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Donnerstag, 31. Dezember 2009

Über den Pantanal zum Atlantik an die Costa Verde

Der Pantanal hat von der UNESCO den Status eines international geschützten Biosphärenreservates. In Südamerika ist es das Gebiet mit der höchsten Pflanzen- und Tierartdichte. Leider sind wir gut 3 Wochen zu spät und die Regenzeit hat schon begonnen, dann versinkt im Pantanal das Land im Wasser und nur wenige Flächen und Wege werden nicht überflutet.

Ein wenig verrückt sind wir schon, doch wir wollen der Regenzeit trotzen und doch noch einen Abstecher in den Pantanal wagen. Brasilien ohne Pantanal ist wie Erdbeeren ohne Sahne. Der Pantanal Norte hat schon zuviel Wasser und so kann es nur die Estrada Parque im südlichen Teil sein. Da wir keine verbindliche Aussage bekommen können, ob die Piste durchgängig befahrbar ist, einigen wir uns darauf hinein zu fahren und ggf. umzukehren, wenn wir meinen es geht nicht mehr. Der heutige sonnige und ausgesprochen heiße Tag macht uns Mut. 15 Kilometer hinter Corumbá begann der Einstieg. Zuerst ging es noch etwas in die Höhe und die Piste war sehr steinig. Einiges an Geröll hatte der Regen der letzen Tage schon auf der Fahrspur verteilt, sie war zwar nur langsam und holperig, aber dennoch befahrbar. Nach den letzen Häusern fuhren wir dann steil abwärts in den eigentlichen Pantanal. Hier hatten wir im vorigen Jahr schon riesige Vogelschwärme gesehen. Doch groß war die Enttäuschung, keine Löffler oder Jabirus in Sicht. Auf den ersten Holzbrücken suchten wir vergeblich die Gegend nach Tieren ab. Dann endlich zeigte sich der erste Jacaré (Kaiman) und wurde von uns ausgiebig begutachtet und fotografiert.

Doch schon kurz darauf hatten wir wieder Glück und konnten dieses Exemplar bewundern.
Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Die von mir so geliebten Capivaras (Wasserschweine) wollten auch zeigen, dass sie ein gutes Vordergrundmotiv abgeben.
Eine riesige Schlange querte die Piste und Bernd rannte zu meinem Entsetzen hinterher, um sie aufs Bild zu bannen. Doch wie die meisten Indígenas war sie nicht bereit dazu. Überall gab es Jacarés oder Carpivaras in großen Mengen zu sehen und so kamen wir, nicht nur wegen der schlechten Wegstrecke, nur schrittweise voran. Nach 53 Kilometern hatten wir Porto da Manga (großartige Bezeichnung für ein paar baufällige Hütten und ein Hostal) erreicht. Da der Río Paraguaí sehr viel Wasser mit sich führte, war die Auffahrt auf die Fähre diesmal gar nicht so problematisch wie im vorigen Jahr. Den Fährmann musste Bernd allerdings erst aus seinem Mittagsschlaf wecken.

Auf der anderen Seite hörte die Steinpiste auf und unsere anfängliche Freude darüber verging uns recht bald. Die Piste wurde zusehends schlammiger und schwieriger. Wieder auf einer Brücke meinten wir zunächst nur eine große Ansammlung von Wasserschweinen entdeckt zu haben. Doch dann erkannten wir, was für ein unglaubliches Glück wir da hatten. Es handelte sich um eine Familie von Riesenottern. Die sind mittlerweile stark bedroht und selbst im Pantanal nur selten zu entdecken. Wir stiegen aus, um sie in aller Ruhe zu beobachten. Das hat uns allerdings eine Menge Blutzoll gekostet, den das gefährlichste Tier hier ist und bleibt der Moskito. Die Tischsitten der Otter waren nicht besonders vornehm, denn beim Fischfressen gaben sie laute Schmatzgeräusche von sich. Danach wendeten sie sich wieder ausgiebig ihrem vergnügten Spiel hin. Bernd drängelte langsam, denn nun war klar, dass wir das Ende der Strecke vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr erreichen konnten. Doch wir konnten uns nicht losreißen und da auch kein Auto kam, gab es keinen Grund die Brücke zu verlassen. Die Otter haben dann das Ganze selber beendet, sie zogen nämlich einfach von dannen. Im Hintergrund hörten wir dann auch noch das dumpfe Gebrüll von Brüllaffen. Obwohl sie nicht zu sehen waren, hat es uns doch sehr erfreut.

