Dann haben wir das Fiordland erreicht mit seinen archaischen Berglandschaften.
Ausgangspunkt für die Fahrt zum Milford Sound ist der äußerst touristisch geprägte Ort Te Anau. Für heute ist es zu spät und so erkundigen wir uns bei der Information ausführlich nach Touren, Befahrbarkeit der Straße und Wetterbericht. Denn pünktlich zu unserem Besuch hier wurde es kalt und regnerisch. Das Wetter soll sich die nächsten drei Tage nicht mehr bessern und so ziehen wir uns erst einmal auf die Queen Reach Conservations Area am Waiau River zurück. Am nächsten Morgen sieht die Welt auch nicht besser aus. Nach einiger Überlegung entschließen wir uns nicht länger zu warten, sondern wenigstens heute schon die 120 Kilometer bis nach Milford zu fahren und uns dann vor Ort zu entscheiden, ob wir nun die Schiffstour machen oder nicht. An der Strecke gibt es zahllose Aussichtspunkte die über kürzere oder längere Wanderungen zu erreichen sind. Wie hier zum Beispiel der Mirror Lake mit den Southern Alps im Hintergrund.
Am Monkey Creek randaliert es auf unserem Dach. Ich öffne die Tür und ein frecher Snow Parrot/Kea schaut herein. Er hat bereits ein paar große Stücke aus unserer rückwärtigen Türisolierung gerissen und will nun munter sein Werk fortsetzen. Wenn man ihn verjagt, hackt er mit seinem Schnabel nach einem. Egal, wir freuen uns seine Bekanntschaft zu machen.
Was wollt ihr denn? Ich bin doch sooo lieb!
Wir fahren durch den engen, feuchten etwas unheimlichen Homer Tunnel und vom Wandertrail The Chasm kommen wir zu der bizarren Schlucht des Cleddau Rivers.
Prächtige Farnbäume bilden den Unterbewuchs des kalten Regenwaldes auf den restlichen Kilometern bis Milford.
Im Besucherzentrum erfahren wir, dass es jederzeit möglich ist eine der Schiffstouren zu buchen, es gibt derzeit immer freie Plätze. Wir überlegen die Nacht hier zu verbringen. Am Spätnachmittag klart es etwas auf und in den Reiseführern steht, dass hier im Jahr 6 Meter Regen fällt und tägliche Regengüsse so gut wie garantiert sind. Was sollen wir also noch weiter warten. Wir nehmen das nächstbeste Schiff und fahren hinein in den Milford Sound. Gespenstisch hängen die Nebelschwaden an den Hängen.
Es wird immer dunkler und mystischer zwischen den steilen und wettergegerbten Klippen.
Die Seehunde sind das Wetter und die neugierigen Besucher gewohnt und lassen sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen.
Auf der Höhe der Stirling Falls scheint plötzlich wieder die Sonne und beschert uns sogar noch einen Regenbogen und den auf dem Vorderdeck stehenden Leuten nasse Kleidung, so stark ist die Gicht des Wasserfalls in die der Kapitän natürlich auch noch voll hineinfährt. Das Unterwasserobservatorium wurde von einem Sturm aus seiner Verankerung gerissen und kann derzeit nicht mehr besucht werden.
Der 1.692 m hohe Mitre Peak ist zum guten Schluss fast bis zu seinem Gipfel hinauf zu erkennen.
Froh, dass wir doch noch gefahren sind und es entgegen aller Erwartungen eine sehr beeindruckende Tour war, machen wir uns wieder auf den Rückweg nach Te Anau und verbringen eine weitere Nacht auf der Conservations Area.
Der 85 Kilometer lange Lake Wakatipu ist so schön, dass wir uns immer wieder zum Anhalten gezwungen sehen. So erreichen wir erst am Nachmittag Queenstown, die sogenannte Adrenalinhauptstadt Neuseelands. Angeblich wurde das Bunjejumping hier erfunden. Doch das reicht heute nicht mehr, es muss der Shotover Canyon Swing sein. Zuerst stürzt man sich 60 Meter in die Tiefe um dann mit 150 Stundenkilometern quer durch die Schlucht geschwungen zu werden. Da sind Drachen- und Fallschirmspringen ja schon eher langweilige Vergnügungen. Doch man kann auch einen Tandemsprung aus einem Flugzeug machen und im freien Fall bei 200 Stundenkilometern Geschwindigkeit in die Tiefe rauschen. Erst ganz unten öffnet sich dann ein Fallschirm. So kann man die Angst umarmen, wie der Werbespruch des Veranstalters so schön heißt. Es wimmelt hier nur so von jungen Leuten die hunderte von NZD dafür ausgeben solche Erfahrungen zu machen. Für die älteren bleibt dann nur noch der Shotover Jet, der 360° Drehungen in voller Fahrt ausführt und in einem Affenzahn an den Felswänden vorbeischrammt. Was mit einigem Geschrei der Teilnehmer quittiert wird.
Da fahren wir doch lieber weiter nach Arrowtown und bummeln durch den hübschen und ruhigen Ort mit seinen 1.700 Einwohnern. Die Gebäude stammen größtenteils noch aus der Pionierzeit um 1860 als hier am Arrow River Gold gefunden wurde.
Weit weniger luxuriös sind die Hütten der ehemaligen chinesischen Siedlung aus dem gleichen Zeitraum. Die Chinesen durften seinerzeit nur dort nach Gold suchen, wo andere es bereits aufgegeben hatten. Dementsprechend gering war der Erfolg.
