Bayamo
ist die zweitälteste Stadt Kubas (gegründet 1513) und seit 1975
die Hauptstadt der Provinz Granma. Zunächst haben wir
das Problem eine Unterkunft zu finden. Alle casas particulares sind
irgendwie ausgebucht und selbst einige Telefonate seitens eines
Vermieters helfen nicht wirklich weiter. Da kommt ein Motorradfahrer
und bietet uns eine Unterkunft an. Zunächst sind wir etwas
skeptisch, da wir vor einem Rohbau stehen. Das Zimmer allerdings ist
super. Gestern erst fertig gestellt und wunderschön eingerichtet.
Selbst das Badezimmer ist geradezu luxuriös. Wir sind die ersten
Gäste die es bewohnen dürfen, erzählt uns der Besitzer voller
Stolz. Wegen der absolut zentralen Lage machen wir uns zu Fuß auf
den Weg zu den Sehenswürdigkeiten. Dreh- und Angelpunkt der Stadt
ist der Parque Céspedes, oder auch Plaza de la Revolución
genannt. Hier stehen das Geburtshaus, sowie eine Statue des
Nationalhelden Carlos Manuel de Céspedes.
An
der Nordseite des Platzes erkennen wir die Büste von Pedro
Figueredo, dem Schöpfer der cubanischen Nationalhymne
„La Bayamesa“
Am
11. Juni 1868 wurde „La Bayamesa“, während des
Fronleichnamsfestes, an der Außenmauer der Catedral del Santísmo
Salvador de Bayamo-Manzanillo erstmals intoniert. Was damals
als Provokation aufgefasst wurde.
Außer
historischen Gebäuden und Statuen findet im Parque auch noch das
wirkliche Leben statt.
Es
gibt eine hübsche Fußgängerzone und die an sich
langweiligen Lichtmasten wurden zu Bäumchen umgestaltet. Das ist
wirklich mal eine nette Idee.
Am
Morgen werden wir durch klassische Musik geweckt und im
Frühstücksraum wartet ein opulentes Essen auf uns. Hier kann man es
aushalten. Nichts desto Trotz fahren wir weiter bis nach El Cobre.
In dem kleinen Dorf befindet sich seit dem 17. Jahrhundert Kubas
bedeutendster Wallfahrtsort, die Cachitas Regenwald Kathedrale
mit
der wundertätigen Figur der Nuestra Señora
de la Caridad del Cobre,
vor der bereits Papst Johannes Paul II. gebetet hat.
Pilger
die sich z. B. Heilung von ihren Leiden erhoffen.
18
Kilometer hinter El Cobre erreichen wir Santiago
de Cuba, zweitgrößte
Stadt Kubas nach Havanna und die Wiege der Revolution. Im barrio
Santa Barbara finden wir eine Unterkunft in einer alten
Kolonialvilla.
Sie ist wunderhübsch, jedoch an allen Ecken und Enden herrscht
Renovierungbedarf. Das können die Besitzer nicht mehr schultern und
so steht sie zum Verkauf.
Die
Zimmerwirtin bietet außer dem Frühstück keine Mahlzeit an, doch
wir haben schnell unserer
Lieblingsrestaurant
gefunden.
Das
Viertel Santa Barbara ist eine der besseren Wohngegenden von Santiago
mit vielen Kolonialvillen. Doch wie bereits in Havanna sind
viele dem Verfall preisgegeben. Es sei denn man hat bereits einen
Investor gefunden.
Mit
einem Oldtimer-Taxi
fahren
wir ins Zentrum zum
Parque Céspedes, dort
schlägt das Herz der Altstadt. Er wird gesäumt von vielen
geschichtsträchtigen Gebäuden, wie z. B. das Ayuntamiento
(Rathaus),
von dessen Balkon Fidel
Castro
am 1. Januar 1959 den Sieg
der Revolution
verkündete.
Die
Catedral de Nuestra
Señora de la
Asunción (Maria
Himmelfahrt). Sie
wurde immer wieder durch Erdbeben, Hurrikans oder Piratenangriffe
zerstört. Erst seit 1818 hat sie in der jetzigen Form die Zeit
überdauert, obwohl es auch danach Erdbeben gegeben hat. Seit 1958
ist sie ein Nationaldenkmal.
Das
ehemalige Wohnhaus
des ersten Gouverneurs
von Kuba, Diego
Velázquez, erbaut von
dem späteren Conquistador (Eroberer) Hernán Cortéz, zählt zu
den fünf ältesten aus Stein errichteten Gebäuden des gesamten
amerikanischen Kontinents und beherbergt heute das sehr sehenswerte
Museo de Ambiente
Histórico Cubano.
Wir
genießen Live Musik
in der Casa de la
Trova.
