Der
Rückweg ab Skagway gestaltet sich ebenso wie der Hinweg, nur
das wir jetzt am Nachmittag ab dem White Pass die ganze
Aussicht ohne Nebel genießen dürfen. In der winzigen Siedlung
Carcross (500 Einwohner), gelegen zwischen Lake Bennet und
dem Nares Lake, halten wir für einen kurzen Zwischenstopp.
Bis zu dem originalen Bahnhof aus 1900 fährt in der
Saison die Touristenbahn über den White Pass mit Ziel
Whitehorse.
Allerdings
ist in Carcross Ende der Bahnfahrt, hier müssen die
Touristen dann in Busse umsteigen um zu ihrem Ziel zu kommen. Die
Wartezeit kann man sich dann wunderbar in all den Andenkenläden
des Ortes vertreiben.
Der
pinkfarbene Generalstore brüstet sich damit das älteste
Geschäft in BC zu sein.
Auf
jeden Fall ist er „gut sortiert“ und wir gönnen uns ein
leckeres Eis.
Ohne
Aufenthalt fahren wir weiter bis Whitehorse und übernachten
ein weiteres Mal auf dem dortigen Walmart. Natürlich decken
wir uns in der deutschen Bäckerei wieder mit Brot ein und dann geht
es weiter auf dem Alaska Hwy bis zu dem uns bereits bekannten
Pine Creek CP bei Haines Junction. Wir starten mal
wieder um 5.00 Uhr in der Hoffnung auf Tiersichtungen. Tatsächlich
sehen wir Stachelschweine, Trompeterschwäne und
einige Greifvögel entlang der Haines Road, denn
sie führt am Kluane NP und Reserve entlang. Kurz vor
der Grenze nach Alaska gibt es eine tierische Straßensperre.
Ein junger Elchbulle stellt sich uns in den Weg.
Wieder
queren wir auf dem Chilkat Pass die Grenze Kanada/USA
/Alaska und dann geht es
weiter entlang des Chilkat Rivers und durch die Alaska
Chilkat Bald Eagle Preserve. Tatsächlich gibt es einige
Weißkopfseeadler hier, wegen der engen Straße ist Anhalten
und Fotografieren leider nicht möglich. Gibt es mal eine Haltebucht
ist natürlich kein Adler in Sicht. Schon haben wir die 2.600
Einwohner zählende Stadt Haines erreicht und unser erster Weg
führt uns zum Visitor Center, denn wir wollen wissen wo sich
die Grizzlys aufhalten. Im Hintergrund sehen wir Fort Sewart,
der erste dauerhafte Armeeposten der USA in Alaska, heute u.a. Hotel
und CP.
Wir
passieren das Terminal der Alaska Ferries, etwa 7
Kilometer außerhalb des Ortes. Kurz darauf sehen wir eine
Fischsperre am Lutkat Inlet (Nordwestzipfel des
Chilkoot Inlets). Hier werden die hereinkommenden Lachse gezählt.
Jetzt
kommen wir doch noch zu einem Foto vom Bald Eagle.
Wir
mieten uns im Chilkoot Lake State Recreation Site CP ein und
machen kurz Pause. Danach fahren wir in den Ort zurück und
besuchen das Natural History Museum der American Bald Eagle
Foundation, dort gibt es über 200 gut erklärte Dioramen
mit Tieren aus der Region zu sehen. Danach geht es
zurück zum CP. Gegen 20.00 Uhr fahren wir zum Inlet (Wir
könnten das kurze Stück auch laufen, doch wer will zu Fuß einem
Grizzly auf der Straße begegnen?). Außer man ist Angler und steht
bis zum Bauch im Wasser. Da können doch wohl keine Bären unterwegs
sein! Doch die Menschenmenge an der Straße belehrt uns eines
Besseren. Rasch parken wir und stellen uns dazu, denn angeblich sind
mehr als 5 Personen nicht mehr gefährdet. Eine Grizzlymutter
sitzt im hohen Grase und futtert so vor sich hin.
