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Montag, 17. Oktober 2016

III. Albanische Riviera, Berat, Elbasan und Tiranë (Tirana)


Wir haben unseren Stellplatz noch nicht einmal richtig verlassen, stehen noch an der Wasserzapfstelle, da ist er auch schon von einem WoMo aus Polen belegt. Die hatten es aber wirklich eilig. Vorbei an Sarandë (Saranda) fahren wir nun auf der Küstenstraße, entlang der albanischen Riviera, ohne wirklich etwas von ihr zu sehen. Immer liegen irgendwelche Berge dazwischen. Erst bei Borsh erreichen wir wieder Meereshöhe und bald darauf sind wir in Porto Palermo angelangt, wo schon von weitem die Kalaja e Ali Pashës (Festung des Ali Pascha) auf der Halbinsel zu sehen ist.
Zur Festung hoch geht ein schmaler Fußweg. Die gedrungene Anlage hat eine Größe von 150 auf 400 Metern und soll ein gutes Beispiel osmanischer Festungsarchitektur sein. Im Inneren ist es feucht und dunkel, es herrscht eine düstere Atmosphäre und wir brauchen eine Taschenlampe um uns überhaupt zurecht zu finden. Lediglich durch kleine Mauerschlitze fällt spärliches Licht über die sicher 3 m breiten Mauern. Unter kommunistischer Zeit wurden die Kasematten als Gefängnis genutzt.
Porto Palermo hatte auch einen geheimen U-Boot Hafen, dessen Eingang man heute noch von der Straße aus erkennen kann. Bis 1997 war die Bucht militärisches Sperrgebiet. Das Landschaftsbild wird geprägt von Agaven und Olivenhainen. Wir erreichen den kleinen Küstenort Himarë (Himara) und kurz darauf den Vorort Livadh, wo wir auf dem
Nasho´s Camping gerne Station machen würden. Jedoch sind die Olivenbäume auf dem Platz zu niedrig für unser Fahrzeug. Der geschäftige Platzinhaber ruft einen Arbeiter herbei. Der nimmt eine Leiter und jetzt werden erst einmal alle Bäume kräftig gestutzt. Tatsächlich passen wir nun hinein.
Danach genehmigt sich der Arbeiter erst einmal einen kräftigen Schluck aus den Fässern mit dem selbstgebrannten Raki.
Wir wandern am Kiesstrand entlang und überlegen, ob wir noch einen weiteren Tag hier bleiben sollen. Insgesamt stehen am Abend vier Fahrzeuge auf dem Platz. In der Nacht tobt ein heftiges Gewitter und am Morgen wissen wir immer noch nicht; fahren oder bleiben. Doch der Blick in die Höhe auf Himara Fshat ist dann ausschlaggebend. Wenn wir erst mal aus dem Platz heraus und die grausliche Strandstraße geholpert sind, sowie die 140 Höhenmetern auf den Serpentienen hinter uns gebracht haben, gibt es für uns kein Zurück mehr.
Die Geschichte des kleinen, aber wehrhaften Bergdorfes reicht weit in die illyrische und griechische Zeit zurück. Selbst während der osmanischen Besatzungszeit sind die Bewohner orthodox geblieben. 85 % der Bevölkerung sind griechischer Abstammung und die Alltagssprache ist auch heute noch Griechisch. Wir müssen vor dem Ort parken, nur wo passen wir hin? Weiter auf der Umgehungsstraße finden wir ein Wendemöglichkeit und dann zurück. Von dieser Seite schaffen wir die Einfahrt auf den winzigen Parkplatz, gerade so neben einen Baum. Weitere WoMo´s brauchen jetzt nicht mehr zu kommen.
Der Bauplatz am Berg war so rar, dass die Pfade übertunnelt wurden und die nächsten Häuser dann auf die Tunnel gebaut wurden. Im übrigen sind die alten Steinhäuser immer noch bewohnt.
Auf unserem Weg hoch zur ehemaligen Festung kommen wir vorbei an der Kirche Shën Gjergjit aus dem 12. Jhd. Hier sind noch ein paar Fresken, sowie die Zisterne erhalten.
