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Sonntag, 21. Februar 2010

In Südbrasilien auf den Spuren deutscher Einwanderer

Wir sind wieder im Bundesland Sao Paulo und immer noch an der Costa Verde. Da wir nun die Orte am Wegesrand schon alle kennen, fahren wir ohne große Zwischenstopps weiter. Sogar das schöne Sao Sebastiao lassen wir links liegen. Erst in Maresias wollen wir uns um einen Übernachtungsplatz kümmern. Auf dem dortigen Trailer-Park verlangen sie 150 Reais (60 Euro) von uns und wir lehnen dankend ab. So einen unverschämten Preis hat man von uns auf der ganzen Reise noch nie gefordert. Ein paar Kilometer weiter, in dem kleinen Badeort Boiçucanga gibt es zwar keine Campingmöglichkeit, doch die dortige Polizei schickt uns zu einem Parkplatz direkt am Meer, gegenüber einem Restaurant. Dort sei es sicher für uns. Wir stürzen uns sofort in die Fluten, da die Hitze mal wieder unerträglich ist. Danach kaufen wir uns endlich einmal eine Jaca-Frucht. Wegen ihrer Größe hatten wir sie bisher verschmäht, aber seit wir in Rio de Janeiro eine Kostprobe bekommen haben, wussten wir ja wie lecker sie ist. Natürlich würden wir tagelang davon essen.

Auch der nächste Tag ist ein reiner Fahrtag. Vorbei an der Großstadt Santos nähern wir uns in Cubato auf 60 Kilometer Sao Paulo. Was sich hier abspielt ist fast unglaublich. Wir sehen nur Container Lagerplätze, LKWs mit Containern (die meisten übrigens von Hamburg Süd) und Fabriken. Sao Paulo hat sich mit seinen Krakenarmen wahrscheinlich schon bis hierher ausgedehnt. Luftverschmutzung und Verkehr sind grauenhaft. Wir bleiben auf der autobahnähnlichen SP 055 noch 70 Kilometer eingekeilt zwischen den LKWs bis Períube. Den angeblichen Campingplatz im Ort kennt niemand, nicht mal die Touristeninformation (Was aber nicht viel heißen will.) So beschließen wir, für den Moment die Küste zu verlassen und fahren hoch in die Serra do Mar, kommen in den Bundesstaat Paraná und einige Kilometer vor Curitiba ist für uns Ende an einer Tankstelle. Mehrmals suchen wir die dortigen Duschen auf, um unsere Körpertemperatur wieder auf Normalwerte zu bringen. Unsere Hoffung, dass die Höhe etwas Abkühlung bringen würde war trügerisch.

Es gibt zwischen Curitiba und der Hafenstadt Paranaguá eine bei den Touristen sehr beliebte Eisenbahnstrecke. Der Serra Verde Express, eine Schmalspurbahn überwindet bis zum Meer einen Höhenunterschied von 950 Metern mit 3,3% Gefälle, 13 Tunneln, 67 Brücken und spektakulären Ausblicken. Das Gegenstück dazu ist die Estrada Graciosa. Jeronymo hatte Bernd dazu verleitet, die Estrada Graciosa zu fahren. Die ist allerdings für LKWs und Busse gesperrt und wir müssten uns an der Polizeistation am Beginn der Strecke vorbeimogeln. Vorsichtshalber wurde ich darüber natürlich im Unklaren gelassen. Doch die Beschilderung am Anfang der Strecke war recht eindeutig und für Jedermann (und Frau) verständlich. Die Polizeistation war noch nicht besetzt und so stand der Fahrt in endlosen, engen und steilen Kehren abwärts auf Meereshöhe nichts mehr im Wege. Zwar waren die Kurven manchmal wirklich etwas eng für Burro, aber wir wurden durch eine wunderschöne Landschaft entschädigt.

Es gab unerwartet viel touristischen Verkehr, doch alles hatten ja Urlaub und bei den Ausweichmanövern an den engsten Stellen die Ruhe weg.

Urwald so weit das Auge reicht. Besonders schön waren die mit fleißigen Lieschen bewachsenen Hänge. Doch immer genau da war es besonders eng und leider keine Möglichkeit für einen Fotostopp gegeben.

Nett angelegte Rastplätze luden zum Verweilen ein. Ausgerechnet jetzt fuhr ein Polizeiauto an uns vorbei. Die Polizisten hielten kurz an, schauten herüber zu uns, behelligten uns aber nicht weiter.

Gut das neben dieser Brücke eine neue gebaut war, es wäre doch etwas eng für uns geworden.

Dieser Bach, der Rio Nhundiaquara hat uns das enge Tal beschert.

In dem kleinen Städtchen Antonina war das spektakulärste vorbei und wir hatten die Muße einen Rundgang in dem netten, allerdings etwas herunter gekommenen Ort zu machen. Wir begaben uns mit einem kurzen Anstieg zur Igreja N.S. do Pilar aus 1714.

Vom dortigen Vorplatz gab es eine schöne Aussicht auf die Baía de Paranaguá.

die Kolonialhäuser
und die Praça.

Manche der alten Häuser waren nett renoviert, andere durch das feucht-heiße Klima stark angegriffen.

Vorbei an den alten, versandeten Hafenanlagen

mit verfallenem Gebäuden und schöner Aussicht war unser Stadtrundgang auch schon vorbei.

Am Ortsausgang gab es dann noch ein Eisenbahnmuseum mit Bernds Lieblingsmotiven.