Familie Wasserschwein zeigte sich unbeeindruckt und uns einen Vogel.

Vogelschwärme gab es immer noch nicht zu sehen. Sie sind wohl schon in das weite Hinterland gezogen. Dafür entdeckten wir diese uns bis dahin unbekannten Gritador Chajá (deutscher Name ?). Es sind mächtige, gänseartige Vögel von fast einem Meter Größe.

Danach kam es richtig schlimm. Obschon es immer noch sehr heiß war, wurde die Piste immer schlammiger und wir konnten nur noch in einer Spur fahren. Gegenverkehr durfte jetzt keiner kommen und kam zum Glück auch nicht. Umkehren wäre auch blöd gewesen, hatten wir doch schon mehr als 2/3 der Gesamtstrecke hinter uns. Teilweise war die Spur so tief ausgefahren, das wir in der Mitte aufschlugen. Wieder waren wir froh um unseren stabilen Motorschutz. Halten war jetzt nur noch auf den Brücken möglich, da Bernd es nicht mehr wagte im Schlamm stehen zu bleiben. Insgeheim dankten wir dem Zoll, dass er uns einen Tag aufgehalten hat und in dieser Zeit die Piste wenigstens ein wenig abtrocknen konnte.

Doch lenkten uns die Tier immer wieder ab und endlich gab es auch noch ein paar Jabirus zu sehen.

Am See vor der Arara Lodge glaubten wir zu träumen. Tausende von Jacarés lagen hier dicht an dicht. Dies ist eine besondere Idylle. Das große Wasserschwein liegt inmitten von Jacaréjungtieren und der rosa Löffler hat auch keinen Respekt vor den aufgerissenen , zahnstrotzenden Mäulern.

Wir fragten uns wie denn so viele Tiere satt werden können. So etwas haben wir im letzten Jahr nicht gesehen.

Die Jungtiere kreuzen sogar die Piste, doch auf der anderen Seite wimmelt es ebenso. Wohlgemerkt, das ist kein Zoo sondern freie Natur.

Wir hätten so gerne an der Arara Lodge unsere Fahrt beendet, da wir von hier noch im Dunkeln die Jacarés sehen könnten. Doch sie lassen sich nicht erweichen. Obwohl sie keine Gäste haben, gestatten sie uns nicht mit dem WoMo stehen zu bleiben. Die Jacarés liegen hier sogar auf der Wiese zwischen den Hunden. Doch wenigstens sehen wir auch noch die Araras-Azul (Hyazinth-Ara), die sich zuerst recht dekorativ im Baum verstecken

und uns dann noch eine Flugschau bieten.

Wir müssen noch 20 Kilometer und das heißt mehr als zwei Stunden bei voller Konzentration fahren. Dabei sehen wir noch Araras-Vermelhas (rote Aras), aber wegen der Wegstrecke ist Anhalten leider unmöglich. An der Einfahrt zur Paso do Lontra Lodge wartet bereits das Empfangskomitee in der Gestalt von Cara Caras auf uns. Endlich können wir für heute Schluss machen. Kaum sind wir eingeparkt ist es auch schon stockdunkel. Raus können wir nicht mehr. Draußen lauern die Moskitos auf uns. Die Stiche die wir jetzt schon haben können wir schon nicht mehr zählen, doch was wir dafür erleben durften war uns das bisschen Blutverlust wert.

Wir hatten nur eine Sorge, wird es in der Nacht regnen? Wenn ja, dann sitzen wir hier fest. Es sind zwar nur noch 8 Kilometer Wegstrecke, doch die schaffen wir im Schlamm nicht. Spätestens seit unserem Erlebnis an der Hacienda wissen wir das nur zu gut. Der Wettergott hatte ein Einsehen mit uns und auch am nächsten Morgen lacht die Sonne vom Himmel und keine Wolke weit und breit. Wir gingen noch kurz zum Ufer des Río Miranda, der auch schon gut mit Wasser gefüllt war. Eine Bootstour brauchen wir jetzt keine mehr zu machen, mehr Tiere sehen wir auch vom Wasser aus nicht.

Wir erhalten noch jeder eine Kappe mit dem Lodgelogo und dann machen wir uns auf den Weg. Direkt auf der langen Brücke nach der Lodge macht diese ihrem Namen (Otterweglodge) alle Ehre. In dem Gewässer schwimmen Otter. Diesmal nur die “normalen“. Als wir aussteigen werden wir auf das wüsteste beschimpft und bekommen sogar die Zähne gezeigt.

