Da wir nun Zeit haben und es auf der Strecke liegt, schauen wir uns noch das Fortaleza Santa Teresa aus 1762 an. Die Anlage ist gut restauriert, teilweise möbliert und der Stolz der Uruguayer. Sinnigerweise wurde sie von den Portugiesen erbaut und später von den Spaniern gegen sie verwendet und war dann uneinnehmbar.
Unser Ziel für heute ist der Parque Nacional Santa Teresa. Doch gleich am Eingang erfahren wir, dass wir auf dem dortigen Campingplatz mindestens drei Tage bleiben müssen. Das wollen wir nicht und so fahren wir nur in den Park hinein und an einen schönen, heute aber leider verregneten und windigen Strand. Uns reicht das jedoch für eine kurze Rast.
Auf der weiteren Strecke sehen wir viele Butia-Palmen. Es sind die südlichsten Palmehaine der Welt. Diese Palmen waren einst so zahlreich, das die Indianer auf der Flucht vor den Europäern sich dort verstecken konnten. Heute sind sie in ihrem Bestand gefährdet, wie eigentlich alles was den Europäern in die Hände gefallen ist. Seit Brasilien wissen wir, dass die Früchte sehr schmackhaft, hier aber leider noch nicht reif sind.
Das nächste mal Halt machen wir in Punta del Diabolo. Der kleine und sehr malerische Fischerort soll angeblich erholsame Ruhe bieten. Doch es wimmelt nur so von jugendlichen Touristen hier. Seine Besonderheit sind die Felsen die aus dem Meer ragen. Wie von Teufelshand geworfen sehen sie aus und sind von der schäumenden Meeresbrandung mittlerweile glatt geschliffen. Ein Spaziergang auf den Steinen ist eine rutschige und nasse Angelegenheit, die wir uns aber nicht entgehen lassen. Irgendwie haben wir uns zu lange verzettelt und so erreichen wir für heute unser nächstes Ziel La Paloma nicht mehr. Es regnet stark und wird daher früher dunkel. Also beenden wir in der Höhe von Rocha an einer 24stunden Tankstelle unsere Fahrt. Der erdige Platz steht schnell mehrere Zentimeter unter Wasser und gleich haben Frösche das Terrain erobert.Am Morgen scheint schon wieder die Sonne und dann haben wir auch schon La Paloma erreicht. Zuerst suchen wir einen Campingplatz. Es gibt hier zwei: La Aguada und der Parque Andresito. In der Touristeninformation erfahren wir, dass wir den Parque Andresito meiden sollen, dort bringt die Stadt ihre Obdachlosen unter. Also entscheiden wir uns für La Aguada, der überdies eine direkte Lage am Strand hat. Das die Haupturlaubszeit vorüber ist, merken wir recht bald. Auf dem riesigen Platz befinden sich nur noch wenige Leute, Restaurant und Kiosk sind geschlossen, allerdings die Wellenreiter haben wohl immer Saison. Wir verzichten bei der Weiterfahrt auf Punta del Este, den teuersten und exklusivsten Badeort des südamerikanischen Kontinents, da wir nun schon zwei mal dort waren. Sehen von Ferne den Pan de Azúcar, mit seinen 493 Metern der dritthöchste Hubbel im ansonsten flachen Uruguay. Die Fahrt ist langweilig, nur Wiesen, Felder und Kühe bestimmen das Landschaftsbild. Uruguay ist halb so groß wie Deutschland, hat 3,4 Millionen Einwohner, aber 9 Millionen Kühe und 29 Millionen Schafe.
Doch dann sind wir im Randbezirk von Montevideo. Immer am Río de la Plata entlang geht es, direkt am historischen Zentrum vorbei (das kennen wir ja auch schon), zum Hafen und dort zum Mercado del Puerto. Das ist weniger ein Markt als ein Fresstempel. Für uns ist er neu und wir wollen einmal das Ambiente dort genießen. Obwohl mitten in der Woche und beileibe nicht preiswert ist es hier gerammelt voll. An machen Ständen muss man sogar anstehen um einen Platz zu ergattern. Wir bestellen uns natürlich ein Asado für zwei und unter 500 Gramm Fleisch pro Person ist hier keiner satt.