Unser nächstes Ziel auf der Strecke war Morretes, das auch eine Zwischenstation der Bahn ist. Der Ort ist sehr touristisch ausgelegt und so wurden wir dort direkt auf einen Parkplatz eingewiesen und an Ort und Stelle mit Infomaterial versorgt. Noch während wir uns orientierten, standen Gerlinde und Horst an unserem Fenster. Deutsche WoMo Fahrer aus Augburg und die ersten die wir in Brasilien getroffen haben. Sie waren allerdings heute mit dem Zug da und hatten bis 15.00 Uhr Aufenthalt. So gingen wir gemeinsam Essen um uns ein wenig Reiseerfahrungen auszutauschen. Eigentlich hätten wir uns schon früher begegnen können, denn sie waren fast überall da, wo wir auch waren. Allerdings besuchen sie in 6 Monaten das, was wir uns in 2 ½ Monaten ansehen. Nachdem wir die Beiden verabschiedet hatten, machten wir uns an die Besichtigung des kleinen Ortes. Morretes ist ein beliebter Rentnersitz und sehr gepflegt.

Die alten Häuser toll herausgeputzt.
Nett angelegte Wege am Fluss mit Bänken unter großen Schattenbäumen brachten kurzzeitige Erfrischung.
Der Nhundiaquara ist mittlerweile auch etwas breiter geworden.
Am liebsten hätten wir es den Jugendlichen gleichgetan und auch den Springbrunnen zweckentfremdet, denn die Hitze wurde so langsam wieder ein Problem.
Also fuhren wir weiter am Meer entlang. Da in Caioba der Campingplatz aber gegenüber dem Forum und nicht am Meer lag, mussten mal wieder die Duschen für Abkühlung sorgen. Im Moment ist es selbst für brasilianische Verhältnisse zu heiß. Temperaturen zwischen 42° und 45° sind an der Tagesordnung und lähmen hier alle. Wer eben kann geht schon in den frühen Morgenstunden ans Meer und erst im Dunkeln wieder zurück.

Am nächsten Morgen stand eine kurze Fährfahrt an, denn die Bucht von Guaratuba musste überquert werden. Das war eine willkommene Abwechslung und auch Abkühlung.

Immer weiter auf der BR 101 erreichten wir den Bundesstaat Santa Catarina. Dieser kleine Bundesstaat wurde ab 1822 von deutschen und anderen europäischen Einwanderern bevölkert. Während an der Küste die Portugiesen und Italiener siedelten, zog es die Deutschen in die Mittelgebirge. Gepflegte Dörfer und Fachwerkhäuser sind hier keine Seltenheit. Manche Orte wie Blumenau und Pomerode pflegen ihr deutsches Image und fahren sehr gut damit. Doch bevor wir den ersten dieser Orte erreichten, sahen wir kurz hinter Joinville (mit Windmühle neben dem Stadttor) eine IVECO Werkstatt. Da Burro schon wieder viele Kilometer auf dem Buckel hatte, war eine lange Liste abzuarbeiten. Wie erwartet sprach man hier Deutsch und so war es für Bernd diesmal einfach, seine Wünsche an den Mann zu bringen. Wir wurden sofort angenommen und um 18.30 Uhr waren die verschiedensten Öle und Riemen gewechselt, die Bremsen überprüft und Burro wieder startklar. Da es für eine Suche nach einem besseren Platz schon zu spät war, musste eine Tankstelle für die Übernachtung herhalten. Die uns eine heiße Nacht mit viel Lärm und wenig Schlaf bescherte. Weiter auf der BR 101 bogen wir einige Kilometer weiter Richtung Blumenau ab. In der 300.000 Einwohner großen Stadt sind 40% deutscher Abstammung. In ganz Brasilien ist Blumenau wegen seinem Oktoberfest bekannt. Es ist das größte neben dem in München. 30 Schützenvereine und Volkstanzgruppen halten das deutsche Erbe in Ehren. Die Herings, aus Sachsen eingewandert, haben hier das größte Textilunternehmen Brasiliens gegründet. Doch wir wollten es eine Nummer kleiner und fuhren weiter bis Pomerode (Pommern-Rodung). Schon vor dem Ort fiel uns diese Reklametafel auf. Also so ist es ja kein Wunder, wenn die Brasilianer glauben die Deutschen trügen kurze Hosen, Zipfelmützen und tränken den ganzen Tag Bier (und sie glauben das wirklich).

Unsere Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz hatte sich schnell erledigt. Direkt am Stadttor-Süd war die Touristeninformation und die boten uns gleich hier an der Praça Jorge Lacerda einen kostenlosen Platz mit Strom und Wasser an. Noch bevor wir uns überlegen konnten, wie wir uns stellen sollten war uns schon ein Mann behilflich. Silverio M. hatte uns von seinem Haus aus beobachtet und war prompt zur Stelle. Er hatte einen deutschen Großvater (aus Bayern oder Sachsen?) und immer wenn er Wohnmobile sieht, geht er zur Praça um zu schauen, ob Deutsche dabei sind. Er weiß, dass die meisten einen Blog schreiben und dann kann er den lesen. Auf diese Weise reist er um die halbe Welt und behält so auch die deutsche Sprache. Sein Deutsch ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber sehr gut verständlich. Er zeigt uns Strom- und Wasseranschlüsse und erzählt uns so ganz nebenbei, dass vor 14 Tagen dieser Platz kniehoch unter Wasser gestanden hat. An den umliegenden Häusern kann man noch gut die Wasserstandshöhe erkennen.

