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Freitag, 11. November 2011

Neuseeland IV: Nordinsel von Wellington kreuz und quer nach Rotorua und dem Waikite Valley


Der Regen will nicht aufhören und selbst als wir in den Hafen von Wellington (Neuseelands 164.000 Einwohner große Hauptstadt) einfahren, können wir kaum etwas von der Umgebung erkennen. Allerdings liegt die Stadt auch an einer der ungemütlichsten Ecken der Nordinsel und trägt treffender Weise den Beinamen „Windy“ Wellington. Doch ganz so wüst hätte sie uns doch wirklich nicht empfangen müssen.











Zudem ist das von uns wegen der Regenmassen quasi im Blindflug angesteuerte und direkt am Kai gelegene Motorcamp auch noch total ausgebucht und wir müssen in einen Außenbezirk ausweichen. Zunächst überlegen wir allen Ernstes ob wir Wellington somit ganz aus unserer Liste streichen, dann reservieren wir uns doch noch einen Platz für den nächsten Tag im Motorcamp und ziehen uns für den Rest des Tages auf unseren Stellplatz am Capital Gateway Motor Inn zurück. Da das Motel ein Restaurant hat, können wir uns wenigstens mit leckerem Essen trösten. Am nächsten Morgen sieht die Welt immer noch wolkenverhangen, jedoch immerhin trocken aus. Ab 10.00 Uhr belegen wir unseren Stellplatz im Waterfront Motor Camp und fangen unseren Stadtrundgang mit dem Parlamentskomplex an, wobei das auffallendste Gebäude sicher der sogenannte Beehive (Bienenstock) ist.













Die belebten Einkaufsstraßen entlang schlendernd, genießen wir es wieder einmal richtig im Trubel zu sein. Wir wissen schon gar nicht mehr wie es sich anfühlt sich unter so vielen Menschen zu bewegen. Mit der Cable Car geht es steil bergauf in den Stadtteil Kelburn, von wo wir eine schöne Aussicht über die Stadt haben.









Jetzt können wir gemütlich durch den Botanischen Garten wieder ins Zentrum mit seinen quirligen Einkaufsstraßen, Cafés und Restaurants zurück laufen. Wenn es nicht regnet ist Wellington also durchaus sehenswert. Den gesamten Spätnachmittag bis hin zum Abend verbringen wir im Te Papa, was als „das Museum“ Neuseelands bezeichnet wird. Es gibt hier von allem was: Von Maori-Geschichte über virtuelle Simulationen bis hin zum Erdbebenfeeling.









Es ist schon dunkel als wir wieder im Camper sind und die ganze Nacht fahren Autos und Züge durchs Schlafzimmer. So ist das eben in einer Großstadt und wir sehnen uns zurück in die Einsamkeit. Außerdem regnet es schon wieder und so bewegen wir uns Richtung südlichstem Ende der Nordinsel. Nachdem der Großraum Wellington mit reichlich Autoverkehr hinter uns liegt, befahren wir eine Bergstrecke und mit jedem weiteren Kilometer wird es einsamer. Wir befinden uns im Wairarapa und es gibt tatsächlich noch eine Steigerungsmöglichkeit in Sachen Schafe. Schafe, Schafe, Schafe so weit die Augen reichen. Auf der West Lake Road immer entlang am Lake Wairarapa landen wir wieder an der Cook Street. Auf der unbefestigten, 5 Kilometer langen Straße zum Corner Creek Rimutaka Forest Park kommen bei uns mal wieder Südamerikagefühle auf. Manchmal können wir nicht einmal mehr erkennen, wo der Weg weiterführt als wir insgesamt dreimal durch das Steinbett von Bachläufen fahren.








Auf dem DOC Campingplatz sind wir vollkommen allein (hatten wir uns gestern noch gewünscht), es regnet und stürmt und diese Schilder machen uns auch nicht unbedingt glücklicher.