Weiter durch die Cordona Ski Gebiete am Mount Cordona, Wanaka und dem Lake Hawea landen wir im Mount Aspering NP. Die Landschaft zu beschreiben wäre eine fortwährende Wiederholung des Bisherigen. Neuseelands Südinsel ist so schön, hat so viele Seen, Berge und Wasserfälle das man einfach nicht anders kann als immer wieder aufs Neue zu schauen und zu staunen. Jedoch auch wir verlieren so langsam den Überblick, weil sich die Bilder irgendwann alle ähneln. Immer wieder machen wir kleinere Wanderungen zu besonders markanten Stellen, wie zum Beispiel die sogenannten Blue Pools, die man über zwei Hängebrücken hinweg erreichen kann.
Immer umgeben von undurchdringlich wirkendem Regenwald
und begleitet von vielstimmigen Vogelgezwitscher. Hier badet der Tomtit/Miromiro ungeniert ganz in unserer Nähe.
Fast unbemerkt queren wir den Haast Pass. Wir fahren die verschiedensten Nebenstraßen wegen der schönen Landschaft (z.B. den Red Hills) um dann endlich in dem verschlafenen Nest Jackson Bay zu landen. Alles ist hier geschlossen vom Imbissstand („In the Wintertime“, wann die hier wohl endet?) über den direkten Zugang zum Wanderweg bis hin zur Fischfabrik. Dafür sehen wir Seelöwen, Seehunde und Delfine.
Da machen wir unser Essen gerne selber und stehen in der Sonne auf Beobachtungsposten.
Bei Okuru wandeln wir auf dem Hapuka Estuary Walk, der uns auf kurzer Strecke allerhand Überraschungen bietet. Zunächst müssen wir uns mit Blumen begnügen (Ob das wohl eine Art Klematis ist?).
Den Fantail/Piwakawaka (Fächerschwanz) haben wir schon lange im Visier und erst jetzt ist er mal so gnädig uns den Fächer auch in voller Schönheit zu zeigen.
Der Parson Bird/Tui ein Vertreter aus der Gattung der Honigfresser war da schon wesentlich schwerer zu ergattern. Die weißen Federn auf seiner Brust blähen sich bei jedem Ruf auf und seine Stimme hallt regelrecht durch den Wald. Immer gut zu hören, doch so gut wie nie zu sehen.
Die Wood Pigeon/Kereru (Waldtaube) ist mit ihren 51 cm Größe ein richtiges Schwergewicht.
Zu guter Letzt läuft uns noch das Swamp Hen/Pukeko, eine Rallenunterart und nahe verwandt mit dem Takahe, über den Weg.
Über den Ort Haast kommen wir zum Ship Creek Point und von dort zum Swamp Forest Walk.
Immer noch haben wir nicht genug und so wandern wir am späten Abend vom Lake Moeraki durch dunklen Urwald eine ¾ Stunde zum Monroe Beach an der Tasman See. Die mal wieder kräftig am Ufer nagt. Dort soll man Fjordland Crested Pingunie/Tawaki sehen können. Dummerweise haben wir weder an Taschenlampen noch ausreichend Mückenschutz gedacht. Wir lassen uns am Strand nieder und warten auf die Dinge die da kommen. Da es noch nicht ganz dunkel ist, lassen sich die Pinguine noch nicht blicken. Dafür fallen aber die Sandfliegen massenhaft über uns her. Als wir es nicht mehr aushalten können machen wir uns schweren Herzens auf den Rückweg. Na, ja 1 ½ Stunden Abendspaziergang soll ja gesund sein. Schon im Dunkeln kommen wir am Lake Paringa zu einem Schlafplatz.
In Neuseeland kann man auf kurzer Distanz Gegensätzliches erleben. So machen wir wieder einen Schlenker und schon sind wir im ewigen Eis. Zuerst ist der Fox Gletscher an der Reihe.
Der Franz-Josef-Gletscher ist einer Maori Legende zu folge aus den Tränen eines Mädchens entstanden, dessen Geliebter hier zu Tode stürzte.
Übrigens sind sind wir an den Gletschern wieder voll im Touristenrummel. Die Rugby Fans, hauptsächlich aus Irland ziehen in Gruppen durchs Gelände. Da machen wir uns schnell davon. Vorbei an der Okarito Lagoon, Hari Hari und dem etwas merkwürdigen 2 Personen Ort Pukekura. Hier steht alles unter dem Motto: Rettet einen Baum, tötet ein Possum. Das wollen wir erst gar nicht sehen und fahren wieder schnurstracks ans Meer.
Hier war bestimmt kein Possum am Werk, sondern der raue Wind von der Tasman Sea.
In Hokitika dreht sich alles um Jade und die daraus gefertigten Gegenstände. Hier kann man richtig viel Geld los werden. Deshalb hat Bernd es geschickter Weise so eingerichtet, dass wir erst nach Geschäftsschluss ankommen.
Wir suchen Goldsborough und dort die Shamrock Creek Amenity Area für unsere Übernachtung. Hier wurde früher Gold gewaschen und man kann auch heute sein Glück noch versuchen. Vielleicht finden wir ja was und können dann noch mal nach Hokitika zum Einkaufen fahren. Irgendwie ist die Beschreibung der Zufahrt unglücklich und so kreisen wir erst mal 40 Kilometer durchs Hinterland, nur um dann vor dem bis zum 4. November geschlossenen Platz zu stehen. Doch es sollte wohl so sein, den ausgerechnet hier läuft uns ein Bush Hen/Weka (Buschhuhn) über den Weg bzw. vor die Kamera.
1 Kommentar:
Hallo ihr zwei Teilzeitkiwis, Euer Blog ist wirklich schön und sehr aufwendig gestaltet. Viele Grüße aus Nelson und dem Abel Tasman Track (braucht ihr nicht laufen) Zu viel schöne Gegend hier oben. J+A
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