So weit die Fahrstrecken im Norden von WA auch waren um von einem Highlight zum Anderen zu kommen, so reihen sich hier im Süden die Nationalparks förmlich aneinander und wir können gar nicht so viele besuchen wie wir gerne möchten. Da der Stokes NP an der Strecke liegt und durch einen kurzen Umweg zu erreichen ist, nehmen wir ihn noch kurzfristig ins Programm auf. Immer auf Wale hoffend, die zu dieser Jahreszeit an den Küsten WA´s vorbei schwimmen. Schon die Anfahrt hat sich gelohnt, denn der von uns lange gesuchte Shingleback (Tannenzapfenskink) kreuzt sogar mehrmals unseren Weg.
Selbst schon im sicheren Gras zeigt er uns seine blaue Zunge und den roten Mund. Mehr kann er nämlich nicht tun um seine Feinde zu erschrecken. Bei uns wirkt das natürlich nicht und bei den Autofahrern sehr oft leider auch nicht.Vergeblich halten wir Ausschau nach Walen und obwohl die Infrastruktur mit Campingplatz, Grills, Toiletten und Picknicktischen ganz ausgezeichnet ist, sind wir mutterseelenalleine hier und bleiben es auch die gesamte Zeit. Wir erfreuen uns noch an der rot-grünen Kängurupfote und fahren dann lieber noch ein paar Kilometer über Ravensthorpe hinaus auf einen Parkplatz, den wir uns dann wieder mit anderen Reisenden teilen dürfen.
Morgens beschließen wir noch schnell einen Abstecher in den eher selten besuchten Fitzgerald River NP zu machen, obwohl es nur zwei für uns befahrbare Erdstraßen dorthin gibt. Also wieder über Ravensthorpe und dann 50 Kilometer bis Hopetoun. Da steht dann an der Straße ein Hinweis, dass die Zufahrt zum NP aus welchen Gründen auch immer ab hier gesperrt ist. In Hopetoun können wir nirgendwo fragen, denn alle Einrichtung wie Lokale, Geschäfte und private Touristenifo haben nur von 12.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet. Dafür aber 7 Tage die Woche (von solchen Arbeitszeiten träumt sicherlich auch manch einer). Dafür werden wir dann von den Galahs (rosa Kakadus) auf der imposanten Norfolktanne auch noch ausgelacht.
Hallo Ravensthorpe! Wir sind es schon wieder und jetzt halten wir auch endlich mal an. Das Gemälde an der Supermarktwand erzählt uns von früheren Zeiten. Es ist tatsächlich so, dass afghanische Kameltreiber 1800irgendwann hier als Arbeiter tätig waren.Sie brachten ihre Dromedare für die Lasten und Arbeit mit. Als die vollendet war, ließen sie die Tiere einfach frei. Heute gibt es geschätzte 400.000 Dromedare in Australien. Die weltweit höchste freilebende Population und die Warnschilder „Achtung Kamele“ haben schon ihre Berechtigung. Nach Möglichkeit werden sie jetzt eingefangen und als Touristenattraktion vermietet oder sogar in arabische Länder exportiert, da sie mangels natürlicher Feinde der heimischen Flora ganz schön zusetzen. Die Blüte der Waratah Banksia übertrifft mit ihrer Größe alles bisher dagewesene und ist für die Nektar fressenden Vögel der reinste Gaumenschmaus. 