Da wir uns davon aber nicht im geringsten beeindruckt zeigen, geben die Otter sich wieder ihrem Vergnügen, dem Fischfang hin und ignorieren uns einfach.

Die Piste ist seit gestern nicht besser geworden und wir schlingern dem Pistenende entgegen. Ein Tukan zeigt uns noch seine schöne Seite. Wir können zwar nicht aus der Spur raus, doch da kein Gegenverkehr kommt (außer uns scheint keiner so irre zu sein, jetzt noch in den Pantanal zu fahren), schafft Bernd auch vom Auto aus ein Bild.

Nach gut einer Stunde haben wir die geteerte Dammstraße und somit wieder festen Boden unter den Rädern. Im Nachhinein wissen wir, dass es recht riskant war und wir unverschämt viel Glück hatten, doch wir möchten diese Tour nicht missen. Ich würde gerne drei Wochen lang die Parkstraße rauf und runter fahren wenn das Wetter es zuließe und Bernds Nerven es aushielten. Die nächsten 110 Kilometer auf der Dammstraße können wir sehr gut erkennen, wie hoch das Wasser schon steht. Ab und an erblicken wir auch noch ein Jacaré. Doch hier sind sie nicht mehr geschützt und stehen auf der Speisekarte. In Miranda lassen wir es uns bei einem guten Rodizo (Beilagenbuffet und frisch gegrilltes Fleisch bis zum Abwinken) erst mal gut gehen. Besonders Bernd hat sich das mit seiner strammen Fahrleistung verdient. Danach fahren wir noch 360 Kilometer quer durch den Mato Grosso do Sul, vorbei an der Großstadt Campo Grande, um an der Tankstelle Mutum zu übernachten. Es ist immer noch glühend heiß und wir finden kaum Schlaf. Auch der nächste Tag war ein reiner Fahrtag von 540 langweiligen, heißen Kilometern durch landwirtschaftliche Gegenden bis in das Bundesland S o Paulo und wiederum einer Übernachtung an einer namenlosen Tankstelle. Selbst unsere brasilianischen Freunde hatten uns dringend geraten, einen Mindestabstand von 100 Kilometern zu der Stadt S o Paulo einzuhalten, um nicht Opfer eines Überfalls zu werden. Also haben wir die Megacity weiträumig umfahren und sind auf der wunderschönen SP 099 durch das Küstengebirge Richtung Costa Verde gelandet. Endlich Ende mit trostlosen Zuckerrohr und Sojaanbauflächen. Wälder und Seen bestimmen jetzt wieder das Bild. Auf den letzen Kilometern gab es ein Unwetter. Der Himmel öffnete seine Schleusen und schüttete unglaubliche Mengen von Starkregen herab. Im Nu war die Straße ein Fluss und die Niederrungen Wasserlöcher. Die bergauf fahrenden Busse und LKWs hatten richtige Schwierigkeiten weiter zu kommen. Wir fuhren zum Glück bergab. Dann war der Regen so schnell vorbei wie er gekommen war, doch die Wiesen ringsum standen landunter. In Caraguatatuba an der Costa Verde war davon nichts zu spüren. Ich hatte plötzlich die Idee ein paar Tage auf der Insel Ilhabela zu verbringen und so begaben wir uns zunächst nach S o Sebasti o, da wir nicht wussten, ob wir mit dem WoMo überhaupt auf die Insel können. Die Dame in der Touristeninformation sprach nur portugiesisch und war uns zunächst keine große Hilfe. Sie hatte aber dann doch ein Einsehen und rief jemanden an, der etwas Englisch und Spanisch sprechen konnte. Wir erfuhren zu unserem Erstaunen, dass wir eine Erlaubnis brauchen um die Insel mit dem WoMo besuchen zu können. Fünf Telefonate, ein Fax und eine Stunde später hatten wir die Genehmigung in Händen 9 Tage bzw. bis zum 25.12. auf der Insel bleiben zu dürfen. Da es für ein Übersetzen jetzt zu spät war, bummelten wir noch etwas durch den netten Ort mit seinen schönen Häusern aus der Kolonialzeit wie hier die Casa Esperan a

oder die Capela de S o Gon alo aus dem 17. Jahrhundert.

