Dann endlich ist es soweit, schemenhaft aber immerhin können wir im Seegras die ersten Dugongs erkennen.
Sie kommen immer nur kurz zum Luftholen an die Oberfläche und schon sind sie wieder verschwunden. Es ist schier unmöglich sie einmal im Ganzen auf ein Foto zu bekommen. Die Tiere können bis zu 3,20 Meter lang und 420 kg schwer werden. Weil beim Säugen der Jungen Brüste sichtbar sind und sie einen Fischschwanz haben, wurden sie von den Seeleuten für Meerjungfrauen gehalten. Nachdem wir nun die Dugongs gesehen haben sind wir eindeutig der Meinung, dass die Seeleute wohl schwer besoffen gewesen sein müssen.Wegen der Dugongs haben wir die Tour gemacht. Wir haben sie gesehen und damit sind wir zufrieden, auch wenn ansonsten die Tierauswahl etwas dürftig war. So ist es eben in der freien Natur, sonst könnten wir ja gleich in einen Zoo gehen. Allerdings dass es so kalt werden würde hätten wir nicht gedacht. Obschon zusätzliche Jacken verteilt wurden waren wir zu Eisblöcken erstarrt, als wir den Katamaran endlich verlassen konnten. Ich hätte nie gedacht, dass man in einem von der Sonne aufgeheiztem Camper noch unter die Bettdecke kriecht um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Zu unserem Programm zählte noch eine Sonnenuntergangstour. Keine 10 Pferde würden mich wieder auf das Schiff bringen, doch Bernd lässt sich das natürlich nicht entgehen. Angezogen wie zu einer Arktiswanderung macht er sich wieder auf den Weg. Von den 42 Passagieren erscheinen nur noch acht. Wahrscheinlich liegen ein paar erfroren im Gelände herum. Bernd darf sich für ein Foto mal als Kapitän fühlen, doch so richtige Begeisterung für die Seefahrt will nicht aufkommen.
Shark Bay hat immer noch neue Überraschungen für uns. Shell Beach besteht, wie der Name schon vermuten lässt, aus Milliarden von weißen Herzmuschelschalen. Teilweise bis zu 10 Metern aufgetürmt. Eine unglaubliche Verschwendung der Natur. Der Kontrast vom weißen Strand zum azurblauen Meer und dem Himmel im gleißenden Sonnenlicht ist fast mit den Augen nicht zu erfassen.
Muscheln ohne Ende, da kann eine passionierte Muschelsammlerin schon mal ins Schwärmen kommen, denn natürlich gibt es auch noch andere Exemplare außer den Herzmuscheln. Sammeln und mitnehmen verboten! Ob da wohl ein paar Exemplare mehr oder weniger ins Gewicht fallen? Pah, es macht ja sowieso keinen Spaß wenn man die Dinger mit der Schaufel aufnehmen kann.
Wir verlassen die Halbinsel und machen uns weiter auf den Weg Richtung Süden. Wenn man wie wir einmal wochenlang und hunderte von Kilometern durch vertrocknetes Grasland gefahren ist, dann dringt es erst langsam ins Bewusstsein, wie bunt es um uns herum geworden ist. In WA gibt es mehr als 1.800 Wildblumenarten und genau jetzt ist Blütezeit. Zwar türmen sich so langsam die Tierbestimmungsbücher im Camper, aber mit den Blumen bin ich doch etwas überfordert. Dennoch haben wir unendlich viele Bilder davon gemacht und ab und an kann ich auch mit einem Namen punkten (wenn auch nur in englisch) wie hier bei der auffallenden Ashby´s Banksia
oder der Grevillea juncifolia aus der Familie der Proteen
Doch hier muss ich leider passen.
Auf der 24Stunden Galene Bridge Rest Area, so schön wie ein Naturcampingplatz und direkt am Murchison River gelegen, verbringen wir eine geruhsame Nacht, umgeben von vielen australischen Reisenden.