Die Häuser um die ehemalige Festung herum, sowie die Festung selber sind nur noch Ruinen. Allein die schöne Aussicht hat den Aufstieg gelohnt. Nun ist wieder Bergfahrt angesagt. Wir steigen immer weiter in die Höhe, bis wir den Llogara-Pass auf 1.027 m erreicht haben. Auf der Strecke bergauf !!! sind Gruppen von Radfahrern unterwegs, die sich mit hochroten Köpfen und verkniffenen Gesichtern den Berg hoch quälen. Jeder macht das was er braucht. Von hier oben haben wir eine sagenhafte Aussicht auf die Riviera.
Am Wegesrand stehen die soganannten Flaggen-Kiefern (Flamuri), teils sind sie vollkommen kahl und sehen recht gespenstig aus. Etwas abwärts könnten wir am Hotel Hamiti für heute Schluss machen, denn dort wird ein Stellplatz angeboten. Uns ist das aber noch zu früh und außerdem in der Höhe einfach zu kalt. Wir essen lediglich im Restaurant, dann rollen wir den Berg hinunter bis Orikum. Dort am Hotel Dion gibt es einen Stellplatz für uns in unmittelbarer Nähe des Strandes.
Es regnet und regnet und regnet am Morgen. Trotzdem wollen wir in Orikum noch die sogenannte Marmorkirche (Kisha e Marmiroit) suchen. Es bleibt beim Suchen, denn wir können sie einfach nicht finden. Verstehen will uns hier auch keiner, wenn wir nach dem Weg fragen und so geben wir einfach auf. Wir decken uns in den Läden des Ortes noch mit allerlei Lebensmittel ein und dann fahren wir weiter. Vlorë  (Vlora), das wichtige Urlaubszentrum für den Großraum Tirana bringen wir so schnell wie eben möglich hinter uns. Auf einmal tropft es an unserer Frontscheibe herein. Das kann ja heiter werden, wenn es weiter so regnet. Im Moment fällt uns nichts besseres ein, als ein Handtuch auf das Armaturenbrett zu legen und so das Wasser so gut es geht aufzufangen. Kurz darauf hört es auf zu regnen und so können wir die Problemlösung erst einmal verdrängen. Auf der A2 geht es ein gutes Stück voran. Wir werfen von der Autobahn aus noch einen Blick auf das größte Lagunen-Salzgewinungsareal Albaniens. In Levan ist die Freude vorbei und weiter geht es auf der SH 8 bis zur leicht chaotischen Stadt Fier. Bei der Ortsdurchfahrt von Patos geraten wir in eine Baustelle, dann ist der weitere Straßenverlauf auch noch gesperrt, ohne Hinweis auf eine Umleitung. So sind wir auf das Navi angewiesen, was uns zwar heraus, aber auf immer enger werdenden Straßen und durch winzige Ortschaften leitet. Bis es auf einmal ganz aufgibt, die Route neu berechnet und uns nach Fier zurück schicken will. Na super, das hat uns gerade noch gefehlt. Wir wissen überhaupt nicht mehr wo wir eigentlich sind. Immer wieder fragen wir nach Byllis, keiner versteht uns. Endlich kommt ein Lieferwagen und der Fahrer kennt sich in der Gegend aus. Wir müssen tatsächlich wenden, was aber wegen der Enge der Straße, erst gut einen Kilometer weiter möglich ist. Er fährt ein Stück vor uns her und an einem Steilhang, der zu allem Übel auch auch noch geschottert ist und Querrinnen hat, sollen wir weiter fahren. Er habe Ware auszuliefern, käme aber später nach. Ich traue der Angelegenheit nicht und gehe erst mal zu Fuß die Anhöhe hoch und ein Stück des Weges entlang. Tatsächlich sehe ich in der Ferne wieder Asphalt, wenn auch sehr löcherig. Also vertauen wir dem Einheimischen, mit etwas Gas geben kommen wir hoch und die Fahrt kann weiter gehen. Das Navi dreht vollkommen durch, ruft wenden, wenden, wenden. Es hat keine Straße mehr für uns, wir fahren angeblich übers Feld. Die schmale Bergstraße führt vorbei an vergammelten Erdölraffinerien. Dann ist auf einmal der Lieferwagen wieder da, setzt sich vor uns und leitet uns bis Ballsh, wo wir endlich wieder auf der SH 4 sind. Der Fahrer ist hier zu Hause und bietet an, uns mit seinem privaten PKW bis Byllis zu bringen. Das ist jedoch nicht nötig, denn ab jetzt wissen wir wieder wie es weiter geht. Im Dorf Hekal werden gerade die Tierherden nach Hause getrieben und so stehen wir mehr als wir fahren. Kurz darauf haben wir die Ausgrabungsstätte Byllis erreicht. Hier kommen wir nicht auf den angeblichen Stellplatz, denn die Straße ist zu eng am Abhang und der Überhang der Mauer ragt zu weit in den Weg hinein.