Wir gehen in das von Silveiro M. empfohlene Lokal zum Mittagessen. Auf dem Weg dorthin sind wir etwas enttäuscht. Wo sind denn nun die Fachwerkhäuser? Was wir sehen sind Häuser, an denen mit Holz ein Fachwerk nachgeahmt wurde. Zwar blitzt der Ort vor Sauberkeit, was ja in Brasilien nicht selbstverständlich ist, aber besonders Deutsch sieht es hier nicht aus. Nur die Strassen- und Gaststättennamen lauten hier: Bergblick, Schröder oder Weege. Unser Lokal allerdings heißt Dos Amigos und dort ist es ganz lustig. Es finden Gespräche folgendermaßen statt: Einer sagt etwas in einer Sprache die sehr nach Deutsch klingt, aber nicht immer für uns verständlich ist und ein anderer antwortet in Portugiesisch. Als ich die Kellnerin frage, was für ein Fleisch ich da gerade esse, versteht sie mich nicht, aber sie ruft gleich einen Gast der mir dann in Deutsch sagen kann, dass es Ente ist. Außerdem fragt er uns, ob wir die sind, die mit dem “Ferienauto” an der Praça stehen. Schon sind wir wieder aufgefallen. Nach dem Mittagessen kommt Silveiro uns wieder besuchen und so vergeht die Zeit mit Erzählen. Wir kommen dann gerade noch dazu den örtlichen Zoo zu besuchen. Es ist der drittälteste in Brasilien und wurde von Hermann Weege 1932 gegründet. Überhaupt hier ist alles Weege: Straßennamen, Fabriken, Museen usw. Der Zoo ist ganz nett und hier bekommen wir ihn endlich zu Gesicht, den Mico-Leao-Dourado.

Weil er so schön ist und weil wir wegen ihm stundenlang in strömenden Regen durch Dschungel gelaufen sind: Hier noch einmal das goldgesichtige Löwenkopfäffchen. Im Zoo genauso übellaunig wie in freier Natur. Ein Grund warum er so selten geworden ist, ist seine Unverträglichkeit anderen Artgenossen gegenüber. So beansprucht er für seinen Familienverband ein großes Gebiet und die Menschen machen es ihm leider streitig.

Auf dem Rückweg zum Stellplatz kommen wir an einem Kuchenhaus vorbei. Das sogenannte Café Colonial sei angeblich ein deutsches Kulturgut. Hier gibt es ein Buffet mit vielen Kuchen und Teilchensorten, aber auch Pudding, Brotsorten, Käse und Wurst. Man tut sich auf den Teller was man essen möchte und am Ende wird nach Gewicht bezahlt (Kuchengewicht nicht Körpergewicht!). Also was bei uns nicht so alles Tradition sein soll. Obwohl, wenn ich jetzt so an eine Bergische Kaffeetafel denke! Hilfe, ich bekomme Heimweh.

Unser Stellplatz liegt direkt an einem Park. Wir stellen unsere Stühle raus und bleiben bis tief in die Nacht draußen sitzen. Der Biergarten “Würstchenbude” ist noch lange gut besucht. Ein Spielplatz mit einer kleinen Hütte schließen sich an den Park an. Die Bänke sind mit Splitterkacheln und Glaskugeln nett gestaltet. In Deutschland wäre das alles schon der Zerstörungswut zum Opfer gefallen, doch hier ist eben heile Welt.

Am nächsten Morgen bekommen wir auch die Fachwerkhäuser zu Gesicht. Sie liegen einige Kilometer außerhalb der sogenannten Neustadt in einem Nebental, am Rio do Testo. Hier in Testo Alto haben sie zuerst gesiedelt, die Menschen aus der alten Welt. Die Casa Wachholz von 1861 ist das älteste Gebäude und sieht immer noch aus wie neu.

Wenn die Palmen und Juccas nicht wären, könnte dieses Haus wirklich in Deutschland stehen.
Hier ist schon keiner mehr zuständig, doch vielleicht findet das Haus noch einmal einen Besitzer der es erhält.
Es gibt noch viele dieser Kleinode hier und so werden Städte wie Pomerode für die Brasilianer weiterhin das Bild von Deutschland prägen. Mal abgesehen von dem Bierfest Ende Januar, der Festa Pomerana. Davon hatte man uns ja schon in Paratí vorgeschwärmt. Hier wollten die Brasilianer sich wieder mit uns treffen und konnten gar nicht verstehen, dass das für uns doch nichts Besonderes war. Wo doch Besucher aus ganz Brasilien, Japan, Korea sowie ganze Busladungen aus Argentinien sich dann hier einfinden um Bier zu trinken und Entenbraten mit Rotkohl und Klößen zu essen, Blasmusik zu hören und den Trachtengruppen zu zusehen. Wie wir gehört haben, schaffen es die Brasilianer zur Blasmusik Samba zu tanzen.

Mit dem Blick auf das Stadttor Nord, der Pórtico Wolfgang Weege, das ein Nachbau des Stadttors von Stettin sein soll, verabschiedeten wir uns von Pomerode.

Wir machten einen kleinen Rückwärtsschlenker, da wir wegen unseres Werkstattaufenthaltes irgendwie die schöne Strecke von Sao Francisco do Sul nach Jaraguá do Sul verpasst hatten. Dies wollten wir nun nachholen und in umgekehrter Richtung befahren. Immer wieder sahen wir einzelne Gehöfte in Fachwerkbauweise in einer Berg- und Wiesenlandschaft, die genauso gut im Schwarzwald hätte sein können. Auch Jaraguá do Sul wurde von deutschen Siedlern gegründet. Auf der Festa do Tiro (Schützenfest) treten Volkstanz- und Trachtengruppen mit Namen wie: Regenwalde, Neuer Fluss Baden Blu oder Bavária auf. Doch hier ist der Tourismus nicht Haupteinnahmequelle sondern die Textilindustrie. Irrtümlich hielten wir das Refúgio Ecológico Parque Malwee für einen Vogelpark. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich das ganze aber als riesiger Freizeitpark, der 1978 von Wolfgang Weege gegründet wurde. An der Pforte wurden wir auf Deutsch begrüßt. Der Wärtet konnte nur noch ein paar Worte, doch er freute sich sehr einmal Besuch aus Deutschland da zu haben. Sein Großvater……….Er wollte dann noch etwas über unser Tour erfahren und wo wir überall waren. Zum Schluß fragte er uns , wo es denn am Schönsten war. Noch bevor wir antworten konnte hatte er die Antwort parat: Natürlich in Deutschland. Er war nie in Deutschland und kennt das Land nur aus Erzählungen. Wir lassen ihn in dem Glauben.