100 Kilometer auf dem South Coast Hwy. und dann haben wir die Quiss Road, den zweiten Zugang zum Fitzgerald River NP erreicht. Jetzt liegen 63 Kilometer Waschbrett vor uns. Lichtblicke sind die vielen Skinke die unseren Weg kreuzen und die wirklich wunderbare Wildblumenpracht am Wegesrand. Es gibt hier sogar eine ganz besondere Pflanze, die Royal Hakea (Königs-Hakea), die nur in den Nationalparks gedeiht. Weil die Böden derart nährstoffarm sind, entzieht die Pflanze um zu überleben ihren eigenen Blättern die Nähstoffe, woraufhin diese sich dann verfärben. Alle Versuche sie in Gärten anzusiedeln scheitern daran, dass die Pflanzen dort nur gewöhnlich grün bleiben. Am Point Ann halten wir wieder mal vergeblich Ausschau nach Walen. Dafür weht der starke Wind Bernd das Käppi vom Kopf und es landet unwiederbringlich direkt im Meer. Da die Devils Creek Road ohne Vorwahrung gesperrt ist (So langsam dämmert es uns warum der NP so selten besucht ist. Erst kommt man nicht rein und wenn man drin ist nicht mehr raus)müssen wir die gesamten 63 Kilometer zurück holpern. Es wird schon dunkel und ein Parkplatz am South Coast Hwy. kommt da wie gerufen. Wir haben so viele Kilometer zurück gelegt und sind im Grunde genommen gerade mal 60 Kilometer weiter gekommen. Auch der nächste Tag beginnt zunächst mal mit einer Enttäuschung. Wir wollen in Ongerup das Malleefowl (Thermometerhuhn) Visitor Center besuchen. Das hat ausgerechnet Dienstags geschlossen. So müssen wir etwas verbotswidrig um die Anlage herum schleichen um wenigstens einen kurzen Blick auf den vom Aussterben bedrohten Vogel zu werfen. Er hat eine für Hühner einzigartige Methode seine Jungen auszubrüten. Das Vogelpärchen baut einen Komposthaufen als eine Art Brutkasten. Im Inneren muss die Temperatur immer bei 33° liegen. Das überprüft das Männchen mit seinem Schnabel. Wenn die Jungen schlüpfen, bleiben sie sich selber überlassen und fallen so sehr oft den Wildkatzen und Dingos zum Opfer. Schnurstracks fahren wir weiter zum Stirling Range NP. Es ist die einzige Gebirgskette WA´s mit Hochgebirgscharakter. Hier können im Winter auch mal Schneeflocken fallen. Direkt am Parkplatz entdecken wir die von uns schon so lange gesuchte Southern Cross. Der Bluff Knoll misst 1.073 Höhenmeter und kann von hier erwandert werden. Alleine bei dem Gedanken schmerzen Bernd schon die Knie. Da schlagen wir uns lieber ins Gelände und suchen Orchideen. Wenn das so weiter geht werden wir doch noch zu Experten. Hier die Cowslip Orchid. Was hat das hübsche Pflänzchen bloß mit einer Kuhlippe gemeinsam? Bei der Spider Orchid kann man sich schon eher eine Spinne vorstellen.Wir kriegen mal wieder den Hals nicht voll und schon sind wir auf dem Weg zum Porongurup NP. Endlich einmal gibt es richtigen Wald, was in WA durchaus eine Seltenheit ist. Trotz des üppigen Grün gibt es hier nur halb so viele Pflanzenarten wie in der Stirling Range aber mit 750 Unterarten doch noch reichlich genug. Als erstes fällt uns diese Blume auf, für die wir wieder mal keinen Namen haben.
Die 32.000 Einwohner zählende und am King George Sound gelegene Stadt Albany ist wirklich hübsch. Meistens lassen wir ja die Städte links liegen, aber hier lohnt es sich zu bummeln. Es gibt schöne alte Holzhäuser, nette kleine Geschäfte und eine gute Auswahl an Supermärkten, die auch mal ihren Namen verdient haben.
Die Torndirrup Peninsula und NP in direkter Umgebung Albanys hat dramatische Küstenabschnitte zu bieten. Die tosenden Wellen hinterlassen interessante Felsformationen im Granitgestein. Wie hier zum Beispiel die Natural Bridge.
Danach begeben wir uns auf die Nordseite des King George Sounds zum Walbeobachtungsplatz. Auch heute keine Wale, dafür sehen wir aber wenigsten noch einen einsamen Seelöwen.
