und schon geht es endlos weiter durch die Kavir-Wüste.
Der Anblick und das betriebsame Treiben an mehreren Steinbrüchen auf der Strecke sorgt für Abwechslung im ansonsten eintönigen Fahrerlauf.
Endlich ist die 275.000 Einwohner zählende Stadt Kāschān, die am Nordrand des Kuhrud-Gebirges inmitten großer Oasen liegt, erreicht. Der Name der Stadt leitet sich ab von kāšī (Fliese), denn bereits im Mittelalter gab es dort eine bedeutende Keramikindustrie. Heute ist die Stadt ein Zentrum der Teppichindustrie. Die Kaschan-Teppiche sind seit dem 16. Jahrhundert weithin berühmt. Ein weiteres bekanntes Produkt aus Kāschān ist Rosenwasser. Der Bazar der Stadt soll zu den architektonisch sehenswertesten im Iran gehören und so beginnen D. und B. ihren Stadtrundgang dort. Gleich bestaunen sie die schönen Kuppeln mit ihren prächtigen Fliesen.
Im wieder einmal zu einem Teehaus umgebauten ehemaligen Hamam-e Khan genießen sie die Wasserpfeife. Da sind wohl zwei auf den Geschmack gekommen!
Die Medrese-ye Soltaniye mit Innenhof und kreuzförmigem Wasserbecken ist heute nach Khomeini benannt.
Die Agā Bozorg (der große Herr) Medrese und Moschee (errichtet zum Andenken an den Religionsgelehrten Mullah Naraqi II.).
Kāschān wurde 1778 durch ein Erdbeben völlig zerstört und im 18. u. 19. Jahrhundert wieder aufgebaut. Einige der Herrenhäuser aus der Kadscharen-Dynastie stellen heute eine Touristenattraktion dar und können teilweise besichtigt werden. Das immer noch bewohnte Khaneh Borudjerdi war das Hochzeitsgeschenk des reichen Kaufmanns Hadschi Mehdi Borudscherdi an seine Braut.
Die Kuppel des Hauses ist eine Kombination von Lichtöffnung und Windturm.
Der prächtige Innenhof mit seinem Zugang zu den Privaträumen.
Schon ist es später Nachmittag und ein geeigneter Übernachtungsplatz muss her. D. und B. verlassen das Zentrum und finden etwas außerhalb einen Parkplatz in der Nähe eines Hotels, der muss für heute reichen. Am darauf folgenden Morgen sind sie früh wach. So streifen die beiden zunächst durch das Stadtviertel und entdecken dabei manches Kleinod. Lebensader von Kāschān sind die ergiebigen Quellen aus dem nahen Gebirge, die Obstgärten bewässern und auch eine Reihe von Wassermühlen antreiben.
Das so gewonnene Mehl wird direkt vor Ort zu Brotfladen verarbeitet und frisch aus dem Ofen heraus verkauft. Da ist für das Frühstück bereits bestens gesorgt.
Der Bāġ-e Fīn (Fin-Garten) soll schon seit 7.000 Jahren existieren und wird unter anderem von der Češme-ye Soleimān (Salomonquelle) gespeist. Was bereits zu Zeiten der Buyiden und Mongolen der Fall war. Neu gestaltet wurde er für Shah Abbas den Großen und dient heute als Erholungspark für die Allgemeinheit. Um hinein zu kommen muss man zunächst am Eingang einen geringen Eintritt entrichten.
Der Pavillon des Shah Abbas wird von einem Bewässerungskanal durchflossen
und hat eine schön verzierte Kuppel.
Es gibt lauschige Plätzchen die zum Verweilen einladen.
Allerdings wollen D. und B. heute noch 600 Kilometer fahren und so bleibt nicht viel Zeit zum Ausruhen. Die Autobahn ist gebührenpflichtig, doch sie werden, wie übrigens jedes mal, an den Zahlstellen einfach nur durchgewunken.
