Wir
reißen uns los vom idyllischen Platz, denn es gibt ja noch viel zu
sehen und ab jetzt soll der Zustand der SH 75 noch
schlechter werden. Ein kleiner Stausee, mit wundervollem
Panorama, lädt zum Verweilen ein, allerdings kommen wir nicht näher
heran.
Immer
wieder halten wir an, um die Ausblicke auf die Nemercka-Kette
zu genießen.
Die
Straße windet sich bis auf 1.120 m hoch und dann in einem auf- und
ab auf 900 m hinunter, bis zur Kleinstadt Leskovic (1.500
Einwohner), die am Fuße des 1.400 m hohen Mali i Melesinit
liegt , nahe des Grenzübergangs Tre Urat . Griechenland ist
zum Greifen nah und die Bevölkerung in den Dörfern spricht eher
Griechisch als Albanisch. Wir parken an den gewaltigen, 300 Jahre
alten Platanen.
Ein
Baum ist sogar um die Wasserquelle herum gewachsen.
Die
Altstadt ist noch sehr ursprünglich mit ihren gepflasterten
Straßen (hier fahren auch Autos).
Beim
Aufstieg zur Bauernkirche bekommen wir Weintrauben geschenkt und nur
deshalb , weil wir die Leute mit „Kalimera“ begrüßt haben.
Zunächst
finden wir die dreischiffige und recht breite Kirche
verschlossen vor. Wir wollen schon gehen, da sehen wir in einiger
Entfernung den Popen den Hang hinauf eilen. Er winkt uns heftig, wir
sollen warten und schließt uns die Kirche auf. Es hat sich also
anscheinend schon herum gesprochen, dass Touristen da sind.
Die
alten Steinhäuser sind meistens umgeben von Gärten, wo auch
Ziegen und Esel einen Platz finden.
Nicht
alle Häuser sind nach unseren Maßstäben noch bewohnbar, aber die
Lage wohl einmalig.
Manchmal
wissen wir nicht wohin zuerst schauen, auf die Landschaft oder die
Straße,
die
immer wieder ein paar Überraschungen für uns bereit hält.
Der
Fluss Vjosa begleitet uns und unsere stark gewundene,
mäandernde Straße immer mit Blick auf die Nemercka-Kette.
Dann haben wir für heute auf 250 m Höhe die meiste Bergfahrerrei
hinter uns gebracht. Wir folgen dem Hinweis Bënje/Lixha
ujeta termale und haben unser Tagesziel, die Naturtherme
erreicht. Noch zu Fuß über eine Steinbrücke aus osmanischer
Zeit, die Ura e Katiut
und
dann steht einem Bad im warmen, schwefelhaltigem Wasser nichts mehr
im Wege. Egal ob in den Naturbecken oder im Fluß Lëngarica.
Als
Stellplatz dient uns der Parkplatz, der sich gegen
Abend auch mit weiteren WoMo´s füllt.
Weiter
Richtung Përmet
und immer noch entlang der
Vjosa sehen wir eine baufällige Fußgängerbrücke,
bei der wir uns fragen ob sie wirklich noch genutzt wird.
Schnell
noch einen Abstecher in das Dorf Kosina mit seiner
spätbyzantinischen Kirche Shën
Mërise
aus dem 13. Jahrhundert
In
Kelcyra, hoch auf einem Hügel, steht die Ruine einer
ehemals türkischen Festung, aus der Zeit als der Ort noch
eine blühende Handelsstadt war.
Am
Liqeni i Viroit (Viro-Stausee), kurz vor Gjirokasta suchen wir
uns einen Parkplatz, der uns für die Nacht als Stellplatz
dienen soll. Hier entspringt eine Karstquelle, die den Drin
speist. Das Wasser ist vollkommen klar und Kinderstube für
abertausende von kleinen Fischen. Auch hier finden sich gegen Abend
noch weitere WoMo´s ein. Wir scheinen alle den selben
Stellplatzführer zu haben.
