Dank
einer großzügigen Umgehungsstraße fahren wir einfach an der 60.000
Einwohner zählenden Hafenstadt Olbia vorbei und schon sind
wir wieder auf der schmalen Küstenstraße. Unser Ziel ist das
Capo Coda Cevallo mit herrlichen Ausblicken.
Das
scheint sich mittlerweile herum gesprochen zu haben und anstelle der
im WoMo Führer versprochenen freien Stellplätze ist das Gebiet mit
Hotels und Feriendomizielen vollkommen zersiedelt. Mehrmals müssen
wir auf engstem Raum wenden, da uns Ketten oder Höhenbegrenzungen an
der Weiterfahrt hindern und wenn es einmal Parkraum gibt, ist dieser
so unverschämt teuer, dass wir auch gleich auf einen Campingplatz
fahren können.
Auf
dem Campingplatz Selema in Santa
Lucia finden wir endlich eine Bleibe, die allerdings im Laufe des
Wochenendes auch immer beengter wird.
Der
Ortskern selber besteht nur aus wenigen Straßenzügen, an der
Piazza findet eine Hochzeit statt und bald darauf
sind wir wieder am Campingplatz angekommen.
Wir
radeln die vier Kilometer in das lebhafte La Caletta mit
Hafen, unendlichem Sandstrand, reichlich Restaurants, Eisdielen,
Geschäften und natürlich dem unvermeidlichen Torre San
Giovanni.
Nach
weiteren 7 Kilometern erreichen wir Posada, mit seinem schon
von weitem sichtbaren Burgberg, gelegen am gleichnamigen Fluss.
Der
Ort ist allerliebst mit schmalen, steingepflasterten Gassen. Es wird
hier so eng, dass wir sogar die Räder zurück lassen.
Natürlich
steigen wir auch zur Ruine des Castello della Fava (Festung
der Bohne) aus dem 12. Jahrhundert hinauf. Zu sehen gibt es nur
noch die Ummauerung und
den
Turm. Der kann bestiegen werden über eine steile Treppe, dann
über eine Leiter und zum Schluss hindurch durch eine schmale
Luke. Bernd kann sich das natürlich nicht entgehen lassen, mir
reicht die Aussicht von der Wehrmauer.
Wir
bleiben ein paar Tage in Santa Lucia und dann zieht es uns wieder in
die Berge. Vorbei an Siniscola geht es steil und windungsreich
in die Höhe und vom Aussichtspunkt Cantina di Santa Anna
haben wir, einen leider etwas verhangenen Ausblick, zurück
bis hin zum Meer.
mit
Blick auf den 1.027 m hohen Monte Albo.
Wir
besichtigen das Nuraghnen Dorf Serra Orrios mit Resten
von Wohnhäusern und zweier Tempelanlagen.
Wenige
Kilometer zurück finden wir auf Privatland die Tomba dei Giganti
S`Ena e Tomes mit großer Portalstele
Wegen
einer einsturzgefährdeten Brücke müssen wir einen großen Umweg
Richtung Oliena fahren um zur Karstquelle Su Gologne zu
gelangen. Dort ist mal wieder Eintritt fällig (gilt nur für uns
und nicht für die kleine Echse).
Wunderschön
anzusehen ist der Auslaufteich in schillernden Farben.
Im Winter bringt die Quelle 300 l Wasser pro Sekunde aus unendlicher
Tiefe hervor. Bereits mehrere Taucher haben schon bei dem Versuch auf
den Grund zu gelangen ihr Leben gelassen.
Wir
bleiben bei angenehmer Temperatur über Nacht gleich hier auf dem
Parkplatz stehen und später gesellt
sich noch ein kleiner Camper zu uns.
Die
Steilwand des Sopramonte.
Kurz
hinter Oliena ist auf einmal die Straße ohne Hinweis auf eine
Umleitung gesperrt. Jetzt ist guter Rat teuer, denn wie sollen wir
jetzt in das Bergdorf Orgosolo kommen? Bernd setzt sich einfach
über das Verbotsschild hinweg. Schlimmstenfalls stehen wir
irgendwann wieder vor einer baufälligen Brücke und müssen dann
eben umkehren. Es begegnet uns wirklich kein einziges Fahrzeug und so
wird es uns doch etwas mulmig zu mute. Schon bald können wir
erkennen, warum die Straße gesperrt ist. Sie ist auf vielen
Kilometern übersät von Schlamm- und Geröllmassen. Es muss in
letzter Zeit ein Unwetter gegeben haben (wann nur hat es hier
geregnet?), selbst mehrere Brückengeländer sind total zerborsten.
An einer Stelle kommen wir nur mit Mühe an einem Geröllhaufen
vorbei.
So
sind wir dann doch recht froh als wir endlich das berühmt,
berüchtigte ehemalige Banditendorf Orgosolo erreichen. Heute
verarbeitet es seine unrühmliche Geschichte mit großen Murales
(Gemälden an den Hauswänden) und gibt sich friedlich und
touristisch. Die Bilder erzählen unter anderem von der
Unterdrückung Sardiniens durch Italien,
Stundenlang
laufen wir in dem Ort herum, bestaunen die Gemälde und probieren in
einer kleinen Käserei alle Pecorino Sorten durch. Da ergeht es uns
fast so wie das erschöpfte Pferd über dem Stein.