Sofort machen wir uns auf den Weg um durch die verwinkelten Gassen zu schlendern. Bei den alten Autos lacht das Herz und hier ist nur die Frage weiß
Zwar wollten wir noch einen weiteren Tag in Colonia bleiben, doch der unruhige Parkplatz bringt uns dazu gleich weiter nach Argentinien zu reisen. Über Fray Bentos (die Grenzbrücke ist immer noch gesperrt und wird wohl nie wieder von den Protestierenden freigegeben) geht es nach Paysandu und dort zur Puente International. Hier wenigstens sind sich die Uruguayer und Argentinier einig, der Zoll ist an einer Stelle und alle Formalitäten sind ruck zuck erledigt. Lediglich die extrem hohe Maut über die Brücke ist ärgerlich und schon haben wir Uruguay verlassen und befinden uns in Argentinien.
Eher zufällig haben wir die Thermen von Villa Elisa in einem einheimischen Reiseführer entdeckt. Wir sind erstaunt über die schöne und sehr komfortable Anlage. Hier gibt es einfach alles was man zum Wohlfühlen braucht: Mehrere Becken mit 40° heißem Salzwasser, frei oder überdacht. Einen gepflegten Campingplatz mit Aussicht auf einen kleinen See, sogar mehrere Restaurants befinden sich auf dem Gelände. Die Sonne lacht vom Himmel und wir bleiben gleich 4 Tage hier und genießen einfach nur.
Die Kühe werden ungefragt zu Wasserbüffeln
Wir machen uns auf den direkten Weg zur Argentur von Grimaldi. Schnell sind die Fakten abgesprochen, Kopien von allen erforderlichen Unterlagen erstellt und der Abgabetermin auf den 12.03.10 festgelegt. Allerdings müssen wir am 11.03.10 schon bei einem Agenten im Hafen sein um die erforderlichen Formalitäten mit dem Zoll zu regeln. Mit einem Berg Kopien machen wir uns nun auf den Weg zu einem Notar, der das alles beglaubigen muss. Da der Mitarbeiter von Grimaldi dort schon angerufen hat, müssen wir nur unseren Obolus entrichten und die Originale vorzeigen. Die Firma Grimaldi wird die Kopien später bei dem Notar abholen und an den Agenten im Hafen weiter leiten. Für uns bleibt nichts weiter zu tun. Wir gehen noch zum Hotel Diplomat und und reservieren uns ein Hotelzimmer ab dem 12.03.10, danach wollen wir nur noch eines, raus aus Buenos Aires.
Unser Ziel ist San Antonio de Areco, dass wir zwar noch nicht kennen, wo es aber einen guten Campingplatz geben soll. Der Ort ist hübsch, mit alter Brücke und Parkanlagen. Der Campingplatz liegt einsam und verlassen da, nur ein paar Hunde streunen noch hier herum. Wir können uns auf dem großen Platz breit machen. Kaum einen Schritt aus dem WoMo fallen Miraden von Stechmücken über uns, bzw. wieder mal nur über mich her. Trotz des schönen, warmen Wetters bleibt nur noch die Flucht ins WoMo. Hier bleiben wir für heute, doch morgen sind wir weg, das ist absolut sicher.
