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Montag, 12. Oktober 2009

Cajamarca, Huaraz, Chavín de Huántar, Cañon del Pato und die Lomas de Lachay

In Chiclayo machen wir nur einen kurzen Einkaufsstopp und fahren direkt weiter an den Strandort Pimentel, wo wir wieder an der Katuwira Lodge einen guten Übernachtungsplatz haben. Das Meer und der Wind sind rau, trotzdem sehen wir ein Mototaxi (hochtrabendes Wort für diese Gefährte) mit Schilfbooten auf dem Dach und tatsächlich, die verrückten Fischer paddeln mit diesen Dingern aufs Meer hinaus. Wir werden noch zu einem Lagerfeuer und Umtrunk eingeladen, doch wir sind so fertig von der langen Fahrt, dass wir dankend ablehnen, bzw. Bernd trinkt noch höflich einen Cocatee mit und dann war es das für uns.
Weil einige Straßen für unser Fahrzeug nicht befahrbar sind, müssen wir zur Zeit etwas hin und her fahren. Das heißt immer in die Berge und dann zurück ans Meer. Lieber wären uns auch die Rundwege gewesen, aber es wird uns immer wieder abgeraten es überhaupt nur zu versuchen. Die „normalen“ Straßen sind schon abenteuerlich genug. Zum Beispiel war uns nach Cajamarca eine gute Straße versprochen, jedoch der peruanische Staat hat beschlossen, uns auf dieser Tour zur Verzweiflung zu bringen. In Peru werden Straßen gebaut, gut für Peru, gut für die Firma Wirtgen und die Gemeinde Windhagen, aber zum Haare ausraufen für uns. Dabei ging es eigentlich recht erfreulich los, in drei Stunden waren die 170 Kilometer auf der Panam bis Guadalupe und dann weiter im Tal des Río Jequetepeque bis Templadera geschafft. Für die restlichen 120 Kilometer bis Cajamarca haben wir dann sechs Stunden gebraucht. Fast waren wir versucht umzukehren. Immer wieder gab es längere Wartezeiten an Baustellen, Umleitungen durch winzige Orte mit für uns waghalsigen Manövern durch enge Straßen und an wild parkenden Autos vorbei (Spiegel einklappen war da noch das Geringste). Jedoch am schlimmsten waren immer die Strecken mit den frisch aufgerissenen Abschnitten. Hier schlingerten wir nur so durch und dann kamen noch Baustellenfahrzeuge und wollten einem zum rückwärts fahren zwingen. So ganz nebenbei stiegen wir von Meereshöhe auf 3.050 Meter. Ein ums andere Mal fluchten wir: Wehe wenn Cajamarca diese Mühe nicht wert ist!
Dann endlich lag Cajamarca, die Schicksalsstadt Atahualpas vor uns. Zuerst eine Abfahrt auf 2.700 Meter. Was war denn das? Wir hörten ein uns unbekanntes Geräusch am WoWo, Burro schnaufte und zischte als hätte er auf einmal einen Asthmaanfall. Er fuhr aber noch normal und Bernd versuchte mich mit Lapalien zu beruhigen: Zuviel Dreck, es ist der LKW hinter uns usw. Die von uns ausgesuchte Hacienda San Vicente lag dann elender Weise wieder durch das Zentrum, den Berg hinauf auf engsten Straßen. Einmal so eng, das wir stecken blieben und rückwärts wenden mussten um aus der Falle zu kommen. In solchen Situationen wünsche ich mir, wir hätten einen Hebel und könnten Burro um die Hälfte verkleinern. Die Höhe war aber dann der letzte Kilometer. Erdpiste, gerade mal so breit wie das WoMo, an manchen Stellen abgebrochen und ein steiler Grad unter uns. Als wir auf dem Hof standen, hatten wir beide den Schweiß auf der Stirn stehen. Dafür war das Hostal einfach schön und wir waren herzlich willkommen. Uns war in diesem Moment gleich was mit Burro war, wir gönnten uns ein schönes Abendessen und dann nur noch schlafen. Am nächsten Morgen sah die Welt dann schon besser aus. Wir frühstückten mit Aussicht auf die Stadt und zögerten die Entscheidung hinaus, was wir nun machen sollen, Werkstatt oder Stadtbesichtigung.  
