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Dienstag, 12. Januar 2010

Die kolonialen Kleinode von Minas Gerais

Nachdem wir nun den Stress von Rio de Janeiro hinter uns gelassen hatten, konnten wir uns der Schönheit der Landschaft widmen. Langsam aber stetig ging es in Serpentinen bergauf und mit jedem Höhenmeter wurde die Hitze erträglicher. Schon nach 80 Kilometern führte uns unsere Straße durch den Parque Nacional da Serra dos Órgãos (Orgelgebirge). An einem Aussichtspunkt hatten wir einen phantastischen Rückblick auf die Lagoa de Freitas und den Corcovado, auf dem wir sogar die Christusstatue erahnen konnten. Alles lag im Dunst und sah aus der Ferne wie eine Mondlandschaft aus.

Der Anblick hat uns so verzaubert, dass dabei die eigentlichen Sehenswürdigkeiten, die Órgãos (steil aufsteigende, schlanke Felsnadeln) fast in den Hintergrund geraten wären.

Tropenwald und Bananenplantagen bestimmten das Landschaftsbild. Obschon Petrópolis die Sommerresidenz des brasilianischen Kaiserhofs war und entsprechend schöne Bauwerke aufzuweisen hat, lassen wir die Stadt links liegen. Uns ist im Moment nicht mehr nach Großstadt zumute. Wir fahren durch bis Teresópolis und übernachten dort auf dem

Campingplatz der Quinta da Barra. Wir hatten was wir wollten, angenehme Temperaturen und sind die einzigen Gäste auf dem riesigen Gelände. Alle anderen sind ja an der Costa Verde.

Ab jetzt befinden wir uns im Bundesstaat Minas Gerais (allgemeine Minen). Ende des 17. Jahrhunderts wurden hier riesige Gold-, Diamanten, Edelstein und Halbedelsteinfunde gemacht. Das war ja das, was man suchte und man glaubte das sagenhafte El Dorado gefunden zu haben (wieder mal) . Alleine 800.000 Portugiesen verließen ihre Heimat

um hier ihr Glück zu versuchen. Unermesslicher Reichtum brachte einige schöne Kolonialstädte hervor. Selbst heute noch zeugen die barocken Kirchen und Herrenhäuser vom einstigen Glanz, der allerdings so langsam zerbröckelt. Einige der schönsten Städte haben wir besucht.

Unser erstes Ziel war São João del Rei. Die Stadt mit ihren 80.000 Einwohnern liegt auf 910 Metern Höhe im Flusstal des Córrego do Lenheiro und ist die Geburtsstadt von Joaquim José da Silva Xavier genannt Tiradentes (Zahnzieher), der 1792 von den Portugiesen hingerichtete Freiheitskämpfer und Nationalheld Brasiliens. Sein Todestag der 21.April ist heute Nationalfeiertag.

Zunächst liebäugelte Bernd mit Maria Fumaça (rauchende Maria), einer alten Dampflok, die nur noch Samstags und Sonntags für die Touristen fährt. Da leider Dienstag war, musste er sich mit einem Blick durch den Zaun begnügen.

Zielstrebig machten wir uns auf den Weg zu einem Kleinod unter Palmen, der Igreja São Francisco de Assis von 1774. Hier kamen wir zum ersten Mal mit Aleijadinho (das Krüppelchen) in Berührung, dessen Namen wir in der nächsten Zeit noch sehr oft hören würden. Er war der größte brasilianische Barockbildhauer und hieß eigentlich Antônio Francisco Lisboa. Fürchterlich entstellt durch eine Lepraerkrankung( ohne Finger, Zehen und Zähne, nur einem Auge und verzerrtem Mund) wurden ihm Meißel und Hammer an die Armstümpfe gebunden. Trotz seiner schweren Behinderung schuf er unvergleichliche Kunstwerke und wurde erstaunliche 76 Jahre alt.

Bei der Catedral Basilica de N.S. do Pilar von 1721

beeindruckte der vergoldete Altar.

An dem noch recht ursprünglichen Praça (Platz) Dr. Augusto das Chagas Viegas können wir den Solar (Residenz) der Baronesa de Itaverava und die Karmeliterkirche Igreja N.S. do Carmo bewundern.