Die
Altstadt ist sehr sehenswert und wir laufen stundenlang umher. Es
gibt so viele Musen und historische Gebäude, dass wir irgendwann den
Überblick verlieren. Müde und von der Hitze geschafft sinken wir wieder in ein altes Taxi und lassen uns in unser Viertel zurück
bringen.
Da
kann Frau dann bei einem Mojito
entspannen.
Wir
unternehmen einen Ausflug zum Castillo del Morro. Verpassen die
Zufahrt und haben so einen ungeplanten aber schönen Blick auf die
Insel Cayo Granma, die unterhalb der Festung liegt,
sowie
auf das Castillo del Morro San Pedro de la Roca. Die Anlage
wurde 1638 zum Schutz gegen Pirateneinfälle errichtet. Was auch auf
Jahre seine Wirkung nicht verfehlte. Bis Henry Morgan 1662 vollkommen
unbehelligt in die Bucht einlaufen konnte, da die Wachen schliefen.
Piraten
gibt es heute hier keine mehr, aber auf dem Zuweg zur Burg
ist es recht schwer den Andenkenhändlern zu entkommen.
Interessant
die Eintrittspreisgestaltung (100 mal mehr als ein
Einheimischer muss der Ausländer zahlen) und Filmaufnahmen sind
geradezu unerschwinglich.
Dafür
ist der Gesang der jungen Damen kostenlos (ein Trinkgeld wird aber
gerne genommen). Ihre Lieder klingen in den Gewölben wunderschön
und wir erstehen sogleich eine CD mit ihrer Musik.
Die
Anlage ist wirklich imposant und seit 1997 UNESCO-Welterbe, mit
Zugbrücke , tiefen Gräben und hohen Mauern.
Auf Schautafeln wird
uns ein detaillierter Überblick vermittelt. Wir schlendern durch die
Gänge und Räume und fühlen uns wie im Mittelalter.
Nachmittags
führt uns unser Weg noch zum La Gran Piedra, dem drittgrößten
Monoliten der Welt.Dazu müssen wir zunächst zurück nach Santiago
und dann noch 25 Kilometer Richtung Osten fahren. Die Landschaft wird
dschungelartig und bis zur Höhe von 1.100 m sind Wetter und Sicht
noch gut. Über eine Stunde brauchen wir für 13 Kilometer
schlechtester Wegstrecke, nur um urplötzlich durch Wolken zu fahren
mit Null Sicht. Nicht einmal die Einfahrt zum Parkplatz können wir
erkennen. So bleibt uns nur eine dunstige Sicht von der Terrasse des
Ausflugslokals. Dort wartet bereits eine Gruppe Wanderer seit Stunden
darauf, dass die Wolken sich verziehen. Wir machen uns lieber auf den
Rückweg und ab 1.100 m abwärts ist gemeiner Weise dann das Wetter
wieder sonnig und schön.
Zurück
in Santiago kommen wir noch am Plaza de la Revolución vorbei.
Er wurde konzipiert für politische Großkundgebungen und
militärische Aufmärsche. Das gigantische Reiterstandbild
stellt Antonio Maceo, den General der Unabhängigkeitskriege
und bekanntesten Sohn der Stadt dar. 1991 wurde das Denkmal von Fidel
Castro persönlich enthüllt.
Die
Tagestemperaturen liegen derzeit bei mehr als 30° und unsere Lust
auf Großstadtbesichtigung lässt merklich nach, so gut wir es in
Santiago auch angetroffen haben. Bei der Weiterfahrt nach Baracoa
durchfahren wir die 250.000 Einwohner zählende Stadt Guantánamo.
Wegen des Schlagers Guantanamera und der US-Marinebasis ist sie
weltbekannt, aber mehr oder weniger touristisches Niemandsland.
Obschon es einige wenige Sehenswürdigkeiten sowie eine hübsche
Fußgängerzone geben soll, hält uns hier nichts, zu gruselig ist
der Gedanke an die US Militärbasis in der Bucht von Guántanamo. Wir
zweigen ab auf die Passstraße La Farola, wo wir durch
Hinweisschilder dazu aufgefordert werden unsere Bremsen zu überprüfen
und nicht schneller als 30 Stundenkilometer zu fahren. Was auch nicht
unbedingt erforderlich ist, denn die Landschaft um uns herum ist so
schön, dass wir auf den 50 Kilometern über den Höhenzug der
Cuchillas de Baracoa ständig anhalten und schauen. Allerdings
hat das auch seine Tücken, denn Straßenverkäufer aller Art tauchen
an den Haltestellen wie aus dem Nichts auf und versuchen ihre Waren
an den Mann zu bringen. Besonders leid tut es mir um die vielen
Ketten aus den Gehäusen der Polymita-Schnecken. Wegen
ihrer bunten Farbe sind sie sehr begehrt und in der Natur immer
seltener anzutreffen.