  Doch es war mal wieder Freitag und uns damit die Entscheidung aus der Hand genommen, da wir sonst das ganze Wochenende nichts an Burro gemacht bekommen. Also den Berg wieder runter, raus aus dem Zentrum ins Industriegebiet zur IVECO Fachwerkstatt. Als die Motorhaube geöffnet wurde, war die Freude groß. Ja wo war denn der Luftfilter, wo denn die dazugehörige Halterung? Alles weg, verloren auf der Rüttelstrecke, geopfert für den Fortschritt Perus. Nun war guter Rat teuer. Den Luftfilter gibt es hier nicht, Bernd hatte noch den alten, der bereits einmal gewechselt wurde aufbewahrt, musste der halt wieder herhalten, er ist besser als kein Luftfilter. Die Halterung muss angefertigt werden. Sie geben den Auftrag an einen Subunternehmer weiter, jedoch es dauert. So verbringen wir 1 ½ Tage in der Werkstatt. Mittlerweile haben wir mehr Werkstätten von innen gesehen als in den zwei Touren vorher zusammen.
Samstagmorgen gegen 10.00 Uhr sind sie immer noch nicht fertig und wir sind es leid. Wir besprechen uns mit dem Wachdienst, zahlen die Reparatur und nehmen ein Taxi in die Stadt, denn wenigstens wollen wir das Cuarto del Rescate, das so genannte Lösegeldzimmer sehen, bevor es um 12.00 Uhr für den Rest des Wochenendes geschlossen wird. Im Cuarto del Rescate wurde Atahualpa, der 13. Inkaherrscher, im Jahre 1532 acht Monate von Pizarro gefangen gehalten, bis das höchste Lösegeld der Geschichte gezahlt war. Zwei Räume voller Gold und Silberkunstwerke. Eingeschmolzen zu Barren, damit es besser abtransportiert werden konnte, reiner Materialwert 85 Millionen Euro, unschätzbar der Kunstwert. Als sie alles Gold eingesackt hatten, ließ Pizarro Atahualpa auf der Plaza de Armas erdrosseln. Damit war das Inkareich faktisch erloschen, mit den Steinen der Inkapaläste wurden Kirchen gebaut. Das Cuarto del Rescate ist der letzte Überrest der Inkabauten in Cajamarca.
Die Steinmauern passen exakt zusammen und benötigen keinen Mörtel. Sie widerstehen selbst Erdbeben.  
Nun gibt es eine Menge Kirchen in Cajamarca. Der schönste Complex ist die Iglesia Belén, mit den dazugehörigen ehemaligen Hospitälern für Männer und Frauen. Er ist ein gutes Beispiel für die schönen indigenen Steinmetzarbeiten.
Im Inneren war fotografieren verboten und so gibt es nur einen kurzen Blick auf die Kuppel mit ihren Engelchen.
Auch die Kathedrale ist von außen sehr sehenswert. Auffallend ist bei allen Kirchen Cajamarcas der fehlende Glockenturm. Weil der spanische Vizekönig Steuern auf alle fertigen Kirchen erhob, wurden die Kirchen in Cajamarca eben nie fertig.
Hier sehen wir die Plaza de Armas, auf der Atahualpa erdrosselt wurde.
Doch es gibt noch viel mehr geschichtsträchtiges auch im Umfeld von Cajamarca zu sehen. So holten wir am Nachmittag Burro aus der Werkstatt und fuhren die 5 Kilometer weiter bis Los Baños del Inca. Dort parkten wir neben dem Complejo Turístico. Hereinlassen wollten sie uns nicht, aber der Parkplatz daneben sei in der Nacht sehr ruhig und auch sicher. Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns darauf zu verlassen. Wir verhandelten mit einem Taxifahrer und ließen uns auf Feldwegen zwei Stunden durch die Landschaft fahren. Unterwegs nahmen wir noch eine Indígena ein Stück des Weges mit, dafür durften wir dann auch ein Foto machen. Sie sprach übrigens nur Quetchua und der Taxifahrer musste dolmetschen. Die Leute legen hier unglaubliche Strecken zu Fuß zurück und das im Gebirge.