Der Skink ist der Meinung er wäre ebenso interessant wie ein Wal und wartet geduldig mit uns zusammen auf die Dinge die da wohl nicht mehr kommen.
Zum Übernachten fahren wir weiter in den Waychinicup NP. Dort stehen wir wunderbar auf dem Naturcampingplatz am Inlet. Der ist zwar eigentlich nur für Zelte gedacht, doch unser Camper findet noch ein passendes Eckchen. Die Campinggebühr sollte von einem Ranger eingesammelt werden, doch wegen uns und einem weiteren PKW macht sich keiner die Mühe. Dafür bekommen wir Besuch von einem Southern Brown Bandicoot (Kurznasenbeutler). Was uns dann ehrlich gesagt auch viel lieber ist.
Wir müssen nun zurück nach Albany um von dort aus Richtung Denmark zu fahren. Der kleine Ort wurde von Sägewerksbesitzern gegründet, die es schafften innerhalb von 10 Jahren den gesamten Wald der Umgebung zu verarbeiten. Heute ist Denmark ein bei Rentnern und Familien gleichermaßen beliebter Wohnort. Wir fanden am Besten die Sweet Factory mit einem traumhaften Eis. Wir wissen jetzt wie es geht und werden es zu Hause gelegentlich mal ausprobieren. Damit der restliche Wald nicht auch noch vollständig den Sägen zum Opfer fällt, reiht sich nun NP an NP, die zusammenfassend die Walpole Wilderness Area bilden und 3.633 km° groß sind. Es ist eine Mischung zwischen Naturschutz und Touristenattraktion. Regelrechter Andrang herrscht am Tree Top Walk. Hier kann man auf schwankenden stählernen Laufstegen 600 Metern langsam ansteigend in 40 Metern Höhe zwischen den Karribaumwipfeln herumspazieren. Wer nicht schwindelfrei ist, bleibt auf dem Boden, geht den Anicent Empire Walk und schaut sich das ganze eben von unten an.
Unser Camper ist ganz schön geschrumpft angesichts der Baumriesen rings um uns herum.
Obschon er vollkommen hohl ist, lebt dieser uralte Rot-Tingles Baum immer noch.
Der Gigant Tingle Tree hat 24 Meter Umfang, keine Krone mehr und besteht nur noch aus Fragmenten, aber auch er lebt noch.
Es wird dunkel und wir brauchen einen Übernachtungsplatz. Zwar kommen wir durch den Ort Walpole, aber wir entscheiden uns wieder mal für einen Parkplatz, wo wir neugierig von einem kleinen Beutler beäugt werden.
Im Warren NP führt eine idyllische Piste vorbei an majestätischen Baumriesen zum Dave Evans Bicentennial Tree. Der Karribaum ist 75 Meter hoch und in seiner Krone befindet sich eine bis zu 1,50 Meter schwankende Aussichtsplattform.
Auf 130 in den Baum geschlagenen Stahlnägeln kann man mühevoll bis zur Plattform hinauf klettern.
Außer Frage steht hier wer mal wieder mehr Angst hat, die die unten bleibt oder der der rauf klettert.
Im Gloucester NP gibt es einen ähnlichen Baum. Dem ursprünglich 70 Meter hohen Gloucester Tree wurde die Krone abgeschlagen und darauf eine hölzerne Kabine gesetzt. Von dort hat man einen 360° Rundblick und das diente der Feuerwehr als natürlicher Aussichtsturm zur Überwachung von Waldbränden. Heute nur noch Kletterbaum für Touristen und anscheinend ein Kinderspiel.