Auf
dem weiteren Weg Richtung Süden kommen wir wieder mal an einer
Nuraghne vorbei. Hier in Madau gibt es ein
Gigantengrab ohne Stele, dafür aber eine Grabkorridor in
besonderer Technik (Isodoma-Technik).
Wegen
der für die Jahreszeit ungewöhnlichen Hitze ist schon vieles
verdörrt. So freuen wir uns über alles Blühende am
Wegesrand.
Blick
auf den Monte Perda ´e Liana (Stein der Ebene), der
zweithöchste Gipfel des Monte Tonneri Massivs.
und
finden innerhalb des Freizeitgeländes rund um Kirche
und Quelle Santa Barbara einen wunderbar schattigen
Wald, der uns ein willkommenes und sehr einsames
Plätzchen für die Nacht bietet.
Wir
kurven von 900 m Höhe hinab bis zum Meer und dann wieder auf 450 m
hoch nach Baunei. Ständig begegnen uns auf der Strecke
Motorradgruppen, wie im übrigen die ganze Zeit, wenn wir in den
Bergen unterwegs waren. Sardinien scheint bei Motorradfahrern äußerst
beliebt zu sein. In Baunei herrscht Verkehrschaos und die Zufahrt
zur Höhe von Golgo ist für uns zu steil und zu schmal.
So
suchen wir uns außerhalb der Stadt einen Parkplatz, holen die Räder
hervor und versuchen auf diese Art unser Glück. Auf den nächsten
3 Kilometern überwinden wir 10% Steigung, nur um dann auf langer
Strecke wieder bergab zu fahren bis wir zum Schluss bergauf auf ca.
500 m die Hochebene Su Golgo bezwungen haben.
Das
verkarstete Kalksteinplateau weist tiefe Löcher und Spalten auf.
Nach einem kurzen Spazierweg über bemooste Felsbrocken gelangen wir
zur Voragine del Golgo Su sterru, einem Karstloch
von 276 m Tiefe.
In
den As Piscinas (Wassertümpeln) die hier sogar noch etwas
Wasser führen, tummeln sich Schildkröten.
Auch
einige Esel haben das Terrain für sich entdeckt. Besonders
nett finden wir die Mutter mit ihrem Jungen.
Rings
um uns herum nur Steineichen und Olivenbäume. Lediglich zwei von
Cooperativen geführte Restaurants gibt es hier und in einem davon
sitzen wir bei Wasser und Tee um uns für die Rückfahrt zu stärken.
Mittlerweile ist es wieder richtig heiß geworden.
Immer
wieder halten wir an um um Luft zu schöpfen und die Aussichten zu
genießen. Hier der Blick hinweg über Baunei bis hin zur
Küste.
Die
Räder werden wieder verstaut, noch einmal geht es durch das
chaotische Baunei, immer weiter den Berg hinab und schon bald sind
wir an der Küste und stehen am Capo Bellavista vor den
berühmten Porphyrfelsen von Arbatax.
Bernd
wäre zu gerne mit dem vielgepriesenen Zug Trenino verde, der
ab Abartax zu einer Tagesfahrt ins Hinterland startet,
gefahren. Leider beginnt dessen Saison aber erst in 10 Tagen und
so lange wollen wir nicht warten. So halten wir uns Richtung
Tortoli. Wo am Wegesrand (wie sehr oft auf Sardinien)
herrliche blühende Oleanderbüsche die Landschaft
verschönern.
Bei
der Zufahrt zum Lido Orri spielt uns unser Navi mal wieder
einen Streich und wir landen auf schmalem Weg, der letztendlich
fast vollkommen zugewuchert ist. Da hilft nur Rückzug, wenden
und eine andere Zufahrt zum Campingplatz suchen.
Von
unserem Stellplatz auf dem Camping Cigno Blanco
unternehmen wir einige Radtouren in die nähere und weitere
Umgebung. Eher zufällig entdecken wir die Nuraghne S´Orali´e
su Monti. Auf dem diesmal zweigeteilten Gelände sehen wir
etwas versteckt mal wieder einen Domus de janas (Feenwohnung)
Gemütlich
radeln wir auf der Küstenstraße herum. Endlos lange, weiße Strände
und traumhafte Landschaft so weit das Auge blickt.
Das
vier Kilometer entfernte Tortoli ist ein nettes Städtchen,
vor allem aber bietet es uns gute Einkaufsmöglichkeiten. Hier sehen
wir Su logu de s´Iscultura, was eine Wetterfahne sein
soll.
Wir
kämpfen mit uns, ob wir nun nach Cagliari, der 160.000
Einwohner zählenden Hauptstadt Sardiniens fahren. Irgendwie
kommen wir zu dem Ergebnis uns nicht davor drücken zu können, zumal
es einen sicheren Stellplatz fußläufig zur Altstadt geben soll.
Richtung Marina herrscht lebhafter Verkehr, doch die Straßen sind
breit und ausnahmsweise einmal vollkommen problemlos zu befahren.
