Follower

Montag, 20. August 2018

Nordamerika-Reise Teil Fünf: Mit dem WoMo von Skagway über Haines und Hyder nach Lillooet.


Der Rückweg ab Skagway gestaltet sich ebenso wie der Hinweg, nur das wir jetzt am Nachmittag ab dem White Pass die ganze Aussicht ohne Nebel genießen dürfen. In der winzigen Siedlung Carcross (500 Einwohner), gelegen zwischen Lake Bennet und dem Nares Lake, halten wir für einen kurzen Zwischenstopp. Bis zu dem originalen Bahnhof aus 1900 fährt in der Saison die Touristenbahn über den White Pass mit Ziel Whitehorse.
Allerdings ist in Carcross Ende der Bahnfahrt, hier müssen die Touristen dann in Busse umsteigen um zu ihrem Ziel zu kommen. Die Wartezeit kann man sich dann wunderbar in all den Andenkenläden des Ortes vertreiben.
Der pinkfarbene Generalstore brüstet sich damit das älteste Geschäft in BC zu sein.
Auf jeden Fall ist er „gut sortiert“ und wir gönnen uns ein leckeres Eis.
Ohne Aufenthalt fahren wir weiter bis Whitehorse und übernachten ein weiteres Mal auf dem dortigen Walmart. Natürlich decken wir uns in der deutschen Bäckerei wieder mit Brot ein und dann geht es weiter auf dem Alaska Hwy bis zu dem uns bereits bekannten Pine Creek CP bei Haines Junction. Wir starten mal wieder um 5.00 Uhr in der Hoffnung auf Tiersichtungen. Tatsächlich sehen wir Stachelschweine, Trompeterschwäne und einige Greifvögel entlang der Haines Road, denn sie führt am Kluane NP und Reserve entlang. Kurz vor der Grenze nach Alaska gibt es eine tierische Straßensperre. Ein junger Elchbulle stellt sich uns in den Weg.
Wieder queren wir auf dem Chilkat Pass die Grenze Kanada/USA /Alaska und dann geht es weiter entlang des Chilkat Rivers und durch die Alaska Chilkat Bald Eagle Preserve. Tatsächlich gibt es einige Weißkopfseeadler hier, wegen der engen Straße ist Anhalten und Fotografieren leider nicht möglich. Gibt es mal eine Haltebucht ist natürlich kein Adler in Sicht. Schon haben wir die 2.600 Einwohner zählende Stadt Haines erreicht und unser erster Weg führt uns zum Visitor Center, denn wir wollen wissen wo sich die Grizzlys aufhalten. Im Hintergrund sehen wir Fort Sewart, der erste dauerhafte Armeeposten der USA in Alaska, heute u.a. Hotel und CP.
Wir passieren das Terminal der Alaska Ferries, etwa 7 Kilometer außerhalb des Ortes. Kurz darauf sehen wir eine Fischsperre am Lutkat Inlet (Nordwestzipfel des Chilkoot Inlets). Hier werden die hereinkommenden Lachse gezählt.
Jetzt kommen wir doch noch zu einem Foto vom Bald Eagle.
Wir mieten uns im Chilkoot Lake State Recreation Site CP ein und machen kurz Pause. Danach fahren wir in den Ort zurück und besuchen das Natural History Museum der American Bald Eagle Foundation, dort gibt es über 200 gut erklärte Dioramen mit Tieren aus der Region zu sehen. Danach geht es zurück zum CP. Gegen 20.00 Uhr fahren wir zum Inlet (Wir könnten das kurze Stück auch laufen, doch wer will zu Fuß einem Grizzly auf der Straße begegnen?). Außer man ist Angler und steht bis zum Bauch im Wasser. Da können doch wohl keine Bären unterwegs sein! Doch die Menschenmenge an der Straße belehrt uns eines Besseren. Rasch parken wir und stellen uns dazu, denn angeblich sind mehr als 5 Personen nicht mehr gefährdet. Eine Grizzlymutter sitzt im hohen Grase und futtert so vor sich hin.