Was wenn das den Rest des Tages so weiter regnet? Kommen wir dann überhaupt noch zurück? Also fahren wir kurz entschlossen wieder weg. Schade ist es schon, denn die Landschaft ist unglaublich wild hier und unter anderen Voraussetzungen hätte es uns gut gefallen ein paar Tage zu bleiben. Doch es gibt ja noch andere schöne Ecken. Am Ende der Gravelroad sehen wir das Schilde 4x4, was wir bei der Hinfahrt wohl irgendwie übersehen haben. Ist ja noch mal gut gegangen! Wir halten uns Richtung Lake Ferry und auf der Putangirua Secinic Reserve finden wir einen freundlicheren Übernachtungsplatz und diesmal haben wir auch Gesellschaft. Am Morgen hört es endlich auf zu regnen und wir können uns aufmachen zur Wanderung zu den Putangirua Pinnacles. Der Wanderweg geht durch ein Bachbett und muss sich mehr oder weniger selber gesucht werden. Um einigermaßen trockenen Fußes durch zu kommen, will Bernd an einer Stelle ein paar Steine umlagern und hat dabei eine Begegnung der unheimlichen Art. Wir sind gar nicht so sicher, ob diese Spinne überhaupt hier sein dürfte.










Die Pinnacles entstanden durch Regen, der Sand und Schlamm weg gewaschen hat und die darunter liegenden festen Schichten freilegte. Im übrigen ist das hier auch wieder eine Kulisse aus dem Herr der Ringe Film, hier ritt Aragorn auf den Pfaden der Toten.









Wir steigen vom Flussbett mühevoll steil bergauf und über eine Unzahl von Treppen zu einer Aussichtsplattform. Von hier haben wir noch einmal einen schönen Überblick über das Gelände.











Nach wenigen hundert Metern ist unser Rundweg abrupt zu Ende. Der Hang ist abgerutscht und kein Weiterkommen mehr möglich. Also müssen wir zurück und Bernd versucht sich dann mit einem Salto Mortale. Wobei er anstatt Mitleid zu ernten auch noch von der Ehefrau ausgelacht wird. Das Leben kann so hart sein!









Jetzt wollen wir natürlich auch noch zum südlichsten Punkt, dem Cape Palliser. Die Straße dorthin ist Gravel, gut zu befahren und die vielen Blumen am Wegesrand sind uns eine Freude.









Außer dem kleinen Ort Ngawi, bei dem nur die verrosteten Trecker am Strand in Erinnerung bleiben, gibt es hier lediglich so eine Art Wochenendbebauung und ansonsten wirkt alles recht ausgestorben. Bis auf die Touristencamper natürlich.

250 Stufen geht es hinauf zum Leuchtturm des Cape Palliser. Die müssen natürlich erstiegen werden und wenn einem auch die Zunge zum Halse heraus hängt bis man oben ist. Dafür hat man dann eine schöne Aussicht auf die Cook Street und die umliegende Felsenlandschaft.

Wer meint runter ist einfacher, der muss nur mal nach unten schauen.











Die Neuseelandfellrobben leben hier in großen Kolonien und nehmen es gelassen wenn sie mal wieder als Fotomotiv herhalten müssen. Gähn, was willst du? Bring mir lieber einen Fisch!










Auf dem Rock Point, einem schmalen Felsvorsprung der von drei Seiten vom Meer umspült wird, können wir aus nächster Nähe die Robben bei ihrem Spiel beobachten.Wir nehmen unsere Stühle nach draußen, verhalten uns still und die Robben nehmen schon bald keine Notiz mehr von uns oder manche kommen sogar neugierig bis auf wenige Meter heran.









Wir haben Logenplätze auf die Tierwelt und brauchen nur noch darauf zu warten, ob der Stein wohl bald von der Felsspitze herunterfällt.









