Follower

Donnerstag, 31. Dezember 2009

Über den Pantanal zum Atlantik an die Costa Verde

Der Pantanal hat von der UNESCO den Status eines international geschützten Biosphärenreservates. In Südamerika ist es das Gebiet mit der höchsten Pflanzen- und Tierartdichte. Leider sind wir gut 3 Wochen zu spät und die Regenzeit hat schon begonnen, dann versinkt im Pantanal das Land im Wasser und nur wenige Flächen und Wege werden nicht überflutet.

Ein wenig verrückt sind wir schon, doch wir wollen der Regenzeit trotzen und doch noch einen Abstecher in den Pantanal wagen. Brasilien ohne Pantanal ist wie Erdbeeren ohne Sahne. Der Pantanal Norte hat schon zuviel Wasser und so kann es nur die Estrada Parque im südlichen Teil sein. Da wir keine verbindliche Aussage bekommen können, ob die Piste durchgängig befahrbar ist, einigen wir uns darauf hinein zu fahren und ggf. umzukehren, wenn wir meinen es geht nicht mehr. Der heutige sonnige und ausgesprochen heiße Tag macht uns Mut. 15 Kilometer hinter Corumbá begann der Einstieg. Zuerst ging es noch etwas in die Höhe und die Piste war sehr steinig. Einiges an Geröll hatte der Regen der letzen Tage schon auf der Fahrspur verteilt, sie war zwar nur langsam und holperig, aber dennoch befahrbar. Nach den letzen Häusern fuhren wir dann steil abwärts in den eigentlichen Pantanal. Hier hatten wir im vorigen Jahr schon riesige Vogelschwärme gesehen. Doch groß war die Enttäuschung, keine Löffler oder Jabirus in Sicht. Auf den ersten Holzbrücken suchten wir vergeblich die Gegend nach Tieren ab. Dann endlich zeigte sich der erste Jacaré (Kaiman) und wurde von uns ausgiebig begutachtet und fotografiert.

Doch schon kurz darauf hatten wir wieder Glück und konnten dieses Exemplar bewundern.
Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Die von mir so geliebten Capivaras (Wasserschweine) wollten auch zeigen, dass sie ein gutes Vordergrundmotiv abgeben.
Eine riesige Schlange querte die Piste und Bernd rannte zu meinem Entsetzen hinterher, um sie aufs Bild zu bannen. Doch wie die meisten Indígenas war sie nicht bereit dazu. Überall gab es Jacarés oder Carpivaras in großen Mengen zu sehen und so kamen wir, nicht nur wegen der schlechten Wegstrecke, nur schrittweise voran. Nach 53 Kilometern hatten wir Porto da Manga (großartige Bezeichnung für ein paar baufällige Hütten und ein Hostal) erreicht. Da der Río Paraguaí sehr viel Wasser mit sich führte, war die Auffahrt auf die Fähre diesmal gar nicht so problematisch wie im vorigen Jahr. Den Fährmann musste Bernd allerdings erst aus seinem Mittagsschlaf wecken.

Auf der anderen Seite hörte die Steinpiste auf und unsere anfängliche Freude darüber verging uns recht bald. Die Piste wurde zusehends schlammiger und schwieriger. Wieder auf einer Brücke meinten wir zunächst nur eine große Ansammlung von Wasserschweinen entdeckt zu haben. Doch dann erkannten wir, was für ein unglaubliches Glück wir da hatten. Es handelte sich um eine Familie von Riesenottern. Die sind mittlerweile stark bedroht und selbst im Pantanal nur selten zu entdecken. Wir stiegen aus, um sie in aller Ruhe zu beobachten. Das hat uns allerdings eine Menge Blutzoll gekostet, den das gefährlichste Tier hier ist und bleibt der Moskito. Die Tischsitten der Otter waren nicht besonders vornehm, denn beim Fischfressen gaben sie laute Schmatzgeräusche von sich. Danach wendeten sie sich wieder ausgiebig ihrem vergnügten Spiel hin. Bernd drängelte langsam, denn nun war klar, dass wir das Ende der Strecke vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr erreichen konnten. Doch wir konnten uns nicht losreißen und da auch kein Auto kam, gab es keinen Grund die Brücke zu verlassen. Die Otter haben dann das Ganze selber beendet, sie zogen nämlich einfach von dannen. Im Hintergrund hörten wir dann auch noch das dumpfe Gebrüll von Brüllaffen. Obwohl sie nicht zu sehen waren, hat es uns doch sehr erfreut.

Familie Wasserschwein zeigte sich unbeeindruckt und uns einen Vogel.

Vogelschwärme gab es immer noch nicht zu sehen. Sie sind wohl schon in das weite Hinterland gezogen. Dafür entdeckten wir diese uns bis dahin unbekannten Gritador Chajá (deutscher Name ?). Es sind mächtige, gänseartige Vögel von fast einem Meter Größe.

Danach kam es richtig schlimm. Obschon es immer noch sehr heiß war, wurde die Piste immer schlammiger und wir konnten nur noch in einer Spur fahren. Gegenverkehr durfte jetzt keiner kommen und kam zum Glück auch nicht. Umkehren wäre auch blöd gewesen, hatten wir doch schon mehr als 2/3 der Gesamtstrecke hinter uns. Teilweise war die Spur so tief ausgefahren, das wir in der Mitte aufschlugen. Wieder waren wir froh um unseren stabilen Motorschutz. Halten war jetzt nur noch auf den Brücken möglich, da Bernd es nicht mehr wagte im Schlamm stehen zu bleiben. Insgeheim dankten wir dem Zoll, dass er uns einen Tag aufgehalten hat und in dieser Zeit die Piste wenigstens ein wenig abtrocknen konnte.

Doch lenkten uns die Tier immer wieder ab und endlich gab es auch noch ein paar Jabirus zu sehen.

Am See vor der Arara Lodge glaubten wir zu träumen. Tausende von Jacarés lagen hier dicht an dicht. Dies ist eine besondere Idylle. Das große Wasserschwein liegt inmitten von Jacaréjungtieren und der rosa Löffler hat auch keinen Respekt vor den aufgerissenen , zahnstrotzenden Mäulern.