In dem Freizeitpark gab es zwei Museen, die wir uns kurz anschauten. Hier kann man erkennen , womit die Weeges ihr Geld verdienen, der Textilindustrie.

Eine alte Dampfmaschine hatte es Bernd mal wieder besonders angetan.
Nun fuhren wir weiter nach Sao Francisco do Sul und dort direkt in den Strandvorort Ubatuba, wo wir auf einem Campingplatz einen schönen Stellplatz fanden. Auch hier konnten wir uns mit einem Gemisch aus Deutsch und Englisch recht gut verständigen. Ein Kind erzählte uns eine Menge und als ich ihm sagte, dass ich leider kein Portugiesisch verstehe, fragte mich die farbige Großmutter ob wir uns denn in Deutsch unterhalten können. Viel konnte sie nicht mehr, aber etwas war eben doch noch hängen geblieben. Die Enkelin sprach kein Wort Deutsch mehr, nannte aber ihre Großeltern Oma und Opa.

Erst am nächsten Morgen kamen wir dazu Sao Francisco do Sul, die kleine Kolonialstadt an der hübschen Baía da Babitonga zu besichtigen. Was aber zunächst beinahe an fehlenden Parkplätzen gescheitert wäre. Nirgendwo auch nur die geringste Chance auf ein Mauseloch. Ein hilfreicher Polizist, der mit dem Motorrad mit uns auf Parkplatzsuche ging, wurde schließlich fündig und so konnten wir uns doch noch das Städtchen ansehen. Wäre auch schade gewesen, denn der Ort macht wirklich etwas her. Hier der Blick auf die Igreja Matriz Nossa Senhora da Graçiosa.

