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Samstag, 31. Januar 2009

Über Guayaquil und Küste zurück nach Quito

Früh am Morgen sollte es aus Riobamba weitergehen. Doch daraus wurde zunächst einmal nichts. Galo wollte sich persönlich verabschieden und wir mussten auf ihn warten. José Ignacio hat dann noch Josefina angerufen und so konnten wir noch telefonieren. Josefina hat eine Blume der Freundschaft gepflanzt. Diese wird sie nun pflegen und hegen bis wir wieder kommen. Sie darf nicht eingehen, denn dann ist die Freundschaft auch gestorben. Dieser Brauch war uns neu und hat uns sehr gerührt, vielleicht werden wir den zu Hause auch mal einführen. Umarmungen, Küsschen, heimliche Tränen und wir waren weg. Manchmal fällt einem Abschied nehmen verdammt schwer. Da wir die Kälte und den Regen in der Höhe leid waren, wollten wir ein paar Tage an der Küste verbringen. Doch dazu galt es noch einmal ganz hoch ins Gebirge zu fahren und den Paso El Arenal mit 4.370 Metern zu überqueren. Burro hatte wieder ordentlich zu arbeiten und der Rauch aus unserem Auspuffrohr wurde immer schwärzer. Entschädigt wurden wir durch herrliche Aussichten und dann gab es auf einmal auch wieder Vicuñas in großen Mengen. Der Chimborazo zeigte uns ein bisschen von seinem Schnee, doch die Spitze blieb uns nach wie vor verborgen. Jetzt ging es wieder steil bergab. Es war schon Mittag als wir die kleine Stadt Guaranda erreichten. Hier haben wir erst mal ein Restaurant aufgesucht um uns für den Rest der Strecke zu stärken. Das war eine gute Entscheidung. Ab jetzt wurde die Straße eine Zumutung. Wir fuhren von Schlagloch zu Schlagloch, ab und an unterbrochen von Erdrutschen. An einer Stelle waren gerade die Aufräumarbeiten im Gange. Unser Glück, sonst wäre hier für heute Ende gewesen. Zu allem Übel gab auf einmal unser Reifenprüfgerät Alarm. Der linke Vorderreifen hatte eine Temperaturvon über 80 Grad. Weil wir nur von Schlagloch zu Schlagloch fuhren, musste Bernd zuviel bremsen, anstatt wie sonst einfach nur in einem kleinen Gang den Berg hinab zu rollen. Jetzt waren die Bremsen wohl überlastet. Um die Vorderbremsen zu entlasten bremste er ein paar Mal mit der Handbremse, was dann dazu führte, dass die ganz ihren Geist aufgab. Heute war wohl nicht unser Tag. Ganz langsam ging es nun weiter und die Reifentemperatur fiel wieder. Über San José de Chimbo ging es nach Babahoyo auf die Küstenpanamericana. Ab hier veränderte sich das Landschaftsbild vollkommen. Anstelle der kargen Hochgebirgslandschaft wieder Bananen und alle möglichen tropischen Früchte. Ein buntes Menschengewirr aller Hautfarben und Rassen lebt hier. Noch weiter unten dominiert der Reisanbau und die Häuser stehen auf Stelzen. Wir hatten uns sehr lange überlegt ob wir nach Guayaquil fahren sollten. Die größte Stadt Ecuadors gilt als extrem gefährlich und nach wie vor gibt es Reisewarnungen vom Auswärtigen Amt. Unsere Reiseliteratur besagt, dass die Stadtverwaltung von Guayaquil alles mögliche tut, um diesen Ruf los zu werden. Die Altstadt wurde durch ein extrem hohes Aufkommen von Sicherheitskräften sicherer gemacht und auch die Überfälle am hellichten Tag auf Stadtbusse sollen der Vergangenheit angehören. Uns bleibt für heute keine Wahl mehr. Weil wir so lange gebraucht haben ,werden wir die Küste auf keinen Fall mehr im Hellen erreichen und so ist unser heutiges Ziel eben Guayaquil. Über Yaquachi Nuevo erreichen wir Duran und setzen dort über die gleichnamige Brücke über die Flüsse Río Guaya und Río Duale über und landen direkt in der Altstadt. Doch wohin mit unserem WoMo? Die Hotels wollen uns entweder nicht oder wir passen nicht durch die Einfahrt. Diesmal helfen uns die Parkplatzanweiser an der Straße. Zweie gehen mit Bernd von bewachtem Parkplatz zu bewachtem Parkplatz und sie werden fündig. Rundherum mit hohen Mauern umschlossen und für die Nacht ein großes Tor, die Besitzer wohnen auch hier und die Altstadt ist