Da biete es sich doch an gleich hier die Nacht zu verbringen. Weit und breit ist kein Verbotsschild in Sicht und außer einem weiteren Camper mit einer deutschen Touristin auch sonst niemand mehr. Die Frau bespricht sich mit uns und wenn wir hier bleiben, will sie es auch tun. Das kurz nach Sonnenuntergang Wind aufkommt stört uns jetzt noch wenig. Immer noch lauschen wir auf die Robben und die Wellen, die mittlerweile kräftig gegen die Felsen schlagen. Dann kommt Sturm auf. Wir werden im Camper gerüttelt und geschüttelt und das Wasser schwappt über die Felsen mit einem unglaublichen Getöse. Zuerst versuchen wir noch näher an die Felsen zu kommen, was in der absoluten Dunkelheit und dem unebenen Gelände gar nicht so einfach ist. Die Frau macht es uns nach. Später stellen wir uns in den Wind, vielleicht hilft das! Nein, es wird immer schlimmer. So gegen 2.00 Uhr haben wir immer noch kein Auge zugemacht. Wir hören die Frau weg fahren. Da kann wohl noch jemand nicht schlafen. Was einer Landratte so alles durch den Kopf geht, wenn sie mitten im Sturm und von drei Seiten vom Meer umgeben ist, kann sich jeder gerne selber ausmalen. Gegen 2.30 Uhr halten wir das nicht mehr aus. Auch wir verlassen den Felsvorsprung nur wohin jetzt? Unterwegs begegnet uns die Frau wieder, sie hat noch keinen Platz gefunden. Wir fahren gemeinsam auf den Parkplatz vor dem Leuchtturm. Hier ist campen ausdrücklich verboten, was uns in diesem Moment wirklich Jacke wie Hose ist. Der Berg hält den gröbsten Wind ab. Zwar werden wir auch hier noch ein wenig gerüttelt, aber weitaus nicht mehr so schlimm wie vorher und vor allem haben wir das Meer nur noch auf einer Seite. Endlich fallen wir in einen tiefen Schlaf und werden erst nach 9.00 Uhr von der strahlenden Sonne geweckt. Kein Lüftchen bewegt sich mehr.
Über Greytown (Wir hätten gerne die Wanderung zum Honeycomb Rock gemacht, doch der Weg führt stundenlang über das Privatland der Glenburn Station und der ist wegen lambing derzeit verboten, auch das Visitor Infocenter kann uns keine Genehmigung einholen.), Carterton und Masterton fahren wir noch 68 Kilometer weiter nach Castlepoint und sind somit zum ersten Mal nach langer Zeit wieder am Pazifik. An der Badebucht fallen zuallererst die Boote auf, die hier nur mit einer Zugmaschine aus dem Wasser geholt werden können.









Vom Leuchtturm hat man einen guten Überblick auf die Felsen und das Riff, die an manchen Stellen das Wasser hindurch lassen und bei Flut ist die seichte Bucht dann gar nicht mehr so seicht.








Kolonien von White Frontet Tirns/Taras nisten in den umliegenden Felsen und paddeln im warmen Wasser herum.











Autos fahren über den Strand, Seile hinter sich herziehend an denen Bretter befestigt sind und auf denen Kinder (oder auch kindgebliebene Erwachsene) sitzen und sich über den Sand ziehen lassen. Wenn es dann ab und an ins Wasser geht ist das Gekreische groß. Der Castle Rock thront über allem und nimmt es gelassen hin.










Nachdem wir einige Zeit mit Strandwandern verbracht haben, beschließen wir nach Masterton zurück zu fahren. Wir hatten bei der Herfahrt an der Brücke über den Ruamahanga River einen Platz entdeckt, der sich für eine Übernachtung eignen würde und außerdem bietet die Stadt noch Einkaufsmöglichkeiten. Zwar steht an der Percy Reserve der Hinweis, dass das Tor über Nacht geschlossen wird, da aber schon zwei weitere Camper da sind lassen wir es darauf ankommen. Tatsächlich wird das Tor geschlossen, aber nur damit in der Nacht keine Autos mehr herumfahren können. Was uns ja wegen der Nachtruhe nur recht sein kann. Von hier aus machen wir tags darauf einen Abstecher zum 30 Kilometer entfernten Pukaha Mrt. Bruce National Wildlife Center. Einem wichtigen Schutzgebiet für einheimische Tierarten, was also überwiegend Vogelwelt bedeutet. Es gibt ein Kiwi Nachthaus und einen Film zu sehen, in dem das Auswilderungs-Programm erläutert wird. Obschon das gesamte Hinterland eingezäunt ist wird der Bestand immer wieder zurückgeworfen durch Wildkatze, Hund, Ratte, Possum und Marder und das obschon es hier bald mehr Fallen als Bäume gibt. Wie viele Menschen in Arbeit sind um die gerade mal 40 freilaufenden Kiwis zu schützen ist schon erstaunlich und wenn durch das Schafsland nicht mehr Korridore geschaffen werden um einen Austausch der Populationen zu ermöglichen wird das unserer unmaßgeblichen Meinung nach auch auf Dauer so bleiben. Endlich bekommen wir den Blue Wattled Crow/Kokako zu Gesicht. Der aber ziert nicht von vorne aufs Bild will.