Plötzlich zeigt sie ihre Zähne. Was hat sie denn auf einmal?
Erst jetzt sehen wir die drei Cups (Jungtiere), die darauf hoffen das Mama sie mit Fisch versorgt.
Die Grizzlymutter wittert ob etwa weitere Bären in der Gegend sind, dann geht sie ins Wasser. Taucht an der Fischsperre und kann keinen Fisch ergattern. Derweil stehen die Jungen jammernd am Rand, in das tiefe Wasser getrauen sie sich nicht.
Wir sind vollkommen fasziniert von den putzigen Kleinen. Die Mutter kommt zurück und findet einen Fischrest, wo immer der auch herkommen mag. Sie gibt ihn an die Jungtiere weiter. Jetzt ist es auf einmal vorbei mit den niedlichen Bärchen. Sie raufen und brüllen wie die Großen. Der stärkste ist der Sieger und futtert die Beute alleine auf. Da können die anderen nur traurig schauen, ist wohl nichts mit Geschwisterliebe.
Bärenmama ist den Menschenauflauf leid und trollt sich mit ihren Jungen davon. Darauf hat ein Schwarzbär anscheinend nur gewartet. Er klettert auf die Fischsperre und versucht sein Glück. Auch er hat keinen Erfolg. So springt er ins Wasser und schwimmt davon.
Nun ist es dunkel und wir fahren zum CP zurück. An Schlafen ist erst einmal nicht zu denken, so aufgeregt sind wir. Da müssen die Bilder erst mal überspielt und angeschaut werden. Um 5.00 Uhr am Morgen sind wir schon wieder unterwegs und diesmal ganz alleine. Schon bald quert ein junger Grizzly die Straße und ist im Gebüsch verschwunden. Ein weiterer versucht sein Glück im Wasser. Auf einer Brücke kommt uns mitten auf der Straße ein Grizzly entgegen. Schnell macht er sich über die Leitplanke davon.
Als Zugabe können wir dann auch noch einen Otter bewundern.
Diese 12 Stunden Bärenbeobachtung sind nicht mehr zu überbieten und so machen wir uns auf den langen Rückweg. Lediglich ein paar Trompeterschwäne mit ihren Jungen sind uns noch einen kurzen Stopp wert,
sowie ein Blick in die grandiose Bergwelt.
Rechts und links der Straße grünt und blüht es. Auffallen oft sehen wir große Flächen mit Fireweed (Weidenröschen).
Den ersten richtigen Stopp legen wir an den Million Dollar Falls ein. Auf einem 500 m langen Pfad erreichen wir eine Aussichtsplattform mit Blick auf die Fälle und die Schlucht.
Etwa 10 Kilometer vor Haines Junction höre ich ein merkwürdiges Geräusch und dann zeigt auch Tire Moni bei einem der Zwillingsreifen Null Luftdruck an. Wir fahren durch bis in den Ort in der Hoffnung auf eine Werkstatt. Leider ist alles zu, da am Samstagnachmittag hier keiner mehr arbeitet. So macht Bernd sich daran den Reifen selber zu wechseln. Ein LKW Fahrer hält an und nun hat Bernd tatkräftige Mithilfe. Da wir den Reifen hier nicht repariert bekommen, müssen wir nun Wohl oder Übel wieder mal nach Whitehorse. Wenigstens sehen wir noch einen Coyoten an der Strecke.
