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Dienstag, 20. November 2012

Abenteuer Osten XI – Beijing (Peking) -

Chinas politische, kulturelle und wirtschaftliche Hauptstadt wird von 18 Millionen Einwohner bevölkert und ist eine moderne, stetig expandierende Metropole. Wer hier noch der Vorstellung von unzähligen Fahrradfahrern nachhängt, wird spätestens auf der Ringautobahn eines Besseren belehrt. Peking mit seinen riesigen Boulevards hat sich in den letzten Jahren zur Stadt der Autofahrer gewandelt. So ist es in diesem Fall wirklich von Vorteil, dass wir im Konvoi zum Dongfang Hotel geleitet werden, welches wir dann bereits kurz nach Mittag erreichen. Nachdem endlich alle WoMo´s auf den engen Parkplatz gestapelt sind, werden wir zum Begrüßungsfoto gebeten.
Es gibt einen kleinen Willkommensempfang mit Imbiss und Umtrunk und dann endlich können wir unsere Zimmer beziehen. Im Anschluss fährt Bernd schon wieder mit dem WoMo los, er will in eine Werkstatt um ein paar kleinere Schäden beheben zu lassen. Ich genieße derweil den ungeheuren Luxus einer Badewanne. Viel Zeit bleibt nicht, denn am Abend haben wir bereits unseren ersten Programmpunkt, den Besuch der Peking-Oper. Wir profitieren von der zentralen Lage unseres Hotels, denn das Liyuan Theater liegt in fußläufiger Entfernung. In unserem Reiseführer steht, dass der Gesang und die Musik für empfindliche Ohren etwas gewöhnungsbedürftig sind und die Mitnahme von Ohrstopfen wird empfohlen. Das ist dann auch für unser Empfinden wirklich keine Offenbarung, mehr Gekreische als Gesang und wir sind gar nicht unglücklich, als die Vorstellung nach 1 ½ Stunden vorüber ist. Lediglich die schönen Kostüme entschädigen uns für die Ohrenfolter und eine Leuchtschrift über der Bühne klärt uns wenigstens darüber auf, um was es da eigentlich geht. Jedoch ist die Peking-Oper chinesisches Kulturgut und bei den Einheimischen sehr beliebt.
Schon um 6.00 Uhr müssen wir aufstehen, denn wir wollen ja in aller Ruhe das Hotelfrühstück genießen. Das ist dann wieder so ein Erlebnis. Die Auswahl ist zwar riesengroß, aber eben auf die chinesischen Gäste zugeschnitten. Das heißt es gibt schon „Abendessen“ am Morgen. Immerhin aber auch Messer und Gabel, obwohl wir die fast nicht mehr bräuchten, denn mit den Stäbchen klappt es von Tag zu Tag besser. Bereits um 8.30 Uhr fährt der Bus zur Stadtbesichtigung ab. Unser erstes Ziel ist der Himmelstempel-Park im dem sich schon jetzt viele Bewohner eingefunden haben um ihren Frühsport auszuüben. Die Tänzer sind mit großer Ernsthaftigkeit bei der Sache.
Diese Frau beherrscht ihre Rollschuhe? perfekt und dreht für uns ein paar extra Pirouetten.
Tian Tan (Himmelsaltar und -tempel) gehen zurück auf das Jahr 1420 und dienten den jeweiligen Kaisern zwei mal im Jahr als Opferstätte für den Himmel und die Gestirne. Es ist die größte und bedeutendste kaiserliche Kultstätte. Hier ein Rückblick auf das Nordtor, eines der vier Eingangstore der weitläufigen Anlage.
Die 1896 nach einem Brand renovierte und von 28 Säulen getragene Halle des Erntegebets mit ihrem dreifach gestuftem Dach.
Ein Blick in den Innenraum der Halle des Erntegebetes. Die vier Säulen sollen die vier Jahreszeiten symbolisieren.
