Follower

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Große Rumänienrundreise – VI Dobrudscha, Bukarest, Siebenbürgen -

Tatsächlich haben wir unseren einsamen Strandplatz gerade noch zur rechten Zeit verlassen. Kaum erreichen wir die Asphaltstraße, geht das Unwetter auch schon los. Bereits nach wenigen Minuten treiben die Wassermassen über die Fahrspur. Die bekannten Badeorte Mamaia und Constanţa tangieren wir daher nur. Genauso schnell wie sich die himmlichen Schleusen geöffnet haben, schließen sie sich wieder und bereits in Adamclisi können wir uns entspannt zurück lehnen. Hier wurde einst Geschichte geschrieben. Der Sieg des römischen Kaisers Trajan über die Daker mit ihrem König Decebal ( 101 -102 n. Chr.). Sich selbst zu Ehren ließ Tajan ein Tropaeum Traiani (Siegesdenkmals) errichten. 1880 – 1890 wurde es wieder entdeckt und jetzt stehen wir vor dem originalgetreuen, 1977 eingeweihten, 42 m hohen Nachbau mit seinen 48 Bildtafeln.
Von der römischen Siedlung Civita Tropaeum Traiani gibt es nur noch Ruinen, jedoch im Museum von Adamclisi sind die beeindruckenden Originale des Siegesdenkmals ausgestellt. Wir sind vollkommen überwältigt von deren Größe und Schönheit. Schade nur, dass das Museum selber offensichtlich sehr vernachlässigt wird und dringend einer Renovierung bedürfe.
48 Metopen (Bildtafeln) von ursprünglich 54 sind hier ausgestellt. Der Reiter zu Pferde soll wohl Kaiser Trajan sein.
Frauen in dakischer Tracht.
Baumstamm gehüllt in römische Rüstung, einst der Abschluss des Monuments.
Wir machen schnell noch einen Abstecher in das Dorf Corvin und von dort zum Mănăstirea Peştera Sfântului Apostol Andrei ( Höhlenkloster des Apostel Andreas). Von hier aus soll der Apostel 60 n. Chr. den christlichen Glauben verbreitet haben.
Das Kirchlein gilt als das älteste christliche Gotteshaus Rumäniens. Auf diesem in den Fels gehauenen Bett soll der Apostel geruht haben. Heute ist das hier eine Walfahrtsstätte, in kommunistischer Zeit wurde die Höhle als Unterschlupf für Schafe genutzt.
Mittlerweile stehen noch weitere Kirchen auf dem Gelände. Es werden eine Finger-Reliquie des Apostels, sowie eine wundertätig Ikone dort aufbewahrt und jährlich pilgern tausende von Gläubigen hierher. Hinter all den Gotteshäusern befinden sich mehrere Tiergehege und mir hat es natürlich wieder mal der Ziegenbock mit seinem prächtigen Gehörn angetan.
Ein paar Schritte entfernt gibt es ein Quellenhaus und da wir dringend Wasser benötigen, halten wir dort an um unseren Tank zu füllen. Da kommen doch glatt ein paar Wildschweine aus dem Gebüsch. Sie trotten vorbei ohne die geringste Notiz von uns zu nehmen.
Wir sind noch unentschlossen ob wir nach Bukarest weiter fahren sollen oder, als wir bei Rasova wieder die Dunării (Donau) erreichen, eine Übernachtungspause einlegen. Irgendwie bietet sich nichts so recht an und dann überqueren wir bei Cernavodă zweimal auf gigantischen Brücken (die deshalb sogar eine Sondermaut kosten) die Donau. Auf der gut ausgebauten A 2 legen wir die restlichen 149 Kilometer bis Bucureşti (Bukarest) zügig zurück. Jetzt noch 24 Kilometer auf dem Stadtring und endlich haben wir den genial gelegenen Campingplatz Casa Alba erreicht. Genial will heißen: Nahe genug am Zentrum ( 8 Kilometer) und doch nur wenige Straßen vom Stadtring entfernt. Somit umgehen wir den chaotischen Innenstadtverkehr.
