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Donnerstag, 25. März 2010

Buenos Aires-Quito-Deutschland y listo!

Warum sind wir eigentlich in Buenos Aires? Sollten wir nicht in Cartagena de Indias sein? Ja, so war es geplant. Doch planen lässt sich in Südamerika ja vieles, durchführen ist eine andere Sache. Zuerst hat uns die Horn-Linie einen Strich durch die Rechnung gemacht und mal eben den Frachtverkehr mit Cartagena eingestellt. Dann wurde Venezuela zum Risiko, da Herr Chávez mit Herrn Uribe uneins ist, mal etwas mit dem Säbel gerasselt und zeitweise die Grenzen zu Kolumbien dicht gemacht hat. Außerdem wurde uns von anderen Reisenden berichtet, dass sie durch Uniformierte willkürlichen Repressalien ausgesetzt waren. Das alles wollten wir uns nicht antun und so haben wir leider Venezuela als einziges Land Südamerikas (wenn man mal von den Guyanas und Surinam absieht) nicht bereist und somit auch das schöne Kolumbien nicht wieder gesehen, denn der eine Einreisetag zählt ja nicht wirklich. Dafür durften wir um so länger in Brasilien bleiben und waren überrascht von der Schönheit und Vielfalt des Landes und seinen freundlichen und überaus hilfsbereiten Menschen. Alleine schon der Aufenthalt auf der Fazenda von Mercilene und Jeronymo war ein besonderes Erlebnis.

Mehrmals sind wir nur erdenklich knapp Überschwemmungen und Erdrutschen entkommen und das ausgerechnet nach einer langen Zeit der Dürre. El Niño wütet in dieser Zeit besonders heftig. Erdbeben (Chile) und Vulkantätigkeiten (Ecuador) beuteln den Kontinent zudem noch in großem Ausmaß. So haben wir schweren Herzens beschlossen

Südamerika endgültig zu verlassen. Burro hätten wir hier verkaufen können, doch wir wollten uns nicht trennen. War unser WoMo uns doch 18 Monate lang Heimat, auch wenn das Gefährt auf den schlechten Straßen sehr gelitten hat. So brauchten wir also einen Frachthafen und deshalb sind wir in Buenos Aires. Über den Ablauf habe ich im letzten Blog ja schon berichtet.Es ist schon merkwürdig wieder in Buenos Aires zu sein, denn im letzten Jahr, fast um die gleiche Zeit haben uns ja schon einmal endgültig von der Stadt verabschiedet. Wir haben jetzt 12 Tage Zeit und können es hier ruhig angehen lassen. Es wartet kein touristisches Pflichtprogramm mehr auf uns. So lassen wir uns mehr treiben und sehen viel Neues und wiederum Altbekanntes mit anderen Augen. Unser kleines Hotel liegt absolut zentral und so können wir die Stadt mehr oder weniger zu fuß erobern. Sonntags aber ist der Flohmarkt im Stadtteil San Telmo einfach ein Muss, egal wie oft wir ihn schon besucht haben. Dabei stellen wir fest, das wir in das Café Dorrego an der gleichnamigen Plazza noch nie eingekehrt sind. Dabei ist es doch sowohl von Außen als von Innen durchaus sehenswert. Viele der unzähligen Gäste haben sich hier auf den Wänden verewigt. Von Passanten werden wir auf das schmalste Haus Buenos Aires aufmerksam gemacht.

Die von außen eher wie ein griechischer Tempel aussehende Kathedrale hat geöffnet und so können wir das Grab von General José de San Martín besuchen. Dabei fällt uns eine Gemeinsamkeit mit Ché auf (was aber natürlich mal abgesehen davon, dass beide Argentinier waren, dass einzig gemeinsame ist), auch der General wurde erst 30 Jahre nach seinem Tod aus der Fremde geholt und hier in allen Ehren bestattet. Keine Stadt in Argentinien die nicht eine Straße oder einen Platz nach dem Nationalhelden benannt hat.

Die erste evangelische Methodistenkirche wird fast ein wenig erdrückt zwischen all den Hochhäusern.