Areco hat eine Gasabfüllanlage und so können wir am nächsten Morgen wenigstens noch unsere leere Gasflasche füllen. Da die dort aber mal wieder unendlich Zeit brauchen, nutzen wir den Aufenthalt für den letzten Ölwechsel in Südamerika. Wo wir hin wollen wissen wir genau, nach Villa Elisa zu den schönsten Thermen weit und breit. Leider müssen wir dazu die Ruta 14 befahren. Sie ist unter Wohnmobilfahrern wegen der Polizeikontrollen und den Dingen, die dann angeblich gesetzeswidrig sind, berüchtigt. Außerdem gibt es neuerdings Radarfallen in Argentininen. Elf Polizeikontrollen waren auf der 300 Kilometer langen Strecke. Bei 9 wurden wir nicht beachtet, einmal angehalten und nach der Überprüfung der Papiere entlassen. In der Nähe des Abzweigs von Fray Bentos, unter einer Brücke waren wir dann an der Reihe. Angeblich fehlten uns Reflektionsstreifen an der Seite und Hinten. Bernd musste aussteigen und mit den Polizisten (3) ums Auto gehen. Dann entdeckten sie unsere Anhängerkupplung. Da waren die Reflektionsstreifen schnell vergessen, denn nun hatten sie etwas besseres gefunden.
Anhängerkupplung ohne Anhänger daran, dass sei in Argentinien nicht erlaubt. Bernd musste mit ins Wachhäusschen und dort sollte er 450 US Dollar Strafe bezahlen (ohne Quittung versteht sich). Zwischenzeitlich stand ich mit allen Papieren in der Hand mit im Wachhaus. Über den weiteren Sachverhalt will ich mich nicht im einzelnen auslassen nur soviel: Ich habe einmal tief Luft geholt und als die wieder draußen war, wurden wir vom Chef der Wache per Handschlag, mit den besten Wünschen und selbstverständlich ohne Multa entlassen. Den Rest des Weges musste ich mich mit einem vor sich hin grinsenden Fahrer und meinem extrem hohen Blutdruck abfinden. Dafür wurden wir dann mit einem schönen Bad in den Thermen von Villa Elisa entschädigt.Sieben Tage gab es nichts anderes zu tun als zu lesen, zu sticken, Bäder zu nehmen oder den Gänsen zu zu schauen. Die Sonne meinte es gut mit uns und wir hatten endlich einmal richtigen Urlaub.
Unser Spanisch konnte in vielen Gesprächen mit anderen Gästen aufgebessert werden und auch am Abend war für Unterhaltung gesorgt.
Bei der Rückfahrt nach Buenos Aires wurden wir von keiner Polizeikontrolle angehalten und so verlief alles vollkommen problemlos, nur dass der Parkplatz am Hafen immer noch gesperrt war. Diesmal suchten wir uns einen Platz der nicht an der Bahnlinie lag, dafür aber an der sechsspurigen Durchgangsstraße. Was dann auch keinen Deut ruhiger war. Am nächsten Morgen ging Bernd zum Agenten in den Hafen und ich machte das WoMo sauber. Der Agent hatte schon einen Mitarbeiter in die Warteschlange gestellt, sodass Bernd keine Wartezeit hatte. Innerhalb von zwei Stunden waren Formulare erstellt, deren Anzahl sich eher mit Zentimetern als mit Seiten messen ließ. Dann wurden Koffer gepackt. Wir sind mit 160 Kilo Gepäck in Südamerika angekommen und jetzt haben wir gefühlte 300 Kilo. Koffer und Taschen stapelten sich im Innenraum. Wir beschlossen keine weitere Nacht in diesem Lärm zu verbringen und zogen schon einen Tag früher als vorgesehen ins Hotel Diplomat um.
Burro muss alleine auf dem Parkplatz zurück bleiben und wir hoffen, ihn Morgen unversehrt wieder vor zu finden.
Die Nacht im Hotel war erholsam und ruhig und Bernd ging zum Parkplatz, holte Burro ab und brachte ihn in den Hafen. Innerhalb einer halben Stunde war alles erledigt. Leider ist im Hafen absolutes Fotografierverbot und so müssen wir uns mit einem Foto des Außentores genügen. Hier haben wir vor 2 ½ Jahren Burro mit eingeschlagener Scheibe aus dem Hafen geholt und hierher kommt er nun zurück. Burro geht auf seine 3wöchige Reise über das Meer.
Für uns ist diese Reise noch nicht zu Ende. Jetzt haben wir nichts mehr zu organisieren und Zeit für Buenos Aires und Quito, der dann letzten Station unserer schönen Zeit in Südamerika.
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