Wir
haben unseren Stellplatz noch nicht einmal richtig verlassen, stehen
noch an der Wasserzapfstelle, da ist er auch schon von einem WoMo
aus Polen belegt. Die hatten es aber wirklich eilig. Vorbei an
Sarandë
(Saranda)
fahren wir nun auf der Küstenstraße, entlang der albanischen
Riviera,
ohne wirklich etwas von ihr zu sehen. Immer liegen irgendwelche Berge
dazwischen. Erst bei
Borsh erreichen wir
wieder Meereshöhe und bald darauf sind wir in
Porto Palermo angelangt,
wo schon von weitem die Kalaja
e Ali Pashës
(Festung des Ali
Pascha) auf der
Halbinsel zu sehen ist.
Zur
Festung hoch geht ein schmaler Fußweg. Die gedrungene Anlage hat
eine Größe von 150 auf 400 Metern und soll ein gutes Beispiel
osmanischer Festungsarchitektur sein. Im Inneren ist es feucht und
dunkel, es herrscht eine düstere Atmosphäre und wir brauchen eine
Taschenlampe um uns überhaupt zurecht zu finden. Lediglich durch
kleine Mauerschlitze fällt spärliches Licht über die sicher 3 m
breiten Mauern. Unter kommunistischer Zeit wurden die Kasematten als
Gefängnis genutzt.
Porto
Palermo hatte auch einen geheimen U-Boot Hafen, dessen Eingang man
heute noch von der Straße aus erkennen kann. Bis 1997 war die Bucht
militärisches Sperrgebiet. Das Landschaftsbild wird geprägt von
Agaven und Olivenhainen. Wir erreichen den kleinen Küstenort
Himarë
(Himara)
und kurz darauf den Vorort Livadh,
wo wir auf dem
Nasho´s
Camping
gerne Station machen würden. Jedoch sind die Olivenbäume auf dem
Platz zu niedrig für unser Fahrzeug. Der geschäftige Platzinhaber
ruft einen Arbeiter herbei. Der nimmt eine Leiter und jetzt werden
erst einmal alle Bäume kräftig gestutzt. Tatsächlich passen wir
nun hinein.
Danach
genehmigt sich der Arbeiter erst einmal einen kräftigen Schluck aus
den Fässern
mit dem selbstgebrannten
Raki.
Wir
wandern am Kiesstrand entlang und überlegen, ob wir noch einen
weiteren Tag hier bleiben sollen. Insgesamt stehen am Abend vier
Fahrzeuge auf dem Platz. In der Nacht tobt ein heftiges Gewitter und
am Morgen wissen wir immer noch nicht; fahren oder bleiben. Doch der
Blick in die Höhe auf Himara
Fshat
ist dann ausschlaggebend. Wenn wir erst mal aus dem Platz heraus und
die grausliche Strandstraße geholpert sind, sowie die 140
Höhenmetern auf den Serpentienen hinter uns gebracht haben, gibt es
für uns kein Zurück mehr.
Die
Geschichte des kleinen, aber wehrhaften Bergdorfes reicht weit in
die illyrische und griechische Zeit zurück. Selbst während der
osmanischen Besatzungszeit sind die Bewohner orthodox geblieben. 85 %
der Bevölkerung sind griechischer Abstammung und die Alltagssprache
ist auch heute noch Griechisch. Wir müssen vor dem Ort parken, nur
wo passen wir hin? Weiter auf der Umgehungsstraße finden wir ein
Wendemöglichkeit und dann zurück. Von dieser Seite schaffen wir
die Einfahrt auf den winzigen Parkplatz, gerade so neben einen Baum.
Weitere WoMo´s brauchen jetzt nicht mehr zu kommen.
Der
Bauplatz am Berg war so rar, dass die Pfade übertunnelt
wurden und die nächsten Häuser dann auf die Tunnel
gebaut wurden. Im übrigen sind die alten Steinhäuser immer noch
bewohnt.
Auf
unserem Weg hoch zur ehemaligen Festung kommen wir vorbei an der
Kirche Shën
Gjergjit
aus dem 12. Jhd. Hier sind noch ein paar Fresken,
sowie
die
Zisterne
erhalten.