Langsam wird auch die schönste Wüstenlandschaft langweilig
und so sind D. und B. froh, als sie endlich den 5 Kilometer außerhalb von Qom liegenden Parkplatz an der Jamkaran-Moschee erreicht haben
Die Stadt Qom in der 1052 Hassan-e Sab, der Führer der Isma´iliten geboren wurde, zählt mittlerweile 1.000.000 Einwohner und gehört wohl zu den konservativsten Städten im Iran. Viele religiösen Führer die seit dem 20. Jahrhundert eine politische Rolle spielten und heute noch spielen, sind aus den Seminaren der Stadt hervor gegangen. Der bekannteste unter ihnen ist wohl der Revolutionsführer Khomeini. So verwundert es nicht, das der Schador für die Frauen ein absolutes Muss ist. Die Lässigkeit, die wir in den anderen Städten gesehen haben, fehlt hier ganz und auch die Touristen sind gehalten diesem Umstand Rechnung zu tragen. Zudem strömen jedes Jahr mehrere Millionen Gläubige zu den beiden Pilgerstätten des Ortes. An dieser Stelle befindet sich ein Brunnen, aus dem der 12. Imam Mahdi kurz erschienen sein soll. Die Mythologie besagt, dass Hassan ibn Muthlik darauf hin 994 eine Moschee erbauen ließ. Diese wurde in den letzten Jahren erheblich ausgebaut und so strömen die Gläubigen Schiiten zum Brunnen, um Bänder mit ihren Wünschen am Einstieg anzubringen. Außerdem findet hier jeden Dienstag eine Armenspeisung von gigantischem Ausmaß statt. Um all dem Herr zu werden gibt es eine eigene Autobahnausfahrt und eine neue Straße, sowie riesige Parkplätze. D. und B. haben es übrigens nicht geschafft bis zum Brunnen vorzudringen, zu groß war der Andrang.
Die Zahl der in Qom studierenden und lehrenden Kleriker beträgt mittlerweile geschätzte 50.000 und die Hochschulen genießen ein hohes Ansehen.
Um zum zweiten Heiligtum Qoms, dem Mausoleum der Fatemeh im Zentrum zu gelangen, nehmen die beiden Angesichts des horrenden Verkehrs jetzt lieber ein Taxi.
Fatemeh Ma´soumeh (die Sündlose) war Tochter des 7. und Schwester des 8.
Imams (Imam Reza) und ist 817 in Qom verstorben. Ihr weithin sichtbares Mausoleum mit der vergoldeten Kuppel, das als Wahrzeichen der Stadt gilt, ist nach Mashad die zweitwichtigste schiitische Pilgerstätte im Iran.
Prächtig ausgestattet sind die Innenhöfe
und der Grabraum.
Für eine Übernachtung scheint der Parkplatz an der Jamkaran Moschee D. und B. nicht geeignet und so fahren sie noch am Nachmittag weiter in Großrichtung Teheran. Teheran selber wollen sie nicht besichtigen. Auf eine Stadt mit 10 Millionen Einwohnern, dem berüchtigten täglichen Verkehrschaos und der starken Luftverschmutzung verspüren sie einfach keine Lust mehr. Da scheint ihnen Tabriz doch um einiges interessanter zu sein. Es fängt an zu regnen und 200 Kilometer vor Tabriz ist es bereits dunkel, also fahren sie ab von der Autobahn und finden bei Miyaneh, an einem kleinen Restaurant einen Stellplatz, auf dem sich dann später in der Nacht noch ein LKW hinzu gesellt.
Die
Stadt Tabriz liegt auf 1.300 m Höhe an den Ausläufern
des Sahand-Gebirges. Der Sage nach wurde sie im 8. Jh. von
einer der Frauen Hārūn ar Raschīds gegründet. Außerdem wird von
Wissenschaftlern vermutet, dass hier der biblische Garten Eden
gelegen haben könnte. Immer wieder wurde sie von Eroberern
heimgesucht und zuletzt 1946 von der Sowjetunion zur Republik
Azerbeijan ausgerufen. Danach besetzten iranische Truppen das
Gebiet und die Grenze zur GUS wurde geschlossen. Heute zählt Tabriz
1,5 Millionen Einwohner und ist somit die drittgrößte Stadt und der
Schwerpunkt des Maschinen- und Fahrzeugbaus des Irans, außerdem
gibt es eine Erdölraffinerie. Immer wieder wurde sie von
verheerenden Erdbeben heimgesucht, bei denen viele der historischen
Gebäude verloren gingen. Im 15. Jh. war der Ort Hauptstadt der
turkmenischen Qara Qoyunlu (schwarze Hammel). Ihr Anführer
Djahan Shah ließ zu deren Ruhm die seinerzeit weltberühmte
Masdjed-e Kabud (Blaue Moschee ), mit einer
einmaligen Fliesenverkleidung in Kobaltblau, erbauen. Bei einem
Erdbeben im Jahre 1780 stürzte der größte Teil ein und seit 1973
wird an ihrem Wiederaufbau gearbeitet. Dennoch ist sie das
berühmteste Bauwerk von Tabriz (heute ein Museum), umgeben von
einem Park und der Statue des Dichters Khaqani im
Vordergrund.
Lediglich
das Eingangsportal ist noch im Original erhalten und so kann
man sich ein Bild von der einstigen Pracht machen.Auch im Inneren des Kuppelbaus gibt es noch einige Originalfliesen in tiefstem Indigo Blau.
Straßenhändler verkaufen gekochte und glasierte Rüben. Da ist Bernd hin und her gerissen, ob er sie wohl mal probieren soll? Doch irgendwie kann er sich nicht dazu entschließen.