Buenos Aires ist immer für Überraschungen gut. Es gibt hier unendlich viele Buchhandlungen. Diese hier ist sicherlich die originellste. In einem alten Theater untergebracht kann man in den Logen lesen und auf der Bühne ist ein Café. Jeder Dritte Argentinier lebt im Großraum Buenos Aires das sind immerhin 12 Millionen Menschen. Im Stadtgebiet selber leben 2, 8 Millionen und davon die Hälfte unterhalb der Armutsgrenze. Wer auf der Sonnenseite des Lebens steht wohnt in Stadtvierteln wie Recoleta oder Palermo. Selbst im Tod zeigt man hier noch, dass man im Leben reich war. Zuerst sehen wir die Basílica de Nuestra Señora de Pilar am Eingang zum Friedhof von Recoleta. Sie soll eine der schönsten Kirchen der Stadt sein.
Mit monumentalen Mausoleen wird hemmungslos Reichtum zur Schau gestellt. Engel all überall. In der Höhe schwebend, oder auf der Erde weinend. Dazu noch die Grabstätte des Engels der Armen Eva (Evita) Perón. Sie starb im Alter von nur 33 Jahren an Leukämie.

Doch Recoleta hat außer alten Häusern und Friedhöfen auch noch anderes zu bieten. Hier die Floralis Genérica. Eine Metallblume, deren Blüten sich je nach Tageszeit hydraulisch öffnen oder schließen.

Ja und wir sind auch noch da. Uns treibt es immer wieder in den Hafen, obwohl wir wegen der Absperrungen nicht an den Frachtbereich herankommen. Endlich können wir unser Schiff, die Grande Buenos Aires, von Ferne sehen. Zwar nur zu erkennen durch das große G auf dem Schornstein, der Rest ist von Containern verdeckt. Doch immerhin ist es schon mal da, denn die Abfahrt ist bereits 3 Tage überfällig. Wollen wir doch noch vor unserem Abflug nach Quito sicher sein, dass Burro auch wirklich verladen wurde. Zum ersten Mal gehen wir auf der linken Seite des alten Hafens, dem Puerto Madero (Übrigens haben wir wieder etwas Neues gelernt, bisher waren wir der Meinung, dass das Holzhafen heißt. Puerto Madero kommt jedoch nicht von Madera, also Holz sondern vom Familiennamen Madero des Architekten des Hafens), spazieren und haben von dort eine wunderschöne Aussicht auf die renovierten Speicherhäuser, mit ihren teuren, immer gut besuchten Lokalen und den noch teureren Wohnungen, auf das moderne Buenos Aires. Auf der Fußgängerbrücke, der Puente de la Mujer (Brücke der Frau) überqueren wir das Hafenbecken Nr. 3 und kommen auf diese Weise schon wenig später im Stadtteil San Telmo an. Bis wir zurück im Hotel sind, waren wir 4 Stunden unterwegs ohne es überhaupt gemerkt zu haben vor lauter Schauen und Staunen.

In Buenos Aires wird Tango gelebt. Einst der Tanz der Menschen in den armen Vorstädten. Die Musik mit rüden Texten und voller sexueller Anspielungen. Hauptsächlich getanzt und gespielt in den Hafenkneipen und Bordellen von La Boca. Mit den Jahren wurde er gesellschaftsfähig und heute begegnet man Tango an jeder Ecke und in jeder Form.

Auf den Antikmärkten dargestellt in Holz und käuflich zu erwerben.

Auf den Plätzen getanzt und umsonst (nur ein kleines Trinkgeld wird erbeten) und offensichtlich auch ohne Altersbegrenzung. Lediglich die Geschmeidigkeit ist bei den Jungen noch etwas besser vorhanden. Doch Zuschauer hatten die Alten mehr. In San Telmo sehen bzw. hören wir eines Abends im Centro Cultural Torquato Tasso eine Tangovorstellung nur mit Musik und Gesang und zu unserem Erstaunen ohne Tanz. Dafür aber unter lauter Einheimischen, preiswertem Eintritt und offenbar sachkundigem Publikum, dass die Lieder mitsingen kann. Leider war es im Raum so dunkel, dass kein Foto etwas geworden ist.

Schon eine Nummer größer ist die Vorstellung im altehrwürdigen Café Tortoni aus dem Jahre 1858. Hier stehen die Leute zu den Stosszeiten geduldig vor der Türe Schlange und warten darauf, dass Innen ein Tisch für sie frei wird. Da kann so manches Haus nur von träumen. Am Abend bieten sie eine nette Tangoschau und diesmal auch mit Tanz. Wir sitzen an einem Tisch in der ersten Reihe und ich muss, immer zur Gaudi der anderen Zuschauer, dem ältlichen Sänger bei seinen vier Auftritten von der Bühne helfen. Wir haben noch immer nicht genug und jetzt kommt das Finale. Wir gehen ins Piazzolla. Hier wird eine Schau vom Feinsten und auch vom Teuersten geboten. Allerdings beinhaltet der Preis auch ein vorzügliches Dinner. Doch bevor wir uns zurücklehnen können um die Schau zu genießen, müssen wir erst selber tanzen (Glaubt es oder auch nicht!). Nach so viel Vergnügen noch ein paar Momentaufnahmen der Stadt. In den schönsten Gebäuden sind merkwürdigerweise immer Banken untergebracht. Demonstrationen und Streiks gibt es also nicht nur in Peru und Bolivien. Heute mal vom Krankenhauspersonal. Ganz in der Nähe unseres Hotels befindet sich eine richtige Oase der Ruhe. Die Plaza San Martín mit ihren imposanten Ombú-Bäumen. Die Ehrengarde hatte gerade Wachablösung am Denkmal der Gefallenen des Krieges um die Islas Malvinas (Falklandinseln). Auf unsere Bitte hin nahmen sie für ein Foto noch mal Haltung an. Das Hundeausführer mit den Hunden der Reichen ein Ganztagsjob ist, wussten wir ja schon,