Die
Häuser um die ehemalige Festung herum, sowie die Festung selber sind
nur noch Ruinen. Allein die schöne Aussicht hat den Aufstieg gelohnt. Nun
ist wieder Bergfahrt angesagt. Wir steigen immer weiter in die Höhe,
bis wir den Llogara-Pass
auf
1.027 m erreicht haben. Auf der Strecke bergauf !!! sind Gruppen von
Radfahrern unterwegs, die sich mit hochroten Köpfen und verkniffenen
Gesichtern den Berg hoch quälen. Jeder macht das was er braucht. Von
hier oben haben wir eine sagenhafte Aussicht auf die Riviera.
Am
Wegesrand stehen die soganannten
Flaggen-Kiefern
(Flamuri),
teils sind sie vollkommen kahl und sehen recht gespenstig aus. Etwas
abwärts könnten wir am Hotel
Hamiti
für heute Schluss machen, denn dort wird ein Stellplatz angeboten.
Uns ist das aber noch zu früh und außerdem in der Höhe einfach zu
kalt. Wir essen lediglich im Restaurant, dann rollen wir den Berg
hinunter bis
Orikum.
Dort am Hotel
Dion
gibt es einen Stellplatz für uns in unmittelbarer Nähe des
Strandes.
Es
regnet und regnet und regnet am Morgen. Trotzdem wollen wir in
Orikum
noch die sogenannte
Marmorkirche
(Kisha
e Marmiroit)
suchen. Es bleibt beim Suchen, denn wir können sie einfach nicht
finden. Verstehen will uns hier auch keiner, wenn wir nach dem Weg
fragen und so geben wir einfach auf. Wir decken uns in den Läden
des Ortes noch mit allerlei Lebensmittel ein und dann fahren wir
weiter.
Vlorë (Vlora),
das wichtige Urlaubszentrum für den Großraum Tirana bringen wir so
schnell wie eben möglich hinter uns. Auf einmal tropft es an unserer
Frontscheibe herein. Das kann ja heiter werden, wenn es weiter so
regnet. Im Moment fällt uns nichts besseres ein, als ein Handtuch
auf das Armaturenbrett zu legen und so das Wasser so gut es geht
aufzufangen. Kurz darauf hört es auf zu regnen und so können wir
die Problemlösung erst einmal verdrängen. Auf der A2
geht es ein gutes Stück voran. Wir werfen von der Autobahn aus
noch einen Blick auf das größte Lagunen-Salzgewinungsareal
Albaniens.
In
Levan
ist die Freude vorbei und weiter geht es auf der SH
8 bis
zur leicht chaotischen Stadt Fier.
Bei der Ortsdurchfahrt von Patos
geraten wir in eine Baustelle, dann ist der weitere Straßenverlauf
auch noch gesperrt, ohne Hinweis auf eine Umleitung. So sind wir auf
das Navi angewiesen, was uns zwar heraus, aber auf immer enger
werdenden Straßen und durch winzige Ortschaften leitet. Bis es auf
einmal ganz aufgibt, die Route neu berechnet und uns nach Fier zurück
schicken will. Na super, das hat uns gerade noch gefehlt. Wir wissen
überhaupt nicht mehr wo wir eigentlich sind. Immer wieder fragen wir
nach Byllis, keiner versteht uns. Endlich kommt ein Lieferwagen und
der Fahrer kennt sich in der Gegend aus. Wir müssen tatsächlich
wenden, was aber wegen der Enge der Straße, erst gut einen Kilometer
weiter möglich ist. Er fährt ein Stück vor uns her und an einem
Steilhang, der zu allem Übel auch auch noch geschottert ist und
Querrinnen hat, sollen wir weiter fahren. Er habe Ware auszuliefern,
käme aber später nach. Ich traue der Angelegenheit nicht und gehe
erst mal zu Fuß die Anhöhe hoch und ein Stück des Weges entlang.
Tatsächlich sehe ich in der Ferne wieder Asphalt, wenn auch sehr
löcherig. Also vertauen wir dem Einheimischen, mit etwas Gas geben
kommen wir hoch und die Fahrt kann weiter gehen. Das Navi dreht
vollkommen durch, ruft wenden, wenden, wenden. Es hat keine Straße
mehr für uns, wir fahren angeblich übers Feld. Die schmale
Bergstraße führt vorbei an vergammelten
Erdölraffinerien.