Bukarest hat 1,9 Millionen Einwohner und ist somit die sechstgrößte Stadt der EU. Daher lassen wir uns ein Taxi kommen und fahren damit ins Zentrum. Ein malerisches Stadtzentrum sucht man vergeblich, aber es gibt außer den hässlichen Plattenbauten der Ceauşescu-Zeit noch viele Kleinode zu entdecken, die dem „Modernisierungswahn“ des „Sohn des Volkes“ entkommen sind . Alles hier aufzuführen würde den Rahmen sprengen und somit folgt jetzt nur eine kleine Auswahl: Eines der schönsten Bauten der Stadt das Palatul Cantacuzino, an dessen Fassade Jugendstil und Neobarock verschmelzen, mit dem George-Enescu-Museum.
Ein Stadtpalast aus dem 19.Jh., er beherbergt heute das Muzeul Colecţiilor de Artă (Museum der Kunstsammlungen).
Das an einen antiken Tempel erinnernde Wahrzeichen von Bukarest, dass Arteneul Român (Rumänisches Arthenäum), Sitz der Philharmonie George Enescu.
Gebäude ohne Namen, wunderschön und renovierungsbedürftig.
Diese Gebäude aus dem 19. Jhr. wurde während der 1989 Revolution zerstört. Auf die Reste der Ziegelsteinmauer setzte man einen Glasaufbau. Hier hat die Union der Architekten ihren Sitz.
Die Biblioteca Universităţii (Universitätsbibliothek).
Der Obelisk erinnert mit einer Gedenktafel an die Toten der Revolution. Die Bukarester nennen ihn unsensibel „Streichholz mit Frikadelle“.
Das ehemalige ZK-Gebäude, von hier hielt Ceauşescu seine letzte Rede an sein Volk bevor er mit einem Hubschrauber floh. Hier wurde während der Revolution tagelang geschossen und gestorben. Heute ist das Gebäude Sitz des Innenministeriums.
Die wertvolle orthodoxe Biserica Creţulescu (Creţulescu-Kirche) von 1722.
Piaţa 21. Decembrie (Platz des 21. Dezembers), gewidmet den Helden der rumänischen Revolution.
Das Lipscaniviertel, Keimzelle der mittelalterlichen Stadt. Heute reihen sich hier Restaurants, Kneipen, Discos und Antiquitätenläden aneinander.
Die kapitolinische Wölfin am Boulevard I. C. Brătianu.
Touristenauftrieb im Lipscaniviertel
und gleich wieder eine Oase der Ruhe im Innenhof der Biserica Stavropoleos.
700 Architekten und 20.000 Arbeiter mussten Rund um die Uhr schuften um das Prestige Objekt Ceauşescus den Palatul Parlamentului (Parlamentspalast) zu bauen. Er sollte den Palast des Volkes in Nordkorea übertreffen und ist das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt. Seine Fertigstellung hat Ceauşescu nicht mehr erlebt.
Wir sind fix und fertig, ob das am stundenlangen Herumlaufen in Bukarest oder an dem Kamikaze Taxifahrer, der uns unglaublicher Weise tatsächlich Heil zum Campingplatz zurück gebracht hat lag, will ich mal dahin gestellt lassen. Auf jeden Fall könnte der gut in Lima fahren und ich weiß wovon ich rede. Selbst Bernd ist mehrmals zusammen gezuckt und den bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Wir bleiben noch eine Nacht auf dem Campingplatz und dann bloß weg. Târgovişte (Tergowisch), die ehemalige Hauptstadt der Valhia (Walachei) ist unser nächstes Ziel. An für sich ein trostloser Ort mit lauter maroden Plattenbauten. Jedoch besitzt er mit der Ruine der Curtea Domnească (Fürstenhof) einen geschichtsträchtigen Ort. Dem berühmt berüchtigten Fürsten Vlad III. Tepeş (Vlad der Pfähler, Dracula) hat man hier ein Denkmal gesetzt.
Wir betreten die Anlage durch das Südtor und haben sogleich den Turnul Chindia, 1460 von Vlad III. erbaut, im Blick. Wurde dort die Trommel geschlagen, galt Ausgehverbot für die Stadtbewohner. Im Inneren des Turmes befindet sich heute eine kleine Dracula-Ausstellung.
Vom Fürstenpalast sind noch die Kellergewölbe des Palastes von Mircea cel Bătrân (Mircea dem Alten) aus 1400 und die Mauerreste des Palastes von Petru Cercel aus 1584 erhalten. Renoviert wurde die Biserica Mare Domnească (Große Fürstenkirche) mit ihren wertvollen Fresken. Auf dem Gelände befindet sich außerdem in einem Nebengebäude das Muzeul Tiparului (Buchdrucker-Museum).