Ob bei der Meerjungfrau Brigitte Bardot Modell gestanden hat? Mindestens so hübsch ist sie doch!
Hier wurde fieberhaft an der Fertigstellung der letzten Karnevalswagen gearbeitet.
Jetzt waren wir fast wieder in Joinville und mussten die ganze Strecke zurück fahren. Es ging weiter Richtung Florianópolis. Die Hitze wurde unerträglich und endlich kam das Gewitter. Wie immer regnet es dann nicht, es schüttet. In wenigen Minuten hatten wir keine Sicht mehr, die Straße stand unter Wasser und die ersten Autos blieben auf dem Standsteifen stehen. Nur die LKWs bretterten ungerührt weiter. Wir fuhren sobald als möglich auf eine Tankstelle, rissen alle Fenster auf und legten uns zum Mittagsschlaf nieder. Als wir aufwachten war der Regen vorbei und die Temperatur im WoMo um 10° von 41° auf 31° gesunken. Nicht wirklich kühl, aber immerhin etwas angenehmer. Das war gut für unsere Nerven, denn die brauchten wir jetzt. Um auf die Ilha de Santa Catarina zu kommen, mussten wir durch Florianopólis, der Hauptstadt des Bundesstaates und mit über 500.000 Einwohnern nicht gerade klein. Florianopólis liegt zweigeteilt halb auf dem Festland und halb auf der Insel. Beide Teile durch eine große Brücke verbunden. Stopp and Go ging es voran und wir verfluchten wieder mal den Gedanken ausgerechnet auf eine Insel fahren zu wollen. Inseln scheinen eine besondere Anziehungskraft auf Touristen auszuüben. Außerdem kamen wir aus dem Gewühl nicht mehr heraus. Anstatt der versprochenen einsamen Strände wissen wir nun, was die Aussage im Reiseführer: Familienbadeort mit guter Infrastruktur im Klartext bedeutet, nämlich Menschen und Rummel ohne Ende. Die Straßen waren bevölkert wie die Rüdesheimer Drosselgasse zur Haupttouristenzeit, dabei war noch nicht einmal Wochenende. Erst als wir Ingleses do Rio Vermelho und Sao Joao do Rio Vermelho verlassen hatten (Obwohl, dass konnten wir nur erahnen. Wo Florianopólis aufhörte und die verschiedenen Badeorte anfingen war nicht mehr zu erkennen), wurde es endlich ruhiger. Wir suchten einen Campingplatz an der Praia Moçambique und wurden zunächst nicht fündig. Dann sahen wir einen Hinweis auf einen Campo. Doch Campo (Feld) ist nicht gleichbedeutend mit Camping, jedoch unser Instinkt sagte uns, da sollten wir es versuchen. Tatsächlich war Camping erlaubt und es gab hier was man so braucht: Wasser, Strom, Duschen und das alles zum Spottpreis von 10 Reais pro Person. Das riesige Gelände lag in einem Kiefernwald der so dicht war, dass die Sonne kaum durch die Bäume scheinen konnte und grenzte direkt an den Strand. Ein wirkliches Paradies für uns Hitzegeschädigte. Obwohl wir wegen des nassen Untergrundes nicht allzu weit in den Platz hinein fahren konnten, fanden wir ein schönes Plätzchen, weit genug entfernt von den wenigen anderen Zelten und Wohnwagen die hier standen.
Gleich blieben wir zwei Tage. Obschon es natürlich am zweiten Tag regnete, wie immer wenn wir einen idealen Platz am Meer haben. Doch Regen bedeutet hier nicht kalt, sondern nur erträgliche Temperatur. So ließen wir uns nicht abhalten lange Spaziergänge am Meer zu machen und den Leuten beim Angeln, Meeresschnecken- oder Krebse suchen zuzusehen. Wir könnten es hier wochenlang aushalten.
Doch nur faul sein, dass geht natürlich nicht und so machten wir uns am dritten Tag auf, um die Insel zu umrunden. Nachdem wir unser Paradies verlassen hatten waren wir wieder mitten im Rummel. Erst kamen wir an einer Reihe sehr voller Campingplätze vorbei. Wenn die alle wüßten wie schön es auf dem Campo ist! Dann besuchten wir die Station Tamar in der Hoffnung, Schildkrötenbabys zu Gesicht zu bekommen. Doch leider entpuppte sich das Ganze als eine Art Werbeveranstaltung für das Projekt und hier waren nur ein paar Meeresschildkröten in Becken zu sehen, denn die Strände hier sind einfach zu überlaufen um noch Brutplätze für Schildkröten sein zu können.
Die schöne Lagoa da Conceiçao wird durch ihren Hauptort Barra da Lagoa auch gnadenlos vermarktet und es gibt kein Fleckchen, das nicht irgendwie bebaut ist oder als Parkplatz genutzt wird.
Ganz im Süden der Insel an der Lagoa do Peri soll es laut Reiseführer noch Jacarés und Otter geben. Das war natürlich auch ein Witz, hier ist alles für Touristen hergerichtet. Angefangen von Grillplätzen bis hin zu Badestränden direkt am See (Wer will denn schon mit Jacarés baden?). Also beschlossen wir umzukehren und unseren Campo wieder aufzusuchen.Dort wurden wir freudig von einem Carpintero Campestre begruest.
Wir konnten uns nicht trennen und verbrachten noch einen weiteren Tag im Wald. Wir hatten schon gehört, dass das Karnevalswochenende eines der Haupturlaubswochenenden im Jahr ist und so füllte sich auch unser Campo mehr und mehr. Ganze Familienverbände fanden sich hier ein, Zeit für uns Platz zu machen. Diesmal fuhren wir direkt über Lagoa nach Florianapólis, um uns die nervige Nordschleife zu ersparen und hatten von einer Anhöhe noch einmal einen schönen Blick auf die Lagune.
Weil die BR 101 dann zu einer Baustelle wurde, hatten wir das Vergnügen einer langen Staufahrt, doch das war nichts gegenüber dem, was sich auf der Gegenfahrbahn abspielte. Als wir schon lange wieder freie Fahrt hatten, standen die Autos noch weitere 35 Kilometer still. Alle wollten ans Meer und auf die Insel. Es ist schon Mittag als wir die Lagoa do Imarui auf einer Brücke überqueren. So hatten wir uns das Ganze für heute nicht vorgestellt. Gut nur, dass wir wieder ins Landesinner wollen, weg von dem Hauptreisestrom. Ursprünglich waren die Termas da Guarda unser Tagesziel, doch wegen der Baustelle fehlen die Hinweisschilder und wir fahren an der Ausfahrt vorbei. Wenden und zurück wollen wir wegen des Staus auch nicht und so ändern wir kurzfristig unsere Pläne und fahren durch sehr ländliches Gebiet über Sangao und Morro do Fumaça Richtung Lauro Müller. Doch wo hier übernachten? 24stunden Tankstellen gibt es keine mehr und Campingplätze auch nicht. In Urussanga sehen wir einen Hinweis auf die Pousada Vale dos Figos. Zwar müssen wir fast einen Kilometer Piste fahren um zur Pousada zu kommen, doch ein Versuch war es uns wert. Zunächst ist der Besitzer gar nicht angetan von der Idee, uns eine Nacht auf seinem Parkplatz stehen zu lassen, dann aber überleg er es sich und wir dürfen bleiben. Geld will er keines von uns dafür haben. Nun wollen wir uns auch nicht lumpen lassen und gehen in das Restaurant, wo es einen Café Colonial gibt. Das war dann in jeder Hinsicht vom Feinsten.
Wir lernen die Tochter und den Schwiegersohn des Besitzers kennen und erfahren, dass die meisten Einwohner des Ortes italienischer Abstammung sind. Hier ist eine Weinanbaugegend und den Wein haben die Italiener nach Brasilien gebracht. Die Tochter hat eine Kusine in Heidelberg und kennt daher Deutschland. Überhaupt reist sie sehr gerne und so haben wir Gesprächsstoff (auf Englisch). Wir hören mit Erstaunen, dass einige junge Männer aus dem Ort in der Saison nach Deutschland gehen, um dort in den italienischen Eisdielen zu arbeiten. Die Welt ist ein Dorf!
Gleich bietet uns die Tochter eine bessere Übernachtungsstelle an. Sie liegt ein wenig auf einer Anhöhe, neben Lavendel- und Rosenbeeten. Wir haben dort Strom und bekommen auch noch eine Dusche aufgeschlossen. So haben wir dann einen wirklich schönen Platz für die Nacht mit allem Komfort. So ganz nebenbei lernen wir auch noch neue Früchte (von einer Palme) kennen und dürfen die vor Ort probieren. Wie heißt es doch so schön: Reisen verbindet.
Am nächsten Morgen schauen wir uns noch ein wenig auf dem Gelände der Pousada um. Sie hat eigene Trilhas zu einem kleinen Teich, Wasserfall und Bach und ist rundherum schön. Leider ist von den Besitzern noch nichts zu sehen und so fahren wir ohne Abschied bis Orlenas, eine weitere Wein- und Obststadt der Region. Ab Lauro Müller beginnt eine schmale Bergstraße mit traumhafter Aussicht, die uns auf 1.480 Meter führen wird. Sie windet sich in Kehren und Kurven stetig den Berg hinauf und von einem Aussichtspunkt können wir den Straßenverlauf rückverfolgen.