Unser Ziel waren die Ventanillas (Fensterchen) de Combaya. Sie sind nur 25 km von Cajamarca entfernt, aber wegen der abgeschiedenen Lage und schwierigen Strecke kaum besucht und nicht touristisch erschlossen. Selbst einige der Taxifahrer lehnten die Fahrt ab, aus lauter Angst um ihre Autos.
Es wird vermutet, dass in den Nischen vor 1.400 Jahren Tote bestattet wurden. Sie werden der Cajamarca Kultur zugeschrieben. Allerdings sind sie samt und sonders geplündert.
Die Landschaft war teilweise sehr schroff, aber dennoch faszinierend. Bis in die höchsten Höhen führten noch Pfade und immer wieder waren kleine Gehöfte am Hang zu sehen.
Auf dem Rückweg machten wir noch Halt bei den Ventanillas de Otuzco. Deren Bedeutung ist die gleiche wie von Combaya. Hier allerdings boomt hier der Tourismus. Man muss Eintritt zahlen und es gibt eine Menge Andenkenstände. Die Anlage jedoch ist wesentlich kleiner.
Wir ließen uns vom Taxifahrer in Cajamarca absetzen, machten einen Termin für morgen aus und besuchten noch die Heladeria Holandia. Laut Reiseführer die beste Eisdiele im Norden von Peru. Tatsächlich ist der Inhaber ein Holländer. Einst als Entwicklungshelfer nach Cajamarca gekommen und der Liebe wegen hier geblieben. Das Eis war wirklich ausgezeichnet. Bevor wir am Sonntag wieder ins Umland fuhren, besuchten wir noch früh am Morgen das Baño del Inca. Hier kommt 76° heißes Wasser aus der Erde und schon die Inkas haben die Heilkraft des Wassers zu schätzen gewusst. Trotzt der frühen Morgenstunde (6.45 Uhr) standen schon eine Menge Leute an der Kasse an. Die geschichtsträchtige Anlage ist nett gepflegt und man sieht schon von weitem die Dämpfe aufsteigen.
  In dieser Wanne hat schon Atahualpa gebadet und hier ist er zum ersten Mal Pizarro begegnet. Da Atahualpa sich aber für unangreifbar hielt, konnte Pizarro ihn mit 170 Mann festnehmen, obwohl Atahualpa 50.000 Krieger in der Stadt hatte.
Ein weiterer Blick auf die schöne Gesamtanlage und Burro im Hintergrund.
Wir hatten ein Verständigungsproblem und so die falschen Karten gekauft, eigentlich wollten wir Piscina (Schwimmbad) und kauften Baño (Bad). Auf den ersten Blick hat sich hier seit Atahualpas Zeiten nicht viel verändert. Dennoch, eine Art riesige Badewanne für uns alleine mit heißem Wasser, das konnten wir uns nicht entgehen lassen. Wir planschten bis die Haut schrumpelig wurde. Nach über einem Monat ohne eine Badewanne das pure Vergnügen. Nach dem Vergnügen kam die Kultur. Pünktlich um 10.00 Uhr war der Taxifahrer da und ab ging es zum Heiligtum Cumbemayo. Nach gut einer Stunde Fahrt waren wir dort angelangt, nahmen uns einen Führer und ab ging es auf den Rundweg. Unser Taxifahrer ging gleich mit, war er doch zu seiner Schande gestehend noch nie dort. Zuerst erreichten wir El Santuario, den heiligen Fels. Der Mund besteht aus einer Höhle mit 3,30Metern Durchmesser. Möglicherweise wurde hier ein Herrscher beigesetzt. An den Wänden befinden sich Petroglyphen.
Durch einen schmalen Felsentunnel hindurch kommt man hinter den Felsen.
Hier ist der Frailones (Mönchswald, oder steinerner Wald) im Hintergrund zusehen.
An einem Wasserloch wäscht eine Indígena ihre Wäsche.
Das Umfeld ist recht trocken und selbst auf den Steinen wachsen Kakteen. Diesen hier nennen sie Schwagerkaktus. Bei uns würde man dazu Schwiegermuttersessel sagen.