Mit einem Taxi fahren wir ans andere Ende der Stadt zum Museum Ceauşescu, der einstigen Militärgarnision, in deren Hof am 25. Dezember 1989 das Ehepaar Elena und Nicolae Ceauşescu hingerichtet wurde.
Hier ein Blick in die Zelle in der der Diktator und seine Frau ihre letzten Tage verbrachten.
Die Einschusslöcher der Hinrichtung sind noch im Mauerwerk zu erkennen.
Nichts hält uns hier und wir bringen schnell noch 80 Kilometer hinter uns, vorbei an der hässlichen Industriestadt Piteşti, die nur deshalb erwähnenswert ist, weil in der 12 Kilometer entfernten Kleinstadt Mioveni Rumäniens Exportschlager Nr.1, der Dacia gebaut wird. Nach weiteren 36 Kilometern haben wir unser Tagesziel erreicht, das historische Fürstenstädtchen Curtea de Argeş. Im Gegensatz zu Târgovişte versteht die 27.000 Einwohner zählende Kleinstadt es besser ihre Sehenswürdigkeiten zu vermarkten. Scharen von Touristen (wir sehen z. B. mindestens zwei Reisegruppen aus Deutschland) bevölkern den Bulevardul Basarabilor, den man nur entlang gehen muss um alle Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden. Damit einem der Weg nicht zu lang wird, reihen sich Restaurants Boutiquen und Souvenirshops aneinander. Wir parken direkt unterhalb der Biserica Mănăstirii Cuerta de Argeş (Klosterkiche) mit ihren gedrehten Türmen.
Fürst Neagoe Basarab ließ die Kirche 1517 erbauen, die wegen ihrer kostbaren Innenausstattung (mit Blattgold verzierte Fresken, Ikonen aus Murno-Mosaiken) und der Grablegung der rumänischen Könige als eines der wichtigsten Baudenkmäler Rumäniens gilt.
Hier ruhen König Carol I. und seine Frau Elisabetha, das Königspaar Ferdinand und Maria und natürlich Fürst Neago Basarab. 2009 hat man mit dem Bau einer weiteren Nekropole begonnen, für den ehemaligen König Mihai und seine Familie.
Genau am anderen Ende des Bulevardul steht die Biserica Sf. Nicolae aus dem 14. Jhr., die vollständig erhaltenen Kirche des alten Fürstenhofes.
Innen aufwendig restauriert und Grablegungsstätte Basarab I. sowie mehrere Woiwoden. Vom Fürstenhof selber sind lediglich noch ein paar Kellerfundamente erhalten. Um 1310 war Cuerta de Argeş die Hauptstadt der Valahia unter Fürst Basarab I., erst um 1400 wurde es dann Târgovişte. Seit 1659 ist Bucareşti die alleinige Hauptstadt der Valahia.
Denkmal des Fürsten Basarab I.
Weil wir wegen des jetzt eintretenden Regens und der abendlichen Kälte lediglich einen Übernachtungsplatz brauchen, ärgern wir uns das wir auf dem Camping Arges im 5 Kilometer entfernten Dorf Noaptes den vollen Preis zahlen sollen, obwohl wir nichts von dem was hier geboten wird nutzen können. Also fahren wir zum Parkplatz in Curtea zurück und verbringen dort die Nacht. Das hat dann auch den Vorteil, dass wir am morgen noch ein wenig durch das nette Städtchen bummeln können.
Bernd reizt es immer noch ungemein die Transfăgărăşan (Transfogarasche Hochstraße) zu fahren. Einmal haben wir das ja bereit wegen des Wetters verschoben und jetzt besteht wieder die Möglichkeit dorthin zu gelangen. Die Hochgebirgsstraße ist in der Regel nur vom 1.7.- 31.10. geöffnet, was sich aber je nach Wetterlage verändern kann. Wir entnehmen dem Schild, dass sie für 152 Kilometer geöffnet ist und werden einen Versuch starten. Umkehren können wir immer noch.
Der erste Abschnitt führt uns durch das wildromantische Argeştal mit vielen Kurven und Tunneln. Nach 25 Kilometern sehen wir die Burgruine der Cetatea Poienari auf dem Berg Cetăţuia. Sie hat eine grausige Geschichte: Vlad III. Tepes ließ die Bürger von Tâgovişte 1457 die Burg zur Strafe bauen, als Rache für den Tod seines Bruders Mircea, den sie angeblich vergiftet hatten. Sie mussten schuften bis ihnen die Kleider vom Leib vielen, bzw. bis sie Tod umfielen. Bereit im 16. Jh. wurde die Burg verlassen und 1915 fiel die Nordmauer bei einem Erdbeben ein.