Um 16.00 Uhr schließt am Samstag die Bäckerei in Whitehorse, wir kommen um 15.50 Uhr dort an und alles Brot ist ausverkauft. So machen wir für Montag eine Bestellung. Danach bekommen wir bei Canadian Tire den Reifen geflickt. Ein Stein, den wir uns wohl irgendwann einmal in einer Baustelle eingefangen haben, hat ein hübsches Loch hinein gebohrt. So bleibt für heute wieder mal nur der Walmart-Parkplatz für die Übernachtung. Von der vielen Fahrerei der letzten Tage sind wir irgendwie platt. Etwas Erholung würde uns jetzt gut tun und auf die Brote müssen wir ja eh bis Montag warten. Also fahren wir noch einmal zu den Takhini Hot Springs und verbringen einen wunderbaren Tag dort. Diesmal ist der Himmel nämlich bewölkt und es ist auch nicht mehr so heiß wie in den letzten Tagen. So tut uns das warme Wasser richtig gut. Da Wochenende ist, ist der Pool auch gut besucht und es kommt keine Langeweile auf. Wir nehmen das Tagesticket, gehen zum Mittagessen ins WoMo, schlafen ein wenig und dann geht es wieder ins Wasser. Gegen 20.00 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Whitehorse zum Walmart. Dort stehen heute fast mehr RV´s als normale PKW´s. Es sind auch ein paar europäische dabei und wir sitzen mit Ulli und Siggi zusammen bis weit nach Mitternacht. Morgens fahren wir ein paar hundert Meter bis zu einer Laundry. Die Wäsche ist fertig, bevor es die Brote sind. Also parken wir beim Walmart. Dort treffen wir wieder auf Ulli und Siggi. Sie wundern sich, dass wir eine bestimmte App nicht kennen, mit der man alle Stellplätze (insbesondere die kostenlosen), Dumpstationen und Rastplätze finden kann. Schnell lade ich mir die App und die erforderlichen Offlinekarten auf mein Handy. Ob ich damit umgehen kann wird sich herausstellen. Dann endlich können wir unsere Brote abholen. Da es das letzte Mal sein wird, dass wir in Whitehorse sein werden, decken wir uns gleich mit 5 Broten ein. Wer weiß wann wir noch einmal so gutes Brot bekommen. Jetzt wird es aber Zeit das wir weg kommen. Wir passieren Johnson Crossing, fahren vorbei am Teslin Lake und schon sind wir wieder in Teslin. Diesmal machen wir Halt beim Tlingit Heritage Center mit seinen schön bemalten Totempfählen. Adler, Biber, Wolf, Frosch und Krähe sind hier dargestellt.
In Teslin kann ich es mir nicht verkneifen mich mitten zwischen die Plüschtiere zu setzten und am liebsten würde ich den ganz großen Bär gleich mitnehmen. Bernd hat leider was dagegen, es würde zu eng im WoMo.
Blick zurück auf Teslin.
Gerne möchten wir an den Rancheria Falls für heute Schluss machen. Im Prinzip haben wir uns auch schon für die Nacht eingerichtet. Doch irgendwie sind merkwürdige Leute hier und unser Bauchgefühl sagt uns, dass wir doch lieber weiter fahren. Durch die neue App finden wir kurz darauf den Riverside Gravel Pulloff Little Rancheria River. Die Zufahrt ist von der Straße kaum zu erkennen und wir wären hier sicherlich vorbei gefahren. Danke an Ulli und Siggi. Aufgehalten werden wir nur durch drei Jungfüchse, die partout den Weg nicht freigeben wollen.
Der Platz ist wunderbar und außer uns stehen noch zwei weitere Fahrzeuge hier. So verbringen wir hier eine sehr ruhige Nacht.
Wir bleiben noch bis Mittag hier und bekommen noch einmal Besuch von einem der Jungfüchse. Er scheint auf etwas Fressbares zu hoffen, doch wir bleiben standhaft, so gerne wir ihm auch etwas geben würden. Auf der Weiterfahrt sehen wir am Straßenrand wieder mal einen Schwarzbär,
der mit seinen Pfoten irgendwelche Samenstände herunter drückt um sie besser fressen zu können.
20 Kilometer vor Watson Lake zweigt der Cassiar Hwy ab, auf dem wir nun unsere Fahrt fortsetzen. Vor vier Wochen hat es hier vollkommen anders ausgesehen. Mittlerweile ist die Blütenpracht am Wegesrand explosionsartig angewachsen.