Byllis liegt auf einem Bergrücken der Mallakastra-Hügel, hoch über den Schleifen des Vjosa Flusses und zählt angeblich zu den bedeutendsten illyrischen Ausgrabungsstätten Albaniens. Das Beste von hier ist die Aussicht. Viel zu sehen ist nämlich wieder mal nicht, außerdem ist das Gelände vollkommen verlassen (bis auf den Aufseher, der den Eintritt kassiert natürlich) , lediglich eine große Schaf- und Ziegenherde hat das Areal in Besitz genommen. An der Basilika B sind laut Reiseführer die größten und buntesten Mosaiken zu sehen. Dreimal dürfen wir raten ob wir sie wohl zu sehen bekommen, nein sie sind wieder mal mit Sand zugeschüttet. Bleibt nur das Bild im Reiseführer zu bewundern. Irgendwie sind wir dann auch schnell mit dem Rundgang fertig.
Da wir mit dem WoMo nicht auf das Gelände kommen und die Wiese davor einfach zu schräg ist, müssen wir uns jetzt für die Nacht etwas anderes überlegen. Wir kommen auf die Idee, zurück ans Meer zu fahren. Wieder durchfahren wir Fier, dann weiter auf einsamer Straße über ein Stauwerk, wo uns angeblich ein schöner Strand und gute Restaurants erwarten. Wir sehen nur Müll, abgewrackte Buden und keine Menschenseele. Entweder sind wir falsch oder zu spät im Jahr. Auf jeden Fall gefällt es uns hier nicht und so müssen wir noch einmal umdenken. Also zurück Richtung Fier und dort dem Wegweise zur Ausgrabungsstätte Apollonia folgen. Auf der Wiese vor dem Kassenhäuschen kommen wir endlich für heute zur Ruhe. Eine Menge Puten und anderes Geflügel spazieren unterhalb des Platzes herum. Dann ist es schlagartig dunkel. Da haben wir es ja gerade noch rechtzeitig geschafft. So einen Tag wie heute brauchen wir nicht unbedingt noch einmal, gut dass wir jetzt noch nicht wissen, dass es durchaus noch schlimmer werden kann.
Apollonia wurde in den Jahren 585 v. Chr. von Siedlern aus Korfu und Korinth gegründet. Nach einem schweren Erbeben im Jahre 234 n. Chr. begann der Niedergang und im 6. Jhr. verlor der ehemalige Handelsort endgültig an Bedeutung. Hier das Wahrzeichen von Apollonia, das 1976 restaurierte Buleuterion, dem Versammlungsort des Stadtrates.
Wir sehen u.a. Reste eines Odeons, einer Stoa und einem Diana Tempel. Die byzantinische Kirche Shën Mërisë aus der ersten Hälfte des 13. Jhd. (sie wird gerade aufwenig restauriert) wurde hauptsächlich aus den Steinen der Sitzbänke des antiken Theaters entrichtet.