Wir fragten uns wie denn so viele Tiere satt werden können. So etwas haben wir im letzten Jahr nicht gesehen.

Die Jungtiere kreuzen sogar die Piste, doch auf der anderen Seite wimmelt es ebenso. Wohlgemerkt, das ist kein Zoo sondern freie Natur.

Wir hätten so gerne an der Arara Lodge unsere Fahrt beendet, da wir von hier noch im Dunkeln die Jacarés sehen könnten. Doch sie lassen sich nicht erweichen. Obwohl sie keine Gäste haben, gestatten sie uns nicht mit dem WoMo stehen zu bleiben. Die Jacarés liegen hier sogar auf der Wiese zwischen den Hunden. Doch wenigstens sehen wir auch noch die Araras-Azul (Hyazinth-Ara), die sich zuerst recht dekorativ im Baum verstecken

und uns dann noch eine Flugschau bieten.

Wir müssen noch 20 Kilometer und das heißt mehr als zwei Stunden bei voller Konzentration fahren. Dabei sehen wir noch Araras-Vermelhas (rote Aras), aber wegen der Wegstrecke ist Anhalten leider unmöglich. An der Einfahrt zur Paso do Lontra Lodge wartet bereits das Empfangskomitee in der Gestalt von Cara Caras auf uns. Endlich können wir für heute Schluss machen. Kaum sind wir eingeparkt ist es auch schon stockdunkel. Raus können wir nicht mehr. Draußen lauern die Moskitos auf uns. Die Stiche die wir jetzt schon haben können wir schon nicht mehr zählen, doch was wir dafür erleben durften war uns das bisschen Blutverlust wert.

Wir hatten nur eine Sorge, wird es in der Nacht regnen? Wenn ja, dann sitzen wir hier fest. Es sind zwar nur noch 8 Kilometer Wegstrecke, doch die schaffen wir im Schlamm nicht. Spätestens seit unserem Erlebnis an der Hacienda wissen wir das nur zu gut. Der Wettergott hatte ein Einsehen mit uns und auch am nächsten Morgen lacht die Sonne vom Himmel und keine Wolke weit und breit. Wir gingen noch kurz zum Ufer des Río Miranda, der auch schon gut mit Wasser gefüllt war. Eine Bootstour brauchen wir jetzt keine mehr zu machen, mehr Tiere sehen wir auch vom Wasser aus nicht.

Wir erhalten noch jeder eine Kappe mit dem Lodgelogo und dann machen wir uns auf den Weg. Direkt auf der langen Brücke nach der Lodge macht diese ihrem Namen (Otterweglodge) alle Ehre. In dem Gewässer schwimmen Otter. Diesmal nur die “normalen“. Als wir aussteigen werden wir auf das wüsteste beschimpft und bekommen sogar die Zähne gezeigt.

Da wir uns davon aber nicht im geringsten beeindruckt zeigen, geben die Otter sich wieder ihrem Vergnügen, dem Fischfang hin und ignorieren uns einfach.

Die Piste ist seit gestern nicht besser geworden und wir schlingern dem Pistenende entgegen. Ein Tukan zeigt uns noch seine schöne Seite. Wir können zwar nicht aus der Spur raus, doch da kein Gegenverkehr kommt (außer uns scheint keiner so irre zu sein, jetzt noch in den Pantanal zu fahren), schafft Bernd auch vom Auto aus ein Bild.

Nach gut einer Stunde haben wir die geteerte Dammstraße und somit wieder festen Boden unter den Rädern. Im Nachhinein wissen wir, dass es recht riskant war und wir unverschämt viel Glück hatten, doch wir möchten diese Tour nicht missen. Ich würde gerne drei Wochen lang die Parkstraße rauf und runter fahren wenn das Wetter es zuließe und Bernds Nerven es aushielten. Die nächsten 110 Kilometer auf der Dammstraße können wir sehr gut erkennen, wie hoch das Wasser schon steht. Ab und an erblicken wir auch noch ein Jacaré. Doch hier sind sie nicht mehr geschützt und stehen auf der Speisekarte. In Miranda lassen wir es uns bei einem guten Rodizo (Beilagenbuffet und frisch gegrilltes Fleisch bis zum Abwinken) erst mal gut gehen. Besonders Bernd hat sich das mit seiner strammen Fahrleistung verdient. Danach fahren wir noch 360 Kilometer quer durch den Mato Grosso do Sul, vorbei an der Großstadt Campo Grande, um an der Tankstelle Mutum zu übernachten. Es ist immer noch glühend heiß und wir finden kaum Schlaf. Auch der nächste Tag war ein reiner Fahrtag von 540 langweiligen, heißen Kilometern durch landwirtschaftliche Gegenden bis in das Bundesland S o Paulo und wiederum einer Übernachtung an einer namenlosen Tankstelle. Selbst unsere brasilianischen Freunde hatten uns dringend geraten, einen Mindestabstand von 100 Kilometern zu der Stadt S o Paulo einzuhalten, um nicht Opfer eines Überfalls zu werden. Also haben wir die Megacity weiträumig umfahren und sind auf der wunderschönen SP 099 durch das Küstengebirge Richtung Costa Verde gelandet. Endlich Ende mit trostlosen Zuckerrohr und Sojaanbauflächen. Wälder und Seen bestimmen jetzt wieder das Bild. Auf den letzen Kilometern gab es ein Unwetter. Der Himmel öffnete seine Schleusen und schüttete unglaubliche Mengen von Starkregen herab. Im Nu war die Straße ein Fluss und die Niederrungen Wasserlöcher. Die bergauf fahrenden Busse und LKWs hatten richtige Schwierigkeiten weiter zu kommen. Wir fuhren zum Glück bergab. Dann war der Regen so schnell vorbei wie er gekommen war, doch die Wiesen ringsum standen landunter. In Caraguatatuba an der Costa Verde war davon nichts zu spüren. Ich hatte plötzlich die Idee ein paar Tage auf der Insel Ilhabela zu verbringen und so begaben wir uns zunächst nach S o Sebasti o, da wir nicht wussten, ob wir mit dem WoMo überhaupt auf die Insel können. Die Dame in der Touristeninformation sprach nur portugiesisch und war uns zunächst keine große Hilfe. Sie hatte aber dann doch ein Einsehen und rief jemanden an, der etwas Englisch und Spanisch sprechen konnte. Wir erfuhren zu unserem Erstaunen, dass wir eine Erlaubnis brauchen um die Insel mit dem WoMo besuchen zu können. Fünf Telefonate, ein Fax und eine Stunde später hatten wir die Genehmigung in Händen 9 Tage bzw. bis zum 25.12. auf der Insel bleiben zu dürfen. Da es für ein Übersetzen jetzt zu spät war, bummelten wir noch etwas durch den netten Ort mit seinen schönen Häusern aus der Kolonialzeit wie hier die Casa Esperan a

oder die Capela de S o Gon alo aus dem 17. Jahrhundert.