Riesige Long Finned Eels/Kaiwharuwharu tummeln sich im Bach. Eigentlich sind sie nachtaktiv und rechte Räuber. Damit man sie hier aber zu Gesicht bekommt werden sie zu einer bestimmten Zeit gefüttert und das verändert ihren Lebensrhythmus.











Wir haben schon in Te Anau die Blue Ducks/Whio nicht zu Gesicht bekommen und auch hier schauen wir uns vergeblich die Augen nach ihnen aus. Obschon das Gehege doch recht übersichtlich ist können wir sie nirgendwo entdecken und wenn nicht Futter in einer Schale wäre, würden wir meinen das Gehege ist leer. Sie sind nach dem Kiwis eine der am meisten gefährdete Art in Neuseeland. Als eine Rangerin uns fragt ob es uns hier gefällt sagen wir ihr, dass wir die Blue Ducks vermissen. Da bietet sie uns kurzerhand an sie uns zu zeigen. In dem Moment kommt jemand mit frisch aufgezogenen Entenbabys vorbei um sie in einem Gehege ohne Publikumszugang auszusetzen. Wir dürfen mit und bei der Aktion zusehen. Kaum sind sie in ihrer neuen Umgebung sind sie auch schon unter Geäst verschwunden.








Zurück am offiziellen Gehege scheucht die Rangerin die Enten aus ihrem Versteck zu uns an den Zaun. Sie lagen total angepasst an ihr Umfeld in einer winzigen Hütte. Die viereckigen Schnäbel sind eine Besonderheit bei dieser Entenart. Lustlos picken sie ein wenig an ihrem Futter herum und legen sich dann wieder schlafen. Wir sind wirklich hocherfreut, dass man sich hier so viel Mühe macht mit den Besuchern, auch wenn die Enten da wohl anderer Meinung waren.











Am wenigsten Sorge bereiten hier wohl die Kakas. Zu Fütterungszeit erscheinen 15 Stück am Platz. Normalerweise sollen es viel mehr sein, doch jetzt ist Brutzeit und die Weibchen bleiben im Nest. Das war unser letzter Programmpunkt und da wir den ganzen Tag hier zugebracht haben, fahren wir kurzerhand nach Masterton auf unseren Platz an der Brücke zurück. Jetzt geht es wieder quer durchs Land. Wir kommen an einem Schild vorbei auf dem für eine Farmkäserei geworben wird. Neugierig gemacht machen wir den kurzen Schlenker zu der Farm. Sie entpuppt sich als etwas herunter gekommenes Anwesen mit einigen wenigen Kühen. Eine ältere Frau stellt tatsächlich den Käse in Handarbeit her. Sie hat nur zwei Sorten, die recht scharf schmecken, da sie über ein halbes Jahr gelagert sind. Wir bekommen alles genau erklärt und da ich ihr mitteile, dass ich zuhause auch Käse mache, allerdings nur Halbfesten, können wir beide Fachsimpeln. Zu gerne hätte ich ein wenig Frischkäse, doch den gibt es leider nicht. Die Frau hat dafür keine Kundschaft. Wenn ich aber bis morgen warten will macht sie mir welchen. Dankend lehne ich das Angebot ab. Natürlich kaufen wir auch Käse, denn wer weiß es besser als ich wie viel Arbeit darin steckt und das auch seinen Preis hat. Jetzt müssen wir aber unbedingt noch Molly kennenlernen, damit wir wissen von welcher Kuh die Milch für den Käse stammt. Zwar schmunzeln wir ein wenig darüber, aber wir tun der Frau den Gefallen. Jede Kuh wird uns namentlich vorgestellt, besonders natürlich Molly.