Plötzlich
zeigt sie ihre Zähne. Was hat sie denn auf einmal?
Erst
jetzt sehen wir die drei Cups (Jungtiere), die darauf hoffen
das Mama sie mit Fisch versorgt.
Die
Grizzlymutter wittert ob etwa weitere Bären in der Gegend
sind, dann geht sie ins Wasser. Taucht an der Fischsperre und kann
keinen Fisch ergattern. Derweil stehen die Jungen jammernd am Rand,
in das tiefe Wasser getrauen sie sich nicht.
Wir
sind vollkommen fasziniert von den putzigen Kleinen. Die Mutter kommt
zurück und findet einen Fischrest, wo immer der auch herkommen mag.
Sie gibt ihn an die Jungtiere weiter. Jetzt ist es auf einmal vorbei
mit den niedlichen Bärchen. Sie raufen und brüllen wie die Großen.
Der stärkste ist der Sieger und futtert die Beute
alleine auf. Da können die anderen nur traurig schauen, ist
wohl nichts mit Geschwisterliebe.
Bärenmama
ist den Menschenauflauf leid und trollt sich mit ihren Jungen davon.
Darauf hat ein Schwarzbär anscheinend nur gewartet. Er
klettert auf die Fischsperre und versucht sein Glück. Auch er
hat keinen Erfolg. So springt er ins Wasser und schwimmt davon.
Nun
ist es dunkel und wir fahren zum CP zurück. An Schlafen ist erst
einmal nicht zu denken, so aufgeregt sind wir. Da müssen die Bilder
erst mal überspielt und angeschaut werden. Um 5.00 Uhr am Morgen
sind wir schon wieder unterwegs und diesmal ganz alleine. Schon bald
quert ein junger Grizzly die Straße und ist im Gebüsch
verschwunden. Ein weiterer versucht sein Glück im Wasser. Auf
einer Brücke kommt uns mitten auf der Straße ein Grizzly
entgegen. Schnell macht er sich über die Leitplanke davon.
Als
Zugabe können wir dann auch noch einen Otter bewundern.
Diese
12 Stunden Bärenbeobachtung sind nicht mehr zu überbieten und so
machen wir uns auf den langen Rückweg. Lediglich ein paar
Trompeterschwäne mit ihren Jungen sind uns noch einen
kurzen Stopp wert,
Rechts
und links der Straße grünt und blüht es. Auffallen oft sehen wir
große Flächen mit Fireweed (Weidenröschen).
Den
ersten richtigen Stopp legen wir an den Million Dollar Falls
ein. Auf einem 500 m langen Pfad erreichen wir eine
Aussichtsplattform mit Blick auf die Fälle und die
Schlucht.
Etwa
10 Kilometer vor Haines Junction höre ich ein merkwürdiges
Geräusch und dann zeigt auch Tire Moni bei einem der Zwillingsreifen
Null Luftdruck an. Wir fahren durch bis in den Ort in der Hoffnung
auf eine Werkstatt. Leider ist alles zu, da am Samstagnachmittag hier
keiner mehr arbeitet. So macht Bernd sich daran den Reifen selber
zu wechseln. Ein LKW Fahrer hält an und nun hat Bernd tatkräftige
Mithilfe. Da wir den Reifen hier nicht repariert bekommen, müssen
wir nun Wohl oder Übel wieder mal nach Whitehorse. Wenigstens
sehen wir noch einen Coyoten an der Strecke.