Auch als Tourist kann man nachfühlen wie die Menschen damals gelitten haben müssen. 1.480 !!! Stufen  sind zu bewältigen um zu der unheimlichen Ruine zu gelangen. Wir kämpfen eine Weile mit uns. Zu sehr reizt uns natürlich das Dracula Image. Doch wir denken an unsere Knie, die selbe Anzahl Stufen müssen wir ja auch wieder runter.
So reicht uns der Blick von der Straße aus einer höheren Ebene und die Landschaft ist ja auch wunderschön.
Hier wohnt tatsächlich jemand.
Vorbei am Vidraru-Stausee bewegen wir uns lange Zeit auf 800 m Höhe, dann steigen wir stetig. Leider fängt jetzt wieder an zu regnen und auf 1.250 m Höhe machen wir für heute Schluss auf dem Parkplatz der Pension Conacul Urşului. Wir müssen abwarten, ob der Regen morgen in Schnee übergeht. Am Morgen ist es wieder trocken und der Pensionswirt meint, es gäbe keinen Schnee. Das wäre das Wetter der letzten 14 Tage und sie warten sehnlichst darauf das der Wintersportbetrieb endlich losgehen kann. Wir erreichen die Vegetationsgrenze, fuhren wir bisher durch Wald, sehen wir jetzt nur noch Wiesen und riesige Schafsherden.
Ab 1.800 m kommen wir in dichten Nebel und es ist richtig kalt, Sicht gleich null und wir bedauern bereits die Strecke gefahren zu sein. Nach ein paar Galerien
und einem Tunnel haben wir auf 2.042 m den Bâlea Pass und somit den höchsten Punkt der Straße erreicht. Das Wetter auf dieser Seite ist viel besser und wir haben freie Aussicht auf das Făgăraş Gebirge. Im Übrigen sind wir jetzt wieder in Transilvania (Siebenbürgen).
Vor uns liegt eine kurvenreiche, aber sehr gut ausgebaute Abfahrt und wir genießen die Ausblicke.
Wir werden heute noch bis Sibiu, der Europäischen Kulturhauptstadt 2.007 weiter fahren. Für manch einen ist diese Stadt die schönste in Siebenbürgen, doch davon mehr beim nächsten Mal.








































































































Montag, 12. Oktober 2015

Große Rumänienrundreise – V. Vom Bärenreservat Zărneşti in die Dobrogea und das Donaudelta bis hin zum Schwarzen Meer -

5.500 – 6.500 Bären streifen durch die Wälder der Karparten und so manch einen ereilt ein trauriges Schicksal als Zirkusbär, Touristen-Foto-Bär oder Käfigbär in Privatbesitz. 2005 wurde das Großreservat Libearty von Zărneşti mit Hilfe von Rumänischen- sowie der internationaler Tierschutzorganisation WSPA ins Leben gerufen. Seither können hier ca. 80, meistens von den Behörden beschlagnahmte Bären, in dem 70 ha großen Gelände am Rande des Piatra Craiului Nationalparkes mit Baumbestand , Wasserlöchern und Beerensträuchern in artgerechter Haltung leben.
Viele wurden 25 Jahre und mehr in viel zu engen Käfigen gehalten, einem mit Salzsäure Augen und Nase verätzt, damit er als Foto-Bär besser zu händeln war. Jeweils um 9.00 Uhr, 10.00 Uhr und um 11.00 Uhr gibt es einstündige Führungen durch das Gelände. Den Rest des Tages haben die Tiere ihre Ruhe. Zum Beispiel muss dieser Bär wegen seiner Aggressivität getrennt von den anderen leben. Wir bestaunen seine enorme Größe und die langen Krallen. Ihn hätten wir ehrlich gesagt nicht gerne am WoMo gehabt.