Da
kaufen wir doch lieber die Plátanos manzanos (kleine, rote
Bananen) und süße Mandarinen.
Baracoa,
die östlichste Stadt Kubas war quasi lange Zeit nur auf dem Luft-
oder Seeweg zu erreichen. Erst die Eröffnung der Passstraße in 1965
brachte den Tourismus hierher. Eingebettet in den Regenwald zieht sie
heute Wanderfreunde und Naturliebhaber aus aller Welt an. Wir sehen
auffallend viele junge Leute und Individualtouristen hier. Ein casa
particular finden wir direkt am Malecón. Die Zufahrt ist
nicht einfach, irgendwie sind alle Straßen Baustellen und so müssen
wir etwas zickzack fahren um überhaupt dorthin zu gelangen.
Bei
unserem ersten Spaziergang kommt uns die Uferpromenade und die
umliegenden Häuser etwas verwahrlost vor. Später erfahren wir, dass
das noch die Auswirkungen eines Hurrikans sind, von dem die Stadt
sich immer noch nicht so recht erholt hat. (Inzwischen wissen wir,
dass der Ort von einer weiteren Naturkatastrophe getroffen wurde.
Hurrikan Matthew fegte mit 300 Stundenkilometern über ihn hinweg
und 90 % aller Häuser verloren ihre Dächer oder stürzten gar ein.
Zeitweise war die Stadt vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten.
Dank der rechtzeitigen Evakuierung der Bevölkerung kam wohl keine
Menschen zu Schaden.)
Am
28.Oktober 1492 ging Cristóbal Colón (Chritoph Kolumbus)
in der Bucht von Bariay vor Anker und ein paar Wochen später, am 27.
November 1492 kam er in Baracoa an. Dort stellte er ein aus
Spanien mitgebrachtes Kreuz auf. Jedoch erst am 15. August 1511
gründete Velázquez im Namen der spanischen Krone und nach nahezu vollständiger Ausrottung der indianischen Urbevölkerung dort eine Siedlung. Somit
ist Baracoa die erste Stadt Kubas. Kolumbus Denkmal am Ende
des Malecón.
Das
Zentrum von Baracoa ist recht malerisch, überall erklingt Musik und
diesmal sogar in der Casa de la Trova.
Irgendwas
Besonderes gibt es heute zu kaufen, die Menschen stehen Schlange vor
einem Geschäft.
Bernd
hat seit Tagen starke Schmerzen im rechten Unterarm. Da suchen wir mal
wieder eine Klinik International auf.
Verständigen
können wir uns nur auf Spanisch. Die Ärztin stellt die Diagnose
Tendovaginitis (vom vielen Koffer schleppen), behandeln kann sie das
hier nicht. Mit einer Krankenschwester als Begleitung fahren wir in
das einige Kilometer entfernte Hospital. Dort warten bereits viele
Leute auf den Gängen. Wir dürfen an allen vorbei und Bernd bekommt
einen Gipsverband. Danach geht es zurück zur Klinik International.
Wir werden gefragt, welche Medikamente wir dabei haben. Das richtige
ist in unserem Reisegepäck. Gut so, denn leider ist es hier im
Moment nicht verfügbar. Wir bekommen noch einen Kaffee gereicht,
zahlen unsere Rechnung und sind entlassen.
Auf
unserem weiteren Stadtrundgang kommen wir an einer Gedenktafel für
den Taíno Häuptling Hatuey vorbei. Mit 400 Kriegern stellte
er sich 1511 den Mannen Velázquez in den Weg. Innerhalb von vier
Monaten waren sie geschlagen und Hatuey zum Tode auf dem
Scheiterhaufen verurteilt.
Am
Parque Independencia spielt ich das Leben der Stadt ab.
Unvermittelt kommen wir in den Genuss einer Musikvorführung.
In
der Catedral Nuestra Señora
de la Asunción
wird
der größte sakrale Schatz ganz Lateinamerikas aufbewahrt, das
Santa Cruz de la Parra (das heilige Kreuz des
Weinstocks). Das originale Kreuz (wissenschaftlich überprüft)
das Kolumbus in der Bucht in den Sand gesteckt hatte. Da immer wieder
Pilger Stücke davon abgeschnitten haben und es so im Laufe der
Jahre immer kleiner wurde, hat man die Enden in Silber eingefasst und
es unter Glas gesichert.
Das
Ziel der meisten Besucher, jedoch nur recht beschwerlich zu
erreichen, ist der 575 m hohe Tafelberg El Yunque mit seiner
endemischen Pflanzenwelt und vielen seltenen Vögeln.
Zum
Abschied bekommen wir von den Hauswirten ein wunderbares Essen mit
Flusskrebsen serviert.