Besonders schön anzusehen sind die vielen gelben Blüten des Horseshoe vetch (Hufeisenklee).
Wir fahren durch bis Jade City und übernachten dort auf dem bereits bekannten und kostenlosen Stellplatz. In der Nacht werde ich wach wegen des starken Brandgeruchs. Auf den nächsten 100 Kilometern bis Dease Lake fahren wir nur noch durch Qualm, manchmal können wir keine 50 Meter weit schauen. Wo wir bei der Herfahrt so viele Tiere gesehen haben, ist jetzt alles leergefegt bis auf ein paar Stachelschweine. Wir sehen keine offenen Flammen, aber der Rauch nimmt uns fast den Atem. Ab dem Gnat Pass hört der Qualm plötzlich auf und wir können durchatmen und das WoMo lüften. In Meziadin Junction wechseln wir auf die 37A und kurz darauf kommen wir wieder am Bear Glacier vorbei.
In Stewart Tanken und Dumpen wir, dann geht es direkt weiter bis Hyder Alaska. Dort mieten wir uns auf dem Run-a-Muck CP ein. Für heute sind wir zu müde um noch zum Fish Creek hinaus zu fahren. Gleich in der Frühe um 6.30 Uhr machen wir uns dann auf zum Creek. Im sogenannten Pool sehen wir Common Merganser (Gänsesäger).
Lachse sind da, viele Touristen auch, bloß kein Grizzly weit und breit. Gegen 10.00 Uhr fängt es an zu regnen, dann schüttet es nur so vom Himmel. Warum muss das in Hyder eigentlich immer regnen wenn wir da sind? Gestern hat man hier einen Wolf beim Fischfang gesehen und so harren wir aus bis 17.00 Uhr, ab und an unterbrochen von kurzen Aufenthalten im WoMo. Eine Frau aus Belgien erzählt uns, dass sie schon seit drei Tagen von 6.00 Uhr morgens bis 22.00 Uhr abends hier steht und noch keinen Grizzly gesehen hat. Dabei hat sie nur drei Wochen Urlaub, ihr Sohn streikt schon, er bleibt mit den Großeltern in der Pension und die Tochter mault herum, sie hat die Nase voll vom Warten. Das Maulen ist ansteckend, zweimal habe ich mich umgezogen, zweimal sind meine Regenklamotten durch und durch nass geworden und nun will ich auch nicht mehr. Da der Wasserstand im Creek sich mittlerweile um gut 50 cm erhöht hat und das Wasser trüb geworden ist, hat auch Bernd ein Einsehen und so fahren wir total gefrustet auf den CP zurück. Da waren ja vor vier Wochen ohne Lachse mehr Bären hier. Es regnet die ganze Nacht weiter und mittlerweile steht das Wasser schon auf den Stellplätzen. So schlafen wir etwas länger, bevor wir uns wieder zum Fish Creek aufmachen. Der Regen von gestern ist vergessen, es scheint sogar ausnahmsweise die Sonne und die Lachse im Creek sind gut zu erkennen. Nur die toten Fische, die gestern noch so zahlreich am Ufer lagen sind fast alle weg geschwemmt.
Wir warten auf die Dinge die da kommen, unzählige Hobbyfotografen haben ihre Stative aufgebaut, es ist fast kein Durchkommen mehr auf dem Steg. So gehen wir erst einmal ins WoMo frühstücken. Bernd futtert schnell seine Brote und ist auch schon wieder weg, ich bleibe ein wenig länger im WoMo und habe dann den ersten Bär des Tages, zwar nur einen Schwarzbären, aber immerhin ein Bär, verpasst. Der kommt nur ans Ufer, schnappt sich einen toten Fisch, der an Land liegt und macht sich durch die Büsche davon. Kaum jemand ist in der Lage davon ein Foto zu machen, zumal die mit den Stativen in die falsche Richtung schauen. Ich wandere auf dem Steg herum und als Unruhe in die Menge kommt, bin ich wieder zu weit weg um den selben Schwarzbären zu sehen, der nachschaut ob es noch einen toten Fisch zu ergattern gibt. Warum er sich nicht ins Wasser traut ist uns unklar. Er findet keinen Fisch und zieht wieder von dannen.
