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Dienstag, 29. September 2015

Große Rumänienrundreise – III. Von der Maramuresch zur Bucovina -


Vişeu de Sus (Oberwischau) ist eine Holzfällerstadt. Um das mühevolle Abtransportieren der Baumstämme aus den Wäldern per Floß zu erleichtern, wurde 1932 eine 43 Kilometer lange, mit Dampflokomotiven betriebenen Schmalspur-Waldbahn Trasse (Spurweite 760 mm) gebaut, die immer noch in Betrieb ist. Allerdings fahren die reinen Arbeitsbahnen heute mit Dieselloks. Ein Schweizer Verein hat im Jahre 2.000 die Dampfloks gekauft und restauriert und somit der Stadt eine Attraktion beschert. Einmal am Tag rattert die reine Touristenbahn Mocăniţă (Wassertalbahn) auf einer 21,6 Kilometer langen Strecke mit 7-8 Stundenkilometern entlang des wildromantischen Tals des Flusses Vaser. Wir stehen am Morgen noch immer recht einsam auf dem Parkplatz und glauben schon fast nicht mehr daran, dass der Zug für die Handvoll Touristen fahren wird. Kurz vor 8.00 Uhr geht der Rummel los. Autos über Autos und Busse fallen ein. Menschenmassen quellen aus ihnen hervor und schon nach wenigen Minuten sind die Waggons bis auf den letzten Platz gefüllt. Bernd kann noch schnell für ein Foto auf die Lok steigen und dann muss er sich auch um einen Platz kümmern (er hat eine feste Platzreservierung, doch das interessiert hier offenbar Niemanden). Als um kurz vor 9.00 Uhr noch eine große Gruppe ankommt, wird noch schnell ein weiterer Waggon angehängt und dann geht es fast pünktlich los. Die Lok schnaubt, zischt und qualmt dass es eine Freude für Eisenbahnfans ist.
Überall an der Strecke sieht man fleißige Arbeiter mit Holzstämmen hantieren.


Schon nach wenigen Kilometern hat die Dampflok Durst, es muss Wasser nachgetankt werden. Dafür reicht ein kleines Staubecken am Fluss.


Immer wieder gibt es schöne Ausblicke ins Tal und auf Brücken, die ihrer Aufgabe nicht wirklich gerecht werden.


Am Bahnhof Paltin ist für den Touristenzug Endstation. Es gibt Verpflegung und die Möglichkeit sich ein wenig die Füße zu vertreten. Manche wandern ab hier in die umliegenden Wälder.
Ein Arbeitszug muss vorbei gelassen werden. Er ist mit Baumaschinen, Pferden und Holz beladen.
Ein Traktor zieht Holzstämme durch den Fluss.

Ein zum Schienenfahrzeug umgebauter LKW mit lauter Waldarbeitern auf der Ladefläche hat Vorrang und so muss der Touristenzug an einer Ausweichstelle anhalten. Derweil vergnügt sich die Zugbesatzung beim Kartenspiel.

Gegen 14.30 Uhr schnauft der Zug wieder am Bahnhof von Vişeu de Sus ein. Wir verbringen eine weitere Nacht auf dem Parkplatz und fahren dann am Morgen vor 8.00 Uhr los um dem zu erwartenden Chaos zu entgehen. Lange hatten wir überlegt ob wir die Strecke über den Prislop-Pass nehmen sollen. In allen Reiselektüren wird die Straße als in einem extrem schlechten Zustand beschrieben. Bernd hat im Zug Deutsche getroffen, die sie gerade mit einem PKW gefahren sind und denen die Straßenverhältnisse nicht besonders schlimm erschienen. Also werden wir es heute doch wagen. Zwischen Moisei und Borşa sehen wir einen Bauernmarkt. Hier gibt es Kühe,

Pferde, Schafe und Schweine zu kaufen.