Jetzt haben wir schon viel Zeit verloren und müssen uns ein wenig sputen, wenn wir unserer heutiges Tagesziel noch erreichen wollen. Über Palmerston North fahren wir bis Wanganui und sind somit wieder am Tasmanischen Meer. Von hier folgen wir der Whanganui River Road durch den gleichnamigen NP. Laut einer Maori Legende erwischte Mt. Tongariro seine Frau Mt. Pihanga in inniger Umarmung mit Mt. Taranaki. Mt. Tongariro tobte, spuckte Feuer und Asche und Mt. Taranaki musste aus dem Tongariro Vulkangebirge zuerst nach Süden und dann nach Norden flüchten. Bei seiner Flucht riss er einen tiefen Graben auf und somit wurde der Whanganui River geboren. In diesem Gebiet leben die Maoris seit 1.100 und am Fluss gibt es noch alte Siedlungen. Auf jeden Fall ist der Weg einsam, kurvig und wildromantisch.










Es wird dringend Zeit für einen geeigneten Übernachtungsplatz und so bleiben wir kurz hinter dem Winzlingsort Atene auf einer ungemähten Wiese, die sich DOC Camping nennt für heute stehen. Ein Radfahrerpärchen aus Köln gesellt sich zu uns. Kaum haben sie ihr Zelt aufgeschlagen regnet es schon wieder. Mit soviel Regen hatten wir auf der Nordinsel nicht gerechnet. Doch hier ist ja schon wieder Regenwald, was unschwer an den vielen Farnbäumen in der Umgebung zu erkennen ist. Wir hören Ziegengemecker in der Umgebung. Das ist die nächste Plage in Neuseeland. Verwilderte Hausziegen die auch kräftig am Raubbau der Natur beteiligt sind.

Wir besichtigen eine alte Mühle, die Kawana Flour Mill. Interessanter Weise ist hier niemand als Aufsicht und wir sind erst einmal unsicher ob wir überhaupt hinein dürfen. Doch die Schilder sind eindeutig und so können wir vom Wohnhaus (von außen) dem Mahlwerk bis zum Mühlbach alles in Ruhe ansehen.












Wir hatten den Marae (heiliger Platz, Versammlungshaus) von Korinti irgendwie übersehen und fahren noch einmal die wenigen Kilometer zurück um wenigstens von Außen einen Blick darauf zu werfen denn weit und breit ist niemand der uns hinein lassen könnte oder uns wenigstens etwas dazu sagen würde.









Die Straße wird immer schlechter und enger und bald gibt es keine Teerdecke mehr. Immer wieder sind Straßenbauarbeiter damit beschäftigt umgestürzte Bäume, Geröll und Matsch vom Weg zu räumen. Die Regenfälle der letzten Zeit haben ihren Tribut gefordert. Wir glauben fast, wenn die an einem Ende mit Aufräumen fertig sind, können sie am anderen Ende wieder damit anfangen. Wir kommen durch Häuseransammlungen mit den Namen Jerusalem oder Pipiriki und haben in Wanganui unsere Schleife endlich wieder rund. Noch ein paar weitere Kilometer und in Hawera gehen wir mal wieder auf einen richtigen Campingplatz. Von dort besuchen wir den Mt. Taranaki NP. Wir haben das seltene Glück am frühen Morgen den Vulkan Mt. Taranaki in voller Schönheit zu sehen. Meistens versteckt er seine Tränen die er um die verlorene Geliebte weint nämlich hinter einer Wolkendecke.











Wir wandern durch einen Zauberwald zu den Dawson Falls.









Als wir wieder am Parkplatz sind hat Mt. Taranaki wieder so viel geweint, dass er unter einer Wolkendecke versteckt ist. Im übrigen ist das Gebiet den Maori heilig und wurde von ihnen nicht besiedelt.

