Erst
am späten Nachmittag raffen wir uns endlich auf, die wenigen
Kilometer bis zu unserem eigentlichen Ziel Nora, der ältesten
phönizischen Gründung auf Sardinien, zurück zu legen. Die
staubigen, schattenlosen Parkplätze vor der Anlage sind vollkommen
überfüllt und wir haben Mühe noch einen Stellplatz zu finden.
Jetzt sehen wir auch den Grund, nicht die Kultur lockt die Menschen
hierher, nein Strand und Meer sind gefragt. Bei dieser Hitze will
jeder nur ins Wasser.
Fast
jeder, denn natürlich sind wir wegen der Ausgrabungsstätte hier. Um
1.000 v. Chr. von den Phöniziern gegründet und später von den
Römern besiedelt, war die Stadt in ihrer Blütezeit größer als
Karalis (Cagliari). Wegen dauernden Piratenüberfällen und der
Eroberung durch die Wandalen wurde sie im 5. Jahrhundert aufgegeben
und erst Ende des 19. Jh., nach einer gewaltigen Sturmflut, wieder
entdeckt. Heute sind hauptsächlich römische Überreste zu sehen.
Gerade mal eine Handvoll Leute machen die Führung durch das Gelände
mit. Hier erkennen wir die Thermenanlage, die sich unter
Wasser fortsetzt.
Das
Theater verfügt über zwölf Sitzreihen und wird auch heute
noch im Sommer für Aufführungen genutzt
Wir
verbringen die Nacht gleich hier auf dem Parkplatz, der jetzt
menschenleer ist und uns so als kostenloser
Stellplatz dient. Früh am Morgen setzen wir unsere Reise
fort. Wir passieren Santa Margherita, Domus de Maria
und Teulada. In S. Anna-Arresi biegen wir ab
nach Is Solinas und dort zum Badeplatz Le Dune. Hier
gibt es sogar einen offiziellen Stellplatz
mit Entsorgungsdstation. Ein angelegter Weg führt über die
Sanddünen bis hin zum Meer. Ein wirklich schöner Platz zum
Verweilen.
Laut
Hinweistafel soll der Platz 10,-- Euro kosten, doch eine Parkuhr
finden wir nicht und zum Kassieren kommt auch Niemand, obwohl hier
eine Handvoll WoMo´s steht. Soll uns recht sein, haben wir Geld
gespart. Da es weit und breit keine Bebauung gibt ist es wunderbar
ruhig hier. Dafür bin ich am Morgen von Mückenstichen übersät,
obwohl wir überhaupt keine gesehen haben. Hätten wir uns aber
denken können bei den vielen Seen um uns herum.
Bei
der Weiterreise erfreut uns eine Stadtumgehung um die 29.000
Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Igelesias. Zwar soll
der Ort sehenswert sein, aber irgendwo sind unserem
Besichtigungsdrang auch Grenzen gesetzt. Wir winden uns kurvenreich
hoch bis auf 600 m und dann wieder auf 60 m hinunter bis
Fluminimaggiore. Dort ist kein Durchkommen mehr. Eine
Prozession führt durch die engen Gassen und der Verkehr steht still.
Als die endlich zu Ende ist, will natürlich jedes Fahrzeug so
schnell wie möglich weiter, dabei kommen aber kaum zwei Autos
aneinander vorbei. Bis das Chaos sich dann aufgelöst hat,
haben wir 37° im WoMo und mangels Parkmöglichkeit auch keine Lust
mehr, den an sich interessanten Ort zu besichtigen.Weiter geht es
auf kurvenreicher Bergstraße Richtung Passo Bidderdi, kurz
davor zweigt eine neue und erstaunlich breite Straße ab. An
Bergbauruinen vorbei landen wir vor einer Straßensperrung. Hier geht
es nur noch zu einem Hochsicherheitsgefängnis. Doch ein winziges
Schild weist uns den weiteren Weg auf ein schmales Sträßchen
Richtung Spiaggia Scivu. Entgegen kommen darf uns
jetzt keiner, denn der Weg ist schmal und Ausweichstellen kaum
vorhanden. Auf dem riesigen, schattenlosen Parkplatz haben sich
bereits einige WoMo´s eingefunden. Gleich werden wir gewarnt, ja
keine Markise auszufahren und schon gar keine Stühle auszupacken.