aber das es in den Parks eingezäunte Bereiche gibt, in denen die Hunde frei herumlaufen und sich austoben können ist uns jetzt erst aufgefallen. Das sollte man bei uns mal einführen.

Blick vom Park über das Ehrenmal hinweg auf den Torre Monumental.

Natürlich darf auch ein Denkmal für José de San Martín nicht fehlen.

Wir sind nicht in der Sixtinichen Kapelle sondern in einem Konsumtempel. Wir kennen keine Stadt in Südamerika wo man so gut einkaufen kann wie in Buenos Aires. Die wohlhabenden Porteños leben nach dem Motto: Was nützt einem das Geld, wenn man es nicht ausgeben kann und die weniger Wohlhabenden geben aus was sie nicht haben. Das können sie alle hier im teuersten und exklusivstem Kaufhaus der Stadt der Galería Pacífico.

Wenn wir schon bei Tempeln sind. Fresstempel gibt es auch reichlich hier. Im Argentinischen Tageblatt haben wir gelesen, dass die Argentinier einen pro Kopf Verbrauch von 73 kg Rindfleisch im Jahr haben. Dies ist weltweit mit Abstand der höchste Verbrauch. Ein wenig waren wir auch daran beteiligt, denn nach wie vor gibt es kein besseres Rindfleisch als in den Grillrestaurants der Stadt. Hier wiegen die Steaks 450g und füllen einen ganzen Teller aus. Gemüse und Salat sind absolute Nebensache und dienen mehr der Garnitur als dem Essen.
Am 23.03. zur unchristlichen Zeit um 3.30 Uhr hieß es dann zum internationalen Flughafen zu fahren und unseren Flug nach Lima/Peru und von dort weiter nach Quito/Ecuador anzutreten. Dort fuhren wir zu dem, von dem ausgesprochen netten Deutschen Gerd geführten, Hostal Zentrum. Hier waren wir super untergebracht in einem Zimmer groß wie ein Tanzsaal und mit offenem Kamin. Wie wir jetzt erst wissen, hat das Hotel auch einen WoMo Stellplatz mit eigener Dusche und WC, allerdings nur bis zu einer Durchfahrtshöhe von 2,62 Metern und für uns somit nicht geeignet.

Wie um uns den ohnehin schon schweren Abschied von Südamerika noch schwerer zu machen, zeigte Quito sich von seiner schönsten Seite. Es schien nicht nur die Sonne, sondern endlich einmal war der Blick auf die umliegenden Berge klar. Das Glück hatten wir bei allen unseren Aufenthalten in Quito noch nie. Also nutze Bernd gleich die Gunst der Stunde und fuhr morgens in aller Frühe mit der Teleférico (Hier die höchste Seilbahn der Welt, sie überwindet einen Höhenunterschied von 3.000 auf 4.000 Meter.) auf die Bergstation des Hausberges von Quito, den Pichincha.

Doch bevor er den Panoramablick auf die umliegenden Berge Cotopaxi (5897 m), Antizana (5.704 m) und Cayambe (5.790m) genießen durfte, hing er erst einmal eine halbe Stunde mit der Gondel in der Luft, weil auf der Bergstation eine Pflanze verladen wurde.

Jedoch die Aussicht auf Stadt und Berge hat ihn dann wieder entschädigt.

Wer jetzt noch Luft hatte und höhenangepasst war, der konnte von der Bergstation noch einen Zweistundenmarsch zum Gipfel des Pichincha unternehmen.

Am späteren Vormittag ließen wir uns noch mit einem Taxi auf den Panecillo bringen. Es ist ein Vulkankegel mitten in der Altstadt, auf dem sich das Wahrzeichen Quitos befindet, die Virgen de Quito. Eine etwas ungewöhnliche Mariendarstellung mit Flügeln und auf einem Drachen stehend.