Wie fast immer, wenn wir auf solchen Strecken fahren, fängt es an zu nieseln und die Aussicht wird leider schlechter. Auf der Passhöhe regnet es dann schon stärker. So ist das eben wenn man der Hitze am Meer entgehen will, dann kommt man in der Höhe in den Regen. Doch wir sind um vieles besser drann, als die Touristen die hier im Bikinioberteil und Badeschlappen erbärmlich frieren. Zwar bleiben wir im Prinzip auf der Höhe, doch immer wieder von Talab- bzw. Auffahrten unterbrochen. Hier ist das Apfelanbaugebiet Brasiliens. Im Moment ist gerade Ernetzeit und es gibt Äpfel und Apfelprodukte an jeder Ecke. Wenn nicht die Araukarienwälder wären, könnten wir wirklich meinen, wir befänden uns in Europa. Hier fällt übrigens im Winter Schnee, was für die Brasilianer aus dem Norden eine Sensation ist und im Juli sind hier alle Hotelbetten ausgebucht. Über Sao Joaquim und Lages, dem Wirtschafts- und Handelszentrum der Region, erreichen wir auf einer 8 Kilometer langen Abfahrt das Tal des Rio Pelotas und damit die Landesgrenze zum Bundesstaat Rio Grande do Sul. Ab Vacaria, (zweitgrößter Apfelproduzent Brasiliens) gibt es wieder riesige Fazendas und Fabriken. Auffallend sind die vielen erbärmlichen Hütten der schwarzen Arbeiter am Straßenrrand. Dann erwischt uns der Regen richtig. Ausgerechnet auf einer langen Bergabfahrt schüttet es wie aus Kübeln und wir haben kaum noch Sicht. Entgegen kommende Autos geben Wahrnzeichen und tatsächlich, es liegen schon Äste und noch schlimmer, große Gesteinsbrocken auf der Straße. Die Hänge drohen an zu rutschen und wir können nirgends anhalten. Hier heißt es nur noch Augen auf und durch. Endlos kommt uns die Zeit vor, bis wir endlich Caixias do Sul erreicht haben. Zwar soll es hier einen Campingplatz geben, doch wegen des Starkregens und der Dunkelheit wollen wir den nicht mehr suchen, sondern fahren auf eine 24stunden Tankstelle und dort in die letzte vorhandene Lücke. Wir sind vollkommen geschafft für den Tag. Am nächsten Morgen sah die Welt wieder besser, wenn auch nicht unbedingt trockner aus und wir hatten wieder einen Blick für die Landschaft, wie z. B. auf Galópolis und seinem Wasserfall.