Die ganz im Gegensatz zu den meisten barocken Kirchen mit ihrem vielen Gold Innen eher schlicht wirkt.

Es galt noch einige weitere Igrejas und Solars zu bestaunen.

Danach fuhren wir in die nur 14 Kilometer entfernte Kleinstadt Tiradentes. Das war eine vollkommen andere Welt. Hier hatte sich in all den Jahren kaum etwas verändert und das kommt heute dem Tourismus zugute. Man kommt sich vor wie in einem Freiluftmuseum . Auf den gepflasterten, bergigen Straßen fuhren zwar auch Autos, doch der Straßenzustand ließ nur Schritttempo zu und so sind hier Pferdekutschen das bessere Fortbewegungsmittel.

Überall winzige Gassen und hübsch renovierte Häuser.

Obwohl der Ort nur 6.200 Einwohner hat, gibt es eine Vielzahl von Kirchen. Im Vordergrund sehen wir die von Sklaven 1708 erbaute Igreja N.S. do Rosário dos Pretos und im Hintergrund die Hauptkirche des Ortes die Igreja Matriz de Santo Antônio, deren Außenfassade von Aleijadinho angefertigt wurde.

Im Inneren fällt die Rokoko-Holzschnitzarbeit mit ihrem goldenen Schimmer ins Auge.

Wo so viele Touristen sind, dürfen natürlich Souvenirläden nicht fehlen. Mir gefallen ganz besonders die vielen Damen aller Haut- und Haarfarben, die hier überall so lässig aus den Fenstern schauen. Ich muss schon sehr an mich halten, damit keine davon den Weg ins WoMo findet.

Stundelang kann man hier herum laufen bis einem von dem unrunden Gehen Füße und Knie wehtun. Diese alte Brücke führt uns direkt zu unserem Übernachtungsplatz, dem Parkplatz an der Rodoviária (Busbahnhof). Es gab keine andere Möglichkeit und uns wurde von der Polizei bestätigt, dass wir keine Sorge zu haben brauchen. Uns passiert hier nichts und ab 22.00 Uhr fuhr auch kein Bus mehr und es war absolut ruhig hier. Wir hatten den riesigen Parkplatz ganz für uns alleine.

Am nächsten Tag stand mal wieder ein UNESCO Weltkulturerbe auf dem Programm und das ausgerechnet in Congonhas do Campo, einer Stadt ohne besonderen Flair und dennoch ist sie der Höhepunkt einer Reise durch Minas Gerais. Der Grund ist die Basílica do Senhor Bom Jesus de Matosinhos. Dieser ausgedehnte Sakral-Komplex mit der bedeutendsten Sammlung an Steinmetzwerken Aleijadinhos steht natürlich wieder mal auf dem höchsten Hügel der Stadt. Die Straßen eng und gepflastert waren eine echte Herausforderung für Burro. Auf der Freiterrasse vor der Basilika erkennen wir die aus Speckstein gehauenen zwölf biblischen Propheten.

Eine Nahaufnahme lässt sehr gut die eindrucksvollen Gesichter erkennen, für die Aleijadinho so berühmt war.

Unterhalb der Basilika befinden sich sechs Kreuzwegkapellen von denen man auch einen schönen Blick auf die Stadt und das Umland genießen kann.

Mit ihren insgesamt 64 Passions-Skulpturen die allesamt von Aleijadinho geschnitzt und von Manuel da Costa Athayde (einem namhaften Kirchenmaler ) bemalt wurden.

