Wir wollten uns auch nicht lange aufhalten, hatten wir doch noch ein gutes Stück Fahrstrecke vor uns.
Dann ein richtiger Schock. Wir fahren an den schlimmsten Armensiedlungen vorbei, die wir seit langem gesehen haben. Baufällige Hütten, Schlamm und Müll, Müll soweit das Auge reicht. Unzählige kleine Kinder stehen hier im Dreck und spielen im Unrat. Die wenigen Gewässer sind durch den Müll total verunreinigt und doch wird darin Wäsche gewaschen. Eselskarren mit klapprigen Tieren sind hier die Fortbewegungsmittel. Das alles ist ein Bild des Jammers.
Kurz darauf erreichen wir Cartagena. Cartagena de Indias, der Name zergeht einem schon auf der Zunge. Im Reiseführer steht: Eine legendenumwobene Märchenstadt, romantisch und unverfälscht schön, ein Ort der süchtig macht. Treffender kann man Cartagena nicht beschreiben. Hier glitzert alles, das Meer, der Himmel und die teuren Autos. Größer kann ein Gegensatz nicht mehr sein, hier liegen auf wenigen Kilometern Welten auseinander.
Die Altstadt, Weltkulturerbe der UNESCO , ist vollständig von einer Stadtmauer, den Las Murallas umgeben. Mit ihrem Bau wurde nach mehreren verheerenden Piratenangriffen Ende des 16. Jahrhundert begonnen und die Fertigstellung dauerte 200 Jahre.
Wir könnten noch wochenlang in Cartagena verweilen, doch leider drängt uns die Zeit und so müssen wir diesen Traumort leider wieder verlassen.
Nach einem langen Fahrtag von 370 km finden wir in der Nähe von Caucasia im Parador Chambacú einen Übernachtungsplatz und kommen auch noch zu einem Bad im Pool, was uns bei der Hitze eine willkommenen Erfrischung ist. Es wird auch in der Nacht nicht weniger als 33 Grad im WoMo.
Auch der nächste Tag ist Fahrtag, unser Ziel Medellin. In Ermangelung eines besseren Platzes haben wir an einer Tankstelle nach einem Parqueadero gefragt und wurden von einem Mann zu einem hin geleitet. Der war zwar nicht schön, dafür aber teuer, jedoch nur 10 Minuten Fußweg vom Zentrum entfernt.
Bevor wir dann am nächsten Morgen die Stadt besichtigen konnten, war mal wieder eine Reparatur angesagt. Die Batteriehalterung von Burro war auf diesen ewigen Rüttelstrecken gebrochen. Doch wie immer ist so was in Südamerika kein Problem. Der Schweißer von Nebenann kommt mit seinem Schweißgerät auf unseren Parkplatz und repariert an Ort und Stelle. Keine Stunde hat die Aktion gedauert.
Der Gerechtigkeithalber muss ich sagen , dass nach Cartagena jede andere Stadt nur verlieren kann. So erging es uns mit Medellin. Wir hatten von verschiedenen Einheimischen gehört, diese Stadt sei schön und modern.
Nirgendwo haben wir mehr Armut und Dreck im Zentrum gesehen als in Medellin und Fußgängerzonen mit all den Konsumtempeln gibt es eben auch sonst überall.
Also haben wir uns die zweite Übernachtung verkniffen und sind nachmittags noch in das 70 Kilometer im Landesinneren gelegene Santa Fe de Antioquia gefahren. In diesem 12.500 Einwohner großen Städtchen haben wir uns dann wieder wohl gefühlt mit all seinen schmucken alten Häusern aus der Kolonialzeit.
Eine weitere Atraktion des Ortes ist die Puente de Occidente, eine 291 m lange Brücke über
den Río Cauca, 5 km östlich der Stadt. Für Autos bis zu 3 Tonnen befahrbar!!!!!