Auch die Iraner haben ein Herz für Katzen.
Berühmt ist auch der Bazar von Tabriz, er einer der größten und stimmungsvollsten im Iran sein soll. Insbesondere im Teppichbazar dreht sich alles um den Handel mit Wolle und dem entsprechendem Zubehör.
Dieter und Bernd tätigen ihre letzten Einkäufe im Iran. In der Hauptsache die vielen leckeren Süßigkeiten mit Honig und Rosenwasser, sowie der Safran haben es ihnen angetan. Da werden sie vom Händler doch gleich zu einer Tasse Tee eingeladen.
Einen Stellplatz für die Nacht finden sie dann noch zur späten Stunde am Vergnügungspark El Goli. Dort treffen sie auf ein Schweitzer Paar, was mit seinem WoMo nach Saudi Arabien unterwegs ist. Sie berichten das sie unsere ehemaligen Mitreisenden Anca und Martin in der Türkei kennen gelernt haben. Es bestätigt sich also wieder einmal der Spruch „Die Welt ist ein Dorf “.
Noch einmal traumhaft billig tanken so viel wie es eben geht und dann ist die iranisch/türkische Grenze erreicht. Gleich findet sich ein englisch sprechender Iraner, der für einen kleinen Obolus bereit ist D. und B. bei den Ausreiseformalitäten zu helfen. So sind sie ratz fatz durch die Grenze und der Iran ist Geschichte. Es liegt mir sehr am Herzen hier anzumerken, dass der Iran entgegen aller Befürchtungen ein wunderbares Reiseland mit durchweg freundlichen und aufgeschlossenen Menschen ist und wir jederzeit gerne wieder hierher fahren würden.
Auch die türkischen Grenzformalitäten gestalten sich problemlos und schon sind D. und B. auf türkischen Straßen unterwegs. Es fängt an zu schneien als sie den Ağri Daği (Schmerzensberg) oder auch Ararat genannt , den mit 5.137 m höchsten Berg der Türkei in der Ferne erblicken. Auf dem erloschenen Vulkan soll einst die Arche Noah gestrandet sein.
Der Schneefall nimmt immer stärker zu und es wird dadurch relativ früh dunkel. Daher beenden sie die heutige Tour auf 1.740 m Höhe an einer Tank- und Raststätte bei Uznyazi, da ihnen die Fahrt über den Saç Daği Geçidi Pass mit 2.315 m in der Dunkelheit zu riskant erscheint. Was sich am Morgen als klug erweist, denn in der Nacht sind mindestens 20 cm Schnee gefallen und die Fahrzeuge auf dem Parkplatz regelrecht eingeschneit.
Auf der Passstraße ging wohl in der Nacht überhaupt nichts mehr und die LKW Fahrer und ihre Familien mussten eine kalte Nacht in ihren Fahrzeugen verbringen. Da sie teilweise keinerlei Verpflegung dabei haben, werden D. und B. um Essen angebettelt und sie können mit Vorräten aus dem WoMo helfen. Sie schlängeln sich an den hängen gebliebenen LKW´s vorbei und nachdem sie noch einen weiteren Pass geschafft haben, geht es immer weiter abwärts und der Spuk mit dem Schnee ist vorbei.
Es ist bereits Nacht als sie nach 660 Kilometern die 83.000 Einwohner zählende Provinzhauptstadt Amasya erreicht haben und dann wieder einmal an einer Tank- und Rastanlage einen Platz für die Nacht finden. Am Morgen präsentiert sich ihnen Amasya von seiner ansehnlichsten Seite und nicht umsonst trägt sie den Titel schönste Stadt von Zentralanatolien zu sein. Malerisch schmiegen sich die Häuserzeilen an den Yeşihrmak (Grüner Fluss).
In der Bergwand unterhalb der Zitadelle befinden sich Felsengräber pontischer Könige (zwischen 333 und 44 v.Ch.).
Mit Hilfe der Wasserräder wurde früher das Wasser aus dem Fluss geschöpft und in Bewässerungsrinnen geleitet. Heute dienen sie lediglich noch musealen Zwecken.
Auch die noch renovierungsbedürftigen Häuser haben ihren eigenen Charme.
Vorräte können wieder aufgefüllt werden.
Es gäbe noch viel zu sehen in Amasya, doch die Türkei kann für diesmal nur Durchreisstation sein. Da bedarf es wohl einmal einer eigenen Tour. Auf jeden Fall hat Amasyia neugierig auf das Land gemacht. Lediglich für Istanbul haben D. und B. noch einen mehrtägigen Aufenthalt geplant und so fahren sie noch am Nachmittag weiter. Nach 360 Kilometern stoppt sie die Dunkelheit und Ende für heute ist an einem Rastplatz bei Gerede. Je näher sie Istanbul kommen, desto heftiger fängt es an zu regnen und die Sicht wird immer schlechter. 50 Kilometer vor Istanbul entscheiden die beiden auf den Besuch der Stadt zu verzichten. Auf Krücken und mit Regenschirm macht auch der schönste Ort keine Spaß. Bei der Fahrt über die Bosporusbrücke festigt sich die Entscheidung, denn nicht einmal von hier haben sie wegen des Dunstes einen schönen Blick auf die Bucht.