fußläufig. Der Preis stimmt auch, was wollen wir noch mehr. Eine Dusche und Toilette bietet die Besitzerin uns auch an, doch wir verzichten dankend. Ein paar Autos werden hin und her geschoben und wir sind drin. Wir kriegen zwar nur noch eine Türe auf, doch was solls, Hauptsache sicher. Nun wollen wir mal ausprobieren, ob wir unbeschadet durch die Altstadt zum Malecón kommen, der Flanieruferpromenade. Polizei an allen Ecken, keine Chance für Banditen. Der erste Eindruck von Guayaquil ist hervorragend. Schöne Häuser, gepflegte Parks, kein Müll weit und breit. Der Malecón ist bevölkert von Menschen und wirklich wunderschön. Es wird dunkel und wir gehen dann doch lieber zurück zum WoMo und schlafen ausgezeichnet und sehr ruhig. In der Nacht ist kaum noch Verkehr auf der Straße. Hier der schön beleuchtete Uhrenturm auf dem Malecón. Am nächsten Morgen muss die Stadtbesichtigung erst einmal warten. Wir haben ein dringlicheres Problem, unsere nicht mehr funktionierende Handbremse. Direkt gegenüber von unserem Übernachtungsplatz hat ein Mechaniker seine "Werkstatt". Er verlegt seinen Arbeitsplatz einfach auf unseren Parkplatz und es kann losgehen. Könnte, er hat kein passendes Werkzeug. Bernd hilft so gut es geht mit unserem eigenen aus. Doch er kommt nicht an die Bremstrommel heran. Schnell findet sich fachkundiges Publikum und unter der Aufsicht von einem Polizeikomandanten ( er weist extra auf seine Uniformstreifen hin ) wird das Bremsseil verkürzt und die Handbremse tut wieder. Ist zwar im Moment nur eine Notlösung, aber wird wohl eine Weile halten. Am späten Vormittag steht einer Stadtbesichtigung nichts mehr im Wege. Zuerst wollen wir auf den Hügel Santa Ana, dem ältesten Viertel von Guayaquil. Eine Treppe mit 500 Stufen soll hinauf führen und zu allen Tageszeiten sicher sein. Wir marschieren los und finden auch eine Treppe. Die ist eng, schmutzig und die Häuser rechts und links wirken verkommen. Meine Alarmglocken schrillen. Das soll sicher sein? Doch Bernd ist schon tapfer einige Stufen hoch bevor ich mir überhaupt schlüssig bin, ob wir da rauf gehen sollen. Da kommt auch schon ein junger Mann wild gestikulierend auf mich zu. Nicht hinauf, auf keinen Fall, sonst... er macht das Gurgeldurchschneidezeichen. Ich rufe nach Bernd. Der wird gerade weiter oben von einem Mann abgefangen und die Treppe wieder runterbegleitet. Sicherheitshalber geht er noch ein paar Schritte mit und zeigt uns, wo die richtige Treppe ist, keine 300 Meter weiter. Da haben wir wohl nochmal Glück gehabt. Die Touristentreppe sieht natürlich ganz anders aus und auch die Häuser an beiden Seiten sind vom Feinsten. Auf jedem Treppenabsatz Polizisten um auf uns aufzupassen..
Trotzdem geniessen wir den schönen Aufstieg und diesmal kommen wir nicht durch die Höhe ans Schnaufen, sondern durch die topische Hitze.
Immer wieder schöne Plätze und Aussichten.
Ich habe bei Stufe 4 44 auf dem Plateau aufgegeben. Bernd ist natürlich noch die letzten 56 Stufen auf den Leuchtturm geklettert.
Doch beide hatten wir die gleiche, wunderschöne Aussicht auf die Stadt.
Nur durch ein paar Tore getrennt sahen wir aber das wirkliche Leben auf dem Huegel Santa Ana . Bernd konnte gerade noch das Foto machen, dann wurde er durch die Polizei zurückgerufen, zu gefährlich.
Ja so ist das, die Probleme der Stadt sind natuerlich nicht gelöst durch eine riesige Polizeiueberwachung. Die ärmeren Bewohner sind eben immer noch da und man kann doch davor nicht die Augen verschliessen.
Nach dem anstrengenden Aufstieg haben wir den Rest gemütlich gemacht und sind einfach nur noch durch die Stadt geschlendert.
Ein wunderschöner Ort ist der Parque Bolivar , direkt an der Kathedrale. Hier leben frei in den Bäumen ca. 300 Landleguane. Sie werden einmal am Tag von den Gemüsehändlern gefüttert und kommen dann aus den Bäumen herunter. Früher war hier nämlich ein Mangrovensumpf und die Leguane sind hier immer schon zu Hause gewesen.