Dann ist auf einmal der Lieferwagen wieder da, setzt sich vor uns und
leitet uns bis Ballsh,
wo wir endlich wieder auf der SH
4
sind. Der Fahrer ist hier zu Hause und bietet an, uns mit seinem
privaten PKW bis Byllis zu bringen. Das ist jedoch nicht nötig, denn
ab jetzt wissen wir wieder wie es weiter geht. Im Dorf
Hekal werden
gerade die Tierherden nach Hause getrieben und so stehen wir mehr als
wir fahren. Kurz darauf haben wir die Ausgrabungsstätte
Byllis
erreicht. Hier kommen wir nicht auf den angeblichen Stellplatz, denn
die Straße ist zu eng am Abhang und der Überhang der Mauer ragt
zu weit in den Weg hinein.
Byllis
liegt auf einem Bergrücken der Mallakastra-Hügel,
hoch über den
Schleifen
des Vjosa
Flusses und
zählt angeblich zu den bedeutendsten illyrischen Ausgrabungsstätten Albaniens. Das Beste von hier ist die Aussicht. Viel zu sehen ist
nämlich wieder mal nicht, außerdem ist das Gelände vollkommen
verlassen (bis auf den Aufseher, der den Eintritt kassiert natürlich)
, lediglich eine große Schaf- und Ziegenherde hat das Areal in
Besitz genommen. An der Basilika
B
sind laut Reiseführer die größten und buntesten Mosaiken zu
sehen. Dreimal dürfen wir raten ob wir sie wohl zu sehen bekommen,
nein sie sind wieder mal mit Sand zugeschüttet. Bleibt nur das Bild
im Reiseführer zu bewundern. Irgendwie sind wir dann auch schnell
mit dem Rundgang fertig.
Da
wir mit dem WoMo nicht auf das Gelände kommen und die Wiese davor
einfach zu schräg ist, müssen wir uns jetzt für die Nacht etwas
anderes überlegen. Wir kommen auf die Idee, zurück ans Meer zu
fahren. Wieder durchfahren wir Fier,
dann weiter auf einsamer Straße über ein Stauwerk,
wo
uns angeblich ein schöner Strand und gute Restaurants erwarten.
Wir sehen nur Müll, abgewrackte Buden und keine Menschenseele.
Entweder sind wir falsch oder zu spät im Jahr. Auf jeden Fall
gefällt es uns hier nicht und so müssen wir noch einmal umdenken.
Also zurück Richtung Fier
und
dort dem Wegweise zur
Ausgrabungsstätte Apollonia
folgen. Auf der Wiese vor dem Kassenhäuschen kommen wir endlich für
heute zur Ruhe. Eine Menge
Puten
und
anderes Geflügel spazieren
unterhalb des Platzes herum. Dann ist es schlagartig dunkel. Da haben
wir es ja gerade noch rechtzeitig geschafft. So einen Tag wie heute
brauchen wir nicht unbedingt noch einmal, gut dass wir jetzt noch
nicht wissen, dass es durchaus noch schlimmer werden kann.
Apollonia
wurde
in den Jahren 585 v. Chr. von Siedlern aus Korfu und Korinth
gegründet. Nach einem schweren Erbeben im Jahre 234 n. Chr. begann
der Niedergang und im 6. Jhr. verlor der ehemalige Handelsort
endgültig an Bedeutung. Hier das Wahrzeichen
von Apollonia, das 1976 restaurierte Buleuterion,
dem Versammlungsort des Stadtrates.
Wir
sehen u.a. Reste eines Odeons, einer Stoa und einem Diana Tempel. Die
byzantinische
Kirche Shën
Mërisë
aus der ersten Hälfte des 13. Jhd. (sie wird gerade aufwenig
restauriert) wurde hauptsächlich aus den
Steinen
der Sitzbänke
des antiken
Theaters
entrichtet.
Nun
machen wir uns auf den Weg nach Berat. Kurz vorher, in Ura
Vajgurore
befindet sich der
hübsche,
aber enge
Berat Caravan Camping.