Der erste Camper hat deshalb schon ein Strafmandat über 150,-- Euro
bekommen.
und
gelangen so zu einem endlos langen, schneeweißen und fast
menschenleeren Sandstrand. Wir befinden uns jetzt an der Costa
Verde. Ursprünglich war das als heutiges Ziel gedacht, doch ohne
Schatten können wir bei der Hitze hier nicht bleiben.
Also
müssen wir in den sauren Apfel beißen, den schmalen Weg zurück
bis zur Gefängnis Zufahrt und dann noch ein paar Kilometer weiter
fahren. Vor der Passhöhe tangieren wir ein verlassenes Bergarbeiter
Dorf.
Wir
erreichen die Passhöhe. Die Kurvenfahrerei will kein Ende nehmen.
Durch Arbus, ein Bergarbeiter Dorf mit steilen Gassen müssen
wir noch hindurch und dann immer bergab. Jetzt endlich haben wir
Marina di Arbus erreicht. Dort gibt es eine steile, teils
felsige, teils sandige Zufahrt zum Meer. So recht wohl ist mir nicht
dabei, doch die anderen WoMo´s sind ja auch hin gekommen. Ich gehe
lieber zu Fuß hinab und sehe mit grausen, wie unser WoMo sich an
einer Stelle in äußerste Schräglage legt. Unten sind wir nun, aber
kommen wir auch wieder hinauf?
Egal,
wir müssen raus aus dem Fahrzeug. Die Markise wird ausgefahren, die
Stühle nach draußen gestellt und die Briese vom Meer verschafft uns
endlich etwas Abkühlung. Wir beschließen mindestens zwei Tage hier
zu bleiben, denn diese Abfahrt kann man wirklich nicht nur für eine
Nacht machen. Wir genießen den freien
Stellplatz direkt am
Meer und so haben sich die zusätzlichen
70 Kilometer doch wenigstens gelohnt. Erst gegen 23.00 Uhr
ist das WoMo so weit abgekühlt, dass wir auf Schlaf hoffen können.
Weil
wir das WoMo im Moment nicht bewegen wollen und laut Reiseführer die
Strecke auch für größere Fahrzeuge nur bedingt geeignet ist,
holen wir am Morgen die Räder hervor und machen uns auf den Weg die
wunderschöne Costa Verde mit ihren riesigen Sanddünen zu erkunden.
Einige Kilometer bleibt uns noch die Asphaltstraße erhalten, dann
geht es weiter auf einer Piste in das Tal des Riu Piscinas.
Immer wieder genießen wir die Ausblicke auf schöne Buchten.
Es
gibt nichts um uns herum außer Natur, die Zufahrt zum einzigen
Gebäude in dieser Sandwüste, dem Luxushotel Le Dune ist wirklich
nicht einfach zu bewältigen. Zweimal muss ein Bachbett
durchfahren werden. Wegen der seit Monaten herrschenden
Trockenheit ist das im Moment keine schwierige Angelegenheit, wir
bekommen nicht einmal nasse Füße, dafür werden wir von den vorüber
fahrenden Fahrzeugen kräftig eingestaubt.
Zwei
Harpunentaucher machen sich auf um Fische zu erbeuten. Sie
sind den ganzen Tag unterwegs und das ist ihr stolzer Fang.
Unter
dem Felsvorsprung unterhalb unseres WoMo´s hat sich ein Fischer
eine provisorische Bleibe eingerichtet.
Er
fragt uns ob wir gerne Fisch hätten. Als wir das bejahen fährt er
zum Fischen hinaus. In zwei Stunden will er zurück sein. Wir radeln
derweil in der Gegend herum. Die Ausbeute ist mehr als mager, sein
Motor versagte und er musste umkehren. Uns tut es leid um die
winzigen Fischlein, mehr als eine Vorspeise ist für uns
dabei nicht herum gekommen.
Wir
schauen zu, wie einige WoMo´s den Platz verlassen und im Sand
stecken bleiben. Es braucht oft mehrere Anläufe bis sie oben sind.
Das größte Fahrzeug am Platz reißt sich sogar dabei die
Stossstange ab, denn wo der Sand aufhört beginnt der Fels. Nach dem
Mittagessen des dritten Tages brechen auch wir auf. Ich gehe wieder
zu Fuß hinauf, denn die Schräglage im WoMo kann ich einfach nicht
ertragen. Bernd fährt ganz souverän hoch. Wo war noch gleich das
Problem? Habe ich mir also mal wieder umsonst Sorgen gemacht. Immer
weiter geht es berauf und von Ferne grüßt der Monte Arcuentu.
