Von
der römischen Siedlung Civita Tropaeum Traiani gibt es nur
noch Ruinen, jedoch im Museum von Adamclisi sind die
beeindruckenden Originale des Siegesdenkmals
ausgestellt. Wir sind vollkommen überwältigt von deren Größe und
Schönheit. Schade nur, dass das Museum selber offensichtlich sehr
vernachlässigt wird und dringend einer Renovierung bedürfe.
48
Metopen (Bildtafeln) von ursprünglich 54 sind hier ausgestellt.
Der Reiter zu Pferde soll wohl Kaiser Trajan sein.
Frauen
in dakischer Tracht.Baumstamm gehüllt in römische Rüstung, einst der Abschluss des Monuments.
Wir
machen schnell noch einen Abstecher in das Dorf Corvin und von
dort zum Mănăstirea
Peştera Sfântului Apostol Andrei
( Höhlenkloster des
Apostel Andreas). Von
hier aus soll der Apostel 60 n. Chr. den christlichen Glauben
verbreitet haben.
Das
Kirchlein gilt als das älteste
christliche Gotteshaus Rumäniens.
Auf diesem in den Fels gehauenen Bett soll der Apostel geruht haben.
Heute ist das hier eine Walfahrtsstätte, in kommunistischer Zeit
wurde die Höhle als Unterschlupf für Schafe genutzt.
Mittlerweile
stehen noch weitere Kirchen auf dem Gelände. Es werden eine
Finger-Reliquie des Apostels, sowie eine wundertätig Ikone dort
aufbewahrt und jährlich pilgern tausende von Gläubigen hierher.
Hinter all den Gotteshäusern befinden sich mehrere Tiergehege und
mir hat es natürlich wieder mal der Ziegenbock mit seinem prächtigen
Gehörn angetan.
Ein
paar Schritte entfernt gibt es ein Quellenhaus und da wir dringend
Wasser benötigen, halten wir dort an um unseren Tank zu füllen. Da
kommen doch glatt ein paar
Wildschweine aus dem
Gebüsch. Sie trotten vorbei ohne die geringste Notiz von uns zu
nehmen.
Wir
sind noch unentschlossen ob wir nach Bukarest weiter fahren sollen
oder, als wir bei Rasova
wieder die Dunării
(Donau)
erreichen, eine Übernachtungspause einlegen. Irgendwie bietet sich
nichts so recht an und dann überqueren wir bei Cernavodă
zweimal auf gigantischen Brücken (die deshalb sogar eine Sondermaut
kosten) die Donau. Auf der gut ausgebauten A 2 legen wir die
restlichen 149 Kilometer bis Bucureşti
(Bukarest)
zügig zurück. Jetzt noch 24 Kilometer auf dem Stadtring und endlich
haben wir den genial gelegenen Campingplatz
Casa Alba erreicht.
Genial will heißen: Nahe genug am Zentrum ( 8 Kilometer) und doch
nur wenige Straßen vom Stadtring entfernt. Somit umgehen wir den
chaotischen Innenstadtverkehr.
Bukarest
hat 1,9 Millionen
Einwohner und ist somit die sechstgrößte Stadt der EU. Daher lassen
wir uns ein Taxi kommen und fahren damit ins Zentrum. Ein
malerisches Stadtzentrum sucht man vergeblich, aber es gibt außer
den hässlichen Plattenbauten der Ceauşescu-Zeit noch viele Kleinode
zu entdecken, die dem „Modernisierungswahn“ des „Sohn des
Volkes“ entkommen sind . Alles hier aufzuführen würde den Rahmen
sprengen und somit folgt jetzt nur eine kleine Auswahl: Eines der
schönsten Bauten der Stadt das Palatul
Cantacuzino, an dessen
Fassade
Jugendstil und
Neobarock verschmelzen, mit dem George-Enescu-Museum.
Ein
Stadtpalast aus
dem 19.Jh.,
er beherbergt heute das Muzeul
Colecţiilor de Artă (Museum
der Kunstsammlungen).
Das
an einen antiken Tempel erinnernde Wahrzeichen von Bukarest, dass
Arteneul Român
(Rumänisches
Arthenäum), Sitz der
Philharmonie George Enescu.
Gebäude
ohne Namen, wunderschön und renovierungsbedürftig.
Diese
Gebäude aus dem 19. Jhr. wurde während der 1989 Revolution
zerstört. Auf die Reste der Ziegelsteinmauer setzte man einen
Glasaufbau. Hier hat die Union
der Architekten ihren
Sitz.
Die
Biblioteca Universităţii
(Universitätsbibliothek).
Der
Obelisk erinnert mit
einer Gedenktafel
an die Toten der
Revolution. Die
Bukarester nennen ihn unsensibel „Streichholz mit Frikadelle“.
Das
ehemalige ZK-Gebäude,
von hier hielt Ceauşescu seine letzte Rede an sein Volk bevor er mit
einem Hubschrauber floh. Hier wurde während der Revolution tagelang
geschossen und gestorben. Heute ist das Gebäude Sitz des
Innenministeriums.