Wir verlassen das Inland wieder und fahren jetzt den Surf-Highway (ohne einen einzigen Surfer zu Gesicht zu bekommen) über Opunake, Cape Egmont und Oakra Richtung New Plymouth. Wir haben ein Problem mit unserem Wassertank. Er lässt sich schon seit Picton nicht mehr richtig füllen. In Picton wurde der erste Versuch einer Reparatur gemacht, was leider nur wenige Tage gehalten hat und jetzt ist alles wieder wie gehabt. Nun haben wir morgen einen Termin in einer Werkstatt in New Plymouth. Mals sehen ob das was bringt.

Am Sugar Loaf Island Marine Park mit seinen markanten Felsformationen spielen wir kurz mit dem Gedanken hier zu übernachten, doch es ist uns zu einsam und zu windig hier.










Wir fahren also direkt nach New Plymouth und finden im Hafen einen Platz. Der ist zwar seit dem 01.Nov. zum übernachten verboten, aber dort stehen mindestens 10 Camper und so bleiben wir auch dort.

Tatsächlich werden wir nicht behelligt und können so am Morgen in aller Ruhe in die Werkstatt fahren wo wir ein neues Ventil eingebaut bekommen. Das ging alle ruck zuck und so bleibt uns Zeit für Stratford. Die einzige nennenswerte Attraktion ist das Glockenspiel und das verpassen wir genau um 5 Minuten. Also machen wir noch einmal auf den Weg nach Hawera um das Tawhiti Museum zu besichtigen, das laut den Einheimischen das beste Museum der Nordinsel sein soll. Es hat aber nur von Freitags bis Montags geöffnet und wir waren beim ersten Mal zur falschen Zeit dort. Das Museum entpuppt sich als verstaubtes Sammelsurium von allerlei Krimskrams. Etwas Maori, etwas Siedlungsgeschichte, etwas Kriegsgeschichte. Das Beste daran war noch die Sonderausstellung über die Traktoren. Den Weg hätten wir uns wirklich sparen können.









Wir müssen zurück nach Stratford (verpassen schon wieder das Glockenspiel um wenige Minuten) um nun auf dem Forgotten World Highway Richtung Taumarunui zu fahren. Dieser Heritage Trail führt vorbei an ehemaligen Pa´s (befestigte Dörfer der Maoris), stillgelegten Bergwerken und Wasserfällen sowie viel Landschaft und noch mehr Schafen. Kuriosum auf der Strecke ist die Republik Whangamomona.









Wir werden aufgefordert im Regierungszentrum der Republik (das Whangamomona Hotel) unseren Pass stempeln zu lassen. Die Ortschaft hat sich wegen Streitigkeiten um eine Ortseingliederung und den evtl. damit verbundenen Beitritt zur gegnerischen Rugby Mannschaft von Neuseeland losgesagt! Wir ignorieren diesen Unsinn einfach und fahren ungerührt am Hotel vorbei.









Der Forgotten World Highway ist so forgotten, dass wir viel länger dafür brauchen als gedacht. Selbst die Tunneldurchfahrten brauchen Zeit und um 20.00 Uhr bleiben wir einfach auf einem Parkplatz an der Strecke stehen.









Am nächsten Morgen stellen wir fest, dass es bis Taumarunui definitiv zu weit gewesen wäre und dann endlich gegen Mittag haben wir Rotorua, das Haupttouristenziel Neuseelands erreicht. Es wimmelt von Touristen hier und selbst in der Information müssen wir Schlange stehen um Info-Material (natürlich gegen Gebühr) zu bekommen. Sehr schnell erkennen wir, dass hier alles gnadenlos vermarktet wird und das zu unglaublichen Preisen. Selbst die Campingplätze sind die teuersten im Lande und kostenfreie Plätze gibt es sowieso keine. Das müssen wir erst mal verarbeiten und so ziehen wir uns an den Lake Okareka zurück um in Ruhe unser Programm festzulegen. Schwaneneltern führen ihre Jungen aus und wenigstens das können wir kostenlos beobachten.









Der dortige DOC Campingplatz ist so schräg, das wir keine geeignete Stellfläche für den Camper finden und so machen wir uns wieder auf nach Rotorua. Dort laufen wir zuerst einmal durch den Whakarewarewa State Park um die riesigen Reedwoods zu bestaunen und uns an den allgegenwärtigen Schwefelgeruch zu gewöhnen.