In
der ehemaligen Bergarbeitersiedlung Montevecchio wurde bis
1960 silberhaltiges Blei und Zink abgebaut und sie war eine der
größten Minenorte Europas. Heute sind die Fabrikanlagen dem
Verfall preisgegeben.
In
Guspini zeigt uns ein Schild an, dass die Straße Richtung
Sardara gesperrt ist. Das hatten wir nun schon ein paar mal und so
schenken wir dem Schild keine Beachtung. Doch diesmal hätten wir es
besser gemacht. Wir landen vor einer maroden Brücke und die ist mit
einer Sperre so verriegelt, dass selbst die Sarden, die um so etwas
nichts geben, hier nicht weiter kommen. Also zurück nach Pabillonis
und auf einem größeren Umweg über San Gavino erreichen wir
die Therme di Sadara.Hier gibt es einen schattigen
Picknickplatz auf dem Gelände der
ehemaligen Therme. Der uns als kostenloser
Übernachtungsplatz sehr willkommen ist. Allerdings fehlt die
versprochene Entsorgungsmöglichkeit, die wir jetzt dringend
benötigen.
Im
Ortskern von Sadara sehen wir einen Hinweis auf eine
Entsorgungsstation und die ist diesmal auch wirklich intakt. Bereits
wenige Kilometer weiter erreichen wir die Ruinen der Nuraghenfestung
Genna Maria (Tor zum Meer). Wo wir in den Genuss einer
Führung für uns alleine kommen.
Die
Anlage ist nicht besonders gut erhalten und dennoch ist sie
archäologisch wertvoll. Die Bewohner hatten den Ort fluchtartig
verlasen (man vermutet wegen eine Brandes) und eine Menge
Gerätschaften und Haushaltsgegenstände zurück gelassen, die im
Museum von Villanovaforru sehr anschaulich präsentiert
werden.
Bis
Barumini plagen uns schon wieder Hitzerekorde. Doch Su
Nuraxi, der besterhaltenste und größte Nuraghenkomples
Sardiniens will noch besichtigt werden. Er ist im übrigen das
einzige UNESCO-Welterbe der Insel. Besuchen können wir ihn nur im
Rahmen einer Führung in englischer Sprache. Ich nutze die Wartezeit
bis zum Beginn der Führung zum Kauf eines Buches und kann mich so
schon einmal einlesen. Der älteste Teil der Anlage ist der
Mittelturm aus dem 2. Jh. v. Chr.
Vom
Turm aus haben wir eine gute Sicht auf die Größe der Anlage mit
ihren ehemals 150 Wohneinheiten.
Zurück
im WoMo sind dort mal wieder 37°, doch noch geben wir nicht auf
für heute. Wir fahren zurück nach Barumini und dort zum Polo
Museale di Casa Zapata, direkt neben der spätgotischen
Pfarrkirche Immacolata Concezione aus dem 16. Jh.
Er
wurde komplett entkernt, da er über der Nuraxi ´e Cresia
(Nuraghe der Kirche) errichtet wurde.Geführt über Glasböden
und Stege werfen wir einen Blick auf die unter uns liegende
Ausgrabungsstätte. Außerdem sind hier Gebrauchsgegenstände aus Su
Nuraxi ausgestellt.
Jetzt
reicht es aber für heute. Noch 20 Kilometer, vorbei an Oristano
finden wir bei Torre Grande den Campingplatz
Spinnaker, wo wir dank ACSi Karte für 19,-- Euro einen
wundervoll schattigen Platz ergattern. Wir sind so platt, dass wir
erst gegen Abend den Weg zum Strand schaffen. Dort stehen kostenlos
Liegen und Sonnenschirme für die Gäste bereit und wir beschließen
morgen endlich mal einen Strandtag einzulegen. In der Nacht schießt
mich die Hexe und so liege ich übellaunig am Strand und höre
Hörbuch während Bernd mich zur Aufmunterung mit leckerem Essen
versorgt. Ich kann kaum laufen, aber Fahrrad fahren und so machen wir
uns tags darauf auf nach Marina di Torre Grande. Wir brauchen
wohl nicht zu fragen woher die Stadt ihren Namen hat?