Um
16.00 Uhr schließt am Samstag die Bäckerei in Whitehorse,
wir kommen um 15.50 Uhr dort an und alles Brot ist
ausverkauft. So machen wir für Montag eine Bestellung. Danach
bekommen wir bei Canadian Tire den Reifen geflickt. Ein Stein,
den wir uns wohl irgendwann einmal in einer Baustelle eingefangen
haben, hat ein hübsches Loch hinein gebohrt. So bleibt für heute
wieder mal nur der Walmart-Parkplatz für die
Übernachtung. Von der vielen Fahrerei der letzten Tage sind wir
irgendwie platt. Etwas Erholung würde uns jetzt gut tun und auf die
Brote müssen wir ja eh bis Montag warten. Also fahren wir noch
einmal zu den Takhini Hot Springs und verbringen einen
wunderbaren Tag dort. Diesmal ist der Himmel nämlich bewölkt und es
ist auch nicht mehr so heiß wie in den letzten Tagen. So tut uns das
warme Wasser richtig gut. Da Wochenende ist, ist der Pool auch gut
besucht und es kommt keine Langeweile auf. Wir nehmen das
Tagesticket, gehen zum Mittagessen ins WoMo, schlafen ein wenig und
dann geht es wieder ins Wasser. Gegen 20.00 Uhr machen wir uns auf
den Weg nach Whitehorse zum Walmart. Dort stehen heute
fast mehr RV´s als normale PKW´s. Es sind auch ein paar europäische
dabei und wir sitzen mit Ulli und Siggi zusammen bis weit nach
Mitternacht. Morgens fahren wir ein paar hundert Meter bis zu einer
Laundry. Die Wäsche ist fertig, bevor es die Brote sind. Also
parken wir beim Walmart. Dort treffen wir wieder auf Ulli und Siggi.
Sie wundern sich, dass wir eine bestimmte App nicht kennen, mit der
man alle Stellplätze (insbesondere die kostenlosen), Dumpstationen
und Rastplätze finden kann. Schnell lade ich mir die App und die
erforderlichen Offlinekarten auf mein Handy. Ob ich damit umgehen
kann wird sich herausstellen. Dann endlich können wir unsere Brote
abholen. Da es das letzte Mal sein wird, dass wir in Whitehorse sein
werden, decken wir uns gleich mit 5 Broten ein. Wer weiß wann wir
noch einmal so gutes Brot bekommen. Jetzt wird es aber Zeit das wir
weg kommen. Wir passieren Johnson Crossing, fahren vorbei am
Teslin Lake und schon sind wir wieder in Teslin.
Diesmal machen wir Halt beim Tlingit Heritage Center mit
seinen schön bemalten Totempfählen. Adler, Biber, Wolf,
Frosch und Krähe sind hier dargestellt.
In
Teslin kann ich es mir nicht verkneifen mich mitten zwischen
die Plüschtiere zu setzten und am liebsten würde ich den
ganz großen Bär gleich mitnehmen. Bernd hat leider was dagegen, es
würde zu eng im WoMo.
Gerne
möchten wir an den Rancheria Falls für heute Schluss
machen. Im Prinzip haben wir uns auch schon für die Nacht
eingerichtet. Doch irgendwie sind merkwürdige Leute hier und unser
Bauchgefühl sagt uns, dass wir doch lieber weiter fahren. Durch die
neue App finden wir kurz darauf den Riverside Gravel Pulloff
Little Rancheria River. Die Zufahrt ist von der Straße kaum
zu erkennen und wir wären hier sicherlich vorbei gefahren. Danke an
Ulli und Siggi. Aufgehalten werden wir nur durch drei Jungfüchse,
die partout den Weg nicht freigeben wollen.
Der
Platz ist wunderbar und außer uns stehen noch zwei weitere
Fahrzeuge hier. So verbringen wir hier eine sehr ruhige Nacht.
Wir
bleiben noch bis Mittag hier und bekommen noch einmal Besuch von
einem der Jungfüchse. Er scheint auf etwas Fressbares zu hoffen,
doch wir bleiben standhaft, so gerne wir ihm auch etwas geben würden.
Auf der Weiterfahrt sehen wir am Straßenrand wieder mal einen
Schwarzbär,
20
Kilometer vor Watson Lake zweigt der Cassiar Hwy ab,
auf dem wir nun unsere Fahrt fortsetzen. Vor vier Wochen hat es hier
vollkommen anders ausgesehen. Mittlerweile ist die Blütenpracht
am Wegesrand explosionsartig angewachsen.
