Wir
führen unsere Reise auf dem Cariboo Hwy fort bis Quesnel.
Dort biegen wir ab auf den Hwy 26, um einen Abstecher zur 76
Kilometer entfernten, ehemaligen Goldgräberstadt Barkerville
zu unternehmen. Zu seiner Blütezeit war der Ort einst die größte
Stadt im Westen Kanadas. Verlor nach Ende der Goldrauschzeit
vollkommen an Bedeutung und ist heute eines der besten lebenden
Museen Kanadas. Über 100 Häuser wurden im Tal des Williams
Creek authentisch restauriert und mit zeitgenössisch gekleideten
"Bewohnern" besetzt. Gleich beim Eingang sehen wir die St.
Saviour´s Angelican Church ( Kirche), die noch
gelegentlich für Messen genutzt wird.
Die
Hälfte der Bevölkerung von Barkerville stammte aus Ostasien. Sie
betrieben Garküchen, Wäschereien, Verkaufsläden und Spielhöllen.
Das chinesische Restaurant ist in Betrieb und versorgt die hungrigen
Touristen mit Mahlzeiten. In der Bäckerei gibt es Brot und Kuchen zu
kaufen und in den verschiedenen Läden allerlei Krims Kram zu
erwerben. Auch das Theater ist in Betrieb und Gold waschen kann man
natürlich auch noch. Die Inneneinrichtungen der Wohnhäuser
wurden liebevoll und bis ins Detail hergerichtet.
Im
Post-Office kann man Briefe versenden und die "Kundinnen"
sind stilecht gekleidet.
Erstaunlich
auch wie gut die Apotheke zu ihrer Zeit bestückt war.
Wir
verbringen viel Zeit hier und haben eine Menge Spaß dabei und
natürlich machen wir auch mit, wenn wir von den "Bewohnern"
dazu aufgefordert werden. Am späten Nachmittag fahren wir zurück
bis Quesnel. Auf der Hälfte der Strecke beobachten wir eine
Elchkuh, die in einem See Unterwasserpflanzen futtert.
Erst
gegen 20.30 Uhr sind wir dann in Prince George auf dem
Walmart-Parkplatz. Dort stehen schon einige RV´s und so
brauchen wir uns wegen der Übernachtung keinen Kopf mehr zu machen.
Wir bleiben einen weiteren Tag, denn es gibt Allerlei zu erledigen
und dazu kommt uns Walmart WiFi gerade recht. Dafür müssen wir am
Folgetag Strecke machen. Weit kommen wir erst mal nicht, es gibt auf
dem Hwy 16 mal wieder eine Endlosbaustelle. Wir zählen 180
Autos im Gegenverkehr bis wir endlich weiter fahren dürfen. Im
beschaulichen Ort Fraser Lake sehen wir einen Hinweis auf
einen Farmers Markt. Gerade schauen wir uns nach einem Parkplatz um,
da kommt tatsächlich ein junger Schwarzbär durch den Ort
gerannt. Wir sind dermaßen verblüfft, dass es zu einem Foto nicht
mehr reicht. So blitzartig wie er gekommen ist, ist er gleich wieder
verschwunden. Im Visitor Center berichte ich der Mitarbeiterin davon.
Für sie ist das nichts Besonderes. Schwarzbären tangieren den Ort
öfter, nur im Herbst gibt es manchmal Ärger, wenn die Leute ihre
Äpfel nicht rechtzeitig ernten, dann sitzen die Bären in den Bäumen
und klauen das Obst und wir hadern zu Hause mit den Amseln, wenn die
uns die Kirschen vom Baum stibitzen.Viel hat der Ort ansonsten nicht
zu bieten, ein hölzernes Postgebäude und eine ehemalige
Schmiede müssen nun anstatt des Bären für ein Foto
herhalten.
Nach
weiteren 160 Kilometern erreichen wir Smithers und quartieren
uns auf dem Muncipal CP Riverside, mit direktem Blick auf den
Bulkley River ein.
Ist
das hier schön! Auf der einen Seite das Wasser und auf der anderen
eine Fernsicht auf den Hudson Bay Mountain (2.560m) mit
Gletscher.
