Die Wartezeit auf unsere nächste große Reise ist uns zu lange und so haben wir eben kurzfristig beschlossen den Winter in Marokko zu verbringen. Allerdings wollen wir uns Zeit lassen und da wir ja sowieso durch Frankreich und Spanien müssen, werden wir uns also dort eine Weile aufhalten. Wir kommen mal wieder nicht rechtzeitig von zu Hause weg und kaum auf der Autobahn, stehen wir schon im Stau. Das kann ja heiter werden. So nehmen wir halt ein Stück Landstraße und sind dann doch schneller als erwartet in Luxemburg. Natürlich wird dort getankt und auch die Reservekanister gefüllt, denn bekanntermaßen streiken sie ja in Frankreich und wir wollen kein Risiko eingehen. Es ist schon stockdunkel und unser erstes Ziel in Frankreich Baume les Dames erreichen wir nur noch mit Hilfe unseres Navigationsgerätes. Der Stellplatz ist bis auf den letzten Platz belegt und so müssen wir auf den Complexe Touristica ausweichen. Hier ist es zwar sehr schön, doch die Nacht ist dermaßen kalt, dass wir beschließen ohne weiteren Aufenthalt weiter zu ziehen. Im Zentralmassiv sind die Hänge sogar schon leicht gezuckert. Das können wir nun überhaupt nicht gebrauchen, da hätten wir ja auch zu Hause bleiben können.
Wir lassen Le Puy und Langogne hinter uns und suchen einen Stellplatz am Lac de Naussac. Hier ist alles geschlossen und entsprechend einsam stehen wir. Der Spaziergang am See wird nach kurzer Zeit abgebrochen, der eisige Wind pfeift sogar durch Schal und Mütze.Doch am Tag ist es wunderbar sonnig und warm und da wir nun mal so nahe dabei sind, machen wir doch noch den Schlenker in die Gorges du Tarn. Die Chance durch die Schlucht ohne den ganzen Touristenrummel zu fahren, wollen wir uns dann doch nicht entgehen lassen. Schon von oben haben wir eine tolle Sicht auf das Dorf Ste. Enimie
und immer wieder herrliche Ausblicke in die Schlucht.
Im Sommer sollen die hier Stoßstange an Stoßstange stehen. Wie wir da wohl durchgekommen wären?
Über Beziers und Narbonne erreichen wir Gruissan. Dort auf dem Stellplatz sehen wir wieder eine größere Ansammlung WoMo´s. Der Ort ist sehr nett und so bleiben wir gleich zwei Tage hier.
Wir hören die ersten Horrorgeschichten von WoMo Fahrern die in Avinon oder Lyon wegen Benzinmangels gestrandet sind. Doch wir können nur sagen: Jede Tankstelle die wir anfuhren hatte Diesel und es gab keine Probleme. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir nur durch das Hinterland gefahren sind und die großen Städte gemieden haben.
In den Nächten ist es uns immer noch zu kalt, also auf nach Spanien und dort direkt bis Blanes. Hier haben wir in Vorwohnmobilzeiten so manchen Urlaub verbracht und nun hängen wir unseren Erinnerungen nach. Vom Campingplatz Sabanell haben wir bereits das Wahrzeichen der Stadt, die Ruine des Kastells vor Augen.
Jetzt kommt die Nagelprobe für unsere neuen E-Bikes. Schaffen wir die Höhe oder nicht? Wir schaffen sie und bekommen unterwegs anerkennende Zeichen von den Autofahrern. Vom Juan aus können wir gut erkennen, wie sehr sich die Stadt in den letzten Jahren ausgedehnt hat. Auch der Hafen wird zur Zeit mächtig vergrößert.
Da wir mit den Rädern so gut waren, nehmen wir am nächsten Tag gleich noch den immer wieder faszinierenden Botanischen Garten Mar y Murta in Angriff. Zum ersten Mal sehen wir die Früchte des Erdbeerbaumes. Sie sehen tatsächlich wie Erdbeeren aus, ob man sie essen kann wissen wir aber leider nicht.
Die verschiedenen Aussichtspunkte laden immer wieder zum Verweilen und Träumen ein.
Verschiedene WoMo Fahrer, die zurück nach Deutschland wollen und durch Frankreich müssen, möchten uns unsere Reservekanister abkaufen, es scheint selbst hier in Spanien keine mehr zu geben. Doch wir behalten sie vorsichtshalber. So wird hier alles mit Diesel gefüllt, was noch so eben geht. Wir sehen Leute die 25 von den 5 Liter Wasserbehälter voll mit Diesel in ihren Vorratskammern stehen haben. Das ist doch irgendwo verrückt.