Die
wenigen Kilometer nach Gjirokastra (Gjirokastër)
sind schnell zurück gelegt. Jetzt stellt sich uns die
Parkplatzfrage, denn in die Altstadt mit ihren steilen, engen,
gepflasterten Straßen dürfen wir auf keinen Fall gelangen. Ein
offensichtlich stillgelegtes Fabrikgelände bietet sich an und da uns
keiner aufhält, versuchen wir es dort. Taxis stehen schon bereit um
uns zu der hoch und finster über der Stadt thronenden Kalaja
e Girokastrës
(Zitadelle)
zu bringen. Tatsächlich ist es schon ein Erlebnis an sich, wie es
die Autos überhaupt die steilen Gassen hinauf schaffen und
Gegenverkehr gibt es ja auch noch. Mehrmals bricht dann das
berüchtigte albanische Chaos aus, wo jeder nur an sich denkt und
keiner weichen will, bis dann gar nichts mehr geht. Unser Taxifahrer
kommt mit dieser Situation spielend zurecht.
Durch
das Vezir-Tor
betreten wir die geschichtsträchtige Anlage. In der 1811 von Ali
Pascha erweiterten
Zitadelle werden derzeit allerlei Beutestücke aus dem II. Weltkrieg
ausgestellt. Außerdem gibt es einen Kerker, der 1932 auf Anordnung
Königs Zogu erbaut wurde und bis in die 1960 Jahre ein
berüchtigtes Gefängnis für politische Gefangene war.
Nicht alle Stellen sind gefahrlos zugängig, da es lockere Mauerteile und
ungesicherte Einsturzlöcher gibt. Dafür ist der Blick über die
Stadt aber um so schöner.
Gjirokasta
ist ein vom Verfall bedrohtes
UNESCO-Welterbe, dass
bereits im 16. Jahrhundert ein bedeutendes Verwaltungs- und
Justizzentrum war. Derzeit wird offensichtlich wild gebaut und
restauriert, die Verwaltung schließt die Augen und der seit 2005
bestehende Welterbetitel ist in Gefahr. 500 Gebäude in der
Altstadt stehen unter Denkmalschutz. Nur wenige Besitzer haben das
Geld sie zu erhalten und so lassen sie ihre Häuser einfach verfallen
oder sind sogar zwischenzeitlich nach Griechenland ausgewandert. Dabei
ist der Ort wirklich ein Schatzkästchen mit reichlich touristischem
Potential. Ausreichend Souvenirläden gibt es jedenfalls schon.
Man
braucht schon einigen Spürsinn um die einzelnen Sehenswürdigkeiten
zu finden und auch zu erkennen. Schmale Pfade, oft unmarkiert führen
dorthin oder man landet in einem Hinterhof. Fragen nutzt auch nicht
viel, die Leute verstehen uns meistens nicht. Irgendwie kommen wir
aber zum Ziel, wie hier zu den
Sieben Brunnen, die
ehemals an einer heute nicht mehr existenten
Moschee lagen.
Das
Stadtbild wird geprägt von den sogenannten Wehrturmhäusern.
Teils bis vier Stockwerke hohe, steinerne Häuser mit
Wirtschaftsräumen, Frauenräumen und Empfangsräumen.
Ein
paar wenige sind renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht, wie das Skënduli
Haus, dass uns einen
Einblick in die frühere Wohn- und Lebensweise vermittelt. Informativ
ist auch das Ethnografische
Museum.
Vom
stundenlangen bergauf- und bergab auf dem unregelmäßigen Pflaster
tun uns die Füsse weh und wir hören mit der Besichtigung des Orte
auf. Man könnte bestimmt mehrere Tage hier zubringen bis man jedes
Kleinod entdeckt hat. Wir fahren noch die 18 Kilometer bis zur
Ausgrabungsstätte Antigonea.
Für eine Besichtigung ist es für heute zu spät, die Anlage ist
schon geschlossen. Also richten wir uns auf dem Parkplatz für die
Nacht ein. Die dann sehr einsam und absolut ruhig wird. Zur
offiziellen Öffnungszeit um 8.00 Uhr ist kein Wärter zu sehen. Wir
gedulden uns noch bis 8.20 Uhr, dann gehen wir hinein. Immerhin ist
die 295 v. Chr.
vom Molosserkönig Pyrrus gegründete
Stadt über ein Gelände von 92 Hektar verteilt und die
Hauptattraktion, dass farbenprächtige Mosaik in der frühchristlichen
Basilika liegt natürlich genau am anderen Ende, da wollen wir nicht
länger warten.