Noch einmal 50 Kilometer weiter ins bergige Hinterland, mit steilen Auf- und Abstiegen (hatten wir so gar nicht mehr erwartet seit wir aus den Anden raus waren) besuchten wir ein weiteres Sahnestück: Ouro Preto die bedeutendste Barockstadt Brasiliens. 1698 hatten die Portugiesen dort in der Gegend reiche Goldvorkommen entdeckt, die mit Hilfe von Sklaven ausgebeutet wurden. Ouro Preto ist nationales Denkmal und UNESCO Welterbe. In ihrer Blütezeit lebten in der Stadt 200.000 Menschen und sie war eine der größten Städte Lateinamerikas. Heute hat sie nur noch 70.000 Einwohner. In der Stadt geht es sehr steil bergauf- und bergab, was wir zu spüren bekamen als wir die Zufahrt zu unserem Übernachtungsplatz, dem Camping Clube do Brasil suchten. Der war natürlich wieder mal genau auf der anderen Seite und wir fuhren auf engen Pflasterstraßen immer weiter nach oben, immer damit rechnend stecken zu bleiben. Doch irgendwie sind wir dann am anderen Ende wieder runter gekommen und gut auf dem Platz gelandet. Der lag etwas Abseits und ohne Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel, dafür aber ruhig und schön. Außer uns war nur noch ein Paar auf dem riesigen Gelände mit seinen schönen Blumen

und Pflanzen. Hier würden wir ein paar Tage bleiben.

Alles an Ouro Preto ist bergig. Die Stadt zu besichtigen ist eine schweißtreibende Angelenheit. Zunächst hatten wir wieder einmal einen schönen Panoramablick und konnten schon einige der Kirchen erspähen, hier mit der Igreja N.S. do Carmo im Hintergrund.

Um nicht noch einmal mit Burro in die engen Gassen zu geraten, bewegten wir uns dann die nächsten Tage nur noch mit einem Taxi. Unseren Stadtrundgang begannen wir wie immer auf dem Hauptplatz, der Praça Tiradentes mit dem unvermeidlichen Denkmal des Nationalhelden.

An dem Platz befinden sich einige schöne Kolonialhäuser, in denen heute hauptsächlich Schmuckgeschäfte, Andenkenläden und Restaurants untergebracht sind. Der Chafariz (Brunnen) de Praça scheint schon lange kein Wasser mehr zu speien.

An der Igreja de São Francisco de Assis, die als die wichtigste Sehenswürdigkeit Ouro Pretos bezeichnet wird und einige Werke Aleijadinhos und Athayde beherbergt, konnten wir sehr gut erkennen, dass hier alles ein wenig renovierungsbedürftig ist. Doch wer hat schon das Geld so viele Kirchen und alte Häuser zu erhalten?

Wo Privatleute wohnen ist allerdings alles gut im Schuss. Es gibt unendlich viele Gassen und Wege zu gehen in Ouro Preto.

Etwas außerhalb und offensichtlich in den ärmeren Vierteln liegt die älteste Kirche der Stadt, die Igreja N.S. do Rosário dos Brancos mit ihrem separaten Kirchturm

und einem ungewöhnlichen Kreuz auf dem Vorplatz. Von dem man eine gute Sicht auf die Wohnstadt mit ihren steilen Treppenaufgängen hat. Selbst unser Taxifahrer schien sich hier ein wenig unwohl zu fühlen.

Wir besichtigten noch einige Kirchen und kehrten dann zur Hauptkirche, der Matriz N.S. da Conceição, mit angeschlossenem Aleijadinho Museum und seiner Grabstelle zurück. Dort herrschte strenges Fotografierverbot und Kamera und Rucksack wurden weggeschlossen. Hier also nur ein Bild von Außen mit Blick auf die von uns vorher besuchte Igreja Santa Efigênia dos Pretos.

Neben der Kirche steht das eher bescheidene, ehemalige Wohnhaus von Aleijadinho.

Nochmals ein Blick in eine schöne Gasse mit dem ach so anstrengenden Pflaster.

Der ganze Ort ist von Stollen unterhöhlt und so fanden wir den Eingang zur Mine des Chico Rei quasi im Ortszentrum. Chico Rei war ein Stammeshäuptling aus Westafrika, der als Sklave in einer Mine schuftete. Es gibt ein paar abenteuerliche Geschichten, wie es ihm gelang die Freiheit zu erhalten. Auf jeden Fall wurde er ein reicher Mann mit einer eigenen Mine und eigenem Hofstaat in Ouro Preto. Die Mine wird heute touristisch vermarktet, ist aber laut Reiseführer nicht sehenswert und so haben wir uns den Besuch geschenkt, da Bernd seit Potosí die Nase voll hat von Minen.