Es ist Fütterungszeit und immer mehr Bären verlassen den schützenden Wald und kommen zum Zaun um sich an Obst und Fleischstücken gütlich zu tun. Dabei gibt es auch schon mal Rangeleien und wir hören ein fürchterliches Gebrüll im Hintergrund. Sehen können wir die Kontrahenten nicht, aber es reicht auch so für eine Gänsehaut. Im übrigen fängt es jetzt an zu regnen, doch das stört natürlich beim Anblick der herrlichen Tiere überhaupt nicht.
Constantin hatte uns zum Reservat gefahren und als er uns wieder abholt meint er, wir sollten uns den Schafsmarkt von Bran (Törzburg) nicht entgehen lassen. Da wir bis auf die Haut nass sind, müssen wir zuerst zum WoMo uns umziehen und dann bringt er uns die 7 Kilometer bis Bran. Ganz bis ans Ziel kommen wir mit dem Auto nicht, denn die Straße ist hoffnungslos mit Fahrzeugen verstopft und die Polizei hat kurzerhand die Straße abgeriegelt. Doch auch als Fußgänger müssen wir uns in Geduld fassen, denn mit uns wollen viele andere auch zum Fest.
Jede Möglichkeit wird zum Abstellen der Autos genutzt.
Hier werden die schönsten Ciobănesc Românesc Mioritic ( rumänische Schäferhundrasse Mioritic) prämiert. Es sind kraftvolle, mutige Hunde, die sehr effizient bei der Abwehr von Bären und Wölfen sind. Auch Fremden gegenüber sind sie sehr misstrauisch und als Familienhunde nur bedingt geeignet. So frisch gewaschen und gefönt möchte man das gar nicht meinen, jedoch wenn wir sie unterwegs „bei der Arbeit“ sehen, sind sie so zerzaust und schmutzig, dass sie einem Schaf ähnlicher sehen als einem Hund und von ihrer Gefährlichkeit haben wir schon gehört.
Lebendige Schafe sehen wir auf dem Schafsmarkt keine, aber alles was man von ihnen essen kann. Wir probieren und kaufen verschiedene Sorten Käse. Überall sind Grills im Einsatz und schon alleine der Geruch läßt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wir verputzen die leckeren Bulz de Mamaliga cu Carnat (mit Schafskäse gefüllte Polentakugeln) und gegrilltes Fleisch.
Wer kein Fleisch mag, der kann sich mit allerlei gegrilltem Gemüse stärken.
Der Schäfer verkauft Felle und  selbstgemachte Schuhe .
Natürlich gibt es auch den üblichen Krimskram wie Luftballons und billiges Plastikspielzeug.
Über all dem thront die Törzburg, die am meisten besuchte Sehenswürdigkeit von Rumänien. Sie wird als Dracula-Schloss vermarktet, obwohl Vlad III. Ţepeş (Vlad der Pfähler, Dracula) nachweislich niemals hier war. Die Burg kommt aber der Beschreibung des unheimlichen Schlosses im Roman von Bram Stoker wohl sehr nahe und da lag es eben auf der Hand eine Touristenatraktion daraus zu machen. Hier dreht sich wirklich alles um den Mythos Dracula. 1377 als Grenz- und Zollburg errichtet wurde sie 1920 von Königin Maria bewohnt. Sie ließ das Schloss erweitern und gab ihm das heutige Aussehen. Wir waren im Mai schon einmal im Schloss, daher möchten wir es heute nicht mehr  besichtigen.
Außerdem waten wir mittlerweile nur noch durch Schlamm und sind schon wieder nass. Was aber die Marktbesucher nicht zu stören scheint. Immer mehr Menschen strömen auf das Gelände. Wir suchen uns ein Taxi und fahren zum Campingplatz zurück, vorbei an hunderten von Autos die nicht mehr weiter kommen und erst recht keinen Parkplatz mehr finden werden. Das Pony (Constantins Rasenmäher) hat auch nasse Füsse, läßt sich aber gleichmütig von mir bedauern.
Es regnet den darauf folgenden Tag ohne Unterlass und wir vergammeln die Zeit mit Schreiben, Lesen und Routenplanung. Constanin hat sogar als Trost zum Abschied für uns gekocht. Gerne würden wir am nächsten Morgen die Transfăgărăşan fahren, die Hochgebirgsstrecke über das Fărăgăş-Gebirge, aber Constantin rät uns davon ab. Wegen des vielen Regens sind die Berge wolkenverhangen und ab 1.800 m könnte Schnee fallen, denn es soll empfindlich kälter werden. Also planen wir unsere Route noch einmal um. Ab Râsnov geht es hoch auf 1.100 m und wir verlassen mit dem Erreichen der DN 1 Transsilvanien, jetzt sind wir in der Region Muntenia/Valahia unterwegs. In Sinaia brauchen wir nicht mehr ins Zentrum zu fahren, den Schloss Pelişor, die Sommerresidenz der rumänischen Könige
sowie das „Neuschwanstein der Karpaten“ Schloss Peleş haben wir im Frühjahr ausführlich besichtigt.