In unseren Tierbestimmungsbüchern wurde die Tone Perrup Nature Reserve öfter als letztes Rückzugsgebiet für vom Aussterben bedrohte Tierarten erwähnt. Allerdings haben wir keine Information darüber wo sie genau liegt, bzw. wie man eigentlich hin kommt. Unsere Reiselektüre lässt uns einfach im Stich. Auch vor Ort ist nicht an Info-Material zu kommen. Wir versuchen es schon seit Pemberton. Die Touristeninformationen verweisen uns an den CALM, der CALM an die Touristeninformation. Es ist als würden wir einem Phantom nachjagen. Erst in Manjimup kommen wir der Sache näher. Zwar bekommen wir nur eine vage Karte und den Hinweis: It´s pretty wild there! Jedoch wissen wir jetzt, dass es zwei Forstwege durch das ansonsten unwegsame Gelände gibt. Wegen des Numbats nehmen wir es auf uns den Umweg dorthin zu fahren. Endlich am Ziel fängt es an wie aus Kübeln zu regnen. Die Erdstraße wird zur Schlammpiste und fordert die volle Konzentration des Fahrers. Natürlich sehen wir nichts. Kein einziges Tier lässt sich bei solch einem Regen auch nur Ansatzweise blicken. Vom Numbat ganz zu schweigen. Wir verzichten auf die Übernachtung hier (was sowieso nicht ganz legal gewesen wäre) und auch auf die Rückfahrt über den zweiten Forstweg. Der Numbat ist ganz aktuell vom Aussterben bedroht und man versucht im Rahmen eines Programmes ihn zu retten. Damit ihr wisst von was für einem niedlichen Geschöpf wir hier eigentlich reden, hier sein Bild, das wir später im Zoo von Perth aufgenommen haben.
Wir übernachten am Glen Mervyn Dam direkt neben dem See. Jetzt haben wir Wasser von oben und als Aussicht. Es ist der erste Regentag der kein Ende nehmen will. Auch am nächsten Tag bleibt der Himmel wolkenverhangen. Dafür bekommen wir aber als Trostpreis den Rotschwanz-Kakadu vor die Linse.
Unser Australien Aufenthalt neigt sich langsam dem Ende entgegen und so begeben wir uns unverzüglich nach Fremantle. Einer an sich eigenständigen Stadt, deren Grenzen sich aber zwischenzeitlich mit dem Moloch Perth vermischt haben. Von hier aus wollten wir ursprünglich mit der Fähre nach Rottnest Island übersetzen. Dort gibt es keine Autos, das Fortbewegungsmittel ist das Fahrrad. Die Attraktion aber sind die Quokkas. Die kleinsten Kängurus des Kontinents. Fälschlicherweise hielt der Entdecker der Insel sie für riesige Ratten, daher hat sie ihren Namen. Doch es will einfach nicht mehr aufhören zu regnen und zu stürmen. Schweren Herzens entscheiden wir uns gegen die Überfahrt und besuchen statt dessen am nächsten Tag den Zoo von Perth um die Quokkas noch zu sehen. Hier werden wir nicht enttäuscht.
Wir treffen noch einen alten Bekannten, den Tasmanischen Teufel. Der ewig übellaunige und extrem bissige Kerl zeigt sogar noch im Halbschlaf seine Zähne. Gerne denken wir da an unseren Aufenthalt vor vier Jahren in Tasmanien zurück, wo wir ihn in freier Wildbahn zwar nie zu Gesicht bekamen, aber immerhin in den Nächten ab und an sein zänkisches, unheimlich Gekreische hörten. Das hat die frühen Siedler derart erschreckt, dass er so zu dem Namen Teufel gekommen ist.
Zufällig über ein Skype-Gespräch erfahren wir, dass unsere Freunde Vroni und Theo (wir kennen uns seit der ersten Südamerika Reise) genau jetzt in Perth angekommen sind und nun auch WA erkunden wollen. In entgegengesetzter Richtung wie wir. Also kommen sie mit den Freuden Hans und Ingrid, die sie auf dieser Reise begleiten werden zu uns auf den Campingplatz. Da ist die Freude groß. Sie haben erst heute Nachmittag ihren Camper bekommen und noch keine Zeit zum Einkaufen gehabt. Da bietet es sich wunderbar an aus unseren Restbeständen ein einfaches Mahl zu bereiten. So ist allen gedient. Wir haben keine Restbestände mehr und ein netter Abend wird es auch.
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