Nun machen wir uns auf den Weg nach Berat. Kurz vorher, in Ura Vajgurore befindet sich der hübsche, aber enge Berat Caravan Camping. Hier machen wir Station. Laut Wetterbericht soll es morgen sonnig sein und übermorgen regnen. Also schieben wir die Besichtigung von Berat nach hinten und fahren am Morgen erst einmal die 70 Kilometer Richtung Kanionet e Osumit (Osum- Canyon). Dabei passieren wir den Ort Poliçan, wo in unterirdischen Anlagen Waffen produziert wurden. Als die Produktion 2003 eingestellt wurde, gingen die meisten Arbeitsplätze im Ort verloren. Übrig geblieben sind triste Plattenbauten. Der Osum Fluss hat skurrile Felsformationen mit 80 m tiefen Steilwänden hervor gerufen. Sehen kann man die nur von ein paar Aussichtspunkten. Der erste befindet sich an einem Campingplatz? Was man hier alles so Campingplatz nennt und wird gerade repariert.
Wenigstens dürfen wir sie noch betreten um einen Blick in die grandiose Schlucht zu werfen.
Am Wegesrand, gleich nach dem Dorf Dhorës befindet sich ein Bektashi-Heiligtum, die Gjurma e Abaz Aliut.
In dem Gebetshaus sieht man den vermeintlichen Fußabdruck des Heiligen Abaz Ali, der von hier mit seinem Pferd in einem Satz bis auf den Gipfel des Tomorr gesprungen sein soll.
Wir laufen noch zum nächsten Aussichtspunkt in die Schlucht, dann machen wir uns auf den Rückweg. Immer wieder sehen wir am Straßenrand Steinplattenlager und Arbeiter die große Steinblöcke bearbeiten, die in den umliegenden Bergen abgebaut werden.
In Çorovoda (Schwarzes Wasser) wollen wir wieder mal zu einer alten Steinbrücke (Ura e Kasabashit) fahren. Eine nagelneue Straße ohne Hinweisschild verleitet uns sie zu befahren. Schnell befinden wir uns hoch am Berg und weit am Ort vorbei. Also zurück und nun verzichten wir auf die Suche nach der Brücke, denn Steinbrücken haben wir jetzt schon viele gesehen. In Bogova (der Ort besteht eigentlich nur aus Ausflugslokalen) sehen wir einen hübschen Parkplatz im Hof des Restaurants Shamo. Zuerst wollen sie nicht so recht, dann bekommen wir doch die Erlaubnis im Hof zu übernachten. Es ist einfach wunderschön hier mit Brunnen, Bachlauf und Blumen.
Wir trinken türkischen Kaffee auf der Terrasse mit Blick auf den Bach. Nach einem Orientierungsspaziergang im Ort suchen wir am Abend das Restaurant auf. Wir sind die einzigen Gäste, nur der alte Chef und seine Frau befinden sich noch hier. Trotzdem bekommen wir eine Mahlzeit. Die Portionen sind reichlich bemessen und wir haben Mühe alles zu verputzen. Dann kommen die Söhne des Paares und setzen sich zum Abendessen nieder. Die Frau bringt einen Teller hoch voll mit etwas, was wir nicht kennen. Sie bemerkt meinen fragenden Blick, nimmt den Söhnen zwei große Stücke wieder weg und reich sie uns. Es handelt sich anscheinend um Byrek (Blätterteig mit Käsefüllung). Wir versuchen das noch zu vertilgen, Bernd schafft es mit Mühe, ich muss nach der Hälfte passen, auch wenn das nach albanischer Sitte als unhöflich gilt. Dann bringt sie uns auch noch zwei große Gläser Dhalle (Joghurt mit Wasser verdünnt). Das rutscht eben noch so hinein. Ich bitte Bernd jetzt schnell zu zahlen, ehe die gute Frau auf die Idee kommt uns noch mit weiteren Sachen abzufüttern. Dann liegen wir im Bett und können nur noch den Bauch in die Höhe strecken. Wir werden hier noch dick und fett. Am Morgen fahren wir ohne weiteren Aufenthalt durch bis Berat und parken an der Umgehungsstraße. Berat wird seit 2.400 Jahren besiedelt und ist eine der ältesten Städte Albaniens. Seit 2005 gehört sie zum UNESCO-Welterbe. Mit einem Taxi fahren wir hoch zur Kalaja e Beratit (Burg von Berat). Neben Kruja ist ist Berat die einzig noch bewohnte Burganlage aus osmanischer Zeit. Der Taxifahrer fährt eine große Schleife um den Berg hinauf zu kommen. Für den direkten Weg über das holprige Pflaster ist ihm sein Auto zu schade. Er schimpft die ganze Zeit über die schlechten Straßenverhältnisse, wo doch Berat von so vielen Touristen besucht wird. Dem haben wir nichts hinzu zu fügen. Wir betreten die Anlage durch das Haupttor.