Alles in allem möchten wir sagen es wäre sehr schade gewesen, hätten wir Guayaquil nicht besucht. Es ist eine wunderschöne Stadt. Der Verkehr läuft in geordneten Bahnen ( so ganz anders als in den kleineren Städten ) und als Tourist ist man hier gut bewacht und sicher , allen Warnungen zum Trotz. Allerdings haben wir in den Außenbezirken die Wohnviertel der Reichen gesehen. Eingezäunt und von Wachleuten mit Maschinenpistolen geschützt. Es ist schon schlimm, wenn man sich so verbarrikadieren muss. Doch der Gegensatz zwischen arm und reich ist hier, wie in ganz Südamerika , einfach zu krass.
Am nächsten Morgen haben wir dann noch den Parque Historico Guayaquil besucht. Dazu mussten wir wieder über die Duranbruecke zurück. Wir hatten den Eindruck, man sollte den Park als Auswärtiger nicht finden. Keinerlei Beschilderung, x mal fragen und dann endlich war er gefunden. Doch die Suche hat sich gelohnt. Er ist ein eine Kombination von einem sehr gepflegten Tierpark und einem Freilichtmuseum. Hier wieder einmal einer von den schönen Aras. Sie leben frei, ohne Kaefig und Gitter in der Anlage.
Der hier ist nicht ganz so schön. Wir finden aber, auch er ist mal ein Foto wert und vor allen Dingen viel schwerer aufzunehmen, weil er absolut nicht stillhalten will. Da war es bei der Bromelie einfacher.
Nach 2 Stunden hatten wir den Park durch und es ging weiter über Nobol und Petro Carbo Richtung Kueste.
An der Strasse ist uns auf einmal ein WoMo begegnet. Das erste seit Wochen bzw. seit Cuenca. Beide Fahrer haben sofort gebremst und angehalten. Auf offener Strecke wurde Erfahrungen ausgetauscht und so hatten wir eine Adresse für den heutigen Abend in Manta. Wir standen etwas ungünstig an einer vielbefahrenen Strasse und schnell war die Polizei vor Ort. Doch die Polizei zeigte volles Verstäendnis dafür, dass sich zwei WoMo Fahrer aus Alemania austauchen müssen und fuhr wieder davon.
An diesem Tag gab es noch einen wichtigen Stopp in Montechristi. Denn es sollte ja ein Panamahut gekauft werden. Bernd hat sich ja bisher standhaft gewehrt. Doch einen Panamahut aus Montechristi, da konnte er einfach nicht nein sagen. Ist doch Montechristi der Ort, wo das Original des Hutes herkommt. Also , der Super Fino ( sechs Monate Flechtarbeit ) hätte unsere Reisekasse gesprengt, jedoch für einen Fino hat es dann gereicht ( und zwei einfachen Sonnenhüten für mich, als Zugabe ) und das ist immerhin auch ein edles Stück .
Der Inhaber des Hutladens Señor Jose Chavez Franco war ganz stolz, dass er in einem deutschen Reiseführer steht und wollte unbedingt aufs Bild. Er erzählte uns, dass seine Hüte in einem Laden in Köln verkauft werden. Wir werden das bei Gelegenheit mal überprüfen.
Dann war nach einem langen Fahrtag endlich Manta erreicht. Die Stadt besitzt den zweitgrössten Hafen des Landes. Dank der am Vormittag erhaltenen Adresse hatten wir schnell den Platz für die Nacht am Hotel Barbasquillo gefunden. Wir standen allein auf einer schönen Wiese mit Aussicht aufs Meer. Das Hotel hatte alles zu bieten vom Pool bis Fitnessraum und wir mussten nur 10 US $ bezahlen.
WiFi war auch vorhanden und wer hat schon einen solch schoenen Computerplatz? Am nächten Tag, bei der Stadtausfahrt, kamen wir durch den Vorort Tarqui, mit einem tollen Fischmarkt. Da mussten wir natürlich sofort anhalten.
Hier wird der Fang, Thunfisch an Land gebracht.
Fisch haben wir dann auch noch gekauft und so war das Mittagessen für die nächsten Tage gesichert.
Dann kam wieder eine sehr beschwerliche Strasse auf uns zu. Über Rocafuerte, Richtung Chone und dann San Vincente ging es nach Canoa. Über die Strassenverhältnisse will ich mich nicht mehr weiter auslassen, jedoch haben wir für die 200 Kilometer 6 Stunden gebraucht.
Das Hotel Bambú hat uns dann eine Heimat für 2 Tage gegeben. Wunderschön direkt am Sandstrand gelegen, so richtig geeignet für Urlaubstage. Das Wasser hatte bestimmt 30 Grad.
Ach ja und hier ist er. Der einzigartige, originale ........... Panamahut ( oder was dachtet Ihr ? ).
Gleich haben wir uns einen dicken Sonnenbrand eingehandelt und uns zurück nach Quito gesehnt.
