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Samstag, 30. Oktober 2010

Winterreise nach Marokko durch Frankreich und Spanien

Die Wartezeit auf unsere nächste große Reise ist uns zu lange und so haben wir eben kurzfristig beschlossen den Winter in Marokko zu verbringen. Allerdings wollen wir uns Zeit lassen und da wir ja sowieso durch Frankreich und Spanien müssen, werden wir uns also dort eine Weile aufhalten. Wir kommen mal wieder nicht rechtzeitig von zu Hause weg und kaum auf der Autobahn, stehen wir schon im Stau. Das kann ja heiter werden. So nehmen wir halt ein Stück Landstraße und sind dann doch schneller als erwartet in Luxemburg. Natürlich wird dort getankt und auch die Reservekanister gefüllt, denn bekanntermaßen streiken sie ja in Frankreich und wir wollen kein Risiko eingehen. Es ist schon stockdunkel und unser erstes Ziel in Frankreich Baume les Dames erreichen wir nur noch mit Hilfe unseres Navigationsgerätes. Der Stellplatz ist bis auf den letzten Platz belegt und so müssen wir auf den Complexe Touristica ausweichen. Hier ist es zwar sehr schön, doch die Nacht ist dermaßen kalt, dass wir beschließen ohne weiteren Aufenthalt weiter zu ziehen. Im Zentralmassiv sind die Hänge sogar schon leicht gezuckert. Das können wir nun überhaupt nicht gebrauchen, da hätten wir ja auch zu Hause bleiben können.

Wir lassen Le Puy und Langogne hinter uns und suchen einen Stellplatz am Lac de Naussac. Hier ist alles geschlossen und entsprechend einsam stehen wir. Der Spaziergang am See wird nach kurzer Zeit abgebrochen, der eisige Wind pfeift sogar durch Schal und Mütze.

Doch am Tag ist es wunderbar sonnig und warm und da wir nun mal so nahe dabei sind, machen wir doch noch den Schlenker in die Gorges du Tarn. Die Chance durch die Schlucht ohne den ganzen Touristenrummel zu fahren, wollen wir uns dann doch nicht entgehen lassen. Schon von oben haben wir eine tolle Sicht auf das Dorf Ste. Enimie

und immer wieder herrliche Ausblicke in die Schlucht.

Im Sommer sollen die hier Stoßstange an Stoßstange stehen. Wie wir da wohl durchgekommen wären?

Über Beziers und Narbonne erreichen wir Gruissan. Dort auf dem Stellplatz sehen wir wieder eine größere Ansammlung WoMo´s. Der Ort ist sehr nett und so bleiben wir gleich zwei Tage hier.

Mit unseren Fahrrädern erkunden wir die Umgebung und sehen in den Lagunen Flamingos.

Wir hören die ersten Horrorgeschichten von WoMo Fahrern die in Avinon oder Lyon wegen Benzinmangels gestrandet sind. Doch wir können nur sagen: Jede Tankstelle die wir anfuhren hatte Diesel und es gab keine Probleme. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir nur durch das Hinterland gefahren sind und die großen Städte gemieden haben.

In den Nächten ist es uns immer noch zu kalt, also auf nach Spanien und dort direkt bis Blanes. Hier haben wir in Vorwohnmobilzeiten so manchen Urlaub verbracht und nun hängen wir unseren Erinnerungen nach. Vom Campingplatz Sabanell haben wir bereits das Wahrzeichen der Stadt, die Ruine des Kastells vor Augen.

Jetzt kommt die Nagelprobe für unsere neuen E-Bikes. Schaffen wir die Höhe oder nicht? Wir schaffen sie und bekommen unterwegs anerkennende Zeichen von den Autofahrern. Vom Juan aus können wir gut erkennen, wie sehr sich die Stadt in den letzten Jahren ausgedehnt hat. Auch der Hafen wird zur Zeit mächtig vergrößert.

Da wir mit den Rädern so gut waren, nehmen wir am nächsten Tag gleich noch den immer wieder faszinierenden Botanischen Garten Mar y Murta in Angriff. Zum ersten Mal sehen wir die Früchte des Erdbeerbaumes. Sie sehen tatsächlich wie Erdbeeren aus, ob man sie essen kann wissen wir aber leider nicht.

