Erst am späten Nachmittag entschließen wir uns weiter zu fahren. Wir erreichen den vorgesehenen Stellplatz in Kansk nur um dort zu erfahren, dass wir noch ein ein paar Kilometer weiter müssen. Der Platz ist nämlich so hässlich, dass Sigrid und Manfred auf eigene Faust etwas besseres gesucht haben und nun fährt die Gruppe einfach weiter zu einem Waldweg mit Aussicht auf den Ort. Dort stehen wir allemal hübscher und vermeintlich ruhiger. Doch auch hier kommt so mancher Einheimische vorbei und ist begeistert von den WoMo´s. Es gibt so allerlei Geschenke, von Honigwaben bis hin zu einem riesigen Blumenstrauß, der aus lauter Frauenschuh-Orchideen besteht. Das tut uns irgendwie in der Seele weh, doch da er einmal abgepflückt ist können wir nur hoffen, dass die hier nicht vom Aussterben bedroht sind und auf der Roten Liste stehen. In der Nacht allerdings bzw. in den frühen Morgenstunden werden wir von Jugendlichen mit Musik beschallt. Die finden den Platz nämlich auch schön für ihre nächtlichen Partys.
Die 280 Kilometer bis zu dem Dörfchen Uk fordern heute wieder unsere volle Konzentration, denn anscheinend scheint man in Sibirien davon besessen zu sein alle Straßen zu erneuern. Dafür ist der Stellplatz auf dem Gelände eines Forsthauses aber um so schöner. Hier können wir dann auch einmal in Ruhe einen Ziehbrunnen ausprobieren.
Später im Dorf sehen wir noch die verschiedensten Ausführungen. Sie werden alle benutzt, denn Wasserleitungen sind durchaus nicht so selbstverständlich wie bei uns.
Eine Rampe zur Autoreparatur auf einer Wiese und im übrigen auch auf vielen öffentlichen Parkflächen ist bei den hiesigen Straßenverhältnissen sinnvoll.
Uk macht in seiner Gesamtheit einen überaus gepflegten Eindruck. Insbesondere die Zäune und Fensterläden sind liebevoll in allen möglichen Farben gestrichen.
Blau in allen Schattierungen ist eine der beliebtesten Farbe und ein Lenin-Denkmal gehört natürlich auch dazu.
Die Brücke macht keinen vertrauenerweckenden Eindruck mehr auf uns. Da ist es gut das es noch eine zweite Fahrspur gibt.
Friedhöfe wirken oft verwildert, sind aber immer so bunt als wären sie in einem Farbkasten gefallen.
Die Natur will da auch nicht zurück stehen und zeigt uns in den zwei Sommermonaten Sibiriens was sie zu leisten im Stande ist. Von Akelei
bis hin zu Vergissmeinnicht. Unsere Augen wissen gar nicht wo sie zuerst hinschauen sollen.
Wenn das nur auf den Straßen auch so wäre. Wir empfinden den heutigen Fahrtag mit seinen 280 Kilometern bis Sima als ausgesprochen quälend. Was hauptsächlich an 30 Kilometern Baustelle liegt. Es staubt dermaßen, dass wir oft nur noch im Blindflug fahren. Weswegen wir auch kein Fenster öffnen können und der Hitze wegen fast zerfließen. Außerdem bildet sich im Innenraum eine dicke Staubschicht. Nichts desto Trotz werden wir in den Kurven, von rechts oder von links überholt und natürlich auch bei Gegenverkehr.
Weil der Platz bei Sima nicht so recht geeignet ist fahren wir noch weitere 50 Kilometer bis zu einer Wiese bei Salari. Dort fallen wir regelrecht erschöpft direkt aus dem WoMo in den Liegestuhl und würden am liebsten die nächsten Tage diese Stellung beibehalten
zumal ein Birkenwald als Schattenspender dient und uns das viele Grün nach dem Staubgrau des Tages einfach nur gut tut.
Kaum sind wir eingerichtet, kommt die örtliche Polizei mit zwei Fahrzeugen angefahren um zu sehen was sich da für „fahrendes Volk“ eingefunden hat. Sie geben grünes Licht und wir sind willkommen. Lediglich der für heute geplante Gruppen-Grillabend muss ausfallen, denn wegen Brandgefahr darf kein Feuer gemacht werden.