Ab jetzt befinden wir uns in der Serra Gaúcha und auf der sogenannten Rota Romantica. Hier leben wieder eine Menge Nachfahren deutscher Einwanderer sehr gut vom Tourismus. In Nova Petropólis begrüßt die Besucher der Dornröschenturm.
Wir jedoch fahren weiter in den kleineren Ort Dois Irmaos, wo wir uns auf die Rota Colonial Baumschneis begeben möchten. Da haben wir nun doppelt Pech, erstens ist Montag und zweitens Rosenmontag und das Museum der Stadtgeschichte hat geschlossen. Die angeblich so sehenswerten Häuser sind teilweise nur noch Ruinen, so sind wir schnell wieder weg und über Picada Café und Morro Reuter wieder in Nova Petropólis. Hier gibt es eine Menge Geschäfte und Hotels und das Einzige was wirklich ein wenig an Deutschland erinnert, ist der Parque Aldeia do Imigrante mit See und Andenkenläden. Aus allen Lautsprechern ertönt deutsche Musik und ausgerechnet jetzt spielen sie “Rut, rut, rut sin de Ruuse”. Bernd und ich stimmen mit ein, ist doch Rosenmontag und gerade jetzt werden sie dieses Lied in Buchholz sicherlich auch singen. So sind wir kurz in Gedanken daheim.
Immer wieder werden wir angesprochen von Leuten die unser WoMo gesehen haben. Entweder weil sie Vorfahren aus Deutschland haben, oder weil es Deutsche sind die gerade ihre Verwandten in Brasilien besuchen. So kommen wir kaum voran mit der Besichtigung des Themenparks. Dabei ist das Freilichtmuseum mit den original Häusern der Einwanderer und der Kiche wirklich nett anzusehen.
Es fängt schon wieder an zu regnen und wir verzichten auf den Besuch des Ortes mit Namen Jammerthal. Der hätte mich zwar besonders interessiert, da es in der Nähe meines Geburtsortes im Taunus auch ein Jammertal gibt. Doch so fahren wir über Gramado direkt bis Canela. Beide Orte sind sehr touristisch und dementsprechend herrscht dort Rummel. Wir jedoch begeben uns gleich auf die Estrada do Parque do Caracol, an der ein Campingplatz liegen soll. Auf dem CCB ist Platz für uns und so stehen wir erstmals unter lauter Araukarien.
Erst am nächsten Morgen besichtigen wir den Nationalpark. Er ist übrigens der meistbesuchte in ganz Rio Grande do Sul und dementsprechend viele Leute sind auch dort. Ist also nichts mit angeblichem Sehen von Affen, Gürteltieren und Nasenbären. Allerdings die Cascata do Caracol ist schon ganz imposant, zumal sie wegen der Regenfälle der letzten Tage auch richtig Wasser mit sich führt.
Heimelige oder doch lieber unheimelige Wege führen durchs Gelände, in dem es alleine 7 Schlangenarten geben soll.
Bevor die Einwanderer kamen, gab es hier riesige Araukarienwälder. Es wurde soviel Raubbau betreiben, dass die Bäume heute in Nationalparks unter Schutz gestellt werden müssen und es nationale Programme zur Wiederaufforstung gibt. Die Bäume können eine Höhe von 50 Metern erreichen und werfen im Alter von 100 Jahren ihre unteren Äste ab. Dann erst bekommen sie diese markante Form mit der auffallenden Baumkrone. Die wahrscheinlich älteste Araukarie Brasiliens steht im Parque do Pinheiro Grosso, der leider aus unerfindlichen Gründen mit Tor und Zaun verschlossen und ausdrücklich für Besucher verboten war. Das ärgerte uns und wir schlichen uns durch die Absperrung bis hin zu dem Baumriesen. Er ist 49 Meter hoch, 700 Jahre alt und mit einem Bild nicht zu erfassen.
Nach dem Park besichtigten wir noch die Stadt Canela. Auch hier erschloss sich uns nicht, was so Deutsch an dem Ort sein soll, dass die Touristen in Scharen strömen. Vielleicht ist es das Puppenhaus oder das Spielzeugmuseum. Wir fanden am Bemerkenswertesten noch das Wahrzeichen des Ortes die Igreja Matriz de N.S. de Lourdes mit dem Blumenschmuck davor.
Wir verbrachten eine weitere Nacht im CCB , verließen die Deutsche Ecke und machten noch einen weiteren Abstecher über die Rota Sinfonia da Natureza (Straße der Naturschönheiten) bis Cambará do Sul. Damit Burro nicht aus der Übung kam, mussten wir von dort aus eine 19 Kilometer lange Erdpiste bis zum Parque Nacional dos Aparados da Serra fahren. Hier gibt es Wanderwege der unterschiedlichsten Dauer mit und ohne Führer zum Canion do Itaimbezinho. Den Weg hätten wir uns ersparen können, denn wegen des einsetzenden Regens gab es leider keine Sicht. Bernd wollte unbedingt einen Versuch wagen und begab sich auf die 2 ½ Stunden Wanderung. Diese Aufnahme in die Schlucht konnte er gerade noch machen, dann stand er im Nebel. Nichts mehr war zu sehen, nicht einmal mehr die Bäume in nächster Nähe. So tastete er sich schnellstens zum WoMo zurück.
Die Piste war mittlerweile schlammig und die Rückfahrt kein Zuckerschlecken. Als wir wieder auf Asphalt waren, war Burro dreckig bis aufs Dach. Wir hatten die Nase voll vom Bergland, fuhren zurück nach Cambará do Sul, über Tainhas entlangt der Rota do Sol (eine landschaftlich sehr schöne Strecke), wieder hinunter auf Meereshöhe bis nach Torres. Hier waren wir wieder in der Sonne und volkommen allein!!!
Die erste Nacht verbrachten wir auf dem Campingplatz Carla, dann zogen wir um auf den zwar viel engeren, aber näher an den Stränden und den Torres gelegenen Platz Guarita. Neben den Stränden sind hier die Guaritas die Hauptsehenswürdigkeit. Diese Basaltberge oder Türme (Torres) habem dem Ort seinen Namen gegeben.
Den Torre do Meio konnten wir besteigen und von dort hat man einen schönen Blick auf ein Felsentor, Strand und Meer.
Noch mehr schöne Aussichten.
Am nächsten Morgen saßen wir abfahrbereit im WoMo, doch unser Stellplatz wollte uns nicht mehr freigeben. Der Untergrund war sandiger, als wir bei der Hineinfahrt wahrgenommen hatten und bei dem Versuch, über die 15 cm hohe Begrenzung zu fahren, buddelten wir uns immer tiefer im Sand ein.
Da bei der Aktion die Zementeinfassung zerbrochen war, waren gleich fleißige Hände mit einer Eisensäge zur Hilfe um die Metallverstärkungen zu zersägen. Doch leider zu spät, Burro steckte bis zur Stoßstange im Sand fest. Da half nur noch Schippen was das Zeug hält und Unterlegen von Holz und Steinen, mit dem Ergebnis, dass dies alles irgendwie im sandigen Untergrund verschwand.
Der Campingwart rief einen Abschleppdienst. Der legte uns an den Haken und zog. Das Ergebnis war, dass er selber im Sand steckte und als er wieder raus war, kommentarlos einfach verschwandt.
Nun war guter Rat teuer. Doch Bernd nahm den Wagenheber und hob Burro Millimeter für Millimeter in die Höhe. Leider war nicht genug Material zum Unterlegen vorhanden, doch wer Bernd kennt weiß, dass er niemals aufgibt. Der Campingwart telefonierte eine Zeitlang herum und bestellte ein Baustellenfahrzeug. Da das aber von weit her kam, dauerte es so seine Zeit bis es dann vor Ort war. Bernd hatte in der Zwischenzeit Burrro schon fast im Griff. Es dauerte dann keine zwei Minuten bis der schwere Trecker Burro angehoben und aus dem Sand gezogen hatte.
Unser Stellplatz war verwüstet, doch der Campingwart nahms gelassen. Er sah die Schuld bei sich selber, auch er hatte den weichen Untergrund und die Schwere unseres Fahrzeuges unterschätzt. Er entschuldigte sich für die vielen Unannehmlichkeiten und wies den von uns angebotenen Kostenersatz zurück. Ein Wohnmobil wird er wohl nie wieder auf seinen Platz lassen.