Ganze Wohnzimmereinrichtungen stehen unter freiem Himmel. Eine Romafrau verkauft Blechwaren. Fleisch, Käse, Brot, Obst und Gemüse gibt es natürlich auch noch. Stände mit Gegartem, Marmeladen und Säfte locken mit leckeren Gerüchen Kunden an. Schwer bepackt mit Tüten ziehen wir von dannen.
Wir fahren immer weiter in die Höhe, begleitet vom Fluss Vişeu und erreichen am Prislop-Pass in 1.416 m Höhe das kleine Kloster Sfânta Treime

Ab jetzt befinden wir uns in der Region Moldova und speziell in ihrem westlichen Teil der Bucovina. Abwärts fließt mit uns die Bistriţa. An ihrem Ufer sehen wir aus Plastikplanen notdürftig gefertigte Behausungen. Man könnte meinen, diese seien nicht bewohnt. Müllberge, schmutzige zerlumpte Kinder und elende Hunde belehren uns eines Besseren. So etwas haben wir bisher in ganz Rumänien noch nicht gesehen. Es handelt sich offensichtlich um eine Roma Ansiedlung . Wie werden diese Menschen hier wohl den harten Winter überstehen? Kurz darauf ändert das Bild sich wieder, kleine Dörfer und schmucke, liebevoll gepflegte alte Häuser säumen den Weg. In Ciocănesti steht bereits auf dem Ortsschild Museumsdorf. Typisch für die Gegend sind die kunstvoll verzierten Eier. Was hier auch nicht zu übersehen ist.
Die Dorfbewohnerin Leontina Ţăran hat 1950 ihr Haus auf eine besondere Art verschönern lassen. Die Nachbarn wollten nicht nachstehen und so sind viele Häuser im Ort mit kunstollen Ornamenten versehen, die teilweise das Original bei weitem übertreffen. Das Haus von Leontina kann man momentan nur noch von außen bewundern. Das Museum ist derzeit geschlossen, da sie 2014 verstorben ist.
Die Schule ist aus und die Kinder streben nach Hause.
Wir passieren die Kleinstadt Câmpulung Moldovensc und schon sind wir in Vama. Im Ort gibt es ein privates Museum, dass Muzeu de Ouă Înondeiate (Museum für bemalte Eier). Hier stellt die Künstlerin Letiţia Orşivschi ihre eigenen Werke, sowie 3.000 Eier aus der ganzen Welt aus.
Vom Krokodil-Ei bis hin zum Straußen-Ei ist alles dabei.
Die Moldau-Klöster, meist aus dem 16. Jahrhundert, sind kunsthistorisch von besonderem Wert und gehören allesamt zum UNESCO-Welterbe. Meistens von Innen und Außen aufs prächtigste bemalt. Wobei in der Regel im Inneren der Kirchen ein Fotografier Verbot herrscht. Wir fangen gleich mit der berühmtesten an, dem Mănăstirea (Kloster) Voroneţ. Ganze Busladungen von Touristen aus aller Welt strömen mit uns hierher um die „Sixtinische Kapelle des Ostens“ zu bewundern. Der Moldaufürst Ştefan cel Mare (Stefan der Große) ließ das Kloster 1488 errichten. Besonders die Westwand erstrahlt mit Fresken in leuchtendem Blau. Diese aus Azuit gewonnene Farbe ist unter dem Namen Voroneţ-Blau in Fachkreisen ein Begriff.
Die Darstellung des Jüngsten Gericht mit dem Feuerstrom dominiert die Wand. Wir setzen uns auf eine Bank und versuchen all die Bilder in uns aufzunehmen. Was kaum gelingt bei der Vielzahl der Motive.
Weiter geht es bis Humor. Doch für heute erst mal nur auf den Campingplatz Pension Christina in unmittelbarer Nähe des Klosters. Am Morgen um 9.00 Uhr betreten wir das Mănăstirea. Außer uns sind noch keine Touristen da, selbst der Ticketschalter ist noch nicht besetzt. So können wir uns in aller Ruhe umschauen. Die Außenfresken aus 1535 sind die ältesten in der Bucovina und die an der Südwand am besten erhalten. Hier dominiert die Farbe Rot und wieder mal Szenen vom Jüngsten Gericht.

Bei jeder Sehenswürdigkeit gibt es Budenmärkte und nicht immer können wir dem Angebot widerstehen. Ein handgestickter Tischläufer will unbedingt mit ins WoMo.