Wir sind jetzt einen Monat geführt unterwegs und es kommt uns im Moment vor wie ein halbes Jahr bei all dem strammen Programm und den vielen gefahrenen Kilometern. So können wir von Erholung auf der grünen Wiese nur träumen und ab geht es in die 590.000 Einwohnern zählende Hauptstadt Ostsibiriens nach Irkutsk. Sie liegt an der Mündung des Flusses Iskut sowie an der Angara, dem einzigen Ausfluss des Baikalsees. Irkutsk trägt den Beinamen „Paris Sibiriens“, was natürlich maßlos übertrieben ist, dennoch hat die Universitätsstadt reichlich Flair. Alleine schon wenn man bedenkt das hier die meiste Zeit des Jahres tiefster Winter herrscht und Temperaturen von -25° durchaus Normalzustand sind. Unser Stellplatz am Hotel Irkutsk liegt fußläufig zum Zentrum und so verzichten wir auf die obligatorische Stadtführung und machen uns lieber alleine zu einem gemütlichen Bummel auf. Den Raupen bleibt auch nur eine kurze Zeit um sich vollzufressen und entsprechende sehen die Bäume an der Uferpromenade aus.
Der Bahnhof der Stadt ist ein bei Touristen beliebter Endpunkt der Transsib, da Irkutsk noch einige gut erhaltene Gebäude aus dem 19. Jahrhundert vorzuweisen hat. Es gibt endlich einmal nette kleine Geschäfte und so leert sich unser Geldbeutel hier recht schnell, zumal die Preise in den Restaurants und Cafés durchaus Moskauer Niveau erreichen.
Zwar sind es jetzt bis zum Baikalsee nur noch 65 Kilometer, wir jedoch wollen auf die Insel Olchon. Bisher haben wir, mal abgesehen von Vögeln, überhaupt keine Wildtiere entdecken können. So sind wir über die neugierigen Erdhörnchen mehr als erfreut.
Was wir dann über die letzten Kilometer bis zur Fähre nicht mehr sagen können, denn die sind mal wieder nur Aufmerksamkeit fordernde Piste. Fast geht dabei die schöne Landschaft ringsherum mit den Restschneefeldern unter.
Dann endlich liegt sie vor uns die „Perle Sibiriens“ oder das „Heilige Meer“ wie die Einheimischen ihn nennen, der Baikalsee. Er ist mit 1.624 m der tiefste See der Erde und er enthält ein Fünftel der Süßwasserreserven der Welt (480 mal so viel wie der Bodensee). Er hat mehr als 300 Zuflüsse und man sagt die Angara müsste 400 Jahre lang fließen um ihn vollständig zu entleeren. Seine Uferlänge beträgt 2.125 Kilometern und er misst an seiner breitesten Stelle 85 Kilometer. Dass seine Uferregionen UNESCO Welterbe sind versteht sich dabei wohl von selber. Allerdings gibt es auch einige Umweltprobleme wie die Papierfabrik bei Beikalsk, die teilweise ungenehmigte Bebauung mit großen Villen durch neureiche Russen, sowie das unkontrollierte Abholzen der Wälder im großen Stil. Für uns sind alle Strapazen jetzt vergessen: 6.250 Kilometer Luftlinie von zu Hause und ca. 12.000 gefahrene Kilometer auf der Strecke nur für diesen Augenblick mit Gänsehautgefühl.
Obschon wir das zweite Fahrzeug aus der Gruppe am Fähranleger nach Olchon sind, warten wir noch zwei Stunden bis wir endlich auf die Fähre dürfen. Die Einheimischen haben nämlich Vorrang bei der Verschiffung und heute sind auch noch Straßenbaumaschinen mit dabei. So kommt nur der schwere MAN aus unserer Gruppe mit der ersten Fuhre rüber. Wir unterhalten uns derweil mit einer deutschen Touristengruppen, die mit der Transsib unterwegs waren und jetzt auch ein paar Tage auf Olchon bleiben. Ein Fahrzeug aus der Gruppe hat ein Problem mit der Bremse und bleibt gleich hier am Fähranleger stehen in der Hoffnung, dass Tsyren es reparieren kann. So lassen wir das erste Mal auf der Tour ein Fahrzeug und seine Besatzung mit einem Teil der Reiseleitung zurück. Dann sind wir dran und insgesamt braucht es vier Touren bis alle auf der Insel sind.