In einem Supermarkt deckten wir uns vorsichtshalber noch mit Lebensmittel ein, wussten wir ja nicht wie wir es auf der Insel antreffen würden. Einen Campingplatz gab es nicht und auch kein Hotel mit einem großen Parkplatz. Doch laut der Dame in der Touri sollten wir doch einfach an der Strandpromenade übernachten, dass wäre überhaupt kein Problem und auch sicher. Vorsichtshalber fragten wir noch bei der Polizei nach (haben die uns überhaupt richtig verstanden?), denn immerhin hat die Stadt 80.000 Einwohner. Die Polizei sah auch kein Problem und so beschlossen wir es zu wagen. Es war noch so warm und kleine Kinder spielten in den Grünanlagen, so dass wir noch bis 22.30 Uhr draußen saßen, ehe wir uns ins WoMo zurückzogen. Bis 4.00 Uhr Morgens waren die Nachtschwärmer noch unterwegs und wir hatten eine etwas unruhige und dennoch unbehelligte Nacht und sehr zu unserer Beruhigung sahen wir ab und an einen Polizeiwagen Streife fahren.

Die Fähre nach Ilhabela fährt 24 Stunden am Tag und das im halbstündigen Rhythmus. Dennoch mussten wir warten und kamen erst mit der nächsten Fähre mit. Auf der Fähre sprach uns ein Deutscher an und meinte, wir wären ja sehr weit weg von Deutschland. Er wohnt und arbeitet in S o Paulo und hat auf der Insel ein Ferienhäuschen. Was das bedeute wurde uns erst sehr viel später klar. Ob viel los auf der Insel sei wollten wir wissen. Im Moment noch nicht, aber am 26.12. kommen die Touristen und bis 04.01. ist dann die Hölle los. Na, dann sind wir ja wieder weg.

Der Fähranleger ist in Barra Velha dem Versorgungszentrum der Insel. Sie hat 28.000 Einwohner und ist nicht besonders groß. Dennoch scheint sie ein sehr beliebtes Urlaubsziel zu sein. Das wurde uns spätestens klar, als wir uns auf den insgesamt 30 Kilometern gepflasterten Straßen der Insel bewegten. Da gleichzeitig auch noch 3 Kreuzfahrschiffe angelegt hatten, waren die Straßen von Menschen regelrecht überschwemmt. Dennoch fanden wir auf dem Campingplatz Pedra do Sino einen ruhigen Stellplatz mit wunderschöner Aussicht. Doch zunächst wollten wir ihn nicht so recht haben. Er war uns zu teuer, die Auffahrt zu steil und der einzig freie Platz zu uneben. Also fuhren wir noch bis zum anderen Ende der Insel die drei weiteren Campingplätze ab. Das hätten wir uns sparen können, keiner wollte uns nehmen und so kehrten wir zum Pedra do Sino zurück, nicht ohne noch ein wenig den Preis nach unten zu verhandeln. Bernd mußte quer die Auffahrt hoch fahren und dann wurde mit Steinen und Holz unterbaut bis wir einigermaßen eben standen. Eines war sicher, mit dem WoMo würden wir den Platz erst wieder bei unserer Abreise verlassen.

Nun hatten wir ein Mobilitätsproblem. Bernd versuchte einen Motorroller zu leihen. Doch grundsätzlich geben sie hier an Touristen keine Motorräder ab, angeblich sei das zu gefährlich. Für eine Taxifahrt von 15 Kilometern hat er 28 Euro bezahlt. Dafür konnten wir in Restsüdamerika einen halben Tag Taxi fahren. Also nahm er sich ein Fahrrad. Die haben hier aber keine Gangschaltung und die Insel ist bergig. Bis er am Campingplatz war musste er sieben mal absteigen und schieben und das bei Temperaturen von über 30°. Für die Tour mit einem Jeep auf der 20 Kilometer langen Piste zum schönsten Strand der Insel muss man einen Fahrer mitbuchen und dann kostet das ganze 250 Euro. Ein kleiner Leihwagen kostet 80 Euro und das lohnt eigentlich für 30 Straßenkilometer nicht und die Piste darf damit auch nicht gefahren werden. Wir haben einfach nicht bedacht, dass die Insel eine Piratenisel ist. Sie war 6 Jahre lang das Versteck von Thomas Cavendish, alias Käpt´n Rotbart ( das soll mehrfach verfilmt sein, wir haben da wohl eine Bildungslücke).