So gut es uns hier auch gefällt, wir müssen uns losreißen. Nach drei Tagen sind wir wieder on road. Immer durchs Landesinnere über Hostalric, Vic, und Leida, bergauf und bergab erreichen wir Vinaros. Unser WoMo Führer hat uns im Hafen einen Stellplatz versprochen, jedoch außer WoMo Verbotsschildern gibt es hier für uns nichts. Wir fahren weiter an der Küste entlang. Es wird dunkel und wir pfeifen auf die Verbotsschilder, bleiben einfach auf einem Platz stehen. Tatsächlich verbringen wir absolut unbehelligt eine ruhige Nacht mit herrlichem Sonnenaufgang über dem Meer. Weiter über Benicarló sind wir auch schon in Peñiscola. Auch wenn das Bild etwas anderes aussagen will, der Name des Ortes ist hat nichts mit einem ungewöhnlichen Behälter für Cola zu tun, sondern heißt einfach nur Halbinsel.
Wir suchen uns eine gesündere Gegend und fahren durch hügelige Landschaften bis Valltorta. Das Museum über die hier gefundenen Zeichnungen und Gegenstände der sogenannten Hirschmenschen hat Montags geschlossen, dafür aber gibt es in dieser Einsamkeit sogar einen Campingplatz mit deutschem Besitzer. So können wir dann am nächsten Morgen noch das Museum besichtigen. Immerhin ist das hier Weltkulturerbe, obwohl die Höhlenzeichnungen im Original nur noch als Punkte zu erkennen sind. Dafür aber ist das Museum recht anschaulich und hat sogar einen 10-minütigen Visionsvortrag in Deutsch zu bieten. Ansonsten sind nur noch die runden Steinhäuser in der Umgebung zu erwähnen.
So weit das Auge reicht Olivenhaine. Obschon sehr intensiv genutzt, sind doch auch noch ein paar uralte, wunderschöne Exemplare stehen geblieben.
Die kleine Stadt San Mateu hat noch einen alten Ortskern mit zwei öffentlichen Waschhäusern, die noch bis in die heutige Zeit genutzt werden.
Ein Ort kann noch so klein sein, eine große Kirche beherrscht allemal den Zentrumsbereich.
Die alte Grenzfestung Morella, hoch im Gebirge des El Maestrazgo Gebietes , an der Grenze zwischen Aragonien und Valencia hält eine Überraschung für uns bereit. Hier gibt es einen offiziellen Stellplatz vom Feinsten, kostenfrei, Ver- und Entsorgung, sowie Traumblick auf die Stadt und das Kastell. Was will das Camperherz noch mehr.
Uns hält nichts mehr im WoMo. Wir schwingen uns auf die Räder und so sind die 1,5 Kilometer Entfernung zum Ort schnell zurückgelegt. Es gibt eine Stadtmauer, verwinkelte Gassen die meist in Treppen enden, winzige Geschäfte mit allerlei Leckereien und Unmengen von Touristen. So müssen wir selbst die Fahrräder stehen lassen und uns zu Fuß immer weiter in die Höhe begeben. Vom Innenhof des fast verfallenen Franziskanerklosters aus lockt uns die Festung. Der Aufstieg ist mühsam, aber wir werden entschädigt durch die Ruine selber. Auf drei Ebenen gibt es allerlei zu entdecken und auch die Ausblicke ins Umland sind nicht zu verachten, wenngleich es nur landwirtschaftliches Gebiet zu sehen gibt.
Am darauffolgenden Tag hat unser Burro einiges zu leisten. Wir fahren Pässe rauf und runter. Der höchste mit 1.700 Meter Höhe ist der Villaroya. Doch seit unseren Fahrten durch die Anden kann uns das wirklich nicht mehr schrecken. Eine Stadtbesichtigung haben wir auch noch als Programmpunkt: Teruel, die Hauptstadt der Provinz, gegründet von den Iberern, verwüstet von den Römern und bis um 1.500 von den Mauren bewohnt. Denen verdankt die Stadt die wunderschönen Gebäude im mudéjar Stil, unter anderem mehrere Türme,
natürlich die Kathedrale mit den grünen und schwarzen Azulejos (Kacheln)
Das alte arabische Bad ist nur noch ein Museum.
Ein wenig werden wir noch in Spanien verweilen bevor es nach Marokko geht. Davon das nächste Mal.