Olchon ist 72 km lang und durchschnittlich 10 Kilometer breit. Besiedelt wird die Insel hauptsächlich von dem Volksstamm der Burjaten, eine mit den Mongolen verwandte Ethnie und die größte nationale Minderheit in Sibirien. Auf Olchon gibt es erst seit 2005 Strom und eine Mobilfunkantenne, aber keine Wasserleitung und erst recht keine asphaltierten Straßen. So müssen wir auf Schotter bzw. übler Sandpiste noch etwa 20 Kilometer zurücklegen, dann haben wir unser Ziel erreicht, eine Wiese direkt an den Klippen zum See. Hier können wir uns ausbreiten und die traumhafte Aussicht auf ein paar Tage Ruhe sowie die Landschaft genießen. Einzig und alleine die unzähligen Mücken nerven ein wenig. In der Nacht dann gibt es ein heftiges Gewitter mit Sturm und ich veranlasse Bernd von den Klippen weg und etwas mehr auf das Hinterland zu fahren. Morgens ist alles mystisch von Nebel umgeben und wir nehmen unseren Logenplatz auf den Klippen wieder ein. Ein weiteres Fahrzeug hat Probleme, diesmal ist es die Kupplung und muss zurück aufs Festland. Hoffentlich geht das nicht so weiter.
Auf den ersten Blick scheint es hier recht Vegetationsarm zu sein, was sich aber bei näherem Hinsehen als großer Irrtum erweist. Von Steinwurz
bis hin zu feinster Blütenpracht der gelben Iris
gelbem Mohn (roten Mohn haben wir bisher noch keinen gesehen)
Lippenblütler mit Besucher
Küchenschellen
und irgendwelchen Distelarten ist alles vertreten. Nur eben viel kleiner und feiner als gewohnt.
Das Wasser ist zu kalt zum schwimmen (maximal 8°). So bauen uns die heimischen Führer eine landestypische Sauna auf, die auch von einigen genutzt wird oder aber wir machen Spaziergänge und sammeln Steine. Die sind hier fast so bunt wie die Blumen. Am meisten Freude bereitet uns aber die Beobachtung der Baikalrobben (eine der zwei Robbenarten die in Süßwasser vorkommen), die ab und an aus dem Wasser lugen, sich aber einfach nicht fotografieren lassen wollen. Wir haben endlich einmal Zeit und Bernd backt ein Vollkornbrot in unserem Backofen. Alleine schon der Duft lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Obschon es uns an Brot bisher nicht gemangelt hat, dass russische Brot ist durchaus gut und schmackhaft. Beim Frühstück am nächsten Morgen passiert es dann, Bernd beißt in die knusprige Kruste und bricht sich einen Backenzahn ab. Die Zähne sind auf dieser Reise wohl unser Schicksal. Für uns heißt das zurück nach Irkutsk, denn auf der Insel gibt es keinen Zahnarzt. Doch heute wollen wir nicht daran denken und noch ein wenig die Insel genießen. Zu Mittag essen wir frisch geräucherten Omul, einen schmackhaften Fisch den es nur im Baikalsee gibt. Danach bekommen wir Besuch von einem Schamanen. Zur Einstimmung dürfen wir an Kräutern und Hölzern schnuppern und bekommen verschiedene Klanggeräte vorgeführt. Er beantwortet unsere Fragen und sieht sich eher als Priester, denn als Heiler.
Krankheiten werden heute von Ärzten behandelt und nur wenn diese nicht mehr weiter wissen kommt der Schamane ins Spiel um die Verbindung mit den Ahnen herzustellen, die bei den Burjaten eine große Rolle zu spielen scheinen. Der modernen Schamane hat studiert und die Welt bereist. Er verteilt Visitenkarten, ist demnächst auf einem Kongress in Deutschland anzutreffen und stellt sich bereitwillig fürs Foto zur Verfügung.
Anstelle der nun für alle anstehen Bootsfahrt fahren Bernd, Pedru und ich nun mit unserem Burro etwas auf der Insel umher, da wir nicht wissen wann Bernd den Zahnarzttermin hat und ob er die morgige Ganztagesrundfahrt noch mitmachen kann. Die Pisten bis nach Chuschir, dem einzigen nennenswerten Ort auf der Insel ist grottenschlecht und ab und an weichen wir auf die parallel verlaufende Sandpiste aus um wenigstens ein bisschen Ruhe in den Innenraum zu bekommen. Trotzdem genießen wir die schöne Aussicht auf das Umland. Nicht umsonst steht in den Reiseführern das Olchon der schönste Teil von Sibirien ist.
