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Montag, 24. Juli 2017

III. Der Westen Sardiniens mit seinen schönen Küsten, Dünen und alten Kulturen

Wir verlassen Cagliari nach Westen und halten uns Richtung Pula und mit uns hunderte andere auch. So geht es nur im Schneckentempo voran. In Pula sind wir bereits reif für eine Rast, da kommt uns ein großer Parkplatz mit vielen Schattenbäumen sehr gelegen. Den nutzen wir erst einmal für eine längere Pause, denn es ist schon wieder unglaublich heiß. Bernd wirft sich ins Zeug und zaubert ein leckeres Essen. Jetzt ist es im WoMo noch wärmer, wegen der Gasflammen.
Erst am späten Nachmittag raffen wir uns endlich auf, die wenigen Kilometer bis zu unserem eigentlichen Ziel Nora, der ältesten phönizischen Gründung auf Sardinien, zurück zu legen. Die staubigen, schattenlosen Parkplätze vor der Anlage sind vollkommen überfüllt und wir haben Mühe noch einen Stellplatz zu finden. Jetzt sehen wir auch den Grund, nicht die Kultur lockt die Menschen hierher, nein Strand und Meer sind gefragt. Bei dieser Hitze will jeder nur ins Wasser.
Fast jeder, denn natürlich sind wir wegen der Ausgrabungsstätte hier. Um 1.000 v. Chr. von den Phöniziern gegründet und später von den Römern besiedelt, war die Stadt in ihrer Blütezeit größer als Karalis (Cagliari). Wegen dauernden Piratenüberfällen und der Eroberung durch die Wandalen wurde sie im 5. Jahrhundert aufgegeben und erst Ende des 19. Jh., nach einer gewaltigen Sturmflut, wieder entdeckt. Heute sind hauptsächlich römische Überreste zu sehen. Gerade mal eine Handvoll Leute machen die Führung durch das Gelände mit. Hier erkennen wir die Thermenanlage, die sich unter Wasser fortsetzt.
Das Theater verfügt über zwölf Sitzreihen und wird auch heute noch im Sommer für Aufführungen genutzt
und dient außerdem den Möven als Kinderstube.
Reste eines Tempels.
Ein Teil der schönen Mosaikböden.
Der Torre del Coltellazzo an der Südspitze der Landzunge.
Wir verbringen die Nacht gleich hier auf dem Parkplatz, der jetzt menschenleer ist und uns so als kostenloser Stellplatz dient. Früh am Morgen setzen wir unsere Reise fort. Wir passieren Santa Margherita, Domus de Maria und Teulada. In S. Anna-Arresi biegen wir ab nach Is Solinas und dort zum Badeplatz Le Dune. Hier gibt es sogar einen offiziellen Stellplatz mit Entsorgungsdstation. Ein angelegter Weg führt über die Sanddünen bis hin zum Meer. Ein wirklich schöner Platz zum Verweilen.
Wir unternehmen einen Spaziergang zu den Salzseen
wo wir Flamingos beobachten können.
Laut Hinweistafel soll der Platz 10,-- Euro kosten, doch eine Parkuhr finden wir nicht und zum Kassieren kommt auch Niemand, obwohl hier eine Handvoll WoMo´s steht. Soll uns recht sein, haben wir Geld gespart. Da es weit und breit keine Bebauung gibt ist es wunderbar ruhig hier. Dafür bin ich am Morgen von Mückenstichen übersät, obwohl wir überhaupt keine gesehen haben. Hätten wir uns aber denken können bei den vielen Seen um uns herum.
Bei der Weiterreise erfreut uns eine Stadtumgehung um die 29.000 Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Igelesias. Zwar soll der Ort sehenswert sein, aber irgendwo sind unserem Besichtigungsdrang auch Grenzen gesetzt. Wir winden uns kurvenreich hoch bis auf 600 m und dann wieder auf 60 m hinunter bis Fluminimaggiore. Dort ist kein Durchkommen mehr. Eine Prozession führt durch die engen Gassen und der Verkehr steht still. Als die endlich zu Ende ist, will natürlich jedes Fahrzeug so schnell wie möglich weiter, dabei kommen aber kaum zwei Autos aneinander vorbei. Bis das Chaos sich dann aufgelöst hat, haben wir 37° im WoMo und mangels Parkmöglichkeit auch keine Lust mehr, den an sich interessanten Ort zu besichtigen.Weiter geht es auf kurvenreicher Bergstraße Richtung Passo Bidderdi, kurz davor zweigt eine neue und erstaunlich breite Straße ab. An Bergbauruinen vorbei landen wir vor einer Straßensperrung. Hier geht es nur noch zu einem Hochsicherheitsgefängnis. Doch ein winziges Schild weist uns den weiteren Weg auf ein schmales Sträßchen Richtung Spiaggia Scivu. Entgegen kommen darf uns jetzt keiner, denn der Weg ist schmal und Ausweichstellen kaum vorhanden. Auf dem riesigen, schattenlosen Parkplatz haben sich bereits einige WoMo´s eingefunden. Gleich werden wir gewarnt, ja keine Markise auszufahren und schon gar keine Stühle auszupacken. Der erste Camper hat deshalb schon ein Strafmandat über 150,-- Euro bekommen.