Hier machen wir Station. Laut Wetterbericht soll es morgen sonnig
sein und übermorgen regnen. Also schieben wir die Besichtigung von
Berat nach hinten und fahren am Morgen erst einmal die 70 Kilometer
Richtung Kanionet
e Osumit
(Osum-
Canyon).
Dabei passieren wir den Ort Poliçan,
wo in unterirdischen Anlagen Waffen produziert wurden. Als die
Produktion 2003 eingestellt wurde, gingen die meisten Arbeitsplätze
im Ort verloren. Übrig geblieben sind triste Plattenbauten. Der Osum
Fluss
hat skurrile Felsformationen mit 80 m tiefen Steilwänden hervor
gerufen. Sehen kann man die nur von ein paar Aussichtspunkten. Der
erste befindet sich an einem Campingplatz? Was man hier alles so
Campingplatz nennt und wird gerade repariert.
Wenigstens
dürfen wir sie noch betreten um einen Blick in die grandiose
Schlucht zu werfen.
Am
Wegesrand, gleich nach dem Dorf Dhorës
befindet
sich ein Bektashi-Heiligtum,
die Gjurma
e Abaz Aliut.
In
dem Gebetshaus sieht man den vermeintlichen Fußabdruck
des Heiligen
Abaz
Ali,
der von hier mit seinem Pferd in einem Satz bis auf den Gipfel
des Tomorr
gesprungen sein soll.
Wir
laufen noch zum nächsten Aussichtspunkt in die Schlucht, dann machen
wir uns auf den Rückweg. Immer wieder sehen wir am Straßenrand
Steinplattenlager
und
Arbeiter die große Steinblöcke bearbeiten, die in den umliegenden
Bergen abgebaut werden.
In
Çorovoda
(Schwarzes
Wasser)
wollen wir wieder mal zu einer alten Steinbrücke (Ura
e Kasabashit)
fahren. Eine nagelneue Straße ohne Hinweisschild verleitet uns sie
zu befahren. Schnell befinden wir uns hoch am Berg und weit am Ort
vorbei. Also zurück und nun verzichten wir auf die Suche nach der
Brücke, denn Steinbrücken haben wir jetzt schon viele gesehen. In
Bogova
(der Ort besteht eigentlich nur aus Ausflugslokalen) sehen wir einen
hübschen Parkplatz im Hof
des
Restaurants
Shamo.
Zuerst wollen sie nicht so recht, dann bekommen wir doch die
Erlaubnis im Hof zu übernachten. Es ist einfach wunderschön hier
mit Brunnen, Bachlauf und Blumen.
Wir
trinken türkischen Kaffee auf der Terrasse mit Blick auf den Bach.
Nach einem Orientierungsspaziergang im Ort suchen wir am Abend das
Restaurant auf. Wir sind die einzigen Gäste, nur der alte Chef und
seine Frau befinden sich noch hier. Trotzdem bekommen wir eine Mahlzeit. Die Portionen sind reichlich bemessen und wir haben Mühe
alles zu verputzen. Dann kommen die Söhne des Paares und setzen sich
zum Abendessen nieder. Die Frau bringt einen Teller hoch voll mit
etwas, was wir nicht kennen. Sie bemerkt meinen fragenden Blick,
nimmt den Söhnen zwei große Stücke wieder weg und reich sie uns.
Es handelt sich anscheinend um Byrek (Blätterteig mit Käsefüllung).
Wir versuchen das noch zu vertilgen, Bernd schafft es mit Mühe, ich
muss nach der Hälfte passen, auch wenn das nach albanischer Sitte
als unhöflich gilt. Dann bringt sie uns auch noch zwei große Gläser
Dhalle (Joghurt mit Wasser verdünnt). Das rutscht eben noch so
hinein. Ich bitte Bernd jetzt schnell zu zahlen, ehe die gute Frau
auf die Idee kommt uns noch mit weiteren Sachen abzufüttern. Dann
liegen wir im Bett und können nur noch den Bauch in die Höhe
strecken. Wir werden hier noch dick und fett. Am Morgen fahren wir
ohne weiteren Aufenthalt durch bis Berat
und parken an der Umgehungsstraße. Berat wird seit 2.400 Jahren
besiedelt und ist eine der ältesten Städte Albaniens. Seit 2005
gehört sie zum UNESCO-Welterbe.