Am für die Burjaten heiligen Schamanenfelsen angekommen, können wir uns einfach nicht entscheiden von wo aus der schönste Anblick ist, entweder der Fels alleine
oder mit der Bucht im Vordergrund.
Auf der Rückfahrt übersieht Bernd einen großen Stein, ausgerechnet in dem Hang, den er sich für die Überfahrt von der Sandstraße zur Piste ausgesucht hat. Wir knallen hörbar auf, doch im Moment können wir aufatmen, es scheint nichts weiter passiert zu sein. Lediglich unsere rückwärtige Stoßstange hat noch einen Riss mehr als vorher (was wir aber erst bei der Ankunft auf unserem Stellplatz bemerken).
Für die 50 Kilometer hin- und zurück, einschließlich Besichtigung haben wir 3 ½ Stunden gebraucht und so sind wir einigermaßen platt für heute und verschieben alles Weitere auf Morgen. Dazu kommt es dann nicht mehr, denn kaum haben wir es uns nach dem Frühstück auf unseren Stühlen bequem gemacht, kommt Sascha mit der Mitteilung, dass Bernd morgen früh um 10.00 Uhr in Irkutsk einen Zahnarzttermin hat. Also packen wir alles schnell ein, nicht einmal verabschieden können wir uns, denn die Gruppe ist bereits auf Inselbesichtigungstour. Schnell noch ein Bild auf das vorgelagerte kleine Inselchen mit der zu Ehren des Dalai Lama Besuches errichteten Stupa (Symbol für Buddha und Dharma) und dann so long Olchon!
Wieder auf der Rüttelpiste zum Fähranleger. Diesmal haben wir Glück, die Fähre wollte gerade ablegen und wartet noch auf uns. Auf der anderen Seite ist die Baustelle immer noch Baustelle und wir werfen einen letzter sehnsüchtigen Blick zurück.
Irgendwo auf der Strecke treffen wir dann die zwei Havaristen und ein Teamfahrzeug wieder. Eine Stunde halten wir uns noch bei ihnen auf, dann machen wir uns auf den Weg nach Irkutsk, wo wir hoffentlich heute Abend alle am Hotelparkplatz vereint sein werden.
An einem der buddhistischen Heiligtümern unterwegs halten wir für eine Rast an. Die genaue Bedeutung der Bänder kennen wir nicht. Manchmal sind sie nur einfach farbig und manchmal mit Worten versehen. Die leeren Flaschen ringsumher weisen aber darauf hin, dass den Göttern oder sich selber reichlich Alkohol gespendet wurde.
Riesige Herden von Pferden weiden am Wegesrand und wir müssen aufpassen, dass sie uns nicht vor das WoMo laufen, denn Zäune gibt es auf der Strecke keine.
In Irkutsk wird uns am Hotel gleich die Schranke geöffnet. Wir sind bereits angemeldet. Am Abend kommen dann noch die Havaristen, Mückengeschädigte und der Teamwagen. Zwischenzeitlich sind wir schon 6 Fahrzeuge hier. Bernd´s Termin beim Zahnarzt am nächsten Morgen klappt reibungslos. Nach zwei Stunden kann er wieder beißen. Der Zahnarzt kann es sich nicht verkneifen zu Bernd´s Amalgamfüllungen die Bemerkung zu machen: Er wüsste gar nicht das es in Europa noch solche Füllungen gibt! Sag mal einer was gegen den Fortschritt in Russland. Wir machen aus der Not eine Tugend und lassen unsere Bettwäsche in der Hotelwäscherei waschen, schreiben und setzen den längst überfälligen Blog ins Internet und putzen endlich mal den Staub der letzten Tage aus dem WoMo. So gerüstet fahren wir tags darauf wieder der Gruppe entgegen. Beim ersten Tankstopp gibt es dann ein böses Erwachen. Bernd bekommt den Tankdeckel nicht auf. War er beim letzten mal Tanken etwa so kräftig? Er muss die große Rohrzange nehmen. Als dann der Tank voll ist bekommt er ihn nicht mehr verschlossen. Warum weiß er im Moment noch nicht, also muss eine Plastiktüte für den provisorischen Verschluss herhalten. Nichts desto Trotz besuchen wir noch das auf der Strecke liegende Freilichtmuseum Talzy. Das zum größten Teil aus den Gebäuden von Ortschaften besteht, die für Staudämme geflutet wurden. Hübsch gelegen auf einer Anhöhe über der Angora sehen wir hier z. B. die Gerätschaften zum Handmahlen von Getreide.