Wir
können uns nicht trennen und bleiben noch einen weiteren Tag. Jetzt
kommen mal wieder die Fahrräder zum Einsatz. Im Ort ist heute Markt.
Bernd interessiert sich für die Landschaft, ich für einen
Stand mit Grünzeug, dass ich zunächst für
Brunnenkresse halte. Auf meine Nachfrage hin sagt die Verkäuferin es
sei Peagreen (Erbsengrün), man könne es roh essen
oder dünsten. Sie reicht mir davon zum probieren, es schmeckt
wirklich gut. Ich kaufe einen Beutel, doch bevor wir den Inhalt
verputzen mache ich mich vorsichtshalber im Internet schlau, was wir
da essen. Tatsächlich gibt es lange Abhandlungen darüber und auch
Anleitungen, wie das Erbsengrün selber gezogen werden kann. Der
daraus zubereitet Salat mundet uns und ich nehme mir vor, zu Hause
mal auszuprobieren ob ich das auch hin bekomme.
Smithers
gibt sich wegen der Lage zwischen den hohen Bergen gerne als alpine
Stadt aus und hat dann auch gleich als Wahrzeichen einen
Alphornbläser.
Beim
zurück Radeln auf den CP kommen wir an einem kleinen
metallverarbeitenden Betrieb vorbei. Obschon Samstag
ist, hat der noch offen. Bernd fragt wegen den Halterungen der
Radblenden nach. Er soll das zerbrochene Teil mal bringen. Da der
Mitarbeiter sowieso eine Halterung anfertigen muss (die alte haben
wir ja bekanntlich in Niagara in der Werkstatt zurück gelassen),
möchte er die zweite nicht schweißen sondern lieber eine neue
anfertigen. Soll uns auch recht sein. 2 1/2 Stunden später kann
Bernd zwei weitaus stabilere Exemplare für 174,--CA$ abholen. Auf
dem Bild ist zum Vergleich die alte und die neue Halterung zu
sehen. Jetzt ist wirklich alles repariert was kaputt war. Mal sehen
wie lange wir ohne weitere Schäden sind.
Wenn
wir jetzt Urlaub und keine Reise machen würden, Smithers wäre der
rechte Ort zum verweilen. Mit Bedauern verlassen wir den netten CP
und weiter geht es auf dem Yellowhead Hwy bis Morice Town.
Dort sehen wir am Bulkley River Canyon die ersten
Fischtreppen.
Kaum
halten wir und ein paar weitere Touristen an, kommt schon ein Fischer
aus seiner Hütte und hat gleich einen großen Lachs im Netz.
Damit wir alle zu unserem Foto kommen, hält er ihn auch brav in die
Höhe. Merkwürdig ist nur, dass wir nur einen einzigen Lachs sehen,
der sich bemüht die Stromschnellen zu überwinden. Mir kommt das
Ganze ein wenig inszeniert vor.
Sind
nun Lachse da oder nicht? Wir entschließen uns kurzfristig doch
schon nach Hyder/Alaska zu reisen, denn wenn die Bären im Fish Creek
sind ist das ein einmaliges Erlebnis. Dazu müssen wir in Kitwanga
auf den Cassiar Hwy abbiegen. Hier hatten wir vor 20 Jahren
unsere besonderen Tiererlebnisse. Doch jetzt ist auch diese Straße
geteert, es sind eine Menge LKW´s unterwegs und die Tierausbeute ist
gleich null. Dafür haben wir dann wieder das Vergnügen in einer
langen Baustelle hinter einem Pilot Car her zu schleichen. Ich bin
traurig, wahrscheinlich ist meine Erwartungshaltung einfach zu groß.