Zweimal kommt der Bär noch kurz ans Wasser, jedes mal schaut er sich suchend um und ist dann ohne Beute wieder verschwunden. Ich ziehe mich ins WoMo zurück, Bernd bleibt standhaft auf dem Steg zurück. Gegen 19.30 Uhr bin ich dann auch wieder dabei. Die ersten Fotografen bauen ihre Stative ab und machen sich auf den Heimweg. Wir bleiben, wenn es sein muss bis 22.00 Uhr. Da endlich kommt ein großer Grizzly den Creek hinauf.
Er versucht Lachse zu fangen.
Obwohl die meisten schon Halbtot sind, werden sie erstaunlich schnell wenn der Grizzly in ihre Nähe kommt. So sieht es aus wie Tanzen, wenn der Bär im Wasser herum springt um einen Fisch zu ergattern.
Endlich hat es geklappt und er zieht mit seiner Beute ins Gebüsch zurück. Es ist so still auf dem Steg, dass wir sogar das Knacken der Rückengräten hören können.
Dreimal wiederholt sich die Szenerie und der Bär frisst genüsslich seinen Fang. Für den kann der Winter kommen, er wird sicherlich fett genug werden für den Winterschlaf.
Dann ist der Grizzly wieder weg, wir harren noch ein wenig aus, doch um 21.45 Uhr komplimentieren die Ranger die letzten Wartenden vom Steg. Auch wir machen uns davon. Mittlerweile haben wir einen Tipp bekommen uns 600 m weiter in einen verlassenen Steinbruch zu stellen. Das machen wir, außer uns sind noch drei weitere Fahrzeuge dort. Kaum sind wir eingerichtet läuft ein Schwarzbär über den Platz und direkt an unserem WoMo vorbei. Das sind dann für heute Bären reichlich. Doch auch am nächsten Tag machen wir uns wieder auf zum Fish Creek, denn von den Grizzlys kriegen wir nie genug. Damit wir noch einen Parkplatz bekommen, fahren wir bereits um kurz vor 6.00 Uhr los, doch der nahe Platz ist schon voll. Auf dem Steg stehen die Stativ-Fotografen mit langen Gesichtern herum. Es hat sich mittlerweile herum gesprochen, dass sie den Bär verpasst haben. Heute werden sie wohl keine Minute weichen. Wir warten und warten. Kein Schwarzbär, kein Grizzly kommt. Um uns die Zeit zu vertreiben fahren wir die 32 Kilometer Gravelstrecke hinauf zum Salmon Glacier. Auf dieser Strecke verlassen wir auf der grünen Grenze Alaska und sind wieder in B.C.
Wir befinden uns jetzt oberhalb des Gletschers und haben somit einen tollen Überblick über das Gelände
und bei der Rückfahrt auch noch auf die Gletscherzunge.
Wir haben am Creek nichts verpasst, kein Wolf, kein Bär, kein Otter war da. Plötzlich laufen die Ranger bewaffnet mit Gewehren und Bärenspray in den Creek. Wir hoffen auf Bären, doch es sind nur zwei dämliche Männer, die unbedingt im Creek herum waten müssen, wohl in der Hoffnung, so den Bären näher zu kommen. Die Ranger sind wütend und jagen sie hinaus, wer weiß was passiert wenn jetzt der Grizzly kommt und in seinem Revier Menschen vorfindet. Die Deppen sterben einfach nicht aus und wahrscheinlich haben sie uns mit ihrer Aktion die Bären vertrieben. Trotzdem harren wir geduldig bis 22.00 Uhr aus und diesmal warten auch die Fotografen bis zum Einbruch der Dunkelheit. Doch es tut sich absolut nichts. Wir hören von Leuten, die schon 2 ½ Wochen hier sind und gestern den ersten Grizzly zu Gesicht bekommen haben. Also fahren wir zum Steinbruch und beschließen morgen weiter zu fahren. Das Ziel der Reise, Grizzlys beim Fischen zu sehen ist erreicht und einen weiteren Tag wollen wir einfach nicht ins Leere starren. Heute stehen wir sogar zu sechst im Wald. Wir verlassen Alaska endgültig, fahren wieder nach Stewart und dann auf dem bekannten Weg zurück. Kurz vor dem Bear Glacier ist an einer Gletscherzunge ein großes Stück abgebrochen. Das war bei der Herfahrt noch nicht so. Da hat wohl auch der starke Regen von Vorgestern eine Rolle gespielt.