Die Damen haben es gut, sie können aus dem Fenster schauen, während uns die Füße qualmen.

Wir verbrachten mangels Gesellschaft, Regenwetters und abgelegener Lage einen sehr ruhigen Silvesterabend. Wie das in der Regenzeit so ist, es regnet stundenlang wie aus Kübeln und dann scheint wieder die Sonne heiß vom Himmel als wäre nichts gewesen.

Da die Kleinstadt Mariana nur 12 Kilometer entfernt liegt, machten wir vom Campingplatz einen Taxiausflug dorthin. Mariana ist die älteste Stadt von Minas Gerais und war sehr nett zu uns. Alle Sehenswürdigkeiten lagen im fußläufigen Umfeld und der Höhenunterschied war erträglich. Zwei Stunden reichten uns aus um alles zu besichtigen. Der Rundgang fing mal wieder an der Praça mit dem beliebten Fotomotiv der beiden Kirchen Igreja N.S. do Carmo von 1784 und der Igreja São Francisco de Assis ( Das denen hier mal keine neuen Heiligennamen einfallen. Wir können die bald nicht mehr auseinanderhalten) an. Auch hier waren Aleijadinho und Athayde wieder ein gutes Team. Athayde liegt in der Assis begraben.

Gegenüber liegt das Kolonialgebäude der Casa de Câmara e Cadeia von 1782, die im Untergeschoss ein Gefängnis beherbergte und heute ein Museum ist.

Interessant der Schmuck der Weihnachtsäume. Also das mit den Autofelgen und den CDs sollte man bei uns auch einführen oder doch lieber nicht?

Nette Gassen und Winkel hat auch dieser Ort genug zu bieten

und manchmal auch ein hübsches Blümelein.

In diesem Gebäude von 1770 befindet sich das Museu Arquidoiocesano de Arte Sacra mit Gemälden von Athayde und Werken von Aleijadinho. Auch hier wurden Rucksack und Kamera verschlossen. Die kennen wohl ihre Pappenheimer! Bernd knirschte langsam mit den Zähnen, soviel Eintritt haben wir schon bezahlt und überall passen die auf wie die Schießhunde, dass man ja kein Foto machen kann von den Werken ihrer großen Künstler.

In der Catedral Basílica da Sé gelang ihm dann wenigstens noch ein Bild der Orgel aus dem Jahre 1701. Sie hat 1039 Pfeifen, ist aus deutscher Produktion und selbstverständlich noch voll funktionsfähig.

Ehrlich gesagt hätten wir noch mehr Zeit in Mariana verbringen können. Gab es doch noch so viele verwinkelte Gassen zu entdecken. Doch wir waren nach all den Kolonialstädten der letzten Tage mit ihren unebenen Pflasterwegen etwas fußfaul geworden und irgendwann sieht dann auch alles einmal gleich aus.

Was hier zum Beispiel ausschaut wie eine weitere Kirche ist diesmal “nur” ein Bahnhof. Wir verabschiedeten uns von Mariana und ließen uns auf unsere Campinginsel zurück bringen.