Man kann eben einmal Erlebtes nicht wiederholen. Auf dem Meziadin
Lake PP CP würden wir gerne für heute Schluss machen,
doch an der Seeseite ist kein Platz mehr frei. Eine ausgesprochen
unfreundliche Caretakerin weist uns einen winzigen, hässlichen Spot
zu. Auf den haben wir dann auch keine Lust und fahren weiter. Ohne
einen Blick für die schöne Umgebung fahren wir am Bear Glacier
vorbei bis Stewart, wo der Pearse-Portland Canal
die Grenze zwischen Kanada und Alaska markiert. Wir ergattern auf dem
Bear River RV CP ein nettes Plätzchen. Nachdem wir zu
Abend gegessen haben machen wir uns auf den Weg nach Hyder/Alaska.
Die Grenze ist faktisch bedeutungslos, Kontrollen in die USA
gibt es hier keine, von Hyder kommt man nicht weiter, es fehlt
jegliche Verbindung zu anderen Orten in Alaska.
Hyder
wirkt fast wie eine Geisterstadt und wäre sicherlich für den
Tourismus vollkommen uninteressant, wenn es den Fish Creek
nicht gäbe. Jedes Jahr in der Lachs-Saison finden sich hier die
Bären ein, um sich für den Winterschlaf die nötigen Fettreserven
an zu futtern. Mittlerweile gibt es eine große Plattform dort und
man muss Eintritt zahlen. Wir lösen gleich ein Dreitages Ticket. Mit
vielen anderen warten wir nun auf die Bären. Lachse sind noch keine
da, doch seit drei Tagen kommen die Grizzlys ab und an vorbei um
nachzusehen ob es nicht bald was zu futtern gibt. Im Moment herrscht
gähnende Leere im Fish Creek. Um 20.30 Uhr wird es mir langweilig
und ich wandere auf dem Steg umher um mich aufzuwärmen, denn
tatsächlich ist heute Hyder Wetter. Will heißen an 5 von 7 Tagen
regnet es und die Temperaturen sind auch mäßig. Ich höre ein
Knacken im Gebüsch und lehne mich über das Geländer um nachzusehen
was das ist. Da schaut mir aus zwei Meter Entfernung ein riesiger
Grizzly direkt ins Gesicht. Bin ich froh, dass da die Brüstung
dazwischen ist. Ich bekomme heute noch Herzklopfen wenn ich daran
denke. Bernd steht am anderen Ende und bekommt nichts mit davon. Der
Bär verschwindet im Gebüsch und taucht kurz darauf etwa 100 Meter
weiter unten im Fish Creek wieder auf. Tapst durch das Wasser,
kein Lachs da, macht ein langes Gesicht und ist schon wieder weg.
Wenigstens sind die, die jetzt auf der Plattform stehen zu ihrem Foto
gekommen. Die weiter weg sind haben das Nachsehen.
Wir
warten noch eine Weile, dann geht es zurück nach Stewart. Wir
werden von einem kanadischen Grenzposten angehalten und müssen die
Pässe zeigen. Ob wir in Hyder etwas gekauft haben? Ja,
Eintrittskarten für die Plattform. Er lacht und wir dürfen weiter
fahren. Am nächsten Morgen sind wir schon um 6.00 Uhr in der Frühe
auf dem Weg zum Fish Creek. Über dem Salmon River wabern
Nebelschwaden.
Zwei
Stunden stehen wir uns die Beine in den Bauch, kein Lachs da und
folglich auch kein Bär. Jetzt mieten wir uns in Hyder auf dem
Run-A-Muck CP ein, um uns die lästige Kontrolle durch die
Kanadier zu ersparen. Nun wird erst einmal gefrühstückt und etwas
Schlaf nach geholt. Gegen 16.30 fahren wir wieder zum Fish Creek
zurück. Nichts los im Creek, im Pool und auf dem Steg.
Um
19.00 Uhr essen wir auf dem Parkplatz im WoMo Brote (kochen ist hier
streng untersagt) und wärmen uns etwas auf. Um 21.00 Uhr tut mir der
Rücken weh, mir ist kalt und ich will ins Bett. Viele der hier seit
Stunden Ausharrenden haben schon aufgegeben und sich auf denn
Heimweg gemacht. Doch der Steg ist bis 22.00 Uhr geöffnet und
solange will Bernd bleiben. Um 21.20 Uhr steht ein Grizzly
plötzlich weit unterhalb im Creek. Es ist auf jeden Fall ein anderer
als gestern. Er hat dichteres, dunkleres Fell und ist etwas
kleiner. Vielleicht handelt es sich um ein Weibchen? Ein Raunen geht
durch die Menge, denn er ist bereits nach ein paar Sekunden wieder
verschwunden. Dafür die ganze Warterei? Dann ganz langsam taucht er
wieder auf und kommt den Creek hinauf in unsere Richtung. Er geht
eine Weile durchs Wasser, immer auf der Suche nach Fischen.