Plötzlich stehen wir auf der Umgehungsstraße ohne ersichtlichen Grund im Stau. Es geht einfach nicht mehr weiter. Endlich kommen wir bis zu einer Straßensenke. Die steht knietief unter Wasser und ein PKW ist darin stecken geblieben. Der Gegenverkehr fährt am Hinderniss vorbei und wir stehen und stehen. Bernd verliert die Geduld und fährt auf Crash zum Hinderniss. Das schreckt den Gegenverkehr aber gar nicht, wohl wissend das dann für längere Zeit mit der Vorbeifahrt Schluss ist. So wird es immer enger, insbesondere wenn LKW´s mit wenigen Zentimetern Abstand an uns vorbei rauschen. Irgendwann verliert doch einer die Nerven und Bernd nutzt die Chanse durch zu fahren. Jetzt hat unsere Seite für die nächste Zeit freie Fahrt. Alle Flüsse und Bäche auf der weiteren Strecke führen Hochwasser und es regnet immer noch weiter. Irgendwie ist das nie normal, da haben sie hier wochenlang keinen Tropfen Regen und dann kommt das Wasser in Massen.

Bei Buzău biegen wir nach Verneşti ab und werden im Dorf   Berça zum ersten Mal agressiv angebettelt. Das WoMo bekommt einen Schlag mit der Faust ab, als wir nichts geben. Kurz danach sind wir nur noch von Hügeln und Schafen umgeben.
Wir nähern uns unserem heutigen Ziel, dem Vulcanii Noroişi. Auf die Wiese des dortigen Campingplatzes Muddy Land können wir wegen der Nässe nicht fahren, so bleiben wir einfach auf dem Parkplatz stehen. Im Moment ist eine Regenpause und so gehen wir den Berg hoch bis zu den Schlammvulkanen. Wir werden von der Aufsicht gebremst und dürfen nicht auf das Gelände. Wegen des Regens sei es zu glitschig und es bestände die Gefahr, dass wir in einen der Krater rutschen. So müssen wir unverrichteter Dinge wieder abziehen. Nach einer Weile sehen wir Einheimische den Berg hoch gehen und die kommen lange nicht zurück. So gehen wir noch einmal hinauf, die Einheimischen begegnen uns und sie meinen wir sollten den Wachmann doch einfach ignorieren, er sei „crazy“. So machen wir es dann und gehen an dem schimpfenden Kerl vorbei bis zum Rand der Kraters. Wenigstens noch sehen wollen wir wie es hier blubbert. Weiter trauen wir uns sowieso nicht, denn es ist wirklich sehr rutschig und dann folgt ein Wolkenbruch der es in sich hat. Bis wir wieder im WoMo sind haben wir keinen trockenen Faden mehr am Leib. Wir sind froh eine Heizung zu haben und wärmen uns erst mal auf. Ein junges Pärchen aus Deutschland mit Zelt ist auch klitschnass geworden. Die laden wir dann noch zu einem Tee ins WoMo. Das nehmen sie gerne an, denn sie frieren in der Nässe.
Da es auch am Morgen noch regnet und zudem stürmt , versuchen wir gar nicht mehr noch einmal hinauf zu gehen und auch den zweiten Krater brauchen wir nicht anzufahren. Also machen wir uns auf den Rückweg und wieder werden wir angebettelt, diesmal von zwei jungen Frauen. Zum ersten Mal sehen wir einen Esel in Rumänien. Wir dachten schon es gibt sie hier nicht.
Quer durch Buzău und immer Richtung Brăila sind wir nach 130 Kilometern im Heilbad Vărsătura am Lacul Sărat angekommen. Der Campingplatz am Hotel Sărat ist geschlossen, doch auf Nachfrage öffnen sie uns. Allerdings warmes Wasser haben sie keines mehr, brauchen wir auch nicht. Alles wirkt hier trostlos, Müllberge, streundende Hundemeuten , bröckelne Hotels. Als wir dann auch noch sehen, wo der Heilschlamm aus dem See geholt wird (direkt daneben geht die Kanalisation hinein), verzichten wir lieber auf eine Behandlung unserer wehen Knie. Ein kleiner Hund hat sich unsere Trittstufe als Liegeplatz ausgesucht und bettelt um Futter. Er bekommt welches und zum Dank bellt er die ganze Nacht und raubt uns unseren Schlaf.