Die verschiedenen Aussichtspunkte laden immer wieder zum Verweilen und Träumen ein.

Verschiedene WoMo Fahrer, die zurück nach Deutschland wollen und durch Frankreich müssen, möchten uns unsere Reservekanister abkaufen, es scheint selbst hier in Spanien keine mehr zu geben. Doch wir behalten sie vorsichtshalber. So wird hier alles mit Diesel gefüllt, was noch so eben geht. Wir sehen Leute die 25 von den 5 Liter Wasserbehälter voll mit Diesel in ihren Vorratskammern stehen haben. Das ist doch irgendwo verrückt.

So gut es uns hier auch gefällt, wir müssen uns losreißen. Nach drei Tagen sind wir wieder on road. Immer durchs Landesinnere über Hostalric, Vic, und Leida, bergauf und bergab erreichen wir Vinaros. Unser WoMo Führer hat uns im Hafen einen Stellplatz versprochen, jedoch außer WoMo Verbotsschildern gibt es hier für uns nichts. Wir fahren weiter an der Küste entlang. Es wird dunkel und wir pfeifen auf die Verbotsschilder, bleiben einfach auf einem Platz stehen. Tatsächlich verbringen wir absolut unbehelligt eine ruhige Nacht mit herrlichem Sonnenaufgang über dem Meer. Weiter über Benicarló sind wir auch schon in Peñiscola. Auch wenn das Bild etwas anderes aussagen will, der Name des Ortes ist hat nichts mit einem ungewöhnlichen Behälter für Cola zu tun, sondern heißt einfach nur Halbinsel.

Obwohl in Peñiscola alle Bausünden die man auch nur begehen kann begangen wurden, ist die Altstadt und der Burgberg ein absolutes Schätzchen.
Die Burg war einmal eine Festung der Mauren, dann der Tempelritter und später residierte hier sogar ein Papst.
Also gesund sieht der armer Kerl hier wirklich nicht mehr aus.

Wir suchen uns eine gesündere Gegend und fahren durch hügelige Landschaften bis Valltorta. Das Museum über die hier gefundenen Zeichnungen und Gegenstände der sogenannten Hirschmenschen hat Montags geschlossen, dafür aber gibt es in dieser Einsamkeit sogar einen Campingplatz mit deutschem Besitzer. So können wir dann am nächsten Morgen noch das Museum besichtigen. Immerhin ist das hier Weltkulturerbe, obwohl die Höhlenzeichnungen im Original nur noch als Punkte zu erkennen sind. Dafür aber ist das Museum recht anschaulich und hat sogar einen 10-minütigen Visionsvortrag in Deutsch zu bieten. Ansonsten sind nur noch die runden Steinhäuser in der Umgebung zu erwähnen.

So weit das Auge reicht Olivenhaine. Obschon sehr intensiv genutzt, sind doch auch noch ein paar uralte, wunderschöne Exemplare stehen geblieben.

Die kleine Stadt San Mateu hat noch einen alten Ortskern mit zwei öffentlichen Waschhäusern, die noch bis in die heutige Zeit genutzt werden.

Ein Ort kann noch so klein sein, eine große Kirche beherrscht allemal den Zentrumsbereich.

Die alte Grenzfestung Morella, hoch im Gebirge des El Maestrazgo Gebietes , an der Grenze zwischen Aragonien und Valencia hält eine Überraschung für uns bereit. Hier gibt es einen offiziellen Stellplatz vom Feinsten, kostenfrei, Ver- und Entsorgung, sowie Traumblick auf die Stadt und das Kastell. Was will das Camperherz noch mehr.