Der
Bauch muss gefüllt werden und so grast er die Uferböschung ab.
Unentwegt wandert Grünzeug in sein Maul, auch Gras wird
offensichtlich nicht verschmäht. Ganze 50 Minuten haben wir das
Vergnügen ihm beim Futtern zu zusehen. Ich finde es schon
erstaunlich, das so ein großes, muskulöses Tier von Pflanzen satt
werden kann. Als kenne er die Öffnungszeiten verschwindet er um
22.05 Uhr wieder im Gebüsch und die Ranger haben endlich Feierabend.
Überglücklich
fahren wir zum CP zurück und beschließen morgen weiter zu fahren.
Unser Ticket gilt zwar noch einen Tag, aber da keine Lachse da sind,
ist der heutige Abend wohl derzeit nicht zu toppen. Da kommen wir
doch lieber in drei Wochen nochmal vorbei, vielleicht gibt es dann
mehr Bären zu sehen. Gerne würden wir früh starten, doch der
kanadische Grenzposten ist erst ab 8.00 Uhr besetzt. So trödeln wir
noch etwas herum, fahren bester Laune los und da macht es auch
nichts, dass der Grenzer wieder die gleichen Fragen stellt wie
Vorgestern. Heute haben wir auch einen Blick für den Bear
Glacier, der hier fast noch bis zum Bear Lake hinunter
reicht.
Auf
dem eiskalten Wasser schwimmt ein Pulk schwarzer Enten mit
einer auffälligen Gesichtsfärbung, es handelt sich um Surf
Scoter (Brillenenten).
Wieder
zurück auf dem Cassiar Hwy läuft nach 80 Kilometern ein
junger Schwarzbär über die Straße. Der Tag fängt ja
richtig gut an. Etwas später trabt ein Elch des Weges, leider
zu schnell fürs Foto. Einige Kilometer später können wir wieder
einen jungen Schwarzbären beobachten, der friedlich am
Straßenrand grast. Er kommt direkt zum WoMo und beschnüffelt
ausgiebig den Vorderreifen.
Dann
schaut er irgendwie fordernd zum Fenster hoch. Wir
haben den Verdacht das er schon einmal gefüttert worden ist, dass
wird ihm leider auf Dauer schlecht bekommen.
Die
Landschaft wird Tundra artig und Hinweisschilder warnen vor
CaribooXing. Es ist nicht die richtige Jahreszeit dafür, kein Karibu
zu sehen. Dafür haben wir eine schöne Aussicht auf den Stikine
River.
Wir
werden es nicht mehr bis zu unserem geplanten Tagesziel Watson Lake
schaffen. Immerhin haben wir schon 524 Kilometer zurück gelegt und
die vielen Bärenstopps haben auch Zeit gekostet. Da kommt uns Jade
City gerade recht. Man preist sich hier als größte Jade Mine
der Welt an, ist aber mehr ein Gerümpel-Haufen als sonst etwas.
Egal sie haben einen kostenlosen Stellplatz für uns. Alibi halber
schauen wir uns noch an, was sie hier an Jade zu bieten haben.
Am
Morgen müssen wir erst mal Heizen, es ist kalt und es regnet den
dritten Tag in Folge. Zwar nicht andauernd, aber immer mal wieder.