Brăila die 160.000 Einwohnerstadt an der Donau soll eine sehenswerte Innenstadt haben und so suchen und finden wir im Zentrum einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe der Piaţra Taian, dem zentralen Platz der Altstadt.
Die Biserica Sfinţii Arhangheli Mihail şi Gavril (Kirche Erzengel Michael und Gabriel) war ursprünglich eine Moschee, der Glockenturm steht neben dem Gebäude.
Schön renoviert ist das Teatrul Maria Filotti (Theater) .
Die Strada Mihai Eminescu ist die Fußgängerzone der Stadt, gesäumt von Altbauten die ab und an restauriert, in der Mehrzahl aber herunter gekommen sind. Dort befindet sich auch die Büste der berühmten Altersforscherin Ana Aslan, deren Kosmetikprodukte man in vielen Apotheken kaufen kann und bei der Gelegenheit decken wir uns auch damit ein.
Die Faleza Dunării (Doanauprommenade) hat ihren Namen wirklich nicht verdient, so grau und schmucklos ist es hier. Nun bleibt uns nur noch zum Fähranleger zu fahren. Wegen unserer Größe nimmt uns die Autofähre nicht mit, wir müssen die für die LKW´s nehmen. Alleine schon die Zufahrt ist ein Thema für sich.
Dann wird solange rangiert bis auch der letzte Winkel ausgenutzt ist und alle LKW´s verstaut sind. Das alles dauert viel länger als es braucht um über die Donau zu kommen.
Wir sind geschafft und nach 20 Kilometern, kurz vor der Abzweigung nach Greci fahren wir das Restaurant Popas Angelo an, auf dessen Parkplatz wir nach einem wirklich guten Essen kostenlos übernachten dürfen. Gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang sind wir wieder im WoMo.
Es regnet immer noch und so fahren wir in Tuleca direkt 30 Kilometer weiter nach Murighiol, zum Camping Andra ins Donaudelta. Bernd möchte eine Tour mit einem Boot ins Delta unternehmen, aber natürlich nicht bei Regenwetter. So warten wir ab, ob es morgen besser wird und ob sich noch jemand findet der mitfährt, denn der Preis wird für das Boot und nicht für die Person berechnet. Tatsächlich gießt es die ganze Nacht, doch pünktlich um 8.00 Uhr hört es auf und der Bootstour steht nichts mehr im Wege, zumal sich noch ein Paar aus Deutschland einfindet das mit will. Zunächst geht es mit einem PKW in den Hafen von Murihiol, dann 6 Kilometer auf dem südlichen Donauarm Braţul Sf. Gheorg, vorüber an dem nur mit einem Boot zu erreichenden Ort Uzlina und dann durch einen engen Kanal in den Lacul Uzlina, wo Bernd einen Eisvogel entdecken kann, der aber leider fotoscheu ist. Vorbei an Kolonien von Enten, Haubentauchern und Pelikanen erreichen sie den Lacul Isac.
Dort gibt es eine Menge Pelikane, doch angeblich darf der Bootsführer nicht näher heran fahren
und so bekommt Bernd nicht so viele dieser schönen Vögel aufs Bild wie er gerne gehabt hätte.
Durch einen engen zu gewucherten Kanal
erreicht das Boot einen weiteren See in dem viele Wassernüsse wachsen. Die Früchte werden von den Delta-Bewohnern gegessen und so probiert Bernd davon und findet sie schmackhaft.
Jetzt scheint sogar die Sonne und nach einem kurzen Stopp in Uzlina mit seinen hübschen Ferienhäusern, sind die ausgemachten drei Stunden Fahrtzeit schon vorbei.
Endlich ist es wieder sonnig und warm und so beschließen wir tags darauf noch einmal nach Tulcea zu fahren. Das dortige Donaudelta-Museum wurde erst 2009 eröffnet und wir finden es wirklich sehr sehenswert. Fauna und Flora des Deltas werden anschaulich dargestellt. Nur die tropischen Fische wirken etwas fehl am Platze. Gleich gegenüber befindet sich noch das kleine Museum für Volkskunst, in dem man die vielschichtigen Bevölkerungsgruppen der Dobrogea und ihre Trachten zu Gesicht bekommt. Zwar sind 80 % Rumänen, jedoch leben auch Russen, Lipowaner, Ukrainer, Türken, Tataren, Griechen und Deutsche hier.