In einem Supermarkt deckten wir uns vorsichtshalber noch mit Lebensmittel ein, wussten wir ja nicht wie wir es auf der Insel antreffen würden. Einen Campingplatz gab es nicht und auch kein Hotel mit einem großen Parkplatz. Doch laut der Dame in der Touri sollten wir doch einfach an der Strandpromenade übernachten, dass wäre überhaupt kein Problem und auch sicher. Vorsichtshalber fragten wir noch bei der Polizei nach (haben die uns überhaupt richtig verstanden?), denn immerhin hat die Stadt 80.000 Einwohner. Die Polizei sah auch kein Problem und so beschlossen wir es zu wagen. Es war noch so warm und kleine Kinder spielten in den Grünanlagen, so dass wir noch bis 22.30 Uhr draußen saßen, ehe wir uns ins WoMo zurückzogen. Bis 4.00 Uhr Morgens waren die Nachtschwärmer noch unterwegs und wir hatten eine etwas unruhige und dennoch unbehelligte Nacht und sehr zu unserer Beruhigung sahen wir ab und an einen Polizeiwagen Streife fahren.

Die Fähre nach Ilhabela fährt 24 Stunden am Tag und das im halbstündigen Rhythmus. Dennoch mussten wir warten und kamen erst mit der nächsten Fähre mit. Auf der Fähre sprach uns ein Deutscher an und meinte, wir wären ja sehr weit weg von Deutschland. Er wohnt und arbeitet in S o Paulo und hat auf der Insel ein Ferienhäuschen. Was das bedeute wurde uns erst sehr viel später klar. Ob viel los auf der Insel sei wollten wir wissen. Im Moment noch nicht, aber am 26.12. kommen die Touristen und bis 04.01. ist dann die Hölle los. Na, dann sind wir ja wieder weg.

Der Fähranleger ist in Barra Velha dem Versorgungszentrum der Insel. Sie hat 28.000 Einwohner und ist nicht besonders groß. Dennoch scheint sie ein sehr beliebtes Urlaubsziel zu sein. Das wurde uns spätestens klar, als wir uns auf den insgesamt 30 Kilometern gepflasterten Straßen der Insel bewegten. Da gleichzeitig auch noch 3 Kreuzfahrschiffe angelegt hatten, waren die Straßen von Menschen regelrecht überschwemmt. Dennoch fanden wir auf dem Campingplatz Pedra do Sino einen ruhigen Stellplatz mit wunderschöner Aussicht. Doch zunächst wollten wir ihn nicht so recht haben. Er war uns zu teuer, die Auffahrt zu steil und der einzig freie Platz zu uneben. Also fuhren wir noch bis zum anderen Ende der Insel die drei weiteren Campingplätze ab. Das hätten wir uns sparen können, keiner wollte uns nehmen und so kehrten wir zum Pedra do Sino zurück, nicht ohne noch ein wenig den Preis nach unten zu verhandeln. Bernd mußte quer die Auffahrt hoch fahren und dann wurde mit Steinen und Holz unterbaut bis wir einigermaßen eben standen. Eines war sicher, mit dem WoMo würden wir den Platz erst wieder bei unserer Abreise verlassen.

Nun hatten wir ein Mobilitätsproblem. Bernd versuchte einen Motorroller zu leihen. Doch grundsätzlich geben sie hier an Touristen keine Motorräder ab, angeblich sei das zu gefährlich. Für eine Taxifahrt von 15 Kilometern hat er 28 Euro bezahlt. Dafür konnten wir in Restsüdamerika einen halben Tag Taxi fahren. Also nahm er sich ein Fahrrad. Die haben hier aber keine Gangschaltung und die Insel ist bergig. Bis er am Campingplatz war musste er sieben mal absteigen und schieben und das bei Temperaturen von über 30°. Für die Tour mit einem Jeep auf der 20 Kilometer langen Piste zum schönsten Strand der Insel muss man einen Fahrer mitbuchen und dann kostet das ganze 250 Euro. Ein kleiner Leihwagen kostet 80 Euro und das lohnt eigentlich für 30 Straßenkilometer nicht und die Piste darf damit auch nicht gefahren werden. Wir haben einfach nicht bedacht, dass die Insel eine Piratenisel ist. Sie war 6 Jahre lang das Versteck von Thomas Cavendish, alias Käpt´n Rotbart ( das soll mehrfach verfilmt sein, wir haben da wohl eine Bildungslücke).

Zwei Tage später hat Bernd ausgeknöttert und wir bekommen einen Leihwagen. Jetzt sind wir wieder mobil und können endlich die Schönheit der Insel erkunden. Einer unserer ersten Wege führt uns zum Parque Estadual de Ilhabela. Hier gibt es einen schmalen, fast zugewachsenen Dschungelpfad zu verschiedenen Wasserlöchern im Fluss, in denen auch gebadet werden kann. Gleich am Anfang steht eine Hinweistafel welche Tiere wir dabei sehen können, die hochgiftige Coralschlange ist auch dabei. Gut das wir wegen der vielen Moskitos und der akuten Warnung vor Denguefieber feste Schuhe und unseren moskitosicheren Anzug anhaben. Alle Anderen laufen in Badeschlappen und Badeanzügen umher. Die Wasserlöcher sind sehr schön anzusehen, locken uns aber nicht zu einem Bad.