Das kaiserliche Himmelsgewölbe thront auf einem hohen Marmorsockel und ist umgeben von der sogenannten Echomauer. Wegen der hier herrschenden Lautstärke durch die vielen Besucher konnten wir leider nicht überprüfen ob sie ihren Namen zu recht trägt.
Das Zentrum des Himmelskultes ist der Himmelsaltar, der auf der himmlischen Yang-Zahl Drei basiert. So kann man ihn z. B. über seine dreifach gestufte Terrasse mit drei mal neun Stufen besteigen.
Die Stelle wo der Kaiser sich zum Kotau niederwarf ist heute ein beliebter Platz für ein Erinnerungsfoto. Uns ist die Warteschlange allerdings zu lange. So viel Zeit gib unser Besichtigungsprogramm nicht her.
Zu guter Letzt kann sich wer will einmal als Kaiser oder Kaiserin fühlen.
Danach geht es weiter zu einem Perlenhaus und Bernd verfluchte bereits innerlich diesen Programmpunkt. Wir bekommen anschaulich erklärt wie sich die Süßwasserperlen in der Muschel entwickeln. Das dauerte allerdings höchstens 15 Minuten und den Rest der Zeit verbringen wir dann mit Einkaufen von Schmuck. Frau findet ja immer etwas was ihr soooo gut gefällt und schließlich braucht man ja auch ein Souvenir.
Die Verkäuferinnen haben neben dem guten Geschäft auch noch ihren Spaß mit unserem Tour-Flyer.
Nach dem puren Vergnügen kommt wieder die Pflicht und der Bus bringt uns zum Tian´anmen-Platz ( Platz am Himmelsfriedenstor oder fälschlicherweise Platz des himmlischen Friedens). Leider meint es der Wettergott heute nicht besonders gut mit uns und so kommt zum verhangenen Himmel (fast normal für Peking) auch noch Regen hinzu. Bevor wir den mit 440.000 m² größten und für Chinas jüngste Geschichte bedeutungsvollsten Platz der Welt betreten können, müssen wir durch eine Sicherheitskontrolle wo unsere Taschen durchleuchtet werden. Der Platz ist umgeben von circa 50 Gebäuden, zu denen unter anderem das Mao Mausoleum und der hier abgebildete Renmin Dahui Tang (Sitz des Volkskongresses) mit dem 9.700 Plätzen umfassenden Plenarsaal gehören.
Lange haben wir nach ihnen Ausschau gehalten und jetzt endlich entdeckt, die für China angeblich so typischen windelsparenden Kinderhosen.
Das Tian´an Men (Tor des Himmelsfriedens) wurde 1949 zum Staatssymbol, da Mao Zedong hier die Gründung der Volksrepublik China ausrief. Dort hängt auch sein einziges in Peking vorhandenes Porträt. Auf den Bannern steht übrigens laut YonghZhi links: Lang lebe die Volksrepublik China und rechts: Lang lebe die Einheit der Völker der Welt. Da müssen wir natürlich auch aufs Bild.
Haupttouristenmagnet ist natürlich Gu Gong, der Kaiserpalast von 1406 - 1420, eigentlich eine Stadt in der Stadt und war Wohn- und Regierungssitz von 24 Kaisern, ihren Harems und einigen tausend Eunuchen. Nach der Vertreibung des letzten Kaisers 1925 wurde die verbotene Stadt für die Bevölkerung geöffnet und das Tor des Himmelsfriedens ist heute der offizielle Eingang zur ehemals verbotenen Stadt, in der niemand Zugang außer hohen Beamten, ausländischen Gesandten sowie Palast- und Leibwachen hatte. Wie man unschwer erkennen kann, herrscht bei den Chinesen ein großer Nachholbedarf in Puncto Geschichte. Die wenigen ausländischen Touristen fallen hier überhaupt nicht ins Gewicht.
Zusammen mit den Massen strömen wir durch das Mittagstor
und gelangen über den Goldwasserbach zum Tor der höchsten Harmonie.