Wieder eine schöne Art von geschnitzten Fensterläden- und Rahmen. Überhaupt diente das im Stil eines sibirischen Dorfes errichtete Museum schon in vielen historischen Filmen als Kulisse.
Die Kirche stammt aus Nischni-Ilimsk und wurde im 18./19. Jahrhundert ohne einen einzigen Nagel errichtet.
Das hier frei herum laufende Rentier hat sich wegen des Besucherrummels in einer Hütte versteckt.
Bernd´s Hauptaugenmerk gilt natürlich mal wieder dem Schulgebäude.
Es gibt ein Burjatenviertel mit großem Zelt,
ein Kamel
und Wohnbeispiele, hier eine Hütte für die junge Familie.
Zum Schluss geraten wir noch angelockt durch Musik und Tanz in eine echte Hochzeitgesellschaft und als die heraus bekommen das wir Deutsche sind, wollen sie uns nicht mehr weglassen. Wir sollen auf das Hochzeitspaar trinken und tanzen und uns dazu gesellen. Nur mit viel Mühe gelingt es uns weg zu schleichen, denn mittlerweile hat sich ein ganzer Pulk um uns gebildet und keiner kann verstehen, dass man wegen ein bisschen Autofahrt keinen Alkohol trinken will (Hatte ich schon erwähnt das in Russland die 0 Promille Grenze gilt?).
So erreichen wir erst gegen 18.00 Uhr den Stellplatz am Hotel Baikal in Listwjanka und somit wieder die Gruppe. Bernd und Tsyren legen sich sogleich unters WoMo um nach unserm Tankproblem zu sehen. Der Aufprall auf den großen Stein auf Olchon hat die Tankaufhängung nach oben gedrückt und trotz aller Bemühungen bekommen die beiden sie nicht mehr nach unten. Gegen 21.00 Uhr geben sie gefrustet auf und verschieben die Lösung des Problems auf den nächsten Morgen. Bernd hatte eine schlechte Nacht und danach beschlossen zurück nach Irkutsk und in eine Werkstatt zu fahren. Wir machen noch die Besichtigung im Limnologischen Institut mit, wo es eine sehr lehrreiche Führung (allerdings nur in russisch, und wegen des starken Andrangs wird unsere Gruppe Zweigeteilt und Dima sowie Artem machen die Übersetzer für uns) durch die Flora und Fauna der Baikalregion gibt.
Ein simulierter Tauchgang bringt uns auf den Grund des Baikalsees und ein Gang durch den Garten der Pflanzenwelt näher.
Natürlich haben sie auch zwei Baikalrobben hier und so kommen wir doch noch zu unserem Foto.
Danach bewegen wir uns wieder zurück nach Irkutsk, wo sich zwischenzeitlich noch ein Paar mit einer kaputten Seitenscheibe ( unerklärlich gerissen bei einer Rundfahrt auf Olchon) eingefunden hat und bei einem weiteres Paar ist ein Arztbesuch fällig. Gut das das alles jetzt passiert, wo die Gruppe kreuz und quer um den Baikalsees fährt. So haben wir wenigstens keine größeren Probleme irgendwann den Anschluss wieder zu schaffen. Mittlerweile haben sich auch Sascha, Tsyren und Dima hier eingefunden, um uns bei allen Problemen sprachlich und organisatorisch zur Seite zu stehen. Am Morgen fahren drei Fahrzeuge (einschließlich Burro) in die Scania Werkstatt. Maren war zwischenzeitlich kurz zu einer Familienfeier in Deutschland und hat alle gewünschten Ersatzteile im Flugzeug mitgebracht. Die Scheibe wird repariert und die Ersten können wieder den Anschluss finden. Ich nutze die Zeit im Hotel für das Internet, Tagebuch auf Vordermann bringen und schon den nächsten Blog vorzubereiten. Dann nehme ich mir um 16.00 Uhr eine Massage und wünschte Bernd käme irgendwann mal zurück. Was dann auch geschieht, nur nicht mit dem gewünschten