Zur Orientierung gehen wir die vielen Treppenstufen über die Düne hinunter
und gelangen so zu einem endlos langen, schneeweißen und fast menschenleeren Sandstrand. Wir befinden uns jetzt an der Costa Verde. Ursprünglich war das als heutiges Ziel gedacht, doch ohne Schatten können wir bei der Hitze hier nicht bleiben.
Also müssen wir in den sauren Apfel beißen, den schmalen Weg zurück bis zur Gefängnis Zufahrt und dann noch ein paar Kilometer weiter fahren. Vor der Passhöhe tangieren wir ein verlassenes Bergarbeiter Dorf.
Wir erreichen die Passhöhe. Die Kurvenfahrerei will kein Ende nehmen. Durch Arbus, ein Bergarbeiter Dorf mit steilen Gassen müssen wir noch hindurch und dann immer bergab. Jetzt endlich haben wir Marina di Arbus erreicht. Dort gibt es eine steile, teils felsige, teils sandige Zufahrt zum Meer. So recht wohl ist mir nicht dabei, doch die anderen WoMo´s sind ja auch hin gekommen. Ich gehe lieber zu Fuß hinab und sehe mit grausen, wie unser WoMo sich an einer Stelle in äußerste Schräglage legt. Unten sind wir nun, aber kommen wir auch wieder hinauf?
Egal, wir müssen raus aus dem Fahrzeug. Die Markise wird ausgefahren, die Stühle nach draußen gestellt und die Briese vom Meer verschafft uns endlich etwas Abkühlung. Wir beschließen mindestens zwei Tage hier zu bleiben, denn diese Abfahrt kann man wirklich nicht nur für eine Nacht machen. Wir genießen den freien Stellplatz direkt am Meer und so haben sich die zusätzlichen 70 Kilometer doch wenigstens gelohnt. Erst gegen 23.00 Uhr ist das WoMo so weit abgekühlt, dass wir auf Schlaf hoffen können.
Weil wir das WoMo im Moment nicht bewegen wollen und laut Reiseführer die Strecke auch für größere Fahrzeuge nur bedingt geeignet ist, holen wir am Morgen die Räder hervor und machen uns auf den Weg die wunderschöne Costa Verde mit ihren riesigen Sanddünen zu erkunden. Einige Kilometer bleibt uns noch die Asphaltstraße erhalten, dann geht es weiter auf einer Piste in das Tal des Riu Piscinas. Immer wieder genießen wir die Ausblicke auf schöne Buchten.
Es gibt nichts um uns herum außer Natur, die Zufahrt zum einzigen Gebäude in dieser Sandwüste, dem Luxushotel Le Dune ist wirklich nicht einfach zu bewältigen. Zweimal muss ein Bachbett durchfahren werden. Wegen der seit Monaten herrschenden Trockenheit ist das im Moment keine schwierige Angelegenheit, wir bekommen nicht einmal nasse Füße, dafür werden wir von den vorüber fahrenden Fahrzeugen kräftig eingestaubt.
Wer hat wohl die vielen Steinmännchen errichtet und was haben sie für eine Bedeutung?
Wir kraxeln auf den Dünen herum.
Von oben sieht unser Stellplatz auch nicht schlecht aus.
Zwei Harpunentaucher machen sich auf um Fische zu erbeuten. Sie sind den ganzen Tag unterwegs und das ist ihr stolzer Fang.
Unter dem Felsvorsprung unterhalb unseres WoMo´s hat sich ein Fischer eine provisorische Bleibe eingerichtet.
Er fragt uns ob wir gerne Fisch hätten. Als wir das bejahen fährt er zum Fischen hinaus. In zwei Stunden will er zurück sein. Wir radeln derweil in der Gegend herum. Die Ausbeute ist mehr als mager, sein Motor versagte und er musste umkehren. Uns tut es leid um die winzigen Fischlein, mehr als eine Vorspeise ist für uns dabei nicht herum gekommen.