Nun war es schon Mittag und weit würden wir an diesem Tag wohl nicht mehr kommen. Doch auch wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen und genossen die Fahrt. Auf der Küstenstraße passierten wir Orte mit den Namnen Xangri-Lá oder Oásis. Sie entpuppten sich als fast reine Ferien- oder Wochenendsiedlungen der Bewohner von Porto Alegre. Auf der Meerseite standen die eingezäunten und teilweise bewachten Wohneinheiten und auf der anderen Seite der Straße die Elendshütten. Schon in Balneário Pinhal fanden wir einen Stellplatz auf einem als solchen nicht zu erkennenden und auch nicht gekennzeichneten Campingplatz vor einem Hostal ohne Namen. Wir fragen uns immer wieder, ob diese Plätze nicht gefunden werden wollen oder sollen. Wir hatten mindestens 5 Personen nach einer Campingmöglichkeit befragt und wurden dann auch in fünf verschiedene Richtungen geschickt. Erst ein Anwohner, der über eine Mauer kletterte um den Besitzer zu fragen, verhalf uns zu dem Platz, auf dem dann aber noch ein paar Zelte standen. Einfach am Meer stehenbleiben wäre nicht möglich gewesen, denn hier wie auch schon in Torres standen überall Parkverbotsschilder für Wohnmobile. Der Strand hier war ausgesprochen gut besucht, obwohl das Meer sehr unruhig und auch recht braun war. Muschelsucher waren mit speziellen Geräten unterwegs um gute Beute zu machen. Am nächsten Morgen fuhren wir auf einer Straße Richtung Capivari do Sul, die den Namen “grüner Tunnel” wirklich verdient hatte.

Über Palmares do Sul und Frei Sebastiao erreichten wir die Estrada do Inferno (Straße der Hölle), die auf einer schmalen Landzunge 300 Kilometer lang zwischen der Laguna dos Patos und dem Atlantik entlangführt. Als erstes sahen wir den Hinweis auf ein Rodeo. Da wir ein solches noch nie mitgemacht hatten, fuhren wir gleich auf das Gelände. Hier sahen wir dann mehr Wohnmobile, als in ganz Brasilien zusammen.
Ein buntes Völkchen hatte sich hier zusammengefunden um dem Rodeo beizuwohnen. Gegrillt wurde an allen Ecken und Enden und uns lief das Wasser im Mund zusammen.
Selbst die beiden älteren Herren waren perfekt im Gaúcho-Outfit.
Gerade war das Einfangen von jungen Rindern angesagt und wir schauten eine Weile zu.
Auch die Jugend hatte ihren Spass dabei. Nur das Pferd schaute etwas kritisch.
Vom Strom- bis Wasseranschluss, Duschhaus und Verpflegunszelt war alles vorhanden was der mobile Vaquero so braucht. Auch konnte man sich hier vollkommen Einkleiden, von den Hosen bis zum Gürtel und dem unvermeidlichen Matebecher, alles war zu bekommen. Wir überlegten uns kurz ob wir bleiben und am Abend den Folkloretanz anschauen wollen, doch dann entschieden wir uns doch weiter zu fahren, denn so langsam nahmen wir Pferdegeruch an. Mit Inferno war übrigens nichts mehr, die berüchtigte Sandpiste ist seit zwei Jahren vollständig asphaltiert und problemlos zu befahren. In Sao José do Norte mussten wir uns in die Warteschlange für die Fähre über die Laguna einreihen, hatten aber das Glück nur 20 Minuten warten zu müssen. Von der Fähre gab es einen schönen Ausblick auf den Ort mit Kirche und Hafenanlagen.
Auf Rio Grande verspürten wir keine Lust und fuhren so schnell wie möglich um die Stadt herum. Eine Tankstelle mit Nachtwachdienst kam uns sehr gelegen und so hatten wir einen sicheren Platz für die Nacht. Am nächsten Tag gab es noch ein Highlight auf der Strecke, das Schutzgebiet Esta o Ecológica do Taim, auch Pantanal Gaúcho genannt. Es ist zwar für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, aber auf 15 Kilometern führt die BR 471 durch das Gelände. Waldstörche und Rosa Löffler bekamen wir gleich am Anfang zu Gesicht.
Auch von diesen Exemplaren des südamerikanischen Storches gab es reichlich.
Überschwemmungsgebiete so weit das Auge reicht, ideale Lebensgrundlage für 230 Vogelarten und verschiedene Säugetiere. Darunter natürlich auch die Capivaras.
Ganze Herden davon konnten hier friedlich grasen (Gut das Jeronymo Senior nicht in der Nähe ist).
Die Loros, einmal nicht in den Bäumen und daher auf der Strasse gut zu erkennen, rundeten das Bild ab.
Dann fing es mal wieder an in Strömen zu regnen. In Balneário Hermengildo war zwar die Einfahrt zum Campingplatz für uns zu niedrig, aber der Besitzer hatte ein Ausweichgrundstück für uns. Morgen haben wir noch 30 Kilometer bis zur Grenze in Chuí und nach Uruguay. Brasilen entlässt uns, wie es uns empfangen hat, im Regen, mit einem Pantanal und schönen Tierbildern. Dazwischen lagen wunderschöne 2 1/2 Monate mit vielen tollen Eindruecken.