An der Halle der höchsten Harmonie sind wir schon leicht gefrustet, da wir insgesamt nur 2 Stunden Zeit haben und wir wegen der vielen Besucher kaum eine Chance erhalten in die Innenräume zu gelangen.
Die Schildkröte mit dem Drachenkopf steht als Symbol für langes Leben und das braucht man hier auch wenn man die Anlage mal ausgiebig und in aller Ruhe besichtigen will.
Da die Gebäude überwiegend aus Holz gebaut wurden, war es erforderlich viele Löschwasserkessel auf dem Gelände zu verteilen. Sie wurden im Winter mit Feuern beheizt, damit das Wasser nicht gefror.
Zugang zu den ehemaligen Wohnhöfen.
Uns rauchen die Köpfe über die ausführlichen Erläuterungen zu Ming- und Quing-Dynastien und bevor wir endgültig schlapp machen hilft nur noch eine Pause im Palastgarten mit seinen künstlichen Felsengebirgen.
Fast geschafft! Der Ausgang durch das Nordtor mit Blick auf den Beihai-Park (Kohlehügel)und den ihn krönenden Pavillon ist gleich erreicht.
Wir haben die Menschenmassen und das Nordtor hinter uns gelassen und können uns auf der Rückfahrt zum Hotel im klimatisierten Bus ausruhen. Obschon wir den ganzen Tag den Himmel nicht gesehen haben und es teilweise geregnet hat war es dennoch sehr schwül.
Von wegen ausruhen! Kaum im Hotel angekommen bleibt gerade mal noch Zeit sich ein wenig frisch zu machen, dann geht es wieder in den Bus. Schließlich haben wir noch ein Abendprogramm und wegen des starken Verkehrs muss der Busfahrer für die wenigen Kilometer eine Stunde Fahrzeit einrechnen. Da wir nicht selber hinter dem Steuer sitzen können wir das ganz gelassen nehmen.
Gut das wir da nicht mit in der Schlange stehen müssen um in ein öffentliches Verkehrsmittel zu kommen.
Das CCTV Gebäude (mit der Zentrale des chinesischen Staatsfernsehens) wird von den Pekingern spöttisch Omas große Unterhose genannt.
Gerade mal 5 Minuten vor Vorstellungsbeginn kommen wir am Acrobatics World Theater an.
Der neue Perlenschmuck wird heute Abend schon ausgeführt.
Die Akrobatikschau ist wirklich sensationell.
Nachmachen für Laien nicht zu empfehlen.
Von uns aus könnte das hier noch stundenlang so weiter gehen. Nach der Schau verabschieden wir noch Kostya in der Hotelbar. Er verlässt uns, da er noch einiges für die Weltumrundung, seine nächste große geführte Tour, zu organisieren hat. Danach fallen wir todmüde ins Bett, nicht ohne vorher den Wecker wieder auf 6.00 Uhr zu stellen. Soll also keiner hier von Urlaub reden! Diesmal fährt der Bus schon um 8.00 Uhr ab, da heute unter anderem ein Besuch der großen Mauer auf dem Programm steht. Es ist Starkregen angesagt und so verzichte ich auf den Ausflug und Bernd zieht ohne mich mit der Gruppe los. Es gibt in der Nähe von Peking mehrere Mauerabschnitte und YonghZhi hat den bei Mutianyu in der Provinz Huaitou ausgesucht, der 70 Kilometer und 2 ½ Stunden Busfahrt entfernt in landschaftlich schöner Strecke liegen soll. Bevor man überhaupt etwas von der Mauer sieht kommen die Andenkenstände.
Zum Eingang immer den Massen nach.
Eine Hinweistafel gibt den ersten Überblick über die 3 Kilometer lange Strecke mit ihren 26 Wachtürmen.