Die
wertvolle orthodoxe Biserica
Creţulescu
(Creţulescu-Kirche)
von 1722.
Piaţa
21. Decembrie (Platz des 21. Dezembers),
gewidmet den Helden der
rumänischen Revolution.
Das
Lipscaniviertel,
Keimzelle der mittelalterlichen Stadt. Heute reihen sich hier
Restaurants, Kneipen, Discos und Antiquitätenläden aneinander.
Die
kapitolinische Wölfin
am Boulevard I. C. Brătianu.
Touristenauftrieb
im Lipscaniviertel
und
gleich wieder eine Oase der Ruhe im Innenhof der Biserica
Stavropoleos.
700
Architekten und 20.000 Arbeiter mussten Rund um die Uhr schuften um
das Prestige Objekt Ceauşescus den
Palatul Parlamentului (Parlamentspalast)
zu bauen. Er sollte den Palast des Volkes in Nordkorea übertreffen
und ist das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt. Seine
Fertigstellung hat Ceauşescu nicht mehr erlebt.
Wir
sind fix und fertig, ob das am stundenlangen Herumlaufen in Bukarest
oder an dem Kamikaze Taxifahrer, der uns unglaublicher Weise
tatsächlich Heil zum Campingplatz zurück gebracht hat lag, will ich
mal dahin gestellt lassen. Auf jeden Fall könnte der gut in Lima
fahren und ich weiß wovon ich rede. Selbst Bernd ist mehrmals
zusammen gezuckt und den bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Wir
bleiben noch eine Nacht auf dem Campingplatz und dann bloß weg.
Târgovişte
(Tergowisch),
die ehemalige
Hauptstadt der Valhia
(Walachei)
ist unser nächstes Ziel. An für sich ein trostloser Ort mit lauter
maroden Plattenbauten. Jedoch besitzt er mit der Ruine
der Curtea Domnească
(Fürstenhof)
einen geschichtsträchtigen Ort. Dem berühmt berüchtigten
Fürsten Vlad III.
Tepeş (Vlad
der Pfähler, Dracula)
hat man hier ein Denkmal gesetzt.
Wir
betreten die Anlage durch das Südtor
und haben sogleich den Turnul
Chindia, 1460 von Vlad
III. erbaut, im Blick. Wurde dort die Trommel geschlagen, galt
Ausgehverbot für die Stadtbewohner. Im Inneren des Turmes befindet
sich heute eine kleine Dracula-Ausstellung.
Vom
Fürstenpalast sind noch die Kellergewölbe
des Palastes
von Mircea cel Bătrân
(Mircea dem Alten) aus
1400 und die Mauerreste
des Palastes
von Petru Cercel aus
1584 erhalten. Renoviert wurde die
Biserica Mare Domnească (Große
Fürstenkirche) mit
ihren wertvollen
Fresken. Auf dem
Gelände befindet sich außerdem in einem Nebengebäude das Muzeul
Tiparului
(Buchdrucker-Museum).
Mit
einem Taxi fahren wir ans andere Ende der Stadt zum Museum
Ceauşescu, der
einstigen
Militärgarnision, in
deren Hof am 25. Dezember 1989 das Ehepaar Elena
und Nicolae
Ceauşescu
hingerichtet wurde.
Hier
ein Blick in die Zelle in der der Diktator und seine Frau ihre
letzten Tage verbrachten.
Die
Einschusslöcher der
Hinrichtung sind noch im
Mauerwerk zu erkennen.
Nichts
hält uns hier und wir bringen schnell noch 80 Kilometer hinter
uns, vorbei an der hässlichen Industriestadt
Piteşti, die nur
deshalb erwähnenswert ist, weil in der 12 Kilometer entfernten
Kleinstadt Mioveni
Rumäniens Exportschlager Nr.1, der Dacia
gebaut wird. Nach weiteren 36 Kilometern haben wir unser Tagesziel
erreicht, das historische Fürstenstädtchen Curtea
de Argeş. Im
Gegensatz zu Târgovişte versteht die 27.000 Einwohner zählende
Kleinstadt es besser ihre Sehenswürdigkeiten zu vermarkten. Scharen
von Touristen (wir sehen z. B. mindestens zwei Reisegruppen aus
Deutschland) bevölkern den Bulevardul
Basarabilor,
den man nur entlang gehen muss um alle Sehenswürdigkeiten der Stadt
zu erkunden. Damit einem der Weg nicht zu lang wird, reihen sich
Restaurants Boutiquen und Souvenirshops aneinander. Wir parken direkt
unterhalb der Biserica
Mănăstirii Cuerta
de Argeş
(Klosterkiche)
mit ihren gedrehten Türmen.
Fürst
Neagoe Basarab ließ
die Kirche 1517 erbauen, die wegen ihrer kostbaren Innenausstattung
(mit Blattgold verzierte Fresken, Ikonen aus Murno-Mosaiken) und der
Grablegung
der rumänischen Könige
als eines der wichtigsten Baudenkmäler Rumäniens gilt.
Hier
ruhen König Carol I.
und seine Frau
Elisabetha, das
Königspaar Ferdinand und Maria und natürlich Fürst Neago Basarab.