Die Einbuchtungen auf dem Sandsteinboden vor der Bank sollen angeblich die ältesten Tierfußspuren der Welt sein. Hinterlassen hat sie der Eurypterida, ein bis zu einem Meter großes Meeresraubtier (sieht irgendwie aus wie ein riesiger Skorpion) das vor 400 Millionen Jahren lebte.
Wir gehen den Wanderweg The Loop und erreichen das Natures Window, ein Fenster im Felsen, geschaffen von der Erosion durch Wind und Wetter.
Immer wieder schöne Ausblicke in die Schlucht
und natürlich nicht zu vergessen die Wildblumenpracht
in all ihrer Schönheit.
Nicht zu übersehen sind die Balgas (Grasbäume). Sie überstehen selbst Feuer, was ja in Australien gar nicht so selten vorkommt. Zwar verbrennen dann die Blätter (die wie Gras aussehen), aber der Stamm lebt weiter und treibt nach Regenfällen wieder neue Blätter aus. Im Moment stehen sie sogar in Blüte.
Im Park können wir nicht übernachten und fahren deshalb in die Stadt Kalbarri. Auf dem Weg dorthin haben wir das Glück einen Thorny Devil (Dornenteufel) mitten auf der Straße zu sehen. Damit er nicht überfahren wird bringen wir ihn auf die sichere andere Straßenseite. Der kleine Kerl liegt ganz ruhig auf meiner Hand, ist aber sichtlich erleichtert als er sich danach schnell im Gras verstecken kann. Obwohl er sehr häufig sein soll, ist und bleibt er das einzige Exemplar was wir zu Gesicht bekommen. Seine Tarnung im Gelände ist einfach zu perfekt.
Nach unseren eher schlechten Erfahrungen mit den rein touristischen Tierfütterungen aller Art, verzichten wir am nächsten Morgen auf das Spektakel der Pelikanfütterung, obschon diese sogar direkt vor unserem Campingplatz stattfindet und fahren lieber in aller Frühe zu den landschaftlichen Sehenswürdigkeiten in direkter Umgebung. An der Eagle Gorge verweilen wir eine ganze Weile, soll man doch von hier aus Wale beobachten können. Doch leider wollen sie sich uns nicht zeigen und so müssen wir uns mit dem Anblick des Red Bluffs und dem des Meeres begnügen. Was ja auch nicht zu verachten ist.
Natürlich gibt es auch wieder mal eine Natural Bridge.
Wir aber müssen weiter nach Cervantes und uns dort erst mal eine Platz auf dem Campingplatz sichern. Dann fahren wir mit der fast schon untergehenden Sonne in den Nambung NP. Wo es die bizarr geformten Kalksteinsäulen, die sogenannten Pinnacles zu sehen gibt. Die rosa Kakadus wollten sich eben mangels geeigneter Bäume hier zum Schlafen niedersetzen.
Die bizarren Kalksteinsäulen inmitten des gelben Sandes sind sehr vereinfacht ausgedrückt versteinerte Baumwurzeln. Die Vegetation starb mit der Zeit ab, der Wind trug den Sand fort und übrig sind nur noch die harten Kalksteine. Gerade mit dem letzten Sonnenlicht ein fantastischer Anblick.
Schon sind wir in der Nähe von Perth und besuchen den Yanchep NP. Diesmal sind wir verblüfft, was sich so alles NP nennen darf. Wir haben eher den Eindruck, dass das hier ein Vergnügungspark für die größte Stadt WA´s ist. Getrimmte Rasenflächen, Grills und Sitzbänke in riesiger Auswahl. Ein schlammiger See mit Enten und anderen Wasservögeln und ein Koala Freigehege. Was eher einem traurigen Zoo ähnelt. Koalas gibt es in freier Natur in dieser Gegend sowieso nicht mehr.