Mit einem Taxi fahren wir hoch zur Kalaja
e Beratit
(Burg
von
Berat).
Neben Kruja ist ist Berat die einzig noch bewohnte
Burganlage
aus osmanischer Zeit. Der Taxifahrer fährt eine große Schleife um
den Berg hinauf zu kommen. Für den direkten Weg über das holprige
Pflaster ist ihm sein Auto zu schade. Er schimpft die ganze Zeit über
die schlechten Straßenverhältnisse, wo doch Berat von so vielen
Touristen besucht wird. Dem haben wir nichts hinzu zu fügen. Wir
betreten die Anlage durch das Haupttor.
Gehen
immer weiter bergauf durch verwunschene
Gassen,
vorbei an Häusern aus grauen Gestein.
Im
ehemaligen Kloster
Shën Mërisë
ist heute das Onufri-Museum
untergebracht. Hier werden hauptsächlich Ikonen und liturgische
Gebrauchsgegenstände ausgestellt.
Die
Klosterkirche aus dem 17. Jahrhundert ist besonders sehenswert
und besitzt eine aus Walnussholz geschnitzte und vergoldete Ikonaste.
Dann
sind wir oben auf der Akropolis angelangt, mit den Überresten
der alten Zisterne.
Wir
entdecken das Kirchlein Shën Triadhës, an der das Gelände
steil zum Osum hin abfällt.
Von
der völlig zerstörten Xhamia e Kuque (Rote Moschee),
ehemals die älteste Moschee Albaniens, ist nur noch der Mauerstumpf
des Minaretts erhalten. Umso schöner ist die Aussicht auf
das Tomorr-Massiv (heiliger Berg der Bektashi).
Blick
auf das christliche Stadtviertel Gorica, mit seinen Häusern
aus dem 16. Jahrhundert.
Über
die Dächer des osmanischen Stadtteils Mangalemi
hinweg können wir noch das Minarett der Xhamia Mbret
(Königsmoschee 15. Jhd) in der Neustadt erkennen.
Einen
steilen Ziegenpfad klettern wir nach unten in den osmanischen
Stadtteil. Wir überlegen gerade noch, ob wir das in einem
zweistöckigen, ehemaligem Wohnhaus eines reichen Grundbesitzers
untergebrachte Ethnografische Museum besuchen wollen, da
fängt es an wie aus Kübeln zu gießen. Da kommt uns das Museum
gerade recht. Das Museum ist sehr hübsch eingerichtet, u.a. auch
mit allerlei Arbeitsgeräten der verschiedensten Handwerksberufe.
Noch
ein Schlenker auf der neuen Brücke über den Osum und wir sind im
Stadtteil Gorica mit seinen typischen Häusern angelangt.
Wegen der besonderen Bauweise auch Stadt der tausend Fenster
genannt.
Jetzt
noch schnell über die alte Steinbrücke zurück und wir stehen vor
dem WoMo. Es fängt schon wieder an zu regnen. Also verzichten wir
auf einen weiteren Stadtbummel. Einen guten Überblick haben wir ja
jetzt schon. Es ist zwar ein wenig Schade, Berat ist einfach nur
sehenswert. Kurzfristig beschließen wir nicht zum Berat Camping
zurück zu kehren, da wir befürchten wegen der engen Verhältnisse
und bei weiterem Regen morgen nicht mehr von der Wiese herunter zu
kommen. So fahren wir also über Ura Vajgurore bis nach Perondi,
wo eine kostbare Basilika aus dem 10. Jahrhundert steht. Der
vorgesetzte Turm an der Shën Koll ist einzigartig in
Albanien.
Immer
entlang des Flusses Devoll geht es dann ohne weitere
Aufenthalte bis Elbasan und dort zum Hotel Kriva,
mit seinem großzügigen, gepflasterten Hof. Hier dürfen wir
bleiben, wenn wir im Lokal essen und am Abend bekommen wir sogar
noch Strom. In der Nacht gibt es einen Wolkenbruch und bald darauf
steht der Platz mehrere Zentimeter unter Wasser. Jetzt sind wir
wirklich froh nicht auf der engen Wiese bei Berat zu stehen.