Von dort oben hat man einen besonders schönen Blick auf die Altstadt, die in ihrer Gesamtheit UNESCO Weltkulturerbe ist.

Wir schlenderten durch die Gassen und genossen die Ausblicke auf die alten Häuser.

Eine weitere Freude wurde uns zuteil, denn die Jesuitenkirche La Compañia de Jesús, die zu den schönsten Kirchen der spanisch-portugiesischen Baukunst zählt

war endlich geöffnet und wir konnten sie von Innen besichtigen. Alleine sieben Tonnen Gold wurden für die Innenraumdekoration verwendet. So erstrahlt hier alles vom Hauptaltar

über die Orgel

bis hin zum Rundtympanon.

Auf dem Hauptplatz, der Plaza de la Independencia ließen wir uns noch einmal die Schuhe putzen.

Bei diesem Gebäude handelt es sich um ein Hotel.

Stundenlang hätten wir noch laufen können, immer wieder von neuem fasziniert von den herrlichen Gebäuden, doch leider ging unsere Zeit zu Ende.

Wir verabschiedeten uns auch noch von Rei und seiner Familie, dann waren wir wieder im Hostal. Dort lernten wir per Zufall die beiden Reisebuchschriftsteller Daniel A. Kempken und Volker Feser kennen. Wir konnten das Büchlein Schlaglichter Ecuador erwerben und so hatten wir eine unterhaltsame Lektüre auf unserem langen Rückflug. Wo ich eigentlich während den Wartezeiten den Blog zu Ende bringen wollte. Doch wie immer kam es anders, Bernd wurde ausgerufen und musste aufs Flugfeld, um einen unserer Koffer auf Drogen zu untersuchen (Ihr habt richtig verstanden: Bernd musste den Koffer untersuchen. Das wäre im Falle eines Falles ja wohl eher ein Witz, denn wer würde denn Drogen aus seinem eigenen Koffer herzeigen?). Das dauerte eine ganze Weile, genauer gesagt bis kurz vor unseren Abflug und so war ich zu nervös um mich aufs Textschreiben zu konzentrieren. Die Zeitspanne der Zwischenlandungen in Bonaire und des Umsteigens in Amsterdam waren zu kurz und so können wir den Blog erst 3 Tage nach unserer Ankunft fertig stellen.

 Wir hoffen, dass es euch ein wenig Freude gemacht hat uns auf unseren insgesamt 18 Monaten Südamerika zu begleiten. Für uns jedenfalls war es ein unvergessliches Erlebnis in einem traumhaften Kontinent und seinen so liebenswerten Menschen, von dem wir sicherlich noch lange zehren werden.

Samstag, 13. März 2010

Über Uruguay nach Argentinien und Buenos Aires

Heute ist Grenztag und das bedeutet immer Aufregung. Zuerst verarbeiten und verkochen wir mal wieder unsere Lebensmittel, damit wir bei der Einreise nach Uruguay keine Probleme bekommen. Anderen Reisenden zufolge sollen gerade an dieser Grenze die Lebensmittelkontrollen extrem aufwendig sein. Die wenigen Kilometer von Balnerário Hermengildo bis nach Chuy sind schnell gefahren. Zwei Kilometer vor der Stadt befindet sich eine Station der Policia Federal. Dort können wir alle Grenzformalitäten erledigen. Besonders einfach ist die Ausfuhr von Burro. Der Beamte ist aus Blumenau, hat ein Jahr in Bonn gearbeitet und so läuft alles ohne Sprachprobleme ab. Ein wenig ins Schwitzen kommen wir aber dennoch. Burros Kennzeichen wird in den Computer eingegeben und der überprüft, ob wir in Brasilien Verkehrsvergehen begangen haben. Also liebe Brasilienreisende seid gewarnt, spätestens bei der Ausfuhr kriegen sie euch. Doch wir haben Glück, keine Vergehen erfasst, wir dürfen Brasilien verlassen. Neben uns zahlt gerade ein Mann mit versteinertem Gesicht seine Multas. Schon sind wir in Chuy. Der Ort ist eine einzig Freihandelszone und außer Geschäften aller Art gibt es nichts zu sehen. Die Grenze geht mitten durch eine Straße mit breiten Mittelstreifen, die auf der eine Seite Avenida Brasil und auf der anderen Seite Avenida Uruguay heißt und der Schmuggel blüht an allen Ecken und Enden. Menschenmassen kommen von der uruguayischen Seite um hier einzukaufen. Gerne hätten wir uns hier mit neuen Reifen eingedeckt, doch sie haben mal wieder keine Cargoreifen auf Lager. So hält uns hier nichts und wir steuern den uruguayischen Zoll an. Der ist hier auch erst ein paar Kilometer nach der Stadt. Autoschlangen auf der Straße lassen uns nichts Gutes ahnen, doch sie wollen alle auf die brasilianische Seite und so sind wir bei der Einreise alleine am Schalter. Die Personeneinreise ist kurz und knapp erledigt und dann kommt die Importation von Burro. Der Beamte ist gut gelaunt, das Formular mit unserer tätigen Mithilfe schnell ausgefüllt und der Kontrolleur interessiert sich mehr für unsere Reise als für unsere Lebensmittel. Halbherzig öffnet er zwei Schränke, schaut aber nicht einmal hinein, will lediglich wissen ob wir uns in Brasilien sicher gefühlt haben. Er träumt auch von einem WoMo und schaut sich lieber die Inneneinrichtung und die Route an, die wir gefahren sind. So können wir viel schneller als erwartet sagen: Auf Wiedersehen Brasilien und Guten Morgen Uruguay.