Wir hatten einen ganzen Tag für den NP eingeplant und entscheiden uns kurzfristig um. Es ist gerade mal Mittag und so können wir die Zeit nutzen um in einem großen Bogen um Perth herum ins Landesinnere zu fahren. Obschon wir meinen weit genug an der Stadt vorbei zu sein, kommen wir doch ewig nicht aus ihr heraus. So weitläufig sind die Außenbezirke bebaut. Für einen Tag haben wir die touristischen Strecken verlassen und sind auf einmal ganz ohne die üblichen Mengen von Wohnanhänger auf der Straße unterwegs. Es wird so einsam, dass es nicht einmal mehr 24Stunden Parkplätze gibt und nach 113 Kilometern auf dem Hwy. 40 sind wir gezwungen in dem gesichtslosen Kleinstädtchen Brookton den Gemeindestellplatz Stanwell Memorial anzufahren, da uns sonst die Dunkelheit überrascht. Zum ersten Mal auf dieser Reise frieren wir in der Nacht und jetzt wissen wir, warum wir ein elektro Heizöfchen im Camper haben, denn eine Gasheizung gehört nicht zur Ausstattung dazu. Es bleibt auch am nächsten Tag wolkig und kühl, allerdings ohne nennenswerten Regen. Der Regen, nachdem die Natur hier förmlich schreit. Sogar die Wildblumen haben sich hier noch nicht so entwickelt wie wir das in den letzten Tagen gewohnt waren. Die einzige Attraktion in dem Örtchen Corrigin ist der Hundefriedhof. Wo wir einen Pflichtstopp einlegen.
Erst auf dem Pfad zum Hippo´s Yawn (gähnendes Flusspferd) wird es wieder ruhiger. Soviel Zeit haben die Bustouristen nicht.
Noch im Gelände hören wir schon ein Tuckern. Auf dem Parkplatz sehen wir einen alten Lanz. Da würde jedem Treckerfan das Herz höher schlagen. Doch das Allerbeste ist der Campinganhänger dahinter. Leider ist vom Fahrer weit und breit nichts zu sehen, obschon der Schlüssel steckt und der Trecker lauthals grölt. Wir würden gerne mal mit ihm sprechen und erfahren was er so für Strecken am Tag zurück legen kann.
Die Nacht ist wieder eiskalt und das Öfchen hilft beim Aufstehen. Nach 650 Kilometern über Ravensthorp und Esperance sind wir wieder am Meer und haben den NP Cape Arid erreicht. Die Sonne meint es wieder gut mit uns, nur der Wind sorgt weiterhin für kühle Temperaturen. Dafür stehen die Wildblumen wieder in voller Blütenpracht. Wie hier unschwer an dieser Vertreterin der unzähligen Pea Arten zu erkennen
und an den weißen
und roten Augenschmeichlern.
Auf dem Naturcampingplatz der Thomas River Area mit Aussicht auf die Yokinup Bay am Cape Arid könnten wir ewig bleiben. Selbst als es am Abend so kalt wird, das nur noch ein Schlafsack und heißer Kaffee Wärme genug bieten.
Doch es geht weiter und auf der kurzen Fahrt zum Cape Le Grand NP sehen wir eine Menge Kängurus, Emus und die hier ach so ungeliebten Kaninchen. Sogar ein Fuchs quert den Weg, obwohl sie in den NP´s systematisch ausgerottet werden, da sie eine Gefahr für die heimischen Wildtiere darstellen und natürlich auch den Landwirten ein Dorn im Auge sind. Der Naturcampingplatz an der Lucky Bay ist nicht weniger schön als der gestrige, allerdings herrscht hier schon wieder Gewusel und in der Saison soll man hier ohne Voranmeldung keine Chance auf einen Platz haben. Jetzt allerdings sieht die Bucht fast unberührt aus.
Der granite bottlebrush hat auch einiges an Pollen zu bieten.
Purple flag
Yellow-winged Honeyeater (Weißaugenhonigfresser)
Auch wenn es bald der Blumen zuviel wird, so eine Pracht muss einfach festgehalten werden.
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