Viel mehr interessiert uns der 10 Meter hohe Aussichtsturm von dem wir angeblich viele Vögel beobachten können. Obschon wir uns über eine halbe Stunde ruhig verhalten, bekommen wir keinen besondern Vogel zu Gesicht. Wir hören sie zwar, aber im dichten Blätterwald sind sie einfach nicht zu erkennen. Auch keines der versprochenen Tiere läßt sich blicken. Dennoch war die Wanderung ein Erlebnis, alleine schon wegen der Wildniss rings um uns herum.

Wir machen einen Ausflug zum Südende der Insel und haben immer wieder schöne Ausblicke auf die Küste und die “Ferienhäuschen” an den Hängen. Wir erfahren, dass die Insel das Refugium der Reichen aus Brasilien ist. Spaßeshalber erkundigen wir uns mal nach den Preisen von den “Häuschen“. Ich will es mal so ausdrücken: Ein Lottosechser könnte hilfreich sein.

Es gibt auch einige Wasserfälle. Hier imponiert nicht die Höhe sondern das Umfeld.

Die Insel füllt sich von Tag zu Tag mehr. Hier ein Blick auf unseren Hausstrand, den wir vom Campingpaltz in 5 Minuten über ein paar Treppen erreichen können.

Ein weiterer Ausflug bringt uns zum Cachoeira (Wasserfall) da Toca. Er liegt auf dem Gelände einer ehemaligen Fazenda und da muss sogar Eintritt bezahlt werden. Dafür kann man sich aber den ganzen Tag dort aufhalten und in dem kalten Wasser, mit Rettungsweste und umschwirrt von tausenden Moskitos baden. Vorsichtshalber bieten sie dort ihren eigenen Zitronella Mückenschutz kostenlos an.

Immer wieder erfreut uns der Anblick der schönen Bucht mit ihren dort ankernden Booten.

Dank Auto kommen wir abends zum bummeln nach Vila, dort befindet sich der Landesteeg für die Kreuzfahrschiffe. Hier gibt es nicht viel mehr als zwei Straßen mit ein paar sehr teuren Geschäften. Doch sie können es hier ja nehmen. Wenn die Kreuzfahrschiffe anlegen, stürmen die Leute die Läden und kaufen alles zu fast jedem Preis.

Was wir an Tieren reichlich zu Gesicht bekommen sind Vögel. Wie hier der Kolibri.

Dieser hier ist schwarz mit weißen Flügeln und will absolut nicht stillhalten.

Dafür sieht uns dieser Zeitgenosse ganz gelassen zu und wundert sich, dass wir uns wegen der Kolibris so haben. Schließlich ist er ja auch schwarz-weiß. Dank eines netten Campingurlaubers bekommen wir einen mobilen Internetstick und können so unsere Weihnachtsmails senden und auch lesen, denn ein Internetcafe gibt es in der Nähe des Platzes keines. Wir verbringen einen ruhigen Weihnachtsabend und am 25.12. verlassen wir frühmorgens die Insel. Es hat uns trotz der hohen Preise hier sehr gut gefallen. Die Insel hat den Namen die Schöne verdient. Doch unsere Inselaufenthaltserlaubnis ist abgelaufen. Wir gehören eben nicht zu den Reichen.

Von der Insel runter war dann auch kein Problem. Allerdings standen auf der anderen Seite die Autos vom Fähranleger bis in die Stadt. Kaum zu glauben, dass Ilhabela die noch alle aufnehmen kann.

Brasilien nimmt fast die Hälfte des südamerikanischen Kontinents ein. Hat 180 Mio. Einwohner und ist somit das fünftbevölkerungsreichste Land der Erde. Ungefähr die Hälfte davon scheint um diese Zeit Urlaub an der Costa Verde zu machen. Obschon es noch früh am morgen ist, sind die öffentlichen Stände in Caraguatatuba und Ubatuba bereits überfüllt. Es gibt keine Parkpätze mehr und immer noch strömen die Massen herbei.

Doch uns lockt nicht der Strand und so können wir uns an dem schönen Umfeld erfreuen. Der Dschungel wächst hier bis an die Küstenstraße.

Unser Ziel war Parati, eine um 1660 von den Portugiesen gegründete Stadt, deren Hafen wichtig für die Verschiffung des in Minas Gerais gefundenen Goldes war. Doch zuerst mussten wir den Campingplatz des Camping Clube do Brasil suchen. Der liegt direkt am Stadtstrand und dennoch fußläufig zum Zentrum. Wie wir insgeheim schon befürchtet hatten, war der Platz heillos überfüllt und wir wurden auf eine winzige Stelle gedrückt. Was Ilhabela für die Reichen, ist die restliche Costa Verde für den Mittelstand, ein Urlaubsparadies und das besonders in den Monaten Dezember bis Ende Januar. Unser Plan war es, bis zum 4. Januar hier zu bleiben, doch das galt es noch einmal zu überdenken. Das heute der 25. Dezember ist, war an der Ausstattung der Vorzelte auf dem Platz trotz 34° nicht zu übersehen.

Parati wurde erst 1970 an die Küstenstraße angeschlossen. Die vielen Jahre der Abgeschiedenheit waren der Grund, warum sich am kolonialen Stadtbild kaum etwas verändert hat und die UNESCO das gesamte Centro Histórico unter Denkmalschutz stellte. Selten haben wir eine so schöne Kleinstadt gesehen. Der Autoverkehr größtenteils verbannt, die Straßen in ihrem ursprünglichen Zustand und die Häuser renoviert und größtenteils von Künstlern

oder Prinzessinnen bewohnt.

Um alles noch perfekter zu machen, auch noch am Meer gelegen. Dort buhlen die Kapitäne der Ausflugsboote um Kunden, um sie zu den naheliegenden Inseln zu bringen.

Spätnachmittags wird die Altstadt von Touristen überflutet.

In den Geschäften gibt es allerlei Leckereien zu kaufen, alleine 300 verschiedene Sorten Alkoholika-Marken. Parati ist wegen der umliegenden Zuckerrohrbrennereien eine “ geistige” Hochburg.