Uns hält nichts mehr im WoMo. Wir schwingen uns auf die Räder und so sind die 1,5 Kilometer Entfernung zum Ort schnell zurückgelegt. Es gibt eine Stadtmauer, verwinkelte Gassen die meist in Treppen enden, winzige Geschäfte mit allerlei Leckereien und Unmengen von Touristen. So müssen wir selbst die Fahrräder stehen lassen und uns zu Fuß immer weiter in die Höhe begeben. Vom Innenhof des fast verfallenen Franziskanerklosters aus lockt uns die Festung. Der Aufstieg ist mühsam, aber wir werden entschädigt durch die Ruine selber. Auf drei Ebenen gibt es allerlei zu entdecken und auch die Ausblicke ins Umland sind nicht zu verachten, wenngleich es nur landwirtschaftliches Gebiet zu sehen gibt.

Am darauffolgenden Tag hat unser Burro einiges zu leisten. Wir fahren Pässe rauf und runter. Der höchste mit 1.700 Meter Höhe ist der Villaroya. Doch seit unseren Fahrten durch die Anden kann uns das wirklich nicht mehr schrecken. Eine Stadtbesichtigung haben wir auch noch als Programmpunkt: Teruel, die Hauptstadt der Provinz, gegründet von den Iberern, verwüstet von den Römern und bis um 1.500 von den Mauren bewohnt. Denen verdankt die Stadt die wunderschönen Gebäude im mudéjar Stil, unter anderem mehrere Türme,

natürlich die Kathedrale mit den grünen und schwarzen Azulejos (Kacheln)