Zwei Tage später hat Bernd ausgeknöttert und wir bekommen einen Leihwagen. Jetzt sind wir wieder mobil und können endlich die Schönheit der Insel erkunden. Einer unserer ersten Wege führt uns zum Parque Estadual de Ilhabela. Hier gibt es einen schmalen, fast zugewachsenen Dschungelpfad zu verschiedenen Wasserlöchern im Fluss, in denen auch gebadet werden kann. Gleich am Anfang steht eine Hinweistafel welche Tiere wir dabei sehen können, die hochgiftige Coralschlange ist auch dabei. Gut das wir wegen der vielen Moskitos und der akuten Warnung vor Denguefieber feste Schuhe und unseren moskitosicheren Anzug anhaben. Alle Anderen laufen in Badeschlappen und Badeanzügen umher. Die Wasserlöcher sind sehr schön anzusehen, locken uns aber nicht zu einem Bad.

Viel mehr interessiert uns der 10 Meter hohe Aussichtsturm von dem wir angeblich viele Vögel beobachten können. Obschon wir uns über eine halbe Stunde ruhig verhalten, bekommen wir keinen besondern Vogel zu Gesicht. Wir hören sie zwar, aber im dichten Blätterwald sind sie einfach nicht zu erkennen. Auch keines der versprochenen Tiere läßt sich blicken. Dennoch war die Wanderung ein Erlebnis, alleine schon wegen der Wildniss rings um uns herum.

Wir machen einen Ausflug zum Südende der Insel und haben immer wieder schöne Ausblicke auf die Küste und die “Ferienhäuschen” an den Hängen. Wir erfahren, dass die Insel das Refugium der Reichen aus Brasilien ist. Spaßeshalber erkundigen wir uns mal nach den Preisen von den “Häuschen“. Ich will es mal so ausdrücken: Ein Lottosechser könnte hilfreich sein.

Es gibt auch einige Wasserfälle. Hier imponiert nicht die Höhe sondern das Umfeld.

Die Insel füllt sich von Tag zu Tag mehr. Hier ein Blick auf unseren Hausstrand, den wir vom Campingpaltz in 5 Minuten über ein paar Treppen erreichen können.

Ein weiterer Ausflug bringt uns zum Cachoeira (Wasserfall) da Toca. Er liegt auf dem Gelände einer ehemaligen Fazenda und da muss sogar Eintritt bezahlt werden. Dafür kann man sich aber den ganzen Tag dort aufhalten und in dem kalten Wasser, mit Rettungsweste und umschwirrt von tausenden Moskitos baden. Vorsichtshalber bieten sie dort ihren eigenen Zitronella Mückenschutz kostenlos an.

Immer wieder erfreut uns der Anblick der schönen Bucht mit ihren dort ankernden Booten.

Dank Auto kommen wir abends zum bummeln nach Vila, dort befindet sich der Landesteeg für die Kreuzfahrschiffe. Hier gibt es nicht viel mehr als zwei Straßen mit ein paar sehr teuren Geschäften. Doch sie können es hier ja nehmen. Wenn die Kreuzfahrschiffe anlegen, stürmen die Leute die Läden und kaufen alles zu fast jedem Preis.

Was wir an Tieren reichlich zu Gesicht bekommen sind Vögel. Wie hier der Kolibri.

Dieser hier ist schwarz mit weißen Flügeln und will absolut nicht stillhalten.

Dafür sieht uns dieser Zeitgenosse ganz gelassen zu und wundert sich, dass wir uns wegen der Kolibris so haben. Schließlich ist er ja auch schwarz-weiß. Dank eines netten Campingurlaubers bekommen wir einen mobilen Internetstick und können so unsere Weihnachtsmails senden und auch lesen, denn ein Internetcafe gibt es in der Nähe des Platzes keines. Wir verbringen einen ruhigen Weihnachtsabend und am 25.12. verlassen wir frühmorgens die Insel. Es hat uns trotz der hohen Preise hier sehr gut gefallen. Die Insel hat den Namen die Schöne verdient. Doch unsere Inselaufenthaltserlaubnis ist abgelaufen. Wir gehören eben nicht zu den Reichen.

Von der Insel runter war dann auch kein Problem. Allerdings standen auf der anderen Seite die Autos vom Fähranleger bis in die Stadt. Kaum zu glauben, dass Ilhabela die noch alle aufnehmen kann.

Brasilien nimmt fast die Hälfte des südamerikanischen Kontinents ein. Hat 180 Mio. Einwohner und ist somit das fünftbevölkerungsreichste Land der Erde. Ungefähr die Hälfte davon scheint um diese Zeit Urlaub an der Costa Verde zu machen. Obschon es noch früh am morgen ist, sind die öffentlichen Stände in Caraguatatuba und Ubatuba bereits überfüllt. Es gibt keine Parkpätze mehr und immer noch strömen die Massen herbei.