Da wir nun Zeit haben und es auf der Strecke liegt, schauen wir uns noch das Fortaleza Santa Teresa aus 1762 an. Die Anlage ist gut restauriert, teilweise möbliert und der Stolz der Uruguayer. Sinnigerweise wurde sie von den Portugiesen erbaut und später von den Spaniern gegen sie verwendet und war dann uneinnehmbar.

Unser Ziel für heute ist der Parque Nacional Santa Teresa. Doch gleich am Eingang erfahren wir, dass wir auf dem dortigen Campingplatz mindestens drei Tage bleiben müssen. Das wollen wir nicht und so fahren wir nur in den Park hinein und an einen schönen, heute aber leider verregneten und windigen Strand. Uns reicht das jedoch für eine kurze Rast.

Auf der weiteren Strecke sehen wir viele Butia-Palmen. Es sind die südlichsten Palmehaine der Welt. Diese Palmen waren einst so zahlreich, das die Indianer auf der Flucht vor den Europäern sich dort verstecken konnten. Heute sind sie in ihrem Bestand gefährdet, wie eigentlich alles was den Europäern in die Hände gefallen ist. Seit Brasilien wissen wir, dass die Früchte sehr schmackhaft, hier aber leider noch nicht reif sind.

Das nächste mal Halt machen wir in Punta del Diabolo. Der kleine und sehr malerische Fischerort soll angeblich erholsame Ruhe bieten. Doch es wimmelt nur so von jugendlichen Touristen hier. Seine Besonderheit sind die Felsen die aus dem Meer ragen. Wie von Teufelshand geworfen sehen sie aus und sind von der schäumenden Meeresbrandung mittlerweile glatt geschliffen. Ein Spaziergang auf den Steinen ist eine rutschige und nasse Angelegenheit, die wir uns aber nicht entgehen lassen. Irgendwie haben wir uns zu lange verzettelt und so erreichen wir für heute unser nächstes Ziel La Paloma nicht mehr. Es regnet stark und wird daher früher dunkel. Also beenden wir in der Höhe von Rocha an einer 24stunden Tankstelle unsere Fahrt. Der erdige Platz steht schnell mehrere Zentimeter unter Wasser und gleich haben Frösche das Terrain erobert.

Am Morgen scheint schon wieder die Sonne und dann haben wir auch schon La Paloma erreicht. Zuerst suchen wir einen Campingplatz. Es gibt hier zwei: La Aguada und der Parque Andresito. In der Touristeninformation erfahren wir, dass wir den Parque Andresito meiden sollen, dort bringt die Stadt ihre Obdachlosen unter. Also entscheiden wir uns für La Aguada, der überdies eine direkte Lage am Strand hat. Das die Haupturlaubszeit vorüber ist, merken wir recht bald. Auf dem riesigen Platz befinden sich nur noch wenige Leute, Restaurant und Kiosk sind geschlossen, allerdings die Wellenreiter haben wohl immer Saison. Wir verzichten bei der Weiterfahrt auf Punta del Este, den teuersten und exklusivsten Badeort des südamerikanischen Kontinents, da wir nun schon zwei mal dort waren. Sehen von Ferne den Pan de Azúcar, mit seinen 493 Metern der dritthöchste Hubbel im ansonsten flachen Uruguay. Die Fahrt ist langweilig, nur Wiesen, Felder und Kühe bestimmen das Landschaftsbild. Uruguay ist halb so groß wie Deutschland, hat 3,4 Millionen Einwohner, aber 9 Millionen Kühe und 29 Millionen Schafe.