Das nächste Welterbe erwartet uns in Vatra Moldoviţei. Hohe Außenmauern mit Wehrtürmen schützen die Anlage. Die Außenfresken sind in Blau, Rot und Gelb gestaltet
und haben die Belagerung Konstantinopels im Jahre 626 n. Chr. zum Hauptthema. Zwischenzeitlich haben wir schon den Überblick verloren und kaufen uns einen Bildband über die Klöster der Bucovina , damit wir in Ruhe alles noch einmal nachlesen können.
Wieder einmal winden wir uns auf schlechter, kurvenreicher Passstraße die Berge hinauf. Jedoch immer wieder belohnt durch herrliche Ausblicke.
Irgendwann wird die Straße richtig gut und es geht flott voran bis wir in 1.109 m den Ciumârna Pass erreichen. Hier steht ein Denkmal für die Helden des Straßenbaus. Wir denken uns auch unser Teil.
Das Kloster Suceviţa ist von starken Wehrmauern umgeben.
Es hat von allen Klöstern die am besten erhaltenen Außenfresken, sowie ein schönes Museum mit kostbaren Grabtüchern und Silbergefäßen.
Hier dominiert die Himmelsleiter der Tugenden.

Inzwischen macht uns die Hitze wieder zu schaffen, das Thermostat zeigt 37° an und wir werden gelinde gesagt etwas lustlos. Außerdem erschweren die vielen Pferdefuhrwerke unser Fortkommen. Höchste Konzentration beim Fahren ist angesagt. So streichen wir die Töpferei in Marginea aus unserem Besichtigungsprogramm , obwohl sie die letzte ist, die die traditionellen schwarzen Tonwaren der Gegend herstellt. Ganz aufhören können wir trotzdem nicht, den Kloster Putna liegt noch auf dem Weg. Es hat zwar keine bemalte Außenfassade, ist den Rumänen aber besonders wichtig, da hier ihr Nationalheiliger Stefan der Große bestattet liegt
und endlich dürfen wir auch mal Innen Fotografieren. Hier liegt er begraben, der Fürst und Heilige. Am 2. Juli, dem Tag seiner Heiligsprechung strömen die Gläubigen in Scharen hierher.
Die Innenfresken sind pompös mit Blattgold verziert.
Noch ein kurzer Abstecher zur chilia sihastrului Daniil (Felsenklause des Einsiedlers Daniil), des Beichtvaters Stefan des Großen.
Jetzt reicht es aber wirklich und wir sind heilfroh Dragomirna und den gleichnamigen Campingplatz unterhalb des Klosters an einem kleinen See zu erreichen. Damit wir überhaupt hinein passen, säbelt Bernd an einem Baum erst einmal ein paar Äste ab. Ein Foto des Klosters in Abendstimmung und Ende im Gelände.
Früh am Morgen besucht uns ein Grünspecht.
Das einsam gelegene Kloster Dragomirna ist von hohen Mauern umgeben. Die Klosterkirche ist nur 9,50 m breit und 35 m lang. Die Außenwände sind unbemalt, aber mit symbolträchtigen Ornamenten aus Stein verziert. Die Innenfresken wurden 2012 restauriert und erhielten einen Preis der Europäiche Union. Außerdem besitzt das Kloster eine angeblich wundertätige Marienikone.
Es wird wieder über 32° heiß und so beschließen wir einen Tag auszuspannen. Wir genießen den schönen Platz, sitzen im Schatten und bekommen Besuch von Kühen und Schweinen.
Genug ausgeruht! Wir sind ja schließlich nicht im Urlaub! Quer durch Suceava fahren wir zur Cetatea (Festung) de Scaun. Die von Petru I. Muşat erbaute mächtige Anlage wurde im Jahre 1388 erstmals urkundlich erwähnt und bis heute aufwendig restauriert. Die Innenräume sind allerdings leer und so sind wir recht schnell mit der Besichtigung fertig.
Nur wenige Schritte von der Festung entfernt liegt da Muzeul Satului Bucovinean (Bucovina Freilichtmuseum). Die Anlage ist anschaulich gestaltet und es gib sogar Erklärungen in Deutsch, was durchaus nicht Selbstverständlich ist. Zum Beispiel wird in einem Haus die lautstarke Beweinung eines Toten optisch und akustisch dargestellt.
Alle Häuser sind komplett eingerichtet: Hier mit Spinnrad und Webstuhl sowie den obligatorischen bestickten Tüchern die überall im Raum verteilt sind.
Typische Häuser der Bucovina.
Natürlich darf auch eine Hochzeit nicht fehlen (mit Ansprache und Musik).
Selbst eine kleine Kirche gibt es hier. Der Boden ist bedeckt von einem farbenfrohen Teppich.
Wir sehen fast mehr Pferdefuhrwerke als PKW´s auf der Straße. Die Ernte ist im vollen Gang. Vor allem Mais und Kartoffeln werden jetzt eingefahren.
Auf sehr schlechter Straße fahren wir zum abgelegenen Kloster Probota. Hier sind wir zunächst ganz alleine. Selbst die Klosterpforte ist nicht besetzt. Lediglich im Innenraum passt eine Nonne auf das wir keine Fotos machen.
Noch weitere 50 Kilometer sind es bis Târgu Neamt und dort bis zur Cetatea Neamt. 500 Meter müssen wir zu Fuß steil den Berg hinauf und das bei mindestens 35°. Gut nur das es meistens durch Wald geht und wir so wenigstens Schatten haben. Über eine imposante Brücke
gelangen wir ins Innere der Burg. Die Räume sind teilweise anschaulich eingerichtet. Es gab zwei Kerker, einen für gewöhnliche Gefangene, wie Diebe, Kriegsgefangene etc. und den sogenannten „schwarzen Kerker“ in dem man die Gefangenen einfach an Hunger und Kälte hat sterben lassen. Erklärungen gibt es leider nur auf Rumänisch. Jetzt kommt mein Sprachübersetzer im Smartphone endlich mal zum Einsatz. Erbaut wurde die Festung von Petru I. Muşat, ihre Blütezeit erlebte sie unter Stefan dem Großen. Sie überstand den Angriff von Mohamd II. und dennoch kam im 18. Jahrhundert der Niedergang. Sie wurde auf Befehl eines Moldaufürsten zerstört, damit der Feind sie nicht nutzen konnte.