Außerdem streikt unser Kühlschrank, die Sachen im Tiefkühlfach
sind aufgetaut. Kein Tag ohne neue Überraschungen. Nach mehrmaligem
an und ausschalten funktioniert er wieder einwandfrei. Wieder läuft
uns ein Schwarzbär über den Weg, die bärenlosen Zeiten
scheinen vorbei zu sein. Erschreckend viele Tannen sind hier
verbrannt und zwar so weit das Auge reicht. Später kommen wir an
eine Hinweistafel, dort wird erklärt das Waldbrände dazu gehören
und die Natur sich dadurch erneuern kann. Wieder mal stehen wir
länger an einer Baustelle. Da lugt ein Schwarzbär aus dem
Gebüsch, nur 10 m weiter steht der Flagman und hält den Verkehr
auf.
Jetzt
sind wir im Bundesland Yukon und überqueren den Liard
River. Wir suchen den Watson Lake Gouverment CP auf, der
liegt weit abseits der Straße und die Plätze sind unter hohen
Tannen. Bei schönem Wetter ist das sicherlich nett hier, aber bei
dem heutigen Regenwetter irgendwie ungemütlich. Wir fahren weiter
nach Watson Lake. Die Hauptattraktion hier ist der sogenannte
Schilderwald. Über 80.000 Schilder aus aller Welt hängen
hier. Da müssen wir nicht auch noch dazu. Allerdings sehe ich unter
all den vielen Exemplaren eines aus unserem Heimatort und die Leute
kenne ich auch noch persönlich, dass ist fast unglaublich.
Jetzt
sind wir wieder auf dem Alaska Hwy Richtung Whitehorse
unterwegs. Bei den Rancheria Falls machen wir eine kurze
Pause.
Schon
nach kurzer Zeit sehen wir wieder einen Schwarzbären. Er ist
einfach zu niedlich anzuschauen, wie er da mit seinem Löwenzahn
im Maul verharrt und darauf wartet das wir weiter ziehen.
Wir
sind 390 Kilometer gefahren und es wird langsam Zeit zum Ende zu
kommen. Auf der Morley River Yucon Goverment Picknick Area
sehen wir keinen Hinweis, dass hier übernachten verboten ist. Also
machen wir heute den ersten Versuch des wilden Campens. Als wir am
Morgen aufwachen stehen noch zwei weitere WoMo´s und ein PKW hier.
Die müssen alle nach 22.00 Uhr gekommen sein. Mittlerweile haben wir
12.000 Kilometer zurück gelegt. Bei der Nisutin Bay
überqueren wir auf einer langen Brücke den Teslin Lake.
Kurz darauf sind wir in dem 500 Seelen zählenden Ort Teslin
angelangt. Hier besuchen wir das George Johnston Museum.
Ein eindrucksvoller Film berichtet über das Leben der Tlingit
Indianer und obschon das Museum recht klein ist, brauchen wir
über eine Stunde bis wir alles gesehen haben.
Heute
begegnen uns Hasen, Erdhörnchen und ein Fuchs,
Bären lassen sich diesmal keine blicken. An der Tagish Road
Junction biegen wir auf die Atlin Road ab. Der erste Halt
ist am Mount White, wo Mountain Goats (Schneeziegen) zu sehen
sein sollen. Wir scannen mit dem Fernglas den gesamten Berg ab, keine
Schneeziege in Sicht. Dafür liegt auf dem Parkplatz Bärenkot und
die Hinweistafel ist auch ordentlich zerkratzt. Später erblicken wir
noch ein Porcupine (Stachelschwein) am Straßenrand. Es
will nicht aufs Foto und macht sich schnell davon.Die Landschaft ist
wunderschön, immer begleiten uns hohe Berge und auf voller Länge
der Atlin Lake.
In
Atlin liegt am Seeufer die SS Tarahne, ein erstaunlich
gut erhaltenes Dampfschiff aus der Goldrauschzeit.
Der
Ort selber ist nett her gerichtet und setzt ganz auf
Tourismus. 450 Menschen sollen hier leben, doch es wird auch viel neu
gebaut. Die schöne Umgebung zieht bestimmt viele Sommergäste an.
Wir
fahren noch weiter auf der Warm Bay Road und dann 28 Kilometer
Gravelroad bis zu einem Naturpool. Hier haben schon die
Indianer in Vorzeiten im warmen Wasser gebadet.