In Medellin hatte man uns gewarnt, ja nicht die Nebenstrecke am Río Cauca Richtung Santa Rosa fahren, dort gibt es Guerillas. Da waren wir nun reichlich verunsichert. Also haben wir uns beim Militärposten, der Polizei und der Touristeninformation erkundigt. Alle haben uns bestätigt, dass wir die Strecke gefahrlos fahren können, das Problem mit den Guerillas sei gelöst.
So haben wir dann diese Strecke genommen und es war eine gute Wahl. Erstens, weil wir immer am Río Cauca entlang einige hohe Berge umgangen haben und zweitens, weil wir fast alleine auf der Straße unterwegs waren. Es gab zwar einige Erdrutsche zu umfahren, doch im Großen und Ganzen ging es hier recht gut voran und die Landschaft war sehr reizvoll. Bananen-, Orangen- und Kaffeeplantagen bestimmten das Bild. Einer Bauersfrau haben wir dann 12 Avocados für umgerechnet 2 Euro abgekauft. Immer noch war es fast unerträglich heiß. Bei La Pintada waren wir nach 120 Kilometern wieder auf der Hauptroute.
Ab Irrá durften wir dann bis Santa Rosa de Cabal wieder von 600 Metern auf 1.800 Metern steigen. Schlagartig veränderte sich das Wetter, es regnete wie aus Kübeln gegossen und die Temperatur fiel. Auch mussten dann nochmals auf den 9 Kilometern bis zu den Termales 400 weitere Höhenmeter erklettert werden.
Zuerst haben wir unser Glück beim Hotel Termales versucht. Wir hätten zwar bis 24.00 Uhr die Thermen benutzen können, jedoch lehnte man es ab, uns auf dem Parkplatz übernachten zu lassen.
Also fuhren wir die 2,5 km zurück zur Haupttherme. Dort hatten wir einen riesigen Parkplatz gesehen. Leider bekamen wir auch dort eine Absage. Es sei nicht gestattet bei den Thermen zu übernachten, da es sich um Privatgelände handelt.
Also blieb uns nichts weiter übrig als noch mal einen Kilometer zurück zufahren. Dort waren die ersten Hostals außerhalb des Thermalparkes.
Am nächsten Morgen war der Regen vorbei und wir sind dann zur Hotelanlage zurück gefahren. Zwar hat uns der Besitzer der Hospedaje die öffentliche Anlage empfohlen, da diese größer und schöner sei, doch hatten wir gestern gesehen, dass es im Hotel WiFi gab und das wollten wir nutzen.
Nach dem Mittagessen wollten wir das WiFi nutzen. Irgendwie wollte es nicht klappen. Keiner vom Personal konnte helfen. So hatten wir das große Glück Luisa kennen zu lernen. Luisa ist die Enkelin der Hotelgründer, war gerade hier auf Urlaub und spricht ausgezeichnet Deutsch. Sie hat uns dann alle Türen geöffnet. Zuerst hat sie dafür gesorgt, dass wir auf dem Parkplatz übernachten können, damit wir morgen früh nur aus dem Bett fallen müssen um zur Massage zu gehen. Dann hat sie den Wachdienst veranlaßt, in der anderen Therme anzurufen, den dortigen Wachdienst zu informieren, dass wir mit unserer Eintrittskarte dort hinein können und natürlich dürfen wir auch jederzeit wieder in die Hotelanlage zurück.
Hocherfreut haben wir uns auf den Weg zur Haupttherme gemacht.
Danach fahren wir ins Hotel zurück und machen einen erneuten Versuch mit dem WiFi. Da es immer noch nicht klappt, erlaubt uns Luisa den Hotelcomputer zu benutzen.
Am nächsten Morgen wieder die wunderbare Massage, fast 1 1/2 Stunden hat sie gedauert. Danach verwöhnt uns Luisa mit Kaffee und Kuchen. So ganz nebenbei lernen wir noch Barbara kennen, eine Niederländerin die es auch nach Kolumbien verschlagen hat. Sie hat uns dann gleich auf ihre Hacienda eingeladen, doch das können wir aus Zeitgründen nicht mehr annehmen. Ach ja Zeit, es ist 11.00 Uhr und höchste Zeit als wir das Gelände verlassen, viel zu spät für unser Tagesziel Cali.