Fünf Kilometer außerhalb des Ortszentrums im Stadtteil Oglinzi dürfen wir bei der Pension Carol kostenlos stehen, wenn wir eine Mahlzeit einnehmen. Da lassen wir uns nicht lange bitten und Stärken uns bei landestypischem Essen bevor es mit den Kirchen weiter geht.



































































Samstag, 26. September 2015

Große Rumänienrundreise - II. Vom Nord-Westen Transsilvaniens zur Maramuresch -


Im Städtchen Teius (Dreikirch) finden wir den Zugang zur Kirche verschlossen, ein hübsches Fotomotiv gibt sie jedoch allemal her. 

Die nächste Kirchenburg steht in Aiud (Straßburg am Mieresch). Sie wird gerade mit europäischen Mitteln aufwendig restauriert und sieht von Außen schon ganz passabel aus.


Wir laufen einmal um den gesamten Komplex herum, bis wir endlich den Zugang zu ein paar Wohnungen und somit zum Innenhof finden. Für die Kirche selber scheint das Geld nicht mehr gereicht zu haben, sie sieht recht verwahrlost aus. Hinein können wir nicht und durch ein Fenster sehen wir allerlei Gerümpel. Da bleibt zu hoffen, dass die Renovierung irgendwann mal weiter geht.


In Turda (Thorenburg) gibt es eine ehemalige Salzmine zu besichtigen. Wir haben einige Treppenabgänge zu bewältigen und dann befinden wir uns im Therapieraum für Atemwegserkrankungen.

Gut durchatmen müssen wir jetzt auch können, denn ein gläserner Aufzug bringt uns über 13 Etagen in 42 m Tiefe. Hier in der 80 m langen Abraumhalle steht ein Riesenrad, man kann Minigolf sowie Bowling spielen oder Souvenirs kaufen.


Noch ein paar Etagen tiefer befindet ich ein 8 m tiefer See auf dem man mit Booten herumkreisen kann und das auch noch toll beleuchtet.


Irgendwie sind wir froh wieder an der Oberfläche zu sein und stärken uns mit Kürtös, einem Hefeteige der um eine Holzrolle gewickelt, in reichlich Zucker gewälzt und auf offenem Feuer gebacken wird. Danach kommt noch einmal eine Zuckerschicht darüber. Es ist eine Spezialität der hier lebenden ungarischen Minderheit und schmeckt verteufelt süß.