Nach den Feiertagen war es dann auch für uns Zeit wieder weiter zu ziehen. Bernd hatte sich in den Kopf gesetzt in Belo Horizonte, mit 2,3 Mill. Einwohnern die Drittgrößte Stadt Brasiliens und Hauptstadt von Minas Gerais, eine IVECO Werkstatt aufzusuchen um endlich an Originalersatzteile für Burro zu kommen. Die Bremsen gaben bei den Bergabfahrten keine guten Geräusche von sich und Walter in La Paz hatte uns ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die von ihm angefertigten Bremsbeläge nur ein Provisorium sein konnten, um damit nach Brasilien zu kommen. Erst in Brasilien gibt es wieder IVECOs und somit Ersatzteile. Wir hatten eine ungefähre Anschrift und die Werkstatt mußte irgendwo an der Stadtumgehung liegen. Wie zu erwarten war, konnten wir die Werkstatt nicht gleich finden und kaum Jemand wusste, wo sie denn nun genau lag. Doch ein LKW Fahrer mit einem zweizügigen LKW kannte sich aus , wir waren gar nicht so weit entfernt, nur war es etwas kompliziert dorthin zu finden und erklären konnte er es wegen der Sprachschwierigkeiten auch nicht. Also was macht ein freundlicher Brasilianer? Er fährt vor einem her und zeigt einem den Weg und wenn es auch gilt erst mal auf einen Zubringer zu kommen, der einen ein Stück zurück bringt und dann in verwinkelte Nebenstraßen. Übrigens hatte Bernd alle Mühe, bei dem wahnsinnigen Verkehr hinter dem riesigen LKW, der grundsätzlich nur auf der Überholspur fuhr, Anschluss zu halten und das will schon was heißen. In der Werkstatt nahmen sie uns auch dran, obwohl sie jede Menge LKWs zur Reparatur dort auf Halde stehen hatten. Da gab es dann erst mal lange Gesichter. Die Bremsbeläge der Hinterräder waren vollkommen runter gefahren und dadurch die Bremsscheiben auch gleich hin, zudem hatte ein Radlager den Geist aufgegeben. Wenigstens hatten sie alle Ersatzteile da und konnten gleich loslegen. Da die Bremstrommel eh ausgebaut war, wurde die Handbremse in einem auch noch neu belegt und selbstverständlich hatten sie auch einen Luftfilter für uns. Nach 4 ½ Stunden waren wir 800 Euro ärmer und Burro wieder fit. Wir fuhren dann zum Übernachten nur noch bis zur nächsten Tankstelle die 24 Stunden geöffnet hat. Erstaunlicherweise war es hier recht ruhig, trotz der vielen LKWs die außer uns noch hier standen.

Wieder auf dem Stadtring sahen wir noch eine Gasstation und konnten endlich unsere Gasflasche füllen. So gesehen war Belo Horizonte ein voller Erfolg.

Nach 90 Kilometern erreichten wir Barão de Cocais, eine weitere Kolonialstadt. Im Ort selber war von Kolonial nicht mehr viel zu sehen und die Igreja Matriz de São João Batista von 1764 war geschlossen. Also waren wir hier schnell fertig. Nach weiteren 20 Kilometern standen wir vor dem Eingang des Parque Natural do Caraça. Unser Plan war hier zu übernachten. Doch die Parkverwaltung machte uns einen Strich durch die Rechnung. Es ist strengstens verboten im Park zu campieren. Um 17.00 Uhr muss man ihn wieder verlassen haben, oder in der teuren Lodge des Klosters übernachten. Das ist ärgerlich, da es hier eine Besonderheit gibt, nämlich Mähnenwölfe. Doch die bekommt man erst am Abend zu Gesicht und dann müssen wir ja wieder raus sein. Wir überlegten ob sich der Eintritt jetzt noch lohnt für uns, doch da wir nun mal da waren, wollten wir wenigstens das Kloster sehen. 11 Kilometer mussten wir auf enger, holpriger und teilweise sehr steiler Straße fahren, bis wir schon von weitem das Kloster Caraça sehen konnten.

Die neugotische IgrejaNossa Senhora Mãe dos Homes ist der Nachfolgebau einer Kapelle von 1774. Ein Feuer zerstörte 1968 die Bibliothek und das Internatsgebäude, in dem schon Politiker und Präsidenten studierten.

Aus den Überresten der Bibliothek hat man dann ein Museum gemacht

in dem die meisten Ausstellungsstücke aus Europa stammen, wie diese Nähmaschinen.

Die Mähnenwölfe bekamen wir nur auf einem Bild zu Gesicht. Überhaupt ist das irgendwie eine Touristenfalle. Nur wer in der Lodge übernachtet, bekommt sie zu Gesicht und auch nur deshalb, weil sie Abends angefüttert werden. Da können wir ja gleich in einen Zoo gehen.