Also beschließen wir Cali zu umfahren , die Millionenstädte liegen uns im Moment sowieso nicht mehr und übernachten bei Anbruch der Dunkelheit irgendwo an einer Tankstelle in der Nähe von Pescadores.
Bis Popayán ist es dann nicht mehr weit und so sind wir schon Vormittags dort. Bei der Herfahrt sind wir ja im Dunkeln dort angekommen und hatten keine Möglichkeit mehr die Stadt zu besichtigen. Das wollen wir heute nachholen. Doch zuerst wie immer die leidige Suche nach einem sicheren Platz für die Nacht. Diesmal wollen wir nicht neben der Kirmes stehen und nach Möglichkeit auch etwas zentraler sein.
Auch nach fast vier Wochen Kolumbien haben wir immer noch unsere Schwierigkeiten mit der Unterteilung nach Calles und Carreras. Immer wieder müssen wir fragen um den Weg zu dem von uns ausgesuchten Hotel zu finden. Jetzt rächt sich, dass wir die Ordnungszahlen nur bis 5 beherrschen. Da werden wir wohl noch ein bisschen daran arbeiten müssen. Doch manchmal haben wir das Gefühl, dass die Einheimischen sich selber nicht so recht zurechtfinden. Nach einigem hin und her kamen wir an der Calle 3, zwischen der Carrera 2 u. 3 (alles verstanden?) an einem Parqueadero vorbei, der einen einzigen Platz für ein großes Fahrzeug hatte und der war uns.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es gleich an die Stadtbesichtigung.
Popayán wird auch die weiße Stadt genannt. In der 1537 gegründeten Stadt wurden am Gründonnerstag 1983 (kurz vor der Porzession), durch ein schweres Erdbeben, viele der historischen Gebäude zerstört. Doch in zwei Jahrzehnten wurde sie originalgetreu wieder aufgebaut.
Aus einem ehemaligen Franziskanerkloster hat man das Luxushotel Dann Monasterio gemacht.
Natürlich haben wir auch wieder den Markt aufgesucht und hier bei den Guambiano Indianern in Bananenblätter gewickelten Frischkäse gekauft. Auffallend an deren Tracht ist, dass die Männer keine Hosen, sonder eine Art Decke um die Hüften tragen.
Am nächsten Tag fuhren wir Richtung Pasto, umrundeten fast die ganze Stadt bis wir dann endlich mit der Hilfe eines freundlichen Taxifahrers den Weg zur Laguna de la Cocha gefunden hatten. Hinweisschilder? Dieses Wort kennen sie in Kolumbien überhaupt nicht.
Die Straße erster Ordnung war wieder mal ein Holperweg. Doch bereits aus der Höhe hatten wir einen schönen Blick

auf die Lagune.
Hier ist man ganz auf Tourismus eingestellt. Von der Lagune ist fast nichts zu sehen, ist sie doch von einem riesigen Schilfgürtel umgeben und man kommt an keiner Stelle ans Wasser. Lediglich mit Booten ist der Zugang möglich. Gleich wollten sie uns für eine Bootsfahrt ködern, doch wir haben sie auf den nächsten Tag vertröstet. Erst wollten wir mal einen Übernachtungsplatz. Den haben wir dann am letzten Restaurant, direkt am Seeufer gefunden.
Pünktlich setzte der Regen ein. Wir wissen ja das Regenzeit ist, doch muss das immer dann sein, wenn wir irgendwo am Wasser sind? Also haben wir es uns im WoMo gemütlich gemacht und dann Abends im Restaurant leckere Forellen gegessen.
