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Donnerstag, 29. Oktober 2015

Große Rumänienrundreise – VI Dobrudscha, Bukarest, Siebenbürgen -

Tatsächlich haben wir unseren einsamen Strandplatz gerade noch zur rechten Zeit verlassen. Kaum erreichen wir die Asphaltstraße, geht das Unwetter auch schon los. Bereits nach wenigen Minuten treiben die Wassermassen über die Fahrspur. Die bekannten Badeorte Mamaia und Constanţa tangieren wir daher nur. Genauso schnell wie sich die himmlichen Schleusen geöffnet haben, schließen sie sich wieder und bereits in Adamclisi können wir uns entspannt zurück lehnen. Hier wurde einst Geschichte geschrieben. Der Sieg des römischen Kaisers Trajan über die Daker mit ihrem König Decebal ( 101 -102 n. Chr.). Sich selbst zu Ehren ließ Tajan ein Tropaeum Traiani (Siegesdenkmals) errichten. 1880 – 1890 wurde es wieder entdeckt und jetzt stehen wir vor dem originalgetreuen, 1977 eingeweihten, 42 m hohen Nachbau mit seinen 48 Bildtafeln.
Von der römischen Siedlung Civita Tropaeum Traiani gibt es nur noch Ruinen, jedoch im Museum von Adamclisi sind die beeindruckenden Originale des Siegesdenkmals ausgestellt. Wir sind vollkommen überwältigt von deren Größe und Schönheit. Schade nur, dass das Museum selber offensichtlich sehr vernachlässigt wird und dringend einer Renovierung bedürfe.
48 Metopen (Bildtafeln) von ursprünglich 54 sind hier ausgestellt. Der Reiter zu Pferde soll wohl Kaiser Trajan sein.
Frauen in dakischer Tracht.
Baumstamm gehüllt in römische Rüstung, einst der Abschluss des Monuments.
Wir machen schnell noch einen Abstecher in das Dorf Corvin und von dort zum Mănăstirea Peştera Sfântului Apostol Andrei ( Höhlenkloster des Apostel Andreas). Von hier aus soll der Apostel 60 n. Chr. den christlichen Glauben verbreitet haben.
Das Kirchlein gilt als das älteste christliche Gotteshaus Rumäniens. Auf diesem in den Fels gehauenen Bett soll der Apostel geruht haben. Heute ist das hier eine Walfahrtsstätte, in kommunistischer Zeit wurde die Höhle als Unterschlupf für Schafe genutzt.
Mittlerweile stehen noch weitere Kirchen auf dem Gelände. Es werden eine Finger-Reliquie des Apostels, sowie eine wundertätig Ikone dort aufbewahrt und jährlich pilgern tausende von Gläubigen hierher. Hinter all den Gotteshäusern befinden sich mehrere Tiergehege und mir hat es natürlich wieder mal der Ziegenbock mit seinem prächtigen Gehörn angetan.
Ein paar Schritte entfernt gibt es ein Quellenhaus und da wir dringend Wasser benötigen, halten wir dort an um unseren Tank zu füllen. Da kommen doch glatt ein paar Wildschweine aus dem Gebüsch. Sie trotten vorbei ohne die geringste Notiz von uns zu nehmen.
Wir sind noch unentschlossen ob wir nach Bukarest weiter fahren sollen oder, als wir bei Rasova wieder die Dunării (Donau) erreichen, eine Übernachtungspause einlegen. Irgendwie bietet sich nichts so recht an und dann überqueren wir bei Cernavodă zweimal auf gigantischen Brücken (die deshalb sogar eine Sondermaut kosten) die Donau. Auf der gut ausgebauten A 2 legen wir die restlichen 149 Kilometer bis Bucureşti (Bukarest) zügig zurück. Jetzt noch 24 Kilometer auf dem Stadtring und endlich haben wir den genial gelegenen Campingplatz Casa Alba erreicht. Genial will heißen: Nahe genug am Zentrum ( 8 Kilometer) und doch nur wenige Straßen vom Stadtring entfernt. Somit umgehen wir den chaotischen Innenstadtverkehr.