Erfolg. Nur ein WoMo wurde repariert, ist aber immer noch in der Werkstatt. Bei dem zweiten war nicht die Kupplung, sondern die Schwungscheibe kaputt. So haben sie jetzt das falsche Ersatzteil. Das richtige liefert der ADAC in ein paar Tagen nach Ulan Bator in die Mongolei. So lange muss es eben mit der kaputten Schwungscheibe weiter gehen. Bernd ist überhaupt nicht dran gekommen und dennoch erstaunlich ruhig. Gegen 20.00 Uhr sind wir sechs „Ausgestoßenen“ wieder auf dem Hotelparkplatz vereint und gehen zwecks Frustabbau erst mal Essen. Denn spätestens jetzt ist uns klar, dass wir die Arschan Berge nicht mehr erreichen. Erst viel später kommt auch noch die Reiseleitung dazu. Morgen um 9.00 Uhr hat Bernd einen festen Termin in der Werkstatt. Schon um 7.30 Uhr fahren wir los, da Bernd gestern Abend im Berufsverkehr anderthalb Stunden für die 11 Kilometer durch die Stadt gebraucht hat. Als die Werkstatt öffnet sind wir wieder zu drei Fahrzeugen, zuzüglich Reiseleitung. Peter hat immer noch Probleme mit seiner Bremse und will das noch einmal überprüft wissen. Wir haben das volle Programm, nicht nur die Tankbefestigung ist hochgedrückt, auch die Spurstange hat sich verzogen, der Motorschutz ist verbeult und einen Riss im Auspuff gibt es noch gratis dazu. Da kann ich nur sagen bingo! Wir halten die Luft an, als das Werkstattteam unter einer schweren Presse die Spurstange, sowie den Motorschutz wieder gerade drückt. Offensichtlich scheinen sie selber misstrauisch zu sein ob es wohl klappt, weil sie sich alle drumherum versammeln.
Sonnen kann man sich überall. Wozu brauchen wir einen Strand?
Mittags essen wir noch alle gemeinsam in der naheliegenden Imbissbude, dann machen sich die beiden anderen Fahrzeuge auf die Strecke. Sie wollen den halben Weg bis Babuschkin fahren und dann einfach irgendwo am Baikalsee übernachten bzw. auf uns warten. Wir wissen gar nicht ob wir Sascha, Dima und Tsyren bewundern oder bedauern sollen, denn sie bleiben tatsächlich den ganzen langen Tag tapfer bei bei uns. Um 20.00 Uhr ist es endlich soweit, Burro ist heil und wir wieder on tour. Die Reiseleitung fährt nach Arschan, wir Richtung Babuschkin. Wegen der späten Stunde haben wir die Straße fast für uns alleine und können so wenigsten noch die schöne Landschaft um uns herum genießen. Jetzt geht es ständig bergauf- und bergab, zeitweise erreichen wir eine Höhe von 1.000 Metern und obschon es selbst zur späten Stunde immer noch warm ist, sehen wir unter einer verfallenen Brücke dicke Eisschollen. Was uns doch einigermaßen verwundert.
Dann kommt eine lange, steile Abfahrt an deren Ende wir Kultuk und somit wieder den Baikalsee erreicht haben. Dank zwischenzeitlich per SMS übermittelten Koordinaten treffen wir unsere „Leidensgenossen“ schon fast schlafend, denn immerhin ist es jetzt nach 22.00 Uhr, direkt am Seeufer an. Da brauchen wir uns nur noch dazu zu gesellen für eine ruhige Nacht. Da wir es am Morgen ruhig angehen lassen, bricht auf einmal die allgemeine WoMo-Putzsucht aus und ausnahmsweise werden wir mal angesteckt, denn wo können wird schon ohne Leiter wirken?
In Babuschkin trudeln dann irgendwann alle aus der Gruppe ein und wieder haben wir einen Platz direkt am See neben einem herunter gekommenen Leuchtturm, der offensichtlich schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb ist.