und dem imposanten Glockenturm.
Übernachtet haben wir dann auf einer Zona Acampada, einige Kilometer vor Sinarcas, mitten im Wald, sehr einsam, stockdunkel und etwas unheimlich. So sind wir früh auf den Beinen und gerüstet für weitere Besichtigungen. In Villena finden wir einen Parkplatz direkt neben dem Kastell und bekommen eine Führung ganz alleine für uns. Allerdings sind wir auch schnell damit fertig, denn obschon das Kastell von Außen einen guten Eindruck macht, ist von Innen fast nichts mehr vorhanden. Auf die maurische Decke mit ihren Ornamenten ist man hier ganz besonders stolz. Außerdem gibt es noch ein paar Graffitis aus dem 17. Jahrhundert.
Im Ort selber ist nicht viel los. Selbst die Cafés um den Hauptplatz haben geschlossen und Bewohner sind auch kaum welche auf der Straße. Der ganze Ort wirkt wie ausgestorben. Also steuern wir das nächste Ziel Novelda an. Dort erleben wir dann ein Novum. Ein Hinweisschild weist uns den Weg zu Castell und Sanctuario La Magdalena, hinein in eine Einbahnstraße und von unserer Seite nicht zu befahren. Bernds Spürsinn ist mal wieder gefordert und so kommen wir doch noch in den zweifelhaften Genuss der Kapelle im Zuckerbäckerstiel. Es ist sogar für uns als Laien unschwer zu erkennen, dass der Baumeister Sala-Sala ein Gaudi-Schüler war.
In Bigastro finden wir nach einigem Suchen die Zona de oclo y refresco la Pedrera Dort richten wir uns für die Nacht ein. Wir thronen hoch über dem Ort, weit entfernt von den Häusern. Allerdings nicht ganz so ruhig, denn die Gegend wird noch einige Stunden von Liebespaaren beiderlei Geschlechtes aufgesucht. Doch irgendwann kehrt auch hier Ruhe ein. Am Morgen haben wir eine weite Fahrt vor uns. Ohne weiteren Aufenthalt (von Burgen und Kirchen haben wir im Moment genug) fahren wir in Richtung Granada. Das wir dann noch einiges zu leiden haben, wissen wir ja am Morgen noch nicht. Wir haben uns einen Campingplatz in Cubillas ausgesucht. Nach den Koordinatendaten können wir nicht fahren, da im Führer eine andere Schreibweise als in unserem Navi angegeben ist. Doch so ungefähr hat das bisher immer hingehauen. In einer Großstadt wie Granada ist das natürlich was ganz anderes. Doch erstaunlicherweise finden wir den Campingplatz recht schnell und was ist? Es gibt ihn nicht mehr. Das ist nun schon das xte mal, dass wir feststellen müssen: Die Campingplätze sind mittlerweile mit Häusern bebaut oder stehen zu mindestens vor einer Umstrukturierung wie jetzt in unserem Fall. Gut also es gibt ja noch mehr Möglichkeiten in Granada. So nehmen wir eben La Zubia. Gut gebrüllt Löwe. Entweder sind wir blöd oder unser Navi. Wir werden weg vom Autobahnring gelotst und dann geht das Elend los. Alle Straßen sind aufgerissen, nirgendwo mehr ein Durchkommen, das Navi weiß auch nicht mehr weiter, mal rechts mal links, mal zurück, die Autos stehen Stoßstange an Stoßstange. Die Beifahrerin ist auch keine Hilfe und Bernd muss mal wieder alles raus reißen und wenn es sein muss, fährt er eben mal eine Einbahnstraße in die falsche Richtung. Irgendwann sind wir in einem Vorort und „Susi“ weiß wieder wo sie ist. Doch nun schickt sie uns durch enge Gassen und Feldwege. Nur dank der Zwillingsreifen kann Bernd ein Abrutschen in einen Wassergraben bei einem filmreifen Abbiegevorgang verhindern. Ein Reifen hing über dem Graben, doch der zweite hatte noch festen Grund. Der absolute Höhepunkt ist eine Straße mit beidseitiger Mauer, eng und auch noch kurvig.Nachdem wir das dritte mal an der selben Stelle waren kam ein Polizeiauto. Das haben wir angehalten und die Polizisten haben uns dann zum Platz gelotst. Des Rätsels Lösung war: Der Eingang des Platzes ist verlegt worden und Susi wollte uns immer an die Rückseite schicken. Total am Ende sind wir nur noch froh endlich angekommen zu sein. Nach etwas Zeit der Erholung schauen wir uns auf dem kleinen Platz um und trauen unseren Augen nicht. Wir erkennen das WoMo von Bekannten aus Köln. Brigitta und Tibur sind mit ihren Freunden Andrea und Klaus auf dem Weg nach Marokko. Manchmal ist die Welt ein Dorf, denn zudem sind alle vier auch noch Südamerikafahrer. Das müssen wir natürlich ausgiebig besprechen und so verbringen wir das erste Mal auf dieser Reise einen Abend mit 6 Personen bei uns im WoMo. Damit ist der Stress des Tages wieder vergessen. Am Morgen machen wir noch ein Abschiedsfoto von Brigitta und Tibur. Wir werden ja heute noch bleiben.
Katzenbesuch haben wir auch eine ganze Menge und obwohl die Sonne schon scheint, wärmt man sich hier gegenseitig.
Unseren Plan mit den Rädern die 7 Kilometer ins Zentrum zu fahren geben wir sehr schnell auf, als wir den Verkehr sehen. Wir nehmen den Bus und hätten auch gleich zu Fuß gehen können, denn erstens kommt eine halbe Stunde keiner und dann steht er wie alle anderen im Stau. Die Alhambra brauchen wir nicht aufzusuchen, die kennen wir bereits hinreichend. Uns reicht heute ein Bummel durch die Stadt und der fängt wieder mal in der Kathedrale an, die zugegeben wirklich was her macht.
Danach schlendern wir die engen Gassen hinauf zum Albaicin (arabisches Viertel) mit Mirador an der Kirche San Nicolás. In den Geschäften verkaufen sie Gewürze und Kräuter, Tee und Kebab, sie heißen Marrakesch oder ähnlich, die Ware kommt aus dem Orient und wir kommen uns schon fast so vor als wären wir bereits dort. Nur das es jetzt an zu regnen fängt. Vom Mirador haben wir einen schönen Blick auf die Alhambra und können das Gewimmel der Besucher beobachten.
Ganz unterschiedlich sind im Albaicin die Häuser. Manche vergammelt, dafür wieder andere liebevoll gepflegt und nette kleine Plätze gibt es auch.

Das alte arabische Bad ist nur noch ein Museum.

Schon sind wir wieder am Río Darro, der Grenze zwischen dem Albaicin und der Alhambra. Dann beginnt die Fußgängerzone und wir bekommen den Eindruck, dass alle Einwohner Granadas einen Einkaufsbummel machen.

Ein wenig werden wir noch in Spanien verweilen bevor es nach Marokko geht. Davon das nächste Mal.

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