Bukarest hat 1,9 Millionen Einwohner und ist somit die sechstgrößte Stadt der EU. Daher lassen wir uns ein Taxi kommen und fahren damit ins Zentrum. Ein malerisches Stadtzentrum sucht man vergeblich, aber es gibt außer den hässlichen Plattenbauten der Ceauşescu-Zeit noch viele Kleinode zu entdecken, die dem „Modernisierungswahn“ des „Sohn des Volkes“ entkommen sind . Alles hier aufzuführen würde den Rahmen sprengen und somit folgt jetzt nur eine kleine Auswahl: Eines der schönsten Bauten der Stadt das Palatul Cantacuzino, an dessen Fassade Jugendstil und Neobarock verschmelzen, mit dem George-Enescu-Museum.
Ein Stadtpalast aus dem 19.Jh., er beherbergt heute das Muzeul Colecţiilor de Artă (Museum der Kunstsammlungen).
Das an einen antiken Tempel erinnernde Wahrzeichen von Bukarest, dass Arteneul Român (Rumänisches Arthenäum), Sitz der Philharmonie George Enescu.
Gebäude ohne Namen, wunderschön und renovierungsbedürftig.
Diese Gebäude aus dem 19. Jhr. wurde während der 1989 Revolution zerstört. Auf die Reste der Ziegelsteinmauer setzte man einen Glasaufbau. Hier hat die Union der Architekten ihren Sitz.
Die Biblioteca Universităţii (Universitätsbibliothek).
Der Obelisk erinnert mit einer Gedenktafel an die Toten der Revolution. Die Bukarester nennen ihn unsensibel „Streichholz mit Frikadelle“.
Das ehemalige ZK-Gebäude, von hier hielt Ceauşescu seine letzte Rede an sein Volk bevor er mit einem Hubschrauber floh. Hier wurde während der Revolution tagelang geschossen und gestorben. Heute ist das Gebäude Sitz des Innenministeriums.
Die wertvolle orthodoxe Biserica Creţulescu (Creţulescu-Kirche) von 1722.
Piaţa 21. Decembrie (Platz des 21. Dezembers), gewidmet den Helden der rumänischen Revolution.
Das Lipscaniviertel, Keimzelle der mittelalterlichen Stadt. Heute reihen sich hier Restaurants, Kneipen, Discos und Antiquitätenläden aneinander.
Die kapitolinische Wölfin am Boulevard I. C. Brătianu.
Touristenauftrieb im Lipscaniviertel
und gleich wieder eine Oase der Ruhe im Innenhof der Biserica Stavropoleos.
700 Architekten und 20.000 Arbeiter mussten Rund um die Uhr schuften um das Prestige Objekt Ceauşescus den Palatul Parlamentului (Parlamentspalast) zu bauen. Er sollte den Palast des Volkes in Nordkorea übertreffen und ist das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt. Seine Fertigstellung hat Ceauşescu nicht mehr erlebt.
Wir sind fix und fertig, ob das am stundenlangen Herumlaufen in Bukarest oder an dem Kamikaze Taxifahrer, der uns unglaublicher Weise tatsächlich Heil zum Campingplatz zurück gebracht hat lag, will ich mal dahin gestellt lassen. Auf jeden Fall könnte der gut in Lima fahren und ich weiß wovon ich rede. Selbst Bernd ist mehrmals zusammen gezuckt und den bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Wir bleiben noch eine Nacht auf dem Campingplatz und dann bloß weg. Târgovişte (Tergowisch), die ehemalige Hauptstadt der Valhia (Walachei) ist unser nächstes Ziel. An für sich ein trostloser Ort mit lauter maroden Plattenbauten. Jedoch besitzt er mit der Ruine der Curtea Domnească (Fürstenhof) einen geschichtsträchtigen Ort. Dem berühmt berüchtigten Fürsten Vlad III. Tepeş (Vlad der Pfähler, Dracula) hat man hier ein Denkmal gesetzt.