Eine weitere Sensation des Gebietes ist der in Stein gehauene Kanal. Er ist neun Kilometer lang und wird der Cajamarca-Chavín Kultur zugeschrieben und stammt aus der Zeit 1.500 – 1.200 v. Christus. Er ist ein hydraulisches Meisterwerk mit einem Gefälle von 1,5% und knickt an manchen Stellen ab, um die Fließgeschwindigkeit zu verringern.  
Die Indígenas der Umgebung verstehen es sehr gut den Touristen das Geld aus der Tasche zulocken. Wie diese Frau, die mit ihrer Handspindel nur wegen der Fotos und dem damit verbundenen kleinen Obolus da sitzt.
Nochmals ein Blick auf die heilige Anlage und dann ist der Rundweg geschafft und 1 ½ Stunden im Nu vergangen.
Selbst unser Taxifahrer war begeistert und kann nun in Zukunft nicht nur die Touris hinfahren, sondern auch gleich die Führung in einem mitmachen. Wir machen uns auf den Rückweg und von einer Anhöhe aus haben wir einen schönen Blick auf den Cerro Santa Apolonia.
Dort verlassen wir das Taxi und machen uns zu Fuß auf den Rückweg in die Stadt. Zuerst besichtigen wir auf der Spitze des Hügels den Silla del Inca (Thron des Inka). Von hier aus ließ sich Atahualpa von seinem Volk huldigen. Der gesamte Berg war schon ein präinkaischer Tempel, der dem Totenkult diente. Sinnigerweise wurde direkt unterhalb des Silla eine Wallfahrtskapelle errichtet und die vielen Treppenstufen führen direkt in die Stadt und man ist in kurzer Zeit an der Plaza der Armas. So einfach ist es, den Glauben von Urvölkern zu zerstören und für seine eigenen Zwecke nutzbar zumachen.
Nachdem wir nun so fleißig waren, hatten wir uns noch eine Belohnung verdient. Am späten Nachmittag zurück in Baños del Inca gönnten wir uns noch eine schöne Massage. Das hat uns dann so gut gefallen, dass wir am nächsten Morgen wieder ganz früh in der warmen Wanne planschten, anschließend eine Massage hatten und uns dann gestärkt für den gemeinen Rückweg sahen. Denn schließlich galt es, die ganze Strecke bis ans Meer wieder zurück zufahren. Wir hatten etwas mehr Glück als bei der Herfahrt. Zwar war die Straße genau so bescheiden, jedoch kam es wenigstens zu keinen größeren Wartezeiten. So waren wir etwas schneller und konnten noch bis Trujillo und dann noch weiter bis Huanchaco fahren. Es war zwar schon dunkel, als wir endlich am Hotel Huanchaco Garden ankamen, jedoch war uns der Platz ja bekannt und wir wussten, dass wir dort unterkommen konnten. Sehr zu unserer Freude trafen wir dort das erste Mal auf der jetzigen Reise WoMo Touristen, Edith und Bruno aus Lichtenstein. Sie kamen aus dem Süden und sind schon 9 Monate unterwegs und statteten uns mit einer Menge Tipps für Bolivien aus. Wir blieben einen Tag länger als geplant um endlich mal wieder richtig sauber zu machen nach all den Staubstraßen und Wäsche waschen zu lassen, aber auch um uns mit Edith und Bruno auszutauschen. Auch schon im Dunkeln kamen noch Silke und Stefan aus Türkheim, mit ihrem Rover auf den Hof. Das war dann ja schon ein richtiger Massenauftrieb. Anschauen mussten wir uns hier nichts, wir kennen ja alles schon von der vorherigen Reise. Dann ist wieder ein reiner Fahrtag angesagt. Dank eines neuen GPS Programms finden wir mühelos aus der Großstadt Trujillo heraus. Selbst bei Baustellen und Umleitungen sucht Garmin uns einen Weg. Wir sind voll begeistert. Wir lassen Chimbote Casma und Paramonga hinter uns. Langweilige Küstenwüste wechselt sich ab mit endlosen Spargel und Zuckerrohrfeldern. Dann wieder nur Hühnerställe über Hühnerställe