Wir
fahren durch bis Jade City und übernachten dort auf dem
bereits bekannten und kostenlosen Stellplatz. In der Nacht werde ich
wach wegen des starken Brandgeruchs. Auf den nächsten 100
Kilometern bis Dease Lake fahren wir nur noch durch Qualm,
manchmal können wir keine 50 Meter weit schauen. Wo wir bei der
Herfahrt so viele Tiere gesehen haben, ist jetzt alles leergefegt bis
auf ein paar Stachelschweine. Wir sehen keine offenen Flammen, aber
der Rauch nimmt uns fast den Atem. Ab dem Gnat Pass hört der
Qualm plötzlich auf und wir können durchatmen und das WoMo lüften.
In Meziadin Junction wechseln wir auf die 37A und kurz darauf
kommen wir wieder am Bear Glacier vorbei.
In
Stewart Tanken und Dumpen wir, dann geht es direkt weiter bis
Hyder Alaska. Dort mieten wir uns auf dem Run-a-Muck CP
ein. Für heute sind wir zu müde um noch zum Fish Creek hinaus zu
fahren. Gleich in der Frühe um 6.30 Uhr machen wir uns dann auf
zum Creek. Im sogenannten Pool sehen wir Common Merganser (Gänsesäger).
Lachse
sind da, viele Touristen auch, bloß kein Grizzly weit und breit.
Gegen 10.00 Uhr fängt es an zu regnen, dann schüttet es nur so vom
Himmel. Warum muss das in Hyder eigentlich immer regnen wenn wir da
sind? Gestern hat man hier einen Wolf beim Fischfang gesehen und so
harren wir aus bis 17.00 Uhr, ab und an unterbrochen von kurzen
Aufenthalten im WoMo. Eine Frau aus Belgien erzählt uns, dass sie
schon seit drei Tagen von 6.00 Uhr morgens bis 22.00 Uhr abends hier
steht und noch keinen Grizzly gesehen hat. Dabei hat sie nur drei
Wochen Urlaub, ihr Sohn streikt schon, er bleibt mit den
Großeltern in der Pension und die Tochter mault herum, sie hat die
Nase voll vom Warten. Das Maulen ist ansteckend, zweimal habe ich
mich umgezogen, zweimal sind meine Regenklamotten durch und durch
nass geworden und nun will ich auch nicht mehr. Da der Wasserstand im
Creek sich mittlerweile um gut 50 cm erhöht hat und das Wasser trüb
geworden ist, hat auch Bernd ein Einsehen und so fahren wir total
gefrustet auf den CP zurück. Da waren ja vor vier Wochen ohne
Lachse mehr Bären hier. Es regnet die ganze Nacht weiter und
mittlerweile steht das Wasser schon auf den Stellplätzen. So
schlafen wir etwas länger, bevor wir uns wieder zum Fish Creek
aufmachen. Der Regen von gestern ist vergessen, es scheint sogar
ausnahmsweise die Sonne und die Lachse im Creek sind gut zu
erkennen. Nur die toten Fische, die gestern noch so zahlreich am Ufer
lagen sind fast alle weg geschwemmt.
Wir
warten auf die Dinge die da kommen, unzählige Hobbyfotografen haben
ihre Stative aufgebaut, es ist fast kein Durchkommen mehr auf dem
Steg. So gehen wir erst einmal ins WoMo frühstücken. Bernd futtert
schnell seine Brote und ist auch schon wieder weg, ich bleibe ein
wenig länger im WoMo und habe dann den ersten Bär des Tages, zwar
nur einen Schwarzbären, aber immerhin ein Bär, verpasst. Der
kommt nur ans Ufer, schnappt sich einen toten Fisch, der an Land
liegt und macht sich durch die Büsche davon. Kaum jemand ist in der
Lage davon ein Foto zu machen, zumal die mit den Stativen in die
falsche Richtung schauen. Ich wandere auf dem Steg herum und als
Unruhe in die Menge kommt, bin ich wieder zu weit weg um den selben
Schwarzbären zu sehen, der nachschaut ob es noch einen toten
Fisch zu ergattern gibt. Warum er sich nicht ins Wasser traut ist
uns unklar. Er findet keinen Fisch und zieht wieder von dannen.