Unser
Ziel ist Cabras mit dem Museum Civico Giovanni Marongiu und
seiner beachtlichen Sammlung aus der phönizisch-römischen Stadt
Tharros. Gleich zwei Reisebusse aus Deutschland kommen zeitgleich mit
uns hier an. Schon draußen begrüßt uns die Muttergöttin.
Besonders
beachtenswert sind die Giganten vom Mont´e Prama. Die 2 m bis
2,50 m hohen Sandsteinfiguren aus nuraghischer Zeit wurden nahe des
Stagno di Cabras entdeckt und gehören zu den bedeutensten Funden der
Epoche.
Auch
eine Menge Bleibarren eines römischen Schiffes, dass
bei der Isola di Mal versunken ist gibt es zu bestaunen und noch
vieles, vieles mehr.
Wir
radeln weiter auf die Tharros Halbinsel, was wegen des
herrschenden Ausflug Verkehrs ans Meer diesmal keine reine Freude
ist. Im Örtchen San Giovanni stoßen wir auf das
ungewöhnlich reizvolles und sehr schlichte Kirchlein San Giovanni
di Sinis.
Erbaut
im 5. Jh. als byzantinische Kuppelkirche und im 11. Jh. romanisch
gestaltet, streitet es sich mit San Saturno in Cagliari um den Ruhm
die älteste Kirche der Insel zu sein. Wir sind vollkommen
fasziniert von der Schlichtheit im Inneren
Danach
machen wir uns auf zur Besteigung des Torre Sangiovanni.
Von oben haben wir einen schönen Überblick über die Ausgrabungsstätte von Tharros und sind versucht die Besichtigung ausfallen zu lassen, es ist uns schon wieder viel zu heiß.
Wir geben uns einen Ruck und gehen über die Cardo Maximus (die gepflasterte römische Hauptstraße) in der Anlage umher.
Von oben haben wir einen schönen Überblick über die Ausgrabungsstätte von Tharros und sind versucht die Besichtigung ausfallen zu lassen, es ist uns schon wieder viel zu heiß.
Wir geben uns einen Ruck und gehen über die Cardo Maximus (die gepflasterte römische Hauptstraße) in der Anlage umher.
Viel
ist nicht mehr zu sehen, da die Bewohner im 11. Jh. die Stadt
wegen andauernden Sarazenenüberfällen verließen und
landeinwärts zogen, in das heutige Oristano. Der Einfachheit halber
nahmen sie so viele Bausteine wie möglich mit und so kann man die
einstige Pracht nur erahnen. Außerdem ist die ehemalige
Thermenanlage zur Hälfte im Meer versunken. Zudem haben
Abenteurer aus ganz Europa die Gräber geplündert und alles was
nicht niet und nagelfest war verkauft. Wir radeln zurück auf den
Campingplatz um endlich in den Schatten zu kommen.
Es
geht weiter, zunächst bis zu der 32.000 Einwohner zählenden
Provinzhauptstadt Oristano. Wir sind hin und her gerissen,
besichtigen oder nicht und wir entscheiden uns für nicht, weil der
Parkplatz auf dem wir landen in einer sehr verkommenen Gegend mit
vielen Glasscherben und Graffiti liegt. Uns ist nicht wohl dabei hier
unser WoMo längere Zeit alleine zu lassen. So fahren wir ein Stück
auf der SS131 Richtung Sassari und machen den ersten Stopp am
Nuraghnenkomplex Santa Christina, einem Wasserheiligtum
(Pozzo Sacro) aus dem 11.--9. Jh. v. Ch. Durch den
trapeszförmig gemauerten Eingang gelangt man auf Stufen 7 m hinunter
in den Brunnenraum.
Während
der Tag- und Nachtgleiche im März und September scheint die Sonne
über die Treppe hinunter bis in den Brunnen. Es wird
daher vermutet das die Nuraghenenbauer über astronomische Kenntnisse
verfügten.
Weiter
geht es über Abbasanta und Macomer. Dort verlassen wir
die Schnellstraße und fahren weiter zur Küste Richtung Bosa. In
Bosa stellt die Gemeinde am Fluss Temo den WoMo
Fahrern einen eigenen Parkplatz zur Verfügung, denn wegen
der Enge in der Altstadt ist es nicht geraten mit dem Fahrzeug
dorthinein zu geraten. Zwar gibt es auf dem Parkplatz keinen
Schatten, aber am Fluss stehen Bänke unter Bäumen. So genießen wir
einfach die Aussicht über das Wasser auf die hübsche Stadt.