Wir betreten die Anlage durch das Südtor und haben sogleich den Turnul Chindia, 1460 von Vlad III. erbaut, im Blick. Wurde dort die Trommel geschlagen, galt Ausgehverbot für die Stadtbewohner. Im Inneren des Turmes befindet sich heute eine kleine Dracula-Ausstellung.
Vom Fürstenpalast sind noch die Kellergewölbe des Palastes von Mircea cel Bătrân (Mircea dem Alten) aus 1400 und die Mauerreste des Palastes von Petru Cercel aus 1584 erhalten. Renoviert wurde die Biserica Mare Domnească (Große Fürstenkirche) mit ihren wertvollen Fresken. Auf dem Gelände befindet sich außerdem in einem Nebengebäude das Muzeul Tiparului (Buchdrucker-Museum).
Mit einem Taxi fahren wir ans andere Ende der Stadt zum Museum Ceauşescu, der einstigen Militärgarnision, in deren Hof am 25. Dezember 1989 das Ehepaar Elena und Nicolae Ceauşescu hingerichtet wurde.
Hier ein Blick in die Zelle in der der Diktator und seine Frau ihre letzten Tage verbrachten.
Die Einschusslöcher der Hinrichtung sind noch im Mauerwerk zu erkennen.
Nichts hält uns hier und wir bringen schnell noch 80 Kilometer hinter uns, vorbei an der hässlichen Industriestadt Piteşti, die nur deshalb erwähnenswert ist, weil in der 12 Kilometer entfernten Kleinstadt Mioveni Rumäniens Exportschlager Nr.1, der Dacia gebaut wird. Nach weiteren 36 Kilometern haben wir unser Tagesziel erreicht, das historische Fürstenstädtchen Curtea de Argeş. Im Gegensatz zu Târgovişte versteht die 27.000 Einwohner zählende Kleinstadt es besser ihre Sehenswürdigkeiten zu vermarkten. Scharen von Touristen (wir sehen z. B. mindestens zwei Reisegruppen aus Deutschland) bevölkern den Bulevardul Basarabilor, den man nur entlang gehen muss um alle Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden. Damit einem der Weg nicht zu lang wird, reihen sich Restaurants Boutiquen und Souvenirshops aneinander. Wir parken direkt unterhalb der Biserica Mănăstirii Cuerta de Argeş (Klosterkiche) mit ihren gedrehten Türmen.
Fürst Neagoe Basarab ließ die Kirche 1517 erbauen, die wegen ihrer kostbaren Innenausstattung (mit Blattgold verzierte Fresken, Ikonen aus Murno-Mosaiken) und der Grablegung der rumänischen Könige als eines der wichtigsten Baudenkmäler Rumäniens gilt.
Hier ruhen König Carol I. und seine Frau Elisabetha, das Königspaar Ferdinand und Maria und natürlich Fürst Neago Basarab. 2009 hat man mit dem Bau einer weiteren Nekropole begonnen, für den ehemaligen König Mihai und seine Familie.
Genau am anderen Ende des Bulevardul steht die Biserica Sf. Nicolae aus dem 14. Jhr., die vollständig erhaltenen Kirche des alten Fürstenhofes.
Innen aufwendig restauriert und Grablegungsstätte Basarab I. sowie mehrere Woiwoden. Vom Fürstenhof selber sind lediglich noch ein paar Kellerfundamente erhalten. Um 1310 war Cuerta de Argeş die Hauptstadt der Valahia unter Fürst Basarab I., erst um 1400 wurde es dann Târgovişte. Seit 1659 ist Bucareşti die alleinige Hauptstadt der Valahia.
Denkmal des Fürsten Basarab I.
Weil wir wegen des jetzt eintretenden Regens und der abendlichen Kälte lediglich einen Übernachtungsplatz brauchen, ärgern wir uns das wir auf dem Camping Arges im 5 Kilometer entfernten Dorf Noaptes den vollen Preis zahlen sollen, obwohl wir nichts von dem was hier geboten wird nutzen können. Also fahren wir zum Parkplatz in Curtea zurück und verbringen dort die Nacht. Das hat dann auch den Vorteil, dass wir am morgen noch ein wenig durch das nette Städtchen bummeln können.