Doch dann sind wir im Randbezirk von Montevideo. Immer am Río de la Plata entlang geht es, direkt am historischen Zentrum vorbei (das kennen wir ja auch schon), zum Hafen und dort zum Mercado del Puerto. Das ist weniger ein Markt als ein Fresstempel. Für uns ist er neu und wir wollen einmal das Ambiente dort genießen. Obwohl mitten in der Woche und beileibe nicht preiswert ist es hier gerammelt voll. An machen Ständen muss man sogar anstehen um einen Platz zu ergattern. Wir bestellen uns natürlich ein Asado für zwei und unter 500 Gramm Fleisch pro Person ist hier keiner satt.

Noch einmal und ganz aus der Nähe. Bekommt hier einer Hunger? Übrigens bevor wir hier irgendwelche Kommentare bekommen, das Fleisch hat uns für drei Tage gereicht.
Nach so einem Essen müssten wir eigentlich pausen, doch wir sind heute gnadenlos und weiter geht es. Da wir schon mal beim Essen sind, decken wir uns in der Nähe von Nueva Helvetia mit verschiedenen Käsesorten ein. Der Ort wurde von Schweizern gegründet und hier wird der meiste Käse von ganz Uruguay produziert.
Wir wollen heute noch nach Colonia de Sacramento, einem unserer Lieblingsorte in Südamerika und einer der wenigen, den wir auf allen drei Reisen besucht haben und der uns dennoch immer wieder fasziniert.
Unser sehr zentral gelegener, bewachter Parkplatz ist leider von einer Kirmes belegt. Dennoch finden wir in einem Eckchen noch einen freien Platz, allerdings sehr ruhig wird es hier nicht sein.

Sofort machen wir uns auf den Weg um durch die verwinkelten Gassen zu schlendern. Bei den alten Autos lacht das Herz und hier ist nur die Frage weiß

oder blau, schön sind sie alle?
Der Río de la Plata ist hier 50 km breit und sieht eher aus wie eine Meer als ein Fluss. Außerdem hat er einen ungewöhnlich hohen Wasserstand. Es muss viel geregnet haben in letzter Zeit. In der Ferne können wir schon Buenos Aires erahnen. Der Fluss bildet hier die Grenze zwischen Uruguay und Argentinien. Wir schwelgen in Erinnerungen und denken daran wie wir mit dem Buquet Bus ( so heißt die Fährgesellschaft) nach Buenos Aires übergesetzt haben.
Der Sonnenuntergang ist mal wieder eine Wucht.
Danach setzen wir unseren Rundgang fort und schauen den Trommlern bei der Erwährmung ihrer Tommeln zu.
Außerdem genießen wir einfach nur das schöne Ambiente.

Zwar wollten wir noch einen weiteren Tag in Colonia bleiben, doch der unruhige Parkplatz bringt uns dazu gleich weiter nach Argentinien zu reisen. Über Fray Bentos (die Grenzbrücke ist immer noch gesperrt und wird wohl nie wieder von den Protestierenden freigegeben) geht es nach Paysandu und dort zur Puente International. Hier wenigstens sind sich die Uruguayer und Argentinier einig, der Zoll ist an einer Stelle und alle Formalitäten sind ruck zuck erledigt. Lediglich die extrem hohe Maut über die Brücke ist ärgerlich und schon haben wir Uruguay verlassen und befinden uns in Argentinien.

Eher zufällig haben wir die Thermen von Villa Elisa in einem einheimischen Reiseführer entdeckt. Wir sind erstaunt über die schöne und sehr komfortable Anlage. Hier gibt es einfach alles was man zum Wohlfühlen braucht: Mehrere Becken mit 40° heißem Salzwasser, frei oder überdacht. Einen gepflegten Campingplatz mit Aussicht auf einen kleinen See, sogar mehrere Restaurants befinden sich auf dem Gelände. Die Sonne lacht vom Himmel und wir bleiben gleich 4 Tage hier und genießen einfach nur.

Immer wieder Sonntags!
Doch für Kinder gibt es eigene Becken und so kommt sich hier keiner ins Gehege.
Wir müssen uns wohl oder übel losreißen. Doch erst nach dem Mittagessen können wir uns trennen. Jetzt wird es ernst, Burro soll zurück nach Deutschland und wir müssen uns um die Verschiffung kümmern. Also wollen wir in zwei Etappen nach Buenos Aires fahren. Unterwegs im Gebiet von Entre Ríos ist das ganze Umland so weit das Auge reicht überschwemmt. Erstens hat es hier viel geregnet und zweitens kommt das viele Wasser nun aus Brasilien, wo es ja bereits verherende Überschwemmungen gegeben hat.