Wir schauen zu, wie einige WoMo´s den Platz verlassen und im Sand stecken bleiben. Es braucht oft mehrere Anläufe bis sie oben sind. Das größte Fahrzeug am Platz reißt sich sogar dabei die Stossstange ab, denn wo der Sand aufhört beginnt der Fels. Nach dem Mittagessen des dritten Tages brechen auch wir auf. Ich gehe wieder zu Fuß hinauf, denn die Schräglage im WoMo kann ich einfach nicht ertragen. Bernd fährt ganz souverän hoch. Wo war noch gleich das Problem? Habe ich mir also mal wieder umsonst Sorgen gemacht. Immer weiter geht es berauf und von Ferne grüßt der Monte Arcuentu.
In der ehemaligen Bergarbeitersiedlung Montevecchio wurde bis 1960 silberhaltiges Blei und Zink abgebaut und sie war eine der größten Minenorte Europas. Heute sind die Fabrikanlagen dem Verfall preisgegeben.
In Guspini zeigt uns ein Schild an, dass die Straße Richtung Sardara gesperrt ist. Das hatten wir nun schon ein paar mal und so schenken wir dem Schild keine Beachtung. Doch diesmal hätten wir es besser gemacht. Wir landen vor einer maroden Brücke und die ist mit einer Sperre so verriegelt, dass selbst die Sarden, die um so etwas nichts geben, hier nicht weiter kommen. Also zurück nach Pabillonis und auf einem größeren Umweg über San Gavino erreichen wir die Therme di Sadara.Hier gibt es einen schattigen Picknickplatz auf dem Gelände der ehemaligen Therme. Der uns als kostenloser Übernachtungsplatz sehr willkommen ist. Allerdings fehlt die versprochene Entsorgungsmöglichkeit, die wir jetzt dringend benötigen.
Im Ortskern von Sadara sehen wir einen Hinweis auf eine Entsorgungsstation und die ist diesmal auch wirklich intakt. Bereits wenige Kilometer weiter erreichen wir die Ruinen der Nuraghenfestung Genna Maria (Tor zum Meer). Wo wir in den Genuss einer Führung für uns alleine kommen.
Die Anlage ist nicht besonders gut erhalten und dennoch ist sie archäologisch wertvoll. Die Bewohner hatten den Ort fluchtartig verlasen (man vermutet wegen eine Brandes) und eine Menge Gerätschaften und Haushaltsgegenstände zurück gelassen, die im Museum von Villanovaforru sehr anschaulich präsentiert werden.
Vom Kochgeschirr
bis hin zu hunderten von Öl-Lämpchen bestaunen wir die ganze Bandbreite der gefunden Gegenstände.
Ein Mimosen Strauch am Wegesrand.
Bis Barumini plagen uns schon wieder Hitzerekorde. Doch Su Nuraxi, der besterhaltenste und größte Nuraghenkomples Sardiniens will noch besichtigt werden. Er ist im übrigen das einzige UNESCO-Welterbe der Insel. Besuchen können wir ihn nur im Rahmen einer Führung in englischer Sprache. Ich nutze die Wartezeit bis zum Beginn der Führung zum Kauf eines Buches und kann mich so schon einmal einlesen. Der älteste Teil der Anlage ist der Mittelturm aus dem 2. Jh. v. Chr.
Rotunde (kreisförmig angelegte Räume) einer Wohneinheit mit Sitzplatz und zentralem Becken.
Wir steigen ein in den finsteren Turm, wo es klaustrophobisch eng wird, dafür aber schön kühl ist.
Vom Turm aus haben wir eine gute Sicht auf die Größe der Anlage mit ihren ehemals 150 Wohneinheiten.
Zurück im WoMo sind dort mal wieder 37°, doch noch geben wir nicht auf für heute. Wir fahren zurück nach Barumini und dort zum Polo Museale di Casa Zapata, direkt neben der spätgotischen Pfarrkirche Immacolata Concezione aus dem 16. Jh.
Vom einstige Palazzo der Familie Zapata besteht nur noch die Außenfassade.
Er wurde komplett entkernt, da er über der Nuraxi ´e Cresia (Nuraghe der Kirche) errichtet wurde.Geführt über Glasböden und Stege werfen wir einen Blick auf die unter uns liegende Ausgrabungsstätte. Außerdem sind hier Gebrauchsgegenstände aus Su Nuraxi ausgestellt.
Jetzt reicht es aber für heute. Noch 20 Kilometer, vorbei an Oristano finden wir bei Torre Grande den Campingplatz Spinnaker, wo wir dank ACSi Karte für 19,-- Euro einen wundervoll schattigen Platz ergattern. Wir sind so platt, dass wir erst gegen Abend den Weg zum Strand schaffen. Dort stehen kostenlos Liegen und Sonnenschirme für die Gäste bereit und wir beschließen morgen endlich mal einen Strandtag einzulegen. In der Nacht schießt mich die Hexe und so liege ich übellaunig am Strand und höre Hörbuch während Bernd mich zur Aufmunterung mit leckerem Essen versorgt. Ich kann kaum laufen, aber Fahrrad fahren und so machen wir uns tags darauf auf nach Marina di Torre Grande. Wir brauchen wohl nicht zu fragen woher die Stadt ihren Namen hat?