im Wüstensand. Endlich erreichen wir hinter Supe, in Caleta Vidal unseren Übernachtungsplatz am Hotel Bello Horizonte. Es ist noch immer derselbe Verwalter da, wie fast vor einem Jahr. Er begrüßt uns aufs herzlichste und mich sogar mit „hola Jutta“. Da bin ich aber platt, er hat sogar noch ein Foto von uns auf seinem Handy. Ein wenig enttäuscht war er schon, dass wir nur zur Übernachtung da waren und nicht länger bleiben wollten. Doch wir haben im letzten Jahr hier ja alles abgeklappert und wollen nun hoch in die Anden nach Chavín de Huántar. Drei Kilometer hinter Pativilca verlassen wir die Panam und zweigen nach Osten ab in das Tal des Río Fortaleza. Am Flussufer gibt es reichlich Zuckerrohr, Mais und Paprikafelder. Wir kommen durch Chasquitambo (einst eine Station der berühmten Stafettenläufer der Inkas). So langsam gibt es wieder Obst und Eukalyptusbäume. Über nie enden wollende Serpentinen schrauben wir uns immer höher hinauf in eine grandiose Bergwelt. Nach 130 km haben wir die Passhöhe in Conococha (4.100 Meter) mit der gleichnamigen Laguna erreicht. Die Laguna bildet die Quelle des Rio Santa. An der Laguna erblicken wir eine Menge riesige Wasservögel. Im spanischen heißen sie Cauguén Guayata (in Deutsch ……. ?keine Ahnung). Auch Sichler mit dem schönen Namen Ibis Morito fühlen sich in dieser Höhe sichtlich wohl. Die Strecke führt uns nun ins Huaylas Tal hinein, immer am Río Santo entlang. Östlich ragen die Schnee- und Eisgipfel der Cordillera Blanca auf, westlich die schneelosen Berge der Cordillera Negra.
Bei Cátac zweigen wir von der Hauptrichtung Huaraz und der einigermaßen erträglichen Straße ab.
Die Landschaft wird immer schöner und die Menschen immer ärmer. Wir können fast nicht glauben, dass in diesen Gehöften Menschen wohnen. So einsam und verlassen liegen diese in den höchsten Höhen und an den steilsten Hängen. Kinder kommen wieder bettelnd an die Straße gelaufen, sobald sie einen nur von Ferne erblicken. Wir haben vorgesorgt und eine Menge Süßigkeiten zur Hand. Dafür wird dann auch dankbar ins Bild geschaut.
Begeistert machen wir einen Halt an der Laguna Querococha (3.980 m), in der sich die Kulisse der Nevada Yanamarey (5.237 m) spiegelt. Endlich erreichen wir den Abra Kahuish mit seinen 4.516 Metern Höhe und den gleichnamigen 480 Meter langen Tunnel.
Nun haben wir wieder einen 35 km langen Abstieg ins Tal des Río Mosna. Auch auf dieser Seite betteln die Kinder um Geld oder Süßigkeiten.
Dann endlich haben wir am späten Nachmittag Chavín erreicht. Sofort machen wir uns auf zu den Ruinen von Chavín de Huántar. 1945 wurden die Ruinen durch eine mächtige Schlammlawine teilweise zerstört und seit 1985 ist die Stätte UNESCO Weltkulturerbe. Ein Führer war schnell zur Hand und der Rundgang konnte beginnen. Der Ruinenkomplex in Form einer Tempelburg gilt als das älteste Steinbauwerk Perus und wird in seinen Anfängen auf 1.000 v.Chr. datiert. Hier sehen wir den Zeremonialplatz und im Hintergrund den Palast. Die Spanier hatten wie üblich eine Kirche aus den Steinen des Heiligtums auf die Anlage gebaut. Die Schlammlawine hat die Kirche hinweggefegt und die Ruinen unter sich begraben. 6 Meter Erdreich mussten abgetragen werden, dann kamen die Ruinen wieder zum Vorschein, die Kirche aber war für immer zerstört. Unser Führer erzählte uns das sichtlich erfreut.
Auf diesen „Bänken“ durften die Edlen bei den Zeremonien sitzen. Die Steine sind teilweise aus einem Stück und bis zu 9 Meter lang.