Wie
so oft bei solchen Anlagen muss man schon sehr seine Fantasie walten
lassen um aus den umliegenden Mauerresten Gebäude wie z. B.
Akropolis, Kirchen, Werkstätten usw. zu erkennen. Die größte
Enttäuschung erleben wir dann an der Basilika,
die Mosaiken
sind mit einer dicken Sandschicht
abgedeckt und somit
überhaupt nicht zu sehen.
Dennoch
sind wir nicht unzufrieden. Haben wir doch einen wunderschönen
Spazierweg mit Aussicht auf das Lunxhëria
Gebirge gemacht. Auf
den umliegenden Hängen blühen gelbe Herbstnarzissen
und ebenso gelb blühende Disteln, die den zahlreich umher fliegenden Insekten reichlich Nahrung bieten und aus der Ferne klingen die Glöckchen der Viehherden zu uns herüber.
und ebenso gelb blühende Disteln, die den zahlreich umher fliegenden Insekten reichlich Nahrung bieten und aus der Ferne klingen die Glöckchen der Viehherden zu uns herüber.
Beim
Ausgang dürfen wir dann noch das Eintrittsgeld zahlen und bekommen
einen Plan für den Rundgang ausgehändigt. Gut nur, dass wir einen
in unserem Reiseführer hatten. Wenige Kilometer zurück auf dem Weg
nach Gjirokasta halten wir noch bei dem Dorf
Sarqinishtë an.
Hier soll es viele Häuser geben, in denen Steine und Fragmente aus
Antigonea verbaut wurden. Für uns als Laien ist das allerdings
schwer zu erkennen. Die kleine
Kirche inmitten des
Friedhofs
ist jedenfalls eine Augenweide.
Was
man von der Straße nicht unbedingt sagen kann. Hier ist sie gleich
ganz abgerutscht und wir müssen über den holprigen
Randstreifen ausweichen.
Jetzt
vorbei an Gjirokasta sehen wir nach wenigen Kilometern schon wieder
eine Bogenbrücke.
Da müssen wir natürlich aussteigen und sie überschreiten.
Unser
heutiges Tagesziel ist eines der bekanntesten touristischen
Attraktionen Albaniens, die Karstquelle
Syri i Kaltër oder
auch Blue Eye
genannt. Noch einmal über einen
Pass (Muzini-Passs,
550 m). Jetzt noch
über den 13 m hohen Fahrdamm am Liqeni
i Bistricës
(Bistrika-Stausee).
Hier werden wir mit 200 Lek zur Kasse gebeten. Dann sind noch 1 1/2
Kilometer Loch- und Schlammpiste der schlimmsten Art (für das Geld
hätte man mal den Weg ausbessern können) zu bewältigen. Syri
i Kaltër ist wirklich
beeindruckend. Aus dunkler Höhle, die nur bis 50 m Tiefe erforscht
ist, strömt fortlaufend 12° kaltes Wasser empor. Das Karstgestein
sorgt für die blaue, türkise bis hin zur grünlichen Färbung.
Das
glasklare Wasser
fließt dann in kleinen Flüsschen durch ein dschungelartiges Areal
in den Stausee.
Wir essen zu Mittag auf der Außenterrasse des Restaurants, gleich neben einem dieser Wasserabläufe und können sehen, wie der Kellner das Wasser direkt aus einem Brunnen in eine Karaffe schöpft und es seinen Gästen zum Trinken auf den Tisch stellt.
Wir essen zu Mittag auf der Außenterrasse des Restaurants, gleich neben einem dieser Wasserabläufe und können sehen, wie der Kellner das Wasser direkt aus einem Brunnen in eine Karaffe schöpft und es seinen Gästen zum Trinken auf den Tisch stellt.