Vor
20 Jahren haben wir ihn auch genutzt. Heute hat er viele grüne Algen
und winzige rote Fische schwimmen darin herum. Vielleicht war das
damals auch schon so? Wir können uns nicht mehr daran erinnern. Auf
jeden Fall will ich nicht darin baden und Bernd traut sich
auch nur mit den Füßen hinein. Wunderbar warm ist das Wasser jedoch
immer noch.
Nun
wird es Zeit für einen Übernachtungsplatz. An der Atlin Road
hatten wir bei der Herfahrt die Hitchkok Creek Recreations Site
gesehen und bis dorthin fahren wir jetzt zurück. Wir ergattern eines
der drei Plätze mit Sicht auf den Atlin Lake und den Mount
Minto.
Außer
uns ist noch ein junges Schweizer Paar da, sie werden auch hier
übernachten. Es soll heute Nachmittag ein Bär über den Platz
gelaufen sein, da waren sie froh im WoMo gesessen zu haben. Ob
Grizzly oder Schwarzbär konnten sie uns nicht sagen. Am Morgen sehen
wir am Toilettenhaus die Pfoten Abdrücke. Der Größe nach
wohl eher von einem Schwarzbären.
Jetzt
in der frühen Morgenstunde lassen sich, bei der Rückfahrt zur
Straßenkreuzung, doch so einige Wildtieren mehr blicken als
gestern. Ein Schwarzbär strolcht am Weg entlang, Ptarmigans
(Schneehühner) stehen auf der Straße herum und zwingen uns
zum bremsen. Am Mount White klettern in großer Höhe zwei
Mountain Goats herum. Gibt es sie hier also doch noch.
Am
Nordende des Marsh Lakes fließt der M´Clintock River
in den See. Hier ist eine wichtige Station für Zugvögel,
insbesondere für Trompeterschwäne. Wir fahren den kurzen Abstecher
zum Swan Haven Besucherzentrum. Es ist geschlossen, die
Zugvögel sind weiter geflogen. Wir überfahren die Yucon River
Brücke und biegen zum Miles Canyon ab.
Den
können wir auf einer Hängebrücke überqueren und ein Stück
entlang laufen. Der Anblick ist umwerfend, eine tiefe Schlucht unter
uns, die Felswände bizarr geformt.
Kurz
darauf sind wir in Whitehorse, der Hauptstadt des
Yucons mit 29.000 Einwohnern (75% der Gesamtbevölkerung)
angelangt. Der erste Weg führt uns zum Sternwehler
(Raddampfer) SS Klondike II, der bis 1955 in Betrieb
war und heute ein Museumsschiff ist.
Natürlich
lassen wir es uns nicht nehmen das Schiff ausgiebig zu besichtigen.
Gut erhalten ist z.B. das Schaufelrad.
Unser
Plan ist mal wieder auf dem Walmart zu übernachten, Vorräte
aufzufüllen und Internet zu nutzen. Es ist ungewöhnlich heiß und
auf dem Parkplatz stehen an die 30 RV´s. Also kaufen wir ein,
erledigen im Internet was zu erledigen ist, kaufen in einer deutschen
Bäckerei ein wirklich leckeres, aber mit 8,50 CA$ unverschämt
teures Graubrot und machen, trotz der späten Stunde (17.15 Uhr) ,
dass wir fort kommen. Es geht auf dem Alaska Hwy immer
geradeaus. Kaum noch Fahrzeuge sind unterwegs.
Leider
gibt es an der Strecke keine schönen Rastplätze und so müssen wir
noch 160 Kilometer fahren, bis wir endlich kurz vor Haines
Junction den Pine Lake CP erreichen. Er ist bis
auf den letzten Platz belegt, allerdings gibt es einen Doppelplatz,
auf dem nur ein Fahrzeug steht. Wir quetschen uns dazu, ist zwar
recht eng, muss für heute reichen denn wir können nicht mehr
weiter. Nur zu einem kurzen Spaziergang zum See und durch den
boralen Wald können wir uns noch aufraffen. Ein Schild warnt
vor Bärenbesuch. Soll uns recht sein.