Auf einmal drängt es sie nur noch nach Hause. Sie fahren hinter Istanbul auf der Landstraße weiter Richtung bulgarische Grenze. Die Lastwagenschlangen lassen nichts Gutes vermuten.
Allerdings
können sie sich daran vorbei schleichen und die Grenzformalitäten
selber, sowie die Einreise nach Bulgarien gestaltet sich ganz
unproblematisch.
Für
eine Weiterfahrt ist es heute zu spät. Da bietet sich direkt nach
der Grenze der Parkplatz einer Fast Food Kette an und deren Fritten
sind eine willkommenen Beilage zum Abendessen.Bulgarische Straßen sind manchmal etwas gewöhnungsbedürftig
und auch die Warnhinweise sollten unbedingt beachtet werden.
Gerade mal 360 Kilometer sind in Bulgarien zu fahren, jedoch fängt es bereits hinter Sofija wieder an zu schneien und auf der Straße bildet sich eine geschlossene Schneedecke bis hin zur serbischen Grenze.
Die Sicht wird immer schlechter
und 30 Kilometer hinter der Grenze geht dann gar nichts mehr. Mehrere LKW´s sind ineinander gefahren bzw. von der Straße gedrängt worden.
Es dauert nervenaufreibenden zwei Stunden bis Bernd Burro an den LKW´s im Stau vorbei manövriert hat und die Unfallstelle passiert ist.
Auch danach sieht es nicht viel besser aus.
Nach weiteren 20 Kilometern geben D.und B. noch vor Niš auf und machen Schluss für heute an einer Raststätte, wo sie sich bei einem deftigen Abendessen vom Fahrstress erholen und auch aufwärmen können. Der Gastwirt muss noch lange auf weitere Gäste warten, erst nach drei Stunden kommen die ersten LKW´s aus dem Stau hier an.
Die weitere Strecke führt durch das Tal der Nišava und ist landschaftlich reizvoll , jedoch laden die Witterungsverhältnisse nicht zu Stopps oder gar Wanderungen ein.
Vorbei an Belgrad geht es ohne weiteren Aufenthalt bis zur kroatischen Grenze mit sehr zügiger Grenzkontrolle. Auch Zagreb lassen D. und B. links liegen, halten sich in Richtung der slowenischen Stadt Maribor und nach 772 Kilometern ist die zweite Grenze des Tages erreicht. Hier in Slowenien bekommt Bernd den Stempel ins Carnet de Passage und somit ist Burro wieder in die EU eingeführt. Nochmals muss ein Tank- und Rastplatz für die Übernachtung herhalten. In der Nacht wird es Minus 20° kalt und am Morgen sind die WoMo Scheiben sogar von Innen zugefroren. Da wird mal eben der Pfannenwender zweckentfremdet.
Burro macht Zicken und will nicht mehr anspringen. Da hilft nur gutes Zureden und mehrmaliges Versuchen. Endlich hustet er kräftig, dann ist er wieder bereit die nächsten 50 Kilometer bis nach Österreich zu fahren. Kurz nach der Grenze gibt es eine allgemeine LKW Kontrolle und D. und B. dürfen zur Überprüfung anhalten. Die Polizei hat so allerhand zu bemängeln (angeblich darf Bernd mit seinem Führerschein keinen LKW fahren, was in Deutschland gilt, gilt nicht in Österreich, das gab eine längere Debatte, einer der Zwillingsreifen hat einen kleinen Riss usw.) und hat das Fahrzeug deshalb still gelegt. Jedoch nach einem Reifenwechsel und Zwangs-TÜV müssen die lieben Nachbarn die beiden weiter ziehen lassen.
Die Alpen sind dann kein Hindernis mehr. Lediglich ein Eisregen in Süddeutschland stoppt D.und B. noch für eine weitere Nacht.
Die wunderbare Reise „Abenteuer Osten“ hat jetzt doch noch ein gutes Ende genommen und Dieter, Bernd und Burro sind glücklich zu Hause angekommen. Auch wenn die letzten Tage nicht gerade ein Zuckerschlecken waren, so sind sie doch mit dem Abschluss rundherum zufrieden und ich natürlich auch. Nun muss das Erlebte noch aufgearbeitet werden und dann können wir uns auf neue Ziele konzentrieren.