Wir machen noch einen Abstecher zur Doanau-Prommenade. Hier legen die Donaukreuzfahrtschiffe an. Wieder mal sind wir erstaunt wie schmucklos es hier ist.
Ein für die Lipowaner typisches blau angestrichenes Häuschen.
In Sarichiol ist der Ortsname zweisprachig in Rumänisch und Russisch angeschrieben und so wissen wir auch ohne blaue Häuser das wir in einem Lipowaner-Dorf sind.
Nach 28 Kilometern sehen wir schon von weitem die Ruine der Cetatea Enisala (Festung Enisala) aus dem 14. Jahrhundert. Erbaut von Kaufleuten aus Genua zur Überwachung der Land und Wasserwege. Später wurde sie von den Osmanen als Garnison genutzt.
Oben werden wir mit herrlicher Aussicht auf die Umgebung und den Razim-See, den größten See Rumäniens belohnt.
Argwöhnisch beobachtet von einer Spinne aus ihrem Schlupfloch heraus.
In Juriloca biegen wir ab um zu den Überresten der antiken Festung Argamum/Orgame zu gelangen. Die Stadt wurde im späten 6.Jh. vor Christus erstmals erwähnt und liegt auch am Razim-See. Obschon recht groß angelegt ist heute nicht mehr viel zu sehen, die Überreste sind dem rumänischen Staat nicht einmal ein Museum oder eine Wache wert. Selbst den Weg dorthin müssen wir uns selber suchen.
Schluss machen wir für heute an der Ausgrabungsstätte der antiken Hafenstadt Histria. Es ist schon zu spät für eine Besichtigung, die Anlage wird bald geschlossen und so bleiben wir über Nacht eben auf dem Parkplatz stehen umlagert von einer Hundemeute. Um 9.00 Uhr öffnet das Museum und um einen ersten Überblick zu bekommen suchen wir zunächst das Museum auf, in dem die schönsten Fundstücke ausgestellt sind.
So sahen damals die Urnengräber aus.
Gegründet im 7. JH. v. Chr. von Griechen aus Milet gilt Histria als die älteste Ansiedlung Rumäniens. Einst lebten hier 25.000 Menschen, doch im 7. Jh. n. Chr. ging die Stadt unter, wegen einfallenden Wandervölkern und weil der Hafen versandete. Heute gehört das Ruinenfeld wohl den Schlangen, da wir mehrmals Schlangenhäute auf unserem Rundgang finden.
Fast verlaufen wir uns in den vielen Gängen.
Gesehen haben wir ihn schon oft den Wiedehopf. Aufs Bild bannen kann Bernd ihn heute das erste mal.
Recht anschaulich erhalten ist die Therme.
Nun haben wir genug von Ruinen und freuen uns auf ein wenig Entspannung am Schwarzen Meer. Wir fahren hinter dem Dorf Corbu auf einer einspurigen Asphaltstraße Richtung Corbu Beach. Die letzten Kilometer legen wir auf einer Rüttelpiste zurück. Wir suchen einen Zugang zum Strand, was sich nicht als ganz einfach erweist. Zunächst fahren wir einen Weg zu einem geschlossenen Restaurant hinunter, landen an einer Schranke und stehen auf einem vermüllten Platz. Dahinter aber sehen wir den Strand und das Meer. Wir machen einen langen Strandspaziergang und in der Ferne können wir auf einer Anhöhe ein WoMo erkennen. Wir fragen wie man dorthin kommt und Bernd holt El Gordo her. Dazu muss er von der Piste ein gutes Stück über das holprige Gelände fahren.
Dafür stehen wir aber genial einsam (außer uns nur ein WoMo, ein PKW, sowie 8 Hunde ) mit Blick über Strand und Meer.
Die nächsten zwei Tage verbringen wir mit Sonnenbaden, Strandwanderungen, Muschelsammeln und Bernd schwimmt natürlich im Schwarzen Meer. Schließlich ist das ja eine Premiere.
Gerne würden wir noch ein paar Tage bleiben. Doch der Wetterbericht sagt Gewitter voraus und wir befürchten, dass wir dann nicht mehr zurück auf die Straße kommen. So werden wir wohl morgen weiterfahren.