Die Kühe werden ungefragt zu Wasserbüffeln

und die Pferde zu Seepferdchen.
Doch auch den Menschen ergeht es nicht besser, die Häuser stehen alle im Wasser. Wer kann hat sich auf den erhöhten Randsteifen an der Straße geflüchtet und dort stehen nun lauter Behelfshütten.
Auch unsere Pläne werden durcheinandergebracht, da die Zufahrt des Campingplatzes an der imposanten Brücke über den Río Paraná bei Zarate unter Wasser steht. Das gleiche Problem bleibt bestehen bei allen noch folgenden Möglichkeiten. Nun sind wir schon im weiteren Umfeld von Buenos Aires und es gibt keine Campingplätze oder sichere Tankstellen mehr. Wohl oder übel müssen wir nun direkt nach Buenos Aires fahren. Es ist schon stockdunkel und wir sind noch eine Fahrstunde vom Parkplatz am Hafen entfernt. Der Verkehr ist nervig und so sind wir froh, als wir endlich am Parkplatz sind. Doch nun der nächste Schreck, der Parkplatz ist zwar absolut leer, aber leider geschlossen. Die Rückfrage bei den Wachleuten ergibt, dass für die 200jahrfeier Argentiniens hier eine Regatta stattfindet und auf dem Platz Ausstellungszelte aufgebaut werden. Wir dürfen auch nicht vor dem Tor stehen bleiben, weil am nächsten Morgen Fahrzeuge und Arbeiter für den Aufbau kommen. So gibt es immer wieder Überraschungen und man sollte nie glauben, dass es immer so kommt wie man ganz sicher erwartet. Der Wachmann telefoniert herum und will uns einen Parkplatz für die Nacht für 80 Pesos besorgen. Das ist uns zu teuer, doch wir halten uns die Option offen und machen uns dann noch selber auf die Suche. Ganz in der Nähe finden wir einen bewachten Platz für 25 Pesos. Bernd hat einen guten Riecher und bezahlt direkt die 24 Stunden. Der Stellplatz liegt dann aber genau neben der Bahnlinie und in der Nacht fahren mehrer Züge durch unser Schflafzimmer.
Gegen Morgen schlafen wir dann endlich ein und als wir erwachen ist draußen das Chaos ausgebrochen. Jede Ecke des Parkplatzes steht mit Autos voll. In Dreierreihen hintereinander und sogar die Fahrstraße ist jetzt blockiert. Eben weil der große Parkplatz der Naval fehlt, herrscht jetzt Parkplatznot am Hafen. Der Wächter will kassieren und verlangt 50 Pesos von uns. Bernd zeigt seine Quittung und so muss er sich zähneknirschend zufrieden geben. Da kann man mal wieder gut erkennen, wie Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen.

Wir machen uns auf den direkten Weg zur Argentur von Grimaldi. Schnell sind die Fakten abgesprochen, Kopien von allen erforderlichen Unterlagen erstellt und der Abgabetermin auf den 12.03.10 festgelegt. Allerdings müssen wir am 11.03.10 schon bei einem Agenten im Hafen sein um die erforderlichen Formalitäten mit dem Zoll zu regeln. Mit einem Berg Kopien machen wir uns nun auf den Weg zu einem Notar, der das alles beglaubigen muss. Da der Mitarbeiter von Grimaldi dort schon angerufen hat, müssen wir nur unseren Obolus entrichten und die Originale vorzeigen. Die Firma Grimaldi wird die Kopien später bei dem Notar abholen und an den Agenten im Hafen weiter leiten. Für uns bleibt nichts weiter zu tun. Wir gehen noch zum Hotel Diplomat und und reservieren uns ein Hotelzimmer ab dem 12.03.10, danach wollen wir nur noch eines, raus aus Buenos Aires.

Unser Ziel ist San Antonio de Areco, dass wir zwar noch nicht kennen, wo es aber einen guten Campingplatz geben soll. Der Ort ist hübsch, mit alter Brücke und Parkanlagen. Der Campingplatz liegt einsam und verlassen da, nur ein paar Hunde streunen noch hier herum. Wir können uns auf dem großen Platz breit machen. Kaum einen Schritt aus dem WoMo fallen Miraden von Stechmücken über uns, bzw. wieder mal nur über mich her. Trotz des schönen, warmen Wetters bleibt nur noch die Flucht ins WoMo. Hier bleiben wir für heute, doch morgen sind wir weg, das ist absolut sicher.

