit anschließender Universität
Sinnigerweise ist ausgerechnet das Osterfest mit seiner Gründonnerstagsprozession das aufwendigtste Fest im ganzen Land. Die Stadt rüstet sich mit allgemeinen Renovierungen. Überall wird gestrichen und gebaut. Hier ist sogar der Hauptplatz, der Parque Caldes (im Hintergrund die Kathedrale) gesperrt, da er mit neuem Pflaster belegt wird. Am Río Molino kann man zwei Brücken entdecken. Die winzige auf der rechten Seite, die Puente de la Custodia wurde 1713 errichtet. Sie sollte den Priestern ermöglichen den Fluss zu überqueren, um den Kranken in den armen Vororten die Kommunion zu bringen. Die Puente del Humilladero wurde 160 Jahre später gebaut und ist bis heute in Betrieb.
Aus einem ehemaligen Franziskanerkloster hat man das Luxushotel Dann Monasterio gemacht.
Natürlich haben wir auch wieder den Markt aufgesucht und hier bei den Guambiano Indianern in Bananenblätter gewickelten Frischkäse gekauft. Auffallend an deren Tracht ist, dass die Männer keine Hosen, sonder eine Art Decke um die Hüften tragen.
Am nächsten Tag fuhren wir Richtung Pasto, umrundeten fast die ganze Stadt bis wir dann endlich mit der Hilfe eines freundlichen Taxifahrers den Weg zur Laguna de la Cocha gefunden hatten. Hinweisschilder? Dieses Wort kennen sie in Kolumbien überhaupt nicht.
Die Straße erster Ordnung war wieder mal ein Holperweg. Doch bereits aus der Höhe hatten wir einen schönen Blick
auf die Lagune.
Hier ist man ganz auf Tourismus eingestellt. Von der Lagune ist fast nichts zu sehen, ist sie doch von einem riesigen Schilfgürtel umgeben und man kommt an keiner Stelle ans Wasser. Lediglich mit Booten ist der Zugang möglich. Gleich wollten sie uns für eine Bootsfahrt ködern, doch wir haben sie auf den nächsten Tag vertröstet. Erst wollten wir mal einen Übernachtungsplatz. Den haben wir dann am letzten Restaurant, direkt am Seeufer gefunden.
Pünktlich setzte der Regen ein. Wir wissen ja das Regenzeit ist, doch muss das immer dann sein, wenn wir irgendwo am Wasser sind? Also haben wir es uns im WoMo gemütlich gemacht und dann Abends im Restaurant leckere Forellen gegessen.
Morgens war die Welt wieder in Ordnung und Bernd hat dann die Bootsfahrt zu der Naturschutzinsel La Corota unternommen.
Auf der Insel ist eine Lourdeskapelle. Danach beginnt ein Pfad in den Regenwald, der hier besonders Artenreich an Fauna und Flora sein soll. Die Fauna ließ zu wünschen übrig, die Flora war ok.
Wieder mal ein nettes Blümelein am Wegesrand.
Der dunkle Weg in den Regenwald.
Nach Bernd Rückkehr haben wir noch einen Rundgang durch den winzigen Ort gemacht. Die Häuser sind hier sehr nett anzusehen und fast in jedem sind Zimmer zu vermieten. Doch es scheint keine Saison zu sein, denn obwohl Sonntag war, waren nur wenige Touristen hier.
Die eigentliche Touristenatraktion waren wir. Zeitweise hatten sich bis zu dreißig Personen um unser WoMo versammelt, die uns mit Fragen gelöchert haben. Am liebsten wären alle mal zur Besichtigung rein gekommen. Am meisten wollen sie uns immer nicht glauben, dass wir keine Kinder haben. Keine Kinder? Wie kann man keine Kinder haben, wo doch die dreißig Leute fast alle aus einer Familie waren.
Am nächsten Tag stand unser letzter Besichtigungspunkt in Kolumbien auf dem Program. Luisa hatte uns auf das Santuario de Las Lajas aufmerksam gemacht. Da wir keine Vorstellung davon hatten, schickte sie uns kurzerhand Informationen per Mail. Ja, so einfach ist das heutzutage.
Da das Santuario kurz vor Ipales liegt und dies die letzte Stadt vor der Grenze ist, bot sich Las Lajas als idealer Übernachtungsplatz an.
Die Zufahrt zum Parkplatz ist für LKW´s gesperrt. Was bedeuten schon Schilder in Kolumbien? Doch diesmal hätten wir besser darauf geachtet. Der Parkplatz war rappelvoll und das Wendemanöver filmreif. Auf engestem Raum, Gefälle 15%, Menschenmassen und drängelnden Autofahrern, hatte Bernd den Schweiß auf der Stirne stehen (von mir wollen wir erst garnicht reden) . Die Kupplung hat dann noch Stunden später gestunken.
Doch wo nun parken? Wieder den Berg hinauf und gesucht.Die Einheimischen haben hier kein Problem damit, mal eben ihren Vorhof als Parkplatz zu vermieten. So kamen wir nicht nur zu einem Parkplatz im Innenhof, sondern auch zu einem sicheren Platz für die Nacht.
Das Santuario ist eine neogotische Kirche, die auf einer Brücke über einer Schlucht erbaut wurde. Im 18. Jahrhundert soll ein Bildnis der Jungfrau Maria auf einem Stein erschienen sein.
Die Wallfahrtskirche ist so gegen den Felsen gebaut, dass das Bildnis den Hauptaltar ziert.
Das ganze Jahr strömen Pilger aus Kolumbien bzw. ganz Südamerika hierher und es soll schon einige Wunder gegeben haben. Auf jeden Fall läßt die Menge der Votivtäfelchen, die an der Gasse zur Kirche angebracht sind, darauf rückschließen.
Am nächsten Tag hatten wir nur einen Katzensprung bis zur Grenze nach Ecuador. Kolumbien hat uns genauso unproblematisch entlassen wie empfangen. Natürlich waren die knappen 4 Wochen zu kurz um einen richtigen Überblick über das Land zu bekommen. Wir waren erfreut über die Schönheit des Landes mit seiner wunderbaren grünen Landschaft, den schönen Kolonialstädten und den freundlichen Menschen. Niemals hatten wir Ärger mit Polizei oder Militär und von den Guerillas, sowie den Paramilitärs sind wir auch verschont geblieben.
Nun sind wir wieder in Ecuador und werden uns das Nächste- und Letztemal aus Buenos Aires melden.