Vom Cais do Porto gibt es einen schönen Blick auf die 1722 erbaute Igreja Santa Rita dos Pardos Libertos und den Küstenbergen im Hintergrund. Dies ist wohl der meistfotografierte Ort in Parati. Da man uns am zweiten Tag noch ein WoMo zur Seite gestellt hat und deren Markiese bis in unser Badezimmerfenster reicht, ist dies auch zugleich unser Abschiedsfoto von Parati.

Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass wir zum falschen Zeitpunkt an der Küste sind. Da uns Parati Lust auf mehr koloniale Städte gemacht hat und es davon im Hinterland noch einige zu entdecken gibt, werden wir uns dorthin verziehen. Wir hoffen dort auch auf weniger Hitze. Doch um dahin zu kommen, müssen wir zunächst noch ein wenig weiter an der Küste entlang fahren. Was uns immer wieder Aussichten auf schöne Buchten

und vorgelagerte Inseln gibt.

Unsere letzte Übernachtung an der Costa Verde sollte in Mangaratiba sein. Doch den im Reiseführer angegebenen Campingplatz gab es nicht und so war guter Rat teuer. Mitten im Zentrum war ein Parkplatz, doch auf dem durfte unter Strafandrohung Nachts von 2.00 - 6.00 Uhr nicht geparkt werden. Wir bekamen nach einigem hin und her von der Polizei eine Sondergenehmigung und die Versicherung, dass wir hier absolut sicher und ruhig stehen könnten. Was dann auch der Fall war. Leider mussten wir um in den Bundesstaat Minas Gerais zu kommen auf der Stadtautobahn bis in die Vororte von Rio der Janeiro fahren. Wir wurden von mehrern Seiten gewarnt, dort nicht anzuhalten oder gar nach dem Weg zu fragen. Genau an der kritischen Stelle verpassten wir die schlecht ausgeschilderte Abzweigung und Bernd mußte in die Slums fahren, drehen und einen Weg zurück auf die Autobahn suchen. Das hat uns ein paar Schweißtropfen auf die Stirn gebracht, doch letztendlich waren wir dann auf der richtigen Straße und unserem Abstecher nach Minas Gerais stand nichts mehr im Wege.

Sonntag, 13. Dezember 2009

In den Urwald von Chiquitania mit seinen Jesuitenmissionen und weiter nach Brasilien