In vier Minuten hat Bernd mit einer Seilbahn den größten Höhenunterschied überwunden und steht dann im Nebel. Schon nach wenigen Metern ist von dem weiteren Mauerverlauf nichts mehr zu erkennen. Eine ganze Stunde bleibt er oben, immer in der Hoffnung das Wetter würde sich ändern und er käme noch zu einer besseren Aufnahme. Leider wird es aber immer schlechter als besser und so fährt er dann gefrustet wieder mit der Seilbahn abwärts, da die Steinstufen inzwischen immer rutschiger geworden sind.
Eine weitere große Sehenswürdigkeit Pekings ist der Yihe Yuan, der Garten zur Pflege des Altersfriedens oder auch als Sommerpalast bezeichnet. Vor dem Eingang werden Lotusblütenfruchstände verkauft. Bei uns eher in Trockengestecken bekannt, haben wir sie inzwischen bereits als wohlschmeckende Gemüsebeilage kennen gelernt.
Wer glaubt das Wetter hätte die Menschenmassen abgehalten, der irrt gewaltig.
Ein Spaziergang am Kunming-See ist aber dennoch sehr entspannend.
Einer der vielen Pavillons auf dem weitläufigen Gelände.
Einheimische Touristen erfreuen sich auf vielfältige Art an der Natur
und auch Libellen finden hier ihren Lebensraum.
Das wohl berühmteste Bauwerk des Parkes ist der 728 m lange Wandelgang mit seinen bemalten Balken. Er soll ein Bilderbuch mit über 8.000 größeren Szenen sein.
Innerhalb des Wandelgangs gibt es verschiedene Pavillons in denen sich die Bemalung weiter fortsetzt.
Das Paiyun Tor gilt als der architektonische Höhepunkt der Palastanlage.
Das sogenannte Marmorboot von 1755 täuscht vor mehr zu sein als es ist, es besteht lediglich aus Holz mit marmorartiger Bemalung.
Wer jetzt noch Lust dazu hat kann mit echten Booten auf dem See herumfahren.
Der letzte Tag in Peking ist für den Besuch des Meeresfrüchte- und Seidenmarktes vorgesehen. Wir beschließen hier zu passen und es lieber ruhiger angehen zu lassen und uns etwas in der Umgebung umzusehen. Von einem der oberen Stockwerke des Hotels haben wir einen grandiosen Blick auf die Stadt mit ihren modernen Gebäuden.
Wie wir aus der Höhe erkennen können, gibt es in unmittelbarer Nähe des Hotels noch ein Viertel mit Hutongs bzw. Hofhäusern. Dort bummeln wir dann später herum. Schauen in die winzigen Läden und Garküchen, decken uns mit Obst und Gemüse für die nächsten Tage ein. Finden sogar noch einen Supermarkt und sind jetzt bestens gerüstet für die Weiterfahrt.
Am Abend haben wir noch ein gemeinsames Gruppenessen. Natürlich können wir Peking nicht verlassen ohne die berühmte Peking-Ente probiert zu haben. Die wird im übrigen ganz anders serviert als wir das aus Deutschland kennen. Was ja bei anderen Gerichten auch der Fall ist. Auffallend ist zum Beispiel, dass es außer Obst so gut wie keine Nachspeisen gibt und die bei uns so beliebte gebackene Banane mit Honig haben wir in den ganzen 6 Wochen unseres China-Aufenthaltes auch nirgendwo gefunden. Ehrlich gesagt die „deutsche“ Variante der Peking-Ente schmeckt uns besser. YonghZhi bestätigt uns aber, das die Zubereitung von heute die richtige und bei den Pekingern beliebteste Art ist.
Mehr als einen Überblick über Peking konnten wir in den wenigen Tagen unseres Aufenthaltes nicht bekommen und auch nicht verarbeiten. Aus unserer Sicht finden wir das schade und überlegen schon jetzt, später einmal hierher zurück zu kommen (natürlich ohne WoMo) und mit mehr Zeit und Muße diese wunderbare Stadt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten auf neue zu erkunden. Ab jetzt aber gilt: Die Karawane zieht weiter. Es gibt noch viel zu entdecken.

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