Da wir im Park nicht bleiben durften fuhren wir eben noch 40 Kilometer weiter bis zur nächsten 24 Stunden Tankstelle. Hier konnten wir mal wieder sehen wie gut wir es haben. In dem LKW schliefen sechs Männer. Damit die überhaupt Platz hatten, mussten die Plüschbären ausgeräumt und aufs Dach gehievt bzw. in weiteren Pkws verstaut und am nächsten Morgen wieder auf die Betten verteilt werden. Wir hatten 34° im WoMo und möchten erst gar nicht wissen, wie heiß es bei dieser drückenden Enge wohl sein musste.

Obwohl wir nun schon so viele Kolonialstädte gesehen hatten, durfte Diamantina, das letzte Kleinod auf unserer Tour nicht fehlen. Also machten wir uns auf zu einem Abstecher in eine karstige und dennoch wunderschöne Berglandschaft. Wir bewegten uns zwar nur in einer Höhe von 1.262 Metern, dennoch war die Landschaft ganz anders als bisher. Auf einmal gab es keinen Dschungel mehr, sondern nur noch Gras und Steine. Auch die Temperaturen fielen merklich, was uns gar nicht so unlieb war. 1729 wurden hier Diamanten entdeckt. Die portugiesische Krone erklärte den Flecken zum Sperrgebiet um die Ausbeutung besser kontrollieren zu können. Vorsichtig geworden parkten wir Burro gerade noch rechtzeitig am Busbahnhof, bevor es fast senkrecht, eng und gepflastert nach unten ging. Die Stadt Diamantina entstand im 18. Jahrhundert und in ihr eindrucksvolle Häuser und Kirchen, da es auch hier einzelne Personen zu sagenhaftem Reichtum brachten, natürlich wieder einmal unter Ausbeutung von Sklaven. Eine davon war Chica da Silva, Sklavin und Kurtisane des Monopolisten über die Diamantminen João Fernandes de Oliveira. Sehr zum Ärger der übrigen hochgestellten Persönlichkeiten im Ort schenkte Oliveira der Mulattin Chica da Silva einen Palast mit einem künstlichen See, Lustgärten und Springbrunnen, sowie ein Theater. Als Chica da Silva starb, wurde der Palast eingerissen und der See zugeschüttet. Erhalten bis heute jedoch ist ihr ursprüngliches Wohnhaus.

Eine der schönsten Kirchen ist die Igreja N.S.do Carmo, im Ort besser bekannt als Chicas Kirche. Die höhergestellten Damen empfanden es als eine Schmach, dass sie Chica hier beim Kirchgang die Hand küssen mussten. Die Seitenaltäre sind wieder einmal Kunstwerke von Aleijadinho.

Wir waren begeistert von der Schönheit Diamantinas. Zwar musste auch hier der alte Stadtkern schwer erarbeitet werden, doch wir fanden die Mühe lohnte sich. Immer wieder gab es schöne, gepflegte Häuser zu entdecken.

Wir hätten nicht sagen können, welches uns am besten gefiel. Selbst die gepflasterten Wege waren nicht ganz so uneben wie bisher.

Hier die Igreja N.S. do Rosário dos Pretos von 1728, die wieder einmal von Sklaven erbaut wurde und im Vordergrund den Chafariz do Rosário datiert aus 1787.

Auch die Igreja N.S.do Bonfim dos Militares macht sich recht gut in den hübschen Straßen.

Wir konnten gar nicht aufhören mit unserem Stadtrundgang.

Zwar hatten wir erwogen, den Abstecher nach Diamantina nicht mehr zu machen, da es sich um einen Umweg von 130 Kilometer handelte, den wir dann ja auch wieder zurück fahren mussten. Dennoch waren wir am Ende froh hier gewesen zu sein.

Wir übernachteten zwei mal an einer ruhigen Tankstelle kurz vor dem Ortseingang. Doch dann war es endgültig genug mit den Kolonialstädten. Wir hofften darauf, dass der Hauptreisestrom jetzt etwas verebbt war und machten uns wieder auf den Weg zum Atlantik. Diesmal jedoch in den Bundesstaat Bahia. Wo es so sein soll, wie man sich Brasilien eben landläufig so vorstellt: Sonne, Meer und Caipirinha. Lassen wir uns mal überraschen.

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