In Meziadin Junction biegen wir ab Richtung Kitwanga und machen in Gitwangak, einem Dorf der Gitksan Indianer Station. Hier gibt es besonders schöne Totempfähle zu sehen,
manche davon sollen mehr als hundert Jahre alt sein.
Ich kaufe mir dort als Souvenir eine Kette mit einem Bärenmedaillon. Wieder steht Qualm in der Luft. Sechs Kilometer später kommen wir in Kitwanga auf den Yellowhead Hwy (16). Schon auf der Herfahrt waren uns Plakate mit dem Bildnis einer vermissten Frau aufgefallen. Jetzt bemerken wir Schilder mit der Aufschrift Highway of Tears (Straße der Tränen). Da ich mir keine Vorstellung davon machen kann, was das bedeutet, recherchiere ich im Internet. Am Hwy 16 sind in den letzten Jahren dutzende Frauen, überwiegend indigener Abstammung verschwunden. Einige hat man ermordet aufgefunden, andere bleiben verschollen. Keiner der Fälle wurde bisher aufgeklärt. Jetzt bekommt unser Bild vom heilen Kanada einen ordentlichen Riss. Am Sealy Lake Provincial Park halten wir eine Mittagspause. In Smithers gehen wir auf den River Side Park Municipal CP und stehen auf der selben Stelle wie vor Wochen schon einmal. Wir hören von Leuten, dass es in ganz BC brennt und das mindestens bis Prince George. Das sind ja „herrliche“ Aussichten. Trotzdem bleiben wir einen weiteren Tag in Smithers, denn wir haben so allerhand zu erledigen, unter anderem unseren Rückflug zu buchen. Das wird auch höchste Zeit, denn es sind im Oktober Ferien in Deutschland und viele Flüge jetzt schon ausgebucht. Ständig kreisen große Löschflugzeuge über unseren Köpfen herum. Wir hoffen das wir noch bis Vancouver durch kommen. So fahren wir Tags darauf durch lichten Qualm. Nicht so schlimm wie in Jade City, auf jeden Fall bekommen wir Luft. Da hat wohl der Regen von vor ein paar Tagen beim Löschen geholfen. In Fraser Lake, wo uns seinerzeit der Schwarzbär mitten im Ort begegnet ist, hat die Feuerwehr ihr Quartier aufgeschlagen. Auf dem Sportplatz stehen eine Menge Zelte und schweres Gerät herum. In Vanderhoof ist die Sicht wieder klar und so legen wir eine Fahrpause ein. Dann sind wir nach 420 Kilometern in Prince George und dort auf dem Walmart angekommen. Auch hier stehen bereits eine Menge RV´s herum. Wir tätigen einen Großeinkauf, denn es gab in letzter Zeit keine größeren Märkte mehr und wir sind ziemlich ausgeblutet. Leider ziehen am Abend die Rauchschwaden auch hierher und der Himmel ist nur noch verhangen. Es macht im Moment wirklich keinen Spaß hier zu reisen. Tiere sind auch keine mehr zu sehen, wahrscheinlich sind die alle vor den Feuern auf der Flucht. Auch wir wollen nur noch Strecke machen um irgendwann aus dem Rauch heraus zu kommen. Jetzt sind wir auf dem Cariboo Hwy Richtung Williams Lake unterwegs. Dort sollen die Feuer besonders schlimm gehaust haben, über 30.00 Menschen wurden evakuiert. Wir sehen keine Flammen, aber es ist rauchig und so fahren wir weiter bis zum Lac La Hatche, wo die Luft