Zu gern hätten wir auch noch die wirklich schöne Altstadt von Turda zu Fuß besichtigt, doch irgendwie haben wir keine Chance auf einen Parkplatz. Jede noch so kleine Lücke ist mit Autos zugestellt und für unser großes Fahrzeug gestaltet sich die Parkplatzsuche aussichtslos. Somit haben wir die Stadt „amerikanisch“ besichtigt. Also fahren wir weiter, ein gutes und erholsames Stück auf der Autobahn um dann auf einer miserablen Betonpiste zur Cheile Turzi (Thorenburger Schlucht) zu gelangen. Die Zufahrt zur Schlucht ist entgegen aller Voraussagen keine Schotterpiste mehr, sondern neu geteert.


Hier hat der Turda Fluss eine 2 km lange und 300 m hohe enge Schlucht in die Trascău-Berge gegraben.


Wir wandern durch die Schlucht. An manchen Stellen wird vor Steinschlag gewarnt. Hier sogar etwas drastisch.


Der Weg verläuft oft haarsträubend schmal am Abgrund entlang


und auch die vielen Hängebrücken werden von mal zu mal maroder.


Dafür erfreut uns das eine

 
oder andere Blümelein. Es sollen sogar fleischfressenden darunter sein, leider erkennen wir sie nicht. Erklärungen gibt es nur auf rumänisch, da müssen wir leider passen.


Der Parkplatz an der Schlucht ist uneben, schräg und eng und somit für eine Übernachtung nicht geeignet. Also fahren wir wieder Richtung Turda. Auf einem Feld werden gerade Tomaten geerntet. Wir fragen nach ob wir welche kaufen können. Da bekommen wir eine ganze Schüssel voll geschenkt. Nun können wir tagelang ausgesprochen leckere Tomaten essen. Jetzt brauchen wir aber einen Platz für die Nacht. Den hoffen wir in Gilău zu finden. Nur wenige hundert Meter vor unserem Ziel stehen wir im Stau. Es hat sich ein schwerer Unfall ereignet. Ein LKW hat einen PKW regelrecht geschrottet. Der Campingplatz heißt Eldorado und macht seinem Namen alle Ehre, für uns ist er nach diesem Tag wirklich ein Eldorado. Am Morgen fahren wir im Regen! ( endlich nach all den bis 37° heißen Tagen) 82 Kilometer bis Zalău. In Moigrad führt uns eine enge, für uns gerade noch so eben ausreichende Einbahnstraße hoch zur römischen Ausgrabungsstätte Porolissum. Wir wandeln auf der römischen Straße und zwischen den Ruinenfeldern umher. Die nach dem Sieg über die Daker errichtete Garnisionsstadt beherbergte einst 5.000 Mann. Hier wird noch fleißig ausgegraben. Ein Befestigungstor ist bereits wieder aufgebaut (es soll aber geschichtlich nicht ganz korrekt sein).


Nun müssen wir ein paar hundert Meter die Einbahnstraße verkehrt herum fahren. Die Gegenrichtung ist nämlich erst im Bau und eine einzige Schlammpiste. Wieder haben wir das Glück das kein Verkehr herrscht. Auf den 100 Kilometern bis Baia Mare (Frauenbach) passieren wir immer wieder kleinere oder größere idyllische Bergdörfer und mittlerweile sind wir in der Maramuresch angekommen. Da heißt für ein paar Wochen verlassen wir die Gegend der Kirchenburgen und kommen nun zu den Holzkirchen, von denen einige UNESCO-Welterbe sind. Wir passieren Baia Sprie und sehen Unterwegs viele, der für die Maramuresch so typischen, über und über mit Schnitzereien versehenen Holztore.


In Şurdeşti erwartet uns das erste Schmuckstück, die Biserica de lemn „Sf“. Arhangheli Mihail şi Gavril. Der Weg dorthin ist so schmal und die Bäume so niedrig, dass wir das eine oder andere Mal kräftige Schläge abbekommen. Zum Schluss sind wir nicht einmal mehr sicher ob wir überhaupt noch durchkommen und dann stehen wir plötzlich auf einem neuen, großzügig angelegten Parkplatz.