Die Außenmauern sind um 7° geneigt und widerstehen selbst Erdbeben. Laut unserem Führer haben die Inka diese Bauweise von den Chavín übernommen und dann noch verfeinert.  
Durch ein Labyrinth von unterirdischen Gängen, die alle miteinander verbunden und mit einer raffinierten Lüftung versehen sind gelangt man zu Gott El Lanzón. Er soll der einzige Gott sein, der noch an seinem Originalplatz steht. Gruselig ist es hier allemal, obwohl heute ein wenig elektrisches Licht El Lanzón erleuchtet. Man kann sich gut vorstellen, wie er auf die Menschen seiner Zeit gewirkt haben muss, die bei den Zeremonien im Drogenrausch waren und kaum Beleuchtung hatten.
Froh wieder am Tageslicht zu sein, konnten wir an einer Außenmauer noch einen der Cabezas clavas (Nagelköpfe) besichtigen. Die anderen über 50 Stück sind auf verschiedenen Museen und anderen Stellen verteilt. Auch hier gibt es verschiedene Auslegungen. Laut Reiseführer sind es die Köpfe menschlicher Opfer oder gefangener Feinde. Unser Führer widersprach dem energisch. Die Gesichter haben teilweise Schlangen in den Mündern, tamponierte Nasen oder verdrehte Augen. Das alles lässt auf Drogenrausch und Visionen schließen. Schließlich sind hier Stelen mit Schamanen und dem halluzinogenen San Pedro Kakteen zu sehen. Der Gebrauch von Meskalin und Koka war bei den Schamanen üblich und die große Masse wurde bei den Zeremonien mit reichlich Koka und Chicha (Maisbier) versorgt. Außerdem hatte jeder Kopf ein Steindach zum Schutz gegen Sonne und Regen, so gut geht man nicht mit Feinden um. Egal wie es war, unser Führer schaffte es Spannung in seine Erzählungen zu bringen.
Es war schon fast dunkel, als wir mit unserer Besichtigung fertig waren. Fehlte nur noch ein Platz für die Nacht. Die Polizei schickte uns zur Plaza im Ort, dort sei es ruhig und sicher. Sie würden in der Nacht ein Auge auf uns haben. Alles gut und schön, nur Hinkommen war nicht einfach. Burro durfte hier keine zwei Zentimeter breiter sein. Bei dem Hostal Inka an der Plaza hatten wir weniger Glück, es fehlten am Tor, selbst bei eingeklappten Spiegeln, 5 cm um hindurch zu kommen. So sind wir dann wirklich einfach an der Plaza stehen geblieben. Etwas mulmig war uns schon dabei, bei soviel Armut um uns herum. Doch die Polizei hat Wort gehalten und immer mal wieder vorbei geschaut.
Am frühen Morgen machten wir uns schon wieder auf den Weg. Galt es doch zunächst die schlechte Straße bis Cátac zurück zu fahren. Auf der Strecke hoch zum Abra sahen wir immer wieder schlecht gesicherte Stollen. Hier kratzt sich die Bevölkerung Kohle aus dem Berg. Fast der ganze Berg wird so unterhöhlt, mal abwarten wann der Berg und somit die Straße abrutscht.
Ab Cátac hielten wir uns nun Richtung Huaraz. Leider wurde die Straße hier auch nicht besser. Zwar immer noch Asphalt, oder besser gesagt was davon zwischen den Löschern übrig war. Wir umfuhren die Großstadt mit ihren 160.000 Einwohnern so gut es ging und landeten schließlich in Caraz. Andere Reisende hatten uns das Hostal Chamanna, mit deutschen Besitzern, als Übernachtungsplatz empfohlen. Leider war dort niemand anzutreffen, doch konnten wir schon sehen, dass wir unmöglich durch das Tor passen würden. Manchmal ist es schon ein Kreuz mit so einem großen WoMo hier in Südamerika. Also stellten wir Burro an einer Tankstelle ab und nahmen uns ein Taxi für einen weiteren Höhepunkt unserer Reise, den Cañon del Pato. Ursprünglich plante Bernd durch den Cañon mit Burro zu fahren. Gut nur, dass wir es uns anders überlegt haben. 22 Kilometer hinter Caraz wird das Tal immer enger, bis schließlich im Cañon del Pato die beiden Kordillierenzüge nur noch durch den reißenden Río Santa getrennt sind.