Da Santa Cruz eine fast gesichtslose 1,5 Millionen Stadt ist und wir von Großstädten irgendwie die Nase voll hatten (es reichte uns schon, dass wir ständig hier kreuz und quer auf den Stadtringen kreisten), beschlossen wir auf eine weitergehende Stadtbesichtigung zu verzichten. Wir hatten zwar das freundliche Angebot eines Einheimischen, den wir in Samaipata kennen gelernt haben, uns mit seinem kleinen, stadttauglichen Auto eine Privatführung zu machen. Jedoch haben wir, auch wegen der unerträglichen Hitze, einfach darauf verzichtet. Nachdem wir nun Santa Cruz verlassen hatten, kamen wir wieder in eine ganz andere Welt. Chiquitania ist das Land der Chiquito Indianer, hat in etwa die Größe von Deutschland, geht in das Sumpfland des bolivianischen Pantanals über und grenzt dann an Brasilien. Im Großen und Ganzen wird das Landschaftsbild durch viel unberührte Natur, aber auch von riesigen Haciendas geprägt. Eine weitere Besonderheit sind die so genannten Jesuitenreduktionen, auf die ich später noch zurückkommen werde. Zunächst jedoch kämpften wir uns heraus aus dem Stadtgebiet von Santa Cruz. Längst waren wir schon in Orten mit anderen Namen, ohne überhaupt gemerkt zu haben, dass Santa Cruz zu Ende war. Dann wurde die Besiedlung immer dünner und wir überquerten bei Puerto Pailas den Río Grande, der hier seinem Namen schon alle Ehre macht. Nach 180 Kilometern hatten wir San Ramón und nach weiteren 50 Kilometern San Javier erreicht. Da es schon spät war, mussten wir uns zunächst um einen Stellplatz kümmern. Wir sahen einen Hinweis auf eine Hacienda mit Campingplatz an der Laguna Soroboqui. Das Tor jedoch war verschlossen und weit und breit kein Mensch zu sehen. Zuerst hatten wir Bedenken, doch dann sind wir einfach auf das Gelände gefahren. Nach gut einem halben Kilometer kamen ein paar Gebäude und eine Lagune in Sicht. Ein Arbeiter erklärte uns, dass es hier schon lange keinen Campingplatz mehr gibt. Zufällig fuhr zeitgleich mit uns der neue Besitzer vor. Da wir nun schon mal da waren, gestattete er uns zu bleiben. Wenn wir Lust hätten gleich für mehre Tage mit Strom und ohne einen Pfennig dafür zu verlangen. Himmel, war das hier schön. Ein Platz am See, ganz für uns alleine, nur Muttersau mit ihren Jungen, Hühner und Hähne, sowie Pferde und Kühe um uns herum. Alles Land so weit das Auge reicht gehört zur Hacienda. Der See selber war ein Vogelparadies. Stundenlang konnten wir Fischreiher, Kormorane oder diese schönen Jacanas Sudamerican beobachten. Allerdings vom WoMo Inneren, denn auch die gemeine Stechmücke hatte hier ihr Paradies gefunden. Wir wissen ja, dass Regenzeit ist, doch musste es denn ausgerechnet in dieser Nacht so elend viel und lange regnen? Zwar erfreute uns am frühen Morgen noch der Anblick dieses Wasserschweins, das in aller Ruhe graste ohne sich nur ein bisschen für uns zu interessieren.
Dann kam eine Premiere der besonderen Art. Zunächst kamen wir ja noch den Wiesenweg, wenn auch schlingernd und mit durchdrehenden Reifen hoch. Am Gatter jedoch musste Bernd anhalten und der Boden war so ausgefahren, dass nichts mehr ging. Im Schlamm fand Burro keinen Halt mehr und wir saßen fest. Stur wie ein Panzer versuchte Bernd eine halbe Stunde mit Brettern und Unterlegkeilen aus dem Schlamassel zu kommen. Erst als er von oben bis unten verschlammt war (und das WoMo gleich mit ihm), holte er sich Hilfe bei den Arbeitern. Doch der Trecker wollte nicht anspringen. Da musste dann erst noch ein PKW Starthilfe leisten. Allerdings fehlte da das entsprechende Kabel. Bernd konnte aushelfen, der Trecker sprang an und wir wurden nach gut einer Stunde aus unserer Zwangslage befreit. Ein Gutes hatte das Ganze aber, wussten wir jetzt, was auf verschlammten Pisten auf uns zukommt.
Nun wurde es Zeit für die Besichtigung unserer ersten Reduktion. Um 1690 haben Jesuiten diese Missionen gegründet. Sie siedelten die hier lebenden Guaraní Indianer an den Reduktionen an, beschäftigten sie in der Landwirtschaft, brachten ihnen Handwerke bei und bekehrten sie zu Christen. Bei der spanischen Regierung in Ungnade gefallen, mussten sie 1767 alle Reduktionen aufgeben. Entgegen denen in Argentinien und Paraguay, wo die Guaraní sofort wieder in den Wäldern verschwanden und die Reduktionen verfallen sind, blieben die Indígenas hier in den Orten ansässig und die Kirchen sind gut erhalten, zumal sie um das Jahr 2.000 fast alle vollständig renoviert wurden , unter der Leitung des Architekten Hans Roth und größtenteils mit deutschen Spendengeldern. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Kirchen und Konvikte nicht aus Stein wie sonst üblich, sondern aus Holz gebaut wurden. Heute zählen die Reduktionen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die schöne Anlage in San Javier konnten wir zunächst nur von Außen besichtigen, da gerade eine Messe und die Kirche rappelvoll war.
Leider war auch sonst im Ort alles geschlossen, einschließlich des Museums. Da aber weder Sonntag noch Montag war, fragten wir bei der Polizei nach, was denn los sei? Gestern war hier ein großes Fest und heute müssen sich alle erholen. So einfach ist das hier. Blieb uns nur noch der Blick in den Innenhof der Bürgermeisterei.
Auch die verstreuten Steine der Los Aposteles mussten uns selber ihre Geschichte erzählen.
70 Kilometer weiter, größtenteils durch Urwald und Savannen erreichten wir Concepción. Hier hatte man rund um die Plaza gleich alle Straßen aufgerissen und er Rest war wegen des aufgeweichten Bodens fast auch nicht befahrbar. Die schön bemalte Kirche war verschlossen und so mussten wir uns mal wieder mit einer Außenansicht begnügen. Außerdem war es uns nicht möglich, hier einen guten Platz zu finden. Zwar gab es hier eine schöne Lagune, doch da war keine Bewachung und was ist trostloser als Wasser im Regen?