Am
Morgen wird ein schöner und sehr großer Spot frei. Wir können uns
umsetzen und beschließen einen weiteren Tag auf dem CP zu
verbringen, auch weil mal wieder Großreinigung angesagt ist. Kaum
liegen unsere Teppiche zum trocknen draußen, kommt ein Eichhörnchen
und ruft sich Fäden heraus. Wahrscheinlich will es sein Nest damit
auspolstern. Das können wir bei aller Tierliebe nicht zulassen. Das
Wetter ist wunderbar warm und nach getaner Arbeit faulenzen wir oder
machen kurze Sparziergänge um das wirklich große Gelände herum.
Allerlei Pflanzen gibt es zu bestimmen, hier z. B. das Marsh
Grass-of-Parnassus (Sumpf-Herzblatt).
Am
Strand erfreuen sich die Familien mit Kindern ihrer
Ferientage. Yucon Gouverment tut wirklich viel für seine Einwohner.
12,-- CA$ kosten die Plätze für die Allgemeinheit. Wer Einwohner
ist und einen Jahrespass hat, oder über 65 Jahre alt, oder
Behinderter mit Ausweis ist, steht kostenlos und das bis zu 14 Tagen
auf dem selben Platz.
Soviel
Zeit haben wir nicht und es geht weiter. In Haines Junction
besuchen wir das hochgelobte Da ku Cultural Centre (Kluane
National Park Besucherzentrum). Viel gibt es uns nicht, immerhin
bekommen wir ein paar sehr gute Prospekte zur Bestimmung der Tier und
Pflanzenwelt. Am Sulphur Lake möchte ich mit den Wölfen
heulen, wir verpassen ihn weil der im Prospekt angegebene Parkplatz
fehlt. Auch das Tachäl Dhäl (Sheep Mountain)
Besucherzentrum ist eine Enttäuschung. Wir können schauen so
viel wir wollen, keine Schafe zu sehen. Laut Aushänge-Tafel sollen
um 10.00 Uhr 7 Stück gesichtet worden sein. Das nutzt uns jetzt auch
nichts.
Nur
wenig später sind wir am Congdon Creek CP angekommen und
können noch zwischen verschiedenen Spots auswählen. Hier gibt es
einen wichtigen Futterplatz für Grizzlybären und die Aussichten
sollen gut sein, welche zu entdecken. Schon am Eingang wird gewarnt
und um besondere Vorsicht gebeten. Außerdem solle man Bärenspray
mitnehmen, wenn man die 500 Meter bis zur Aussichtsplattform
geht. Ich zumindest gehe den Weg mit sehr gemischten Gefühlen.
Bernd lacht mich mal wieder aus. Von der Plattform haben wir eine
gute Sicht über das Gelände, keine Bären zu sehen. Wirklich
unglücklich darüber bin ich nicht.
Auf
dem Rückweg sehen wir das erste mal auf dieser Reise, dass der Platz
für die Zelte mit einem Elektrozaun gesichert ist. Außerdem
wird der Platz ab und an für Zelte ganz gesperrt. Das gibt jetzt
auch Bernd zu denken.
Am
Abend suchen wir noch die Unterlagen für den Grenzübertritt nach
Alaska/USA zusammen. Ein gutes Stück ist es noch bis zur Grenze.
Unterwegs sitzt ein Rough-legged Hawk (Raufußhabicht)
recht fotogen auf einer Baumspitze.
Die
ganze Zeit fahren wir durch den Kluane Nationalpark mit Blick
auf die Wrangell Mountains, die zum Weltkulturerbe zählen.
Ein
großer, etwas struppiger Schwarzbär (der zweitgrößte
bisher) entschädigt uns für die verpassten Grizzlys.
Dann
sind wir in Beaver Creek. Im Visitor Center erkundigen
wir uns noch einmal genau, was wir über die Grenze mitnehmen dürfen
und was nicht. Die Liste ist lang und wird je nach Grenzbeamten wohl
auch unterschiedlich ausgelegt. Trotzdem freuen wir uns jetzt schon
auf Alaska!