Leider
hat es die ganze Nacht geregnet und die 60 Kilometer lange
Schotter-Schlagloch-Piste entlang der Küste bis Moa ist vollkommen
aufgeweicht. Bizarre Felsgebilde am Wegesrand.
Wegen
des Wetters verspüren wir auch keine Lust uns an der Playa
Maguana lange aufzuhalten
und
die Muscheln dürfen wir eh nicht mit nach Deutschland nehmen.
Wir
passieren den Eingang zum Parque Nacional Alejandro de Humbold,
UNESCO-Welterbe mit über 1.000 verschiedenen Pflanzen- und 100
Vogelarten. Selbst bei trockenem Wetter ist der Zugang schon eine
Herausforderung und wird meist mit örtlichen Führern begangen. Kurz
vor der häßlichen Industriestadt Moa wird es noch schlimmer,
denn jetzt ist die Straße noch zusätzlich durch die Grubenfahrzeuge
verschmutzt. Bei Guaro biegen wir auf endlich mal wieder guter
Straße ab und halten uns immer Richtung Norden. Unvermittelt wird
die Straße zur Schlaglochpiste. Es gibt keinerlei Richtungshinweise
oder Ortschaften, geschweige den Menschen mehr, an denen wir uns
orientieren bzw. fragen könnten und fast schon haben wir das Gefühl
in die Irre gefahren zu sein. So sind wir dann doch erleichtert, als
wir am späten Nachmittag Playa Guardalavaca (Pass auf die
Kuh auf) in der Provinz Holguín erreichen. Unser Auto ist bis
übers Dach verdreckt als wir endlich auf einem Parkplatz zum Stehen
kommen. Gleich erscheint ein Wachmann und will uns verscheuchen. Fast
alle Zugänge und Parkplätze in Strandnähe gehören zu
irgendwelchen All-Inklusive-Hotelressorts. Kurzerhand
beschließen wir, einmal in solch einem Ressort nachzufragen, ob wir
für 5 Tage ein Zimmer bekommen. Da kann Bernd endlich mal seine Hand
schonen. Gesagt getan, man hat ein Zimmer für uns und so sind wir
gerade rechtzeitig, bevor es endgültig dunkel wird doch recht nett
untergekommen
mit
romantischen Sitzplätzen am Meer
und
können uns direkt nach dem Abendessen eine Tanz-Show
ansehen.
Blick
am Morgen von unserer Etage über eine der vielen Poollandschaften
auf dem riesigen Gelände der Hotelanlage.
Wir
suchen uns lieber einen Platz am wunderschönen Sandstrand. Liegen
und Sonnenschirme sind inbegriffen. Die Musikanten nicht, sie hoffen
auf ein Trinkgeld.
Es
gibt ein Büffet-Restaurant, mehrere a la Carte-Restaurants, sowie
eine Unzahl von Cafés und Bars. Die braucht man auch bei mehr als
700 Zimmern bzw. Bungalows. Am späten Nachmittag sind die
Pools wie ausgestorben und man kann in aller Ruhe seine Runden
drehen.
Wir
genießen das leckere Essen und vor allem die für uns seit langem
ungewohnte Auswahl an Obst und Gemüse. Probieren sämtliche
Restaurants aus und sind Stammgäste in den Cafés.Bernd Gips am Arm
ist bereits gebrochen, es gibt eine Krankenschwester eigens für die
Hotelgäste und die hat die Möglichkeit eine elastische Binde zu
besorgen. Das Mittel zum Einreiben kann sie uns zwar empfehlen,
aber liefern nicht (das Embargo greift auch bei Medikamenten) .
Also muss unsere eigene Apotheke mal wieder herhalten. Trotz jeden
Abend Live Musik und anschließender Show-Einlage fällt uns nach
drei Tagen die Decke auf den Kopf, zumal uns die vielen, bereits am
Mittag betrunkenen und grölenden Gäste irgendwie nerven. Wein,
Bier und vor allem Rum ist eben auch inklusive. Das Hotel wird
immer voller und manchmal kommt man kaum noch durch die
Eingangshalle, weil die abreisenden Gäste noch auf ihren Bus warten
und die ankommenden schon da sind und nicht in ihre Zimmer dürfen.
Wir müssen unbedingt hier mal raus. Lassen unser Auto waschen und
fahren zu der 6 Kilometer entfernten, in den Hügeln von
Yaguajay liegenden Ausgrabungsstätte Chorro de
Maíta. Ein Taíno Friedhof mit mehr als 108 Skeletten, der
als größter und bedeutendster der Antillen gilt.
Gleich
gegenüber befindet sich die Aldea Taína, ein nachgebautes
Indiodorf mit Tonfiguren und Fotografien. Wo man auch etwas über das
Leben der Indianer erfahren kann.
Mit
einem Sonnenuntergang verabschieden wir uns von dem schönen
Playa Guardalavaca und weiter geht die Fahrt Richtung Westen.