wieder etwas besser wird. Kurz vor Catche Creek biegen wir auf die 99 ab. Die sehr schöne Panoramastraße führt durch fast menschenleeres Gebiet. Plötzlich stehen wir in einer Baustelle. Am Samstag hat hier ein heftiges Unwetter gewütet, Geröll, Bäume und Schlamm wurden die Hänge hinunter getrieben und nun ist man bei den Aufräumarbeiten. Ein PKW wurde den Abhang hinunter gespült, der Mann ist im Krankenhaus, die Frau wird noch vermisst. Wahrscheinlich liegt sie unter den 4,50 m hohen Geröllmassen begraben. Wir wollen uns nicht vorstellen wie es war zu dem Zeitpunkt hier unterwegs zu sein. Einige Autos der Bewohner die unterhalb des Berghanges standen sind noch immer im Schlamm versunken. Jetzt geht es bis kurz vor Lillooet ruhiger weiter und wir können uns wieder auf die Landschaft konzentrieren. Dann müssen wir eine provisorische Umleitung fahren, die Straße am Hang ist abgerutscht. Das war aber nicht das Unwetter, sonder der Berg ist dermaßen brüchig, das jedes Jahr mehr von der Straße wegbricht. Weiter in den Berg hinein kann an nicht buddeln, oberhalb ist die Eisenbahntrasse und man will nicht riskieren, dass die auch noch abstürzt. Die Einheimischen fragen sich, wie lange es noch dauert bis dieser Streckenabschnitt nicht mehr befahren werden kann.
Kurz darauf sehen wir von einem Aussichtspunkt die alte Goldgräbersiedlung Lillooet vor uns liegen.
Da wir heute schon wieder 500 Kilometer gefahren sind, schauen wir uns nach einem CP um. Kurz nach der Bridge of 23 Camels (sie heißt so, weil in der Goldgräberzeit Kamele eingeführt wurden, die schwere Arbeit leisten sollten, sich aber irgendwie nicht bewährt haben) mieten wir uns auf dem Cayoosh Creek CP ein. Dort wollen wir zwei Tage bleiben. Am Morgen rutsch ein Schwarzwedelhirsch von der Straße den Hang hinunter auf den CP. Er hat große Mühe wieder über die Leitplanke auf die andere Seite der Straße zu kommen.
Bernd holt die Räder aus der Kammer und wir radeln hoch in den Ort. Der ist größer als wir zunächst erwartet haben. Hier leben 2.500 Menschen und es gibt Läden, Restaurants und Autowerkstätten. Wir durchfahren das ganze Straßendorf und radeln den Berg hinab zur Old Bridge. Die ist für den Autoverkehr gesperrt. Von der anderen Seite sehen wir, dass sich unter der Brücke jemand einen provisorischen Unterstand gebaut hat. Auf einer Leine hängen Lachse zum Trocknen.
Im Visitor Center gibt es ein kunterbuntes Museum zu bestaunen.
Ich frage nach wo denn die Mountain Goats sein sollen und wir bekommen den Weg erklärt und außerdem einen Hinweis auf einen kostenlosen CP etwas außerhalb des Ortes. Also radeln wir zu unserem CP zurück, packen schnell alles zusammen, denn bis 12.00 Uhr müssen wir den Platz verlassen haben und machen uns auf den Weg zum BC Hydro CP Seton Lake. Dort ergattern wir gerade noch so einen der letzten freien Plätze. Wir werden hier eine Pause einlegen und ich komme endlich einmal dazu etwas zu sticken.