Gehen immer weiter bergauf durch verwunschene Gassen, vorbei an Häusern aus grauen Gestein.
Im ehemaligen Kloster Shën Mërisë ist heute das Onufri-Museum untergebracht. Hier werden hauptsächlich Ikonen und liturgische Gebrauchsgegenstände ausgestellt.

Die Klosterkirche aus dem 17. Jahrhundert ist besonders sehenswert und besitzt eine aus Walnussholz geschnitzte und vergoldete Ikonaste.
Dann sind wir oben auf der Akropolis angelangt, mit den Überresten der alten Zisterne.
Wir entdecken das Kirchlein Shën Triadhës, an der das Gelände steil zum Osum hin abfällt.
Von der völlig zerstörten Xhamia e Kuque (Rote Moschee), ehemals die älteste Moschee Albaniens, ist nur noch der Mauerstumpf des Minaretts erhalten. Umso schöner ist die Aussicht auf das Tomorr-Massiv (heiliger Berg der Bektashi).
Blick auf das christliche Stadtviertel Gorica, mit seinen Häusern aus dem 16. Jahrhundert.
Über die Dächer des osmanischen Stadtteils Mangalemi hinweg können wir noch das Minarett der Xhamia Mbret (Königsmoschee 15. Jhd) in der Neustadt erkennen.
Einen steilen Ziegenpfad klettern wir nach unten in den osmanischen Stadtteil. Wir überlegen gerade noch, ob wir das in einem zweistöckigen, ehemaligem Wohnhaus eines reichen Grundbesitzers untergebrachte Ethnografische Museum besuchen wollen, da fängt es an wie aus Kübeln zu gießen. Da kommt uns das Museum gerade recht. Das Museum ist sehr hübsch eingerichtet, u.a. auch mit allerlei Arbeitsgeräten der verschiedensten Handwerksberufe.
Noch ein Schlenker auf der neuen Brücke über den Osum und wir sind im Stadtteil Gorica mit seinen typischen Häusern angelangt. Wegen der besonderen Bauweise auch Stadt der tausend Fenster genannt.
Jetzt noch schnell über die alte Steinbrücke zurück und wir stehen vor dem WoMo. Es fängt schon wieder an zu regnen. Also verzichten wir auf einen weiteren Stadtbummel. Einen guten Überblick haben wir ja jetzt schon. Es ist zwar ein wenig Schade, Berat ist einfach nur sehenswert. Kurzfristig beschließen wir nicht zum Berat Camping zurück zu kehren, da wir befürchten wegen der engen Verhältnisse und bei weiterem Regen morgen nicht mehr von der Wiese herunter zu kommen. So fahren wir also über Ura Vajgurore bis nach Perondi, wo eine kostbare Basilika aus dem 10. Jahrhundert steht. Der vorgesetzte Turm an der Shën Koll ist einzigartig in Albanien.
Immer entlang des Flusses Devoll geht es dann ohne weitere Aufenthalte bis Elbasan und dort zum Hotel Kriva, mit seinem großzügigen, gepflasterten Hof. Hier dürfen wir bleiben, wenn wir im Lokal essen und am Abend bekommen wir sogar noch Strom. In der Nacht gibt es einen Wolkenbruch und bald darauf steht der Platz mehrere Zentimeter unter Wasser. Jetzt sind wir wirklich froh nicht auf der engen Wiese bei Berat zu stehen.