Unser Ziel ist Cabras mit dem Museum Civico Giovanni Marongiu und seiner beachtlichen Sammlung aus der phönizisch-römischen Stadt Tharros. Gleich zwei Reisebusse aus Deutschland kommen zeitgleich mit uns hier an. Schon draußen begrüßt uns die Muttergöttin.
Besonders beachtenswert sind die Giganten vom Mont´e Prama. Die 2 m bis 2,50 m hohen Sandsteinfiguren aus nuraghischer Zeit wurden nahe des Stagno di Cabras entdeckt und gehören zu den bedeutensten Funden der Epoche.
Besonders herausragend ist der Krieger mit einem Schild über dem Kopf.
Auch eine Menge Bleibarren eines römischen Schiffes, dass bei der Isola di Mal versunken ist gibt es zu bestaunen und noch vieles, vieles mehr.
Wir radeln weiter auf die Tharros Halbinsel, was wegen des herrschenden Ausflug Verkehrs ans Meer diesmal keine reine Freude ist. Im Örtchen San Giovanni stoßen wir auf das ungewöhnlich reizvolles und sehr schlichte Kirchlein San Giovanni di Sinis.
Erbaut im 5. Jh. als byzantinische Kuppelkirche und im 11. Jh. romanisch gestaltet, streitet es sich mit San Saturno in Cagliari um den Ruhm die älteste Kirche der Insel zu sein. Wir sind vollkommen fasziniert von der Schlichtheit im Inneren
und staunen über den archaisch anmutenden Baustiel mit Hauptschiff und zwei Nebenschiffen.
Danach machen wir uns auf zur Besteigung des Torre Sangiovanni
Von oben haben wir einen schönen Überblick über die Ausgrabungsstätte von Tharros und sind versucht die Besichtigung ausfallen zu lassen, es ist uns schon wieder viel zu heiß.
Wir geben uns einen Ruck und gehen über die Cardo Maximus (die gepflasterte römische Hauptstraße) in der Anlage umher.
Viel ist nicht mehr zu sehen, da die Bewohner im 11. Jh. die Stadt wegen andauernden Sarazenenüberfällen verließen und landeinwärts zogen, in das heutige Oristano. Der Einfachheit halber nahmen sie so viele Bausteine wie möglich mit und so kann man die einstige Pracht nur erahnen. Außerdem ist die ehemalige Thermenanlage zur Hälfte im Meer versunken. Zudem haben Abenteurer aus ganz Europa die Gräber geplündert und alles was nicht niet und nagelfest war verkauft. Wir radeln zurück auf den Campingplatz um endlich in den Schatten zu kommen.
Es geht weiter, zunächst bis zu der 32.000 Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Oristano. Wir sind hin und her gerissen, besichtigen oder nicht und wir entscheiden uns für nicht, weil der Parkplatz auf dem wir landen in einer sehr verkommenen Gegend mit vielen Glasscherben und Graffiti liegt. Uns ist nicht wohl dabei hier unser WoMo längere Zeit alleine zu lassen. So fahren wir ein Stück auf der SS131 Richtung Sassari und machen den ersten Stopp am Nuraghnenkomplex Santa Christina, einem Wasserheiligtum (Pozzo Sacro) aus dem 11.--9. Jh. v. Ch. Durch den trapeszförmig gemauerten Eingang gelangt man auf Stufen 7 m hinunter in den Brunnenraum.
Während der Tag- und Nachtgleiche im März und September scheint die Sonne über die Treppe hinunter bis in den Brunnen. Es wird daher vermutet das die Nuraghenenbauer über astronomische Kenntnisse verfügten.
Weiter geht es über Abbasanta und Macomer. Dort verlassen wir die Schnellstraße und fahren weiter zur Küste Richtung Bosa. In Bosa stellt die Gemeinde am Fluss Temo den WoMo Fahrern einen eigenen Parkplatz zur Verfügung, denn wegen der Enge in der Altstadt ist es nicht geraten mit dem Fahrzeug dorthinein zu geraten. Zwar gibt es auf dem Parkplatz keinen Schatten, aber am Fluss stehen Bänke unter Bäumen. So genießen wir einfach die Aussicht über das Wasser auf die hübsche Stadt.
Ausgiebig besichtigen werden wir sie erst morgen, doch davon mehr im nächsten Bericht.

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