Schon bald sehen wir die Kirche Santa Maria de Bonaria,
hinter der sich etwas weiter auf der Höhe der Camper
Cagliaria Park befindet.
Ein
wahrlich hochtrabender Name für einen reinen Asphaltparkplatz ohne
irgendwelchen Schatten. Vollgestopft mit Wohnmobilen, jedoch umzäunt,
Tag und Nacht bewacht und es gibt sogar eine Ver- und Entsorgung
hier. Wir haben jetzt die Wahl im WoMo (37°) zu schmelzen, oder uns
gleich auf den Weg zur Stadtbesichtigung zu machen. Wir entscheiden
uns für letzteres, zumal der Stellplatz wirklich ideal gelegen ist
und wir vom aufmerksamen Wachpersonal mit Stadtplan und Infos
ausgestattet werden. Schon nach 15 Minuten stehen wir an der
Piazza San Cosimo vor der voraussichtlich ältesten Kirche
des Mittelmeerraumes (5 Jhr.) der Basilica di San Saturno,
die über der vermeintlichen Hinrichtungsstätte des
Märtyrers Saturnus (5. Jhr. n. Chr.) errichtet wurde.
Eine
breite Treppe aus Marmor, gekrönt von einem Triumphbogen führt
hinauf zur Bastion di Saint Rémy, der ehemaligen
spanischen Festung.
Wir
gehen entlang der Via Manno mit ihren vielen teuren Geschäften
und werfen einen Blick hinunter in das Stadtviertel Marina.
San
Michele, die üppigste Barockkirche Sardinien dürfen wir
nur von Außen bewundern, da sie verschlossen ist.
Über
die Via Ospedale, gelangen wir an dem riesigen, aber leider
großräumig abgesperrten und somit kaum einsehbaren Gelände des
Amphitheaters vorbei zum Torre di S. Pancrazio, dem
nördlichen Eingang des Castellos. Fasziniert schauen
wir zu, wie sich der Linienbus im Schritttempo durch das schmale Tor
zwängt.
Jetzt
haben wir das Archäologische Museum erreicht, dessen Besuch
ein absolutes Muss ist. Endlich sehen wir all die Figuren und
Gegenstände die den Nuranghen entnommen wurden und können uns jetzt
ein viel plastischeres Bild vom Leben der Bewohner machen. Hier die
hochverehrte Muttergöttin.
Wir schlendern durch die schmalen Gassen des Burgviertels und wundern uns über die vielen Autos die hier geparkt sind. Allerdings sind es ausschließlich Kleinwagen. Die Häuser sind mal prächtig, mal renovierungsbedürftig und so gut wie alle bewohnt. Unvermutet weitet sich der Blick an der Piazza Palazzo hin zur Kathedrale Santa Maria, die flankiert wird vom früheren Rathaus, dem Palast des Erzbischofs und des ehemaligen Vizekönigs.
Wir schlendern durch die schmalen Gassen des Burgviertels und wundern uns über die vielen Autos die hier geparkt sind. Allerdings sind es ausschließlich Kleinwagen. Die Häuser sind mal prächtig, mal renovierungsbedürftig und so gut wie alle bewohnt. Unvermutet weitet sich der Blick an der Piazza Palazzo hin zur Kathedrale Santa Maria, die flankiert wird vom früheren Rathaus, dem Palast des Erzbischofs und des ehemaligen Vizekönigs.
An
den kleinen Elefanten aus Marmor wurden früher die
Köpfe der Hingerichteten öffentlich zur Schau gestellt.
Viele
Treppenstufen tiefer sind wir wieder im Hafenviertel
angelangt. Entlang der breiten Alleenstraße Largo Carlo Felice
erreichen wir die Via Roma von der wir den Palazzo
Civico (ehemals Rathaus), einen Marmorbau im neugotischen
Stil aus dem 19.Jhr. sehen. Derzeit wird die Fassade renoviert.
Vier
Stunden sind wir nun unterwegs. Erschöpft gönnen wir uns auf der
Via Roma ein Eis und schauen einem riesigen Flamingoschwarm nach,
der über uns hinweg fliegt.
Jetzt noch vorbei an Santa Maria de Bonaria und wir haben den Stellplatz erreicht. Ursprünglich war unser Plan noch einen weiteren Tag in Cagliari zu verbringen, doch wir, unsere Knie, Füße und was sonst noch alles weh tun kann, sind der Meinung genug in der Stadt herum gelaufen zu sein und das Wesentliche haben wir ja auch gesehen. Ab Morgen werden wir den Rest der südlichen Küste in Angriff nehmen.
Jetzt noch vorbei an Santa Maria de Bonaria und wir haben den Stellplatz erreicht. Ursprünglich war unser Plan noch einen weiteren Tag in Cagliari zu verbringen, doch wir, unsere Knie, Füße und was sonst noch alles weh tun kann, sind der Meinung genug in der Stadt herum gelaufen zu sein und das Wesentliche haben wir ja auch gesehen. Ab Morgen werden wir den Rest der südlichen Küste in Angriff nehmen.