Bernd reizt es immer noch ungemein die Transfăgărăşan (Transfogarasche Hochstraße) zu fahren. Einmal haben wir das ja bereit wegen des Wetters verschoben und jetzt besteht wieder die Möglichkeit dorthin zu gelangen. Die Hochgebirgsstraße ist in der Regel nur vom 1.7.- 31.10. geöffnet, was sich aber je nach Wetterlage verändern kann. Wir entnehmen dem Schild, dass sie für 152 Kilometer geöffnet ist und werden einen Versuch starten. Umkehren können wir immer noch.
Der erste Abschnitt führt uns durch das wildromantische Argeştal mit vielen Kurven und Tunneln. Nach 25 Kilometern sehen wir die Burgruine der Cetatea Poienari auf dem Berg Cetăţuia. Sie hat eine grausige Geschichte: Vlad III. Tepes ließ die Bürger von Tâgovişte 1457 die Burg zur Strafe bauen, als Rache für den Tod seines Bruders Mircea, den sie angeblich vergiftet hatten. Sie mussten schuften bis ihnen die Kleider vom Leib vielen, bzw. bis sie Tod umfielen. Bereit im 16. Jh. wurde die Burg verlassen und 1915 fiel die Nordmauer bei einem Erdbeben ein.
Auch als Tourist kann man nachfühlen wie die Menschen damals gelitten haben müssen. 1.480 !!! Stufen  sind zu bewältigen um zu der unheimlichen Ruine zu gelangen. Wir kämpfen eine Weile mit uns. Zu sehr reizt uns natürlich das Dracula Image. Doch wir denken an unsere Knie, die selbe Anzahl Stufen müssen wir ja auch wieder runter.
So reicht uns der Blick von der Straße aus einer höheren Ebene und die Landschaft ist ja auch wunderschön.
Hier wohnt tatsächlich jemand.
Vorbei am Vidraru-Stausee bewegen wir uns lange Zeit auf 800 m Höhe, dann steigen wir stetig. Leider fängt jetzt wieder an zu regnen und auf 1.250 m Höhe machen wir für heute Schluss auf dem Parkplatz der Pension Conacul Urşului. Wir müssen abwarten, ob der Regen morgen in Schnee übergeht. Am Morgen ist es wieder trocken und der Pensionswirt meint, es gäbe keinen Schnee. Das wäre das Wetter der letzten 14 Tage und sie warten sehnlichst darauf das der Wintersportbetrieb endlich losgehen kann. Wir erreichen die Vegetationsgrenze, fuhren wir bisher durch Wald, sehen wir jetzt nur noch Wiesen und riesige Schafsherden.
Ab 1.800 m kommen wir in dichten Nebel und es ist richtig kalt, Sicht gleich null und wir bedauern bereits die Strecke gefahren zu sein. Nach ein paar Galerien
und einem Tunnel haben wir auf 2.042 m den Bâlea Pass und somit den höchsten Punkt der Straße erreicht. Das Wetter auf dieser Seite ist viel besser und wir haben freie Aussicht auf das Făgăraş Gebirge. Im Übrigen sind wir jetzt wieder in Transilvania (Siebenbürgen).
Vor uns liegt eine kurvenreiche, aber sehr gut ausgebaute Abfahrt und wir genießen die Ausblicke.
Wir werden heute noch bis Sibiu, der Europäischen Kulturhauptstadt 2.007 weiter fahren. Für manch einen ist diese Stadt die schönste in Siebenbürgen, doch davon mehr beim nächsten Mal.








































































































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