Zweimal
kommt der Bär noch kurz ans Wasser, jedes mal schaut er sich
suchend um und ist dann ohne Beute wieder verschwunden. Ich ziehe
mich ins WoMo zurück, Bernd bleibt standhaft auf dem Steg zurück.
Gegen 19.30 Uhr bin ich dann auch wieder dabei. Die ersten Fotografen
bauen ihre Stative ab und machen sich auf den Heimweg. Wir bleiben,
wenn es sein muss bis 22.00 Uhr. Da endlich kommt ein großer
Grizzly den Creek hinauf.
Obwohl
die meisten schon Halbtot sind, werden sie erstaunlich schnell wenn
der Grizzly in ihre Nähe kommt. So sieht es aus wie Tanzen,
wenn der Bär im Wasser herum springt um einen Fisch zu ergattern.
Endlich
hat es geklappt und er zieht mit seiner Beute ins Gebüsch
zurück. Es ist so still auf dem Steg, dass wir sogar das Knacken der
Rückengräten hören können.
Dreimal
wiederholt sich die Szenerie und der Bär frisst genüsslich
seinen Fang. Für den kann der Winter kommen, er wird sicherlich fett
genug werden für den Winterschlaf.
Dann
ist der Grizzly wieder weg, wir harren noch ein wenig aus, doch um
21.45 Uhr komplimentieren die Ranger die letzten Wartenden vom Steg.
Auch wir machen uns davon. Mittlerweile haben wir einen Tipp
bekommen uns 600 m weiter in einen verlassenen Steinbruch zu
stellen. Das machen wir, außer uns sind noch drei weitere Fahrzeuge
dort. Kaum sind wir eingerichtet läuft ein Schwarzbär über
den Platz und direkt an unserem WoMo vorbei. Das sind dann für heute
Bären reichlich. Doch auch am nächsten Tag machen wir uns wieder
auf zum Fish Creek, denn von den Grizzlys kriegen wir nie genug.
Damit wir noch einen Parkplatz bekommen, fahren wir bereits um kurz
vor 6.00 Uhr los, doch der nahe Platz ist schon voll. Auf dem Steg
stehen die Stativ-Fotografen mit langen Gesichtern herum. Es hat sich
mittlerweile herum gesprochen, dass sie den Bär verpasst haben.
Heute werden sie wohl keine Minute weichen. Wir warten und warten.
Kein Schwarzbär, kein Grizzly kommt. Um uns die Zeit zu vertreiben
fahren wir die 32 Kilometer Gravelstrecke hinauf zum Salmon
Glacier. Auf dieser Strecke verlassen wir auf der grünen
Grenze Alaska und sind wieder in B.C.
Wir
befinden uns jetzt oberhalb des Gletschers und haben
somit einen tollen Überblick über das Gelände
Wir
haben am Creek nichts verpasst, kein Wolf, kein Bär, kein Otter war
da. Plötzlich laufen die Ranger bewaffnet mit Gewehren und
Bärenspray in den Creek. Wir hoffen auf Bären, doch es sind nur
zwei dämliche Männer, die unbedingt im Creek herum waten müssen,
wohl in der Hoffnung, so den Bären näher zu kommen. Die Ranger sind
wütend und jagen sie hinaus, wer weiß was passiert wenn jetzt der
Grizzly kommt und in seinem Revier Menschen vorfindet. Die Deppen
sterben einfach nicht aus und wahrscheinlich haben sie uns mit ihrer
Aktion die Bären vertrieben. Trotzdem harren wir geduldig bis 22.00
Uhr aus und diesmal warten auch die Fotografen bis zum Einbruch der
Dunkelheit. Doch es tut sich absolut nichts. Wir hören von Leuten,
die schon 2 ½ Wochen hier sind und gestern den ersten Grizzly zu
Gesicht bekommen haben. Also fahren wir zum Steinbruch und
beschließen morgen weiter zu fahren. Das Ziel der Reise, Grizzlys
beim Fischen zu sehen ist erreicht und einen weiteren Tag wollen wir
einfach nicht ins Leere starren. Heute stehen wir sogar zu sechst im
Wald. Wir verlassen Alaska endgültig, fahren wieder nach Stewart und
dann auf dem bekannten Weg zurück. Kurz vor dem Bear Glacier ist an
einer Gletscherzunge ein großes Stück abgebrochen.