Morgens war die Welt wieder in Ordnung und Bernd hat dann die Bootsfahrt zu der Naturschutzinsel La Corota unternommen.
Auf der Insel ist eine Lourdeskapelle. Danach beginnt ein Pfad in den Regenwald, der hier besonders Artenreich an Fauna und Flora sein soll. Die Fauna ließ zu wünschen übrig, die Flora war ok.
Wieder mal ein nettes Blümelein am Wegesrand.
Der dunkle Weg in den Regenwald.
Nach Bernd Rückkehr haben wir noch einen Rundgang durch den winzigen Ort gemacht. Die Häuser sind hier sehr nett anzusehen und fast in jedem sind Zimmer zu vermieten. Doch es scheint keine Saison zu sein, denn obwohl Sonntag war, waren nur wenige Touristen hier.
Die eigentliche Touristenatraktion waren wir. Zeitweise hatten sich bis zu dreißig Personen um unser WoMo versammelt, die uns mit Fragen gelöchert haben. Am liebsten wären alle mal zur Besichtigung rein gekommen. Am meisten wollen sie uns immer nicht glauben, dass wir keine Kinder haben. Keine Kinder? Wie kann man keine Kinder haben, wo doch die dreißig Leute fast alle aus einer Familie waren.
Am nächsten Tag stand unser letzter Besichtigungspunkt in Kolumbien auf dem Program. Luisa hatte uns auf das Santuario de Las Lajas aufmerksam gemacht. Da wir keine Vorstellung davon hatten, schickte sie uns kurzerhand Informationen per Mail. Ja, so einfach ist das heutzutage.
Da das Santuario kurz vor Ipales liegt und dies die letzte Stadt vor der Grenze ist, bot sich Las Lajas als idealer Übernachtungsplatz an.
Die Zufahrt zum Parkplatz ist für LKW´s gesperrt. Was bedeuten schon Schilder in Kolumbien? Doch diesmal hätten wir besser darauf geachtet. Der Parkplatz war rappelvoll und das Wendemanöver filmreif. Auf engestem Raum, Gefälle 15%, Menschenmassen und drängelnden Autofahrern, hatte Bernd den Schweiß auf der Stirne stehen (von mir wollen wir erst garnicht reden) . Die Kupplung hat dann noch Stunden später gestunken.
Doch wo nun parken? Wieder den Berg hinauf und gesucht.Die Einheimischen haben hier kein Problem damit, mal eben ihren Vorhof als Parkplatz zu vermieten. So kamen wir nicht nur zu einem Parkplatz im Innenhof, sondern auch zu einem sicheren Platz für die Nacht.
Das Santuario ist eine neogotische Kirche, die auf einer Brücke über einer Schlucht erbaut wurde. Im 18. Jahrhundert soll ein Bildnis der Jungfrau Maria auf einem Stein erschienen sein.
Die Wallfahrtskirche ist so gegen den Felsen gebaut, dass das Bildnis den Hauptaltar ziert.
Das ganze Jahr strömen Pilger aus Kolumbien bzw. ganz Südamerika hierher und es soll schon einige Wunder gegeben haben. Auf jeden Fall läßt die Menge der Votivtäfelchen, die an der Gasse zur Kirche angebracht sind, darauf rückschließen.
Am nächsten Tag hatten wir nur einen Katzensprung bis zur Grenze nach Ecuador. Kolumbien hat uns genauso unproblematisch entlassen wie empfangen. Natürlich waren die knappen 4 Wochen zu kurz um einen richtigen Überblick über das Land zu bekommen. Wir waren erfreut über die Schönheit des Landes mit seiner wunderbaren grünen Landschaft, den schönen Kolonialstädten und den freundlichen Menschen. Niemals hatten wir Ärger mit Polizei oder Militär und von den Guerillas, sowie den Paramilitärs sind wir auch verschont geblieben.
Nun sind wir wieder in Ecuador und werden uns das Nächste- und Letztemal aus Buenos Aires melden.
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