Das ist schon sehr merkwürdig. Obwohl es regnet ist es so heiß, dass man aus allen Poren schwitzt. Es ist also gleich, ob man mit oder ohne Schirm herumläuft, nass wird man so oder so. Wenn nur der allgegenwärtige Schlamm nicht wäre! Der Tankstellenbesitzer ist ein netter Kerl. Als wir ihn fragen, ob wir wohl auf dem Parkplatz bleiben können, holt er uns aus dem Schlamm und lässt uns auf die Wiese hinter seinem Haus. Er gibt uns außerdem noch Strom und das alles für lau. Es regnet die ganze Nacht und am nächsten Morgen will er uns nicht fahren lassen. Die nächsten 180 Kilometer sind Erdpiste und bei Regen ohne Allrad angeblich nicht befahrbar. Es gäbe ein paar Deutsche hier im Ort, die sollten wir besuchen und abwarten bis es wieder trockener wird. Der Mann hat wirklich Nerven. Deprimiert ziehen wir uns ins WoMo zurück, so hatten wir uns das wirklich nicht vorgestellt. Bernd sieht einen LKW mit brasilianischem Kennzeichen und fragt den Fahrer nach dem Zustand der Straße. Der kommt gerade aus San Ignacio, unserem nächsten Ziel und meint die Straße ist befahrbar. Also nichts wie weg. Kaum sind wir 20 Kilometer gefahren, hört der Regen schlagartig auf und alles ist staubtrocken. So trocken, dass wir die Fenster schließen müssen um nicht alles in den Innenraum zu bekommen. Sind wir froh, dass wir uns nicht haben ins Bockshorn jagen lassen. Wir sehen wieder eine Menge Tiere. Das fängt an mit einer toten Klapperschlange, eine riesige Tarantel kreuzt unseren Weg, Vögel aller Art und Tausende von Schmetterlingen schwirren um uns herum.
Kleine Dörfer der Chiquito liegen versteckt am Wegesrand und selbst diese haben Kapellen im Stil der Jesuitenmissionen.
Die Wegstrecke ist wirklich hart. Wir werden gerüttelt und geschüttelt wie schon seit langem nicht mehr. Unterhaltung ist auch keine mehr möglich, da wir nur noch lautstark gegen den Lärm im Führerhaus anbrüllen können. Kein Teil im Innenraum ist mehr da wo es mal war. Dazu haben wir bald die 38°C Marke erreicht. Dann wieder kommt ein Regenguss und rund um uns wird alles zum See. Kurz darauf ist das Wasser wieder weg und es staubt zum Fenster rein. Lediglich die schöne Umgebung und die immer zahlreicher werdende Tierwelt halten uns noch aufrecht. Tukane fliegen vorbei
und Waldstörche besetzen abgestorbene Bäume.
Dann endlich nach 5 ½ endlosen Stunden haben wir San Ignacio de Velasco erreicht. Hier finden wir bei der Pension Casa Suiza ein wirklich nettes Zuhause für die nächsten Tage. Hier werden wir länger bleiben und das hatte mehrere Gründe. Erstens haben wir es nicht geschafft, vor der Präsidenten Wahl am 06. Dezember außer Landes zu sein, wie es unser ursprünglicher Plan war. Wir hätten uns zu sehr beeilen müssen und das wäre nun wirklich schade gewesen. Mehrfach wurde uns bestätigt, dass Evo Morales mit Sicherheit die Wahlen gewinnen und es nicht zu blutigen Ausschreitungen wie im letzten Jahr kommen wird. Lediglich am Tag der Wahl sollten wir uns nicht mit dem WoMo auf die Straße begeben. Einen besseren Platz als hier hätten wir nicht finden können. Wir hatten regelrechten Familienanschluss. Die Besitzer Selva und Pepé sind Einheimische und die Vorbesitzer Christine und Horst waren gerade zu Besuch. Es wurde uns keinen Tag langweilig, da es immer Gesprächsstoff gab und wir so einiges über das Leben in Bolivien in Erfahrung bringen konnten. Außerdem musste ich wieder mal zum Zahnart, diesmal allerdings nur zur Kontrolle und auch das konnte ich hier erledigen. So ganz nebenbei gab es natürlich auch noch eine Reduktion zu besichtigen.
Diesmal sogar offen und endlich konnten wir einmal in Ruhe den prächtigen Innenraum bestaunen.
Auffallend an allen Missionen ist die große Plaza, die immer mit den schönen alten Palos Boratchos (betrunkenen Bäumen) bepflanzt sind. Die heißen hier zwar anders, aber dieser Name ist uns aus Argentinien hängen geblieben.
Heiligenfest war auch und so hatten wir einen Tag das zweifelhafte Vergnügen von lauter Musikbeschallung.
Selva hat uns mit selbst gemachten Sachen wie Butter, Joghurt, Käse und frischen Früchten aus eigener Produktion verwöhnt. Im Gästebuch fanden wir die Namen alter Bekannter und Christine und Horst haben auch ihr möglichstes getan um uns unseren Aufenthalt zu versüßen. Evo Morales hat die Wahl gewonnen und mein Zahn gibt vorerst Ruhe. Das Internet funktioniert nirgendwo, der Blog ist fertig und kann nicht gesendet werden. Bernd hat auch keine Schmerzen mehr im Arm vor lauter Lenkradrüttelei, es ist also an der Zeit weiter zu ziehen.
Wieder liegt ein großes Stück Rüttelstrecke vor uns. Diesmal aber aufgelockert durch kurze Unterbrechungen in weiteren Reduktionen. Erdrückende Hitze, dann wieder wolkenbruchartige Regenfälle und die Schmetterlinge sind unsere ständigen Begleiter.
Schon nach 45 Kilometern haben wir Santa Ana erreicht. Für uns das schönste an der Kirche ist der Palo Boratcho.
In San Rafael können wir die Kirche nicht nur von Außen
sondern mal wieder von Innen besichtigen.
Dann endlich haben wir San José de Chiquitos erreicht. Die Gasstation hat kein Gas für uns, sie steht schon seit Tagen auf dem Trockenen und die Tankstelle gibt keinen Diesel an Ausländer und dann doch, aber nur gegen kräftigen Aufpreis. Irgendwie haben wir das Gefühl am Ende der Zivilisation angekommen zu sein. Dafür ist die Kirche diesmal aus Stein
und dem Pfarrer schauen bei der Predigt die Engelchen zu.
Hier sollen in den umliegenden Dörfern Mennoniten leben, doch die bekommen wir nicht zu Gesicht, obwohl sie sehr leicht an ihrer altmodischen Kleidung und ihrer Sprache zu erkennen sind. Am Balneario y Cabañas Qebrada passen wir nicht durch das Tor. Also bleibt das WoMo vor dem Eingang stehen und Strom gibt es durch den Zaun. Eine andere Möglichkeit haben wir hier nicht. Die Gasstation hat auch am nächsten Tag kein Gas und das Internet funktioniert selbstredend auch nicht. Nach einer Stunde Zeitverschwendung geben wir genervt auf. Dafür aber ist ab jetzt die Straße wieder asphaltiert. Welch ein Gefühl! In keiner Karte verzeichnet, nagelneu und nicht das kleinste gemeine Schlagloch und außer uns fast kein Fahrzeug unterwegs. Ab und an ein Eselskarren und nur die Kühe und Pferde auf der Straße machen mal kurz ein Problem, da sie grundsätzlich stehen bleiben wo sie gerade sind. Na ja, die sind eben hier zu Hause. Burro schnurrt regelrecht und wir können uns wieder während der Fahrt unterhalten. Nach 120 Kilometern haben wir den Weiler Chochis erreicht. Hier an der Ecoalbergue wollen wir bleiben. Da kommt dann mal wieder ein bisschen Abenteuer auf uns zu, denn ein ausgewaschener Lehmweg, eine Bachdurchquerung und ein gemeiner, mit tiefen Rinnen versehener Anstieg müssen zunächst bewältigt werden. Dafür ist es dann hier aber auch besonders schön. Direkt neben dem WoMo liegt eine Kröte von der wir wegen ihrer Größe regelrecht beeindruckt sind. Zum Vergleich liegt da Bernd Geldbeutel daneben.