Das war bei der Herfahrt noch nicht so. Da hat wohl auch der starke
Regen von Vorgestern eine Rolle gespielt.
In
Meziadin Junction biegen wir ab Richtung Kitwanga
und machen in Gitwangak, einem Dorf der Gitksan
Indianer Station. Hier gibt es besonders schöne Totempfähle
zu sehen,
Ich
kaufe mir dort als Souvenir eine Kette mit einem Bärenmedaillon.
Wieder steht Qualm in der Luft. Sechs Kilometer später kommen wir in
Kitwanga auf den Yellowhead Hwy (16). Schon auf
der Herfahrt waren uns Plakate mit dem Bildnis einer vermissten Frau
aufgefallen. Jetzt bemerken wir Schilder mit der Aufschrift Highway
of Tears (Straße der Tränen). Da ich mir keine Vorstellung
davon machen kann, was das bedeutet, recherchiere ich im Internet. Am
Hwy 16 sind in den letzten Jahren dutzende Frauen, überwiegend
indigener Abstammung verschwunden. Einige hat man ermordet
aufgefunden, andere bleiben verschollen. Keiner der Fälle wurde
bisher aufgeklärt. Jetzt bekommt unser Bild vom heilen Kanada einen
ordentlichen Riss. Am Sealy Lake Provincial Park halten wir
eine Mittagspause. In Smithers gehen wir auf den River Side
Park Municipal CP und stehen auf der selben Stelle wie vor
Wochen schon einmal. Wir hören von Leuten, dass es in ganz BC brennt
und das mindestens bis Prince George. Das sind ja „herrliche“
Aussichten. Trotzdem bleiben wir einen weiteren Tag in Smithers,
denn wir haben so allerhand zu erledigen, unter anderem unseren
Rückflug zu buchen. Das wird auch höchste Zeit, denn es sind im
Oktober Ferien in Deutschland und viele Flüge jetzt schon
ausgebucht. Ständig kreisen große Löschflugzeuge über
unseren Köpfen herum. Wir hoffen das wir noch bis Vancouver durch
kommen. So fahren wir Tags darauf durch lichten Qualm. Nicht so
schlimm wie in Jade City, auf jeden Fall bekommen wir Luft. Da hat
wohl der Regen von vor ein paar Tagen beim Löschen geholfen. In
Fraser Lake, wo uns seinerzeit der Schwarzbär mitten im Ort
begegnet ist, hat die Feuerwehr ihr Quartier aufgeschlagen. Auf dem
Sportplatz stehen eine Menge Zelte und schweres Gerät herum. In
Vanderhoof ist die Sicht wieder klar und so legen wir eine
Fahrpause ein. Dann sind wir nach 420 Kilometern in Prince George
und dort auf dem Walmart angekommen. Auch hier stehen bereits
eine Menge RV´s herum. Wir tätigen einen Großeinkauf, denn es gab
in letzter Zeit keine größeren Märkte mehr und wir sind ziemlich
ausgeblutet. Leider ziehen am Abend die Rauchschwaden auch hierher
und der Himmel ist nur noch verhangen. Es macht im Moment wirklich
keinen Spaß hier zu reisen. Tiere sind auch keine mehr zu sehen,
wahrscheinlich sind die alle vor den Feuern auf der Flucht. Auch wir
wollen nur noch Strecke machen um irgendwann aus dem Rauch heraus zu
kommen. Jetzt sind wir auf dem Cariboo Hwy Richtung Williams
Lake unterwegs. Dort sollen die Feuer besonders schlimm gehaust
haben, über 30.00 Menschen wurden evakuiert. Wir sehen keine