Viel historisches gibt es nicht mehr zu sehen in der 126.000 Einwohner zählenden Stadt Elbasan. Irgendwie haben wir den Eindruck, dass der Ort ein einziger, großer Basar ist. Schon auf dem Fußweg vom Hotel, auf der recht baufällig Brücke über den Shkumbin, stehen entlang des Weges Leute, die lebendiges Geflügel verkaufen. Von Puten, Enten bis Hühnern ist alles vertreten.
Am römischen Kastell Scampis aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. steht noch ein Stück Stadtmauer. Der 47 m hohe Uhrenturm ist aus 1899 und gilt als das Wahrzeichen der Stadt.
Vom Kastell selber sind nur noch ein paar Mauern übrig. Innerhalb der Anlage befindet sich ein hübsches Restaurant.
Die Mbret-Moschee (Königsmoschee) wurde 1464 von Sultan Mehmet II. gestiftet und ist noch im Originalzustand erhalten.
Kisha Shën Mërisë ( wir können wirklich nichts dafür das die alle so heißen) aus 1833.
Das Denkmal neueren Datum stellt den Engel der Bildung dar.
Der gut erhaltene alte Hamam wurde bis ins 19. Jahrhundert genutzt und beherbergt heute eine Gaststätte.


An der Ausfallstraße Thoma Kaleffi erstreckt sich über mehrere hundert Meter ein Basar.

Noch am Mittag fahren wir weiter auf der Autobahn Richtung Tirana, die leider nicht vollständig durchgängig ist. Auf Teilabschnitten wird die alte Landstraße genutzt, hier herrscht ausgesprochen viel Verkehr. Es wird geschnitten, gedrängelt und bei Gegenverkehr überholt. So müssen wir unsere volle Konzentration der Straße zuwenden, die außerdem auch noch teilweise in einem schlechten Zustand ist. So verpassen wir in Mullet den Abzweig zur Kalaja e Petrelës (Burg Petrela), die hoch auf einem Kalkfelsen über dem ErzemTal thront. Wir können ihr nur noch winken, denn wenden wollen wir nicht. Wenn es mal wieder auf der Autobahn weiter geht kommen wir gut voran. Urplötzlich und ohne Vorwarnung, vor einer Tunnelbaustelle, geht es nur noch durch das Zentrum weiter. Irgendwie haben wir die Zufahrt zur Stadtumfahrung übersehen. Wir stecken mitten drin im Chaos. Da wir jetzt nicht mehr weiter wissen, müssen wir nach Navi fahren und kommen in immer engere und vollkommen verstopfte Straßen. Kaum das wir an den rechts und links geparkten Autos vorbei kommen, nimmt auch der Gegenverkehr keinerlei Rücksicht und mehr als einmal bangen wir um unsere Außenspiegel. Besonders schlimm wird es, wenn wir abbiegen müssen. Selbst wenn wirklich mal ein Fahrer mitdenkt und abwartet ob wir um die Kurve kommen, rauscht bestimmt ein Fahrzeug von hinten an und überholt ihn. Es ist zum Haare ausraufen und der Aggressionspegel im WoMo steigt merklich an. Immer wenn wir über eine Brücke müssen, ist diese gesperrt und so nimmt der Horror kein Ende. Als wir endlich die Ausfallstraße erreichen, sind wir vollkommen geschafft. Es grenzt schon an ein Wunder, dass wir ohne nennenswerte Blessuren aus Tirana heraus gekommen sind. Da wir das Zentrum quasi mit dem WoMo durchfahren haben (auch wenn man hierzu nicht wirklich fahren sagen kann), sind wir uns im Moment einig, Tirana sieht uns nicht wieder. Wenigstens finden wir dank guter Beschilderung den 15 Kilometer entfernten Tirana Camping in Kashar am Liqeni Kusit (Stausee) ohne Probleme und selbst die 1,5 Kilometer lange Zufahrt über eine enge, wellige und hügelige Schotterpiste kann uns nach allem nicht mehr schrecken. Wir strecken alle Viere von uns und genießen Ruhe und Aussicht. Lediglich zu einem kleinen Spaziergang können wir uns noch aufraffen.