Areco hat eine Gasabfüllanlage und so können wir am nächsten Morgen wenigstens noch unsere leere Gasflasche füllen. Da die dort aber mal wieder unendlich Zeit brauchen, nutzen wir den Aufenthalt für den letzten Ölwechsel in Südamerika. Wo wir hin wollen wissen wir genau, nach Villa Elisa zu den schönsten Thermen weit und breit. Leider müssen wir dazu die Ruta 14 befahren. Sie ist unter Wohnmobilfahrern wegen der Polizeikontrollen und den Dingen, die dann angeblich gesetzeswidrig sind, berüchtigt. Außerdem gibt es neuerdings Radarfallen in Argentininen. Elf Polizeikontrollen waren auf der 300 Kilometer langen Strecke. Bei 9 wurden wir nicht beachtet, einmal angehalten und nach der Überprüfung der Papiere entlassen. In der Nähe des Abzweigs von Fray Bentos, unter einer Brücke waren wir dann an der Reihe. Angeblich fehlten uns Reflektionsstreifen an der Seite und Hinten. Bernd musste aussteigen und mit den Polizisten (3) ums Auto gehen. Dann entdeckten sie unsere Anhängerkupplung. Da waren die Reflektionsstreifen schnell vergessen, denn nun hatten sie etwas besseres gefunden. Anhängerkupplung ohne Anhänger daran, dass sei in Argentinien nicht erlaubt. Bernd musste mit ins Wachhäusschen und dort sollte er 450 US Dollar Strafe bezahlen (ohne Quittung versteht sich). Zwischenzeitlich stand ich mit allen Papieren in der Hand mit im Wachhaus. Über den weiteren Sachverhalt will ich mich nicht im einzelnen auslassen nur soviel: Ich habe einmal tief Luft geholt und als die wieder draußen war, wurden wir vom Chef der Wache per Handschlag, mit den besten Wünschen und selbstverständlich ohne Multa entlassen. Den Rest des Weges musste ich mich mit einem vor sich hin grinsenden Fahrer und meinem extrem hohen Blutdruck abfinden. Dafür wurden wir dann mit einem schönen Bad in den Thermen von Villa Elisa entschädigt.

Sieben Tage gab es nichts anderes zu tun als zu lesen, zu sticken, Bäder zu nehmen oder den Gänsen zu zu schauen. Die Sonne meinte es gut mit uns und wir hatten endlich einmal richtigen Urlaub.

Unser Spanisch konnte in vielen Gesprächen mit anderen Gästen aufgebessert werden und auch am Abend war für Unterhaltung gesorgt.

Bei der Rückfahrt nach Buenos Aires wurden wir von keiner Polizeikontrolle angehalten und so verlief alles vollkommen problemlos, nur dass der Parkplatz am Hafen immer noch gesperrt war. Diesmal suchten wir uns einen Platz der nicht an der Bahnlinie lag, dafür aber an der sechsspurigen Durchgangsstraße. Was dann auch keinen Deut ruhiger war. Am nächsten Morgen ging Bernd zum Agenten in den Hafen und ich machte das WoMo sauber. Der Agent hatte schon einen Mitarbeiter in die Warteschlange gestellt, sodass Bernd keine Wartezeit hatte. Innerhalb von zwei Stunden waren Formulare erstellt, deren Anzahl sich eher mit Zentimetern als mit Seiten messen ließ. Dann wurden Koffer gepackt. Wir sind mit 160 Kilo Gepäck in Südamerika angekommen und jetzt haben wir gefühlte 300 Kilo. Koffer und Taschen stapelten sich im Innenraum. Wir beschlossen keine weitere Nacht in diesem Lärm zu verbringen und zogen schon einen Tag früher als vorgesehen ins Hotel Diplomat um.

Burro muss alleine auf dem Parkplatz zurück bleiben und wir hoffen, ihn Morgen unversehrt wieder vor zu finden.

Die Nacht im Hotel war erholsam und ruhig und Bernd ging zum Parkplatz, holte Burro ab und brachte ihn in den Hafen. Innerhalb einer halben Stunde war alles erledigt. Leider ist im Hafen absolutes Fotografierverbot und so müssen wir uns mit einem Foto des Außentores genügen. Hier haben wir vor 2 ½ Jahren Burro mit eingeschlagener Scheibe aus dem Hafen geholt und hierher kommt er nun zurück. Burro geht auf seine 3wöchige Reise über das Meer.

Für uns ist diese Reise noch nicht zu Ende. Jetzt haben wir nichts mehr zu organisieren und Zeit für Buenos Aires und Quito, der dann letzten Station unserer schönen Zeit in Südamerika.