Flammen, aber es ist rauchig und so fahren wir weiter bis zum Lac
La Hatche, wo die Luft wieder etwas besser wird. Kurz vor Catche
Creek biegen wir auf die 99 ab. Die sehr schöne
Panoramastraße führt durch fast menschenleeres Gebiet. Plötzlich
stehen wir in einer Baustelle. Am Samstag hat hier ein heftiges
Unwetter gewütet, Geröll, Bäume und Schlamm wurden die Hänge
hinunter getrieben und nun ist man bei den Aufräumarbeiten. Ein PKW
wurde den Abhang hinunter gespült, der Mann ist im Krankenhaus, die
Frau wird noch vermisst. Wahrscheinlich liegt sie unter den 4,50 m
hohen Geröllmassen begraben. Wir wollen uns nicht vorstellen wie es
war zu dem Zeitpunkt hier unterwegs zu sein. Einige Autos der
Bewohner die unterhalb des Berghanges standen sind noch immer im
Schlamm versunken. Jetzt geht es bis kurz vor Lillooet ruhiger weiter
und wir können uns wieder auf die Landschaft konzentrieren. Dann
müssen wir eine provisorische Umleitung fahren, die Straße am
Hang ist abgerutscht. Das war aber nicht das Unwetter, sonder
der Berg ist dermaßen brüchig, das jedes Jahr mehr von der Straße
wegbricht. Weiter in den Berg hinein kann an nicht buddeln, oberhalb
ist die Eisenbahntrasse und man will nicht riskieren, dass die auch
noch abstürzt. Die Einheimischen fragen sich, wie lange es noch
dauert bis dieser Streckenabschnitt nicht mehr befahren werden kann.
Da
wir heute schon wieder 500 Kilometer gefahren sind, schauen wir uns
nach einem CP um. Kurz nach der Bridge of 23 Camels (sie heißt
so, weil in der Goldgräberzeit Kamele eingeführt wurden, die
schwere Arbeit leisten sollten, sich aber irgendwie nicht bewährt
haben) mieten wir uns auf dem Cayoosh Creek CP ein. Dort
wollen wir zwei Tage bleiben. Am Morgen rutsch ein
Schwarzwedelhirsch von der Straße den Hang hinunter auf den CP.
Er hat große Mühe wieder über die Leitplanke auf die andere Seite
der Straße zu kommen.
Bernd
holt die Räder aus der Kammer und wir radeln hoch in den Ort. Der
ist größer als wir zunächst erwartet haben. Hier leben 2.500
Menschen und es gibt Läden, Restaurants und Autowerkstätten. Wir
durchfahren das ganze Straßendorf und radeln den Berg hinab zur Old
Bridge. Die ist für den Autoverkehr gesperrt. Von der anderen
Seite sehen wir, dass sich unter der Brücke jemand einen
provisorischen Unterstand gebaut hat. Auf einer Leine hängen Lachse
zum Trocknen.
Ich
frage nach wo denn die Mountain Goats sein sollen und wir bekommen
den Weg erklärt und außerdem einen Hinweis auf einen kostenlosen CP
etwas außerhalb des Ortes. Also radeln wir zu unserem CP zurück,
packen schnell alles zusammen, denn bis 12.00 Uhr müssen wir den
Platz verlassen haben und machen uns auf den Weg zum BC Hydro CP
Seton Lake. Dort ergattern wir gerade noch so einen der letzten
freien Plätze. Wir werden hier eine Pause einlegen und ich komme
endlich einmal dazu etwas zu sticken.