Am nächsten morgen hat Bernd eine Lösung für unser Problem mit der tropfenden Frontscheibe gefunden. Hier auf dem Platz steht nämlich eine riesige, hölzerne Kabeltrommel. Er kann sie als Leiter benutzen und so die Scheibe auf voller Breite mit Panzertape abkleben. Das hält fürs erste dicht, hoffentlich auch bis nach Hause. Irgendwie will Bernd danach doch noch nach Tiranë (Tirana). Er teilt sich mit einem französischen Paar ein Taxi bis zum Sheshi Skënderbej (Skanderbeg Platz) mit dem Reiterstandbild des Nationalhelden, dem Kulla e Sahatit (Uhrenturm), der Et´hem Bey Moschee, sowie der Opera.


Selbst der Taxifahrer hatte heute Probleme sein Ziel zu erreichen, den die Haupteingangsstraße ist wegen eines Marathons zu Ehren von Mutter Theresa halbseitig gesperrt. Start und Ziel ist das Nationalmuseum an der Nordseite des Platzes.
Blick in die Moschee, die außerhalb der Gebetszeiten besichtigt werden kann.
Weiter auf der Rr. Ludovik Shllaku stößt man auf das Freundschaftsmonument,
das Grabmal des Kaplan Pascha,
sowie den zur Zeit im Umbau befindlichen Basar.
Von hier aus nehmen die Drei wieder ein Taxi und fahren zur Talstation der Gondelbahn. Mit ihr geht es hoch auf 1.000 m bis zu den Terrassen des Ballkoni i Dajtit (dem 1.613 m hohen Hausberg Tiranas).
Sie speisen im Restaurant mit Blick über Tirana bis hin zur Adria.
Bergstation der Gondelbahn.
Wieder in einem Taxi lassen sie sich zum Sheshi Nënë Tereza (Platz Mutter Theresa) bringen. An dem Bulevardi Dëshmorët e Kombit steht die Piramida, die 1988 als Memorialbau und Enver Hoxha Museum eingeweiht wurde. Es war der teuerste Bau der jemals im Kommunismus verwirklicht wurde. Heute steht sie leer, die Scheiben sind zerbrochen und es ist derzeit fraglich was mit ihr geschehen soll.
Vor der Katholischen St. Pauls-Kathedrale mit schönen Glasfenstern, steht ein Denkmal der Mutter Theresa. Sie wurde als Kind albanischer Eltern in Skopje (Mazedonien) geboren und ging dort zur Schule. Jetzt beanspruchen beide Länder das Privileg der Abstammung.
Neben dem, die Stadt durchfließenden Bach Lana, befindet sich die romantische Ura e Tabakëve (Steinbrücke), die nach der Begradigung der Lana ihre Bedeutung verlor und jetzt renoviert zu neuem Leben erweckt wurde.
Auf dem Weg zur Kalaja e Tiranës (Burg von Tirana) sieht man eine originelle Wasserzapfstelle in Form einer Kanne.
Die Mauerreste der Kalaja (18. Jahrhundert), aus der Zeit von Ahamet Pasha Bargjinis.
Bernd bewacht für zwei Minuten das Rathaus.
Mit Taxi und wehen Füßen kommen die Drei wieder am Campingplatz an. Es war ein wunderschöner Sonnentag und so können wir jetzt noch ein wenig Draußen sitzen. In der Nacht werden wir von einem heftigen Donnerschlag geweckt und im Bett regelrecht in die Höhe gehoben. Außerdem wackelt das ganze WoMo. Es muss ein Blitz in unmittelbarer Nähe eingeschlagen sein. Ich habe kurz das Gefühl mein ganzer Körper steht unter Strom. So etwas haben wir in all den Jahren, die wir mit dem WoMo unterwegs sind, noch nie erlebt. Der Himmel öffnet seine Schleusen und Unmengen von Wasser regnen herab. Die Frontscheibe bleibt trocken, gut gemacht Bernd! Ab jetzt geht es durch die teils dramatische Landschaft der Albaner Alpen.

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