Am nächsten Tag fahren wir wieder nach Lillooet, denn dort ist heute Farmersmarkt. Ich sehe eine Frau mit einem Kurzhaarschnitt und frage nach dem Friseur, da ich schon einige Wochen überfällig bin. Tatsächlich bekomme ich nun den ersten Haarschnitt seit wir in Kanada unterwegs sind. Danach fahren wir zur Hydro Rest Area, wo es die Mountain Goats geben soll. Wir schauen eine Weile die Hänge ab und dann sehen wir tatsächlich ein Muttertier mit ihrem Nachwuchs.
Wenig später kommt auch der Bock aus einer Felsspalte hervor und wir können uns lange an den drei Tieren erfreuen. Wir hatten schon gar nicht mehr damit gerechnet noch welche zu Gesicht zu bekommen.
Auf einmal ruft eine junge Frau Bear, Bear und schon sehen wir auf der anderen Seite des Seton Rivers eine Schwarzbärin mit ihrem Cup herum laufen.
Mutter schaut vergeblich nach Fischen und das Junge muss wegen des hohen Wasserstandes schwimmen. Wir begleiten die beiden noch eine Weile, bis sie aus unserem Blickfeld verschwunden sind. Was für ein Tag!, diese Konstellation hatte uns bisher noch gefehlt.
Etwas weiter höher befindet sich noch eine Rest Area von der wir einen schönen Blick auf den Seton Lake haben. Zudem gibt es hier einen Zugang zum Wasser um zu schwimmen oder Boote einzulassen.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir auf dem CP. Auf einmal rieche ich Brandgeruch und die Umgebung füllt sich mit Qualm. Wo eben noch Berge zu sehen waren, sind jetzt nur noch Konturen zu erkenne. Von den Einheimischen erfahren wir, dass der Staat in BC den Notstand ausgerufen hat. Mittlerweile gibt es mehr als 500 Brände. Selbst das Militär muss jetzt beim Löschen helfen, doch man wird nicht Herr der Lage. Es ist ungewöhnlich heiß in diesem Jahr und es fehlt der Regen.
Käferbesuch auf dem Laptop.
Wir sind verwundert, dass immer mehr Leute diesen Platz ansteuern. Mittlerweile ist auch der Overflow bis auf die letzte Lücke gefüllt. Zwar sind auch ein paar Touristen dabei, doch die meisten Gäste sind Kanadier. Immer öfter kommen jetzt Personen vorbei, die vor Jahren aus Deutschland ausgewandert sind und mit uns ein Schwätzchen halten wollen. Wir sind unentschlossen was wir nun tun sollen. Gerne würden wir noch einen Tag bleiben, doch wegen der fehlenden Aussicht macht das irgendwie wenig Sinn. Da es jetzt wohl in der ganzen Umgebung brennt, ist die Fahrt Richtung Vancouver auch kein Vergnügen mehr und so bleiben wir doch noch einen weiteren Tag. Schließlich ist es egal wo wir im Qualm sitzen und hier haben wir alles was wir brauchen. Ich benötige eh Zeit um den Blog zu schreiben und das kann ich genauso gut auch hier machen. Unser Nachbar kommt vom Angeln mit sechs großen Lachsen zurück. Das ist die Höchstmenge pro Tag für die Familie. 5 Millionen Lachse sollen derzeit den Fraser River hochkommen, dass passiert nur alle 5 Jahre und die Angler bevölkern jetzt den Flusslauf.
Wir bekommen ein großes Stück Lachs geschenkt. Bernd will es bezahlen, doch der Angler lehnt ab, es sei verboten die Fische zu verkaufen. So hat es sich für uns doch noch gelohnt einen weiteren Tag hier zu bleiben.
Morgen werden wir weiter fahren, zu sehr zieht der Rauch jetzt in das Tal hinein.
Wir hoffen einfach darauf, dass es in Vancouver besser wird. Zumindest berichten die Touristen die von dort kommen, es gäbe da noch keine Feuer. Lassen wir uns überraschen.