Es gibt in Ecuador nur vier Sorten von Strassen. Asphaltstrassen mit Schlaglöchern, Erdstrassen mit Schlaglöchern, Baustellen und Sch........baustellen. Wenn man 200 Kilometer zu fahren hat, dann findet man unter Garantie alle vier. Insbesonders im Bundesland Manabí sind die Verhältnisse grausam. Auf unserm Weg zurück nach Quito mussten wir wieder über die Berge und die Strecke spottet jeder Beschreibung. Über Jama, Pedernales, El Carmen, Santo Domingo de los Colorados ging es die Anden hinauf bis wir in Machachi wieder auf die Strasse der Vulkane trafen. Nun noch 50 Kilometer bis Quito. Wir sind um 7.00 Uhr in der Frühe gestartet und waren um 15, 30 Uhr in Quito. Wir hatten es eilig, da unser Parkplatz am Samstag um 17.00 Uhr geschlossen wird und dann das ganze Wochenende zu bleibt.
Doch wir hatten uns geirrt. Der Parkplatz schließt schon um 15.00 Uhr und wir standen vor dem Tor. Noch bevor wir uns überlegen konnten was wir nun machen, kam der Wachmann und schloss uns auf. Er kannte uns noch vom letzten Mal und wollte nur wissen wie lange wir diesmal bleiben.
Immer wenn wir raus oder rein wollten mussten wir uns abmelden und dann hat er zur vereinbarten Zeit auf uns gewartet. So konnten wir trotzt geschlossenem Platz am nächsten Morgen endlich unsere Altstadtbesichtigung machen.
Da es auch noch der letzte Sonntag im Monat war, war die Altstadt für den Autoverkehr gesperrt und nur für Radfahrer zugelassen. Was für eine Besichtigung besonders entspannend ist.
Das Taxi konnte uns gerade noch auf Umwegen in die Altstadt bringen. Mit dem Bus wollten wir nicht fahren, hatten wir doch schon von mehreren Reisenden gehört, dass sie in den Bussen um ihre Barschaft erleichtert wurden. Am Theatro Sucre haben wir den Rundgang durch die Stadt der Kirchen und Klöster begonnen. Das das einmal die Hauptstadt des Inkareiches ( neben Cusco ) war, ist leider nirgendwo mehr zu erkennen. Doch diesmal hatten die Spanier nicht die Schuld. Die Inkas selber haben ihre Stadt in Schutt und Asche gelegt um sie nicht den Spanieren überlassen zu müssen.
Dafür hatten die dann eine Menge Steine um Häuser und Kirchen zu bauen. Etwa 80 Gebäude der kolonialen Epoche sind noch erhalten und Quito gilt als die Stadt mit den größten Kunstschätzen von ganz Südamerika. Blick von der Plaza Grande ( Plaza de la Independencia ) auf die Kathedrale.
Schöne alte Häuser.
Die Virgen de Quito auf dem Panecillo wacht von oben über die Stadt.
Der Innenhof des Klosters San Francisco. Die kopfsteingepflasterte Calle La Ronda gilt als die älteste Straße der Stadt, eingerahmt von Kolonialgebäuden.
Immer wieder gibt es wunderschöne Innenhöfe zu sehen. In der Jesuitenkirche La Compañia de Jesús wurden 7 Tonnen Gold verarbeitet.
Segnung von Gläubigen vor der Kathedrale.
Blick auf die Basilica del Voto Nacional.
Danach waren wir erschlagen. Wir haben ja noch viel, viel mehr Kirchen und Klöster gesehen. Als wir sie dann nicht mehr auseinanderhalten konnten, war es Zeit mit der Besichtigung aufzuhören.
Wir sind dann einfach nur noch gebummelt ohne einen weiteren Blick in unsere Reiseliteratur.
Jetzt sind wir reif für die Insel. Montag war unser erster Weg in verschiedene Reisebüros. Leider wollten die nicht so wie wir und so machen wir unser eigenes Ding. Sprich, wir fliegen für 3 1/2 Wochen auf die Galapagos Inseln und reisen auf eigene Faust von Insel zu Insel.
Ein Flug für Mittwoch war schnell gebucht.
In Baños hatten wir Ricardo kennen gelernt. Dessen Vater Rei hat ein Haus mit Grundstück in Quito und Platz für unseren Burro.
Doch zuerst war noch ein Termin in der IVECO Werkstatt fällig. Den ganzen Dienstag haben wir dann dort verbracht um die Handbremse neu belegen und das Öl im Differenzialgetriebe wechseln zu lassen.
Jetzt waren nur noch die Koffer zu packen. Die letzte Nacht in Quito haben wir am Haus von Rei verbracht . Gut versorgt von Rei und nach einem netten Abend in seinem Haus, hat Rei uns am Mitwoch, den 28.01. zum Flughafen gefahren.
Also demnächst neue Berichte von den Inseln.

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