Die Saumpiste benützt die ehemalige Trasse der stillgelegten Eisenbahn und windet sich durch 35 Tunnel, die in das rohe Gestein gesprengt wurden. Die senkrechten Felswände ragen auf einer Seite himmelhoch auf und fallen auf der anderen Seite in bodenlose Abgründe. Es war ein Erlebnis, wenn auch nicht eines von denen, die man jeden Tag haben muss. Unser jugendlicher Taxifahrer fuhr wie auf einer Ralley. Unsere dezenten Hinweise ab und an etwas langsamer zu fahren wurden mit einem Kopfnicken quittiert, geändert hat sich aber am Fahrstil nichts. Dennoch saßen wir lieber in einem Taxi als mit Burro durch die engen Tunnel zu kurven, nicht zu denken an eventuellen Gegenverkehr.
Da uns ein geeigneter Übernachtungsplatz fehlte, fuhren wir zurück Richtung Huaraz bis nach Monterrey und zur dortigen Therme. Erwartungsgemäß durften wir dort bleiben. So kamen wir schon wieder in den Genuss einer Badewanne. Leider auch in den eines platten Reifens. Der zweite auf dieser Reise. Gut nur, das es in Huaraz eine Llantería und somit sofort Hilfe für uns gab. Diesmal war ein Nagel der Übeltäter. Wir machten uns auf den weiten Rückweg zur Küste. Im Hintergrund wieder die schneebedeckten Berge.
Auf der Passhöhe in Conococha kauften wir noch einen Käse ein und beinahe wäre dieses goldige Lämmlein mit uns gefahren.
Wir verabschiedeten uns von den Bergen und fuhren von unseren 4.000 Metern wieder auf Meereshöhe und somit in Küstenwüste zurück.
Eine besondere „Freude“ wurde uns noch an der Tankstelle in Patavilca zuteil. Bernd zahlte mit zwei 100 Soles Scheinen. Der Tankwart nahm das Geld und ging fort. Nach einer kleinen Weile kam er zurück, gab Bernd das Geld und schickte ihn zu seinem Kollegen bezahlen. Der Kollege verweigerte die Annahme eines 100 Soles Scheines mit der Begründung, es sei Falschgeld. Da wir den Schein aus einem Bankautomaten hatten, kann ja nur der erste Tankwart die Scheine vertauscht haben. Beweisen können wir das natürlich nicht. Trotz einigem Lamento, beschuldigen des Tankwartes, drohen mit der Polizei usw. blieben wir nun auf dem falschen Schein sitzen. Was lernen wir daraus: Lasse niemals einen Tankwart mit dem Geld alleine zur Kasse gehen, bleibe immer schön am Mann. Also auch nach zweimal Südamerika gibt es immer wieder neue Überraschungen. Wir ließen uns jedoch den Tag nicht vermiesen wegen 100 Soles (25 Euro). Wir hatten die Panam wieder erreicht. Ab hier ist sie Richtung Lima gut ausgebaut und wir waren gegen 16.00 Uhr an unserem Ziel, dem Nationalpark Lomas de Lachay. Mitten in der Wüste gibt es hier ein einzigartiges Ökosystem. In den Monaten August bis Dezember verwandelt sich der Wüstenboden in ein blühendes Oasenparadies.
Hier gibt es mehr als 70 Pflanzenarten, die alleine durch den Garúa ( die Kondensation) des Küstennebels zum Leben erwachen.
Wir verbrachten eine absolut ruhige und stockfinstere Nacht im Nationalpark. So ruhig werden wir es wohl lange nicht mehr haben. Starten wir doch zu unserem zweiten Versuch Lima zu erobern. Waren wir ja im letzten Jahr noch kläglich gescheitert, wollen wir es noch einmal wissen. Mal sehen, ob wir diesmal in Lima einen sicheren Platz finden, wo wir ein paar Tage bleiben können.

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