2009 hat man mit dem Bau einer weiteren Nekropole begonnen, für den
ehemaligen König Mihai und seine Familie.
Genau
am anderen Ende des Bulevardul steht die Biserica
Sf. Nicolae aus dem
14. Jhr., die vollständig erhaltenen Kirche des alten
Fürstenhofes.
Innen
aufwendig restauriert und Grablegungsstätte Basarab I. sowie mehrere
Woiwoden. Vom Fürstenhof selber sind lediglich noch ein paar
Kellerfundamente erhalten. Um 1310 war Cuerta de Argeş die
Hauptstadt der Valahia unter Fürst Basarab I., erst um 1400 wurde
es dann Târgovişte. Seit 1659 ist Bucareşti die alleinige
Hauptstadt der Valahia.
Denkmal
des Fürsten Basarab I.
Weil
wir wegen des jetzt eintretenden Regens und der abendlichen Kälte
lediglich einen Übernachtungsplatz brauchen, ärgern wir uns das wir
auf dem Camping Arges im 5 Kilometer entfernten Dorf Noaptes den
vollen Preis zahlen sollen, obwohl wir nichts von dem was hier
geboten wird nutzen können. Also fahren wir zum Parkplatz in Curtea
zurück und verbringen dort die Nacht. Das hat dann auch den Vorteil,
dass wir am morgen noch ein wenig durch das nette Städtchen bummeln
können.
Bernd
reizt es immer noch ungemein die Transfăgărăşan
(Transfogarasche
Hochstraße)
zu fahren. Einmal haben wir das ja bereit wegen des Wetters
verschoben und jetzt besteht wieder die Möglichkeit dorthin zu
gelangen. Die Hochgebirgsstraße ist in der Regel nur vom 1.7.-
31.10. geöffnet, was sich aber je nach Wetterlage verändern kann.
Wir entnehmen dem Schild, dass sie für 152 Kilometer geöffnet ist
und werden einen Versuch starten. Umkehren können wir immer noch.
Der
erste Abschnitt führt uns durch das wildromantische Argeştal
mit vielen Kurven und Tunneln. Nach 25 Kilometern sehen wir die
Burgruine der Cetatea
Poienari auf
dem Berg Cetăţuia.
Sie hat eine grausige Geschichte: Vlad III. Tepes ließ die Bürger
von Tâgovişte 1457 die Burg zur Strafe bauen, als Rache für den
Tod seines Bruders Mircea, den sie angeblich vergiftet hatten. Sie
mussten schuften bis ihnen die Kleider vom Leib vielen, bzw. bis sie Tod umfielen. Bereit im 16. Jh. wurde die Burg verlassen und 1915
fiel die Nordmauer bei einem Erdbeben ein.
Auch
als Tourist kann man nachfühlen wie die Menschen damals gelitten
haben müssen. 1.480 !!! Stufen sind zu
bewältigen um zu der unheimlichen Ruine zu gelangen. Wir kämpfen
eine Weile mit uns. Zu sehr reizt uns natürlich das Dracula Image.
Doch wir denken an unsere Knie, die selbe Anzahl Stufen müssen wir
ja auch wieder runter.
So
reicht uns der Blick von der Straße aus einer höheren Ebene und die
Landschaft ist ja auch wunderschön.
Hier
wohnt tatsächlich jemand.
Vorbei
am Vidraru-Stausee
bewegen wir uns lange Zeit auf 800 m Höhe, dann steigen wir stetig.
Leider fängt jetzt wieder an zu regnen und auf 1.250 m Höhe machen
wir für heute Schluss auf dem Parkplatz der Pension Conacul
Urşului. Wir müssen abwarten, ob der Regen morgen in Schnee
übergeht. Am Morgen ist es wieder trocken und der Pensionswirt
meint, es gäbe keinen Schnee. Das wäre das Wetter der letzten 14
Tage und sie warten sehnlichst darauf das der Wintersportbetrieb
endlich losgehen kann. Wir erreichen die Vegetationsgrenze, fuhren
wir bisher durch Wald, sehen wir jetzt nur noch Wiesen und riesige
Schafsherden.
Ab 1.800 m kommen wir in dichten Nebel und es ist
richtig kalt, Sicht gleich null und wir bedauern bereits die Strecke
gefahren zu sein. Nach ein paar Galerien
und
einem Tunnel haben wir auf 2.042 m den Bâlea
Pass und somit den
höchsten Punkt der Straße
erreicht. Das Wetter
auf dieser Seite ist viel besser und wir haben freie Aussicht auf das
Făgăraş Gebirge.
Im Übrigen sind wir jetzt wieder in Transilvania
(Siebenbürgen).
Vor
uns liegt eine kurvenreiche, aber sehr gut ausgebaute Abfahrt und wir
genießen die Ausblicke.
Wir
werden heute noch bis Sibiu,
der Europäischen
Kulturhauptstadt 2.007
weiter fahren. Für manch einen ist diese Stadt die schönste in
Siebenbürgen, doch davon mehr beim nächsten Mal.