Beim abendlichen Meeting mit dem Ortsbürgermeister sind wir nach langer Zeit wieder mal vereint. Die Reiseleitung ist offensichtlich froh so kurz vor dem Grenzübertritt in die Mongolei ihre Schäfchen beisammen zu haben. Der Bürgermeister berichtet uns über das Leben und die Zukunftsträume in seiner Gemeinde und auch viele rein politische Fragen stehen zur Debatte. Im übrigen ist der Hauptarbeitgeber die Bahn und das sehen und hören wir auch so. Ständig rattern Güterzüge vollbeladen auf dem Weg von und nach China an unserem Stellplatz vorbei. Überhaupt ist der Bahnverkehr nicht im geringsten mit dem bei uns zu vergleichen. Wegen der wenigen und zudem meist schlechten Straßenverbindungen rollen die Züge Tag und Nacht und das auch noch immer in Ufernähe.
Auf dem Weg nach Ulan Ude sehen wir beileibe nicht das erste Mal einen verunglückten LKW samt Ladung im Straßengraben. Hier wird schon mit der Bergung begonnen.
Wir folgen dem Lauf der Selenga, die bereits in der Mongolei entspringt und hier ein beeindruckendes Flussdelta gebildet hat. Wir hoffen auf reichhaltige Tierwelt, aber wie schon die gesamte Zeit ist davon weit und breit keine Spur zu sehen. Da sind wir schon ganz stolz auf den Anblick von zwei Jungfernkranichen.
Ulan Udé die Hauptstadt der Republik Burjatien ist unsere letzte Großstadt in Russland. Trotzt ihrer lediglich 400.000 Einwohner ist der Straßenverkehr wieder einmal enorm und die Straßenführung vereinzelt etwas verwirrend. Daher sind wir froh, etwa 7 Kilometer außerhalb des Zentrums in einer Anlage mit vielen Bäumen und vor allem Schatten unseren Stellplatz zu finden. Dort feiern wir am Abend den Geburtstag von Sascha.
Ruhe bekommen wir keine, denn bis 2.00 Uhr morgens dröhnt laute Disco-Musik über den Platz. Da gehen ein paar von uns doch lieber gleich mit dorthin. In der Disco herrscht chronischer Männermangel und so müssen die netten jungen Damen eben alleine tanzen.
Um 3.45 Uhr in der Frühe wird dann auch noch das Fußballspiel Italien/Deutschland auf einer Großleinwand übertragen und das muss dann auch noch angesehen werden. Mich kann das aber nicht locken, mir ist der Schlaf lieber und als Bernd durchgefroren wieder zurück ist und Deutschland zudem noch verloren hat, weiß ich das ich nichts verpasst habe. Auf die Stadtführung am Morgen verzichten wir dann wegen Schlafmangels gleich ganz. Außerdem müssen wir uns darum kümmern unseren TÜV-Bericht aus Deutschland zu bekommen, da der neuerdings bei der Einreise nach China gebraucht wird. Dank unserer lieben Freundin Christel, der Nachbarschaft und des Internets haben wir ihn noch am gleichen Tag vorliegen und so wieder mal eine Sorge weniger.
Aus
dem Feiern kommen wir nicht heraus, denn wir haben heute noch das
Russland-Abschiedsessen. Das beginnt ganz Stilvoll mit Sekt, geht
über in eine tolle Vorspeisenauswahl und ist mit Dessert und Kaffee
noch lange nicht zu Ende. Weil wieder Disco ist, gehen wir
anschließend auch noch Tanzen.
Bevor
wir uns nun endgültig zur mongolischen Grenze aufmachen, besuchen
wir noch das Freilichtmuseum, welches in unmittelbarer Nähe zum
Stellplatz liegt. Diese Art von Hoftor ist selbst für das Museum ein
besonderes Stück, da es nicht mehr sehr viele davon gibt.
Bei der Innenausstattung der Häuser sticht uns besonders diese Wiege ins
Auge.
Bei
der Samowarausstellung fällt uns ein, dass wir es nun wohl verpasst
haben uns ein solches Exemplar als Souvenir mitzunehmen.
Noch
220 Kilometer und wir sind an der mongolischen Grenze. Dort
versammeln wir uns für die Nacht, um dann gemeinsam am frühen
Morgen den Grenzübertritt zu meistern. Mal sehen ob wir diesmal
schneller sind als beim letzen Mal.
1 Kommentar:
Liebe Jutta & lieber Bernd,
schöne Reiseberichte, toll das wir daran teilhaben können.
Ja Sibirien ist eine kleine Herausforderung...wie wir Euch(in NZ) berichteten, waren wir mit den Rädern auf Olchon :-)...
Weiterhin gute Fahrt & beste Gesundheit ! Jana & Arndt
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