In Rotorua und Umgebung zischt und dampft es überall. Die Maori verehrten diese Gegend und nannten sie Waiotapu (heiliges Wasser). Heute sind die Thermalquellen und die kulturellen Hangis (Maorifestmahl) fester Bestandteil des Touristenprogramms und lassen die Kassen klingeln und Dollarzeichen sind in allen Augen zu erkennen. Wir besinnen uns auf alte Tugenden und fragen an einem Hotel mit riesigem Parkplatz nach, ob wir vielleicht die Nacht über dort stehen dürfen. Wir dürfen und mit 25,-- NZD für den Parkplatz sind wir dabei, bekommen sogar einen Gutschein über den gesamten Betrag für einen Anteil an einer Mahlzeit. Das lassen wir uns gerne gefallen. Da es noch Zeit ist fahren wir noch einmal ins Zentrum und wandeln durch den Kuirau Park mit seinem Kratersee, Teichen voller brodelndem Schlamm und jede Menge stinkendem Dampf.








Die Wege dürfen nicht verlassen werden, da hier andauernd ein neues Loch auftaucht an dem man sich verbrennen kann. 2003 kam es hier zu einem größeren Ausbruch und der Park mitsamt den Bäumen wurde mit Schlamm besudelt. Noch heute hoffen Schaulustige auf ein ähnlich spektakuläres Ereignis.









Von oberhalb erblicken wir das Maoridorf Ohinemutu das wunderschön direkt am Ufer des Lake Rotorua liegt.









Erst aus der Nähe sehen wir, dass es auch hier fast vor jeder Hütte zischt und brodelt. Die Maoris hatten so heißes Wasser zum kochen, waschen und heizen. Hier steht auch der Marae, der für Touristen aber nicht zugänglich ist.









Selbst die Gänse behaupten wir hätten hier nichts zu suchen und versuchen die Touristen in die Beine zu zwicken, oder sind die auch der Meinung für das Foto eine Belohnung verdient zu haben?













Den nächsten Morgen verbringen wir im Rotorua Museum of Art & History. Doch zunächst einmal schauen wir den Bowlspielern in den Gouvernments Garden zu. Es sieht richtig englisch und vornehm aus was die hier mit allem Ernst betreiben.









Das Museum ist im ehemaligen Badehaus untergebracht und schon von Außen ein sehr imposantes Gebäude. Jetzt haben wir eine gute Vorstellung von dem Badebetrieb der früheren Jahre. Die seinerzeit als achtes Weltwunder bezeichneten Pink und White Terraces wurden zur Hochzeit des Badebetriebes 1886 durch einen Ausbruch des Mt. Tarawera zerstört. Darüber zeigen sie hier einen Film und extra für uns in deutscher Sprache, Stühlewackeln und Vulkanausbruch inbegriffen. In der Maoriausstellung gab es auch viel lehrreiches und sogar Faltblätter in deutscher Sprache. So etwas haben wir bisher in ganz Neuseeland nicht erlebt.

Wir verlassen die Stadt um ein Bad im Kerosene Creek zu nehmen. Dabei kommen wir an der Rainbow Mountain Scenic Reserve vorbei. Der Platz gefällt uns für eine Mittagsrast und wir können beobachten das er von Wanderern stark frequentiert ist. Also beschließen wir uns auch ein wenig die Füße zu vertreten und gehen zum See mit seinem qualmenden Umfeld.









Weil es uns so gut hier gefällt wollen wir den 1 ½ stündigen Rundweg gleich hinterher machen. Da fängt es wieder an zu regnen und wir kehren um. Gerade noch rechtzeitig um zu sehen, dass sich jemand an unserem Camper zu schaffen macht. Bernd macht seinem Sternzeichen alle Ehre und brüllt schon vom Weg aus los und macht auch noch geistesgegenwärtig ein Foto. Das erschreckt die Einbrecher so, dass sie schnell in ihr Auto stürzen und davon fahren. Das traurige daran ist, dass es sich um ein junges Pärchen mit einem kleinen Kind auf dem Rücksitz handelte. Ins Auto sind sie nicht gekommen, dazu waren wir gerade noch früh genug hier und so haben wir weiter keinen Schaden, außer einem Loch im Blech rund um das Schloss. Wir rufen über die Notrufnummer die Polizei und müssen zwei Stunden warten bis sie endlich da ist. Der Vorgang wird aufgenommen und dann müssen wir nach Rotorua zurück für das Protokoll (brauchen wir für die Versicherung). Die Autonummer stellt sich schnell als gestohlen gemeldet heraus und auch die Bilder sind so so gut wie wertlos, da die Personen nur schemenhaft zu erkennen sind. Trotzdem gibt sich die Polizei zuversichtlich sie zu fangen.