Es ist dermaßen heiß, das die Wanderung zum Torre de Chochis erst mal verschoben wird. Hier gibt es einen mückengeschützten Raum mit Hängematten. Das lockt uns ungemein. Entspannen und lesen ist angesagt. Dann kommt das Gewitter. Es regnet nicht, es schüttet. Zunächst kann uns das gar nicht beeindrucken. Erst als es die ganze Nacht weiter regnet, dämmert es uns, dass wir ja irgendwie hier wieder raus müssen. Einen Trecker gibt es hier nicht. Morgens um 6.00 Uhr haben wir keine Ruhe mehr, wir wollen nur noch weg. Das wäre denn nun wirklich ein Witz. Jetzt wo wir es bis auf die Asphaltstraße geschafft haben, wegen einem Kilometer ausgewaschener Piste stecken zu bleiben. Doch es geht zwar langsam aber dennoch gut, selbst der mittlerweile angeschwollene Bach macht kein Problem. Auf Burro ist eben doch Verlass. Im Dorf machen wir erst mal Frühstückspause. Wir werfen noch einen Blick auf den Torre und ärgern uns, dass wir gestern so faul waren. Doch da es immer noch in Strömen regnet, bleibt uns nur ein Foto aus der Ferne.
Die nächsten 260 Kilometer sind irgendwie langweilig. Glatte Straße, wunderschöne Landschaft, überhaupt keine Herausforderung. Wegen unseres frühen Starts haben wir noch am Vormittag Puerto Suárez erreicht. Bernd sieht eine Tankstelle mit unendlicher Schlange. Er schaltet sofort, fährt von der anderen Seite an und fragt einen Polizisten, ob das hier die letzte Tankstelle vor Brasilien ist. Es ist die letzte vor der Grenze. Alles will hier tanken, in Brasilien ist der Diesel ja viel teurer. Ob denn auch Ausländer den gleichen Preis zahlen müssen will Bernd wissen. Ja, sie machen hier keinen Unterschied. Ich stöhne, nur wegen des billigen Sprits will ich nicht am Ende der Schlange stehen und stundenlang warten. Bernd macht Dackelblick, der Polizist hält die Autos an und wir sind die vierten in der Reihe. In Deutschland hätten sie uns dafür gesteinigt, hier regt sich kein Mensch auf. Es dauert aber dennoch eine halbe Stunde bis wir endlich Diesel haben. Erstens tankt hier jeder mit unzähligen zusätzlichen Kanistern und zweitens ging der Tanke zwischenzeitlich der Saft aus. Bernd freut sich dennoch wie ein Schneekönig, dass er noch einmal so preiswert getankt hat.
Weil wir nicht wissen, wie lange uns die Grenzformalitäten aufhalten, wollen wir noch eine Zwischenübernachtung in Quijarro, der Grenzstation einlegen. Wir haben nämlich so merkwürdige Angaben über die Einreise. Den Stempel soll es erst in der nächsten Stadt am Busbahnhof geben und über die Importation von Burro wissen wir noch gar nichts. Die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltet sich zunächst etwas schwierig. Das von uns ausgesuchte Hotel würde uns nehmen, will aber unverschämte 120 Bolivianos von uns. Wir sind nicht bereit diesen Wucherpreis zu bezahlen und verhandeln lassen die nicht mit sich. Wir versuchen es an einem Lokal, wo wir zunächst einmal wunderbar essen. Die haben aber in der Nacht geschlossen und keinen Wachdienst. Also auch wieder nichts. Das Fünfsterne Hotel Resort El Pantanal hat kein Problem damit, uns für 70 Bolivianos auf seinen Platz zu lassen und Strom geben sie uns auch. Na also, es klappt doch. Man muss nur Geduld haben. Dann ist aber Schluss mit lustig. Am nächsten Morgen gießt es in Strömen und trotzdem ist es knallheiß. Die Ausreise aus Bolivien ist noch relativ problemlos, obwohl sie sich mit dem WoMo recht umständlich geben. Mittlerweile steht die Straße unter Wasser und es ist kein Ende des Regens abzusehen. Dann kommt die brasilianische Grenze. Keiner will unseren Pass stempeln, von der Importation mal ganz abgesehen und verstehen wollen sie uns sowieso nicht. Also was bleibt uns übrig? Wir fahren in die 100.000 Einwohner große brasilianische Stadt Corumbá und versuchen unser Glück bei der Polícia Federal am Busbahnhof. Wir haben gerade noch Glück. Weil es in Brasilien eine Zeitumstellung gibt, haben wir hier eine Stunde später. Es ist 11.45 Uhr und um 13.00 Uhr schließen die hier, da heute Samstag ist. Wir müssen uns in eine Schlange einreihen und bekommen tatsächlich den Stempel mit dem Aufenthalt von 90 Tagen in den Pass. Wir erfahren, dass wir wegen des WoMo zur Aduaneiro an der Fronteira zurück müssen, nur dort können wir die erforderlichen Papiere bekommen. Fluchend setzen wir uns wieder in Bewegung und machen uns auf den Rückweg. Wir könnten denen den Hals umdrehen, weil sie uns dort einfach weggeschickt haben. Im strömenden Regen, nicht die Hand vor Augen sehend kommen wir wieder an der Grenzstation an. Dort ist aber immer noch keiner zuständig. Es ist eben Wochenende und der Sachbearbeiter ist nicht da, morgen früh um 8.00 Uhr vielleicht. Das haben wir noch nie erlebt. Weil Wochenende ist gibt es keine Importation. Also fahren wir wieder nach Corumbá. Wegen des illegalen Aufenthaltes von Burro machen wir uns keinen Kopf mehr, die wollen es hier ja nicht anders. Wir kaufen ein, essen gemütlich zu Mittag und hier endlich funktioniert das Internet einwandfrei. Der längst fällige Blog ist in null Komma nix gesendet. Wir finden sogar noch ein Hotel, was uns auf seinen Parkplatz lässt, da wir auf der Straße recht aggressiv von Kindern und Jugendlichen angemacht werden. Andauernd klopfen sie an die Tür und betteln. Selbst schimpfen hält sie nicht davon ab, es im halbstündigen Turnus immer wieder zu versuchen und sich dabei die Nasen an den Fenstern platt zu drücken. Sogar einen Stein haben sie sich untergelegt, damit sie besser herein schauen können. Nach dem Motto steter Tropfen höhlt den Stein. Doch auf dem grossen Parkplatz des Aguas do Pantanal Palace Hotels haben wir dann endlich unsere Ruhe. Am Sonntagmorgen strahlt die Sonne vom Himmel, der Zollbeamte ist pünktlich, spricht Englisch und wir bekommen die Einfuhrpapiere und noch viele gute Wünsche mit auf den Weg. Die Lebensmittel und Drogenkontrolle schaut auch nur weg und beim 1 Kilometer entfernten Militärposten werden wir durchgewunken. Es läuft alles wieder rund, Brasilien wir sind jetzt auch offiziel da!
Der Blick auf den Río Partguaí lockt uns doch noch einen Abstecher ins Pantanal zu wagen. Mal sehen, ob es noch klappt.