Viel
historisches gibt es nicht mehr zu sehen in der 126.000 Einwohner
zählenden Stadt Elbasan. Irgendwie haben wir den Eindruck, dass der
Ort ein einziger, großer Basar ist. Schon auf dem Fußweg vom
Hotel, auf der recht baufällig Brücke über den Shkumbin,
stehen entlang des Weges Leute, die lebendiges Geflügel
verkaufen. Von Puten,
Enten bis Hühnern ist alles vertreten.
Am
römischen Kastell Scampis
aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. steht noch ein Stück Stadtmauer. Der
47 m hohe Uhrenturm
ist aus 1899 und gilt als das Wahrzeichen der Stadt.
Vom
Kastell selber sind
nur noch ein paar Mauern
übrig. Innerhalb der Anlage befindet sich ein hübsches Restaurant.
Die
Mbret-Moschee
(Königsmoschee)
wurde 1464 von Sultan Mehmet II. gestiftet und ist noch im
Originalzustand erhalten.
Kisha
Shën Mërisë ( wir
können wirklich nichts dafür das die alle so heißen) aus 1833.
Das Denkmal neueren Datum stellt den Engel
der Bildung dar.
Der
gut erhaltene alte
Hamam wurde bis ins
19. Jahrhundert genutzt und beherbergt heute eine Gaststätte.
An
der Ausfallstraße
Thoma Kaleffi
erstreckt sich über mehrere hundert Meter ein Basar.
Noch am Mittag
fahren wir weiter auf der Autobahn Richtung Tirana, die leider nicht
vollständig durchgängig ist. Auf Teilabschnitten wird die alte
Landstraße genutzt, hier herrscht ausgesprochen viel Verkehr. Es
wird geschnitten, gedrängelt und bei Gegenverkehr überholt. So
müssen wir unsere volle Konzentration der Straße zuwenden, die
außerdem auch noch teilweise in einem schlechten Zustand ist. So
verpassen wir in Mullet den Abzweig zur Kalaja e Petrelës
(Burg Petrela), die hoch auf einem Kalkfelsen über dem
ErzemTal thront. Wir können ihr nur noch winken, denn wenden
wollen wir nicht. Wenn es mal wieder auf der Autobahn weiter geht
kommen wir gut voran. Urplötzlich und ohne Vorwarnung, vor einer
Tunnelbaustelle, geht es nur noch durch das Zentrum weiter. Irgendwie
haben wir die Zufahrt zur Stadtumfahrung übersehen. Wir stecken
mitten drin im Chaos. Da wir jetzt nicht mehr weiter wissen, müssen
wir nach Navi fahren und kommen in immer engere und vollkommen
verstopfte Straßen. Kaum das wir an den rechts und links geparkten
Autos vorbei kommen, nimmt auch der Gegenverkehr keinerlei Rücksicht
und mehr als einmal bangen wir um unsere Außenspiegel. Besonders
schlimm wird es, wenn wir abbiegen müssen. Selbst wenn wirklich mal
ein Fahrer mitdenkt und abwartet ob wir um die Kurve kommen, rauscht
bestimmt ein Fahrzeug von hinten an und überholt ihn. Es ist zum
Haare ausraufen und der Aggressionspegel im WoMo steigt merklich an.
Immer wenn wir über eine Brücke müssen, ist diese gesperrt und so
nimmt der Horror kein Ende. Als wir endlich die Ausfallstraße
erreichen, sind wir vollkommen geschafft. Es grenzt schon an ein
Wunder, dass wir ohne nennenswerte Blessuren aus Tirana heraus
gekommen sind. Da wir das Zentrum quasi mit dem WoMo durchfahren
haben (auch wenn man hierzu nicht wirklich fahren sagen kann), sind
wir uns im Moment einig, Tirana sieht uns nicht wieder. Wenigstens
finden wir dank guter Beschilderung den 15 Kilometer entfernten
Tirana Camping in Kashar am Liqeni Kusit (Stausee)
ohne Probleme und selbst die 1,5 Kilometer lange Zufahrt über eine
enge, wellige und hügelige Schotterpiste kann uns nach allem nicht
mehr schrecken. Wir strecken alle Viere von uns und genießen Ruhe
und Aussicht. Lediglich zu einem kleinen Spaziergang können wir uns
noch aufraffen.