 
Was tut man nicht alles für ein UNESCO-Weltebe! Die Kirche ist mit ihrem Turm von 54 m und einer Gesamthöhe von 72 m die höchste, alte Holzkirche Europas. Besichtigen können wir sie von Innen, fotografieren dürfen wir leider nicht. Der Parkplatz eignet sich für eine Übernachtung. Allerdings versammeln sich sehr schnell die Dorfkinder um uns herum. Da fängt es an zu regnen, dass Interesse an uns lässt urplötzlich nach und so haben wir wieder unsere Ruhe.

Um 6.00 Uhr werden wir vom Glockengeläute geweckt. Somit sind wir früh auf den Beinen und es herrscht kein Gegenverkehr auf der schmalen Straße. Diesmal schaffen wir es sogar ohne Schläge von oben aus dem Ort heraus zu kommen. Zurück in Baia Mare fahren wir zum Muzeul de Etnografie şi Artă Populariă (Freilichtmuseum). Dort können wir einmal in Ruhe die schönen, geflochtenen Holzzäune bewundern. Ab und an sehen wir sie auch unterwegs, doch da ist es oft mit Fotografieren schlecht.


Immer wieder schön sind die geschnitzten und überdachten Holztore anzusehen.


Die Herbstzeitlose blüht auf dem Gelände in großer Zahl.


Typische Häuser aus der Gegend.


Von einem Hügel haben wir die drei Hauptkirchen des Bergbauzentrums Baia Mare im Blick.

In dem kleinen Dorf Plopiş parken wir El Gordo etwas verkehrswidrig an der schmalen Hauptstraße und hoffen darauf, dass kein LKW passieren will und wir somit ein Verkehrschaos verursachen. Dann gehen wir die 500 m zur Holzkirche Sfinţii Mihail şi Gavril (Erzengel Michael und Gabriel) zu Fuß. Wir wollen diesmal kein Risiko eingehen. Die kleine 17 m lange und 7 m breite Holzkirche gehört wegen ihres geschlossenen Gesamtbildes zum Welterbe. Jetzt müssen wir erst einmal suchen wer wohl den Schlüssel für die Kirche hat. Eine Bäuerin setzt in aller Ruhe ihr Kühe auf der Weide um und dann schließt sie uns auf.


Gegen eine Spende bekommt Bernd diesmal sogar die Erlaubnis im Innen Fotos zu machen. Die Decke ist schön bemalt

und der Innenraum mit Ikonen und Tüchern geschmückt.


Bis jetzt gab es immer mal wieder Baustellen, doch nun steigen wir bis auf 1.000 m in die Höhe, die Baustellen werden immer enger und schlammiger. Oft auch ohne ausreichende Verkehrsregelung. Hier gilt das Gesetz des Stärkeren und Busse und LKW´s meinen sie wären alleine auf der Straße. In Cavnik am Skilift gibt es einen großen Parkplatz und ein Restaurant. Das brauchen wir jetzt unbedingt zur Nervenberuhigung. Wegen der vielen Baustellen und fehlenden Ortsschildern fahren wir an Budeşti mit seiner Welterbe-Kirche vorbei. Macht nichts, es gibt noch viele Holzkirchen unterwegs. Sighetu Marmaţieu durchfahren wir heute nur, werden aber übermorgen hierher zurück kehren. Wir brauchen eine Waschmaschine und die finden wir in Sărpânta auf dem Campingplatz Poieni. Hier ist es sehr ländlich und ein paar Kühe kommen auf ein Schwätzchen vorbei.

 
Am Morgen ist Arbeitstag angesagt, Wäsche waschen und WoMo säubern. Dank den Klapprädern von unserer lieben Nachbarin Karla sind wir mobil und können gegen Mittag die 3 Kilometer bis zur Ortsmitte und dem Cimitirul Vesel (fröhlicher Friedhof) radeln.


Es ist Sonntag und die Friedhofskirche bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele Gläubige müssen daher vor der Kirche stehen und so der Messe beiwohnen. Auffallend sind alle Frauen entweder in schwarze oder schwarz/bunte Röcke mit passendem Kopftuch gekleidet.