Doch uns lockt nicht der Strand und so können wir uns an dem schönen Umfeld erfreuen. Der Dschungel wächst hier bis an die Küstenstraße.

Unser Ziel war Parati, eine um 1660 von den Portugiesen gegründete Stadt, deren Hafen wichtig für die Verschiffung des in Minas Gerais gefundenen Goldes war. Doch zuerst mussten wir den Campingplatz des Camping Clube do Brasil suchen. Der liegt direkt am Stadtstrand und dennoch fußläufig zum Zentrum. Wie wir insgeheim schon befürchtet hatten, war der Platz heillos überfüllt und wir wurden auf eine winzige Stelle gedrückt. Was Ilhabela für die Reichen, ist die restliche Costa Verde für den Mittelstand, ein Urlaubsparadies und das besonders in den Monaten Dezember bis Ende Januar. Unser Plan war es, bis zum 4. Januar hier zu bleiben, doch das galt es noch einmal zu überdenken. Das heute der 25. Dezember ist, war an der Ausstattung der Vorzelte auf dem Platz trotz 34° nicht zu übersehen.

Parati wurde erst 1970 an die Küstenstraße angeschlossen. Die vielen Jahre der Abgeschiedenheit waren der Grund, warum sich am kolonialen Stadtbild kaum etwas verändert hat und die UNESCO das gesamte Centro Histórico unter Denkmalschutz stellte. Selten haben wir eine so schöne Kleinstadt gesehen. Der Autoverkehr größtenteils verbannt, die Straßen in ihrem ursprünglichen Zustand und die Häuser renoviert und größtenteils von Künstlern

oder Prinzessinnen bewohnt.

Um alles noch perfekter zu machen, auch noch am Meer gelegen. Dort buhlen die Kapitäne der Ausflugsboote um Kunden, um sie zu den naheliegenden Inseln zu bringen.

Spätnachmittags wird die Altstadt von Touristen überflutet.

In den Geschäften gibt es allerlei Leckereien zu kaufen, alleine 300 verschiedene Sorten Alkoholika-Marken. Parati ist wegen der umliegenden Zuckerrohrbrennereien eine “ geistige” Hochburg.

Vom Cais do Porto gibt es einen schönen Blick auf die 1722 erbaute Igreja Santa Rita dos Pardos Libertos und den Küstenbergen im Hintergrund. Dies ist wohl der meistfotografierte Ort in Parati. Da man uns am zweiten Tag noch ein WoMo zur Seite gestellt hat und deren Markiese bis in unser Badezimmerfenster reicht, ist dies auch zugleich unser Abschiedsfoto von Parati.

Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass wir zum falschen Zeitpunkt an der Küste sind. Da uns Parati Lust auf mehr koloniale Städte gemacht hat und es davon im Hinterland noch einige zu entdecken gibt, werden wir uns dorthin verziehen. Wir hoffen dort auch auf weniger Hitze. Doch um dahin zu kommen, müssen wir zunächst noch ein wenig weiter an der Küste entlang fahren. Was uns immer wieder Aussichten auf schöne Buchten

und vorgelagerte Inseln gibt.

Unsere letzte Übernachtung an der Costa Verde sollte in Mangaratiba sein. Doch den im Reiseführer angegebenen Campingplatz gab es nicht und so war guter Rat teuer. Mitten im Zentrum war ein Parkplatz, doch auf dem durfte unter Strafandrohung Nachts von 2.00 - 6.00 Uhr nicht geparkt werden. Wir bekamen nach einigem hin und her von der Polizei eine Sondergenehmigung und die Versicherung, dass wir hier absolut sicher und ruhig stehen könnten. Was dann auch der Fall war. Leider mussten wir um in den Bundesstaat Minas Gerais zu kommen auf der Stadtautobahn bis in die Vororte von Rio der Janeiro fahren. Wir wurden von mehrern Seiten gewarnt, dort nicht anzuhalten oder gar nach dem Weg zu fragen. Genau an der kritischen Stelle verpassten wir die schlecht ausgeschilderte Abzweigung und Bernd mußte in die Slums fahren, drehen und einen Weg zurück auf die Autobahn suchen. Das hat uns ein paar Schweißtropfen auf die Stirn gebracht, doch letztendlich waren wir dann auf der richtigen Straße und unserem Abstecher nach Minas Gerais stand nichts mehr im Wege.

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