Am nächsten morgen
hat Bernd eine Lösung für unser Problem mit der tropfenden
Frontscheibe gefunden. Hier auf dem Platz steht nämlich eine
riesige, hölzerne Kabeltrommel. Er kann sie als Leiter benutzen und
so die Scheibe auf voller Breite mit Panzertape abkleben. Das hält
fürs erste dicht, hoffentlich auch bis nach Hause. Irgendwie will
Bernd danach doch noch nach Tiranë (Tirana). Er teilt
sich mit einem französischen Paar ein Taxi bis zum Sheshi
Skënderbej (Skanderbeg Platz) mit dem Reiterstandbild
des Nationalhelden, dem Kulla e Sahatit (Uhrenturm),
der Et´hem Bey Moschee, sowie der Opera.
Selbst der
Taxifahrer hatte heute Probleme sein Ziel zu erreichen, den die
Haupteingangsstraße ist wegen eines Marathons zu Ehren von
Mutter Theresa halbseitig gesperrt. Start und Ziel ist das
Nationalmuseum an der Nordseite des Platzes.
Blick in die
Moschee, die außerhalb der Gebetszeiten besichtigt werden
kann.
Weiter auf der Rr.
Ludovik Shllaku stößt man auf das Freundschaftsmonument,
das Grabmal des
Kaplan Pascha,
sowie den zur Zeit
im Umbau befindlichen Basar.
Von hier aus nehmen
die Drei wieder ein Taxi und fahren zur Talstation der
Gondelbahn. Mit ihr geht es hoch auf 1.000 m bis zu den
Terrassen des Ballkoni i Dajtit (dem 1.613 m hohen
Hausberg Tiranas).
Sie speisen im
Restaurant mit Blick über Tirana bis hin zur Adria.
Bergstation
der Gondelbahn.
Wieder in einem Taxi
lassen sie sich zum Sheshi Nënë Tereza (Platz Mutter Theresa)
bringen. An dem Bulevardi Dëshmorët e Kombit steht die
Piramida, die 1988 als Memorialbau und Enver Hoxha
Museum eingeweiht wurde. Es war der teuerste Bau der jemals im
Kommunismus verwirklicht wurde. Heute steht sie leer, die Scheiben
sind zerbrochen und es ist derzeit fraglich was mit ihr geschehen
soll.
Vor der
Katholischen St. Pauls-Kathedrale mit schönen Glasfenstern,
steht ein Denkmal der Mutter Theresa. Sie wurde als Kind
albanischer Eltern in Skopje (Mazedonien)
geboren und ging dort zur Schule. Jetzt beanspruchen beide Länder
das Privileg der Abstammung.
Neben dem, die Stadt
durchfließenden Bach Lana, befindet sich die romantische Ura
e Tabakëve (Steinbrücke), die nach der Begradigung der Lana
ihre Bedeutung verlor und jetzt renoviert zu neuem Leben erweckt
wurde.
Auf dem Weg zur
Kalaja e Tiranës (Burg von Tirana) sieht man eine originelle
Wasserzapfstelle in Form einer Kanne.
Die Mauerreste
der Kalaja (18. Jahrhundert), aus der Zeit von Ahamet
Pasha Bargjinis.
Bernd bewacht für
zwei Minuten das Rathaus.
Mit Taxi und wehen
Füßen kommen die Drei wieder am Campingplatz an. Es war ein
wunderschöner Sonnentag und so können wir jetzt noch ein wenig
Draußen sitzen. In der Nacht werden wir von einem heftigen
Donnerschlag geweckt und im Bett regelrecht in die Höhe gehoben.
Außerdem wackelt das ganze WoMo. Es muss ein Blitz in unmittelbarer
Nähe eingeschlagen sein. Ich habe kurz das Gefühl mein ganzer
Körper steht unter Strom. So etwas haben wir in all den Jahren, die
wir mit dem WoMo unterwegs sind, noch nie erlebt. Der Himmel öffnet
seine Schleusen und Unmengen von Wasser regnen herab. Die
Frontscheibe bleibt trocken, gut gemacht Bernd! Ab jetzt geht es
durch die teils dramatische Landschaft der Albaner Alpen.
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