Am
nächsten Tag fahren wir wieder nach Lillooet, denn dort ist heute
Farmersmarkt. Ich sehe eine Frau mit einem Kurzhaarschnitt und frage
nach dem Friseur, da ich schon einige Wochen überfällig bin.
Tatsächlich bekomme ich nun den ersten Haarschnitt seit wir in
Kanada unterwegs sind. Danach fahren wir zur Hydro Rest Area,
wo es die Mountain Goats geben soll. Wir schauen eine Weile
die Hänge ab und dann sehen wir tatsächlich ein Muttertier
mit ihrem Nachwuchs.
Wenig
später kommt auch der Bock aus einer Felsspalte hervor und
wir können uns lange an den drei Tieren erfreuen. Wir hatten schon
gar nicht mehr damit gerechnet noch welche zu Gesicht zu bekommen.
Auf
einmal ruft eine junge Frau Bear, Bear und schon sehen wir auf der
anderen Seite des Seton Rivers eine Schwarzbärin mit
ihrem Cup herum laufen.
Mutter
schaut vergeblich nach Fischen und das Junge muss wegen des
hohen Wasserstandes schwimmen. Wir begleiten die beiden noch eine
Weile, bis sie aus unserem Blickfeld verschwunden sind. Was für ein
Tag!, diese Konstellation hatte uns bisher noch gefehlt.
Etwas
weiter höher befindet sich noch eine Rest Area von der wir einen
schönen Blick auf den Seton Lake haben. Zudem gibt es hier
einen Zugang zum Wasser um zu schwimmen oder Boote einzulassen.
Den
Rest des Nachmittags verbringen wir auf dem CP. Auf einmal rieche
ich Brandgeruch und die Umgebung füllt sich mit Qualm.
Wo eben noch Berge zu sehen waren, sind jetzt nur noch Konturen zu
erkenne. Von den Einheimischen erfahren wir, dass der Staat in BC den
Notstand ausgerufen hat. Mittlerweile gibt es mehr als 500 Brände.
Selbst das Militär muss jetzt beim Löschen helfen, doch man wird
nicht Herr der Lage. Es ist ungewöhnlich heiß in diesem Jahr und
es fehlt der Regen.
Wir
sind verwundert, dass immer mehr Leute diesen Platz ansteuern.
Mittlerweile ist auch der Overflow bis auf die letzte Lücke gefüllt.
Zwar sind auch ein paar Touristen dabei, doch die meisten Gäste
sind Kanadier. Immer öfter kommen jetzt Personen vorbei, die vor
Jahren aus Deutschland ausgewandert sind und mit uns ein Schwätzchen
halten wollen. Wir sind unentschlossen was wir nun tun sollen. Gerne
würden wir noch einen Tag bleiben, doch wegen der fehlenden
Aussicht macht das irgendwie wenig Sinn. Da es jetzt wohl in der
ganzen Umgebung brennt, ist die Fahrt Richtung Vancouver auch kein
Vergnügen mehr und so bleiben wir doch noch einen weiteren Tag.
Schließlich ist es egal wo wir im Qualm sitzen und hier haben wir
alles was wir brauchen. Ich benötige eh Zeit um den Blog zu
schreiben und das kann ich genauso gut auch hier machen. Unser
Nachbar kommt vom Angeln mit sechs großen Lachsen zurück.
Das ist die Höchstmenge pro Tag für die Familie. 5 Millionen
Lachse sollen derzeit den Fraser River hochkommen, dass
passiert nur alle 5 Jahre und die Angler bevölkern jetzt den
Flusslauf.
Wir
bekommen ein großes Stück Lachs geschenkt.
Bernd will es bezahlen, doch der Angler lehnt ab, es sei verboten
die Fische zu verkaufen. So hat es sich für uns doch noch gelohnt
einen weiteren Tag hier zu bleiben.
Wir
hoffen einfach darauf, dass es in Vancouver besser wird. Zumindest
berichten die Touristen die von dort kommen, es gäbe da noch keine
Feuer. Lassen wir uns überraschen.
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