Jedes Grabmal ist mit Schnitzereien und Texten versehen. Wir kaufen uns ein Buch in dem viele der Sprüche ins Deutsche übersetzt sind. Warum der Friedhof lustiger Friedhof heißt, verstehen wir nach der Lektüre nicht so ganz. Auf den Innschriften wird aus dem Leben der Verstorbenen erzählt. Da ist oft von harter Kindheit, armen Leben, Trunksuch, gewaltsamem frühem Tod und bösen Schwiegermüttern die Rede. Hergestellt wurden die meisten Kreuze von Ion Stan Patras. Er hat sein eigenes Grabkreuz selber angefertigt.


Sein Wohnhaus ist jetzt Museum und Arbeitsstätte seines Nachfolgers Dimitru Pop in einem.
 
In dem ehemaligen Schlafzimmer sehen wir Miniaturen von seinen bekanntesten Kreuzen, u.a. das mit der bösen Schwiegermutter.

Was ist auf unserem ruhigen Platz passiert? Wir kommen zurück und El Gordo ist kaum noch zu sehen. Eine französische Reisegruppe ist soeben eingefallen. Jetzt passt wirklich kein weiteres Fahrzeug mehr hinein. 

Zentimeter um Zentimeter quälen wir uns am Morgen rückwärts zwischen den WoMo´s auf die Straße. Vorbei am Friedhof biegen wir noch zum Kloster Peri-Săpânţa ab. Die Anlage ist ganz neu erstellt worden und wunderschön mit Blumen geschmückt.


Die dazugehörige Holzkirche hat mit 78 m einen besonders hohen Turm. Allerdings ist es ja wie gesagt ein Neubau und somit kein Welterbe.

Immer mehr Pferdefuhrwerke bestimmen das Straßenbild.


Kurz vor Sighetu Marmaţii machen wir Halt am Cimitirul Eroilor (Armenfriedhof). Das Denkmal für die in Gefängnissen und Arbeitslagern gestorbenen politischen Gefangenen steht am Fundort eines Massengrabes. Bis heute kennt man die Namen der meisten Toten hier nicht. Im Übrigen ist es jetzt nur noch ein Katzensprung zur Ukraine.


Wenn in einem Haus eine heiratsfähige Frau wohnt, konnte man das in früheren Zeiten an den in einem Baum hängenden bunten Töpfen erkennen. Heute dient es wohl mehr der Zierde.


In Bârsana steht die nächste Welterbekirche, die Biserica Intrarea Maicii Domnului în Biserică (Kirche Mariä Tempelgang). Wir sehen sie bereits au einem Hügel stehen, der Weg dorthin ist aber durch ein Privatgrundstück bzw. Tor versperrt.

Beherzt gehen wir einfach hindurch, da weit und breit keine Menschenseele zu sehen ist. Nach einem steilen Anstieg stehen wir dann vor verschlossener Tür. Eigentlich sollte das Kirchlein offen sein, so steht es zumindestens am Aushang. Bei den angegebenen Telefonnummern meldet sich auch Niemand und so ziehen wir unverichteter Dinge wieder ab.

Es gib noch eine zweite Sehenswürdigkeit im Ort, dass Mănăstirea Soborul Sfinţilor 12 Apostoli (Kloster Hl. 12 Apostel). Es handelt sich um eine Klosteranlage neueren Datums.
Obschon Montag ist, sind viele Gläubige hier um an einer Messe teilzunehmen. Wieder tragen einige davon Tracht.

 
Noch immer haben wir für heute nicht genug und besuchen auch noch in Poienile Izei die Biserica Cuvioasa Paraschiva (Kirche Hl. Paraschiva) aus 1793.


In Ieud gehen wir über eine wackelige Hängebrücke zur Biserica Ieud Deal (Bergkirche), die von Innen besonders schön ausgemalt ist (was wieder nicht fotografiert werden darf).


Jetzt reichen uns aber Welterbe und Holzkirchen. Noch 35 Kilometer und wir sind in Vişeu de Sus (Oberwischau). Dort suchen wir uns den Parkplatz der Waldbahn (Mocăniţă) zur Übernachtung aus. Über die Bahnfahrt berichte ich demnächst.