Es ist nach 20.00 Uhr als wir endlich mit allem fertig sind und somit zu spät die Stadt wieder zu verlassen. Außerdem haben wir jetzt das Bedürfnis nach einen sicheren Platz. Wir fragen bei einem Backpackers nach, weil wir dort schon andere Camper stehen sehen. Wir können dort bleiben, allerdings wird die Nacht mehr als unruhig. Die Jugend feiert lautstark bis der Morgen graut und an Schlaf ist nicht zu denken. Wir machen einen erneuten Versuch mit dem Kerosene Creek und stellen fest, das die Zufahrt nur wenige Meter neben dem gestrigen Parkplatz liegt. Sofort beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Als wir dann am Creek auch noch alleine sind und der Weg ins Wasser vom Parkplatz weggeht habe ich keine Ruhe und gehe zurück. Zumal ein PKW anfährt mit einer einzelnen Person, die dann im Auto sitzen bleibt. Bernd meint nur ich solle jetzt bloß keine Paranoia bekommen. Trotzdem fahren wir weiter bis zum Whai o Tapu Thermal Wonderland. Wir können ja nicht hier gewesen sein ohne Besichtigung von einem der vielen Thermalgebiete auch wenn uns das 65,--NZD Eintritt kostet. Pünktlich um 10.15 Uhr spuckt der Lady Knox Geyser (hier wird mit Seifenpulver nachgeholfen) seine Heißwasserfontänen in die Luft.











Dann geht es durchs Gelände mit seinen vielen Attraktionen wie z.B.dampfende Schwefelteiche.









Das grüne, arsenhaltige Devils Bath









oder den Champagner Pool mit seinen vielen Blasen.









Der Mudpool kocht auch vor sich hin und spritzt mal mehr mal weniger Schlamm in die Luft. Alles in allem sehr beeindruckend. Die Natur hier ist auf jeden Fall gewalttätig und es kann jederzeit wieder zu einem Ausbruch kommen.









Danach bleibt uns nichts weiter übrig als uns im Waikite Valley von allem Stress zu erholen und die vergangenen Tage zu verarbeiten. Das Thermalbad hat einen kleinen Campingplatz mit einem eigenen Eingang zu den Bädern. So können wir so oft wir wollen baden, zum Camper zurück und wieder baden. Was wir dann auch reichlich nutzen.









Wir würden gerne länger bleiben, doch schon morgen haben wir einen Termin in Taupo in der Ford Werkstatt wegen unseres kaputten Blechs. Das wollen wir so schnell wie möglich repariert wissen, denn so ist es ja nur noch eine Frage von Sekunden um in den Wagen zu kommen. Viel gefehlt hatte ja sowieso nicht mehr. Doch jetzt genießen wir einfach nur unseren Aufenthalt hier.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Liebe Jutta & lieber Bernd,
mit Interesse haben wir Euren neuen Bericht gelesen und freuen uns schon auf die Schönheiten der Nordinsel.

Das mit Eurem Auto tut uns sehr leid & wir sind froh das nichts weiter passiert ist ! Die Armut in NZ ist nicht zu unterschätzen...sieht man besonders in öffentlich Einrichtungen wie z.Bsp.in der Bücherei.
An der Westküste ist letzte Woche ein australisches Camperpaar ausgeraubt wurden. (Mit Waffe bedroht, Bus geklaut und Geld gestohlen, wurden aber gefasst , ist ja ne Insel...!)

Euch weiterhin einen angenehmen Urlaub & bis bald Jana & Arndt

(http://hermitdemschoenenleben.wordpress.com)