Für
heute haben wir mal wieder genug und jetzt geht es vorbei am
Butrint See direkt an
das Ionische Meer
und dort bis Ksamil,
einem in der Saison bei Einheimischen sowie Touristen sehr beliebten
Badeort.
Wo
wir auf dem immer noch gut belegten Campingplatz
Sunrise ein schönes
Fleckchen mit Aussicht auf das Meer
und die nahe griechische
Insel Korfu finden.
Einen Tag lang genießen wir Sonne und Wasser,
dann
sind wir bereit für Butrint.
Wir lassen Stühle und Fahrräder auf dem Campingplatz zurück und
fahren mit dem WoMo bis zum Großparkplatz in Sichtweite der
Ausgrabungsstäte, die sehr malerisch auf einer bewaldeten Halbinsel
an der Lagune
von Butrint
liegt. Buthrothum,
von den Griechen gegründet war bis in die osmanische Zeit ein
wichtiger Hafen und Handelsplatz. 1386 wurde die Stadt an die
venezianische Republik angeschlossen bis sie unter Ali Pascha von
1799 bis 1912 zum osmanischen Reich gehörte. Seit 1992 ist die
Stätte UNESCO-Welterbe
und eine der
wichtigsten
Ausgrabungsstätten
Albaniens. Ein
Reisebus nach dem anderen fährt vor und zum ersten Mal, seit wir uns
in Albanien aufhalten, befinden wir uns mitten im Touristenrummel.
Wir bekommen mit unseren Tickets einen Flyer in deutscher Sprache.
Am Eingang steht, dass die Anlage ab 50.000 Besuchern geschlossen
wird. Da können wir ja froh sein, dass wir in der der Nebensaison
hier sind. Der Rundgang beginnt an einem römischen
Wachturm,
geht u.a. vorbei an einem Asklepius-Heiligtum,
über eine
Brücke
Wir
sehen die Reste eines römischen Thermalbades, der Agora,Wohnhäusern,
sowie eines heiligen
Brunnens.
In
der Taufkapelle
aus dem 6. Jh. hat man uns den überall abgebildeten Mosaikboden
wieder mit Sand zugeschüttet.
Noch
recht gut erhalten sind die Mauern der großen
Basilika, eine
Kultstätte aus der Frühchristlichen Periode.
Ein
kleines Museum
zeigt ein paar Fundstücke aus der antiken Stadt Butrint, außerdem
haben wir von hier oben einen schönen Blick auf die Lagune,
den Vivari-Kanal
und die Festung
Treport aus 1490.
Wir
kommen mit Kanadiern ins Gespräch und jetzt wissen wir auch, warum
es hier so voll ist. Butrint wird auch von den Kreuzfahrtschiffen aus
besucht. Es wird höchste Zeit das wir hier rauskommen. Gerne hätten
wir mit der abenteuerlichen
Fähre
übergesetzt. Doch ausgerechnet jetzt reißt ein Stahlseil, die
Reparatur dauert, da offensichtlich Werkzeug und Material fehlt. Ein
langer Fahrzeugstau hat sich gebildet und die ersten PKW´s wenden
schon.
Hatten
wir am Morgen noch alleine auf dem Parkplatz gestanden, sind wir nun
regelrecht eingekeilt zwischen all den Reisebussen. Kinder versuchen
uns Armbänder zu verkaufen und als wir die nicht wollen, stellen sie
sich vor das WoMo um uns an der Weiterfahrt zu hindern. Endlich
wieder auf der Straße machen wir auf der Anhöhe noch einmal einen
Stopp um einen Blick auf die Burg
von Ali Pascha zu
werfen. Sie ist aus dem 19. Jh., steht auf einer kleinen Insel
inmitten des Kanals. Von dort aus wurde die Straße
von Korfu (im
Bildhintergrund kann
man Korfu
erahnen) sowie
der Butrint-Kanal
überwacht.
Einen
weiteren Tag gönnen wir uns auf dem Campingplatz. Der wird nun
urplötzlich rappelvoll. WoMo´s aus allen möglichen Ländern fallen
ein. Das ist für uns das Zeichen zum Aufbruch. Es soll ja noch
viele schöne Plätze an der Küste geben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen